The Gates Of Slumber
live in der Arena, Wien
Konzertbericht
Im Rahmen der bekannten, wie beliebten Veranstaltungsreihe „Roadtrip To Outta Space” in der „Arena“ gaben die Amis PLACE OF SKULLS zusammen mit ihrer aktuellen Tourneebegleitung THE GATES OF SLUMBER ein Gastspiel in der hiesigen Bundeshauptstadt. Zu einem umfassenden „Festivalbericht“ reicht es hier deshalb nicht, weil es mir zeitmäßig nicht möglich gewesen ist, die an diesem Abend ebenso aufgeigenden CARLTON MELTON und ACID KING (die beide Augen- und Ohrenzeugenberichten nach ganz „leiwaund“ gewesen sein sollen) zu beaugapfeln.
Doch das Glück ist zumindest insofern auf meiner Seite, da zeitgleich mit meinem Eintreffen in der „Kleinen Halle“ die drei bärtigen Gesellen von THE GATES OF SLUMBER auf die Bühne stapfen. Frontmann und Gitarrist Karl Simon übernimmt von Beginn an das Kommando und offeriert zusammen mit seinen beiden Mitstreiter nach einem markigen „Hello, we are THE GATES OF SLUMBER from Indianapolis“ zunächst einmal >The Scovrge Ov Drvnkenness< vom brandneuen Album "The Wretch".
Selbiges ist ab dem nächsten Tag offiziell zu erwerben, Karl muss sich aber dennoch dafür entschuldigen, dass noch keine Exemplare am Merchandising-Stand zu erhalten sind, da sich die Auslieferung verzögert. Doch das tut der Stimmung im zwar nicht wirklich prall, aber zubindendes einigermaßen gefüllten Saal keinen Abbruch, denn die Meute weiß zumindest bei älteren Brechern wie „Death Dealer“ (vom 2009er „Hymns Of Blood And Thunder“) gut mitzugehen. Einmal mehr als echte Live-Granate erweist sich das vom Debütalbum stammende „The Jury“, das zudem unter Beweis stellt, weshalb man diese Band sowohl in Doom-Kreisen zu schätzen weiß, die – optisch mittlerweile geradewegs in Richtung ZZ TOP tendierenden – drei Herren aber auch in der traditionelleren Heavy Rock / Heavy Metal-Abteilung Fans ansprechen können. Man kann durchaus von einer „Konsens-Band“ sprechen, denn die Amis lassen einmal mehr vernehmen, dass sie zwar in erster Linie von den alten BLACK SABBATH inspiriert worden sind, darüber hinaus sehr wohl aber auch von Heroen wie JUDAS PRIEST und MOTÖRHEAD. An eben diese fühlt man sich speziell in den flott losrockenden Passagen immer wieder erinnert und das nicht nur, weil Drummer „Cool“ Clyde, der durchaus auch „Rübezahl“ mimen könnte, im schmucken MOTÖRHEAD-Shirt seine Kessel verdrischt.
Der Spaß an der Musik ist den drei grimmig anzusehenden Gesellen zu jeder Sekunde anzumerken, insbesondere vor „Coven Of Cain“, das Karl falsch ansagt, worauf „Cool“ prompt den falschen Einstieg wählt, jedoch abrupt wieder aufhört und sich die nächsten Sekunden vor Lachen nicht mehr einkriegt. Der Track an sich kommt danach jedoch ungemein wuchtig aus den Boxen und geht nahtlos in „Ice Worm“ über. Imposant zu beobachten ist auch das ungemein flinke, wie präzise Bassspiel von Jason MacCash, dessen „Händchen“ an sich zu seiner „bärigen“ Optik perfekt passen und man eher den Eindruck gewinnen kann, der Knabe würde sein Arbeitsgerät zerbersten. Aber der Kerl beweist durchaus Gefühl und scheint ein ganz netter zu sein, denn er grinst nahezu ständig. Zudem weiß er auch mit mächtigen Backing Vocals, wie im Finale Grande „Chaos Calling“, zu imponieren. Damit beenden die Herrschaften nach gut 50 Minuten ihre Vorstellung und hinterlassen ein durchwegs zufriedenes Publikum. Dieses begibt sich zum Großteil ins Freigelände – logisch, schließlich kann Österreich heute den ersten echten Frühlingstag verzeichnen und von daher bietet es sich an, Pausensnacks und Kommunikationsbedarf ins Freie zu verlegen.
