Symphony X
Die Power Of Metal Tour 2011 live in Stuttgart
Konzertbericht
Eigentlich hätte es ein großartiger Tourauftakt werden sollen. Unter dem „Power Of Metal“-Banner sollten NEVERMORE als eigentlicher Headliner eines fetten Metal-Pakets an diesem Freitagabend im Stuttgarter LKA auftreten. Das Vorprogramm bestritten mit THAUROROD, MERCENARY, den wiedervereinigten PSYCHOTIC WALTZ und die als Co-Headliner angekündigten SYMPHONY X gleich vier gleichermaßen unterschiedlich klingende wie qualitativ hochwertige Gruppen, die eindrucksvoll unter Beweis stellen sollten, wie vielseitig das Prog-Metal-Genre sein kann. Für die Fans der sehnsüchtig erwarteten Seattler entpuppte sich der Abend dann aber leider als ziemlicher Reinfall.
In der Schwaben-Metropole ticken die Uhren manchmal ein wenig anders. Dass das Konzertende somit auf 23 Uhr festgesetzt ist, mag dem ein oder anderen an einem Freitagabend arg früh erscheinen, wer jedoch auf das bemerkenswert Nachtschwärmer-feindliche örtliche Nahverkehrsnetz angewiesen ist, dürfte den heutigen Zeitplan sogar begrüßen. Da man zudem allen fünf Bands eine ausreichende Spielzeit zur Verfügung stellen will, sollen sich bereits um 17 Uhr die Tore des Stuttgarter LKA Longhorn öffnen. Doch Pünktlichkeit wird heute bestraft. Eine geschlagene Stunde stehen sich die herbeiströmenden Metaller ihre Beine in den Bauch, bevor man sie endlich eintreten lässt.
Immerhin ist für Gesprächsstoff gesorgt, als nach einer Weile ein Hinweisschild ausgehängt wird. Dessen Inhalt ist für die Wartenden jedoch alles andere als erfreulich: NEVERMORE-Sänger Warrel Dane hat wohl seinen Flieger verpasst (offiziell spricht man von „Anreiseproblemen“) und ist mit reichlich Verspätung in Europa eingetroffen. Ob er es rechtzeitig zum Gig nach Stuttgart schaffen wird, ist fraglich. Für alle zahlenden Fans gilt somit: Eintritt auf eigene Gefahr, abgerissene Tickets können später nicht umgetauscht werden und auch einen allgemeinen Preisnachlass gibt es nicht.
Tatsächlich wird später, im Anschluss an den MERCENARY-Auftritt, verkündet, dass der NEVERMORE-Auftritt ersatzlos gestrichen wird. Das heißt: Nicht ganz ersatzlos, denn PSYCHOTIC WALTZ und die unverhofft vom Co- zum einzigen Headliner aufgestiegenen SYMPHONY X dürfen dafür „etwas länger“ spielen. Dass „etwas länger“ dabei jeweils „genau einen Zugaben-Song“ bedeutet, verleiht dem für die meisten der Anwesenden ohnehin recht schwachen Trost allerdings einen reichlich faden Beigeschmack. Inklusive der Verspätung beim Einlass ist so heute aber tatsächlich nur eine Viertelstunde vor dem geplanten Ende Schicht im Schacht. Ist die einstündige Verspätung am Einlass also nur Zufall oder hat hier jemand schon deutlich früher den Ausfall der NEVERMORE-Show vorhergesehen und bewusst ein wenig auf Zeit gespielt?
Sei es wie es sei, ein Konzert ohne einen angekündigten Headliner hat irgendwie etwas von Coitus Interruptus. Da nutzt es wenig, dass die übrigen Bands allesamt hoch motiviert sind und wirklich starke Shows aufs Parkett legen. Mit etwas Phantasie könnte man den Abend dabei auch zu einem anderen, wesentlich erfreulicheren Abschluss bringen. Immerhin ist es „nur“ der Sänger, der hier fehlt. Was spräche also dagegen, dass der Rest der Band wenigstens einen gekürzten Set spielt, bei dem die Sänger der vier übrigen Combos im Wechsel das Mikro übernehmen? Eine solche spontane Aktion hätte garantiert viel Anklang beim Publikum gefunden. Oder ist etwa keine der Begleitbands wenigstens rudimentär mit dem Songmaterial der Seattler vertraut? Über kleinere und größere Fehler hätten die Fans bereitwillig hinweg gesehen, wenn man ein solches Engagement für die zahlende Kundschaft gezeigt hätte.
Doch es nutzt alles Lamentieren nichts. Offensichtlich ist hier organisatorisch einiges schiefgelaufen und die Enttäuschung der leidtragenden Fans vermag hier niemand zu lindern. Die anwesenden NEVERMORE-Musiker zeigen sich den ganzen Abend über nicht auf der Bühne, um sich wenigstens bei den zahlreichen enttäuschten Zuschauern zu entschuldigen. Lediglich wer im richtigen Moment nach draußen geht, um frische Luft oder Tabakqualm zu schnappen, kann beobachten, wie Gitarrist Jeff Loomis kurz seinen Kopf aus dem Tourbus streckt, um einen kurzen Plausch mit drei Fans zu halten.
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