Sweden Rock Festival
Sweden Rock Festival 2013
Konzertbericht
Samstag 08. Juni
Auch am vierten Tag hält das Wetter und der Tag bietet sich für einen letzten Spaziergang vorbei an den verschiedenen Campingplätzen an. Vorbei deshalb, weil in Sölvesborg die Areale von mehreren unabhängigen Gruppen betrieben werden, die sich nur speziell um ihren eigenen Platz bzw. ihre Duschanlage etc. kümmern und auch jeweils eigene Bändchen ausgeben. Diese Besonderheit hat den Vorteil, dass man beim SRF auch eine Reihe von Spezialplätzen findet, die sich den besonderen Bedürfnissen etwa von Wohnwagenfahrern oder Bikern annimmt (auf diesem Platz wird darauf geachtet, dass auch wirklich nur der Besitzer des Moppets das Gelände mit der Maschine verlässt), hat aber auch zur Folge, dass man nur den eigenen Campingground betreten darf.
Gefrühstückt wird heute mit musikalischer Untermalung der LEVELLERS. Die Briten gehören zu den Urvätern der Mischung aus Folk und Punk-Rock, die heute Stars wie die DROPKICK MUPRPHYS oder die REAL MCKENZIES hervorgebracht hat und sind allemal spaßiger, als jedes Frühstücksradio. Richtig ins musikalische Programm starte ich mit den QUIREBOYS, die heute als einzige Band vor dem Headliner auf die Hauptbühne dürfen. Nachdem die Engländer heute ein reines Akustik-Set spielen, auf Barhockern sitzen und sich auf einige wenige Quadratmeter beschränken, ist die Wahl nicht ganz nachvollziehbar. Trotzdem haben die Mannen um den sichtbar angeheiterten wie gut gelaunten Frontmann Spike, der den Auftritt mit einem gebrochenen Fuß bestreitet, sichtbar Spaß und führen durch den eher balladesken Teil ihrer Bandhistorie, wobei sie sich auf ein ansehnliches und textsicheres Publikum verlassen können. Das nächste Mal darf es aber ruhig wieder etwas elektrischer vonstatten gehen. Immerhin, so kündigt Spike an, steht ja auch die Veröffentlichung eines neuen Albums an.
Setlist QUIREBOYS
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Don’t Bite The Hand
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There She Goes Again
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Devil Of A Man
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Mona Lisa Smiled
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Roses & Rings
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Misled
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Have A Drink On Me
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Sweet Mary Ann
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I Don’t Love You Anymore
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7 O’Clock
Mit Spannung wurde im Vorfeld auch der Auftritt der BLACK STAR RIDERS (Ex-THIN LIZZY) erwartet, befindet sich die Band doch gerade auf der ersten Tour nach der Umbenennung und mit neuem Album. Und das Warten hat sich gelohnt. Sänger Ricky Warwick macht schnell klar, dass das Kapitel THIN LIZZY unter dem neuen Banner noch lange nicht geschlossen ist und so besteht auch die Setlist heute aus einem Wechsel aus Klassikern und aktuellem Material. Und auch wenn die alten Hits im direkten Vergleich doch immer noch die Nase vorn haben, fügen sich die neuen Songs gut in das gesamte Programm ein. Gleichzeitig ist aber bei den Reaktionen der Zuschauer nicht zu übersehen, welche Epoche ihnen mehr am Herzen liegt und so bin ich mir nicht sicher, ob diese Band das nächste Mal, wenn ich sie sehe, nicht doch wieder THIN LIZZY heißen wird.
Setlist BLACK STAR RIDERS
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All Hell Breaks Loose
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Jailbreak
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Massacre
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Bloodshot
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Bound For Glory
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Rosalie
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Hey Judas
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Emerald
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Hoodoo Voodoo
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Whiskey In The Jar
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Kingdom Of The Lost
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Valley Of The Stones
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Cowboy Song
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The Boys Are Back In Town
Vom irisch-englisch-amerikanischem Hard Rock Konglomerat zu teutonischem Stahl mit Ami-Frontmann. ACCEPT mussten bei ihrem letzten Besuch in Schweden ohne Gitarrist Herman Frank auskommen, der bei einem Auftritt einige Tage zuvor von der Bühne gefallen war, und Sänger Mark Tornillo freute sich ausdrücklich, heute die komplette Besetzung präsentieren zu können. Auf ein Festivalpublikum hat man sich aber nur bedingt eingestellt, denn zumindest die erste Hälfte des Sets ist in meinen Augen erschreckend hit-arm. Dabei muss man gerade Tornillo zugute halten, dass er seine Rolle ausgezeichnet ausfüllt. Ich sehe ACCEPT zum ersten Mal in der (aktuellen) Post-Udo-Ära und wenn man die Augen schließt, fehlt einem nichts, nicht dass Mark nicht auch mit geöffneten Augen einen guten Frontmann abgeben würde. Nur mit seinem Ami-Patriotismus, der ja auch schon auf den letzten beiden Alben vermehrt durchschien, kann ich persönlich wenig anfangen. Gegen Ende versöhnt dann auch eine Salve unsterblicher Klassiker mit der Setlist und auch wenn andere Acts auf dieser Bühne mehr Publikum gezogen haben, rechtfertigen die Teutonen mit ihrem Sänger aus der neuen Welt ihren Platz als Co-Headliner am letzten Tag.
