Summer Breeze
der große Summer Breeze Festivalbericht 2007
Konzertbericht
Donnerstag, 16.08.2007
STITCH (13:00 – 13:20, Painstage)
STITCH sind also die Hoffnungsträger aus dem Newcomer-Lager und gleichzeitig Gewinner des vom Summer Breeze und metal.de initiierten Newcomer Stage Wettbewerbs, dessen Endausscheidung am Vortag im Partytent ausgetragen wurde. Auf den ersten Blick scheint es, als ob ein Bandmitglied kurzerhand ausgetauscht werden musste. Aber weit gefehlt: Gitarrist Freddy ist nicht den Feierlichkeiten erlegen, sondern wurde Opfer einer Wette im Rahmen des Wettbewerbs und strahlt mit frisch polierter Murmel ins Publikum vor der gut gefüllten Painstage. Angst war nicht im entferntesten zu spüren und auch auf der großen Bühne machen die Hoffnungsträger ihre Sache hervorragend und animieren mindestens ähnlich elektrisierend wie auf der Zeltbühne am Vortag. Das Publikum honoriert die Leistung dann auch mit dem ersten fetten Pit des Festivals, von denen es auch nicht wirklich mehr so viele geben würde. Ein würdiger Sieger, der seiner Roller als Opener und Anheizer mehr als gerecht wird. (Norman)
SWALLOW THE SUN (13:25 – 13:55, Mainstage)
Nach dem Auftritt des Ravensburger Band-Contestsiegers vom Vortage, STITCH, eröffnen SWALLOW THE SUN nun den hochoffiziellen Teil des diesjährigen Summer Breeze. Die Mischung aus Doom, Death und atmosphärisch-akustischen Elementen lässt kein wildes Stageacting zu; daher beschränkt sich die Band ausschließlich auf die Musik. Und die hat Intensität, Dramatik und bietet einige Abwechslung. Der Sound wabert kathedralenartig dem Licht entgegen, SWALLOW THE SUN erheben sich aus doomigen, schwarzen Tiefen, die Instrumentalabteilung spielt tight auf den Punkt, wobei die charismatischen Growls von Sänger Miko einen starken Kontrast zu den transparenten Klanggebirgen der versierten Mitmusiker bieten. Miko trägt die Mütze stets tief im Gesicht und vertieft sich in seine Songs, ohne sich vom Publikum ablenken zu lassen. Manchmal setzt er seine mit reichem Timbre ausgestattete Klarstimme ein („Hope“). Mitsingspielchen und forsche Sprüchlein sind hier fehl am Platze, glücklicherweise. Wenn SWALLOW THE SUN ihren Hit „These Hours Of Despair“ anstimmen, geht eine kollektive Gänsehaut durch die Reihen; düster sich auftürmende dunkle Wolken bieten einen geeigneten Hintergrund für diesen gelungenen Festivalbeginn. Die Songs der „Hope“-Scheibe und des Vorgängers „Ghosts Of Loss“ werden von den schon zahlreich vorhandenen Fans ausgiebig gefeiert, und das, obwohl hier nun wirklich seitens der Band keinerlei Wert auf Stageacting gelegt wird. Aber das ist bei Tracks wie „Don’t Fall Asleep“ auch nicht nötig. SWALLOW THE SUN sind eben eine sehr talentierte Band, die sich durch den Fluss ihrer Musik empfehlen will. Ich werde die Band demnächst auf Tour mit AMORPHIS und INSOMNIUM sehen. Mal sehen, wie sie sich in der Atmosphäre einer Konzerthalle schlagen. (Stendahl)
FEAR MY THOUGHTS (14:00 – 14:30, Painstage)
Die letzten Studioscheiben der Freiburger FEAR MY THOUGHTS hatten mir sehr zugesagt, umso mehr bin ich nun gespannt auf ihre Live-Präsenz auf dem Summer Breeze. Zunächst fällt auf, dass Sänger Mathias, der die Band demnächst verlassen wird, sehr auf intensive, bisweilen ein wenig albern wirkende Kommunikation mit dem reichlich vorhandenen Publikum setzt. Es gibt viele Ansagen und Späßchen, die anscheinend in diesem Genre dazugehören. Die Band spielt einen Querschnitt ihrer Hits der letzten beiden Alben, wobei vor allem die Death-Granate „Accompanied By Death“ heraussticht. Denn insgesamt setzen FEAR MY THOUGHTS zu sehr auf gleichförmige Tracks mit Core-Anleihen, die zum Moshpit taugen, dafür jedoch das filigrane Element, das durchaus Einfallsreich-Verspielte, das die Band im Studio auszeichnet, weitgehend vermissen lassen. Klar, hier soll gefeiert und möglichst eine halbe Stunde lang jede Rübe abmontiert werden. Dennoch: irgendwas fehlt mir hier. Zu ähnlich sind die Tracks angelegt. Im Verlaufe des Festivals wird es mir mit Bands wie CALIBAN, MACHINEMADE GOD, JUSTICE und anderen ähnlich ergehen. Beim Song „In The Hourglass“ deuten FEAR MY THOUGHTS dann an, dass sie experimentelle Licks mit melodischem Death Metal aufs trefflichste mischen können. Fazit: Kein spektakulärer, aber ganz netter Gig. (Stendahl)
IMMOLATION (14:35 – 15:10, Mainstage)
Es ist jedes Mal ein beeindruckendes Erlebnis, den New Yorkern von IMMOLATION auf die Finger schauen zu dürfen, wie sie ohne große Anstrengung hochkomplexe Riffs herunter zocken, schier nicht nachvollziehbare Kurven schlagen und dabei im Wesentlichen noch immer roh und brutal klingen. Leider hinkt der Sound an allen Ecken und Enden, sodass nur wenig der auf der Bühne vollzogenen Kunststückchen das Gehör der vor der Bühne versammelten Schar erreicht. Die Veteranen – die Veröffentlichung des einschneidenden Debüts „Dawn Of Possession“ liegt immerhin nun auch schon über fünfzehn Jahre zurück – sind nie über den Status eines Geheimtipps hinausgekommen, was sich einmal mehr an der schwachen Resonanz ablesen lässt. Unbeirrt davon bieten die Jungs um Ausnahmegitarrist Robert Vigna, der erst kürzlich vom Decibel-Magazin zu einem der „Top 20 Death Metal Guitarists“ auserkoren worden ist, einen gelungenen Querschnitt durch die Bandgeschichte, darunter auch Songs, ich meine u.a. „World Agony“ erkannt zu haben, des erst kürzlich veröffentlichten „Shadows In The Light“. Hypnotisierende, häufig wiederholte, doch niemals in stumpfer Monotonie verendende Riffs, von Breaks und Fills durchsetztes Drumming und die tiefe, kraftvolle Stimme des mit mächtigem Haupthaar gesegneten Ross Dolans tauchen das Festivalgelände für kurze Zeit in bedrohliche Dunkelheit. Mit dem „Here In After“-Klassiker „Christ’s Cage“ krönen IMMOLATION einen würdigen Gig zu einer gänzlich unwürdigen Zeit. (Rattenjunge)
LACRIMAS PROFUNDERE (15:15 – 15:50, Painstage)
Was hat sich bei LACRIMAS PROFUNDERE geändert, seit Christopher raus ist? Nun, zumindest fehlt einmal der finnische Akzent (eines Bayern), mit dem man sonst die Nähe zu HIM sucht. Da das nun nicht mehr geht – sei es, weil der neue Sänger keinen finnischen Akzent hinbekommt oder warum auch immer – setzt der sich flugs ein schwarzes Mützchen auf und sieht damit auch gleich aus wie END OF GREENs Michelle Darkness. Oder ist das etwa nur Zufall? So ganz will man sich noch nicht von der Sonne HIMs verabschieden, in der man sich so lange geaalt hat. Ein völlig überflüssiger Dank an Ville Valos Skateboard fahrenden Busenfreund Bam Margera, in dessen Hochzeitsshow (hat der eigentlich Gülcan geheiratet?!) ein paar Songs der Band zum Einsatz kamen, lässt einen nur ungläubig den Kopf schütteln. Ebenso wie die herrlichen Ansagen, die selbst KREATOR-Mille himself kaum besser hinbekommen könnte. „Habt Ihr Bock auf Gothiiiiic?!?! Alriiiight!“ Yeah, Schätzchen, und so zocken LACRIMAS PROFUNDERE einen neuen Song nach dem anderen herunter, wobei sich die seit der vorletzten Scheibe sowieso kaum noch unterscheiden. Um damit jemanden überzeugen zu können, muss einem schon mehr einfallen als das, was anderen schon früher eingefallen ist. Mach doch mal was eigenes, LACRIMAS PROFUNDERE! (Thomas)
AFTER FOREVER (15:55 – 16:30, Mainstage)
Es ist 15.55 Uhr, und gerade noch rechtzeitig schaffen es AFTER FOREVER die Mainstage zu entern. Ein Stau hat die Holländer aufgehalten, und die Fans können sich glücklich schätzen, Floor Jansen und Co. überhaupt zu Gesicht zu bekommen. Als Entschuldigung für die ausgefallene Autogrammstunde spielt die Band einen engagierten Gig, der hauptsächlich Stücke des neuen Albums bietet. Die (freiwilligen) Zuschauer sind hoch erfreut, allen anderen Personen, die sich auf dem Gelände aufhalten, bleibt bei all dem Bombast und weiblichem Trällergesang nur der beherzte Griff zum Bier. Dennoch gelingt es AFTER FOREVER, mit einigen unerwartet harten Songs und Growleinlagen, auch die Zweifler zu überraschen. (Volker)
KRYPTERIA (16:35 – 17:15, Painstage)
Direkt im Anschluss an AFTER FOREVER gibt es mit KRYPTERIA noch mehr „female-fronted Metal“ zu hören. Wobei man den Metal aber mit der Lupe suchen muss. Mehr als mit Keyboards aufgeplusteter (Hard) Rock schallt nämlich nicht von der Painstage. Kein Vergleich zum Feuerwerk, das NECROPHOBIC genau 24 Stunden später an derselben Stelle abfeuern werden. Metalfans können die Deutschen mit ihren seichten Songs nicht zum Zusehen bewegen und selbst viele der AFTER FOREVER-Fans zeigen der Band die rote Karte. Und so liefern KRYPTERIA ein Konzert, von dem einem nur die enorm hohe Anzahl von sich innig umarmenden Pärchen in Erinnerung bleibt. (Volker)
RAGE (17:20 – 18:05, Mainstage)
Dreimal drei macht RAGE! Glaubt ihr nicht? Ist aber so! RAGE spielen als Trio, sind zum dritten Mal auf dem Summer Breeze vertreten und locken dabei knapp dreimal so viele Leute vor die Bühne wie bei den vorherigen Bands. Die Band spielt ihren eingängigen Power Metal wieder einmal sehr souverän, professionell und überzeugend, auch wenn der Sound am Anfang noch etwas Probleme bereitet. Auch der neue Schlagzeuger Andre Hilgers fügt sich optimal in die Gruppe ein und trommelt äußerst präzise und druckvoll, sodass man seinen Vorgänger Mike Terrana eigentlich nicht vermisst.
