Summer Breeze
der große Summer Breeze Festivalbericht 2010
Konzertbericht
Donnerstag, 19.08.10
13.00 (PS) BLEEDING RED
Die Eröffnung des Donnerstags-Sets nehmen BLEEDING RED vor, die sich beim New Blood Award am Vortag überragend durchsetzen konnten. Nach einer kurzen Verleihungszeremonie dürfen die jungen BaWüler ein halbstündiges Programm auf großer Bühne präsentieren. Auch wenn Innovation ein wenig anders klingt – die Band spielt jetzt schon verdammt präzise zusammen, hat eine überragende Bühnenpräsenz und viel Freude dabei! Die Mischung aus Death Metal und Thrash oder Black-Elementen funktioniert auch auf großer Bühne sehr gut, zu keiner Sekunde kommt der Eindruck auf, die Band würde mit übertriebenem Geblaste protzen wollen. Stattdessen rocken BLEEDING RED die für diese Uhrzeit doch recht ansehnliche Meute mit groovigen, abwechslungsreichen Songs und viel Spaß am Spiel. Kein Wunder, dass diese Band schon so früh recht viel Live-Erfahrung sammeln konnte, jeder ihrer Auftritte ist (und war) beste Werbung in eigener Sache! So auch diesmal, denn das Publikum zieht begeistert bei jedem Song mit. Zu wünschen wäre es den Jungs, bald mal mehr als nur Demos aufzunehmen! (Johannes)
13.35 (MS) BARREN EARTH
Muss Düstermetall eigentlich durchgehend düster sein? Diese Frage beantworten BARREN EARTH auf ihre Weise: Zwar trägt Gitarrist Janne Perttilä neben einer schwarzen Sonnenbrille selbstredend ein schwarzes Hemd – das ist aber rockstarlike bis zum Bauchnabel aufgeknöpft. Zudem sorgt Keyboarder Kasper Mårtenson mit seinen psychedelischen Moog-Sounds für eine ganz neue Klangfarbigkeit auf dem Festival. Ansonsten herrschen bei der finnischen All-Star-Band mit aktuellen und ehemaligen Mitgliedern von KREATOR, WALTARI, MOONSORROW, AMORPHIS und SWALLOW THE SUN aber düstere und atmosphärische Death-Metal-Sounds vor. Die zu dieser frühen Uhrzeit vor der Main Stage anwesenden Zuschauer bekommen ein Songpotpourri geboten, das magisch beginnt – denn nichts anderes sind die Klänge des Titeltracks ihres Debütalbums “Curse Of The Red River“: Da gibt es schwere Gitarren, abgrundtiefes Grunzen und bisweilen progressive Songstrukturen. Und eben jene stimmungsvollen Tastenklänge. Das Stageacting hält sich insgesamt zwar in überschaubaren Grenzen, aber der Drummer überzeugt neben seinem Irokesenschnitt durch perfektes und kreatives Spiel und souveräne Backup-Vocals. Insgesamt bringen die Finnen also ihren Dark Metal auch bei lichtem Sonnenschein sicher ins Ziel. (Eckart)
Setlist:
Curse Of The Red River
Our Twilight
Forlorn Waves
Flicker
The Leer
Floodred
14.15 (PS) DREAM EVIL
Hör mal, wer da schreddert! Power Metal ist am Donnerstag angesagt, mit DREAM EVIL stehen ohne Zweifel eher klassische Vertreter der Zunft in der heißen Mittagssonne auf der Pain Stage. Keine Gefangenen heißt es also, mit „Immortal“ wird direkt die Rhythmusmarschrichtung vorgegeben. Stampfende Uptempo-Songs, untermalt von schrillem Kriegsgejaule Nick Nights, der aus der Entfernung ohne weiteres als der kleine Bruder von Bruce Dickinson durchgeht, sind die Devise. Während sich die wartende Menge treuer NAPALM-DEATH-Fans relativ schnell abwendet, brennen die Schweden ein episches und vor Pathos triefendes Songfeuerwerk ab, das für viele bangende Köpfe in Reihen der, in ansehnlicher Zahl angetretenen, Fanscharen sorgt. Da halten sich die aufgestylten True-Metal-Warrior bei der Publikumsinteraktion natürlich kaum zurück, es wird angefeuert und aufgeheizt wo es nur geht. „Bang Your Head“, „Children Of The Night“ und natürlich „The Book Of Heavy Metal“ als Abschlusskracher, mehr gibt es diesem Auftritt nicht mehr hinzuzufügen. (Andreas)
Setlist:
Immortal
United
Made Of Metal
Crusaders Anthem
Bang Your Head
Heavy Metal In The Night
Children Of The Night
The Chosen Ones
The Book Of Heavy Metal
15.00 (MS) NAPALM DEATH
Nach einer ziemlich fies durchzechten Nacht am Mittwoch ist am bereits recht sonnigen Donnerstagnachmittag unbedingt ein gescheiter Wachmacher nötig. Weder BARREN EARTH noch DREAM EVIL können dieses Bedürfnis wirklich befriedigen, bei NAPALM DEATH sieht es jedoch zweifelsfrei anders aus. Auch die breite Masse scheint großes Interesse an der Zerstörungswut der Briten zu haben, stürmt sie doch zuhauf in Richtung Main Stage, wo das Urgestein mit “Strong-Arm“ loslegt. Besonders Schreihals Barney geht in seiner Rolle vollständig auf, wobei er wie von einer Tarantel gestochen über die Bühne fegt. Allerdings ist der Sound bei den Grind-Hünen nicht gerade der allerbeste, wobei die schnellen Blastparts neben dem rastlosen Gekeife von Barney ein wenig untergehen. Im Gegenzug kommen die groovigeren Stücke wie etwa “Suffer The Children“ deutlich besser an und verleiten die Menge zum ausgelassenen Mitgehen. In dem ausbalancierten Abriss der gesamten Banddiskographie schleicht sich natürlich auch – wie sollte es auch anders sein – der Zwei-Sekunden-Klassiker “You Suffer“ ein. Tolle Setlist in einem insgesamt äußerst wirkungsvollen Gig! (Patrick)
Setlist:
Strong-Arm
Unchallenged Hate
Suffer The Children
Silence Is Deafening
Life And Limb
When All Is Said And Done
On The Brink Of Extinction
Scum, Life?
