The Vision Bleak
Die "Into The Unknown"-Europatour 2016 in Oberhausen
Konzertbericht
THE VISION BLEAK
Keine 20 Minuten später betritt mit THE VISION BLEAK der Headliner der Tour die Bühne – und beginnt seinen Gig mit einer Überraschung. Denn die Herren Schwadorf und Konstanz sowie ihre Live-Verstärkung fangen nicht mit einem allseits bekannten Klassiker an, um die Menge in Stimmung zu bringen, sondern mit einem brandneuen Song vom kommenden Album „The Unknown“: „From Wolf To Peacock“. Somit gibt es statt kräftigem Gebange also erstmal offene Münder und interessiertes Zuhören – am Ende aber auch eine Menge Zuspruch. Denn was die beiden bereits vorab veröffentlichten Songs „The Kindred Of The Sunset“ und „The Whine Of The Cemetery Hound“ bereits andeuteten – nämlich dass das neue THE VISION BLEAK-Album zwar nach THE VISION BLEAK klingen wird, aber anders -, das wird durch „From Wolf To Peacock“ eindrucksvoll bestätigt. Der Song kloppt ordentlich auf die Fresse, Blasts inklusive, und lässt in seinem Mainriff sogar Black-Metal-Einflüsse zu – wow! (Keine Sorge: Den typischen TVB-Groove gibt’s im weiteren Verlauf trotzdem.)
Weiter geht’s, und in der Tat spielen THE VISION BLEAK noch ein paar andere Songs vom neuen Album: Zum einen wären da die bereits angesprochenen, vorab veröffentlichten Stücke „The Kindred Of The Sunset“ – relativ klassischer THE VISION BLEAK-Stoff, der so in etwa auch auf „The Wolves Go Hunt Their Prey“ hätte stehen können – und „The Whine Of The Cemetery Hound“, ein sehr doomiger Downtempo-Schlepper mit diversen Einflüssen aus aller Welt. Des Weiteren gibt es von „The Unknown“ noch den Titeltrack „Into The Unknown“ zu hören, und auch der zeigt THE VISION BLEAK offener als sie eh schon waren: IRON MAIDEN-artige Twin-Gitarren treffen auf sinfonische Bombast-Elemente und einen erhabenen Refrain zum Niederknien – auf jeden Fall DER neue Hit der Band!
Natürlich bringen THE VISION BLEAK aber nicht nur brandneues Zeug, und so riffen, grooven und posen sich die beiden Bandköpfe samt Verstärkung durch alle ihre Schaffensphasen: Vom Debüt gibt es relativ weit am Anfang das frenetisch umjubelte „Night Of The Living Dead“ zu hören, von „Carpathia – A Dramatic Poem“ den fetzigen Titeltrack und das unverzichtbare „Kutulu!“. Von „The Wolves Go Hunt Their Prey“ präsentieren die Herren den Über-Rausschmeißer „By Our Brotherhood With Seth“, von „Set Sail To Mystery“ leider nur den Opener „Descend Into Maelstrom“ – vor allem „I Dined With The Swans“ und „The Outsider“ fehlen -, und von „Witching Hour“ gibt es das kultige „Cannibal Witch“ und den schnellen Thrasher „Hexenmeister“ zu hören.
Witzige Anekdote: Weil die Bands im Helvete durch die Reihen laufen müssten, um in den Backstage-Bereich zu kommen, schenken sich THE VISION BLEAK das übliche Zugabenspiel. Der letzte Song des offiziellen Programms, „By Our Brotherhood With Seth“, wird von Konstanz somit als „vielleicht letzter Song“ angekündigt, anschließend meint er: „Also, wir könnten uns jetzt natürlich durch euch durch quetschen und dann wiederkommen, aber das lassen wir. Also, ihr habt geklatscht und ‚Zugabe‘ gerufen, und wir sind jetzt zurück auf die Bühne gekommen, und was macht ihr?“ Natürlich: applaudieren! Und dann lassen sich THE VISION BLEAK selbstverständlich nicht lumpen und spielen noch zwei: das rockige „The Wood Hag“ vom 2013er-Album „Witching Hour“ sowie das bisher noch immer live gespielte „The Lone Night Rider“ vom Debütalbum der Band, „The Deathship Has A New Captain“.
Das Publikum ist gut dabei gut aufgelegt und feiert jeden einzelnen der älteren Songs frenetisch ab, während bei den neuen Songs vor allem neugierig gelauscht, am Ende aber immer wieder auch Beifall geklatscht wird. Den Sound hat man sowohl von THE VISION BLEAK als auch vom Helvete schon mal saftiger und störungsfreier gehört – aber sei’s drum, das machen THE VISION BLEAK mit jeder Menge Elan, Spielfreude und Professionalität wett. Ein gelungener Auftritt einer wahrlich großen Liveband.
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