Summer Breeze
der große Summer Breeze Festivalbericht 2011
Konzertbericht
Donnerstag, 18.08.2011 – Teil 1
STEVE FROM ENGLAND, A PALE HORSE NAMED DEATH, THE SORROW, SEVENTH VOID, CRIPPER, RANZ BOELLNER AND THE HEAVY METAL WARRIORS, DEATH BEFORE DISHONOR, 9MM ASSI ROCK’N’ROLL, THE HAUNTED, DER WEG EINER FREIHEIT, COMEBACK KID, VREID, SUICIDAL TENDENCIES, KVELERTAK, AC/DX
Impressionen vom Donnerstag
Galerie mit 107 Bildern: Impressionen: Donnerstag - Summer Breeze 2011
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12.45 (Pain Stage) NEW BLOOD AWARD-CEREMONY & STEVE FROM ENGLAND
Galerie mit 11 Bildern: Steve From England - Summer Breeze 2011
Gemäß der Tradition startete das Festival auf dem Hauptgelände auch in diesem Jahr mit der Verleihung des NEW BLOOD AWARDs, der 2011 verdient an die fünf Herren von STEVE FROM ENGLAND ging. Mächtig aufgeregt und mit sympathischer Zurückhaltung nahmen die Jungs die Auszeichnung in Empfang und legten im Anschluss musikalisch derart engagiert nach, dass immer mehr Besucher aus dem Schatten krochen. So füllte sich der Platz vor der Bühne zunehmend und STEVE FROM ENGLAND hatten leichtes Spiel mit dem Publikum. Bei den gespielten Songs hielt man sich nahe an das Set vom Vorabend, was sich als keine schlecht Wahl erwies. So war der Wiedererkennungswert gegeben und das Publikum hatte sichtlich Spaß bei der treibenden Performance. Angesichts der klasse Leistung der Jungs, blieben auch auf der Pain Stage die Zugabe-Wünsche nicht aus, der die Band gerne nachkam. STEVE FROM ENGLAND haben mit ihren beiden Auftritten um dem Gewinn des NEW BLOOD AWARDS ein deutliches Zeichen gesetzt und dürften in naher Zukunft viel von sich hören machen.
Setlist:
Intro
Into Every White Ocean
Waste Away
Lighthouse
Enlightenment
Final Kiss
Tire Traces
Your Favourite Book
Deliverance
13.35 (Main Stage) A PALE HORSE NAMED DEATH
Galerie mit 25 Bildern: A Pale Horse Named Death - Summer Breeze 2011
Es sind die außergewöhnlichen Bands, die noch nicht an jeder Steckdose gespielt haben, mit welchen das SUMMER BREEZE immer wieder seinen guten Riecher für frische, noch relativ unbekannte und dennoch großartige Gruppen beweist. Dies trifft auch auf das Pferd namens Tod zu, der neuen Band um ex-TYPE O NEGATIVE bzw. ex-LIFE OF AGONY Fellgerber Sal Abruscato sowie SEVENTH VOID-Gitarrist Matt Brown. Es hatte sich schon eine ansehnliche Zuschauermenge vor der Bühne versammelt, die Namen der beteiligten Protagonisten schienen sich mittlerweile doch schon weiter rumgesprochen zu haben, oder das Debütalbum „And Hell Will Follow Me“ hatte schon viele Abnehmer gefunden – nach diesem Auftritt werden es sicherlich noch mehr. A PALE HORSE NAMED DEATH liegen nämlich musikalisch in der Schnittmenge aus Überraschung, TYPE O NEGATIVE und LIFE OF AGONY, würzen das Ganze aber auch mit einem Schuss ALICE IN CHAINS sowie einem kräftigen Schluck BLACK SABBATH- fertig ist die Mischung aus fettem und schwerem Alternative/Grunge/Metal. Die nicht gerade lebensbejahenden Stücke wie „To Die In Your Arms“ wurden bei aller vertonter und besungener Selbstzerstörung und Negativität von der perfekt aufspielenden Band mit so viel Elan und Schmiss vorgetragen, dass sich bereits zu so früher Stunde in den vorderen Reihen der Fans ordentlich viel bewegte. Allen voran Drummer John Kelly malträtierte wie in Trance hart und mit voller Leidenschaft wuchtig sein Schlagzeug, aber auch seine Mitstreiter an den drei (!!!) Gitarren und am Bass gingen sichtbar in ihrem staubtrocken groovenden Sound auf. Wie gut A PALE HORSE NAMED DEATH ankamen, ließ sich alleine schon daran ablesen, dass sie als gerade mal zweite Band des Tages laute Zugabe-Rufe ernteten. Mit ihrer energiegeladenen Performance stellte die Truppe klar, dass sie Live noch deutlich zupackender wirkten als auf der heimischen Anlage. Und da sage noch mal einer, es würde sich nicht lohnen, ein totes Pferd zu satteln…