The Kill
Deceiver
You Suffer
Nazi Punks Fuck Off
Siege Of Power
15.00 (PAS) FEUERSCHWANZ
Ab 15 Uhr geht es heute im Partyzelt zur Sache: Die Spielleute von FEUERSCHWANZ haben es sich für etwas mehr als eine halbe Stunde zur Aufgabe gemacht, das feierwütige Publikum zu bespaßen. Und mit einer abwechslungsreichen Rundreise durch ihre bisherige Diskographie fällt es den sechs Musikern auch relativ einfach, diese Aufgabe zu meistern. Trotz der frühen Stunde haben bereits eine ganze Menge Zuschauer den Weg ins Partyzelt gefunden, sogar mehr als es zum Teil bei den Main-Acts im Partyzelt an diesem Wochenende der Fall sein wird. FEUERSCHWANZ sehen sich einer sehr ansehnlichen Menge Zuschauern gegenüber und all diese folgen auf Kommando sämtlichen Aufforderungen der Band zum Mitmachen. Da ist zum Beispiel der traditionelle Aufruf zum Lindwurm, für den sich Prinz Hodenherz höchstpersönlich ins Publikum begibt, oder der “Gesundheitstanz“ zur Einstimmung auf “Hurra, hurra, die Pest ist da!”. Die 35 Minuten Spielzeit vergehen wie im Flug, und das Publikum will des Hauptmanns geilen Haufen anschließend kaum von der Bühne lassen, honoriert die Leistung der Band mit nicht enden wollendem Applaus und unzähligen Zugabe-Rufen. (Katharina)
Setlist:
Metvernichter
Das Turnier
Met & Miezen
Verteidiger des wahren Mets
Lindwurm
Hurra hurra die Pest ist da
Schnaps und Schnecken
15.45 (PS) ILL NINO
Gegen 15:45 Uhr bitten ILL NINO auf der Pain-Stage zum Tanz – und die anwesenden Besucher lassen sich natürlich nicht zweimal bitten. Die Latinos legen von Anfang an sehr energisch los und haben die Meute schnell im Griff. Besonders die Kombination aus groovenden Drums mit zusätzlichen Percussions verleiht der Show einen eigenständigen Anstrich und sorgt zumindest bei mir für einen „Aha-Effekt“. Kracher der Marke ”Te amo… I hate you“, ”This is war“, oder ”Lifeless… Life…“ kommen sehr gut an. Generell legt ILL NINO heute den Schwerpunkt auf älteres Material. Frontmann Christian springt über die Bühne und versucht, auch den Letzten im Pit zu Höchstleistungen anzuspornen – und das gelingt recht gut. Nur die ständige Nutzung des Wortes “F***“ schmälert auf Dauer die Begeisterung. Muss man denn wirklich dieses Wort in unendlich vielen Variationen pausenlos über den Platz rufen? Mit dem letzten Stück “How can I live“ beenden ILL NINO ihren durchaus soliden Auftritt und machen die Bühne frei für PARKWAY DRIVE. (Flo.Hefft)
Setlist:
If You Still Hate Me
Te Amo…I Hate You
Corazon Of Mine
I Am Loco
Alibi Of Tyrants
This Is War
Lifeless… Life…
Rumba
My Resurrection
God Save Us
Liar
What Comes Around
How Can I Live
15.55 (PAS) SIDEBLAST
Ein recht ungünstiges Los haben die französischen Extrem-Metaller von SIDEBLAST gezogen. Sind beim Partyzeltopener am Donnerstag, FEUERSCHWANZ, noch einige Schaulustige zugegen, ändert sich dieser Zustand in dessen Anschluss ziemlich abrupt, und die Leute verlassen leider in Massen das Bühnenareal. Als die Franzosen nach einem witzigen Intro mit “The Abscess“ ihr Set beginnen und sich in diesem Zusammenhang noch ein recht fürchterlicher Sound offenbart, ist es noch um eine weitere Handvoll Zuschauer geschehen. Dabei setzt der Vierer alle Hebel in Bewegung, eine ansprechende Show aufs Parkett zu zaubern, was aber angesichts des recht komplexen Materials meist schwer möglich ist. Offiziell können die Jungs bisher lediglich aus ihrem Debütwerk “Flight Of A Moth“ schöpfen, doch geben SIDEBLAST auch einige Songs ihres kommenden Albums zum Besten. Mit “Arise“ hat die Band zur Einstimmung auf die Hauptband auch noch ein SEPULTURA-Cover im Gepäck. (Patrick)
Setlist:
The Abscess
Lucid Dream
The Shape
Arise
Flight Of A Moth
Cocoon
My Perverse Disguise
16.40 (MS) PARKWAY DRIVE
Wer hätte gedacht, dass PARKWAY DRIVE auch auf dem Summer Breeze so verflucht angesagt sind? Ich jedenfalls nicht und blicke mit Erstaunen der riesigen Menge vor der Mainstage entgegen. Verdient ist es, denn auch der am Fuß stark lädierte Gitarrist Luke Kilpatrick gibt von Beginn an alles, zwar nicht so agil wie der Rest, aber bemüht, die Stimmung im Publikum auch auf der Bühne gebührend zu vertreten. Dazu sorgt eine fette Setlist um Kracher wie “Smoke ‚Em If Ya Got ‚Em“, “Sleepwalker“ und den absoluten Brecher “Romance Is Dead“ natürlich für Breakdown-Party im Überfluss. Der Pit ist riesig und das eben erwähnte “Romance Is Dead“ wird gefeiert wie der dritte Platz der deutschen Nationalelf bei der WM. Fantastisch und der Beweis, PARKWAY DRIVE hätten auch einen späteren Slot mit mehr Spielzeit verdient, wobei die Mittagssonne den Surfcorern sicherlich das Image erleichtert. Großartig! (Jan)
Setlist:
Intro
Unrest
Idols And Anchors
Romance Is Dead
Smoke ‚Em If Ya Got ‚Em
Sleepwalker
Dead Man’s Chest
Deliver Me
