Sweden Rock Festival
Sweden Rock Festival 2013
Konzertbericht
Donnerstag 6. Juni
Der Donnerstag steht ganz im Zeichen von KISS. Nicht nur sind die Masken der New Yorker auf T-Shirts, Fahnen und geschminkt überall präsent, es ist auch offensichtlich, dass die Hard Rock Ikonen mit Abstand die meisten Tageskarten-Käufer angezogen haben. So voll habe ich das Gelände in all den Jahren selten erlebt und wenn selbst vor den kleinen Bühnen zeitweise kaum noch ein Plätzchen auf der Wiese zu ergattern ist, erinnert das schon an das „zu volle“ Jahr 2009.
Mein Tag beginnt mit dem NWoBHM Klassiker DEMON auf der Sweden Stage. Wie schon am Abend davor ist der Sound sehr undifferenziert, was der Stimmung vor der Bühne aber keinen Abbruch tut. Da ergeben sich eher bei all zu aktuellem Material kleinere Durchhänger, die Sänger Dave Hill mit wiederholt launigen Fragen ins Publikum, was die Band als Nächstes spielen soll, nur um dann mitzuteilen, dass dieses oder jenes Lied heute gar nicht gespielt würde, nicht eben besser macht.
Insgesamt habe ich DEMON in den letzten Jahren, auch in Schweden, schon deutlich motivierter gesehen und so wirkt der Auftritt, trotz einer an Hits nun wirklich nicht armen Setlist, nur solide.
Setlist DEMON
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Night Of The Demon
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The Grand Illusion
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Sign Of A Madman
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Unbroken
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Standing On The Edge
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Heart Of Our Time
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Fill Your Head With Rock
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Life On The Wire
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The Plague
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Don’t Break The Circle
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Blackheath
Mt launigen Ansagen ganz anderer Art wirkt der Heavy-Bluesman MICHAEL KATON um sich, der gleich zu Beginn seines Sets anmerkt, dass er heute das erste Mal seit Wochen die Sonne sieht und das auch nur, weil man ihm einen Slot am frühen Nachmittag verpasst hat. Das hindert ihn aber nicht, sich durch ein räudiges Programm zu rotzen, in dem es von Schwarzgebranntem, Arsch und Titten nur so wimmelt und seine Bassistin dabei gelegentlich ein „sexy A“ als Soloeinlage abliefern zu lassen. Und das Publikum, mitunter wohl der bärtigste und tätowierteste Teil der SRF Besucher, weiß die Darbietung zu würdigen und genießt die Show in der Sonne liegend, mit dem einen oder anderen Kaltgetränk.
Setlist MICHAEL KATON
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(Unbekannt)
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Whiskey Hill
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Come On Back To Hell
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No More Whiskey
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Red Moon Risin‘
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Diablo Boogie
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Barbeque On My Boogie
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Fried Jalapenos
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Boogie Man
Deutlich gesetzter geben sich da Publikum und Akteure bei SURVIVOR, die für das SRF ihre beiden bekanntesten Frontmänner Jimi Jamison und Dave Bickler im Gepäck haben. Besonders Letzterem merkt man die lange Bühnenabstinenz allerdings an und so steht Bickler heute eher im Schatten des sehr viel aktiveren Jamison. Davon abgesehen bieten die Amerikaner solide Hausmannskost, gekrönt selbstverständlich von ihren größten Hits, dem beiden Beiträgen zu den Soundtracks für die Filme Rocky III und IV.
Setlist SURVIVOR
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Feels Like Live
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Can’t Give It Up
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Take You On A Saturday
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High On You
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Rockin‘ Into The Night
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It’s The Singer Not The Song
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Rebel Girl
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The Search Is Over
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Burning Heart
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I Can’t Hold Back
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Eye Of The Tiger
Sunnyboy RICK SPRINGFIELD ist nicht zum ersten Mal Gast in Sölvesborg und darf auch heute wieder, als erster Act in diesem Jahr überhaupt, auf der Hauptbühne spielen. Als Mitteleuropäer erschließt sich der Status des Australiers nicht, aber in Schweden ist der Slot auf der Festivalstage offensichtlich berechtigt, wie das beeindruckende Publikum mit hohem Frauenanteil beweist. SPRINGFIELD lässt sich dann auch nicht lumpen und absolviert den Großteil des Konzerts mit freiem Oberkörper.