Setlist:
To Die In Your Arms
Devil In The Closet
As Black As My Heart
Heroin Train
Pill Head
Bath In My Blood (Schizophrenia In Me)
14.15 (Pain Stage) THE SORROW
Galerie mit 19 Bildern: The Sorrow - Summer Breeze 2011
2009 wurden sie schon kräftig abgefeiert, kein Wunder also, dass THE SORROW gerne erneut in Dinkelsbühl zu Gast waren. Die Österreicher gaben nach A PALE HORSE NAMED DEATH Vollgas und legten eine ordentliche Schippe in Sachen Aggression und Härte nach, genau richtig um sich die letzte Müdigkeit aus den Knochen zu schütteln. Ihr vehement vorgetragener, sehr eingängiger Metalcore mit melodischen Gitarrenläufen und fetten Moshparts war aber auch genau das Richtige um diese Uhrzeit, und so bildeten sich in der riesigen Zuschauermenge die ersten großen, wilden Circle-Pits – sehr zur Freude der spielfreudigen Voralberger, welche viel Spaß an der Interaktion mit den Fans zeigten und diese immer wieder anstachelten. Der Aufforderung, mittels der Shirts frische Luft Richtung Bühne zu wedeln, kamen Tausende nach, ein Meer von Leibchen kreiste über den Köpfen der Fans, welche sich auch in vier mächtigen Walls Of Death verausgabten. Erste Publikumsdiver wurden auch schon Richtung Bühne getragen, und das alles bei annähernd 30 Grad Hitze. Die wohltuende Abkühlung durch den Wasserschlauch der Security kam da gerade richtig. THE SORROW präsentierten sich in Topform, jede Note und jeder Break saß, und auch der Wechsel von den mächtigen, brutalen Shouts hin zu den feinen klargesungene Refrains passte. Zusammen mit dem fetten Sound ein durchweg gelungener Auftritt. Keine Frage, die Band ist mittlerweile eine echte Macht!
Setlist:
Afflictions
Where Is The Sun?
Elegy
The Dagger Thrust
Crossing Jordan
My Immortal Guardian
Knights Of Doom
Suffering Quotes
Death From A Lovers Hand
15.00 (Main Stage) SEVENTH VOID
Galerie mit 15 Bildern: Seventh Void - Summer Breeze 2011
Doom Metal und Sonnenschein? Geht das? Ja, das geht! Auch wenn die New Yorker von SEVENTH VOID auf der Mainstage mit deutlich weniger Publikum auf die Bühnen gehen mussten, als noch zuvor THE SORROW nebenan auf der Painstage. Es scheint sich noch nicht bei allen rumgesprochen zu haben, dass Kenny Hickey und Johnny Kelly, ihres Zeichens ehemalige TYPE O NEGATIVE-Mitglieder, bei SEVENTH VOID das Zepter in der Hand haben. Wer kam, sah aber eine äußerst spielfreudige und gut aufgelegte Band, die mit fast dem ganze Repertoire ihres 2009 erschienenen Debüts „Heaven Is Gone“, plus einem neuen, noch unveröffentlichtem Song, reichlich auftischten. Klar schleicht sich hier und da mal ein typisch grün gefärbtes Riff ein, aber die entfernt an Chris Cornell erinnernde Stimme von Hickey und das erdige Riffing, zogen das Gebräu doch stark in Richtung Hardrock. Und wer dann noch so lässig die gute alte Cowbell in seine Songs einbaut, hat sowieso schon gewonnen. Das sahen auch die Fans so, die ihren Helden durch das Set hindurch immer wieder mit begeistertem Applaus huldigten. Alles in Allem eine runde, ansprechende und überaus engagierte Leistung.