The Sirens‘ Song Wreckage Carrion Boneyards
16.50 (PAS) GRAILKNIGHTS
Schon während der Umbaupause strömen die Massen regelrecht ins Partyzelt, um die nachfolgende Band auf keinen Fall zu verpassen: die GRAILKNIGHTS. Stilecht als Superhelden verkleidet, können die vier Niedersachsen das Publikum mit ihrer sympathischen Art, dem vielen Witzeln und Posen in den Songpausen und vor allem den sehr eingängigen Songs, bei denen man ganz unweigerlich jeden Refrain schon beim zweiten Hören mitsummen muss, von Beginn an mitreißen. So ist es ihnen in den folgenden 35 Minuten ein Leichtes, die fantastische Stimmung nicht nur zu halten, sondern die Zuschauer sogar stetig weiter anzuheizen. Die vier Gralritter um Sir Optimus Prime haben ihren Battlechoir in jedem Moment fest in der Hand, jede einzelne ihrer Mitgröl-Hymnen trifft sofort ihr Ziel und erschallt wie aus einem Munde aus allen Kehlen im Partyzelt. Ganz dem Bandnamen getreu umrahmen die GRAILKNIGHTS ihre Show natürlich mit der Inszenierung der Jagd nach dem heiligen Gral, dessen Fund und der damit verbundene Sieg über das Böse auch heute den krönenden Abschluss der Show darstellen. Die GRAILKNIGHTS sind und bleiben doch immer wieder ein Erlebnis und auch heute vergeht ihr Auftritt, den die Zuschauer nach allen Regeln der Kunst abfeiern, in Rekordgeschwindigkeit. (Katharina)
Setlist:
Grailquest Gladiators
When Good Turns Evil
Nameless Grave
Sea Song
Moonlight Masquerade
17.25 (CS) TIEFLADER
Die Camelstage erfreut sich deutlicher Beliebtheit, was an dem großen Publikumszuspruch bei den meistens Bands zu erkennen ist. Auch die Stuttgarter Burschen TIEFLADER sammeln in ihren drei Mal zwanzig Minuten während den Umbaupausen im Partyzelt ordentlich Punkte. Die Band um den ehemaligen FARMER-BOYS-Gitarristen Alexander Scholpp überzeugt mit ihrem Mix aus deutschen, leicht einprägsamen Texten und dicken, fleischigen Neo-Thrash-Riffs à la PANTERA. Gewohnt tight schleudert der Vierer Songs wie “Hier kommt der Hammer“, “Lauter“, “Durch die Wand“ und “Strom“ in die langsam größer werdende Meute. Anscheinend kennen auch viele im Publikum die Stuttgarter, denn die meisten Texte werden immer schön mitgegrölt. Besonders überzeugt hat mich dabei Sänger Patrick Schneider, der die Stücke mit seiner rauchigen Stimme zu veredeln weiß. Alles in allem ein ziemliches Brett, das Tieflader dem geneigten Hörer da um die Ohren kloppen.
Setlist:
Hier kommt der Hammer
Lauter
Durch die Wand
Fahr zur Hölle
Strom
Opfer
Verstärker
Wir sind nicht allein
Stuttgart
Hier kommt der Hammer
Gib Alles
Feuer
Abwärts
Tieflader
17.35 (PS) THE 69 EYES
Es ist dunkler und weiblicher in den ersten drei Reihen vor der Painstage geworden – Warten auf den Auftritt der besonders in der Gothic-Szene bekannten “Helsinki Vampires“ THE 69 EYES. Nach dem Intro, Jace Everetts “Bad Things“, kommt Drummer Jussi69 traditionell mit nacktem Oberkörper und umjubelt auf die Bühne, gefolgt vom Rest der Band. Man legt auch gleich los mit dem Titeltrack des aktuellen Albums “Back In Blood“, Sänger Jyrki69 dabei trotz der Temperaturen im schwarzen Lederoutfit und mit der obligatorischen Sonnenbrille auf der Bühne herumlaufend. Das Set besteht heute hauptsächlich aus sleazig-rockigeren Stücken, auch die neue Single “Kiss Me Undead“ wird präsentiert; der melancholischere Gothic Rock der alten Zeiten wird dennoch nicht komplett vernachlässigt: Mit “Wasting The Dawn“ und “Brandon Lee“ (das durch ein Zitat aus dem Film “The Crow“ angekündigt wird) hat man zwei echte Bandklassiker im Programm, die vom Publikum freudig aufgenommen wurden. Generell verhält sich das Publikum so, wie man es sich wünschen würde – begeistertes Mitklatschen, Mitsingen und einige Frauen tanzen sogar. Mit der Frage “Do you wanna rock?“ und dem Song “Lost Boys“, aus dem ebendiese Zeile stammt, endet der Auftritt der Rocker aus Helsinki, Jyrki69 wackelt zum Abschied noch einmal aufreizend mit dem Hintern – und die Damenwelt kreischt noch einmal auf. (Jessica)
Setlist:
Back In Blood
Never Say Die
The Good, The Bad & The Undead
Devils
Kiss Me Undead
Wasting The Dawn
Suspiria Snow White
Framed In Blood
Dead Girls Are Easy
Brandon Lee
Lost Boys
17.45 (PAS) DEW-SCENTED