Auch bei den Fans herrscht Jubel, Trubel, Heiterkeit, auch wenn es hingegen zu anderen Festivals in diesem Sommer auf dem Summer Breeze eine pure RAGE-Show ohne Lingua Mortis Orchester gibt. Hits wie „Soul Survivor“, „Down“, „Black In Mind“, „Don’t Fear The Winter“, „Refuge“, „Higher Than The Sky“ oder „Straight To Hell“ werden vom Publikum lauthals mitgesungen und von den wirklich schönen und ausgefeilten Soli von Victor Smolski veredelt. Und Peavy zeigt sich wieder einmal als starker, äußerst sympathischer Frontmann, der die Menge im Griff hat. Unter anderem begrüßt er einige mit Fahnen auf sich aufmerksam machende griechische Fans. Ansonsten hält sich der Fronter in Hinblick auf die kurze Spielzeit zurück. (Endres)
THE BLACK DAHLIA MURDER (18:10 – 18:55, Painstage)
Nun ist es an der Zeit für ein wenig Death Metal, und genau diesen Sound kredenzen uns THE BLACK DAHLIA MURDER. Es ist immer wieder ein Vergnügen, diese Band live zu sehen. Mit ihren Beatles-Gedächtnis-Frisuren und netten Oldschool-Shirts bewaffnet lassen die US-Boys mal wieder ordentlich die Sau raus und heizen der Menge kräftig ein. Als direkten Konkurrenten zu TANKARDs Gerre kann man Frontmann Trevor ansehen, der es sich nicht nehmen lässt, mit blankem Wanst über die Bühne zu moppeln. Sogar die Sonne lässt sich nicht lumpen und lugt nun hinter den Wolken hervor, um in den Genuss von Death-Smashern der Marke „Contagion“ zu kommen. Auf Dauer geht den Prügelknaben aus Detroit zwar etwas Fahrt verloren, und auch der Sound ist stellenweise alles andere als optimal, aber trotzdem ist es insgesamt ein feiner Gig, bei dem die Band sämtliche Knaller ihrer Alben „Miasma“ und Unhallowed“ vom Stapel lässt. Daumen hoch für THE BLACK DAHLIA MURDER! (Nightstalker)
DORO (19:00 – 20:00, Mainstage)
Man mag von Fräulein Pesch ja halten was man will, aber immerhin weiß man bei ihr definitiv was einen erwartet. So gibt es auch heute mit „I Rule The Ruins“, „Burning The Witches“, „True As Steel“, „Für Immer”, „All We Are” und „Metal Racer” wenig Überraschungen, aber dafür ordentlich Power. Sicherlich haben die genannten Titel auch schon etliche Jahre auf dem Buckel, aber das stört das zahlreich erschienene Bangervolk überhaupt nicht. Und deshalb feiert die deutsche Metal-Queen auch eine zünftige Party mit ihren Fans. Das Hauptaugenmerk liegt heute zum Glück auf den alten Metal-Schoten aus WARLOCK-Zeiten, und das ist auch gut so. Denn das „neuere“ Material von Frau Pesch kann mich überhaupt nicht begeistern. Zwar nerven mich und diverse andere anwesende Redakteure die sich ständig wiederholenden „Mitsingspielchen of Death“ (gefühlte 2875 mal „Hey! Hey!! Hey!!!“), aber ansonsten gibt’s am DORO-Gig mal grad gar nix zu nörgeln, und als dann auch noch PRIESTs „Breaking The Law“ gecovert wird, rundherum fast nur glückliche Gesichter. (Nighstalker)
SUFFOCATION (20:05 – 20:50, Painstage)
SUFFOCATION machen sich de facto zum Headliner des Tages auf der Painstage. Es grenzt an ein Wunder, dass die Bühne der Schwere der Blasts und Rifforkane Stand hält und nicht als ein Haufen Kleinholz in sich zusammensackt. Denn das New Yorker Quintett um Schlagzeuglegende Mike Smith gibt sich alle Mühe dem nachzukommen und zündet einen aggressiv räudigen Klassiker ihrer nunmehr zwanzig Jahre umspannenden Karriere nach dem anderen. Vor allem Songs älteren Datums, auf die am heutigen Abend das Hauptaugenmerk gelegt wird, wie „Catatonia“, „Jesus Wept“ und „Infecting The Crypts“ haben nichts von ihrer Breitenwirkung und Gewalt eingebüßt und werden mit ansehnlichen Mosh- und Circle-Pits anerkennend gefeiert.
Frank Mullen ist ein einnehmender Fronter mit irren Gebärden und Mimiken, die Ansagen gewohnt kernig debil („This song is about killing people!“, „You shoud be glad, that I won’t kill anybody today!“) und sein grobes Gebell ist derart markerschütternd, dass die restlichen auf dem Festival dargebrachten Gesangesleistungen höchstens als kläglicher Beitrag zur Erhaltung des ZDF-Volksmusik-Abendprogramms zu werten sind; seine spastisch anmutende, flatternde Handbewegung findet auch schnell beim Publikum zur bildlichen Unterlegung der von Blastbeats untermauerten halsbrecherischen Passagen Anklang, mit der Folge, dass die in der Metalszene verbreitenden Huldigungsgesten das gesamte Festival über nur noch selten zu sehen sind. Mit dem im Choral vorgetragenen Intro („The greatest trick the devil…“) stellt „Funeral Inception“ den Schlussakt einer rundum gelungenen Lehrstunde in Sachen Brutal Death Metal dar. (Rattenjunge)
NEVERMORE (20:55 – 21:55, Mainstage)
Ja, sind sie es nun oder sind sie es nicht? Kein mit dem Bandlogo verziertes Backdrop prangt an der Bühnenwand, als eine Stunde NEVERMORE auf dem Programm steht und die Musiker, die eigentlich für die Prog-Thrasher aus Seattle gehalten werden sollen, sehen zum Teil auch irgendwie ganz verändert aus. Doch Brünett scheint das neue Blond zu sein, denn der Mann, der mit kurzer dunkler Haarpracht und tief ins Gesicht gezogenem Basecap alsbald die ersten Takte von ”Medicated Nation“ singt, entpuppt sich ob seiner unverwechselbaren Stimme dann doch eindeutig als Warrel Dane.
Nachdem sich die erste Konfusion also gelegt hat, feuern NEVERMORE eine Sammlung aus Hits über den Äther, von denen die beiden ”This Godless Endeavor“-Speerspitzen ”Born“ und ”Final Product“ definitiv die Highlights darstellen und erste Crowdsurfer motivieren. Dane zeigt sich sehr bewegungsfreudig und hüpft die Bühne auf und ab, während Jeff Loomis perfekt wie eh und je mit glasklarem Sound sein Finger frickeln lässt. Als kleine Schmankerl finden sich ”Deconstruction“ und ”No More Will“ in der Setlist, die das kleine anfängliche Verwirrspiel letztendlich zu einem runden und eindeutigen NEVERMORE-Happening machen. (Imperium)
TANZWUT (22:00 – 22:45, Painstage)
Zu dem Bericht über TANZWUT bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kinde. Ich kann nämlich mit diesem gesamten Mittelalterrockkram eigentlich rein gar nichts anfangen, aber da habe ich den Salat. Und was soll ich sagen? Da hüpfen mehrere Typen mit Dudelsäcken oder ähnlichen Instrumenten auf der Bühne herum, pfeifen sich die Seele aus dem Leib, der Sangesteufel (irre tolle „Frisur“) verbreitet seine grandiosen Texte unters Volk, und die gesamte Chose wird mit Techno-Beats unterlegt, damit man sich von der Zweit-/Hauptband CORVUS CORAX unterscheidet, deren Besetzung fast identisch mit der von TANZWUT ist. Beim Publikum kommen TANZWUT mit ihrem Sound und Songs wie „Meer“ oder „Ihr wolltet Spaß“ ziemlich gut an, ich verziehe mich dann lieber wieder aus den vorderen Reihen, um mir den Rest des Gigs vom Bierstand aus bei einem leckeren Wasseralfinger anzusehen. Wie schon gesagt, Mittelalter-Rock ist halt nicht wirklich mein Ding. (Nightstalker)
AMON AMARTH (22:50 – 00:05, Mainstage)
Gab es in diesem Jahr ein Festival ohne AMON AMARTH? Nein, da muss natürlich auch das Summer Breeze von unseren geliebten Wikinger-Tourneehuren aus dem Schwedenländle geentert werden. Als ein Höhepunkt des Donnerstags angelegt, eröffnen AMON AMARTH ihren Auftritt (ein wenig infantilistische, aber was soll’s, Hauptsache, den Fans gefällt’s) Effekthascherei betreibend mit einem Drachenboot, um das herum die Band post, was die Matten hergeben. „Valhalla“ und „Runes To My Memory“ bilden das Opener-Duo, professionell vorgetragen, gekonnt eingespielt, man merkt der Band die vielen Live-Auftritte an. Pyros begleiten „Asator“, auch Schwertkämpfe werden nun publikumswirksam aufgefahren, nachdem man einige Wikinger bereits vorher als Schildwachen neben den Gitarristen oder im Hintergrund bewundert hat. Immer wieder besteigt der rastlose Johan zornig growlend das Wikingerschiff, um seine archaischen Botschaften ins prall gefüllte Auditorium zu schleudern.