Setlist ACCEPT
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Hung, Drawn And Quartered
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Hellfire
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Restless And Wild
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Losers And Winners
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Stalingrad
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Breaker
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Shadow Soldiers
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Bucket Full Of Hate
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Bulletproof
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Pandemic
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Princess Of The Dawn
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Up To The Limit
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Fast As A Shark
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Metal Heart
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Teutonic Terror
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Balls To The Wall
Und schließlich folgt mein persönliches Highlight dieses Festivals. Zugegeben, das größte Publikum des Festivals zieht RUSH nicht, auch wenn ich gefühlt sagen würde, dass mehr Menschen vor der Hauptbühne stehen, als am Abend zuvor bei EUROPE (auch wenn es an dieser Stelle nicht um einen Längenvergleich geht). Und nach zahlreichen Prog-Rock-Größen, die in den letzten Jahren an dieser Stelle gespielt haben, tritt nun eine wahre Legende zu ihrem ersten europäischen Festivalauftritt seit 33 Jahren an. Die Kanadier haben ihre „Clockwork Angels“ Produktion nach Europa gebracht, die neben den gewohnt humoristischen Videos zur aktuellen Tour (in denen sich Geddy, Alex und Neil unter Anderem in die drei Gnome des Uhrmachers verwandeln) ein Streicherensemble beinhaltet, das zum ersten Mal in der Bandgeschichte das klassische Trio auf der Bühne beim aktuellen Material verstärkt.
Und es hat sich gelohnt, dieses Mal nicht auf Synthesizer und Bass-Pedale zu setzen, denn die neuen Songs gewinnen durch die zusätzlichen Live-Musiker nochmals und fügen sich so gut in die Riege der Klassiker ein. Emotionaler Höhepunkt dieses Blocks ist „The Garden“, das sich schon auf der neuen Platte schnell zu einem Liebling der RUSH-Community gemausert hatte. Nicht alle Besucher können mit den teils recht sperrigen Nummern etwas anfangen, ihre poppigsten Songs haben RUSH für den Festivalauftritt nicht unbedingt rausgesucht – tatsächlich spielen sie eine leicht abgespeckte Version der derzeitigen Tour-Setlist – und so lichten sich die hinteren Reihen im laufe der Zeit, währende es auf der Bühne gegen Ende sogar noch mal hektisch wird, denn scheinbar drohen RUSH ihren Zapfenstreich zu überziehen und werden nach einigen Ausschnitten aus „2112“ A-Seite zügig von der Bühne geführt.
Setlist RUSH
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Subdivisions
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The Big Money
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Grand Designs
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Limelight
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The Analog Kid
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Where’s My Thing? (Drum Solo)
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Far Cry
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Clockwork Angels
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The Anarchist
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Carnies
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Headlong Flight (Drumsolo II)
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The Garden
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Red Sector A
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XYZ
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The Spirit Of Radio
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Tom Sawyer
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2112 (Part I: Overture, Part II: The Temples Of Syrinx, Part III: Grand Finale)
Fazit:
Dieses Jahr hat sich die Orga in meinen Augen etwas zu sehr an den drei großen Namen und ihren Produktionen ausgerichtet und dabei den starken Mittel- und Unterbau im Programm, der gewöhnlich die große Stärke des SRF war, etwas vernachlässigt. Trotzdem ist das Sweden Rock Festival in meinen Augen aktuell eines der schönsten und bestorganisiertesten Open Airs in Europa, wenn nicht das Schönste. Die strengen Ticketbegrenzungen sorgen für eine entspannte Atmosphäre, die man auf manchem Festival hierzulande heute nicht mehr findet. Dazu kommt eine hohe Qualität, die sich vom musikalischen Programm bis zum Essen auf dem Gelände zieht. Das hat natürlich auch seinen Preis. Ein Besuch beim Sweden Rock Festival ist kein günstiges Vergnügen. Zwischen dem Ticketpreis von umgerechnet rund 260€ (4-Tage, Stand 2013), dem Weg in den hohen Norden, Unterbringung – wer vier Wände einer Zeltplane vorzieht, sollte rechtzeitig Buchen, da Ferienhäuser, Pensionen und Jugendherbergen im Umkreis in der Festivalwoche Monate vorher ausgebucht sind – und Verpflegung ist man schnell beim Gegenwert eines normalen Urlaubs. Aber wer einmal da war – und nachdem Deutschland nach Schweden und den skandinavischen Nachbarländern die meisten Besucher auf dem Gelände stellt, sind das mittlerweile auch nicht wenige Landsleute – kann bestätigen, dass sich die Reise lohnt.
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