The Dark Side Of Munich
The Dark Side Of Munich
Konzertbericht
Menschen sind wie Tiere, heißt es. An diesem Samstag ähneln wir wohl am ehesten Pinguinen, die sich dicht zusammenstellen, um nicht zu erfrieren. Wie praktisch, dass im Veranstaltungskalender des Feierwerks in München dick und fett das “THE DARK SIDE OF MUNICH“ angestrichen ist. Also Zeit, sich zusammenzurotten und ganz gemütlich Bands aus dem Umland wie SYCRONOMICA, DEAD ALONE, RAPTURE, ARSIRIUS, ENKRANIUS, SKROTUM und WALDWIND anzugucken. Als Leckerli oben drauf gibt es noch tatkräftige Unterstützung aus Frankreich in Form von DESTINITY.
In der Halle ist es dann auch schon deutlich wärmer und man hat zur großen Freude der Besucher Teller mit Keksen hingestellt. Wohl ein kleiner Tribut an den Namen des Festivals, der im Vorfeld den ein oder anderen an den Spruch “Come to the dark side- we have cookies.“ erinnert haben dürfte. Sehr nett.
Galerie mit 11 Bildern: Waldwind - The Dark Side Of MunichWALDWIND
Als Opener dürfen sogleich die Jungs von WALDWIND auf die Bühne. Dass die Halle in diesem Moment noch recht leer ist, interessiert die Band aus München merklich wenig. Sofort wird energisch mit einer Mischung aus Black- und Folk-Metal losgelegt. Fast ein wenig zu energisch, könnte man meinen, denn was da gebangt und gepost wird, wirkt zumindest auf mich etwas chaotisch. Aber sei es drum, die Jungs haben halt Spaß an dem, was sie tun. Da interessiert das Wie ja kaum noch.
Zwischenzeitlich füllt sich das Hansa 39 langsam aber stetig und auch das Merchandise ist jetzt in seiner vollen Pracht zu bestaunen. Zeit für ein Bierchen und einen Plausch mit den Kumpels. Und einen Keks oder zwei.
(Sandra)
SKROTUM
Der zweite Keks muss dann aber leider noch etwas warten, denn SKROTUM stehen schon in den Startlöchern. Der druckvolle Sound der Death-Metaller scheint dem Publikum sehr wohl zuzusagen und so sieht man überall zustimmendes Kopfnicken. Das Auffälligste an SKROTUM ist wohl ihr Sänger, der zumindest optisch extrem hervorsticht. Akustisch ist von diesem Herren aber auch so einiges zu vernehmen, nämlich Growls in Reinform. Leider scheint das Publikum noch nicht ganz auf der Höhe zu sein, denn im Verlauf des Auftritts ist stetig mehr Boden vor der Bühne zu erkennen. Schade.
(Sandra)
ENKRANIUS
ENKARNIUS ist die dritte Band des Abends und die erste, die etwas Black Metal gepaart mit einer ordentlichen Portion Death Metal in das Event einbringt. Leider kommt die Band nicht so richtig vom Start weg, denn die Songs nehmen erst nach und nach etwas an Fahrt auf, was wohl auch das Publikum so sieht, denn die Begeisterung hält sich zu Beginn noch recht in Grenzen. Spielerisch setzten ENKRANIUS mit ihren Death-Akzenten die besseren Zeichen, denn die Growls des Sängers können sich neben den Riffs definitiv hören lassen. Das kommt auch bei der Hörerschaft weit besser an, was durch den ein oder anderen Headbanger unterstrichen wird. Durchweg bleibt die Stimmung leider auf einem niedrigeren Level, da auch die Performance von ENKARNIUS nicht gerade ansprechend ist,Sie wirkt eher steif und somit gibt es auch keine Animation zum Mitmachen. Zum Schluss haut die Band ihr bisher bestes Lied raus und schafft so doch noch einen relativ gelungen Abschluss.