Nach den etwas sonderbaren Gralsrittern und ihrer ausgeflippten Show wird es jetzt erst einmal Zeit für bodenständigen, hammerharten Thrash Metal, den DEW-SCENTED wie keine Zweiten beherrschen. Eingeleitet wird das Konzert mit “Downfall“, einem ruhigen Instrumental, doch die Band ist nicht angetreten, um Gefangene zu machen, und so startet die Sause amtlich mit einem den Scheitel auf links drehenden “Arise From Decay“. Bevor der “Invocation“-Reigen weitergeht, ist es erst einmal Zeit, die überaus zahlreich erschienenen Fans mit etwas älteren Gassenhauern (“Never To Return“ und “Cities Of The Dead“) zu verwöhnen. Doch auch bei diesen macht das neue Team um Leif Jensen und Alexander Pahl eine absolut gute Figur und überzeugt vor allem durch tightestes Spiel und hervorragende Soloarbeit. Abwechselnd werden mit “A Critical Mass“, “Soul Poison“, “Condemnation“ und “Acts Of Rage“ nun “Invocation“- und “Impact“-Stücke dargeboten, wobei dem einen oder anderen, angesichts der kurzen Spielzeit von 35 Minuten, vielleicht doch etwas zu viele “Impact“-Songs auf der Setlist stehen. Abgesehen davon zeigen DEW-SCENTED wieder einmal, wer im harten Thrashgewerbe die Hosen an hat und präsentieren sich fast noch ein wenig stärker als in früheren Zeiten. (Volker)
Setlist:
Downfall (Intro)
Arise From Decay
Never To Return
Cities Of The Dead
Critical Mass
Soul Poison
Condemnation
Acts Of Rage
18.30 (MS) DIE APOKALYPTISCHEN REITER
Die Reitermania darf man mittlerweile mit Fug und Recht als Institution auf dem Summer Breeze betrachten, zum fünften Mal steht man nun schon auf den Brettern des Metal-Südgipfels. Klar, dass die Erwartungen da in die Höhe schnellen. Optisch muss sich die Band mit Sicherheit keine Vorwürfe machen, mit einem flaggenschwingenden Fuchs und einem stilecht in Sado Maso-Kluft gehüllten Dr. Pest ziehen die Thüringer ihre bewährt abgedrehte Show auf. Reitermania, das heißt auch Ausnahmezustand im Publikum. Die Main Stage wird von Menschenmassen belagert und wer keine Lust mehr auf Stehen hat, der lässt sich einfach wie viele andere zum Crowdsurfing hinreißen. In Anbetracht der Temperaturen möchte man da gewiss kein Mitglied der Security sein, die die feiernden Tiefflieger im Sekundentakt von den Händen der Fans pflücken dürfen. Spätestens bei „Friede sei mit Dir“ kennt die Stimmung keine Grenzen mehr, wer da noch den Fuß stillhalten kann, hat den Schuss eindeutig nicht gehört. Mit ihren ausgiebigen Showeinlagen erfeiern sich die Reiter das Prädikat „Partyband Summer Breeze 2010“ in überzeugender Manier, dafür sorgt allein ein Luftballonregen auf das Publikum zu „Roll My Heart“. Zum Abschluss packt man noch die Seemann-Hymne aus und füllt die Bühne mit Frauen aus dem Publikum, ein gelungener Auftritt. (Andreas)
Setlist:
Intro
Wir sind das Licht
Revolution
Unter der Asche
Friede sei mit Dir
Es wird schlimmer
Boten einer neuen Zeit
Adrenalin
Nach der Ebbe
Der Adler
Der Weg
Roll My Heart
We Will Never Die
Seemann
18.40 (PAS) TRACEDAWN
Die jungen TRACEDAWN aus Finnland, 2007 ins Leben gerufen, spielen Metalcore mit einem dezenten Melodic-Death-Einschlag. Die Live-Tauglichkeit ihrer Spielart kosten die Finnen auch in vollen Zügen aus und liefern dabei noch ein Posing-Feuerwerk ab, das bei so einer jungen Band doch ziemlich unterhaltsam wirkt. Sänger Antti Lappalainen, ein kleines Energiebündel mit ordentlicher Stimmkraft, hüpft zwischen seinen Einlagen energisch über die Bühne und hängt sich voll und ganz rein. Auch Bassist Pekko Heikkilä zeigt eine ganz klare Veranlagung zum Poser. TRACEDAWN geben alles, um die Zuhörer zu unterhalten und zu animieren, wobei natürlich Aufrufe zur Bildung eines Circle-Pits bei einer Band dieser Spielart Pflichtprogramm sind. Die Musik selbst jedoch überzeugt mich nicht so recht, da es ihr an Charakter und echtem Hitpotential fehlt. Dennoch: Der Einsatz der Jungs auf der Bühne ist ganz sicher eines Lobes würdig und allemal unterhaltsam, wobei es sich hier sicher nicht um eine unvergessliche Show handelt. Dazu fehlt es einfach an einer eigenen Note, die auch durch einen guten Draht zum Publikum nicht ersetzt werden kann. (Yannick)
Setlist:
In Your Name
Justice For None
Make Amends
Test Of Faith
Dirt-Track Speedball
Scum
19.35 (PS) AGNOSTIC FRONT
Da möchte man doch um einen kräftigen Applaus für das Booking des Summer Breeze bitten: Mit AGNOSTIC FRONT hat man sich kurzerhand eine absolute Legende der New Yorker Hardcore-Szene ins Boot geholt. Hardcore auf dem Breeze, ja funktioniert das denn? Tatsächlich funktioniert die Mischung mehr als gut, die kraftvolle Moshpit-Mucke liegt ganz klar auf einer Wellenlänge mit dem erwartungsvollen Publikum. Bassist Mike Gallo schrubbelt sich an seinem türkisfarbenen Bass in ansprechender Weise die Finger wund und Shouter Roger Miret, der wahrscheinlich vor allem deshalb optisch in so ziemlich jedes Hardcore-Klischée passt, weil er sie mitbegründet hat, zieht alphatiergleich seine weiten Kreise auf der Main Stage. Eindrucksvoll, wenn man bedenkt, dass die Band bald 30 Jahre ihren Beitrag zur Musikgeschichte abliefert. Auch Gründungsmitglied Stigma, einfach zu erkennen an der mit seinem Namen bedruckten Gitarre, will da wohl nicht zurück stecken und wirft dem Publikum mit „Warriors“ und „Gotta Go“ hochkarätige musikalische Brotkrumen von seinem Sechssaiter aus zu. Der Überseeimport hat sich für das Breeze mit Sicherheit gelohnt. (Andreas)