Die Fans lieben AMON AMARTH, die ein Phänomen sind; so finden sich Trve Norwegian Black Metal-Freaks genauso im Publikum wie DORO- oder CHILDREN OF BODOM-Maniacs; an dieser Stelle werden die verschiedenen Segmente dieser Musik friedlich geeint, naja, beinahe jedenfalls. Das altbekannte Mitsingspielchen während „Pursuit Of Vikings“ fehlt ebenso wenig wie euphorisierte Crowdsurfer und ihre Mähnen wie Rotoren kreisen lassende Anhänger bis in die mittleren Reihen. Der Sound ist gut ausbalanciert, die Stimmung wird gekonnt stets in der Schwebe zum Enthusiasmus gehalten, nicht überbordend, sondern immer kurz davor. Als kleines Schmankerl darf das Wikingerboot während des Tracks „With Oden On Our Side“ kräftig Feuer aus seinem Drachenkopf speien, das effektiv-routiniert gesetzte Refrainwort „Fire“ getreulich illuminierend. Der 75-minütige Auftritt gerät kurzweilig, denn AMON AMARTH haben neben den Effekten viele Hits zu bieten, von denen „Death In Fire“, der Lieblingstrack aller Fans und die Kult-Hymne der Band schlechthin, auch hier das Finale des Konzerts krönend ziert, vom Auditorium begeistert mitgesungen. Auch von mir Applaus für AMON AMARTH! (Stendahl)
DORNENREICH (00:10 – 01:00, Painstage)
DORNENREICH, auf Platte Garant für schwere, düster verwunschene und verträumte Klänge, und die Spannung in mir steigt! Können sie in dieser besonderen Konstellation, Eviga wie gewohnt an Gesang und Gitarre, mit Schwadorf und Helm (Bass und Gesang) von EMPYRIUM / NOEKK / THE VISION BLEAK, Inve an der Violine und Gilvan am Schlagzeug, all das rüberbringen, was ihre Musik auszeichnet? Und dies auch noch zum zehnjährigen Jubiläum von DORNENREICH? Leider können die Österreicher zumindest an diesem einen Abend mich nicht überzeugen. Zuerst einmal fällt der wirklich schlechte Soundbrei auf, gefolgt vom schwachen Organ Evigas und einigen spielerischen Patzern. Aber was viel schwerer wiegt: Die düster-dynamische Intensität, die emotionale Durchschlagskraft der Musik, sie verpufft einfach. Die wohlige, auch mal schauderhafte Atmosphäre der ursprünglich im Black Metal verwurzelten Klänge, sie ist weg, wie vom Erdboden hinweggefegt.
Beschwört die wundervolle Musik DORNENREICHs normalerweise Bilder in meinem Kopf, so schafft es die Band an diesem Abend nicht, die gleichen Gefühle / Bilder in mir zu wecken. „Her von welken Nächten“ wird intoniert, doch von der mystischen Nachtseite der Natur ist keine Spur. Sicherlich spielt da auch die Umgebung eine bedeutende Rolle, in einem anderen Rahmen wäre dies bestimmt passender. Und auch die eigene Erwartungshaltung muss hier herangezogen werden, welche in meinem Fall wohl einfach zu hoch war. Es bleibt für mich enttäuschend. (Endres)
DEADLOCK (01:00 – 01:40, Partytent)
Pünktlich um 01.00 Uhr betreten DEADLOCK die Bühne und eröffnen die Sause in einem fast vollständig gefüllten Partytent. Fronter Johannes Prems „Come On Motherfuckers!“ zu Beginn des Openers ”We Shall All Bleed“ wird für einen Quasi-Newcomer überraschend bereitwillig vom Publikum aufgenommen, dementsprechend aufgelockert schmettern die Schwarzenfelder ihre Metalcore-Brecher unter die Leute, wenn auch im großen und ganzen etwas mehr Bewegung die Stimmung sicherlich noch mehr anheizen könnte. Songtechnisch konzentriert man sich vor allem auf das aktuelle Album ”Wolves“ und beweist, dass das Zusammenspiel aus Johannes’ Growls und den cleanen Parts der mittlerweile fest eingestiegenen Sabine Weniger live ebenso gut wie auf Konserve funktioniert. Gelungener Auftakt für die feierwilligen Massen. (Imperium)
NIGHTRAGE (01:50 – 02:35, Partytent) raphi
Zweiter Teil der gelungen Nachtsession im Party Zelt: Leider nicht so gelungen: NIGHTRAGE. Langweilten mich die Schweden-Griechen schon auf den letzten Hallentouren, würde es in dieser Nacht leider nicht besser werden. Sänger Jimmie Strimmell zeigt sich zwar sehr motiviert und agil, leider ist der junge Mann stimmlich doch etwas limitiert. Peinlich sind die von ihm angestimmten, selbstbeweihräuchernden NIGHTRAGE-Sprechchöre. Die Musik an sich tut nicht weh, ist handwerklich zum Teil gut umgesetzter Melo-Death-Core, reißt mich aber mal überhaupt nicht vom Hocker. Zu vorhersehbar, zu konstruiert, da hilft auch das kompetente und agile Auftreten des Fünfers nicht. Songs wie „Scars Of The Past“ oder „Be Nothing“ haben ihre starken Momente, gehen aber im totgenudelten Metalcore-Wust leider etwas unter. Langweilig! (Raphi)
FALL OF SERENITY (02:40 – 03:20, Partytent)
Spät war’s, aber die Stimmung deshalb kaum schlechter, obwohl sich erste Ermüdungserscheinungen beim Publikum einschleichen und sich die Reihen doch zusehends lichten. Für die Band scheint das aber gerade Ansporn zu sein, das Feuer der verbliebenen Fanschaft mit einer hoch energetischen Show neu zu entfachen. So flitzt Sänger John wie gestochen über die Bretter und verdient sich redlich den Applaus aus dem Rund, der mit der Dauer des Auftritts immer heftiger wird und die Jungs zur handfesten Überraschung werden lässt. Trotz der späten Stunde gefallen die monströsen Metalcore-Salven der Band aus Ostdeutschland und hinterlassen einen bleibenden Eindruck, der die Jungs durchaus für einen Platz auf einer der beiden Hauptbühnen empfiehlt. (Norman)
WAR FROM A HARLOTS MOUTH (03:30 – 04:00, Partytent)
Einen leider sehr undankbaren Slot haben die Berliner von WAR FROM A HARLOTS MOUTH, denn so früh am Morgen sind nicht mehr sonderlich viele Personen im Partytent, die noch nicht dem Ruf des Biers erlegen sind. Nichtsdestotrotz tun es die Jungs ihren Kollegen davor gleich und prüfen abermals die Festigkeit der Bühne. Leider kommt erschwerend hinzu, dass die Jungs keine Partymucke im Gepäck haben und mit ihrem hoch komplexen, jazzigen Mathcore in etwa so viel Anerkennung finden, wie Britney Spears bei der Eltern-Kind-Krabbelrunde. Sehr, sehr schade, denn die Musik hätte eigentlich mehr verdient und sorgte zumindest bei den wenigen Vertretern im Publikum, die noch nüchtern waren, für knietiefe Kauleisten. Auch WAR FROM A HARLOTS MOUTH haben sich mit diesem Auftritt für das große Rund qualifiziert. (Norman)
KARKADAN (11:00 – 11:25, Mainstage)
Die Schwaben KARKADAN dürfen den Freitag eröffnen und einigen hundert Frühaufstehern die Müdigkeit aus den Knochen pusten. Bereits zum zweiten Mal ist die Band zu Gast auf dem Summer Breeze und legt sogar 10 Minuten vor dem eigentlichen Beginn los, um den versammelten Leuten möglichst viel Musik präsentieren zu können. Sänger Robby tut alles, um die Anwesenden zum Mitmachen zu animieren, ständig feuert er das Publikum an. Und auch die Bandkollegen zeigen sichtlich viel Spiel- und Bewegungsfreude. Das zweite Stück ist dann auch gleich ein neuer Song der in naher Zukunft anstehenden CD, die Band zeigt hier noch stärker ihre verspielte, melodisch-progressive Seite, ohne aber an Heavyness auch nur ein wenig einzubüßen. Hat durchaus Ähnlichkeiten zu OPETH, Killer! Der Hitsong „Passing Away“ darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. (Endres)
DAGOBA (11:30 – 12:00, Painstage)
Kontrastprogramm, nach melodischer Härte ist mit den Franzosen DAGOBA eher ein brachiales, modernes Kaliber angesagt. Zum „Bram Stoker’s Dracula“-Soundtrack betreten die Mannen die Painstage, um sogleich ihre wüsten, aggressiven Attacken wie „The Man Your’re Not“ mit äußerst wilder Performance runter zu reißen. Bei derart heftigen, wuchtigen Rhythmen in Abwechslung zu derben Blasts ist es kein Wunder, dass sich schon zu so eigentlich früher Stunde erste Moshpits im erstaunlicherweise schon zahlreichen Publikum bilden. Wer bei dem Klanggewitter jetzt noch nicht wach ist, der wird wohl nie wieder wach. Pit am Morgen… (Endres)
ELUVEITIE (12:05 – 12:35; Mainstage)
Der Schweizer Achter um die Kirder-Brüder ELUVEITIE macht mir auf den Studioscheiben – da geht’s mir mit KORPIKLAANI und CRUACHAN ähnlich – immer zuviel auf Gefiedel und Gedüdel. Als „Ich, der Helvetier“, wie man ELUVEITIE übersetzt, die Bühne entert, ist der Anklang groß: es wird schon bei den ersten Folklore-Klängen munter mitgetanzt; die Fans bewegen sich begeistert, was das ganze Konzert über anhalten soll. Seltsame Instrumente wie eine Drehleier oder eine Art Dudelsack werden stets in die Death- und Black Metal-artigen Sequenzen der Songs eingebaut, ebenso Flöten und Geigen. Es herrscht munteres Durcheinander, was keinen stört, eher scheint das obligatorisch. Das Publikum feiert diese Live-Band ordentlich ab. Immerhin dauert es geschlagene fünf Minuten, bis Gesang einsetzt, die mittelalterliche Kleidung der Band unterhält das Auge. Einige überlang gestaltete Tracks des letzten Albums folgen. Gegen Ende des Sets gibt’s einen neuen Song vom im Dezember erscheinenden neuen Album: Frauengesang, Klarvocals und einiges musikalisches Gewirr bestimmen das Hörerlebnis. Mir ist das einen Zacken zu viel, was Instrumentierung und unterschiedliche Stimmlagen angeht. Eine klare Linie kann ich nicht recht erkennen. Was soll’s, den Fans ist es recht, der Vortrag gefällt, die Stimmung ist trefflich, fröhlich, unbeschwert, so kann es weitergehen. (Stendahl)
KOLDBRANN (12:40 – 13:10, Painstage)
Tut es aber nicht… denn die norwegische Black Metal-Horde KOLDBRANN ist nun so gar nicht fröhlich aufgelegt. Lange Stachelarmbänder, nicht allzu glücklich dreinblickende Bandmitglieder in schwarzem Genre-Layout wüten nun eine halbe Stunde über die Painstage. Mannevond klingt wie ein Hohepriester des Bösen. Beschwörend, manchmal fast in eine Art Rezitativ verfallend, verbreitet er seine unheiligen Gesänge. Begleitet wird er ziemlich tight von einer mit einigem Groove aufwartenden Rhythmusgruppe, die immer wieder Black’n’Roll mit griffigen Black Metal-Licks mischt, was sogar bei Sonnenschein einige Wirkung entfaltet. Das Auditorium ist zufrieden. Nach der Feier mit ELUVEITIE wird nun ein wenig Dampf abgelassen. Ein Track des ersten Albums wird eingestreut, gepresste Vocals versuchen den Winter herbeizuzaubern, doch das gelingt nicht. Im Gegenteil, der Sonne gefällt’s, sie beschließt zu bleiben. Immer noch besser als dass (wie bei IMMORTAL einst geschehen) Stoff-Pandas auf die Bühne fliegen… Die Band ist immer in Bewegung, als wollte sie böse Blicke vertreiben. Auf jeden Fall kommen Hits wie „Alt Er Befengt“, „Moribund“ und „Djevelens Treskeverk“ bestens beim pommesgabelzeigenden Publikum an. Und etwas Glück hat Mannevond dann doch noch mit seiner Beschwörung: die Wolken kommen zurück, die Sonne muss auf das Speedfinale verzichten. (Stendahl)
ILLDISPOSED (13:15 – 13:45, Mainstage)
Die eierlosen Nutten aus dem schwulen Norden geben sich einen Tag nach ihrem Gig in Halberstadt ihr Stelldichein auf dem Summer Breeze – und die Strapazen der letzten Nacht merkt man ihnen deutlich an. Ohne viel Aufhebens und Ansage betritt man ziemlich geschlaucht in der Mittagssonne die Mainstage, walzt sie aber trotz augenscheinlich viel Restalk in den Blutbahnen ordentlich platt. Bei brachialem Sound stellen die Todesbleimonster von ”1-800 Vindication“ und ”Burn Me Wicked“ den Großteil des Arsenals (”Throw Your Bolts“ ist eine einzige Macht!), Fans früherer Stunden können sich aber dennoch bei Rückblicken auf ältere Tage wie ”Near The Gates“ die Läuse aus dem Haupthaar schütteln.
