Tarja
"Colours In The Dark Tour" 2013 live in Dortmund
Konzertbericht
Die finnische Sangesgöttin TARJA kommt im Rahmen ihrer „Colours In The Dark“-Tour nach Dortmund, und angesichts ausverkaufter Hallen in anderen Städten scheint das FZW genau die richtige Größe für dieses Konzert zu haben. Überraschenderweise ist die Halle jedoch nur gut zur Hälfte gefüllt – offensichtlich zieht TARJA im Ruhrgebiet einfach nicht so viele Fans wie anderswo.
Durch die luftigen Reihen gibt es viele Möglichkeiten, um sich ein ruhiges Plätzchen zu suchen, ein Kaltgetränk zu genehmigen und den Blick über die Anwesenden schweifen zu lassen: Sehr gemischtes Publikum, sowohl was Alter und Geschlecht angeht, als auch was den durch T-Shirts und Accessoires zur Schau getragenen Musik- und Modegeschmack angeht – von Wacken bis zum rosafarbenen Delphin ist alles mit dabei.
Scala Mercalli
Auch mit dabei, und zwar auf TARJAs Tourtross, ist die italienische Combo SCALA MERCALLI. Die dürfte der anwesenden Menge gänzlich unbekannt sein, aber den einen oder anderen Zuschauer werden sie überzeugt haben. Jedenfalls steht am Ende lauter Jubel auf der Habenseite, und zugutehalten muss man den Italienern, dass sie eine engagierte Show abliefern – und das, ohne viel Platz auf der Bühne zu haben, da die Instrumente des Hauptacts schon stehen.
Galerie mit 10 Bildern: Scala Mercalli - Tarja - "Colours In The Dark"-Tour 2013Musikalisch jedoch bietet das Quintett um den superagilen und (Achtung: Untertreibung!) bestenfalls 1,50 Meter großen Sänger Christian Bartolacci ziemlich austauschbare Ware, die nicht nur einmal in Richtung IRON MAIDEN geht. Instrumental auf der Höhe (vor allen Dingen die Gitarristen haben einiges auf dem Kasten), und auch die gesangliche Leistung stimmt, aber irgendwie wird man das Gefühl nie los, es hier eher mit einer Coverband zu tun zu haben. Vielleicht liegt es ja auch daran, dass der quirlige Sänger keine Pose und keinen noch so athletischen Sprung auslässt, aber letztlich bleibt mir verborgen, wofür die Band eigentlich steht.
Setlist:
- Border Wild
- Only Rage
- I Will Stop The Time
- Pain
- Dissolved In Time
- My Daemons
Tarja
Nach einer standesgemäßen halbstündigen Umbaupause (die Instrumente stehen bereits…) wird es Zeit für den Hauptact… Leichter Nebel, ein wenig blaues Licht, links nimmt Cellist Max Lilja Platz. Dräuendes Intro, die restlichen Musiker folgen, Spotlights, und dann kommt die Sangesfee auf die Bühne. Einstieg mit „In For A Kill“ vom letzten Album „What Lies Beneath“, gefolgt von der neuen Single „500 Letters“ sowie „Sing For Me“ vom „My Winter Storm“-Album. Genauso bunt, wie der Titel des aktuellen Albums vermuten lässt, ist auch die Setlist mit einer Mischung aus Gothic Metal, Rock sowie einer poppigen Leichtig- und Seichtigkeit.
Einigendes Element im Sound ist selbstverständlich die bemerkenswerte Stimme von TARJA, die auf den Songs so perfekt sitzt wie ihr schwarzes Spitzenkleid, und selbstverständlich ist die Sängerin auch der Mittelpunkt der Show – ein faszinierender obendrein. Zwar wirkt nichts wirklich spontan oder dem Zufall überlassen, beispielsweise bei den Ansagen, aber dann ist TARJAs Mimik während der Songs wieder einfach nur entwaffnend ehrlich. Die Begleitband wiederum liefert der dunkelhaarigen Sängerin ein maßgeschneidertes Fundament, worauf sie glänzen kann – musikalisch, aber auch darüber hinaus. Gitarrist Alex Scholpp und Bassistin Anna Portalupi bewegen sich in einem genau abgesteckten Radius, und auch ein Drummer wie Iromann Mike Terrana ist Profi genug, um trotz aller Stöckchentricks sich nicht in den Vordergrund zu spielen. Nur einmal, beim Song „Never Enough“, bietet sich der Band die Gelegenheit, ihr Können in einem längeren Instrumental- und Solopart unter Beweis zu stellen – wenn TARJA die Bühne verlässt, um sich neu einzukleiden.
Galerie mit 15 Bildern: Tarja - Tarja - "Colours In The Dark"-Tour 2013Die Setlist baut in der Hinsicht eine gewisse Spannung auf, dass sich zum Ende hin die gediegeneren Songs wiederfinden. Dem Publikum scheint aber die gesamte Darbietung zu gefallen, und bisweilen hört man junge Damen in solchen Frequenzen kreischen, die Keyboarder Christian Kretschmar (trotz eines klaren und transparenten Sounds) dankenswerterweise ausspart. Aufbrandender Jubel, Zustände wie einst bei den BEATLES. Kurzum: TARJA und ihre Begleitband bieten eine gut inszenierte Show, bei der nicht notwendigerweise nur die Musik im Mittelpunkt steht, sondern fast noch mehr die faszinierende Protagonistin.
Setlist:
- In For A Kill
- 500 Letters
- Sing For Me
- Falling Awake
- I Walk Alone
- Anteroom Of Death
- Never Enough, incl. Band-Part
- Until Silence
- Die Alive
- Mystique Voyage
- Neverlight
- Medusa
- Victim Of Ritual
- Wish I Had An Angel
- Until My Last Breath
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