(Dominic)
Setlist ENKRANIUS:
Epiphanie
Knochenbibliothek
Brunftmarsch
Fleisch
Totgeburt
Brandverletzungen
Kirchlein + Wasser
ARSIRIUS
Mit ARSIRIUS steht für mich das erste Highlight des Abends an. Wem diese Band so gar nichts sagen will, der wird vielleicht hiermit etwas anfangen können: DEAD EMOTIONS. Hier steht nämlich niemand Geringeres auf der Bühne, als ein Großteil der ehemaligen Mitglieder. Da ich schon bei der Listening Session für das neue Album dabei sein durfte, war ich gespannt, wie das Material live rüberkommen würde. Kurz gesagt: Es kommt rüber, packt das Publikum und tritt ihm richtig saftig in den Allerwertesten. Was man hier geboten bekommt, ist schnörkelloser Old-School-Death der feinsten Sorte und eine geile Show, denn Sänger Christoph entdeckt das Tier in sich und post die Show über wie wild. Interessant zu wissen ist, dass dies die Debüt-Show des Fünfers ist. Trotzdem präsentiert sich hier eine Band, die absolut aufeinander eingespielt ist und selbst sichtlich Spaß am Auftritt hat. Dies überträgt sich natürlich auch auf das Publikum und so steht einer ausgelassenen Party mit ARSIRIUS nichts mehr im Wege. Klasse!
(Sandra)
RAPTURE
RAPTURE, spielen, organisieren, machen die Tontechnik und ohne die Jungs hätte an diesem Abend so einiges nicht funktioniert. Wer RAPTURE kennt, weiß, dass die Truppe ihre Auftritte immer mit Spaß und Witz versieht. Dieser Funke springt auch auf die Mannschaft vor der Bühne über und somit ist die Stimmung im Raum ziemlich gut. Leider sind die Jungs an diesem Abend etwas gehandicapt, da man sechs Tage vorher noch einen neuen Drummer organisieren musste und dieser in so kurzer Zeit nicht alle Songs parat hatte. Trotzdem bringt der Bursche eine richtig gute Leistung und hat sich damit wirklich Anerkennung verdient. Diese Widrigkeiten schaden dem Auftritt nicht unbedingt, denn so verkürzt sich zwar das Set etwas, aber das wird mehr oder weniger „gekonnt“ mit Gequatsche überbrückt. Das bedeutet noch mehr Gerede, als es sowieso bei einem Auftritt im Bereich der Norm von RAPTURE liegt. Aber alles in allem ein guter gelungener Gig, an dem es sonst nichts auszusetzten gibt. Man freue sich auf die nächste Runde Spaß und Heiterkeit mit RAPTURE.
(Dominic)
Setlist RAPTURE:
Murphy´s Way
The Spell Of Mary Bell
Brain Busters
After The Bridge
Hotel Paradise
DEAD ALONE
DEAD ALONE starten mit Death Metal der etwas düstereren Sorte ins Feld, aber auch das kann die gute Stimmung nicht wirklich drücken. Die Meute vor der Bühne lässt sich nach dem Anklingen des ersten Songs nicht lange bitten, denn die neuen Sachen haben im Gegensatz zum älteren Material ein Stück weit mehr Druck dahinter, und beteiligt sich rege in Form von fliegenden Haaren und rotierenden Köpfen. Auch die Band selbst hält mit der Performance nicht zurück und feiert auf dem Podium ordentlich mit. Die neuen Songs werden dann erst auf dem kommenden Album zu finden sein. Leider stellt diese Setlist auch ein gewisses Handicap dar, da das frische Material unter Umständen noch nicht so richtig sitzt. Zusammen mit dem stellenweise etwas ausufernden Stageacting bleibt folglich der ein oder andere Schnitzer nicht aus. Allerdings sind es keine wirklich groben Fehler, die den Auftritt versaut hätten. Im Gegenteil, die Hörerschaft vor der Bühne lässt sich auch hiervon nicht beirren und hat weiter ihren Spaß. Letztendlich kann man sagen, dass der Auftritt trotz gewisser kleinerer Schwächen gelungen ist. Man darf sich also definitiv auf das nächste Werk freuen.