Und was wäre ein ILLDISPOSED-Konzert ohne den geistigen Dünnschiss eines Bo Summer? Der charismatische Fronter verzückt die Lachmuskeln mal wieder mit absolut schwachsinnigen Ansagen – und beglückt einen Fan mit einem Fünf-Euro Sackhaar-Plektrum. Die vehement geforderte Zugabe muss das Publikum aufgrund des Zeitplans selbst übernehmen – nach der von Bo angestimmten deutschen Strophe von ”Illdispunk’d“ skandiert es I-L-L-D-I-S-P-O-S-E-D durch die Reihen. Und gut war’s. (Imperium)
DISILLUSION (13:50 – 14:20, Painstage)
Eine halbe Stunde Spielzeit ist für eine Band wie DISILLUSION zu wenig. Aber DISILLUSION sind Profi genug, um das Beste aus diesen widrigen Rahmenbedingungen zu machen, trotzen auch einem fiesen Mikroaussetzer gleich beim ersten Song und ziehen ihr Set routiniert durch. Vielleicht schon etwas zu routiniert, denn wirkliche Spielfreude scheint bei der Band an diesem Tag nicht vorhanden zu sein. Wahrscheinlich aufgrund der kurzen Spielzeit wirkt das Set wie ein unverbindlicher Überblick. Die richtige Stimmung will bei mir nicht recht aufkommen – ebenso wenig wie bei der Band.
Positiv anzumerken ist in jedem Fall der Einfluss, den ein echter Bass auf den Sound hat. Bislang musste man sich hier ja mit Samples behelfen. Die Line-Up Probleme der vergangenen Monate haben mit Bassistin Alla (ehemals Live-Bassistin bei PAIN) und Interimsschlagwerker Clemens (HIDDEN IN THE FOG), der den verletzten Alex (Nachfolger von Jens) ersetzt, nun endlich ein Ende gefunden. Hoffen wir auf ein paar Gigs mit längerer Spielzeit, um das vollständige Line-Up genießen zu können. (Thomas)
EISBRECHER (14:25 – 15:00, Mainstage)
Mehr Zuschauer als erwartet locken am frühen Mittag EISBRECHER vor die Bühne. Die meisten dürften aber wohl Fans der ebenfalls auftretenden OOMPH! sein, da der Elektro-Metal der Band, die von vielen Breezeianern mehr oder (doch eher wahrscheinlich) weniger liebevoll „Eisbecher“ genannt wird, ansonsten ziemlich alleine auf weiter Flur steht und nicht wirklich ins Billing des Summer Breeze passt. Es dauert dann auch nicht wirklich lange, bis sich die Reihen lichten. Ob die Zuschauer vor der Sonne oder den gleichförmigen Stampfbeats flüchten, ist allerdings nicht bekannt. Sie verpassen aber auch nicht viel. Als letzten Song schmettern EISBRECHER ihren Clubhit „Miststück“, bei dem Sänger und DMAX-Gebrauchtwagen-Checker Alex Wesselsky seinen Standpunkt verdeutlicht (er hatte in der Vergangenheit mit Rechtsradikalismusvorwürfen zu kämpfen) und Rapparts aus CLAWFINGERs „Nigger“ ins Lied einbaut. (Volker)
HEVEIN (15:05 – 15:40, Painstage)
Den Auftritt von HEVEIN zu verpassen, wird wohl nur Die-Hard-APOCALYPTICA-Fans zum Weinen bringen. Deren Ex-Mitglied Max Lilja ist nämlich seit mehreren Jahren auch in dieser Band aktiv. Der Exotenbonus durch die Unterstützung von Cello und Geige ist aber auch der einzige Trumpf, den HEVEIN in ihren Händen halten. Wie so viele andere Bands heutzutage, versorgen sie das Publikum mit modernem Metal, der sich bis an die Grenzen des Metalcore (inklusive klarem Gesang) heranwagt. Zwar versammelt sich vor der Painstage eine ganz ordentliche Schar, dieser Auftritt ist aber trotz allem ziemlich unspektakulär.
SIRENIA (15:45 – 16:30, Mainstage)
Wer mein Review zur letzten SIRENIA gelesen hat, weiß, dass ich mit der Neuausrichtung der Band ziemlich unzufrieden bin. Zuviel Tralala und keine guten Songs mehr. Und der Summer Breeze-Gig gibt mir Recht. Während Songs der ersten beiden Alben, auf denen SIRENIA noch deutlich mehr Gothic Metal und quasi die besseren TRISTANIA waren, vom Publikum dankbar aufgenommen werden, ernten neue Tracks wie „One By One“ oder „The Other Side“ gerade einmal Höflichkeitsapplaus. Dass Morten Songs wie „Sister Nightfall“ und „Meridian“ live durchzieht, ist respektabel und sicher nicht selbstverständlich. Denn Monikas Rolle bei diesen Songs übernimmt hauptsächlich die Konserve, sodass die dralle Dänin die zu ihrem Ärger auch noch reichlich langen Songs über arbeitslos über die Bühne stapft und sich als Animatöse versucht, was reichlich plump wirkt. Morten und sein übriges Leih-Gefolge üben sich dagegen in regungsloser Starre. Trotzdem sind wenigstens die alten Songs Highlights eines sonst verzichtbaren Auftritts. (Thomas)
NECROPHOBIC (16:35 – 17:15 Painstage)
Die Großmeister des satanischen Death Metal bitten zum Tanz und siehe da, eine ganze Horde Fans folgt dem Gesuch. Dass NECROPHOBIC immer für ein gelungenes Konzerterlebnis gut sind, sollte eigentlich jeder wissen. Trotzdem soll es schon vorgekommen sein, dass die Band vor nur halb vollem Hause auftreten musste. Heute wissen jedenfalls genug Zuschauer die Klasse der Schweden zu schätzen und sorgen für Freude bei der Band. Sänger Tobias Sidegard dankt zuerst einmal für das zahlreiche Erscheinen und verkündet, wie sehr sich er und seine Mitstreiter auf diesen Auftritt gefreut hätten. Als Gegenleistung spendieren NECROPHOBIC auch ein buntes Potpourri ihren größten Hits aller Alben, was die Menge sehr dankbar entgegennimmt. Als Extrabonbon wirft die Band sogar die seltener gespielten Songs „Awakening…“ und „Nocturnal Silence“ vom Debüt in die Meute und macht so auch die Old-School-Fraktion glücklich. Höhepunkt des Auftritts (außer für bekennende Christen) ist das Mitmachspielchen während „Nailing The Holy One“, bei dem Gitarrist Sebastian Ramstedt voller Inbrunst alle Anwesenden zum „Fuck You Christ“-Schreien auffordert, bis er nach ungefähr zwei bis drei Minuten der Meinung ist, den Zimmermann genug verspottet zu haben. Auf jeden Fall einer, wenn nicht sogar der beste Gig des gesamten Festivals! (Volker)
L’ÂME IMMORTELLE (17:20 – 18:05, Mainstage)
Auch wenn der Gothic-Anteil auf dem diesjährigen Summer Breeze verhältnismäßig hoch ist, darf man das Wiener Duo um Sonja Kraushofer und Thomas Rainer getrost als die Exoten unter den insgesamt 60 Bands zählen. Ich muss zugeben, dass ich zwar stolze 7 CDs der Österreicher im Regal stehen habe, und auch gerade die Uptempo-Nummern der alten Werke noch regelmäßig konsumiere, der in meinen Augen wirklich gute letzte Output in Form des Albums „Dann habe ich umsonst gelebt“ jedoch bereits 2001 erschienen ist. Wie im Vorfeld im offiziellen Festival Forum zu lesen war, hielt sich die Begeisterung der Community bezüglich der Verpflichtung der Band in Grenzen, um es mal wohlwollend auszudrücken.
Wesentlich anders verhält es sich dann auch vor der Bühne nicht, wenngleich man der auf insgesamt 6 Musiker angewachsenen Truppe nicht vorwerfen kann, sich nicht reinzuhängen. Und obwohl die E-Gitarre heute bei L’ÂME IMMORTELLE fester Bestandteil ist – Songs wie „Phönix“, „Du siehst mich nicht“, „5 Jahre“, „Fallen Angel“ und selbst Klassiker wie „Bitterkeit“ oder „Life Will Never Be The Same Again“ wirken hier einfach nicht. Zu langatmig, zu affektiert – der Funke will trotz sichtlicher Bemühung der beiden Protagonisten einfach nicht überspringen. Im Gegenteil – der einsetzende Regen passt irgendwie ins Gesamtbild. Zwar bemerkt Thomas noch (weiterhin Sonnenbrille tragend), dass es ihm Spaß bereitet, als Exot auf einem derartigen Festival aufzutreten, ein Großteil der Besucher dürfte jedoch vorerst auf eine weitere Performance der Österreicher beim Summer Breeze verzichten können. (Azazel)
END OF GREEN (18:10 – 18:50, Painstage)
Eigentlich ist es ja nicht wirklich fair, da CREMATORY kurzfristig ihren Auftritt aus gesundheitlichen Gründen absagen mussten, aber irgendwie stiegen Glückshormone in mir auf, als ich gelesen hatte, wer die Formation ersetzen soll. Die Lokalhelden von END OF GREEN sind kurzfristig aufs Billing gerutscht und irgendwie hat sich das auch verbreitet wie ein Lauffeuer, da nicht im Ansatz verunsicherte Blicke auszumachen sind, als Germany’s Finest Gothic Rocker die Bühne betreten.
