The Ocean
European Tour
Konzertbericht
Also dieser 05.05.2013 weckt schon einige Erwartungen in mir. CULT OF LUNA, die schwedischen Post Metal-Götter sind auf Europatour und machen Halt in München. Mit im Gepäck haben sie THE OCEAN, das Krachkollektiv um Robin Staps, das mit seinen letzten vier Alben ganz schön hohe Maßstäbe in Sachen harter, epischer Musik gesetzt hat. Ich bin also mehr als gespannt. Ab ins Feierwerk.
Leider kommen wir etwas spät an, was zur Folge hat, dass wir die Australier von LO! nicht mehr zu hören bekommen. So ist das eben, wenn Konzerte überpünktlich beginnen.
Erfreulicherweise haben doch recht viele den Weg ins Feierwerk gefunden, so dass der Saal gut gefüllt ist. Alles andere wäre aber auch eine Enttäuschung gewesen. Als Spätgekommene bleibt nach dem Bier holen also leider auch nur ein Platz am Rand. Erster Schluck und schon legen THE OCEAN los. Ein zufriedenes Grinsen legt sich auf mein Gesicht: Na, dann lasst die Spiele mal beginnen!
Nach einigen Minuten weicht die frohe Erwartung aber einer leichten Verwirrung. Was ist denn da oben auf der Bühne bitte los? Die Band hackt auf ihren Instrumenten herum, als gäbe es kein Morgen, aber unten im Publikum kommt davon irgendwie nichts an. Es ist, als würden THE OCEAN hinter einer Glaswand spielen. Vielleicht ist der Sound am Rand einfach zu mies? Ein bisschen weiter in die Mitte rückend muss ich leider feststellen, dass es nicht wesentlich besser geworden ist. Auch und gerade Sänger Loic Rosetti weiß nicht wirklich zu überzeugen. Er hatte ja schon vor kurzem große Probleme mit den Stimmbändern, so dass es nicht wirklich sicher war, ob er überhaupt würde singen können. Insofern ist es natürlich verständlich, dass er nicht die volle Leistung bringen kann. Schade ist es aber schon. Insgesamt ist sein Mikro auch einfach zu leise. Er brüllt gegen die Instrumente an und ist doch irgendwie immer leicht im Hintertreffen. Über die cleanen Passagen hüllen wir dann auch lieber den Mantel des Schweigens. Was ist da bitte schön los? Als dann bei einem Song der Sänger von LO! als Gast hinzukommt, brüllt dieser Rosetti einfach an die Wand. Völlig unverständlich, wenn man dessen Performance auf Platte kennt.
Der unfassbare Druck, die mächtige Präsenz, die THE OCEAN auf ihren Platten „Precambrian“, „Heliocentric“, „Anthropocentric“ und zuletzt „Pelagial“ entwickeln, hier und jetzt ist davon nicht viel zu sehen/hören. Und man muss auch einfach sagen, dass es einer Post/Sludgemetal Band besser zu Gesicht steht, eine gewisse Distanz zum Publikum zu entwickeln. Ein bisschen Arroganz ist manchmal gar nicht schlecht (siehe CULT OF LUNA im Anschluss). So sind die Fans im Publikum zum Ende hin auch völlig überrascht, als Sänger Loic Rosetti plötzlich zum Stagediven in die Menge springt. Fast sackt er bis zum Boden durch, bevor ihn die Leute auffangen und wieder nach oben zur Bühne hieven. Metal mit Punkrock Attitüde? Kann man machen, wirkt hier aber etwas deplatziert.
Um zum Ende hin aber nochmal eine Lanze für THE OCEAN zu brechen: Das ist äußert hochwertige, komplexe Musik, die es absolut wert ist, gehört und gefeiert zu werden. Warum selbst ich als Fan nach diesem Konzert etwas ratlos zurückbleibe, weiß ich selbst nicht. Aber ich archiviere es mal unter nicht optimal gelaufener Abend. Das nächste mal macht ihr das besser Jungs, da bin ich mir sicher.
Bis jetzt läuft der Abend also etwas anders als geplant. Doch dann erklingen die ersten Töne von „The One“, dem Intro der neuen CULT OF LUNA Scheibe. Und ab diesem Zeitpunkt ist klar, wer hier die Chefs im Ring sind. Eineinhalb Stunden lang nehmen COL mit auf eine Zeitlupenreise durch tonnenschweren Postmetal mit federleichten, träumerischen Passagen. Ganz so wie man sie eben kennt. Das grellweiße Licht strahlt die Band von hinten an, so dass nur Silhouetten zu sehen sind. Kein „Hello Munich“, keine Ansagen, keine Zugaben, kein Dankeschön. Nur stoische Performance mit absoluter Präzision. So muss das einfach sein. Hier ist man nicht dabei, hier darf man einfach nur zusehen, wie diese Schweden ihren Entwurf von Atmosphäre aufs Parkett zimmern. Die Höhepunkte der Show sind sicherlich „Ghost Trail“ vom Album „Eternal Kingdom“ mit seinem großartigen Schlussteil, in dem sich die immer schneller werdenden Gitarren zu einer Wand übereinanderstapeln und das 18-minütige „Vicarious Redemption“ vom neuen Album „Vertikal“. Das längste Stück, das COL bisher geschrieben haben und das auf Platte durchaus seine Längen hat, gerät live zu einem echten Brecher, der über die gesamte Länge überzeugt und einen echten Sog entwickelt. So stehen auch nicht wenige im Publikum mit geschlossenen Augen da. Nicht etwas aus Langeweile, sondern, weil zu dieser Musik einfach jeder seinen eigenen Film fährt. Groß.
Wenn man nach kleinen Schwächen suchen möchte, so kann man evtl. anmerken, dass sich die Setlist doch bis auf zwei Stücke komplett am neuen Album orientiert und leider gerade das hervorragende „Salvation“ komplett ausgespart wird. Aber eine CULT OF LUNA-Show ist eben kein Wunschkonzert, also sch… drauf.
Und einer fehlt dann eben doch ein wenig. Klas Rydberg, der großartige, monotone Brüllwürfel, dessen tiefes Organ den Songs doch seinen Stempel aufgedrückt hat. Johannes Persson füllt diese Lücke mehr als gut aus, aber doch gibt es da diesen einen kleinen Moment bei „Ghost Trail“, wenn nach einer langen ruhigen Passage ein markerschütternder Schrei die finale Fahrt einläutet (der COL Fan weiß, wovon ich rede), da fehlt er dann doch, der Herr Rydberg. Mir zumindest.
text: struch
fotos: haslauer
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Cult Of Luna und The Ocean auf Tour
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Einen Tag später in Stuttgart waren The Ocean dann nahezu ebenbürtig! Meiner Meinaung nach hast Du bei LO! nicht viel verpasst. Aber in meiner Wahrnehmung war der absolute Höhepunkt des Cult Of Luna Sets „In Awe Of“, der Schlusstitel.
THE OCEAN haben ihren Jahrhundertgig ohnehin auf dem Summer Breeze 2011 gespielt. Das war die Hölle!
pelagic fest in berlin wurden TO frenetisch gefeiert, absolute powerdampfwalze! COL konnten trotz eindrucksvollem gig diese energie mE nicht mitnehmen, aber das sehen andere sicher auch anders.