(Dominic)
Setlist DEAD ALONE:
Follow… (Intro)
Catharsis
A Dying Sun
Collapse
The Way Of The Damned
Reign Of Decay
Fall Into Oblivion
Darkened Skies
Pilgrim
DESTINITY
Mit DESTINITY steht der Import des Abends auf der Bühne. Die werten Herren sind nämlich extra aus Lyon eingeflogen, um heute im Hansa 39 zu spielen. Dabei darf man auf die Show der Jungs gespannt sein, die, wie ich sie bisher erleben durfte, immer sehr energiegeladen war und einfach Spaß macht. Da sind Nackenschmerzen am nächsten Morgen quasi vorprogrammiert. Und tatsächlich: DESTINITY setzen zum ersten Song “My Sensless Theory“ an und versetzen die erste Reihe mit einer gewaltigen Soundwelle einen gefühlten halben Meter nach hinten. Das hat gesessen. Die Jungs sind wie erwartet richtig gut drauf und ziehen eine Show ab, die sich gewaschen hat. Das Publikum reagiert zunächst etwas verhalten und man sieht nur vereinzelte Pommesgabeln. Im Laufe des Auftritts ändert sich das aber merklich und man wird richtig warm miteinander. Sänger Mick wird dabei nicht müde, immer wieder das Publikum zu loben und zu betonen, wie sehr ihnen die Zeit in München gefällt. Mit “Synthetic existence“ folgt dann eine quasi Verschnaufpause. Dieser Song ist ruhiger als die Vorgänger, was man auch am Stageacting sehen kann. Als dann mit “Evolution: Deviluation“ der letzte Song des Sets gespielt wird, haben DESTINITY sicherlich ein paar Fans hinzugewonnen. Lediglich das wie durchchoreographiert wirkende Bangen der Bandmitglieder wirkt auf mich hier und da unfreiwillig komisch, aber wen kümmert das schon. Die Anwesenden, die nicht gerade Notizen für den Bericht machen, sind ohnehin am Bangen und ausgelassen Mitfeiern. So dürfte das außer mir wohl niemandem aufgefallen sein. Ich jedenfalls freue mich schon auf die nächste Show der Jungs.
(Sandra)
Setlist DESTINITY:
My Senseless Theory
Enemy Process
Synthetic Existence
Just Before…
A Dead Silence
Your Demonic Defense
Thing I Will Never Feel
Murder Within
In Sorrow
Evolution Devilution
SYCRONOMICA
Nun heißt es Bühne frei für SYCRONOMICA, den Hauptact des THE DARK SIDE OF MUNICH. Was schon in der Umbaupause auffällt, ist, dass hier definitiv die größte Verschönerungsaktion läuft, die diese Bühne heute sehen soll. Neben dem typischen Backdrop zieren auch zwei Sidedrops und zwei Tonnen- richtig gelesen, richtige große, zylindrische Metalltonnen-die Bretter, die die Welt bedeuten. Wozu diese gut sein sollen, wird sich erst später herausstellen. Jetzt heißt es Vorhang auf für die Progressive-Black-Metaller, die heute die Show zum 15-jährigen Jubiläum spielen. Die Band spielt routiniert und begeistert das Publikum mit ihren atmosphärischen und zugleich harten Songs. Bassist Ruben kann man sich heute auch mal von ganz Nahem anschauen. Der werte Herr spielt mehrere Songs nämlich nicht von der Bühne aus, sondern steht mal im Publikum, mal im Gang, mal am Merchendise-Stand. Wireless-Anlage sei Dank. Wenn man schon mal Geburtstag feiert, will man auch etwas ganz besonderes machen. So werden heute sowohl der erste, als auch ein ganz neuer Song gespielt. Eine Reise durch die Bandgeschichte im Sauseschritt. Dem Publikum gefällt das sichtlich. Es wird gebangt, was die Nackenwirbel hergeben. Nun erschließt sich auch, wozu die Tonnen da sind. Aus ihnen strömt ohne Unterlass Kunstnebel, was die Stimmung unterstreicht und wohl leicht mysteriös wirken soll. Das Konzept funktioniert dann aber leider so gut, dass man nach ein paar Minuten nur noch schwer erkennen kann, was sich um einen herum ereignet. Dem Sound tut das natürlich keinen Abbruch, denn der ist noch immer klar und druckvoll, wie er es seit dem ersten Song war.
Setlist SYCRONOMICA:
Kaleidoscope
Realm Of Dust And Ashes
Durch Das Geäst
Für Die Ewigkeit
The Call
Neverest
To The Rivers End
Alt Lys Er Svunnet Hen (Dimmu Borgir Cover)
Beyond The Gate Of Light
Gegen halb eins am Sonntagmorgen soll es das dann mit THE DARK SIDE OF MUNICH gewesen sein. Dieses Festival hat sich auf jeden Fall gelohnt. Für wen an diesem Abend, an dem von Progressive Folk Black Metal, über Death Metal bis zu Death Thrash- und Black Metal alles geboten wurde, nichts dabei war, der ist eindeutig selbst schuld. Was hier aus einer Bierlaune heraus entstanden ist (man wollte einfach mal mit so vielen befreundeten Bands spielen, wie nur irgendwie geht), hat sich zu einem angenehmen, super organisierten Ereignis entwickelt. Hoffentlich kann man so einen Abend bald wieder erleben. Zufrieden und mit einem Keks als Wegzehrung verschwindet das Publikum dann in die eisige Nacht.
(Sandra)
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