Setlist RICK SPRINGFIELD
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Wide Awake
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I’ve Done Everything For You (SAMMY HAGAR-Cover)
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Living In Oz
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CelebrateYouth
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Our Ship’s Sinking
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Affair Of The Heart
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I Hate Myself
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Rock Of Life
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Love Somebody
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The Man That Never Was (Dave Grohl & Springfield)
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Love Is Alright
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Cross Road Blues (ROBERT JOHNSON-Cover)
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Don’t Talk To Strangers
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Human Touch
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Jessie’s Girl
Auf der gegenüberliegenden Rock Stage, der zweitgrößten Bühne auf dem Gelände, macht sich danach eine Legende des Hard Rock auf eine Reise durch die illustre Bandgeschichte. STATUS QUO, die Könige des Boogie, zocken sich routiniert durch Material aus mehr als vier Jahrzehnten mit maximal einer Handvoll Akkorden – immerhin nannten die Engländer selbst ihr 2007er Album „In Search Of The Fourth Cord“. Auch wenn STATUS QUO mittlerweile ältere Herren in Stoffhosen und Hemden sind und nicht mehr eine Bande Straßenjungs in Jeans und T-Shirt, sind die Elder Statesmen des Rock’N’Roll noch lange nicht dabei, ruhig zu werden. Das zeigt sich auch in einer Menschenansammlung, die weit bis über die Getränkestände hinaus reicht und auch die Band und ihren Promoter, der sich die Show seiner Schützlinge aus dem Graben anschaut, beeindruckt. Diese Show hätte auch problemlos auf der Hauptbühne stattfinden können.
Setlist STATUS QUO
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Caroline
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Paper Plane
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Hold You Back
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Rain
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Rock & Roll You
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Beginning Of The End
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What You’re Proposing/Down The Dustpipe/Wild Side Of Life/Railroad/Again And Again
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Big Fat Mama
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The Oriental
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Creepin‘ Up On You
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In The Army Now
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Drum Solo
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Roll Over Lay Down
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Down Down
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Whatever You Want
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Rockin‘ All Over The World (John Fogerty-Cover)
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Don’t Waste My Time
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Rock And Roll Music/Bye Bye Johnny
Zeit für den Headliner des Abends. „Alright Sweden Rock…You wanted the best, you’ll get the best…The hottest band in the world…KISS!“ Als der Vorhang mit dem gigantischen Bandlogo fällt, wird klar, warum heute sonst fast niemand auf der großen Festival Stage spielen durfte. Das Set von KISS ist gewaltig und enthält, neben den an die Love Gun Tour erinnernden Podesten, die in den letzten Jahren häufiger zu sehen waren, als Herzstück eine gigantische Metallspinne, auf der die Band langsam (und etwas wackelig) auf die Bühne herabgelassen wird.
Doch schon bei den ersten Zeilen ist nicht zu überhören, dass die Stimme von Paul Stanley heute nicht halten wird und tatsächlich versucht die Band ab dem zweiten Song alles, um den Gesangsanteil ihres Frontmanns so weit wie möglich zu begrenzen. Das fällt, abgesehen von den kurzen Absprachen zwischen den Songs, auch gar nicht weiter auf. Schwerwiegender ist da schon, dass Stanley von der Situation offensichtlich selbst schwer genervt ist und sich die ersten beiden Drittel des Show weitgehend zurückzieht, teilweise mehr vor dem Drumpodest von Eric Singer posiert, als vor dem Publikum. Das macht sich auch bei dem Stage-Acting der restlichen Mitglieder bemerkbar, die ohne die Führung ihres musikalischen Kopfes sichtbar verunsichert sind.
Insgesamt bieten KISS eine solide Show mit einer Reihe von Songs, die seit der Wiedervereinigung eher selten live gehört hat. Zudem hält man den Anteil an Material vom aktuellen Album „Monster“ mit gerade mal zwei Tracks angenehm klein. Das gewohnt überlebensgroße Gefühl stellt sich aber heute nicht so recht ein, auch wenn Gene natürlich Feuer spuckt, bei „God Of Thunder“ auf die Empore „fliegt“ und Paul bei „Love Gun“ mit der Seilbahn zum Regieturm schwebt. Apropos Paul: Der schaltet sich dann gegen Ende auch wieder verstärkt in den Gig ein, spricht seine Texte aber mehr, als dass er singt. Hätte man sich Stanleys kleine Unpässlichkeit einfach weniger anmerken lassen, statt sie in atmosphärischen Störungen auf der Bühne auszuleben, hätte man sie vermutlich kaum bemerkt. So bleiben KISS heute etwas hinter ihren Möglichkeiten und ich bin froh, keiner der zahlreichen Besucher zu sein, die sich für diesen Auftritt ein Tagesticket gekauft haben.
Setlist KISS
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Psycho Circus
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Shout It Out Loud
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Let Me Go, Rocn ’n‘ Roll
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I Love It Loud
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Hell Or Hallelujah
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War Machine
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Calling Dr. Love
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Deuce
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Say Yeah
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Shock Me
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Outta This World
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God Of Thunder
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Lick It Up
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Love Gun
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Rock And Roll All Nite
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Detroit Rock City
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I Was Made For Lovin‘ You
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Black Diamond
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