Toto
"40 Trips Around The Sun"-Welttournee 2018 live in Offenbach
Konzertbericht
An einem eiskalten ersten Frühlingstag findet das ausverkaufte Konzert von Toto in der Stadthalle Offenbach statt. Glück für die Fans: der Einlass ist hervorragend organisiert, die Einlasszeiten auf ein Minimum reduziert. Im Foyer und an der Gaderobe ist entspannt viel Platz. Das Abgeben der Jacke passiert schnell und unkompliziert. Im Foyer befindet sich auch ein kleiner Imbissbereich, so daß auch für hungriges und durstiges Publikum gut gesorgt ist.
Das Publikum ist auffallend durchmischt: Personen allen Alters, Anzug neben Dreadlocks, viele Pärchen. Für das Gefühl, an einer großen Familienfeier teilzunehmen, fehlen nur noch die Kinder und Babys.
Die ganze Konzerthalle selber ist dicht mit Stehpublikum gefüllt. An den dichtgedrängten Fans vorbei nach vorne in die Nähe der Bühne zu kommen ist eine Viertelstunde vor Konzertbeginn nicht mehr möglich. Nur im hinteren Saalbereich und auf den bestuhlten Rängen ist noch Luft. Security-Personal sorgt dafür, daß nur der befugte Personenkreis die Ränge betritt. Die Technik ist augenscheinlich guter Standard: zwei große Line-Arrays an den Bühnenseiten, Licht- und Tonsteuerung in der Saalmitte.
Galerie mit 20 Bildern: ToTo - "40 Trips Around The Sun"-Welttournee 2018
Die Show soll um 20h beginnen, und das tut sie zuverlässig. Ab jetzt wird es seltsam. Der erste Song „Alone“ brandet ins Publikum, aber die Melodieinstrumente verschwimmen zu einem Soundbrei, und der Frontmann Joseph Williams ist schlecht zu vernehmen. Die Technik greift zwar ein, aber der Sound bleibt das gesamte Konzert über indifferent und wirkt für die Halle zu laut. Auffällig: Bass und Bassdrum sind einerseits schwer durchzuhören und unkonturiert, knallen aber voll in die Magengrube. Der Blick in ein (unkalibriertes) Spektrometer verrät: trennscharf unterhalb von 100hz ist der Pegel ca. 10db lauter, die Subwoofer sind scheinbar recht großzügig aufgedreht.
Von hinteren Bereich des Saals aus ist die Sicht auf die Bühne selbst für normalgroße Personen schlecht. Kleingewachsenere Personen sehen bestenfalls die Köpfe oder nur die zugegebenermassen gute Lightshow. Das ist schade, denn die Musiker liefern eine handwerklich großartige Performance und spielen volle 140 Minuten ohne Pause. Allein: das Publikum wirkt seltsam uninspiriert, es klatscht verhalten, wenige singen die Songs mit, der Funke springt nicht über. Auch auf den löchrig besetzten Rängen scheint sich so etwas wie Lethargie breitzumachen. Nur ein recht großer harter Kern vor der Bühne feiert dafür aber umso intensiver die Band und verbessert die Saalstimmung erheblich.
Sicherlich hat der Veranstalter die für dieses Venue zugelassene Personenanzahl eingehalten, aber das Publikum ist in der drangvollen Enge der Halle unentspannt und reagiert auch zum Teil aggressiv, wenn andere Personen vorbei möchten, z.B. um sich im Foyer ein Getränk zu holen oder es im Untergeschoß in den von Reinigungspersonal zuverlässig gepflegten Toiletten zurückzulassen. Im Foyer ist die Stimmung deutlich entspannter und die Lautstärke erträglicher. Der Eindruck aber, daß das Publikum nicht mitgeht, bleibt über das ganze Set und erhärtet sich, als nach dem offiziell letzten Song „Africa“ und noch vor der Zugabe das Publikum schon anfängt, die Stadthalle zu verlassen…
Fazit: Toto ist eine bühnenerfahrene Band. Kenner wissen, was sie bekommen, und das hat Toto an diesem Abend auch bewährt und zuverlässig geliefert. Aber: die drangvolle Enge im Saal und die möglicherweise zu hohe Lautstärke machen dem Publikum scheinbar einen Stress, der das Konzerterlebnis beeinträchtigt. Die wirklich wunderschöne Zugabe „The Road Goes On“ bleibt dem standhafteren Teil des Publikums vorbehalten.
