The Cure
Bombastische Melancholie
Konzertbericht
Seit Jahren spricht Frontmann Robert Smith davon, nicht nur an einem, sondern gleich drei neuen THE CURE-Alben zu arbeiten. Zeit wird es, denn die bislang letzte Platte „4:13 Dream“ liegt inzwischen schließlich satte 14 Jahre zurück. Dass Smiths Erzählungen von neuem Material kein leeres Gerede sind, beweisen THE CURE auf ihrer aktuell laufenden „Lost World“-Tour genauso wie ihre beständige Qualität als Liveact.
THE CURE stellen neue Songs vor
Insgesamt finden sich beim Konzert in der Kölner Arena gleich fünf bislang unveröffentlichte Songs im Set. Mit einem davon, „Alone“, eröffnen THE CURE sogar ihre Show. Ein mutiger Schritt. Doch sogleich folgen mit „Pictures Of You“, „A Night Like This“ und „Lovesong“ drei unsterbliche Bandhits, um wirklich alle Fans schnell abzuholen. Das gelingt gemessen an den frenetischen Publikumsreaktionen mit Bravour.
Die neuen Songs, die vor allem im ersten Drittel der Show zum Zuge kommen, fügen sich dabei nahtlos in die Setlist ein. „And Nothing Is Forever“, „The Last Day Of Summer“, „A Fragile Thing“ und das erwähnte „Alone“ betonen allesamt die melancholische Seite von THE CURE, die heute den Großteil des Abends im Mittelpunkt steht.
Jubelstürme zu „Burn“
Eines der frühen Highlights heute ist „Burn“. Über Jahrzehnte hinweg weigerte sich Smith, den Song aus dem Kultfilm „The Crow“ live zu spielen. 2013 kam überraschend das Konzertdebüt, seit 2016 gehört er fest zum Set der Band. Als Smith mit einer überdimensionierten Flöte die Vogelgeräusche anspielt, löst das einen Jubelsturm aus, der sich durch die gesamte Arena zieht.
Das lösen einige Zeit später die ersten Töne von „A Forest“ ebenfalls aus. Es ist wohl der Song, der THE CURE als Band am besten definiert, was sich daran zeigt, dass er 42 Jahre nach seinem Erscheinen nichts von seiner Kraft verloren hat. Smiths fast schon manische „Again and again and again and again“-Rufe am Ende des Tracks schreien alle lauthals mit.
Hits ohne Ende
Nicht nur musikalisch überzeugt das Sextett auf ganzer Linie. Auch die Bühnenshow lässt keine Wünsche offen. Die Lichtstimmung passt sich stets perfekt an die Songs an, auf den Videoleinwänden laufen derweil unterstützende Bilder. Riesig erscheinen die Bühnenbauten. Unter dem totalen Bombast geht es Anno 2022 bei THE CURE nicht.
Das zeigt sich auch an der Spielzeit. Für 29 Songs braucht es heute mehr als zweieinhalb Stunden. Das verlangt einiges an Ausdauer ab, sorgt aber dafür, dass in Sachen Hits kaum Wünsche offenbleiben. Insbesondere im Zugabenteil jagt ein untersterblicher Klassiker den nächsten. Ihr Set beschließen THE CURE mit „Just Like Heaven“ und „Boys Don’t Cry“ – und beenden damit einen Triumphzug.
THE TWILIGHT SAD leben amtlich vor
Doch nicht nur der Headliner überzeugt auf ganzer Linie. Im Vorprogramm geben die Schotten THE TWILIGHT SAD 40 Minuten lang alles, um die Meute anzuheizen. Stilistisch bewegen sie sich in einem ähnlichen Gemenge aus Gothic Rock, Post-Punk und Darkwave wie THE CURE. Allerdings geht die Combo deutlich härter als der Hauptact zur Sache.
Die Fans nehmen das dankend an. Viele klatschen mit, einige sind sogar dabei zu beobachten, wie sie die Songs mitsingen. THE TWILIGHT SAD haben heute einige Fans im Schlepptau und dürften dank einer überzeugenden Performance noch einige mehr für sich gewonnen haben. Nach dem letzten Song lassen sie sich angemessen feiern. Somit gibt es an diesem rundum gelungenen Konzertabend nichts zu meckern.
Setlist THE CURE:
1. Alone
2. Pictures Of You
3. A Night Like This
4. Lovesong
5. And Nothing Is Forever
6. The Last Day Of Summer
7. A Fragile Thing
8. Cold
9. Burn
10. The Hungry Ghost
11. At Night
12. Push
13. Play For Today
14. A Forest
15. Shake Dog Shake
16. From The Edge Of The Deep Green Sea
17. Endsong
18. I Can Never Say Goodbye (Zugabe I)
19. Plainsong (Zugabe I)
20. Prayers For Rian (Zugabe I)
21. Disintegration (Zugabe I)
22. Lullaby (Zugabe II)
23. The Walk (Zugabe II)
24. Friday I’m In Love (Zugabe II)
25. Close To Me (Zugabe II)
26. In Between Days (Zugabe II)
27. Just Like Heaven (Zugabe II)
28. Boys Don’t Cry (Zugabe II)
Foto: Andy Vella
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