Thyrgrim
Ketzer Fest
Konzertbericht
Dann die erste bekanntere Band: DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT. Die drei Herren plus Frontfrau Onielar lassen zwar wegen eines längeren Soundchecks auf sich warten, aber dann geht es los – und wie. Nachdem der Gitarrist der Band eine Marienstatue mit eine Axt zerschlagen hat, prügeln die vier Satansjünger los und werfen Songs aus allen ihren (professionellen) Schaffensphasen aus den Boxen, wobei besonders das letzte Album „Hora Nocturna“ behandelt wird. Zwar ist es für meine Begriffe übertrieben, vor jedem Song Kunstblut aus der PET-Flasche ins Publikum zu sabbern, aber das ist nunmal Black Metal und Songs wie „Das All-Eine“ entschädigen für die – meiner Meinung nach – nervige Show, zumal der Sound auch endlich dabei ist, sich zu bessern.
Als letztes ist es dann an den Kielern ENDSTILLE, das Schiff nach Hause zu schaukeln, aber auch die brauchen erstmal ewig, bis der Soundcheck abgehakt ist. Zumindest gibt sich Gitarrist L. Wachtfels publikumsnah, unterhält sich mit der ersten Reihe, spielt auf Zuruf Klassiker-Riffs (beziehungsweise: er versucht es), verteilt Bier und konsumiert letzteres natürlich auch selbst in rauen Mengen. Das alles ist zwar nett und lustig anzusehen, hat aber mit der Message der Texte eher wenig zu tun. Na ja, was soll’s beurteilen wir die Musik. Das ist allerdings schwerer, als gedacht, denn was da aus den Boxen dröhnt, als die vier Norddeutschen endlich anfangen, ist zwar laut – aber nicht wirklich wiederzuerkennen. Durch Sänger Iblis‘ Ansagen, geschrieene Wortfetzen und teilweise erkannte Riffs lässt sich heraushören, dass zumindest alle Bandklassiker – „Navigator“, „Frühlingserwachen“, „Biblist Burner“, „Dominanz“ – und auch einige vom neuen Album „Endstilles Reich“ – u.a. „Among Our Glorious Existance“ und „No Heaven Over Germany“ – gespielt werden. Zum Headbangen reicht das, auch zum Schmunzeln, wenn sich die Bandmitglieder gegenseitig anpöbeln (O-Ton Iblis: „Kannst du mal den Background-Gesang etwas leiser machen? Ich kann mir den Scheiß nicht mehr anhören!“), aber unter einem Konzerterlebnis stelle ich mir etwas anderes vor. Das weiß die Band allerdings auch selbst, zumindest fragt der Frontkeifer irgendwann: „Ist der Sound bei euch eigentlich genauso scheiße wie hier?“ Oh ja, ziemlich, aber dem Publikum gefällt’s trotzdem, zumindest gibt es einige kreisende Matten und es wird sogar an der einen oder anderen Stelle mitgegrölt. Allerdings ist es nicht halb so voll, wie man vorher gedacht hätte, da nach Gefühl mindestens auf jedem zweiten anwesenden Bandshirt der Namenszug der Kieler Black Metaller prangte – anscheinend hat sich nach DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT die achso true Fraktion von den Jungburschens getrennt, allerdings verpassen erstere auch das perfekte Beispiel dafür, dass man als Black-Metal-Band nicht immer nur böse und necro sein muss.
Trotz allem: Das Festival hat Spaß gemacht, nicht zuletzt wegen seiner fairen Preise, der entspannten Atmosphäre und den an sich nicht schlechten Bands, nur der Sound hat ab und zu einiges kaputt gemacht, da wäre definitiv mehr drin gewesen. Bei einem gleichwertigen Billing bin ich nächstes Jahr gerne wieder dabei.
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