Ganz im Gegenteil, denn gleich zu Beginn feiert das Publikum den vermeintlichen „Ersatz“ als vorgezogenen Headliner. Hinzu kommt, dass die Band an diesem Abend einen ganz besonderen Charme versprüht und mit einer Spielfreude zu Werke geht, als würde man die eigene Wiederauferstehung feiern. Obwohl die Nacht noch nicht hereingebrochen ist, legen die Jungs mit ihrer einzigartigen Mischung aus melancholischen und zugleich erdigen Songs einen dunklen Schleier über das Publikum. Um es auf den Punkt zu bringen, END OF GREEN sind an diesem Tag schlichtweg grandios und rücken immer näher an den längst verdienten Thron. Selbst die beiden neuen Stücke, die tatsächlich leichte Reminiszenzen an METALLICA wecken werden vom Publikum zurecht abgefeiert und lassen für das neue Album die Zeit unerträglich lang werden. Mein persönliches Highlight an diesem Wochenende. (Norman)
FINNTROLL (18:55 – 19:55, Mainstage)
Mit dem bombastischen Intro „Gryning“, welches uns den Eindruck beschert, eine Ork-, nein eher Uruk-Hai-Horde würde über uns hinwegtosen, mit dem FINNTROLL ihre letzte CD „Ur Jordens Djup“ eröffneten, beginnt der Auftritt der von vielen sehnlichst erwarteten und von einer großen Menge begrüßten Band aus Finnland, um am Frühabend kräftig Folk-Black Metal unters willige Volk zu bringen. Das stilecht um einige Humppa-Elemente angereicherte Gebräu lässt von Anfang an bis in die hintersten Reihen Feieratmosphäre aufkommen; das trollishe Layout der Musiker tut ein Übriges. Der Song „Jaktens Tid“ von der gleichnamigen CD ist ein wahrer Straßenfeger; „Korpens Saga“ von der letzten CD ebenso. FINNTROLL wirbeln über die Bühne, der neue Sänger Mathias „Vreth“ Lillmåns ersetzt den wegen seiner Körperfülle um einiges mächtiger wirkenden Wilska durch seine beweglichere Bühnenpräsenz ganz wunderbar; die häufiger am düsteren Black Metal orientierte Stimmführung bildet auch live einen guten Kontrast zur manchmal sehr offensiven, technisch gut umgesetzten Feierlaune-Musik.
Auch die geniale „Midnattens Widunder“ findet im Set Berücksichtigung; das Hauptaugenmerk legen FINNTROLL aber auf „Ur Jordens Djup“, ganz klar. Das Highlight darf da natürlich nicht fehlen: „En Mäktig Här“, dieser grandiose Hit mit dieser seltsamen Mischung aus Ennio Morricone-Zitaten, karibischem Flair, traurig-fröhlichem, sich so spannungsreich steigerndem Akustikteil und den mitreißenden Gesangslinien, das funktioniert live ganz ausgezeichnet, beschert kollektiv Gänsehaut und wird dementsprechend zu Recht von den Fans abgefeiert. Diese Stimmung nutzt die Band geschickt und feuert gleich noch „Trollhammaren“ hinterher, einen Song, ohne den ein FINNTROLL-Konzert undenkbar wäre. Inzwischen sind wohl alle Anwesenden in Troll-Trance. Diese Mischung aus Black Metal, Folklore und Ausflügen in andere musikalische Gefilde ist live nahezu unschlagbar, begeisterte Zugaberufe sind die natürliche Folge. (Stendahl)
VOLBEAT (20:00 – 20:45, Painstage)
So schnell kann es gehen. Letztes Jahr hatten VOLBEAT offiziell noch die Festival Opener-Position inne, heuer rutscht man einen Tag und gleich ganze 14 Positionen nach oben. Letztes Jahr vermasselten Absagenturbulenzen und Autopannen den Auftritt, heuer legt man in atmosphärischer Sonnenuntergangs-Stimmung eine absolute Glanzleistung hin. Egal, welcher Song der beiden Quasi-Best-Of-Alben nun über die massig angetretenen Zuschauer hinweg gegroovt wird – die Hüften können gar nicht anders, als Rock ’n Roll zum Leben zu erwecken und Johnny Cash und Elvis zu huldigen.
Die Dänen geben wie immer vollstes Vollgas und wie immer mutieren der Opener „Rebel Monster“, „Pool Of Booze Booze Booza“ oder „Devil And The Blue Cat’s Song“ bei fettem Sound zu absoluten Granaten. „Sad Man’s Tongue“ und „The Garden’s Tale“ werden albumgerecht mit drittem Gitarristen und zusätzlicher Akustikklampfe dargeboten und für den humorvollen Teil des Abends sorgen ein paar Augen zwinkernde Seitenhiebe auf die früher am Tag angetretenen Kollegen von ILLDISPOSED. Zum Abschluss nimmt Fronter Michael Poulsen noch zwei kurze Bäder in der Menge und lässt das Publikum in der Gewissheit zurück, dass dieser Auftritt für eine DVD festgehalten wird. (Imperium)
BOLT THROWER (20:50 – 21:50, Mainstage)
Er rollt und rollt und rollt und… Ja, er ist einfach nicht aufzuhalten, der mächtige britische Tank, erst recht nicht auf einem glatten Flugfeld. Unbarmherzig pflügt er alles nieder, hinterlässt nur platt gewalzte Erde und zuhauf fertige aber zufrieden grinsende Fans. Die Death Metal-Urgesteine BOLT THROWER sind live einfach immer eine Bank und verstehen es, mit ihren brachialen, simplen, aber äußerst effektiven Mitteln ihr Publikum vollends zu begeistern. Und was im kleinen Club klappt, das funktioniert auch auf dem Summer Breeze, auf welchem die Band ihre einzige Deutschland-Show des Jahres bestreitet, bestens.
Spärliches Licht, viel Nebel, fetteste unverwechselbare Monsterriffs mit Melodien, welche sich im Ohr festsetzen, massive Gitarrenwände, kraftvolle, präzise Rhythmen und das unnachahmliche Organ des bestens aufgelegten Karl Willets zeichnen den mitreißenden Auftritt der Engländer aus. Und mit solchen Evergreens wie „IV. Crusade“, „For Victory“ „Mercenary“ und „Cenotaph“ kann man auch nicht viel falsch machen. Aufgrund der hohen Anzahl dürften sich die Diver gegenseitig abklatschen können, jedenfalls hat die Security alle Hände voll zu tun, das ist schon fast Krieg, auch was im Moshpit abgeht. BOLT THROWER überzeugen mal wieder auf ganzer Linie, aufgrund der kurzen Spielzeit fehlen allerdings einige Songs. Trotzdem absolutes Stimmungshoch! (Endres)
POISONBLACK (21:55 – 22:40, Painstage)
BOLT THROWER haben das Festival nach ihrem grandiosen Auftritt fest im Griff und entlassen es nur allmählich wieder in den Alltag. Die Finnen von POISONBLACK um Ex-SENTENCED Fronter Ville Laihiala haben deshalb auch zu Beginn einige Mühe, ihren geradlinigen Gothic-Rock zu platzieren. Ville Laihiala ist allerdings selbst erfahren genug, um die Tatsache zu seinem Vorteil zu nutzen und agiert gekonnt in seiner Funktion als Friedensminister in einem Krieg, den BOLT THROWER angezettelt haben. POISONBLACK haben jede Menge Hits im Gepäck und schaffen es allmählich, die Kluft zwischen BOLT THROWER und IN EXTREMO zu schließen. Ein charismatischer Auftritt mit durch die Umstände gegebenen Startschwierigkeiten, die man aber bravourös meistert. (Norman)
IN EXTREMO (22:45 – 00:05, Mainstage)
Mittelalter und Summer Breeze, diese Konstellation funktioniert bereits seit Jahren sehr gut, wie IN EXTREMO auch schon vor zwei Jahren, damals noch in Abtsgmünd, bewiesen haben. Und auch heuer räumen die chartverwöhnten Barden auf ganzer Linie ab. Auffallend ist die Bühnendekoration mit Schiffssilhouette. Die Songauswahl der siebenköpfigen Headliner trifft voll ins Schwarze, eröffnet wird der Reigen gleich mit „Spielmanns Fluch“, auch wird „Wind“, „Küss mich“, „Erdbeermund“, „Ave Maria“ und der Tanzflächenhit „Herr Mannelig“ dargeboten. Wirklich jedes Lied wird von der euphorischen Menge lauthals mitgesungen, die Fans feiern ausgelassen ihre Helden. Nach jedem Stück fegt ein wahrer Applaussturm der Gruppe entgegen, welche aber auch wirklich eine hochklassige, routinierte Performance abliefert. Allerlei Instrumente wie Dudelsack, Schalmei, Pauken, Leier und Harfe haben IN EXTREMO aufgefahren, um ihre Songs entsprechend authentisch darzubieten. Neben der Musik überzeugt auch die Show, allen voran die mächtigen Feuerfontänen sorgen für wohlige Wärme in den ersten Reihen. Aber auch die weiteren pyrotechnischen Effekte sowie der Glitzerkonfettiregen sind Eckpunkte eines aufwändigen Auftritts. In jeglicher Hinsicht sind IN EXTREMO ein würdiger Headliner für das Summer Breeze, der laute Beifall und Jubel ist nur ein Beweis. (Endres)
DARK FUNERAL (00:10 – 01:00, Painstage)
Wenn BOLT THROWER Krieg mit Panzern führen, führen ihn DARK FUNERAL mit Düsenjägern. Was bei den einen die alles planierende Groovewalze, ist bei den anderen Tempo Mach 3. Zwar weicht keiner von beiden von seinem Erfolgsrezept ab. Was man BOLT THROWER selbst nach 20 Jahren noch nachsieht, geht mir bei DARK FUNERAL langsam aber gehörig auf den Zeiger. Nicht unbedingt so sehr, dass alle Songs im selben unmenschlichen Blastspeed heruntergeprügelt werden, sondern eher dass sie sich dadurch gleichen wie ein Ei dem anderen. Und das seit mittlerweile mindestens zwei Alben, die im Schaltjahrestakt erscheinen. Die Magie eines „Secrets Of The Black Arts“ war bereits auf dem Zweitling verflogen und ist von der Band selbst live nicht mehr reproduzierbar.