Setlist:
- Alone
- Hold the Line
- Lovers in the Night
- Spanish Sea
- I Will Remember
- English Eyes
- Jake to the Bone
- Lea
- Rosanna
- Miss Sun
- Georgy Porgy
- Human Nature
- Holyanna
- No Love
- Mushanga
- Stop Loving You
- Girl Goodbye
- Angela
- Lion
- Dune
- While My Guitar Gently Weeps
- Make Believe
- Africa
Encore:
- The Road Goes On
Text: Michael Herchenroeder
Fotos: Thomas von Schaewen
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Ich kann den Bericht von Michael nur teilweise nachvollziehen. Ich war selbst dort und hatte glücklicherweise einen Stitzplatz in den ausverkauften, picke packe vollen Rängen. Welch ein Glück für mich. Denn im Parkett kam es zu teilweise unschönen, tumultartigen Szenen (inkl. Bierduschen gewollt oder ungewollt), welche ich mir genüßlich von oben anschauen konnte.
Diese Halle ist einfach in die Jahre gekommen und für solche großen Ereignisse nicht mehr zeitgemäß. Wenn hunderte Leute im Foyer stehen müssen, weil andere einfach in der Mitte der Halle stehen bleiben, ist natürlich kein weiterkommen auf die andere mäßig gefüllte gegenüberliegende Seite nicht mehr möglich. So viel zu den Räumlichkeiten.
Nun zum Sound: hier bin ich vollkommen anderer Meinung. Das lag dann wohl an der erhöhten Position, als unten beim schnöden Fussvolk 😉 (hat mich auch 20 Ocken mehr gekostet). So einen geilen Klang hatte ich in diesem Schuppen schon ewig nicht mehr gehört. Glasklar jeder Anschlag vom Piano, oder die Bassline, oder Lenny Castro, das Picking von Lukather…einwandfrei ! Vielleicht wäre es besser gewesen Hrn. Williams alle Songs singen zu lassen (geht ja nicht mehr aus bekannten Gründen). Lautstärke: Wenn ich meinen Fernseher auf Zimmerlautstärke aufdrehe ist der immer noch lauter, wie das was dort abging. Nee, daß war zu leise, viel zu leise.
Stimmung, wie meistens in Frankfurt und Umgebung bei solchen Konzerten, eher mäßig. Die Rhein-Main-ler sind schwierig in Stimmung zu bringen. Fragt einfach mal bei ein paar Bands nach die da so in den Gefilden auftreten.
Mir fehlten einige Songs im Set, da hätte man durchaus auf Dune oder die gently guitar verzichten können. Aber dann würde das Konzert wahrscheinlich 2 Tage dauern bis alles durch ist. Da hab ich wohl Pech gehabt und muss mich mit Konserven in den nächsten Jahren zufrieden geben. Ja, es gab auch Schmankerl z.b. ‚Miss Sun‘ und launig Ansagen der Protagonisten vorne auf der Rampe.
ABER: Respekt an die Herren, daß Sie etwas über 2 Std. durchgezogen haben.
Das war ein hochqualitativer Auftritt von TOTO. hab die Jungens in den guten alten 80ern schon gesehen, was leider zu Heute kein Vergleich mehr darstellt. Trotzdem hat’s Spass gemacht und wer weiß wann TOTO hier nochmal auftauchen werden.