Legends Of The Shires Tour
Threshold live in München 2017
Konzertbericht
Im Dezember 2017 liegt noch vieles auf der Welt im Argen: Ein grenzdebiler Choleriker hat es zum Präsidenten der wichtigsten westlichen Industrienation gebracht, der Zorn über die immer weiter um sich greifende soziale Ungerechtigkeit wird von rechtspopulistischen Wichsern allerorten gezielt von den Nutznießern weg auf die eigentlichen Opfer dieser Entwicklung gelenkt und wo von Solidarität und internationaler Zusammenarbeit wenig mehr als leere Worthülsen übrig geblieben scheinen, würden die Briten am liebsten die Segel setzen und sich mit ihrer Insel so weit von Europa entfernen wie irgend möglich. „Gute Fahrt!“ möchte man den angelsächsischen Insulanern zurufen, aber zumindest ihrem derzeit relevantesten Prog-Export wünscht man derweil Asyl auf dem kontinentalen Festland. Immerhin haben THRESHOLD es mit ihrem jüngsten Studio-Doppeldreher „Legends Of The Shires“ wieder einmal aufs Trefflichste verstanden, aus der deprimierenden politischen Großwetterlage künstlerische Inspiration zu ziehen und ein hervorragendes Konzeptwerk über Entfremdung und die Suche nach Identität zu schaffen – über das erschreckende Fehlurteil des ansonsten so geschmackssicheren wie hochgeschätzten Kollegen Klaas hüllen wir an dieser Stelle besser den Mantel des Schweigens.
Selbiges diskrete Kleidungsstück würde auch den uns im „Hansa 39“-Saal des Münchener „Feierwerks“ begrüßenden DAY SIX gut stehen. Die musikalische Hausmannskost der Holländer klingt wie ein halbgarer Aufguss von der Resterampe szenedefinierender Größen: ein bisschen ruhigere DREAM THEATER hier, ein wenig FATES WARNING da, alles abgerundet durch eine Prise RUSH – das einzige echte Alleinstellungsmerkmal sind die ADHS-verdächtigen Verrenkungen von Gitarrist/Sänger Robbie van Stiphout. Wenn der Frontmann einer Band im Alleingang mehr Bewegungsenergie freisetzt als das gesamte Publikum, ist das jedoch kein gutes Zeichen. Immerhin nimmt Bassist Eric Smits das Ganze mit Humor und erklärt grinsend, dass seine Bandkollege keine Drogen genommen habe, sondern immer so drauf sei. Am Ende ist das skurrile Stageacting mit dem berüchtigten „man will gar nicht hinsehen, kann aber auch nicht weggucken“-Autounfall-Faktor aber auch schon das einzige, was von DAY SIX im Gedächtnis bleibt.
Ein gänzlich anderes Bild bietet sich anschließendbei den DAMNATION ANGELS, die als zweite Vorgruppe die Bühne erobern. Rasch steigt die Stimmung unter den Zuschauern und statt Befremden herrscht alsbald Begeisterung. Im eigentlichen Sinne progressiv kommt der Symphonic Metal der Engländer zwar nicht daher, bleibt in seiner Verspieltheit jedoch durchgängig spannend. Dazu trifft Sänger Ignacio Rodriguez, dessen argentinische Herkunft in seinem südländischen Zungenschlag deutlich zum Ausdruck kommt, sowohl gesanglich als auch in den Ansagen stets den richtigen Ton. Obwohl – oder gerade weil? – sie sich damit musikalisch recht deutlich von ihren Landsmännern THRESHOLD unterscheiden, erweisen sie sich damit als exzellente Anheizer, die man zukünftig weiter im Auge behalten sollte.
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37319 Reviews und lass Dich inspirieren!
Threshold auf Tour
06.06. - 08.06.25 | metal.de präsentiertRock Hard Festival 2025 (Festival)W.A.S.P., Exodus, Dismember, Crimson Glory, Geoff Tate, Nile, Death Angel, Threshold, Municipal Waste, Myrath, Victory, DOOL, The Gems, The Night Eternal, The Crypt, Attic, Hiraes, Sanhedrin, Tailgunner und Amethyst (CH)Rock Hard Festival 2016 (Amphitheater Gelsenkirche, Gelsenkirchen |
Hervorragender Bericht! Habe in den letzten Jahre Threshold mehrfach in München erlebt und speziell auch Damian Wilson sehr genossen. Aber Glynn Morgan hat das ganz hervorragend gemacht und hinzu kommt noch, dass man endlich einmal Richard Wests Keyboards hört und dieses nicht durch die ständige zweite Gitarre in den Hintergrund gedrängt wird. Ich hoffe sehr, dass das Line Up in dieser Form stabil bleibt und freue mich jetzt schon auf den Herbst, wenn sie den ganzen „Shire“ am Stück bringen.