Tons Of Rock 2019
Der große Festivalbericht
Konzertbericht
Donnerstag, 27.06.2019
Erster Tag auf dem neuen Gelände: Größer und weiträumiger präsentiert sich das Festival dieses Jahr. Auf dem parkähnlichen Rund der Ekebergsletta, einem höher gelegenen Außenbezirk von Oslo, finden nicht nur drei Bühnen Platz, sondern auch ein Riesenrad und ein Mini-Twister. Für Amüsement ist also gesorgt, auch beim Luftgitarrenwettbewerb und dem Hau den Lukas. Wichtiger ist aber dann doch das Musikprogramm: Dieses verteilt sich auf zwei Zeltbühnen, die Scream Stage und die größere Vampire Stage (beide benannt nach Gemälden des norwegischen Künstlers Edvard Munch), sowie eine große Hauptbühne.
Dort machen die Local Heroes BLACK DEBBATH den Anfang, Urgesteine des Festivals und jedes Jahr mit dabei. Die spielen Stonerrock mit norwegischen Texten und haben Ansagen, bei denen die Besucher schmunzeln müssen. Nicht zuletzt, wenn Sänger Lars Lønning ein Manifest für alle Festivalbesucher verliest, in dem beispielsweise verboten wird, Blickkontakt mit der Lokalbevölkerung aufzunehmen.
Galerie mit 12 Bildern: Behemoth - Tons Of Rock 2019Als nächstes „duellieren“ sich auf den beiden Zeltbühnen WHILE SHE SLEEPS und PERTURBATOR im Fernduell. Geschmackssache, ob Metalcore oder Synthwave jetzt mehr Laune macht. Oder doch lieber eine Portion Black Metal? Bei strahlendem Sonnenschein, dafür aber mit Pyros und Maskerade? Davon bieten BEHEMOTH auf der Hauptbühne reichlich. Bei den ersten Songs kommt Frontmann Nergal jeweils mit anderer Verkleidung auf die Bühne. Aber die Polen stehen nicht bloß für Mummenschanz, sondern auch für spannende Musik. Jedenfalls lassen sie das norwegische Publikum zu ersten Mal geplättet zurück.
Galerie mit 20 Bildern: Djerv - Tons Of Rock 2019Während AMARANTHE auf der größeren Scream Stage ihren Alternative/Modern Metal unters Volk bringen, ist es auf der kleineren Vampire Stage Zeit für eine Reunion: Die norwegischen Alternative Rocker (mit Black-Metal-Einflüssen) DJERV haben sich reformiert. Eine der am häufigsten gestellten Fragen ist denn auch, wer alles dabei ist. Auf jeden Fall ein sehr unglücklicher Eirik Næss an der Gitarre, der sicherlich zehn Minuten Probleme mit seiner Effektpedalbank hat. Die Folge: Der Gig beginnt mit einiger Verspätung. Am Mikrofon die blondierte Sangesamazone Agnete Kjølsrud, die zunächst mit aufgesetzten Haarhörnchen und Sonnenbrille auf die Bühne fegt, später mit Zigarre (die sie nach einer Zeit lässig in die erste Reihe schnippt). Wenn man die Publikumsreaktionen als Maßstab nimmt, sollte das noch nicht alles mit der Reunion gewesen sein. Gut so.
Kontrastprogramm mit den DROPKICK MURPHYS, SATYRICON und ULVER
Auf der Hauptbühne heizen derweil die DROPKICKS MURPHYS die Menge an. Und die vielköpfige Irish-Folk-Punk-Band aus Boston hat leichtes Spiel: Die Musik geht schnell ins Ohr, macht gute Laune und kommt beim textsicheren Publikum bestens an.
Galerie mit 6 Bildern: Dropkick Murphys - Tons Of Rock 2019Im Zelt verfliegt die gute Laune hingegen schnell, denn da wird es schwarzmetallisch. Die Local Heroes SATYRICON haben ihr vor zwanzig Jahren veröffentlichtes Album „Rebel Extravaganza“ entstaubt und spielen es in einem speziellen Set von A bis Z. Damals gab es ja bekanntlich gemischte Reaktionen auf das Album, aber man muss doch konstatieren, dass es genügend memorable Riffs enthält und sich wie ein alter Bekannter anfühlt – selbst wenn man es nicht lieben sollte. Frontmann Satyr hat sogar das Make-Up von damals aufgetragen, liefert ansonsten eine angenehm souveräne Show, was natürlich auch auf seinen langjährigen Mitstreiter Frost zutrifft, der am Drumkit den mechanisch klackernden Takt vorgibt.
Galerie mit 20 Bildern: Satyricon - Tons Of Rock 2019Zeitgleich mit SATYRICON spielen ULVER – was in den Neunzigern undenkbar gewesen wäre, ergibt heutzutage schon Sinn, denn ULVER stehen mittlerweile für ein Kontrastprogramm: Ambient, Electronica, Pop. Dazu Strobos und eine ausgeklügelte Lichtshow. Die ist allerdings bei der Performance auch nötig. Da passiert nicht notwendigerweise viel, wenn beispielsweise Frontmann Garm (die Kapuze lässig über den Kopf gezogen) einzelne Schläge auf die vor ihm platzierte Trommel setzt.
KISS loves you, Oslo!
Zeit für den Headliner, Zeit für die amerikanischen Überrocker KISS. Während auf dem Infield den gesamten Tag viele Besucher mit geschminkten Gesichtern umherlaufen (der Favorit ist eindeutig das Starchild-Make-Up, während der Cat-Man eher bei den Kindern gut ankommt), sind es jetzt die Originale, die auf der Bühne stehen. Und die liefern alles, was man sich von einer KISS-Show erwarten kann: Posen (Gene Simmons schleckert am Bass, Paul Stanley blickt theatralisch ins weite Rund), Pyros und Böller (und davon reichlich), Hits – von „Detroit Rock City“ über „I Love It Loud“ bis hin zu „Lick It Up“.
Galerie mit 20 Bildern: Kiss - Tons Of Rock 2019Natürlich hat jeder der vier Musiker eine ausgiebige Soloeinlage, wobei Gene Simmons auf einer Plattform bis unter die Bühnendecke entschwebt, Paul Stanley auf einer Einmannseilbahn zum Podest des Mischers fährt, und Drummer Eric Singer an seinem Drumkit hydraulisch nach oben bugsiert wird. Bei der Ballade „Beth“ darf er hinter einem Flügel Platz nehmen und singen, und hier zeigt sich, dass er heute Abend von den Sängern vielleicht sogar am besten bei Stimme ist.
Punkt dreiundzwanzig Uhr ist das Spektakel mit der auf den Videowänden eingeblendeten Erkenntnis „KISS loves you, Oslo“ vorbei. Das Infield leert sich recht flott. Da gibt es keine After-Headliner-Show, kein Bierchen mehr am Stand, keine Party – außer vielleicht auf dem angrenzenden Zeltplatz und ganz sicher im Shuttlebus nach Oslo Zentrum. Die einheimische Bevölkerung ist sehr gesangsaffin und stimmt gemeinschaftlich fröhliche Lieder an. Und, BLACK DEBBATH, ich konnte nicht anders: Ich habe Blickkontakt zur einheimischen Bevölkerung aufgenommen und musste grinsen.
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