The Ocean
Pelagial Tour 2013
Konzertbericht
THE OCEAN haben mit “Pelagial“ vor einem halben Jahr nicht nur bei uns in der Redaktion bleibende Spuren hinterlassen. Nein, auch in der Öffentlichkeit kam das neue Opus der Post Metal Formation durchweg gut bis sehr gut an und somit wurde es Zeit, das neue Material im Rahmen einer eigenen Headliner-Tour ordentlich zu promoten. Mit im Boot hat das Kollektiv auf diesem Trip durch Europa HACRIDE, TIDES FROM NEBULA und SHINING.
Für THE OCEAN ist München im Grunde schon wie ein kleines Heimspiel, denn so oft wie man die Schweizer-Berliner Formation bereits in unseren Breitengraden begutachten konnte, ist nicht mehr wirklich abzuzählen. Jedenfalls sorgt dies dafür, dass sich das Konzert wie ein großes Freundestreffen anfühlt und bereits gegen 20 Uhr der Backstage Club gut gefüllt ist.
Galerie mit 23 Bildern: The Ocean - Pelagial Tour 2013 - München - Hacride - The Ocean - Pelagial Tour 2013HACRIDE
Dies kommt natürlich den Franzosen von HACRIDE sehr entgegen, denn so müssen die Musiker nicht auf ein spärliches Publikum blicken. Klar, dass der Club noch nicht zum Bersten gefüllt ist, aber wenigstens einige Nasen haben sich eingefunden, um den progressiven Metal des Quartetts abzufeiern. Und HACRIDE machen an diesem Abend definitiv keine Gefangenen. Mit Stücken wie “Introversion“, “Perturbed“ oder dem legendären “My Enemy“ präsentieren die Jungs eine Setlist die jedem Fan Pipi in die Augen treibt. Garniert wird dies mit extrem großer Spielfreude und einem mächtigen Sound, der alles an die Wand spielt. Auch Neuzugang Luiss Roux schlägt sich mehr als wacker und überzeugt mit einer Performance, mit der selbst älteres Material eine wahre Freude ist.
Auch das Publikum sieht es so, denn HACRIDE ernten jede Menge Zuspruch und sind bei Vielen die eine positive Überraschung des Abends. Auch wenn das Set noch ein paar Minuten länger hätte gehen können, überzeugen die Franzosen auf ganzer Linie und stellen somit den perfekten Opener dar.
(Florian Hefft)
TIDES FROM NEBULA
Und schon ist es mit TIDES FROM NEBULA Zeit für die zweite Band dieser Tour. Die vier Jungs aus Polen scheinen dabei nicht sonderlich wild auf Begrüßungen, Ansagen, oder sonstiges uferloses Gequatsche zu sein und legen sogleich los. Konsequenterweise kommt die Musik der vier Jungs dann auch völlig ohne Songtexte aus. Ihr atmosphärischer Sound erinnert dabei stark an Helden wie SÓLSTAFIR und THE OCEAN (wie passend). Hier und da meint man manches Mal GHOST BRIGADE-Anleihen zu vernehmen. Kurz: Kaum haben TIDES FROM NEBULA angefangen zu spielen, haben sie einen auch schon komplett eingelullt. Leider können sie diesen Eindruck trotz der starken Performance nicht bis zum Schluss durchhalten, dafür ähneln sich die Songs doch zu sehr. Schade.
(Sandra Hefft)
SHINING
Den wohl musikalisch buntesten Act des Abends bilden SHINING aus Norwegen, die sich musikalisch zwischen QUEENS OF THE STONE AGE, RAGE AGAINST THE MACHINE gepaart mit New Wave und Free Jazz einordnen lassen. Man kennt diese Jungs hier wohl schon ein wenig, denn das ein oder andere Bandshirt lässt auf eine kleine aber feine Fangemeinde schließen.