Setlist:
Killing You Slow
Heaven Is Gone
End Of All Time
Closing In
Fools And Dogs
Drown Inside
Death Of A Junkie
Slow Descent
Broken Sky
15.00 (Party Zelt) CRIPPER
Galerie mit 15 Bildern: Cripper - Summer Breeze 2011
Partyzelt, neuer Tag, neues Glück und vor allem gar nicht neue Hitze. Bereits bevor die erste Band durchstartet, macht sich die derbe drückende Temperatur breit und lässt die Anwesenden bereits ohne wirkliche Bewegung schwitzen. Als dann der Umstand, der sich CRIPPER nennt noch auf die Bühne poltert, ist es mit dem schweißfreien Nachmittag gänzlich vorüber. Als Einstieg in den partymäßigen Donnerstag gibt es ordentlichen Thrash – und zwar voll auf die Mütze. Frontfrau Britta heizt die Menge an was das Zeug hält und all die Anstrengung kommt positiv zu den Hannoveranern zurück. Die angesetzten 35 Minuten werden genutzt, um zielsicher eine Thrashgranate nach der anderen abzufeuern. Die Crowd lässt sich gerne im Sinne von „höher, schneller, weiter“ mitnehmen und freut sich außerordentlich, als zum finalen „FAQU“ eine zweite Sängerin in Form von Lucie (SUBORNED) unterstützend eingreift. Also ein sauberer Auftritt, der dank konsequentem Stage-Acting vor Energie und Power nur so sprühte.
Setlist:
Am The Pit
Dogbite
Life Is Deadly
Attention Deficit
Junkie Shuffle
General Routine
Hysteria
FAQU
15.35 (Camel Stage) RANZ BOELLNER AND THE HEAVY METAL WARRIORS
Galerie mit 20 Bildern: Ranz Böllner And The Heavy Metal Warriors - Summer Breeze 2011Im Bühnenhintergrund prangte zwar kein eigenes Backdrop der Combo, aber das Camel Stage-Motto „We Are Inspired By Music“ passte auch wies Gesäß aufs Gefäß zu der jecken Truppe. Die legte sich da mächtig ins Zeug, um die Hochzeiten des (Hairy) Heavy Metal erneut heraufzubeschwören. Dazu haben sie besonders im Beinkleidbereich massig Tierfell und Spandex verbaut, fleißig mit Cowboystiefeln garniert (einer der Gitarristen hatte besonders liebevoll und mit imposanten Handarbeits-Skills zum Stiefel gepimpte Turnschuhe an), dazu durch die Bank Porno-Sonnenbrillen im Gesicht und massig Kunsthaar aufm Schädel. Das klingt jetzt viel zu sehr nach Verarsche, und Humor ist ja auch massig am Start, aber im Kern schwingt da jede Menge Liebe und Leidenschaft für die Musik mit, mit der so mancher im Publikum groß geworden ist. Dem Publikum sprachen RANZ BOELLNER und seine Schwermetallkrieger offensichtlich aus der Seele, da war auf jeden Fall ausgelassene Stimmung und Begeisterung am Start. Und das war auch kein Wunder, denn die Band spielte – albern hin oder her – wirklich tight zusammen und besonders der Sänger gab mit Bravour den Axl Rose – was selbst dem Original heute ja nicht immer so einfach gelingt. Horns Up!
