Todtgelichter
Release-Konzert zu "Angst", live in Hamburg
Konzertbericht
„Angst“, das im vergangenen Herbst erschiene dritte Album der Hamburger (Black) Metaller TODTGELICHTER, ist ein Werk, das für den Kollegen Falk aufgrund von Facettenreichtum und dahinter gesehener visionärer Kraft nicht weniger als die Zukunft des extremen Metal darstellt. Wenn das auch für den ein oder anderen ein wenig zu euphorisch und lobhudelnd klingen mag, so ist doch die Mehrheit an Rezensenten und Black-Metal-Hörerschaft von der Scheibe angetan.
Im Marx steht an diesem Samstagabend – nach einem Auftritt im Berliner K17 am Vortag – ein zweites Release-Konzert, dieses Mal vor heimischem Publikum, an. SYN ZE SASE TRI und BLUTMOND sorgen für ein multinationales Vorband-Paket.
Eingerahmt von zwei schwarzen Standarten mit ihrem Logo und teilweise in Kettenhemden gerüstet eröffnen SYN ZE SASE TRI den musikalischen Reigen. Die Rumänen, deren Sänger/Gitarrist Corb und Gitarrist Spin in den vergangenen beiden Jahren bei NEGURA BUNGET einsprangen, sind – wie bei dem reichen Fundus nahe liegend – inspiriert von der Geschichte und den Mythen ihrer Heimat Transsylvanien. Das Material ihres bald erscheinenden Debüts „Intre Doua Lumii“ ist aber zu gewöhnlicher Pagan Black Metal, als dass es eine ähnliche Kraft entfalten würde, wie die Musik ihrer bekannten und oben genannten Landsmänner. Dementsprechend bleiben die Reaktionen im Publikum auch verhalten und gehen kaum über den obligatorischen Höflichkeitsapplaus hinaus.
Nach kurzer Pause folgt eine Band, die seit ihren Anfängen einen weiten Weg zurückgelegt hat, der aber ihr klischeetriefender, richtig blöder Name nachhängt: BLUTMOND aus der Schweiz fallen optisch durch ihre selbst für Metaller-Verhältnisse verdammt langen Haare und ihren Saxophonisten auf. Dessen Instrument und den jazzigen Einschlag vernimmt man zwar unter den Live-Bedingungen nicht so deutlich wie auf Platte, aber der gelegentlich an SÓLSTAFIR erinnernde Post Black Metal kommt mit Grunge-, Industrial- und Psychedelic-Elementen frisch und auch durchaus oft genug noch schwarzmetallisch wütend und rasend schnell daher. Die mit amüsanten Ansagen auf Schweizerdeutsch dem ein oder anderen ein Schmunzeln entlockenden Eidgenossen legen das Hauptaugenmerk auf Material ihres aktuellen zweiten Albums „Thirteen Urban Ways 4 Groovy Bohemian Days“, mit dem sie weg vom Standard-Black-Metal und zu ihrem derzeitigen Klang kamen. Die älteren Stücke scheinen jedoch beim Publikum, dessen Reaktion insgesamt durchwachsen ist, besser anzukommen.
Das Quintett aus Solothurn hätte an diesem Abend eine Duftmarke setzen können, aber der völlig dünne und undefinierbare Krächzgesang von Frontmann John – Bassist Jerry zeigt, dass es deutlich besser geht – ist so schwach und nervtötend, dass er den ordentlichen Gesamteindruck deutlich trübt.
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