Setlist:
Eliminator
Dead To Me
Outraged
For My Family
Friend Or Foe
All Is Not Forgotten
Peace, Crucified
Victim In Pain
Warriors
Black And Blue
Gotta Go
Take Me Back
Outro
Addiction
19.40 (PAS) INSOMNIUM
Gleich nach TRACEDAWN spielen ihre Landsleute von INSOMNIUM, die sich im Gegensatz zu ihren Vorgängern aufgrund ihrer deutlich umfangreicheren Diskographie und Bandgeschichte auf eine solide Fanschar freuen dürfen. Der eher im Mid-Tempo-Bereich angesiedelte Melodic Death Metal, den INSOMNIUM spielen, erzeugt eine wehmütige, schwere Stimmung und bietet somit ein deutliches Kontrastprogramm zum Vorgänger-Act. Dabei wissen INSOMNIUM ihre Fans zu überzeugen, und so entsteht im Partyzelt schnell eine dichte Stimmung, wobei meiner Ansicht nach die Finnen eindeutig nicht alles aus sich herausgeholt haben. Es fehlen brodelnde Schlüsselmomente, aber dass INSOMNIUM eine grundsolide Show hinlegen, lässt sich nicht verleugnen. Fans der Band kommen ganz klar auf ihre Kosten, wobei die am Ende der Show erwünschte Zugabe selbstverständlich ausbleiben muss. (Yannick)
Setlist:
Equivalence
Down With The Sun
Where The Last Wave Broke
The Harrowing Years
The Killjoy
The Gale
The Mortal Share
Weighed Down With Sorrow
20.20 (CS) JOHNNY & THE HOT RODS
Die Rockabilly-affinen Besucher des Summer Breeze und andere Neugierige versammeln sich vor der Camel Stage, um der Rockabilly-Coverband JOHNNY AND THE HOT RODS aus Neuss beim musikalischen Überbrücken von drei zwanzigminütigen Umbaupausen des Partyzeltes zuzusehen und zu -hören. Gespielt werden unter anderem Klassiker von JOHNNY CASH oder ELVIS PRESLEY, aber auch ein Song von JUDAS PRIEST ertönt. Als mehr oder weniger einzige Band, die diesen Musikstil auf dem Summer Breeze 2010 vertritt, bietet das Quartett um Frontmann Johnny Yuma Abwechslung für die Ohren, spielfreudige und gut gelaunte Musiker und eine gelungene Show, mit der sie schnell gute Stimmung erzeugen und auch Skeptiker im Publikum für sich gewinnen können. (Jessica)
20.30 (MS) OBITUARY
Lebende Legenden sind OBITUARY auf jeden Fall, und warum das so ist, beweisen sie heute wieder einmal eindrucksvoll. Wo andere Bands mit endlosen Blastbeats den Sound zubrettern, bleiben OBITUARY aus Erfahrung cool und im mittleren Tempo, walzen sich mit tonnenweise Groove durch die Menge, und wenn doch ein paar Takte etwas schneller ausfallen, sitzt jeder Schlag zu 100%. Viele Worte brauchen die Tardy-Brüder und ihre Gesellen nicht, um das Publikum zu animieren, die Bewegung im Nacken fängt automatisch spätestens nach drei Takten an. Muss so eine Art natürlicher Reflex sein. John Tardy growlt zwar für ein paar Nummern, legt aber immer wieder mal das Mikro beiseite und hilft seinem Bruder Donald ein wenig an den Drums und Percussions aus, was dem Groove noch einmal zusätzlichen Wumms verleiht. Als krönender Abschluss muss selbstverständlich “Slowly We Rot“ noch einmal alle Matten in Schwingung versetzen, bevor dann eine Stunde große Unterhaltung viel zu früh zu Ende geht. (Johannes)
20.40 (PAS) SWALLOW THE SUN
Sportlich zeigt sich an diesem Abend Alexi Munter, seines Zeichens Keyboarder der Finnen SWALLOW THE SUN. Okay, dass er jetzt mit seiner Band auf der Bühne steht, ist nicht weiter verwunderlich, aber nur wenige Minuten vorher hatte er sie gerade verlassen. Da war er nämlich als Tastenmann bei den Kollegen von INSOMNIUM eingesprungen. Ebenfalls munter und vor allem mit langem Atem zeigt sich Fronter Mikko Kotamäki, der bereits zu früher Mittagszeit mit BARREN EARTH auf der Bühne stand. Immerhin hat er sich ein anderes Shirt angezogen und präsentiert sich nun in TYPE-O-NEGATIVE-Trikotage. Aber das ist eh nur nebensächlich, denn für beide Bands ist Mikko der ideale Frontmann. Und das beweist er bei seiner Hauptband gleich eindrucksvoll: Nach einem kurzen Intro ertönt “These Woods Breathe Evil“, dem Opener des aktuellen Albums “New Moon“, und der Sänger legt mit giftigem Fauchen los. Und in der gleichen Reihenfolge wie auf Platte geht es im Set mit “Falling World“ weiter. SWALLOW THE SUN profitieren enorm von der Atmosphäre bzw. Dunkelheit im Zelt und schaffen es, bei den Zuschauern gebannte Konzentration ins Zelt zu zaubern. Die wird nur manchmal aufgebrochen, wenn Drummer Kai Hahto seine knatternden Blastbeats einstreut. SWALLOW THE SUN erreichen aber auch Meisterschaft in extrem ruhigen Passagen, die vom Publikum nicht gestört wird. Die Band bedankt sich mit Leidenschaft in der Performance, beeindruckendem Gesang und einer dichten Atmosphäre. Zum Schluss gibt es Auszüge aus “Plague Of Butterflies” sowie “New Moon” und den Uraltkracher “Swallow”. Keine Frage, die Finnen legen eine beeindruckende Show hin, und jeder der Zuschauer geht zufrieden von dannen.