Set 1: Masters Of Heavy Metal, Heavy Metal Warriors, Hard Rocking, Fighting For The Evilside, I’m On Fire
Set 2: Heavy Metal Out Of Hell, Thunder And Lightning, See You In Hell, I’m On Fire, Heavy Metal Warriors
Set 3: Rocker, Devil Of The Night, Evil Rider, Fighting For The Evil Side
Set 4: Hot As Hell, Masters Of Heavy Metal, Hard Rocking, Heavy Metal Warriors, Thunder And Lightning
15.50 (Pain Stage) DEATH BEFORE DISHONOR
Galerie mit 16 Bildern: Death Before Dishonor - Summer Breeze 2011
Im Anschluss an SEVENTH VOID gab es dann auf der Painstage das absolute Kontrastprogramm: die Tough-Guy-Hardcore Recken von DEATH BEFORE DISHONOR. Die Bostoner waren noch nie dafür bekannt, Gefangene zu nehmen und auch dieses Mal gab es von Sekunde eins an nur eine Richtung. Keine Kompromisse und mit Dampf nach vorne. Traditionsgemäß eröffnete „Count Me In“ das Programm, welches mit dem bis zu diesem Zeitpunkt wohl härtesten Pit seitens des Publikums wohlwollend quittiert wurde. Kein Breakdown, der nicht im vorgesehenen Ziel einschlug wie Boris Beckers Ass zum Wimbledon-Sieg back in 1985. Kein Singalong, der vom äußerst textsicheren Publikum ausgelassen wurde. Sowieso gibt es wohl kaum einen Frontmann der inbrünstiger „Fuck It All“ singt und dabei so authentisch und grundsympathisch rüber kommt wie Bryan Harris. Dass eben dieser mal kurz seine komplette Instrumental Fraktion ausgetauscht hat, fällt da nicht weiter ins Gewicht, wenn man Hits wie „Curl Up And Die“ oder das von Vielen herbeigesehnte „Friends, Family, Forever“ so tight durch die PA prügelt. Doch das Beste kam wie immer zum Schluss. DIE Street Punk-Hymne über die Heimatstadt der Jungs: „Boston Belongs To Me“. Damit war alles gesagt, was gesagt werden musste und der Abriss gut zehn Minuten vor dem eigentlichen Spielzeit-Ende eingetütet.
Setlist:
Intro
Count Me In
Boys In Blue
Born From Misery
Break Through It All
End Of Suffering
Fuck It All
Curl Up And Die
Remember
Never Again
Friends, Family, Forever
Boston Belongs To Me
15.55 (Party Zelt) 9MM ASSI ROCK ‚N‘ ROLL
Galerie mit 17 Bildern: 9mm Assi Rock'n'Roll - Summer Breeze 2011Bereits im Vorfeld relaxten die lustigen Musikanten von 9MM ASSI ROCK ‚N‘ ROLL hinter der Bühne und genossen die Sonne unter schwarzen Schirmen, die farblich ideal zum restlichen Äußeren passten. Die zuvor angedeutete Hitze im Zelt hat natürlich in der Zwischenzeit nicht abgenommen und passend zu der tropischen Atmosphäre ertönt das Intro von „Pirates Of The Carribean“. Erste Grinser sind der Band somit sicher. Mit einem Ausschnitt des JUDAS PRIEST Klassikers „Living After Midnight“ geht es nun auch los. Fliegerbrille, Lederkutte, passende Hose und jede Menge Proll bringen die vier Jungs mit. Wer der Band gegenüber im Vorfeld skeptisch war, wird prompt eines Besseren belehrt. Die Truppe um Sänger Rock Rotten legt ohne Umschweife los, jeden Zweifel ihnen gegenüber auszumerzen. Eine Mischung aus dreckigem Rock ’n‘ Roll, Punk-Avancen und jeder Menge Partylaune lässt die Temperaturen zwar nicht vergessen, macht sie jedoch um einiges erträglicher. Solidarisch mit den Zuschauern lässt der Sänger zuerst seine Hose fallen und schlussendlich auch seine lederne Kutte. Mit der Ansage „Nice Boys Don’t Play Rock ‚N‘ Roll“ und dem Song „Respektlos Bis Zum Letzten Schuss“ ist auch die Richtung klar. Ein Fan schafft es nebenbei noch auf die Bühne und selbst das Cover von „Marmor, Stein und Eisen bricht“ kommt glänzend an. Starke Leistung, die gerne wieder abgerufen werden kann.
