Tons Of Rock 2018
Festival-Geheimtipp mit Top-Bands und tollem Ambiente
Konzertbericht
Donnerstag, 21. Juni 2018
Der Tag beginnt mit einem tollen Sonnenaufgang, und wir lassen uns auf den Klippen rund um die Festung Fredriksten erst einmal den Wind um die Nase wehen. Angekündigt sind für den Mittag aber Regen, Nässe und schneidige Böen – und auf den norwegischen Wetterdienst ist (leider) Verlass. Glücklicherweise ist die Running Order auf dem TONS OF ROCK nicht zu dicht gepackt. Erst um 13:30 Uhr steht die erste Band auf der Bühne.
Nach den Black Metallern SIBIIR machen sich Nicke Andersson (ENTOMBED, THE HELLACOPTERS) und seine Mannen von IMPERIAL STATE ELECTRIC daran, den letzten Schlaf aus den Augen zu rocken. Guter Beginn in den Tag, der abseits des wechselhaften Wetters so einige Highlights in petto hat. Kollege Wischkowski beklagt derweil wegen vollpermeabler Fußbekleidung das erste Mal seine durchgängig feuchten Füße, während Kollege Maronde, der alte Nordlandfuchs, für solche Gelegenheiten einmal im Jahr seine lackblanken und wasserdichten Mudkicker hervorholt.
Wenn Regen, dann richtig: Sorry, EPICA!
Zurück zum eigentlichen Thema – der Musik: MALIGNANT ETERNAL gehören zumindest zu den Geheimtipps. Die 1991 gegründete und 2003 aufgelöste Black/Industrial-Truppe zieht vor allem die alte Anhängerschaft vor die Zeltbühne und bietet ordentlich finsteres Programm, während auf der Mainstage zeitgleich noch IMPERIAL STATE ELECTRIC agieren – eine der wenigen Bandüberschneidungen auf dem Festival. Anschließend sorgen CARACH ANGREN für melodische Finsternis, bevor sich oben die Schleusen öffnen und der Regenguss des Tages runterpoltert. Sorry, EPICA, dass ihr und eure Fans dieses Unwetter allein ausbaden musstet: Wie es der Zufall so will, beginnt der Regenguss mit den ersten Tönen der Niederländer und endet mit deren letzten Tönen.
Im Zelt heizt danach Bjørn Alexander Brem aka GOTHMINISTER der Meute ein, gefolgt von AT THE GATES auf der Mainstage. Wer die Schweden kennt, weiß: Da brennt nichts an, aber es wird heiß. Auch mit dem neuen Gitarristen Jonas Stålhammar und einigen Stücken vom neuen Album „To Drink From The Night Itself“ hat das Quintett um Frontmütze Tompa Lindberg nichts von seiner Magie verloren.
Finster, heiß und launig: Black Metal zwischen RAGNAROK und ABBATH
Im Zelt wird es danach finster – und warm: Die Lokalmatadoren RAGNAROK aus dem 30 km entfernten Sarpsborg haben eigens Pyros aufgefahren und zünden sogar ein paar Böller. Sänger Jontho, bis vor ein paar Jahren saß er noch hinterm Schlagzeug, hat offensichtlich im Laufe der Zeit Frontmann gelernt und tigert unentwegt über die Bühne und dirigiert sowohl seine Mannschaft als auch den Pyrotechniker. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass Jontho, Bolverk und Co. einige schmissige Songs auf Lager haben. Gelungener Auftritt der ‚local heavyweights‘.
Galerie mit 17 Bildern: Ragnarok - Tons Of Rock Festival 2018Weiter geht es auf der Hauptbühne mit ABBATH: Der ikonische ex-Frontmann von IMMORTAL hat im Laufe der Jahre nicht nur Frontmann, sondern vor allem auch Entertainer gelernt: So gerät die Show seiner Band bisweilen zu einer launigen Angelegenheit. Keine Ahnung, was der Mann der Menge für Anweisungen (offensichtlich auf Norwegisch) gibt – die Meute antwortet mit lautem Jubel. Unvergleichlich auch, wenn er sich mit der Hand hinterm Ohr der Menge zudreht. Und die Musik? Kurzweilig.