Setlist:
These Woods Breathe Evil
Falling World
These Hours Of Despair
Sleepless Swans
Don’t Fall Asleep
Plague Of Butterflies
New Moon
Swallow
21:35 (PS) DARK TRANQUILLITY
Es gibt Bands, die sieht man immer und immer wieder gerne live, weil sie einen auch beim x-ten Mal wieder umhauen und derartig mitreißen, als hätte man sie noch nie auf der Bühne erlebt. DARK TRANQUILLITY sind für mich eine solche Formation. Am frühen Donnerstagabend hatten die sympathischen Schweden ihre Fans am metal.de-Stand bereits ausgiebig mit Autogrammen und gemeinsamen Schnappschüssen photographischer Art versorgt, und ihre offensichtlich gute Laune ist um halb zehn glücklicherweise noch vorhanden, als sie die Pain Stage entern und mit „At The Point Of Ignition“ ihr Set eröffnen. Der Song stammt, wie das folgende „The Fatalist“, vom brandneuen Langspieler der Truppe, welcher auf den Namen „We Are The Void“ hört und Anfang diesen Jahres erschienen ist. Die Stimmung ist hervorragend, das Publikum vor der Pain Stage sehr zahlreich, und Mikael Stanne wird wie gewohnt nicht müde, von einem Ende der Bühne zum anderen zu rennen, die dramatischsten Posen einzunehmen und dazu auch nie den Kontakt zu den Fans abreißen zu lassen, die er stets anfeuert.
Mit „Focus Shift“ folgt eine allen bestens bekannte Nummer vom Vorgängeralbum „Fiction“, welche auch gebührend abgefeiert wird, bevor „The Wonders At Your Feet“ weiter zurück geht in der Bandgeschichte, aber nicht mindere Begeisterungsstürme auslöst. Die Band ist gut eingespielt, auch Daniel Antonsson, welcher erst seit dem vergangenen Jahr den Basserposten innehat, macht da keine Ausnahme. Stanne ist jedoch der eindeutige Mittelpunkt der Show, neben dem charismatischen Fronter verblassen die anderen Musiker optisch immer etwas, was aber natürlich dem Sound in keiner Weise anzumerken ist. Dieser ist nicht optimal, aber durchaus passabel, und um das Gesamtbild abzurunden gibt es nebst eher düster gehaltener Beleuchtung im Hintergrund zu den Stücken passende Videoprojektionen. Die Setlist schlängelt sich quer durch die Geschichte der schwedischen Death Metal-Band, welche gerne als Paradebeispiel der Göteborger Schule genannt wird – genau so soll es sein bei einem Festivalgig; nebst weiteren neuen Stücken („Iridium“, „Dream Oblivion“) gibt es erfreulicherweise auch „Punish My Heaven“, welches ja nun mittlerweile schon gut 15 Jahre auf dem Buckel hat, bevor „Terminus (Where Death Is Most Alive)“ einen mehr als gelungenen Auftritt abschließt. Aber das war auch nicht anders zu erwarten. (Ruth)
Setlist:
At The Point Of Ignition
The Fatalist
Focus Shift
The Wonders At Your Feet
Final Resistance
Therein
Lost To Apathy
Misery’s Crown
Punish My Heaven
Iridium
Dream Oblivion
Terminus (Where Death Is Most Alive)
21.45 (PAS) TRIPTYKON
Der heimliche Headliner des Tages ist ein alter Bekannter: Tom Gabriel Fischer gibt einen späten Einstand auf dem Summer Breeze mitsamt seiner neu formierten Truppe TRIPTYKON. T-Shirts von HELLHAMMER und CELTIC FROST waren schon den ganzen Tag über zu sehen gewesen, nun stehen deren Träger versammelt vor der Zeltbühne, um erst einmal zehn Minuten gebannt zu warten, bevor der Altmeister mitsamt Band die Bühne betritt. Dann jedoch folgt ein CELTIC FROST-typischer, düsterer, beklemmender Donnerschlag auf den anderen. Umrahmt von Nebel und dröhnenden, dissonanten Gitarren zelebriert Tom jeden Song auf seine urtypische Weise, inklusive dem obligatorischen “UH!“, das wohl eine ganze Generation extremen Metals prägte. Leider wirkt der Sound bei den Parts mit höheren Geschwindigkeiten etwas verwaschen, doch zum Glück bedienen sich TRIPTYKON eher des langsameren Tempos, was die Songs noch intensiver, okkulter und brutaler macht. Zeit für atmosphärische Zwischenspiele bleibt dank kurzer Spielzeit keine, ebenso wenig wie für große Ansagen. Der Megasong “The Prolonging“ beendet schließlich den unheimlichen Auftritt der Schweizer. (Johannes)
Setlist:
Procreation (Of The Wicked)
Goetia
Circle Of The Tyrants
Babylon Fell
The Prolonging
22.40 (MS) SUBWAY TO SALLY
