Torfrock
Beinhart
Konzertbericht
Es gibt Bands, bei denen weiß man schon mit Kauf der Eintrittskarte, woran man ist. In einem solchen Fall kommt es natürlich nicht darauf an, sich von etwas völlig Neuem begeistern lassen zu wollen, sondern darum, einen gemütlichen Abend – am besten mit alten Bekannten – zu verleben. GRAVE DIGGER beispielsweise sind so eine Band. Da ist schon im Vorfeld klar, dass es jede Menge Klassiker plus zwei, drei Songs der gerade aktuellen Scheibe zu hören bekommt. Ähnlich verhält es sich mit der norddeutschen Formation TORFROCK, die jedem Metaller spätestens seit ihren unzähligen Auftritten beim Wacken Open Air bekannt sein dürften. TORFROCK sind tonnenschwerer Kult, der sich unter anderem – aber nicht ausschließlich – an den “Werner”-Filmen festmachen lässt. Lange Rede, kurzer Sinn: TORFROCK sind mal wieder auf Tour und machen heuer im Hammer ‘Hoppe Garden’ halt.
Die Location, die mir vorher kein Begriff war, sorgt dann auch für die erste positive Überraschung des heutigen Abends. Der ‘Hoppe Garden’ entpuppt sich als kleiner, gemütlicher Club mit schönem Biergarten, in dem vornehmlich Blues-Konzerte stattfinden. Eine kleine Bühne, optimaler Zugang zur Theke plus nettes Personal sorgen für eine lockere Atmosphäre, die viel mehr von einem Familientreffen oder guten Abend mit alten Freunden hat als von einem ordinären Rockkonzert. So ist es auch an diesem Samstag, als wir auf den Parkplatz der Lokalität fahren und uns direkt ein paar Bekannte in Kutten anquatschen. So fängt der Abend doch schon angenehm an. Bleibt nur noch zu hoffen, dass TORFROCK auch gut drauf sind.
Galerie mit 9 Bildern: Torfrock - Beinhart - HammDas aber ist eigentlich die Regel, wie auch beim Konzert im ‘Hoppe Garden’. Um kurz nach 21 Uhr schlurfen die Herren Musiker ganz relaxt auf die Bühne und starten ihr Set mit “Presslufthammer B-B-Bernhard”. Normalerweise brauchen auch TORFROCK ein, zwei Stücke, um die Stimmung auf den Siedepunkt zu hieven. Heute scheinen aber sowohl Musiker als auch Publikum einen wirklich guten Tag erwischt zu haben. Sänger Klaus ist sehr gut drauf und treibt die “Vielen dollen Danke – Vielen dollen Bitte”-Spielchen zielsicher auf die Spitze, ohne dass es peinlich wird. Zudem witzelt er häufiger mit dem Publikum als noch letztes Jahr im Dezember. Das steht der Band aber gut zu Gesicht und macht sie noch ein Stück sympathischer. Gitarrist und Gründungsmitglied Raymond Voß hat heute auch ordentlich Bock auf Rock und spielt mehr als die Hälfte des Gigs auf seiner Flying V. So kommen Nummern wie “Beinhart”, “Rollo der Wikinger” oder “Die Wikinger” um einiges härter als auf Platte aus den Boxen. Sehr zur Freude der anwesenden Metaller, die ein ums andere Mal die Matte kreisen lassen. Zwar sind die Metaller klar in der Minderheit und das Publikum ist bunt gemischt, aber wie oben erwähnt, hat ein TORFROCK-Konzert eher das Flair einer Familienfeier, und Stress gibt es überhaupt keinen.
Musikalisch geboten wird heute das ganze Programm, das die Torfmoorholmer Gebrauchsrocker zu bieten haben – also im Querschnitt. Von frühen Hits wie “Die Sonntagsjäger” und “Rut mit’n Torf” über schöne Trink… ähm… Schunkellieder im Dreivierteltakt wie “Die Butterfahrt” bis hin zu den oben genannten Klassikern, war so ziemlich alles dabei, was das Fan-Herz begehrt. Wer so viel erstklassiges Material hat, braucht sich natürlich auch um die Stimmung im Saal keine Sorgen machen. Dass bei “Volle Granate Renate” ein paar Bierbecher in die Luft fliegen, quittiert die Band zwar mit leicht kritischen Blicken, aber auch das zeigt eigentlich nur, wie gut die Stimmung ist.
Ich habe TORFROCK jetzt schon ziemlich oft gesehen, doch das Konzert im ‘Hoppe Garden’ hat mir bislang am besten gefallen. Das mag daran liegen, dass die Band auch selten vorgetragene Nummern wie “Der Boxer” gespielt hat. Ich denke aber, dass sich Band und Publikum gegenseitig zu Höchstleistungen animiert haben und die gemütliche Atmosphäre an diesen Abend einfach perfekt mit dem Dargebotenen zusammengepasst hat. Ich kann nach wie vor nur jedem empfehlen, sich die Jungs aus Norddeutschland einmal live anzuhören. Aber vorher bitte Texte lernen – Mitsingen ist Pflicht!
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