The 69 Eyes
M'Era Luna 2001
Konzertbericht
Die Theorie ( die im Vorfeld bereits auf diesen Seiten vorgestellt wurde ) und Praxis des perfekt durchplanbaren Festival standen beim diesjährigen M’Era Luna Festival am 01. und 02.09. 2001 auf dem Flugplatz in Hildesheim, Drispenstedt auf dem Prüfstand. Leichte Spielplanänderungen am Sonntagmorgen, die Tourabsage von The Cult, deren Lücke Philip Boa füllte, und eine Reihe von weiteren, nicht ohne weiteres vorhersehbarer Ereignisse haben meine minutiöse Planung allerdings schnell in Frage gestellt und stellenweise zunichte gemacht. Das es die Bands, denen es beschert ist ein großes Festival zu „morgendlicher“ Stunde zu eröffnen, alles andere als leicht haben, wurde mir ein weiteres mal bewusst, als ich das Häufchen sah, das sich um 11:00 vor der Hauptbühne versammelt hatte, um [+] Z.e.t.a. X, die im Spielplan nur mit Zeta angekündigt waren, zu sehen. Ich nutzte die frühe Stunde, um mir schon mal einen Überblick über das Angebot der Stände zu verschaffen und den persönlichen Konsumrausch ein wenig anzukurbeln – bei den zahlreichen Schmuck-, Klamotten- und Tonträgerständen sollte sich dies als ein leichtes herausstellen. Die zu mittäglicher Stunde im Hangar auftretenden SCHOCK hatten auch noch einen der „undankbaren“ vorderen Plätze auf dem Spielplan inne, aber das Debüt „Erwachet“ scheint den Newcomern bereits eine größere Fanschar beschert zu haben, die ihre Begeisterung auch lautstark zum Ausdruck brachte. Für Begeisterung dürfte der Sänger Michael Schock, aus dem mancher sicherlich gerne einen deutschen Ville Vallo machen würde, da musikalische Parallelen auch nicht von der Hand zu weisen sind, sicherlich auch bei den weiblichen Fans gesorgt haben. Laszives bis extatisches Boxen-Posing, vom Auftrieb des Nebels getragenes Haar und ein aufgeknöpftes Hemd trugen zu einer gelungenen Inszenierung bei, die zwar von einem schlechten Sound begleitet wurde, der in seiner Rauheit und Basslastigkeit aber den rockigen Charakter von Schock um so mehr hervorhob. Bekannt sind GOETHES ERBEN für ihre intensiven und emotionalen Shows, denen der Begriff Musiktheater wohl am ehesten gerecht wird. Wie sich die Intensität einer solchen Darbietung, in der der Publikumskontakt für Oswald Henke als auch für den Charakter der Show nicht von untergeordneter Bedeutung ist, auf der großen Hauptbühne, zu mittäglicher Stunde, aufbauen und das auf Distanz gehaltenen Publikum ergreifen sollte schien mir von Beginn an fraglich. „Der Eissturm“ eröffnete das vierzigminütige Set der Bayreuther, welches sich über Stücke, wie „Zinnsoldaten“, „Die Brut“ und dem kommenden Album „nichts bleibt wie es war“ entnommenen „Himmelgrau“ und „Glasgarten“ erstreckte. Überraschend, aber vielleicht nicht ganz unerwartet, der Auftritt von Peter Heppner, um mit Libretto seinen Anteil am „Glasgarten“ beizusteuern. Agil huschte, rutschte und fiel Oswald Henke über die Bühne und ließ es sich auch nicht nehmen die Bühne zu verlassen, um dem Publikum ein wenig Nähe zu schenken, derer man sich auf den Release-Konzerten zum neuen Album stärker erfreuen dürfte. Der Tag neigte sich seinem Ende zu, die Sonne schickte ihre letzten wärmenden Strahlen hinter dem Horizont hervor – Dämmerungszeit. Die beste Zeit also, für eine Band, die mit ihrem letzten Album „Blessed be“ die Hand in Richtung Gothic Throns ausstreckte. Wesentlich selbstbewusster erschienen mir THE 69 EYES als bei ihrem vorjährigen Auftritt auf dem M’Era Luna und besonders „Gothic Cock God“ Jyrki glänzte durch seine schwarzhumorigen Ansagen. Windgetriebene Nebelschwaden, in warm glimmende Farben getaucht, bildeten eine geradezu infernalische Kulisse für Hits wie „Gothic Girl“ und „Brandon Lee“. Für die entsprechende Gänsehaut sorgte der vom Himmel fallende Regen, für dessen showgerechten Einsatz Jyrki auch gleich eine Erklärung parat hatte: „God is crying …“. Ebenso so schnell wie die Nebelschwaden verflog auch die einstündige Spielzeit, die man leider nicht per Knopfdruck auffrischen konnte – der Mond war inzwischen aufgegangen … Eine weiß verhüllte Bühne, gesäumt von Bildschirmen, bot den richtigen Kontrast zu den dunklen, maßgeschneiderten Anzügen, in denen COVENANT gegen 21 Uhr die Hauptbühne betraten. Kontrastreich, im historischen Aspekt, war auch die Setlist der Schweden, die sich vom Opener „Der Leiermann“ über sämtliche Alben bis zum Debüt „Dreams of a cryotank“ erstreckte. So gab es neben den obligatorischen Tanzflächenfüllern wie „Dead Stars“ oder „One world, One sky“, die auch auf dem M’Era Luna nicht ihre animierende Wirkung verfehlten, mit „Wall of sound“ auch ein eher ruhigeres Stück zu hören. Die letzten Minuten der Show von Covenant habe ich dann zugunsten von THE INCHTABOKATABLES, die sich im Zeitplan direkt anschlossen, geopfert, um rechtzeitig im Hangar zu sein. Die ersten Klänge des Intros empfingen mich bereits beim Eintritt in den von nächtlicher Dunkelheit ausgespülten Hangar. Wie gut die Atmosphäre des aktuellen Albums „Mitten im Krieg“ von der Bühne aus vermittelbar sein würde, hatte ich mich im Vorfeld gefragt. Doch meine Befürchtungen sollten keine Bestätigung finden, denn Streicher, Bass und Schlagzeug setzten an Emotionen reiche Stücke wie „healing hands“ oder „rain“ in Verbindung mit Videoprojektionen gekonnt in Szene und luden zum Träumen ein. Vom gleißenden Licht einer dichten, auf dem Bühnenboden stehenden, Scheinwerferkrone diesen immer wieder entrissen, animierten ältere Stücke hingegen zur Bewegung. Leider haben sich die Inchtabokatables entschlossen nach 10 Jahren erst einmal eine „mehrere Menschenjahre dauernde Pause“ einzulegen, so dass man die Gelegenheit nutzen sollte, die Inchtabokatables auf ihrer Weihnachtstour noch einmal live erleben zu können.
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