Ein paar Startschwierigkeiten hat die Band dennoch, sich in die Köpfe der Zuschauer zu spielen, aber trotzdem gelingt es immerhin bis zur Mitte der Show. Bangende Köpfe, Windmühlen und begeisterter Applaus sind der Lohn für den Einsatz. Groovige Passagen werden gerne mal etwas kürzer gehalten, um sie mit ausschweifenden Harmonien oder Breaks zu unterbrechen. Zwar muss man den Jungs definitiv ein hohes Maß an musikalischem Können attestieren, dennoch wirkt ein beträchtlicher Teil, der wohl eigentlich Improvisation hätte darstellen sollen, eher einstudiert. Am schwersten erträglich ist wohl das häufig in den oberen Tonlagen überblasene Saxophon vom Frontmann Jørgen Munkeby, welches einem öfter den Spaß am Zuhören nimmt. Besonders, weil die Jungs was auf dem Kasten haben enttäuscht es einen schon etwas, nur das zu bekommen was man an diesem Abend sieht. Etwas mehr Unterschiede in der Auswahl der Songs oder Variationen in den Interpretationen hätten schon gut getan. Wäre es nicht gar so einseitig abgedreht, würden die Jungs wirklich Spaß machen. Vielleicht liegt das auch an der Verbohrtheit des gemeinen Jazzers, dass die eine Richtung die absolut beste sei.
Ein kleiner Pluspunkt für das Saxophon ist, dass es immerhin ab und an mal an JAN GARBAREK erinnert. Fragt sich, warum nicht mehr Stücke und Passagen mit Feeling zum Tragen kommen: Schade, die Jungs könnten um ein Vielfaches mehr beeindrucken, als sie es an diesem Abend tun!
(Fred Freundorfer)
THE OCEAN
Nun wird es Zeit für die Band, auf die letztendlich alle sehnsüchtig gewartet haben. Wie eingangs schon erwähnt, ist München für das Kollektiv immer eine ganz besondere Sache und somit wird das stimmungsvolle Intro bereits von kräftigem Applaus durchbrochen. So etwas stachelt natürlich an und THE OCEAN starten extrem energisch und massiv in ihr Set, welches aus “Pelagial“ in seiner Gesamtheit besteht. Und hier liegt auch die Stärke der Band, denn die so durchweg aufrecht gehaltene Atmosphäre packt auch den letzten Anwesenden und der Club entwickelt sich langsam zu einer Sauna. Die Besucherfläche vor der Bühne ist komplett gefüllt, der obere Teil des Clubs ist voll und auch zum Ausgangsbereich hin, ist kein Platz mehr. Entsprechend entwickelt dieser Mob ein Eigenleben, der die Wildheit des Ozeans ideal einfängt, was die Band natürlich zu jeder Sekunde ausnutzt.
Dabei überzeugt besonders Frontmann Loïc auch heute wieder als begnadeter Sänger und sorgt mit seinen akrobatischen Crowd-Surf-Einlagen auch optisch für spannende Unterhaltung. Gerade sein Sprung vom ersten Stock des Clubs in die Menge erfordert schon eine Menge Mut, aber dass der Kerl dabei auch noch singt? Einfach nur Wahnsinn!!! Die restlichen Musiker nutzen in der Zwischenzeit den Platz der engen Bühne, um auch von ihrer Seite nochmal sämtliche die Wucht der Musik zu verdeutlichen.
Nach 50 Minuten ist dann erst mal eine Pause angesagt, bevor die Musiker für einen kurzen Rückblick nochmals die Bühne entern. Mit “Ectasian / De Profundis“ (inklusive Gast-Vocals durch Luiss Roux von HACRIDE) und dem finalen Doppelgespann aus “The Origin Of Species“ und “The Origin Of God“ (mit Saxophon-Einlage durch Jørgen Munkeby von SHINING) beenden THE OCEAN ein denkwürdiges Konzert und entlassen das durchschwitzte Publikum in die eisige Kälte. Ganz großes Kino!
(Florian Hefft)
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