Hautgesprächsthemen sind selbstredend das wenige Tage zuvor über die Bühne gegangene „Springdoom Depression“-Festival, sowie der Umstand, dass wohl doch weit mehr Zuseher gekommen wären, wenn nicht zeitgleich das Package SLAYER / MEGADETH / THE SORROW quasi um die Ecke im „Gasometer“ gastieren würde. Doch die Anwesenden sind sich einig die richtige Wahl getroffen zu haben, schließlich gilt es hier Bands zu unterstützen die – bei allem Respekt gegenüber den Herrschaften der erwähnten Parallelveranstaltung – Support wesentlich notwendiger haben.
Das nennt man eben Loyalität und mit eben dieser sieht sich dann auch Victor Griffin konfrontiert, als PLACE OF SKULLS die Bühne betreten. Auch dieses Trio hat ein brandaktuelles Album vorzustellen und so kredenzen der überaus agile Victor, sein Langzeitpartner Lee Abney, der seinen Bass mächtig pumpend ertönen lässt und ordentlich Druck erzeugt und Drummer Pete Campbell, der erst kurz vor der Tournee für den erkrankten Tim Tomaselli ins Line-Up berufen worden ist, logischerweise vorwiegend Auszüge ihres neuen Silberlings. Abstimmungsschwierigkeiten sind dem Trio aber nicht anzumerken, was wohl daran liegt, dass Pete und Victor einander schon lange kennen und der Drummer schon einmal mit PLACE OF SKULLS unterwegs gewesen ist. Von daher dürfte es wohl auch nicht allzu schwierig gewesen sein den geeigneten Ersatzmann für Tim zu finden. Zwar muss man die musikalische Leistung der Rhythmusabteilung sehr wohl honorieren, PLACE OF SKULLS sind und bleiben aber dennoch eindeutig Victors Band.
Geprägt wird das Material seit jeher von seinem klassisch-rockig anmutendem Gitarrenspiel, wobei er selbstredend auf der Bühne auch dementsprechend die Finger über sein Arbeitsgerät – eine überaus gepflegte Les Paul – gleiten lässt und dieses zum Glühen bringt. Durch seinen vor mehr als zehn Jahren wiedergewonnenen christlichen Glauben sind die Texte zum Großteil davon geprägt, allerdings muss man Victor attestieren, dass er sich damit sehr zurückhält und sein Publikum weder zu bekehren versucht, noch irgendwelche Predigten von sich gibt. Wozu auch, die einzige wahre Religion ist immer noch der Rock’n‘Roll und diesen wissen Victor und PLACE OF SKULLS auf überaus gepflegte Weise darzubieten. Mitunter zwar eindeutig gen Doom tendierend, zumeist aber doch mit amtlicher Hardrock-Seite versehen, lassen Griffin und seinen Mannen nichts Anbrennen und verstehen die Menge von Beginn an mit einer vor Herzblut geradezu überschäumenden Darbietung zu fesseln. Neben Exzerpten des aktuellen Drehers „As A Dog Returns“, gibt es einige Auszüge aus älteren Veröffentlichungen, wie beispielsweise das – für mich etwas überraschend schon nach nur drei Tracks in das Set positionierte – Cover des alten Gassenhauers „Don’t Let Me Be Missunderstood“, bei dem mich, nicht zuletzt auf Grund der imposanten Darbietung an der Les Paul, doch eine gewisse Melancholie überkommt, schließlich erfolgte mein „Jungfernflug“ mit diesem Klassiker zur Version des unlängst verstorbenen Gary Moore.
Doch PLACE OF SKULLS haben sich dieser Nummer schon vor knapp zehn Jahren angenommen und verstehen es selbstredend noch immer blendend die Vibes dieses Tracks auf ihre ureigene Weise darzubieten, wie man generell sagen kann, dass die drei Amis den Zuseher – ganz egal welchen Songs sie auch wählen – durch ihre zu jeder Sekunde aufopfernde Vorstellung schlicht und ergreifend packen. Als besonders feine Geste empfinde ich so ganz „nebenbei“, dass auch noch beim Headliner Mitglieder aller zuvor aufgetretenen Bands im Auditorium zu finden sind und Griffin und Co. bis zum Schluss frenetisch anfeuern, was PLACE OF SKULLS selbstredend mit einer Extraportion Spielfreude zu quittieren wissen. Ein wirklich unterhaltsamer, musikalisch mehr als nur ansprechender Auftritt, der nach knapp mehr als 60 Minuten Doom / Hardrock vom Feinsten sein Ende in der Halle findet, von den Zusehern und einigen Bandmitgliedern bei einer letzten, gepflegten Kommunikations- und Flüssignahrungsaufnahmerunde im Freigelände jedoch noch prolongiert wird.
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37178 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!