Galerie mit 10 Bildern: Abbath - Tons Of Rock Festival 2018Hatten wir schon gesagt, dass der Stilwechsel auf dem TONS OF ROCK bisweilen brachial ist? Hatten wir. Vom Entertainer ABBATH zum introvertierten Magnus Pelander und seiner Band WITCHCRAFT, die auf der Zeltbühne in erster Linie durch die Musik überzeugt. Drei Vintage-Gitarren, satter Retrosound, dazu ein durch die Musik selig grinsender, sympathischer Frontmann. Das ist schon alles großes Rockkino, was in Norwegen aufgeboten wird.
Galerie mit 17 Bildern: Witchcraft - Tons Of Rock Festival 2018Das gilt auch für die Hauptbühne, wo ALICE IN CHAINS als erster Hauptact aufgeboten sind. Die Grunge-Vordenker um Sänger William DuVall und Gitarrist Jerry Cantrell haben einen ikonischen Sound und tolle Songs: „Would?“, „Them Bones“, „Rooster“ und „No Excuses“ fehlen auch an diesem Abend nicht und werden von den vier Musikern aus Seattle intensiv dargeboten – wie immer mit dem charismatischen Gesang der beiden Hauptakteure. Gänsehaut, und das nicht nur wegen des mittlerweile etwas frischen Windes.
Galerie mit 6 Bildern: Alice In Chains - Tons Of Rock Festival 2018Nach dem Headliner ist vor dem Headliner
Nach dem Headliner ist vor dem Headliner oder so. Aber MARDUK fahren schweres Kriegsgeschütz auf und haben natürlich das neue Album „Viktoria“ im Gepäck. Dass sich die Schweden seit dem Zugewinn von Fronter Mortuus weiterentwickelt haben, ist schon seit „Serpent Sermon“ kein Geheimnis. Und dass eben jener zu den fiesesten Gesellen am Mikro in der Szene gehört, wird heute eindrucksvoll untermauert. Während die Instrumental-Fraktion sich in frenetische Kriegstreiberei stürzt und das TONS OF ROCK einem Dauerfeuer unterzieht, ist es gerade Mortuus, der die bissigen Akzente setzt und MARDUK ihre Angriffslust auch auf der Bühne zurückgibt – Highlight!? Aber ja doch!
Das gilt auch für den zweiten Hauptact auf der Hauptbühne: Blackie Lawless und W.A.S.P. Jedenfalls sieht man im weiten Infield nicht wenige selig grinsende Fans. Natürlich: Der eine oder andere von ihnen wird das Fehlen eines Songs wie „Animal (Fuck Like a Beast)“ bedauern (Mr. Gesetzlos spielt das Stück wegen seiner fundamentalchristlichen Überzeugung nicht mehr) und die Kreissäge im Schritt vermissen, aber da sind immer noch Blackies weiße Fransenstiefel. Und „I Wanna Be Somebody“ kann wirklich jeder mitsingen.
GÅTE – die Überraschung des Festivals
Eigentlich könnte jetzt Schluss für heute sein, doch es wartet noch die Überraschung des Festivals. GÅTE (dt. ‚Rätsel‘) sind in Deutschland weitestgehend nur Insidern bekannt, erfreuen sich in Norwegen aber großer Beliebtheit. Entsprechend vollgepackt ist das Zelt. Auf dem Papier bringt die Band, die sich erst 2017 wieder zusammengefunden hat und deren Gründung Ende der 90er Jahre liegt, alles mit, was den Folk Metal ausmacht und zeitweise zu großen musikalischen Unglücksfällen geführt hat.
Galerie mit 32 Bildern: Gåte - Tons Of Rock Festival 2018Aber Skepsis ist nicht angebracht. Während sich Melodien und Riffs klar im Metal wiederfinden, lockert eine Violine das Geschehen immer wieder auf. Auch der Wechsel aus flotten, tanzbaren Folk-Nummern und atmosphärischen Schwelg-Momenten funktioniert fantastisch. Ganz klare Stärke der höchst agilen und zu einer großen Show aufspielenden Truppe ist ganz klar Sängerin Gunnhild Sundli, die in derart vielen Tonlagen sicher, emotional und bewegend singt, dass der Klos im Hals immer größer wird. Höhepunkte: „Draumefanga“, „Stolt Solvår“ und „Margit Hjuske“. Besser kann der Abend nicht enden.
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