Songs wie „My Dark Desires“ oder eben der Titeltrack sind dafür wenigstens die einzigen, die sich vom sonst unglaublich einheitlichen Rattersound abheben. „The Arrival Of Satan’s Empire“ und „Hail Murder“ bilden weitere Ausnahmen. Ansonsten gibt’s im Norden wenig Neues. Zum traditionell inflationären Gebrauch des Wortes „Satan“ gesellt sich an diesem Abend in der Topliste der am häufigsten benutzen Ausdrücke das Wort „Jägermeister“. Der Gig ist rum, wenn die Flasche leer ist. So einfach ist das. Ein Auto fährt ja auch nicht ohne Sprit. Zum Glück merkt man der Band den Suff nicht wirklich an – ganz im Gegensatz zum Gig auf dem Hellraiser. Caligula lallt nicht, hat seine Betonung im Griff und auch der Rest der Band kriegt das Set ohne große Verstolperer herunter. Mehr aber auch nicht. (Thomas)
BLACK MESSIAH (01:00 – 01:40, Partytent)
Besser hätte der Live-Start in dieser Nacht im Partytent kaum ausfallen können. BLACK MESSIAH sind nach langer Pause wieder zurück und rennen mit ihrer Mischung aus Folk, Black und Party Metal offene Türen beim Publikum ein, welches Hymnen wie „Erik der Rote“ dankend entgegen nimmt und der Band das nötige Fundament beschert. Angeheizt von Sänger Zagan, der mit kräftigen Trinksprüchen die Songpausen füllt, läuft das Publikum zur Hochform auf, was schließlich mit dem Band-Hit „Christenfeind“ einen Höhepunkt findet. Ein prolliger Auftritt im positiven Sinne, der im Partytent ideal platziert ist. (Norman)
SQUEALER A.D. (01:50 – 02:35, Partytent)
Nach einem Abend voller Highlights wie VOLBEAT, END OF GREEN und BOLT THROWER ist 02:00 Uhr schon eine ziemliche Quälerei, aber da SQUEALER sich live eher rar machen und durchaus einen Blick wert sind, machte ich mich (mit einem beständig nörgelndem ex-Chefred) auf zum Partyzelt, um mich von den Qualitäten der Jungs zu überzeugen. Sei es die Kälte, oder die Uhrzeit, jedenfalls will es vor der Bühne nicht so richtig voll werden. Schade eigentlich, denn SQUEALER legen eine durchweg gute Performance bei blendender Laune vor und nebenbei auch noch brennende Fragen wie – wer isn der Sänger, das is doch gar nich Gus Chambers – und um A.D. oder nicht A.D. klären können. Ein kleiner Wehmutstropfen ist das extrem dünngesäte (um es freundlich auszudrücken) Material von der genialen „Made for Eternity“ Scheibe, aber was soll´s – SQUEALER haben eine tolle Show abgeliefert. (Pro)
ABSOLUTE (02:40 – 03:20, Partytent)
Es ist fast drei Uhr und eigentlich schon lange Zeit für den gepflegten Absturz am heimischen Zelt, da wollen ABSOLUTE im Partyzelt noch Gehör finden. Wer ist überhaupt ABSOLUTE? Müdes Schulterzucken macht sich breit. Die Antwort kommt bald darauf: ein Haufen junger Menschen, der versucht, Musik für junge Menschen zu machen. Dabei will er wohl möglichst alle erreichen und stopft so ziemlich alles in einen Sack, was ihm in die Quere kommt. Crossover meets Electro-Trash meets Sprechgesang (!) meets das, was man heutzutage generell als „modern“ zu bezeichnen pflegt, wenn mehr Samples als Instrumente verwendet werden. Wirklich überzeugen können ABSOLUTE absolut niemanden. Es sind sogar einige Boden-Bühne-Geschosse zu sichten. Wenigstens dauert das ganze „nur“ eine halbe Stunde. ABSOLUTE überflüssig. (Thomas)
PRESIDENT EVIL (03:30 – 04:00, Partytent)
Einen passenderen Rausschmeißer als PRESIDENT EVIL hätte es an diesem Abend bzw. Morgen wohl nicht geben können. Die Bremer schaffen es doch tatsächlich, um vier Uhr in der Früh die Leute noch einmal zu mobilisieren. Geschuldet ist das voll und ganz ihrem hochenergetischem Auftritt, der selbst zwölf Stunden früher kaum hätte fideler ausfallen können. Das Publikum rottet sich noch einmal zusammen und geht mit dem dreckigen Sound der Band ordentlich mit. Band und Crowd liefern noch einmal eine sehr respektable Leistung zu unchristlicher Uhrzeit ab und sorgen dafür, dass danach wirklich nichts mehr geht. Die Aftershow-Party im Campingstuhl fällt entsprechend kurz aus. Gute Nacht! (Thomas)
SYCRONOMICA (11:00 – 11:25, Mainstage)
Nur 25 Minuten haben die Bombast-Black-Metaller von SYCRONOMICA für ihr Set. Stilecht im Sonnenschein und mit überraschend vielen Unentwegten zu dieser unheiligen Zeit (wer will jetzt ernsthaft an Frühstück denken?) vor der Hauptbühne legen SYCRONOMICA furios los: Nach einem düsteren Intro gibt’s mit „Beyond The Gate Of Light“ den Opener des letzten Albums „Gate“. Keyboardteppiche, schnittige Gitarrenläufe, die einige Wendungen unternehmen, bis sie zum Hauptthema zurückfinden, das charismatische Keifen und Grollen des nimmermüden Sängers Oli, das kommt gut an am Morgen, denn die heimatliche Bibelstunde ist längst nicht so opulent, schwelgerisch, vielseitig und rasend wie diese Alternative aus München. Technisch ausgefeilt, ein wenig progressiv, aber auch mit dem nötigen Kitt aus barocken Verzierungen versehen, führen uns SYCRONOMICA auf winkeligen Zügen durch ihr farbenprächtiges Labyrinth. Dem Publikum gefällt es, es begleitet Songs wie „Für die Ewigkeit“ anerkennend und für den frühen Morgen in erstaunlicher Feierlaune. Schade, dass die Spielzeit dieser Band so kurz bemessen ist. Gerade als das Publikum die atmosphärische Ausrichtung inhaliert hat, ist nach dem ausgreifenden Finale „Paths (…Of A Forgotten Time)“ schon wieder alles zu Ende. Aber SYCRONOMICA werden wiederkommen, keine Frage. (Stendahl)
HELRUNAR (11:30 – 12:00, Painstage)
Nach melodischem Keyboard Black Metal etwas für die Seele: Die Münsteraner HELRUNAR! Wie auch schon auf dem Hellraiser Open Air überzeugen die Pagen Black Metaller auch bei strahlendem Sonnenschein zu früher Stunde mit ihrer atmosphärischen, archaischen und epischen Musik. Gleich der Opener „Frostnacht“ zaubert eine Stimmung, wie sie nur wenige Bands hinbekommen. Sänger Skald Draugir ist Blickfang, gestikuliert passend die gesungenen Zeilen, schaut grimmig und gibt sich ganz den erhabenen Klängen hin. „Älter als das Kreuz“ wird vielfach lautstark mitgesungen, während im Halbakustikpart von „Hauch wird Sturm“ seltsamerweise im Takt geklatscht wird, was irgendwie nicht so recht zur Musik und Ausstrahlung HELRUNARs passen will.
Mit „Glaube“ wird ein neues Stück vom kommenden Album angestimmt. Der vielseitige Song beginnt mit unterkühlten, sägenden Gitarren, stampfendem Rhythmus, langsamen melodischen Leads, nach der Einleitung geht es flotter weiter mit starkem, hymnischem Refrain. Danach wird das Tempo kurz rausgenommen, bevor es mit Blastbeats weitergeht. Ein plötzliches Break leitet einen halbakustischen Part mit cleanem Gesang ein, um dann wieder in einem Soundinferno zu explodieren. Den Abschluss eines umjubelten Auftritts bildet „Dreifach Dorn“. (Endres)
JUSTICE (12:05 – 12:35, Mainstage)
Am Mittwoch durften die Franken von JUSTICE bereits die Zeltbühne mehrstündig beackern, an diesem frühen Samstag dürfen sie als Dankeschön die Mainstage entern, dieses Mal stehen die eigenen Songs im Fokus. Schon während dem Bonanza-Intro feiert eine Gruppe Hardcore-Fans die Franken ordentlich ab; diese Gruppe wird auch in der Folgezeit für lautstarke Unterstützung sorgen. Durch die zahlreichen Cover-Shows sind JUSTICE zu einer professionellen Live-Band gereift, die auch mit Eigenkompositionen überzeugen kann. Klar haben die noch nicht den Status der gecoverten Klassiker, aber sehen lassen können sie sich durchaus. Im Spannungsfeld zwischen Death, Thrash und Power Metal haben JUSTICE einige feine Songs im Gepäck, die auch beim Publikum um diese frühe Uhrzeit bestens ankommen. Beweglich und mit viel Spaß in den Backen zocken sich die Franken durch ihr kurzweiliges Set, das u.a. „Bleeding God“ und „Future Operations“ vom neuen Album enthält. Guter Wachmacher! (Raphi)
MACHINEMADE GOD (12:40 – 13:10, Painstage)
Bin ich so früh am Tag bereit für die erste Ladung Metalcore? Ja bitte! Die deutschen Hopefuls MACHINMADE GOD betreten die Bretter der Painstage und sorgen gleich für mächtig Alarm. Metalcore wie er im Buche steht: feine Melodien, druckvolle und groovige Rhythmusarbeit, dazu ein agiler und aggressiver Shouter. Würde der sich diesen dämlichen Emo-Scheitel mal abschaffen, kann aus dem auch optisch ein guter Fronter werden. Sei’s drum, musikalisch und vom Stageacting her ist hier alles im grünen Bereich. MACHINMADE GOD liefern eine gute und professionelle Show ab, für die sich aber nicht allzu viele Zuschauer erwärmen können. So verhallen der Mini-Hit „Kiss Me Now, Kill Me Later“ und die beiden Songs des just erschienen Albums „Masked“ weitestgehend im leeren Rund. Schade, ein bisschen mehr Zuspruch hätten die Jungs verdient. Oder haben die Leute einfach die Schnauze voll von Metalcore? Ich habe meine Dosis für dieses Wochenende jedenfalls… (Raphi)
SECRETS OF THE MOON (13:15 – 13:45, Mainstage)
Es ist immer so eine Sache, eine Black Metal-Band bei gleißendem Sonnenschein in der Mittagshitze spielen zu lassen. Dass das meistens in die Hose, weil die Atmosphäre eben total flöten geht, bewahrheitet sich leider auch wieder beim Auftritt von SECRETS OF THE MOON, die zum einen der Running Order, zum anderen der viel zu großen Bühne zum Opfer fallen. Denn auf der wirken nicht nur das im Vergleich winzige Backdrop verloren, das eher für kleinere und sicherlich passendere, intimere Rahmen gemacht wurde, sondern auch die vier Musiker, die weit abseits voneinander jeder an seinem Platz zementiert stehen. Neben der enormen Sonneneinstrahlung und den damit verbundenen Temperaturen macht mir beim Auftritt der Band vor allem die Setlist zu schaffen, die zum größten Teil aus dem schleppenden Material von „Antithesis“ schöpft. Selbst vom Vorgänger „Carved In Stigmata Wounds“ greift man auf die langsameren Songs zurück und sorgt so dafür, dass die Leute (incl. mir) in der Hitze schön mürbe werden. Die Vorzeichen haben einfach nicht gestimmt. Was die Band draus macht, allerdings auch nicht. (Thomas)
MAROON (13:50 – 14:20, Painstage)
Warum warten, wenn man doch auch von Anfang an gleich in die Vollen gehen kann? Bevor MAROON auch nur eine Note spielen, zeigt Fronter Andre bereits vollen Einsatz und suhlt sich im Dreck – den richtigen Zeitpunkt für solche Aktionen zu erwischen, wenn die Stimmung kurz vor dem Überkochen ist, dauert wohl zu lang und Rock ’n Roll ist ja eh sowieso immer. So betritt dann eine lebende Schlammpackung die Bühne und dirigiert in den nächsten dreißig Minuten schwer motiviert die massig angetretene Gefolgschaft, die den Nordhausenern auch brav aus der Hand frisst und bereits nach kurzer Zeit mit Circle Pits und Crowdsurfern völlig ausflippt.
