Nocte Obducta
Totholz Tour 2017

Konzertbericht

Billing: Nocte Obducta, Todtgelichter und Ctulu
Konzert vom 17.03.2017 | Nuke Club, Berlin

NOCTE OBDUCTA

Galerie mit 16 Bildern: Nocte Obducta - Live in Berlin

Es folgen nach erstaunlich kurzer Umbaupause mit NOCTE OBDUCTA die Headliner des heutigen Abends. Mittlerweile ist der Club auch ganz ordentlich gefüllt – zwar lässt es sich immer noch ganz bequem stehen, aber muss ja auch nicht immer der Schweiß von der Decke in die Bierbecher tropfen.

NOCTE OBDUCTA sind mir trotz ihrer Avantgapfui-Herangehensweise an den Black Metal natürlich zumindest durch ein paar Songs bekannt, und das letzte Album „Mongontiacum (Nachdem die Nacht herabgesunken)“ soll ja tatsächlich ganz fetzig geklungen haben. (Hab ich nicht gehört.) Apropos „letzte Alben“ und so: Das neue NOCTE OBDUCTA-Album „Totholz (Ein Raunen aus dem Klammwald)“ war vor kurzem zwar angekündigt, aber unwichtige Details wie Tracklist, Cover-Artwork oder Releasedate waren unbekannt. Heute hat die Band es am Merchstand dabei – wer also schnell ein Exemplar will, ab zur „Totholz“-Tour. Die es witzigerweise gibt, obwohl das Album … und so.

Rotes Licht, fließendes Blut und ein Bassist im Hawaiihemd

In rotes Licht gehüllt und mit einem auffällig herausfallenden Bassisten (im Hawaiihemd) betreten NOCTE OBDUCTA die Bühne des Nuke und starten ihr Set gleich mal mit einem Song, der hart nach Black Metal alter Schule klingt. Was Titel angeht, bin ich etwas aufgeschmissen (TODTGELICHTER haben es da einfacher gemacht, indem sie in ihren Ansagen Titel genannt haben), aber es könnte „Es fließe Blut“ gewesen sein. Auf jeden Fall klingt der Song schick – nicht nur wegen des auch beim Headliner lupenreinen, mehr als ordentlichen Sounds. Dem Publikum, das mittlerweile von Kuttenträgern mit schön unleserlichen Patches über Black-Metal-Kapuzenhipster bis Mainstream-Mensch mit Jeans und Hemd reicht, gefällt das augenscheinlich – von Anfang an bekommt die Band viel Zuspruch, fliegende Mähnen und lautstarkes Mitgröhlen bekannter Textstellen. Klarer Headliner!

Neues Album, neue Songs

Und als wäre es nicht schon exzentrisch genug, eine Tour zu einem Album zu spielen, über das sich unmöglich sagen lässt, ob es offiziell schon als veröffentlicht gilt oder nicht, bringen NOCTE OBDUCTA im Rahmen ihres rund 75-minütigen Sets gleich zwei neue Stücke. Ersteres klingt tatsächlich stark nach klassischem Black Metal, fängt im Midtempo und mit einer melodischen, eingängigen Leadgitarre an, bevor die Band das Tempo anzieht und schließlich Downtempoparts mit getragener Melodik und einer Tendenz in Richtung frühe NOCTE OBDUCTA präsentiert. Kein Prog, kein Avantgarde, aber viel Applaus aus den Reihen. Der zweite neue Song bekommt zwar einen schnellen, blackmetallastigen Hyper-Einstieg, entwickelt sich dann allerdings doch in eine progressivere Richtung, bevor es einen ruhigen Mittelteil und gegen Ende einen punkigen Rockpart gibt. Tendenziell lässt sich über „Totholz (Ein Raunen aus dem Klammwald)“ also orakeln, dass es mehr Black Metal, aber viel Abwechslung beinhalten wird.

Zurück zum Konzertgeschehen: Die Musiker albern zwischen den Songs auf der Bühne herum, scheinbar mögen sie sich und haben Spaß an der Sache – sympathisch! In der ersten Reihe stehen übrigens die ganze Zeit schon zwei Typen, die kaum nach Metal aussehen, aber vor allem zu den alten Songs ganz ordentlich abgehen. In einer Ansage klärt Mr. Traumschänder auf: Mit ihm und jenen beiden Leuten sei ein guter Teil der Urbesetzung von 1993 im Raum – mit Hilfe der Metal Archives nehme ich an, es handelt sich um den damaligen Drummer Limbach und den damaligen Gitarristen/Bassisten S. Magic M. – aber ohne Gewähr. Daraufhin gibt es auf jeden Fall noch einen Song, der nach ganz altem Zeug klingt.

Zwischen „geil“ und „gähn“

Und zum Abschluss, wie könnte es anders sein, lassen sich NOCTE OBDUCTA nicht lumpen und zaubern „Und Pan spielt die Flöte“ aus dem Hut. Jetzt weiß ich auch wieder, warum ich irgendwann aufgehört habe, der Band und ihren Alben Chancen zu geben: So sehr ich viele Parts mag, so sehr mich manche Teile mitreißen und bewegen, so einschläfernd finde ich die träumerisch-verschwurbelten Parts im Mittelteil. Gähn! Aber das Publikum hat dennoch seinen Spaß mit der Band, und tatsächlich muss man NOCTE OBDUCTA attestieren, dass sie – wie schon die TODTGELICHTER – einen verdammt guten Job auf der Bühne machen. Jeder, der hier ist und Geld bezahlt hat, sollte auf seine Kosten gekommen sein, denn zwei der Bands liefern richtig runde Shows ab, die Fans der Band genossen haben werden. Und man hat auch schon schlechtere Bands als CTULU gesehen.

Für mich persönlich gilt aber: Als Culture-Clash-Experiment für zwischendurch mal ganz interessant, aber nächstes Mal dann doch lieber wieder Satan, Nuclear Winter und Sex mit Nonnen und Ziegen.

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22.03.2017

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Todtgelichter auf Tour

3 Kommentare zu Nocte Obducta - Totholz Tour 2017

  1. Rufus der Luchs sagt:

    Vielleicht solltet ihr das naechstes mal jemanden hinschicken der wenigstens den Headliner kennt.

    1. SaGi sagt:

      Zumal es genau 1 Min dauert, um die Setlist zu kennen. 🙂

      Niemals gelebt
      Es fließe Blut
      Die Pfähler
      Prinzessin der Nachtschatten
      Trollgott
      Töchter des Mondes
      Solange euer Fleisch noch warm ist
      Ein Stählernes Lied
      Braineaters (The Misfits cover)
      Am Waldrand
      November / Und Pan spielt die Flöte (Desîhras Tagebuch, Kapitel II)
      Fick die Muse
      Der Durst in meinen Augen

      1. Namen sind űberbewertet sagt:

        Warum muß der Verfasser die neuen Sachen vom Headliner kennen? Ich finden den Bericht gut geschrieben und auf den Punkt gebracht mit eigener Meinung űber das musikalische Dargebotene.