The End
The End
Konzertbericht
Die große Festivalwelle rollt aus und spült – wie jedes Jahr im Spätsommer – die Bands in die Klubs zurück. Einen recht kernigen Wiedereinstieg versprach am letzten Augustmontag das Programm im bis zu 500 Leute fassenden Kreuzberger Kulturbahnhof. Drei Bands aus Übersee waren angekündigt, doch nach der Erfahrung mit CIRCLE II CIRCLE an gleicher Stelle im April, war eher mit 50 Zuschauern zu rechnen. Immerhin etwas mehr applaudierten dann zaghaft, wenn HEAVY HEAVY LOW LOW aus Kalifornien nicht gerade ihren angejazzten, kruden Core intonierten oder die Mini-Pausen ihres 20 Minuten kurzen Auftrittes mit Elektro-Getucker überbrückten. Bei FEAR BEFORE THE MARCH OF FLAMES standen schließlich um die 80-90 Leute im Alternative/Hardcore-Look vor der Bühne und der Applaus wurde ein wenig lauter. Auch hier gab es zwischendurch gelegentliche Spielereien und während der eigentlichen Songs vollen Sound-, Licht- sowie Nebeleinsatz. Zudem arbeitete ein Saitenzupfer, der sich nur auf Krücken fortbewegen konnte, im Sitzen – guter Einsatz also. Musikalisch konnte der Fünfer während seiner rund 40 Minuten allerdings nur bedingt überzeugen. Einige nette Passagen täuschten nicht darüber hinweg, dass hier oft zu gewollt vertrackt und publikumsfremd musiziert wurde. Die Gesangsleistung war bestenfalls durchschnittlich und der Funke sprang kaum über.
Zumindest steigerten diese nüchternen Darbietungen die Gier nach der letzten Gruppe des Abends, zeigten THE END doch bereits mit ihrer aktuellen Platte “Elementary“, wie sich Anspruchsdenken mit guten Songs vereinbaren lässt. Kurz nach 23 Uhr starteten die Kanadier ’Dangerous’ – und deckten damit in sechs Minuten das komplette Spektrum von Hardcore über progressiven Metal bis hin zu Heavy-Rock- und Alternative-Einlagen ab, ohne dass ihre chaotische Vergangenheit dominierte. Die Frage nach der Band des Abends hatte sich eigentlich sofort erledigt: Rhythmisch fesselnd, düstere Breitwandatmosphäre verbreitend – in den besten Phasen paarte das Quintett den Groove von TOOL mit der Gewalt von NEUROSIS -, wurde nahezu konstant ein Energieniveau erreicht, das schon stark in Richtung Spitze schielte. Und was auf dem Album einen Tick zu gepresst wirkt, konnte im Live-Gewand richtig atmen.
Insbesondere der überraschend normal gestylte Sänger Aaron Wolff überzeugte durch intensives Geschrei, war am Keyboard zu finden und schlug gelegentlich auf eine zusätzliche Trommel ein, bis deren Bespannung schließlich müllreif war. Nur mit dem Treffen der richtigen Töne, während der melodischen Gesangspassagen, hatte er so seine Probleme – was eventuell auch am Monitor-Sound lag. Jedenfalls gab es diesbezüglich eine kurze Anweisung in Richtung Mischpult und es flog schon mal ein Mikro auf den Boden. Da gleich mehrere Ständer auf der Bühne standen, war jedoch für Ersatz gesorgt. Bedauerlich, dass 23:40 Uhr bereits Schluss war und Aaron Wolff plötzlich zum Merch-Stand sprintete. Dort fanden sich viele der verbliebenen Besucher ein – ein Großteil schien sich kurz nach dem Auftritt von FEAR BEFORE THE MARCH OF FLAMES auf den Heimweg begeben zu haben…!? Die restlichen Interessierten hatten übrigens relativ introvertiert reagiert (Ansage: „Es ist ziemlich ruhig hier. Das ist eine Rock’n’Roll-Show!“). Bleibt zu hoffen, dass die Mundpropaganda wenigstens etwas dazu beitragen wird, in Zukunft noch mehr Leuten zum Genuss einer beeindruckenden Band zu verhelfen. Geld haben THE END mit dieser Tour sicher nicht verdient: T-Shirts – das tolle “Elementary“-Cover hat es leider nicht auf Textilien geschafft – gab es für einen Zehner, T-Shirts mit CD für 15 EUR.
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37295 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!