Verständlich, denn auch wenn MAROON nicht ganz an ihre Leistung vom diesjährigen With Full Force heranreichen, lassen sie sich nicht lumpen und präsentieren eine energiegeladene Show – nebst dem neuen und euphorisch aufgenommenen Track „My Funeral Song“. Beim unausweichlichen „Wake Up In Hell“ kommt die ebenso unausweichliche Wall Of Death zum Tragen, bevor man sich mit einem kleinen Jam auf „Creeping Death“ verabschiedet. (Imperium)
COMMUNIC (14:25 – 15:00, Mainstage)
COMMUNIC sind so etwas wie der Shooting-Star der progressiven Power Metal-Szene und hatten mit den letzten beiden Alben für eine Welle der Begeisterung gesorgt, die es jetzt gilt, auch live weiter zu tragen. Wer die Konserve kennt und weiß, dass die Gesangslinien sowie die aberwitzigen Riffs von ein und der selben Person stammen, dürfte nicht selten die Hand für unglaubwürdiges Kopfkratzen erhoben haben. Dementsprechend hoch sind dann auch die Erwartungen an die Ausnahmeband.
Eines sei gleich vorweg geschickt – COMMUNIC werden allen Hoffnungen gerecht und zelebrieren selbst als Trio ihren technisch fulminanten Power Metal so nachdrücklich, dass selbst begnadete Musiker im Publikum dem Spektakel mit weit geöffneter Kauleiste beiwohnen. Auch bei diesem Gig kann sich Sänger und Sympathieträger Oddleif nicht dem gesanglichen Vergleich mit Warrel Dane entziehen, dessen Qualitäten er aber mittlerweile locker hält. COMMUNIC sind vielleicht nicht die Partyband schlechthin, die das Publikum zu Mosh-Kreiseln animieren kann, trotzdem sei gesagt, dass es wohl nur wenige Bands gibt, bei denen die Menge vor der Bühne stetig wächst. Begeisternd! (Norman)
BLITZKID (15:05 – 15:40, Painstage)
Nur eine Handvoll Leute haben sich eingefunden, um dem Auftritt der hierzulande (und vor allem in Metallerkreisen) recht unbekannten BLITZKID beizuwohnen. Horrorpunk steht auf dem Speiseplan und zu alledem hat sich der wankelmütige Petrus dazu entschlossen, den Todesstern zu aktivieren. Kein Wunder also, dass die meisten Leute irgendwo im Schatten anzutreffen sind. Dies hat aber zur Folge, dass ihnen die energiegeladene Show der Amerikaner entgeht. Das weiß getünchte Trio kennt nur eine Richtung, und die heißt vorwärts! Mit ihren flotten Songs zwischen viel Punk und etwas Metal, sowie Gesangsharmonien, die denen der Vortags-Rockabillys VOLBEAT nicht ganz unähnlich sind, schaffen es BLITZKID sogar, ein paar Unerschrockene vor der Bühne zum Ausrasten zu bringen. Ein besonderes Lob für Animation und Akrobatik gebührt dem blutverschmierten Bassisten, der sein Instrument zeitweise auf einem Bein hüpfend, mit dem Fuß bedient, bzw. malträtiert. Coole Show! (Volker)
HARDCORE SUPERSTAR (15:45 – 16:30, Mainstage)
Was wäre nur ein Festival-Nachmittag ohne sleazy Glamrock? Zugeben, eine Frage, die sich mir bislang noch nicht gestellt hat. Göteborgs HARDCORE SUPERSTAR treten in außergewöhnlich geschmacklosen Outfits, auch wenn alles sehr stimmig und passend wirkt, an, um den Spätnachmittag mit vor Kitsch triefenden, eigenwilligen Nummern zu versüßen. Nach der MISFITS-Hommage BLITZKID steht nun eine weitere Band auf der Bühne, die auf den ersten Blick, wohl auch auf den zweiten, so gar nicht ins Billing passen will, doch nicht Wenige heißen die musikalische Abwechslung, zwischen Todesblei, Wikingern und Sackpfeifen, willkommen und erfreuen sich an der von der Bühne strömenden Partylaune. Bei Sonnenschein und warmem Bier sind solche Hits vom letzten, selbstbetitelten Album „Kick On The Upperclass“ oder „Bag On Your Head“ Garanten für eine ausgelassene Stimmung. Die Publikumsreaktionen sind zunächst noch etwas verhalten, was darauf zurückführen ist, dass viele die Band gar nicht kennen. Doch mit fortschreitender Dauer und einem Singalong nach dem anderen kommt die Meute vor der Bühne etwas in Bewegung. Sänger Jocke Berg ist ohnehin ein saucooler Fronter, heizt das Publikum mit seinen skurrilen Ansagen an und verfällt immer wieder in klischeehafte Posen, die selbst CRÜE-Sänger Vince Neil alle Ehre machen würden. Auch VOLBEAT-Elvis Michael Poulsen lässt sich von den HARDCORE SUPERSTARs anstecken und verfolgt gut gelaunt das Set der Schweden aus den vorderen Zuschauerreihen. Von solchen Bands sollte es mehr geben! Very cheesy! (Rattenjunge)
XANDRIA (16:35 – 17:15, Painstage)
XANDRIA entsprechen nicht gerade meinem persönlichen Geschmack, mit ihrem nicht sonderlich innovativen, schwülstigen und gesichtslosen Gothic Metal im Fahrwasser von NIGHTWISH und Konsorten. Aber wenn man schon mal da ist, kann man sich auch den Auftritt der Bielefelder mal anschauen. Natürlich steht im Fokus der Aufmerksamkeit Sängerin Lisa Middelhauve, welche während der gesamten Show das Lächeln nicht mehr aus ihrem Gesicht bekommt. Ihre Stimme ist eigentlich ganz angenehm, in Verbindung mit der poppigen Musik klingt das für meine Ohren aber einfach zu kitschig. Die Band wirkt auf der Bühne allerdings sehr routiniert und gut aufeinander eingespielt. Und das wird auch vom zahlreichen versammelten Publikum honoriert, bei welchem die Songs wie bspw. „Now & Forever“ gut ankommen. (Endres)
DIE APOKALYPTISCHEN REITER (17:20 – 18:05, Mainstage)
DIE APOKALYTPISCHEN REITER sind eigentlich immer wieder sehenswert. Gerade eine Woche zuvor sah ich sie zuletzt auf dem Party.San Open Air, dort spielten sie ein spezielles Set, in welchem nur die alten Stücke Einzug hielten. Nun auf dem Summer Breeze wird wieder eine ausgewogene Mischung des bisherigen Schaffens der Reiter dargeboten. Wie bereits 2005 in Abtsgmünd versammelt sich eine sehr große Anzahl an Fans vor der Bühne, um dem ganzen Spektakel beizuwohnen. Dabei zeigen sich die Weimarer ein weiteres Mal sehr einfallsreich, was die Show anbelangt. So ist z. B. Dr. Pest, mit Ledermaske, mal wieder in einem Käfig eingesperrt. Für das Stück „Seemann“ wird eine junge Dame auf die Bühne geladen, welche den Song sitzend abwartet, während Sänger Fuchs wie ein Derwisch über die Bühne fegt, auch mal mit ihr tanzt und später eine Fahne schwenkt.
Es folgt „Iron Fist“, in welchem die Dame zu Dr. Pest in den Käfig gesperrt wird. Schon zu diesem Zeitpunkt ist klar, dass DIE APOKALYPTISCHEN REITER die Crowdsurfer Rekordhalter des Tages sind. „Sehnsucht“ kommt mit Percussion-Einlage von der kompletten Band, womit der tanzenden und feiernden Menge eine kleine Verschnaufpause gegönnt wird. Riesige blaue Bälle werden ins Publikum geschmissen, aber der Höhepunkt sind vier Fans, welche mit Schlauchboot ausgestattet ein Wettrennen zu dem Mischturm und wieder zurück über den Köpfen der Leute veranstalten. Tolle Idee! Und beim letzten Stück „Ghostriders In The Sky“ stehen dann ca. 40 Zuschauer auf der Bühne, welche zusammen mit der Band wild rumhüpfen und feiern. Dieser Auftritt ist eines Headliners würdig! (Endres)
TANKARD (18:10 – 18:50, Painstage)
Als ich mit meinen Fußballinteressierten Kollegen um kurz nach 17 Uhr im Pressezelt auf einem viel zu kleinen Bildschirm die Live-Übertragung des 2. Bundesligaspieltages verfolge und „mein“ Verein gerade das 0:2 in Bielefeld kassiert, ist nicht nur kurzzeitig meine Laune im Keller. Vor allem mache ich mir Gedanken um Gerre, Frontsau von TANKARD und zugleich ebenfalls glühender Anhänger der Eintracht aus Frankfurt. Nur gut eine Stunde später steht der Gig der Kings of Beer auf der Painstage an und in Anbetracht der drohenden Niederlage, befürchte ich, dass Gerres Gemütsverfassung darunter etwas leiden könnte. Doch weit gefehlt! Seit Sepp Herberger weiß ein jeder, dass ein Spiel 90 Minuten dauert und so gelingt es Frankfurt innerhalb der letzten 3 Spielminuten tatsächlich noch, lautstark begleitet von Gerres Jubelschreien, ein 0:2 in ein 2:2 zu korrigieren. Puh, Tag gerettet – Gig gerettet!
