The Ghost Inside
The Ghost Inside, Deez Nuzts, Stray From The Path, Devil In Me Live in der Substage Karlsruhe
Konzertbericht
Wenn THE GHOST INSIDE und die DEEZ NUTS rufen, dann kommen sie alle. Zwei der wohl angesagtesten Hardcore-Bands zusammen auf einer Tour versprachen schon im Vorfeld volle Hallen und begeisterte Kids. Wie bei den meisten Shows auf dieser Tour durfte sich auch die Karlsruher Substage das „Ausverkauft“-Schild vor die Tür hängen, sprich es sollten 1000 Besucher kommen. Und kuschelig eng wurde es allemal. Als Support dabei waren noch die Amis von STRAY FROM THE PATH und das portugiesische Hardcore-Aushängeschild DEVIL IN ME.
DEVIL IN ME
Letztere durften den Abend eröffnen und starteten mit viel Elan in ihr Set. Das Quartett präsentierte sich von der ersten Sekunde an äußerst spielfreudig und agil. Die Jungs verbringen dabei wohl mehr Zeit in der Luft als auf dem Boden. Nur sprang dieser Bewegungsdrang leider nicht wirklich auf das Publikum über. Denn obwohl DEVIL IN ME wirklich sehr häufig durch Europa ziehen und unter anderem schon den Anheizer für MADBALL und COMEBACK KID geben durften, scheinen die wenigsten die Portugiesen zu kennen, geschweige denn sich für ihren Hardcore der New-Yorker-Schule zu interessieren. Merch sichten und die ersten bierseligen Gespräche führen, war für die meisten von vorrangiger Bedeutung. Auch waschechte Ohrwürmer wie „On My Own“ oder „Push Twist And Turn“ lockten nur vereinzelt Zuschauer hinter dem Ofen hervor. Und so wurden DEVIL IN ME nach etwas mehr als einer halben Stunde, trotz einer engagierten Leistung, auch nur mit Anstandsapplaus verabschiedet.
STRAY FROM THE PATH
Auf die drauf folgenden STRAY FROM THE PATH hatte ich mich an diesem Abend zugegebener Maßen am meisten gefreut. Die New-Yorker sind hierzulande fast unbekannt und lassen sich dementsprechend kaum einmal in Europa blicken. Umso schöner, dass ich die Gelegenheit nutzen konnte, die Truppe einmal live zu erleben. Doch der Einstieg ins Set mit der neuen Single „Landmines“ war vielleicht nicht ganz so glücklich gewählt. Der Song kam nicht so richtig in die Gänge und zog sowohl Band als auch Publikum schon zu Beginn in ein komisches Stimmungsloch, aus dem beide nicht mehr so schnell herauskamen. Auch das folgende „Mad Girl“ konnte durch den recht leisen und undifferenzierten Sound beileibe nicht die gleiche Wucht wie auf Platte entfalten, brachte aber zumindest die ersten Sing-Alongs zutage. Nur langsam kam mehr Bewegung in die Sache rein. „Rising Sun“ und „Death Beds“ – leider sparte sich THE GHOST INSIDE Sänger Jonathan Vigil live seinen Gesangspart – kurbelten den Pit ein wenig mehr an. Bei „Bring It Back To The Streets“ war er dann in vollem Gange und das Finale furioso mit „Damien“ und „Negative And Violent“ entschädigte dann wohl jeden für den mauen Beginn. Alles in allem konnten STRAY FROM THE PATH leider nicht ganz meinen Erwartungen standhalten, lieferten aber einen soliden Auftritt ab.
DEEZ NUTS
Auf wen die Meute gewartet hatte, merkte man dann mit dem ersten Ton der DEEZ NUTS ziemlich schnell. Die Singalongs zum Opener „Like There’s No Tomorrow“ kamen sofort auf den Punkt. Und das sollte auch so bleiben. Es wurde gefeiert, was die Beine hergaben. Dafür stehen die Australier um Ex-I KILLED THE PROM QUEEN-Drummer JJ Peters und darum dreht es sich auch in den meisten Texten. Selbst neue Songs des erst im April erscheinenden Albums „Bout It!“ wie „Band Of Brothers“ oder „Shot After Shot“ hatte das partyfreudige Publikum drauf, was den charismatischen Peters natürlich überaus freute. Auch der Rest der Band war hervorragend aufgelegt und zockte ihren recht simplen Hardcore gut aufeinander eingespielt und ohne größere Zwischenfälle runter. Gegen Ende gab es dann noch die bisher größten Hits der DEEZ NUTS „Stay True“ und „I Hustle Everyday“ und dann war der Siegeszug nach rund 45 Minuten auch schon eingetütet. Nicht schlecht, aber ich habe von den Australiern auch schon besseres gesehen.
THE GHOST INSIDE
Nun war es an der Zeit für den Headliner des Abends THE GHOST INSIDE von denen ich mir auch so einiges erhofft hatte. Aber auch hier sorgte der matschige, recht leise Sound dafür, dass die Songs der Amis einen nicht so überfahren wie auf Platte. Dabei ließ die Set-List kaum Wünsche übrig. Natürlich konzentrierte man sich hauptsächlich auf den neusten Output „Get What You Give“ (unter anderem vertreten durch „Outlive“, „The Great Unknown“, „Deceiver“ und „Thirty Three“), aber auch ältere Stücke kamen zum Zug. Besonders gut war „Faith Or Forgiveness“ vom 2010er Debüt „Fury And The Fallen Ones“. Es schien nur als hätten sich einige Zuschauer schon auf den Heimweg gemacht oder bereits bei den DEEZ NUTS verausgabt, denn die Party war lange nicht so intensiv wie zuvor. Auch die Ansage, dass man beim With Full Force spielen würde kam irgendwie nicht so gut an (Frei Wild und so…). Die eine Hälfte des Publikums jubelte, der Rest buhte. Dabei sind THE GHOST INSIDE sonst eine ziemlich sympathische und spielfreudige Band. Die Breakdowns saßen, der Gesang kam kraftvoll und man bedankte sich fleißig bei Booker, Publikum und den anderen Bands. Auch hier war nach einer guten drei viertel Stunde Schluss. Allerdings nicht ohne eine Zugabe. So konnte man zum Schluss noch dem wohl methodischsten Song von THE GHOST INSIDE „Engine 45“ lauschen. Alles in allem war es eine runde Sache mit gut aufgelegten Bands, zu einem fairen Eintrittspreis.
Fotos: Jennifer Raffler
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