Setlist:
Living After Midnight
Assi Rock ‚N‘ Roll
Sehnsucht Freiheit
Respektlos bis zum letzten Schuss
Kampfschwein
Ich Will Dich Ficken
Medley
Wir Wollen Bier
Marmor, Stein und Eisen Bricht
Mein Vater War ein Wandersmann
16.40 (Main Stage) THE HAUNTED
Galerie mit 7 Bildern: The Haunted - Summer Breeze 2011
Nach DEATH BEFORE DISHONOR hatten THE HAUNTED nicht unbedingt leichtes Spiel, denn die Bostoner hatten im Vorfeld nebenan mächtig vorgelegt. Nachdem die Band und allen voran der vollbärtige Frontman Peter Dolving die Bühne enterten, merkte man dem Publikum die Neugier aufs neue Material an und wie bzw. ob es funktionieren würde das mit den alten Smashern gekonnt zu verbinden. Zunächst fiel der gute und differenzierte Sound auf, der der Truppe sofort Pluspunkte verschaffte. Konzentriert wurde sich vornehmlich auf Songs der mittleren Phase der Band (das Debüt wurde leider komplett außen vor gelassen). Brandneuer Stoff kam mit „Never Better“ und „Unseen“ selbstverständlich auch zum Zuge, wurde jedoch noch leicht verhalten aufgenommen. Überhaupt wollte der Funke zunächst erstaunlicherweise nicht völlig aufs Publikum überspringen, welches nur vereinzelt die melodischen Passagen der Band zu schätzen wusste und sichtbar nach der härteren Gangart lechzte. Die Kuh flog dann im Pit auch entsprechend bei den schnelleren und härteren Songs aus der früheren Phase der Band. Mit etwas Nachhilfe von Dolving, der die Meute immer wider zum Abfeiern und Ausflippen animierte, klappte es dann noch mit einem Circle Pit und einer ordentlichen Wall Of Death. Unterm Strich hatten THE HAUNTED also erneut eine überzeugende Show hingelegt, die die Menge nach Verklingen des letzten Tons entsprechend mit dem verdienten Applaus belohnte.
Setlist:
Never Better
99
The Premonition / The Flood / The Medication
Unseen
D.O.A.
Trespass / The Fallout
No Compromise
Guilt Trip
Dark Intentions
Bury Your Dead
16.50 (Party Zelt) DER WEG EINER FREIHEIT
Galerie mit 18 Bildern: Der Weg Einer Freiheit - Summer Breeze 2011
Mit DER WEG EINER FREIHEIT schickte sich eine der vielversprechendsten deutschen Underground-Black Metal-Bands an, das Summer Breeze zu erobern. Mit ihren beiden bisher erschienen Werken konnten die Würzburger (die auch bei der Hardcore-Truppe FUCK YOUR SHADOW FROM BEHIND aktiv waren) in der Szene einen Achtungserfolg verbuchen, was in Anbetracht des edlen, treibenden Schwarzmetalls voll filigraner Melodieführung und reflektierter deutscher Texte auch nicht weiter verwundert. Und gerade Live gestalteten sich die feinen, teils postrockigen Leadmelodien ungemein bestechend-faszinierend, was sicherlich neben der nahezu perfekten instrumentalen Darbietung auch am differenzierten Sound lag. Die vehement nordisch-klirrend sägenden Gitarren, das nahezu durchgehend im Blast-Beat-Trommelfeuer präzise hämmerende Schlagzeug in Einklang mit dem hysterisch heiseren Kreischgesang, den dezent eingesetzten Chören und der auf Blau und Weiß stimmlich abgestimmten Lightshow zauberten eine eiskalte Atmosphäre in das Zelt, und ein Gänsehautmoment jagte den nächsten. So erweckten DER WEG EINER FREIHEIT mit ihrem unorthodoxen Black Metal wahrlich den Wolf im Manne!