Dass SUBWAY TO SALLY ein Garant für tolle Shows sind, sollte sich inzwischen ja herumgesprochen haben. Deshalb sind sie auch immer ein gern gesehener Gast auf dem Summer Breeze. Dies beweisen die Potsdamer auch heute wieder, als sie gegen 22:40 Uhr die Main-Stage betreten und sich einer gigantischen Zuschauermenge gegenüber sehen. Mit dem Hit “Henkersbraut“ und dem dazu passenden Einsatz von Pyrotechnik starten SUBWAY TO SALLY ihr Set. Gefolgt von weiteren Hits wie “Kleid aus Rosen“, “Feuerland“ (mit optisch sehr beeindruckenden Feuersäulen) oder “Kleine Schwester“ haben SUBWAY TO SALLY die Besucher fest im Griff. Die gesamte Setlist bildet einen gelungenen Querschnitt der Diskografie der Band. Sänger Eric Fish ruft wie gewohnt in den Spielpausen immer wieder nach dem Schreie, was auch gerne lautstark von Publikumsseite beantwortet wird. Während der Stücke rennt der Herr dann allerdings wie ein Derwisch über die Bühne, dass einem schlecht werden könnte. Generell ist die Publikumsinteraktion der Band beispielhaft und vom Spielerischen überzeugen die Jungs und das Mädel auf ganzer Linie. Auch der Sound vor der Bühne ist erstaunlich klar und differenziert für ein Festival. Mit “2.000 Meilen unter dem Meer“ zeigt sich die Band eher melancholisch, bevor es bei “Maria“ ein sehr cooles und ausgedehntes Gitarrensolo zu bestaunen gibt. Einziger Wermutstropfen ist allerdings, dass die gesamte Show eher routiniert und sehr geplant wirkt, somit geht leider ein wenig Spontaneität und Dynamik verloren – aber das ist Meckern auf sehr hohem Niveau. Mit “Falscher Heiland“ und „Veitstanz“ beenden SUBWAY TO SALLY ihr reguläres Set. Jedoch will das Publikum die Band noch nicht ziehen lassen und so werden “Sieben“ und das obligatorische “Julia und die Räuber“ inklusive Abschlussfeuerwerk als Zugabe zum Besten gegeben. Auch wenn SUBWAY TO SALLY bisher auf Festivals eher an mir vorbei gezogen sind, finde ich, dass diese Band heute einfach ein würdiger Headliner ist! (Flo Hefft)
Setlist:
Henkersbraut
Kleid aus Rosen
Feuerland
Kleine Schwester
Die Schlacht
Puppenspieler
2000 Meilen unter dem Meer
Maria
Meine Seele brennt
Judaskuss
Besser, Du rennst
Falscher Heiland
Veitstanz
Sieben
Julia und die Räuber
22.50 (PAS) MACABRE
Die Amis von MACABRE sind nicht zum ersten Mal zu Gast auf dem Summer Breeze. Die Old-School Death Metaller locken entsprechend viele Besucher ins Partyzelt. Die Band nimmt sich selbst augenscheinlich nicht allzu ernst, wie die zum Teil recht seltsamen Songs beweisen, in denen Death Metal mit einzelnen Samples aus Rock und Pop kombiniert wird. Diverse Massenmörder der Menschheits- und vor allem der US-Geschichte stehen in humoristischer Weise auf der Agenda des Trios: Kein Wunder, dass Frontmann Corporate Death zu jedem Song das Publikum mit den Hintergründen versorgt. Von musikalischer Warte gibt es von MACABRE wie üblich eine eigenwillige Mischung aus Death Metal der alten Schule und technisch recht anspruchsvollem Gefrickel. Sogar einige Songs vom neuen Album, das noch für 2010 angekündigt ist, gibt es auf die Ohren. Den lautstarken Forderungen nach einer Zugabe können MACABRE – wie so viele Bands – aus organisatorischen Gründen nicht nachkommen. (Legolas)
Setlist:
Zodiac
Trial
Bloody Benders
Serialkiller
Night Stalker
Scrub A Dub Dub
Burk And Haire
Wustenfeld
You´re Dying To Be With Me
Ile Man
Hitchhiker
Vampire
Ed Gein
00:00 (PS) RAISED FIST
Meine Erwartungen an RAISED FIST waren im Vorfeld recht hoch. Als hervorragende Live-Band angepriesen, können die Schweden ihren Ruf auf dem SUMMER BREEZE leider nicht eindrucksvoll bestätigen. Zwar geht die Band sehr energiegeladen zu Werke, obwohl sie staubedingt sehr spät am Gelände angekommen sind und recht müde wirken, doch anfänglich sitzen die Songs nicht so richtig fest im Sattel. Da schleicht sich schon mal hin und wieder ein kleiner Spielfehler ein. Erst als sich die Band nach zwei, drei Songs eingegrooved hat, fährt der Hardcore-D-Zug erst richtig los. Da werden Songs des neuen Albums “Veil Of Ignorance“ geschickt mit alten Klassikern vermischt und Sänger Alexander Hagman präsentiert eindrucksvoll seine Kampfsportkünste. Auch erst ab der Mitte des Sets wird der anfänglich miese Sound deutlich besser und auch das Publikum braucht ein wenig Zeit, um mit den rapide gesunkenen Temperaturen klarzukommen. Dann aber geht auch im Pit eine Menge.
