The Other
Hell Nights Tour 2008
Konzertbericht
Es ist Ende Oktober, in ein paar Tagen darf man wieder die erleuchteten Kürbisköpfe vor die Tür stellen – das ist natürlich nicht der schlechteste Zeitpunkt für einen Abend mit ein paar Horrorpunk-Bands. Auf dem Weg zum LKA (nein, es geht nicht zum Landeskriminalamt) treffe ich zwei Teenie-Mädels, die sich besonders auf THE OTHER und BLITZKID, die Headliner dieser Hell Nights Tour, freuen. Wir sind zu früh dran, vor der Halle warten bereits etwa zwei Dutzend Leute, man sieht viele Skelette und viele Misfits-Shirts; einige haben sich sogar richtig nette Horror-Masken ins Gesicht gemalt. Dann geht es mit etwas Verspätung um kurz nach halb acht endlich rein, und die paar Anwesenden verlaufen sich ziemlich, das LKA fasst schon an die 1000 Leute. Daß aber auch ein kleines Publikum ziemlich heftig abgehen kann, sollte sich dann später noch zeigen. Erstmal läuft mir aber Beccy, die Sängerin von SPARKLIN‘ DAWN über den Weg, die mir verrät, daß sie ziemlich aufgeregt sei, hat ihre Band doch heute Abend den Opener-Posten inne, was, besonders bei so wenig Publikum, kein Leichtes ist. Als sie dann allerdings ein paar Minuten später mit dem Mikro in der Hand auf der Büne steht, ist von dieser Aufregung nicht mehr viel zu bemerken, und es kann gegen acht Uhr richtig losgehen.
SPARKLIN‘ DAWN gibt es seit 2004, und sie sind keine typische Horrorpunk-Band, wenn es so etwas überhaupt gibt. Sie selbst bezeichnen ihren Stil als Strange Rock, ein Überbegriff, hinter dem sich eine Mischung aus (Alternative) Rock, Metal und Punk verbirgt. Da unterscheiden sie sich nicht wesentlich von den anderen Bands des Abends, allerdings sind ihr Auftreten und ihre Texte, wenn auch Anlehnungen an die Horrorthematik durchaus vorhanden sind, doch nicht hervorstechend in diese Richtung orientiert. Beccy, Frontfrau und eindeutiger Mittelpunkt der Vorstellung, hat sich an diesem Abend aber stilecht in ein kurzes schwarzes Kleid mit Skelettaufdruck geworfen. Ich kenne die Songs der Band – wer mal reinhören will, kann sich sowohl das Demo von 2002 als auch ihr selbstproduziertes, erstes Album von 2005 auf der Website der Band, www.sparklindawn.de, zu Gemüte führen. Allerdings hab ich SPARKLIN‘ DAWN noch nie live gesehen. Die Aufnahmen ihrer Stücke klingen, wenn man einmal die Tatsache berücksichtigt, daß diese in Eigenregie produziert wurden, irgendwie viel zu brav meiner Meinung nach. Gerade im Hinblick auf die Texte, die manchmal ziemlich rüde daherkommen, wie „Fuck Off“ beispielswiese, ist der Gesang einfach nicht frech genug, nicht fies genug, obwohl ich das der Frau am Mikro durchaus zutraue. Live ist das schon ein ganzes Stück besser, hier kommt Beccys wunderbar rauchige, sehr angenehme Stimme viel besser zur Geltung, und hier legt sie auch viel mehr Gefühl in ihren Gesang. Überhaupt ist die Band mit viel Spielfreude bei der Sache, und versucht, trotz ein paar Soundproblemen, wenigstens ein paar Leute nach vorn zur Bühne zu locken. Aber die meisten zieren sich noch nachhaltig; immerhin, sie schafft es, einem Fan einen Schluck Bier abzuluchsen. Ihre Stimme macht teilweise Probleme, klingt schwer nach Husten und überstandener oder nahender Erkältung, aber sie bekommt es dennoch irgendwie hin, das Set gut durchzuziehen. Wir kriegen „Marry Me Dead“ zu hören, den melodischen Ohrwurm „Song For A Tear“ und mit „Fallen“ auch eine Ballade, welche Beccy den Gefallenen in all den sinnlosen Kriegen widmet. Auch wenn SPARKLIN‘ DAWN es an diesem Abend nur bedingt schaffen, das Publikum zu begeistern, so hätte diese Formation, die sehr bodenständig und sympathisch rüberkommt, durchaus etwas mehr Applaus verdient.
Setlist SPARKLIN‘ DAWN
Care
Birds in a cage
Death Doll
Song for a tear
Marry me dead
Fallen
Hate
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