Setlist:
Ewigkeit
Ruhe
Neubeginn
Zum Abschied
Der stille Fluss
17.35 (Pain Stage) COMEBACK KID
Galerie mit 17 Bildern: Comeback Kid - Summer Breeze 2011
Von einem Comeback kann hier ja gar nicht die Rede sein, denn die Band trat heuer das erste Mal auf dem SUMMER BREEZE auf. Wenn man aber die Publikumsreaktionen als Maßstab nimmt, dann hoffentlich nicht zum letzten Mal. Energie wird groß geschrieben bei den Kanadiern und obwohl es durch den enormen Bühnengraben nicht möglich war, auf Tuchfühlung mit dem Publikum zu gehen, sprang der Funke sofort über und man schaukelte sich gegenseitig in höchste Ekstaselevel. Beim Sänger Andrew Neufeld musste man ständig fürchten, dass ihm jetzt tatsächlich der feuerrote Kopf platz, so leidenschaftlich legte er sich ins Zeug. Offensichtlich ist die Band auch den traditionellen Hardcorewerten verbunden, es wurde sich immer wieder fleißig bedankt und sogar die Band gepriesen, mit denen sie gerade auf Europatour sind und die nicht beim SUMMER BREEZE spielen konnte. Der Innovationspreis 2011 geht wohl auch an COMEBACK KID, denn im Gegensatz zu Standards wie Circlepits und Todeswänden riefen sie zum „Biggest Hug Ever“ auf – und wurden erhört! Da gabs vor der Bühne also einen riesigen Haufen sich umarmender Zuschauer, Durchmesser bestimmt so an die zehn Meter; coole Aktion und bockstarker Auftritt!
Setlist:
Do Yourself A Favor
False Idols Fall
All In A Year
Broadcasting
Talk Is Cheap
G.M., Vincent & I
Defeated
Because Of All
Step Ahead
Hailing On Me
Pull Back The Reins
Partners In Crime
Changing Face
The Trouble I Love
Wake The Dead
Final Goodbye
17.45 (Party Zelt) VREID
Galerie mit 11 Bildern: Vreid - Summer Breeze 2011
So wie die Nebelschwaden in den Wipfeln der Partystage, so weht auch durch die Songs der Norweger VREID immer noch ein Hauch von WINDIR – anno 2011 vielleicht deutlicher als je zuvor, kehrte doch erst letztes Jahr Gitarrist Stian Bakketeig zurück, der die Verbindung zur Sóknaldar-Legende noch verstärkte. Mit „V“ hatte sich das Quartett erst in diesem Februar neu definiert, und so war es auch keine große Überraschung, dass man das Set mit „Arche“ einläutete. Sirenengeheul und atmosphärische Keyboardklänge gaben dem gut gefüllten Zelt einen beinahe morbiden, sakralen Anstrich. Einer nach dem anderen, Bassist Hváll, Gitarrist Stian und Gitarrist/Sänger Sture Dingsøyr, betraten die Bühne, und dann ging es auch schon los: Melodic Black’n’Roll! KAMPFAR Hauptmann Dolk höchstpersönlich ließ es sich nicht nehmen, diesen Song mitzuerleben. Waren die ersten Reaktionen zwar zustimmend aber noch etwas zaghaft, kam schon deutlich mehr Energie in die Masse, als „Raped By Light“ vom Debütalbum angestimmt wurde. Die gesamte Saitenfraktion, allen voran Hváll, sollten der Menge als ‚unholy trinity’ bis zum Ende ordentlich einheizen. Bockshörner und gehobene Fäuste