Todtgelichter
Under The Black Sun 2010
Konzertbericht
Der Samstag beginnt gewohnt früh heiß und stickig. Eines sollte sowieso klar sein. Dass KOZELJNIK pünktlich um 17:30 Uhr die Bühne entern werden, glaubt wohl keiner, da das WM-Spiel Deutschland gegen Argentinien zu dieser Zeit noch läuft. So gehen die Serben erst mit einstündiger Verspätung auf die Bretter und sehen sich einem euphorisch gelaunten Publikum gegenüber, hat die deutsche Nationalelf den Argentiniern mit einem 4:0 doch mal richtig gezeigt, was eine Harke ist.
KOZELJNIK
Es gehört schon einiges dazu, bei diesem Wetter in eine bodenlange Kutte gewandet aufzutreten. Image ist bekanntlich alles, möchte man meinen. KOZELJNIK schaffen es trotzdem, nicht vor unserer aller Augen zu zerfließen. Was bei ihrem Black Metal vor allem hervorsticht, sind die gewöhnungsbedürftigen Vocals. Hat man sich mit denen angefreundet, steht nichts mehr im Wege, mit Songs wie „Awaken The BloodKing!“, „The All-Consuming“ oder dem gelungenen DØDHEIMSGARD-Cover „Starcave, Depths And Chained“ eine Menge Spaß zu haben.
IRRLYCHT
Spaß scheint für IRRLYCHT hingegen ein wenig ein Fremdwort zu sein. Mit einer Spur zu viel an Überheblichkeit auf der Bühne bringen die Heidelberger doch allenfalls etwas bessere Black Metal-Durchschnittskost. IRRLYCHT beginnen ihr Set mit „Siechtum“, und Sänger Isegrimm schwingt im weiteren Verlauf die Peitsche. Beim Schlusslicht „Der Letzte seiner Art“ wünscht sich Mancher, es möge die letzte Band dieser Art heute sein.
WANING
Welch angenehmen Bruch bilden da die Schweden WANING, auch wenn sie anfangs mit Soundproblemen zu kämpfen haben. Bis zum Instrumental „Population Control“ setzen WANING ausschließlich auf neues Material, das eher befremdet aufgenommen wird. Schließlich ist das neue Album noch nicht einmal veröffentlicht. Vielleicht ist es das Bier, das sich Sänger R.J. während dieses Instrumentals am Stand holt, das ihn zur Besinnung bringt, nicht nur unbekanntes Material zu kredenzen. Mit „Shades Of Grey“ und der Zugabe „Crowning Apathy“ vom Album „Population Control“ ernten WANING dann auch die Früchte des Wiedererkennungswerts und machen ihrem Ruf als deftige Schweden-Black-Kapelle mit Gewicht auf den Leads alle Ehre.
FURIA
FURIA machen sich bereits vor ihrem Auftritt einen zweifelhaften Namen, indem sie den Parkplatz vor dem Hotel laut mit Techno beschallen. Die Befürchtung, sie könnten musikalisch umgeschwenkt sein, bewahrheitet sich zum Glück nicht. Es gibt die gewohnte experimentelle, leicht sperrige Schwarzwurzelkost. Kurz vor der Show ist Sänger Nihil backstage zu beobachten, wie er stoisch Löcher in die Luft starrt. Vermutlich hat der Gute doch etwas tiefer ins Glas geschaut und ist nun redlich bemüht, wieder Kontakt zum Planeten Erde herzustellen, bevor es mit „Płoń“ ans Eingemachte geht. FURIA scheinen ihre eigene frenetische Anhängerschar mitzubringen, die von Anfang für ordentlich Stimmung vor der Bühne sorgt. Das Blue-Jeans-Komitee um Nihil, der die Bühne auch auf Betttauglichkeit testet, tobt sich mit „Przechnrzczony“, „I Spokój“ und „Krew w Kolorze Bursztynu“ so richtig aus und krönt seinen Auftritt mit lautem Techno-Gedröhn über die Bühnenanlage, bis ein Teil des Publikums fluchtartig das Weite sucht.
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