Schade nur, dass RAISED FIST ihre 50 Minuten Spielzeit nicht ausnutzen und nach rund 35 Minuten Schluss ist. Klar, die Band spielt Hardcore und dort ist das Motto „Immer kurz und intensiv muss es sein“, aber einem Headliner auf der Pain-Stage ist die Show leider nur ansatzweise gerecht geworden. (Radu)
Setlist:
You Ignore Them All
Pretext
Perfectly Broken
Running Man
Wounds
Friends And Traitors
Get This Right
Some Of These Times
Tribute
Killing It
Breaking Me Up
00.00 (PAS) ENDSTILLE
Es ist schwer zu sagen, ob ENDSTILLE als Ersatz von BEHEMOTH, deren Sänger Nergal leider an Leukämie erkrankt ist, an diesem Abend ein günstiges Los gezogen haben. Ins Partyzelt verbannt und als Vertröstung für eines der Highlights für viele Besucher ist es sicherlich nicht einfach, nichtsdestotrotz können die Kieler Black Metaller auf eine große Anhängerschaft blicken. Dies will sich am späten Donnerstagabend nur bedingt bestätigen, denn das erwartet rappelvolle Zelt bleibt aus, stattdessen sind die hinteren Reihen nur sehr spärlich besetzt. Als ENDSTILLE ihre Show mit einem ihrer Instrumentals eröffnen, bin ich vom glasklaren Sound beeindruckt. Die schwerfällige, atmosphärisch dichte Hymne geht durch Mark und Bein, bevor die Norddeutschen allerdings mit High-Speed-Black-Metal loslegen. Mit diesem Punkt nimmt die Soundqualität leider rapide ab, da kann auch der Neusänger des Vierers, Zingultus (u.a. Ex-NAGELFAR), nicht mehr viel retten. Zum Song “Navigator“ begibt sich noch Lugubrem, einer der Live-Sänger des vergangenen Jahres, auf die Bühne und verleiht ENDSTILLE noch eine zweite Stimme. Eindeutig eines der Highlights dieses Gigs, denn musikalisch geht leider zu viel unter. (Patrick)
01.10 (PAS) NECROPHAGIST
Zu sehr später Stunde und mit zehn Minuten Verspätung dürfen dann die Frickelkönige von NECROPHAGIST auf die Partybühne, nachdem vorher ausgiebig die Drums getestet wurden. Diese sind zwar dann, wie bei dieser Band üblich, trotz aller Vertracktheit und Polyrhythmik extrem präzise und perfekt gespielt, aber auch leider etwas überpräsent. Nur bei sehr genauem Hinhören bekommt man einen Eindruck von der Kunst der Saitenfraktion. Diese spielt natürlich auch in absoluter Perfektion jedes noch so kleine Detail der Alben und steht den Drums in nichts nach. So hinterlässt der melodische, verspielte und dennoch knüppelharte Death Metal der Jungs allerorts weit offene Münder, vor allem bei denen, die noch nie vorher Zeuge eines NECROPHAGIST-Auftrittes waren. Wo sonst gibt’s 100% Präzision, und das um halb drei Uhr morgens? Der Stimmung tut daher das Soundproblem keinen Abbruch, besonders die Songs des bekannteren 2004er “Epitaph“-Albums werden gehörig abgefeiert. (Johannes)
Setlist:
The Stillborn One
Foul Body Autopsy
Only Ash Remains
Diminished To Be
Epitaph
Extreme Unction
Stabwound
Ignominious And Pale
Fermented Offal Discharge
02.15 (PAS) THE DEVIL’S BLOOD
THE DEVIL’S BLOOD haben in der Szene viel von sich Reden gemacht. Eine Band, die 70er-Okkult-Rock spielt und behauptet, dass jeder ihrer Auftritte ein Ritual für den Leibhaftigen ist? Ein Band, die nur mit blutbesudelten Häuptern auf die Bühne geht und an deren Spitze eine attraktive Frontsängerin steht? Das klingt sehr nach Medienhype oder nach einer abgeschmackten, auf Sensation bedachten Show. Zum Glück erfüllt die Band diese Erwartung nicht. Zu Beginn des Auftritts ist die Bühne in dichten Nebel gehüllt. Vier dunkle Gestalten mit Gitarren treten daraus hervor. Sie heben sich nur als Schattenrisse von den blau erleuchteten Schwaden ab. Als letztes betritt die Sängerin die Bühne. Während sie seltsame Beschwörungsgesten vollführt, beginnt sie zu singen. Ebenso mystisch und psychedelisch wie das Bühnenbild ist auch die Musik. Endlose Songs gehen fließend in einander über, minutenlange Spannungsbögen bauen sich allmählich auf und ab. Das Publikum versinkt in einer entspannten und doch beklemmenden Anderswelt. Wer drei Minuten Radionummern wie den Bandhit „I’ll Be Your Ghost“ erwartet hat, ist fehl am Platz. Doch gerade als alle Vorurteile widerlegt scheinen, nimmt der Gig ein unrühmliches Ende. THE DEVIL’S BLOOD haben ihre Spielzeit bereits um fünf Minuten überschritten, als sie von einem atmosphärischen Teil zu einer Uptempo-Nummer übergehen wollen. Doch plötzlich funktionieren nur noch die Monitor-Boxen der Musiker. Der Tontechniker hat die Soundanlage abgedreht. Wutentbrannt schnappt sich der Leadgitarrist den nächstbesten Bühnentechniker und schubst ihn herum. Da das zu keinem Ergebnis führt, lässt er es bald wieder sein. THE DEVIL’S BLOOD spielen weiter, wohl in der Hoffnung, dass der Soundtechniker nachgibt. Die Fans feuern die Band lauthals an und buhen die Techniker aus. Alles vergebens. Nach fünf Minuten verlässt die Band wütend die Bühne.
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