wippten im fetten Midtempo-Takt durch das zuckende Strobelight. Es folgte „Speak Goddamnit“ von „Milorg“, eine Granatennummer, die die Matten im Publikum mächtig kreisen ließ. Gerade hier, im packenden Mittelteil des Stücks, wurde die Vergangenheit der Band wieder sicht-, oder besser, hörbar. Mit „Wolverine Bastards“ kam ein weiterer Song vom neuen Album, bevor es dann in der Bandhistorie mit „Jarnbyrd“ einen Schritt zurückging. Abgesehen von der wirklich ausgewogenen Mischung, die VREID hier präsentierten, wurde mehr als einmal deutlich, wie komplex und vielseitig sie mitunter voranschreiten. Epische Melodien, wüste Riffattacken, Blues, der sich mit Black Metal duelliert und grooviges Midtempo ergeben die für die Norweger so typische Melange, der man mit einem simplem Begriff wie ‚Black’n’Roll’ tatsächlich nicht gerecht werden kann. Doch gerade wegen der ausgesprochenen Dynamik der Musik schwächelten die Norweger zu keiner Minute und wurden gebührend gefeiert. Unverzichtbar daher das abschließende „Pitch Black“, dem ungeschlagenen VREID-Klassiker, mit dem sie nochmals mit aller Kraft zum Sturm bliesen. Im Publikum: hunderte Hände und eine Flagge der United States Of VREID. Mit den Introklängen zu „The Red Smell“ endete einer der heutigen Höhepunkte des Festivals. Enter The Pitch Black Brigade!
Setlist:
Arche
Raped By Light
Speak Goddamnit
Wolverine Bastards
Jarnbyrd
Pitch Black
18.30 (Main Stage) SUICIDAL TENDENCIES
Galerie mit 11 Bildern: Suicidal Tendencies - Summer Breeze 2011
Nach längerer Funkstille sind die Jungs um Kult-Frontmann Mike Muir vor ein paar Jahren wie der sprichwörtliche Phönix aus der Asche wiederauferstanden. Von der Urbesetzung ist zwar nicht mehr allzu viel übrig, aber die Mannschaft, die da auf die Bühne preschte war in Sachen technischer Fähigkeiten und leidenschaftlicher Darbietung allererste Sahne. Kein Wunder also, dass im Verlauf der Show bis auf den Rhythmusgitarristen jeder einen kleinen Solopart zugestanden bekam. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand einmal mehr Frontpsycho Muir, der sich zwischen den Songs auch wieder massig Zeit für seine legendären Philosophie-Ansagen nahm – leider mussten dafür drei Songs von der Setlist gestrichen werden. Eine Augenweide auch der entfesselte menschgewordene Berg am Schlagzeug, und ja, das war tatsächlich der in der Schlagzeugszene durchaus prominente Eric Moore! Auch in den Seitenflügeln und auf dem Balkon der Hauptbühne verfolgten einige Musiker anderer Bands die Show und im Publikum gabs irgendwann kein Halten mehr. Das ging soweit, dass der Fronter (zum Entsetzen der Stagecrew!) beim letzten Song „Pledge Your Allegiance“ die Leute in den vorderen Reihen auf die Bühne einlud – was natürlich einen Massenansturm zur Folge hatte! Um es mit den Worten der Band zu sagen: Still Cyco After All These Years!
Setlist:
You Cant Bring Me Down
Institutionalized
Join The Army
Freedumb
War Inside My Head
Subliminal
We Are Family
Possessed To Skate
Cyco Vision
Pledge Your Allegiance
18.40 (Party Zelt) KVELERTAK
Galerie mit 14 Bildern: Kvelertak - Summer Breeze 2011
Kurz vor 19 Uhr war es dann endlich Zeit für die Durchstarter von KVELERTAK. Mit ihrem eigenwilligen Mix aus Rock’n’Roll, Punk und einer Prise Black Metal machten sie dem Namen des Partyzelt alle Ehre. Die Norweger spielen seit dem Release ihres viel umjubelten selbstbetitelten Debüts vor gut einem Jahr so ziemlich auf jeder Bühne, auf der eine Steckdose zu finden war. Doch von Ermüdungserscheinungen oder gar von gelangweiltem Abspulen der Show war überhaupt nichts zu spüren. Vielmehr legte der Opener „Sjøhyenar (Havets Herrer)“ direkt den Würgegriff (die deutsche Bedeutung des Bandnames) um das proppevolle Zelt, um dann in der Folge auch kein bisschen locker zu lassen. Die unbändige Spielfreude und mitreißende Energie der Band sprang sofort auf das Publikum über und die Begeisterung war jedem Zuschauer ins Gesicht geschrieben. Allen voran Sänger Erlend Hjelvik fegte, selbstverständlich mit freiem Oberkörper, wie ein Derwisch über die Bühne oder auch mal in den Graben um ein Bad in der Menge zu nehmen. Die drei Gitarren machten derweil mächtig Druck und setzen die grandiosen, mehrstimmigen Melodien fast eins zu eins wie auf Platte um. Knapp 40 Minuten Schweiß, Blut und Dreck. So muss das sein! Mit diesem mehr als positiven Eindruck kann man sich auf die europaweite Headliner-Tour mit WOLVES LIKE US, TRAP THEM und TOXIC HOLOCAUST im November freuen. Wie man munkelt, dann auch mit neuem Material!
Setlist:
Setlist:
Sjøhyenar (Havets Herrer)
Fossegrim
Blodtørst
Offernatt
Ulvetid
Nekroskop
Liktorn
Mjød
19.20 (Camel Stage) AC/DX
Galerie mit 6 Bildern: AC/DX - Summer Breeze 2011Wenn die Boxen im Partyzelt für 20 Minuten Umbaupause schweigen, wenn die Menschen herausströmen, um sich auf die anstehenden Gigs vorzubereiten, was gibt es da logischeres, als für diese Zeit etwas zu bieten, auf das sich fast jeder Rock- und Metal-Liebhaber einigen kann? Bei AC/DX muss man nicht lange raten, welchem Dino der Szene die fünf junggebliebenen Herren auf der Camel Stage huldigten. Gekleidet wie die Originale in Baskenmütze und Schuljungenuniform konnten AC/DX bei ihren insgesamt vier Auftritten jedes Mal genug feierwilliges Pausenpublikum zusammenraffen, um eine feiste Rock’N’Roll-Party zu feiern. Natürlich kamen dabei nur diejenigen Hits zur Aufführung, die das Prädikat „Kennt jedes Kind“ tragen. Doch genau das bot die Basis für vier Zwischenspiele, bei denen man herrlich alte Klassiker abfeiern konnte und die ebenso wie die „großen“ Bands auch nicht mit Licht- und Pyroeffekten geizten. Guter Zeitvertreib!
Setlist 1: Riff Raff, Hell Ain’t A Bad Place To Be, Stiff Upper Lip, Shoot To Thrill, Dirty Deeds Done Dirt Cheap
Setlist 2: Walk All Over You, Thunderstruck, If You Want Blood You’ve Got It, High Voltage
Setlist 3: War Machine, T.N.T., Hells Bells, Rock’N’Roll Train, Ballbreaker
Setlist 4: Rocker, You Shook Me All Night Long, Highway To Hell, Back In Black, Let There Be Rock, For Those About To Rock (We Salute You)
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Auch wenns nicht wirklich wichtig ist aber Neaera haben nicht „the wretched of the earth“ sondern „I loathe“ gespielt 😉
Vielen Dank für den Hinweis!
Auch ich mit noch einer winzigen kosmetik-anmerkung.
Decapitated spielten als letzten Song „Spheres of Madness“
Hammerfall waren im Gegensatz zu dem positiv ausfallenden Bericht ziemlich schlecht. Wer will schon Dreck wie Patient Zero, Renegade, One more time oder gar Let´s get it on hören. Für Letzteres gehören sie in den Knast. Wenn man´s nicht mehr draufhat, geile Lieder zu machen, sollte man halt nur die Alten spielen.
Fraglich ist auch, wie der Schreiber des Berichts drauf kommt, das das Zelt bei Powerwolf bis in die letzte Reihe gefüllt gewesen wäre. Das war definitiv nicht der Fall.