Entsprechend gut gelaunt, beginnen die Hessen ihr Set vor einer stattlichen Kulisse auf der Painstage, im Übrigen bereits zum dritten Mal in der 10-jährigen Geschichte des Summer Breeze. Den Grund, warum man es bislang noch nicht auf die Hauptbühne geschafft hat, nennt Gerre selbst: „Wir sind zu schmal für die Mainstage“. Insgesamt bieten die Mannen im 25. (!) Jahr des Bestehens eine sehr gelungene Mischung aus alten Thrash-Klassikern, wie „Zombie Attack“, „(Empty) Tankard“ und „Chemical Invasion“ aus den ganz frühen Anfangstagen Mitte der Achtziger, über die Mitgröhl-Hymne „Freibier“ bis hin zu neueren Songs wie „Slipping From Reality“, „Die With A Beer In Your Hand“ und „The Beauty And The Beer“. Das Publikum belohnt die Band und vor allem Gerres rasante Tanzeinlagen nicht nur mit lautstarkem Applaus und durchgängigem Chor, auch ein pinkfarbener BH und Slip erreicht die Bühne und finden sogleich als Stirnband und später als Bühnendeko Verwendung. Meinetwegen dürfen TANKARD bereits im kommenden Jahr gerne nach Dinkelsbühl zurückkehren – und wenn man die Reaktionen des Publikums als Maßstab nimmt, dürfte dann vielleicht sogar ein Auftritt auf der Mainstage winken. (Azazel)
DARK TRANQUILLITY (18:55 – 19:55, Mainstage)
Keine Frage, auf DARK TRANQUILLITY habe ich die ganze Zeit gewartet. Sie sind immer etwas besonderes, nicht nur aufgrund ihrer musikalischen Finesse, sondern auch wegen der Ausstrahlung ihres Sängers Stanne, der nicht ganz zu Unrecht wegen seiner guten Laune, seinem äußeren Erscheinungsbild und den freundlichen Statements der Zuhörerschar gegenüber gern der „Metal-Jesus“ genannt wird. „Terminus“ und „The Lesser Faith“ bilden das Eingangsduo des einstündigen Auftritts der Band. Die Songs von „Fiction“ werden hart, treibend und detailversessen dargebracht. Stanne growlt ohnehin wie kein Zweiter, die Instrumentalabteilung arbeitet filigrane Muster aus den Hauptlinien des Songmaterials heraus. Stanne ist immer in Bewegung, er biegt und windet sich, geht voll in Musik und Text der Tracks auf. Das schnelle, verspielte „The Treason Wall“ ist ein Live-Hammer ohnegleichen, oft bewährt und immer wieder gerne vorgetragen. Ebenso „The Wonders At Your Feet“ vom melodischen „Haven“-Album. Die zahlreich erschienenen Fans feiern die Band, was Stanne sichtlich erfreut, denn er bedankt sich für das Interesse und die Begeisterung auf entwaffnend freundliche Weise. DARK TRANQUILLITY spielen einen Querschnitt aus den letzten fünf Alben, wobei naturgemäß der Schwerpunkt auf „Fiction“ liegt. Wenn „Misery’s Crown“ anschlägt und Stanne seine wunderbare Klarstimme einsetzt, ist die Atmosphäre auf ihrem Höhepunkt. Und der Hit „Focus Shift“ bringt den Moshpit auch in hintere Reihen. Die Fans sind angesteckt, so könnte das ewig weitergehen, bang that head that doesn’t bang…
Am Ende der furiosen Stunde streifen DARK TRANQUILLITY noch ihre Frühphase der Neunziger, um mit „My Negation“ einen getragenen, von Keys und Midtempo dominierten und mit großem Wohlgefallen seitens der Zuhörer aufgenommenen Track dazwischen zu platzieren. DARK TRANQUILLITY bieten wie immer ein äußerst unterhaltsames Set mit dieser bekannten Mischung aus abwechslungsreichen, Tradition mit Moderne intelligent mischenden, euphorischen und nachdenklichen Songs. Und live sind sie um einiges härter als im Studio. Im Gegensatz zu den routiniert sehr an der Setlist klebenden (dennoch guten) AMON AMARTH hat man bei DARK TRANQUILLITY immer den Eindruck von Spontaneität, so als könnten sie jederzeit nach Lust und Laune das Set verändern, je nach Stimmung im Publikum und eigener Inspiration. Kurz: DT = geil, wie immer, aber hatte hier jemand ernsthaft etwas anderes erwartet? Eine kleine Kritik am Ende: Der Soundtechniker hat anscheinend bisweilen Blackouts; anders ist es nicht zu erklären, dass es während des Settings bisweilen Laut-Leiseschwankungen bzw. ein „Dumpfwerden“ des Sounds zu vermelden gibt, zwar werden diese Malheurs augenblicklich behoben; dennoch, bei einer so technisch versierten, anspruchsvoll-variabel agierenden Band sollte so etwas seitens der Techniker nicht passieren. Ebenso wenig die den DARK TRANQUILLITY-Vortrag (und die anderer Bands ebenso), penetrant störenden Aufrufe eines Präsentators an die Fans, sich zu bestimmten Autogrammstunden einzufinden bzw. alle fünf Minuten per Lautsprecher zu verkünden, wie lange bestimmte Bands noch anzutreffen seien (OOMPH! u.a. haben sich darüber sehr geärgert). (Stendahl)
MOONSORROW (20:00 – 20:45, Painstage)
Der leider auf nur 45 Minuten veranschlagte Auftritt von MOONSORROW lässt naturgemäß das „Einstreuen“ wenigstens eines der beiden Monumentalsongs vom letzten Album „V: Hävittety“ kaum zu. „Seid Ihr bereit für 25 Minuten MOONSORROW am Stück?“ werden wir somit nicht gefragt. Dennoch, die überwiegend kürzeren Songs der ersten Alben (die bei nahezu jeder anderen Band dennoch zu den langen Tracks gehören würden), die uns präsentiert werden, zeigen MOONSORROW dunkel, hart, treibend und in Hochform. Die Fans wissen es zu schätzen. Gar nicht so einfach, nach DARK TRANQUILLITYs Vortrag so schnell auf diese epischere Variante harter Musik umzuschalten.
Aber es gelingt, denn von Anfang an spielen sich die Finnen in einen wahren Rausch, technisch gut umgesetzt und kontrastierend mit den garstigen Vocals von Ville unterlegt („Sankarihauta“). Das dramatische Finale bildet mit „Sankaritarina“ allen Fans die Gelegenheit enthusiastischen Mitsingens; müßig zu sagen, dass sich die Menge nun fest in den Fängen dieser außergewöhnlichen Band befindet und von dieser Möglichkeit ordentlich Gebrauch macht. MOONSORROW setzen weniger auf Humppa-Elemente, sondern diese wehmütigen Passagen, die auch live erstaunlich gut reproduziert werden und den Umstehenden sehr zu gefallen scheinen, obwohl diese Musik ja stellenweise nicht allzu leicht nachzuvollziehen ist, da sie sich gerne auf längere Abwege einlässt. Doch MOONSORROW schaffen den Spagat, äußerst gut sogar, was die große Resonanz seitens des Publikums belegt. (Stendahl)
OOMPH! (20:50 – 21:50, Mainstage)
Was hatte man im Vorfeld über den Headliner OOMPH! gemeckert. Verständlich, denn ich gehöre auch zu den Nörglern. Es geht mir dabei weniger um die Musik (auch wenn ich Songs neueren Datums einfach nur schrecklich poppig finde, ältere Alben aber durchaus mag), sondern um das Klientel, das OOMPH! seit sie sich im Mainstream heimisch gefunden haben, anziehen. Ich werde mich aber im folgenden auf die Musik konzentrieren: die ist nämlich eingängig und nett. RAMMSTEIN light ohne Pyros irgendwie. Sänger Dero hat sich in eine weiße Zwangsjacke gezwängt und mimt den sympathischen Psychopathen, seine Mitstreiter posieren recht bewegungsarm in schwarzen Roben im Hintergrund. Die Show der drei Braunschweiger (verstärkt durch drei weitere Live-Mitstreiter) ist professionell und kurzweilig, man merkt OOMPH! die langjährige Bühnenerfahrung im positiven Sinne an. Dero & Co. wissen einfach, wie man eine routinierte Show abreißt und das Publikum animiert.
Gespielt werden die Hits der letzten Jahre, neben den Nummer 1-Hit „Augen Auf“ stehen Nummern wie „Gott ist ein Popstar“ oder „Brennende Liebe“ auf dem Programm. Schwach sind Deros Interpretation von den Textstellen Nina Hagens in „Fieber“, die er falsch singt oder gar ganz weglässt. Zwischendrin verlässt Dero die Bühne, um mit den Fans in den ersten Reihen Kontakt aufzunehmen. Beim Erklimmen der Bühne stürzt der sympathische Sänger dann ab, passiert ist nichts, mit schmerzverzerrtem Gesicht singt er weiter. Nach einer guten Stunde ist dann Schluss. Auf der anderen Bühne warten CALIBAN gespannt auf den Startschuss ihrer Show. Der verzögert sich ein wenig, Dero lässt es sich nicht nehmen, eine überflüssige und musikalisch nicht besonders wertvolle Solo-A Capella-Version von „Strangers In The Night“ zu zelebrieren. Irgendwann hört er dann auf die Forderung der Bühnentechniker und verlässt endlich die Bühne. Alles in allem eine routinierte Show ohne Glanzpunkte. (Raphi)
CALIBAN (21:55 – 22:40, Painstage)
Nett sehen sie ja aus, die fünf Jungs aus Essen, als sie in blutbefleckten, weißen Shirts um kurz vor 22 Uhr die Painstage betreten. Leise Erinnerungen an den BLOODBATH-Auftritt vom Wacken 2005 werden wach… zumindest optisch. Musikalisch reicht die Klasse natürlich nicht an den One-Off-Auftritt der schwedischen All-Stars heran, allerdings präsentieren sich CALIBAN hier weitaus besser, als sie es noch vor zwei Jahren auf dem alten Gelände in Abtsgmünd taten. Bereits während des OOMPH!-Gigs lautstark von ihren Fans gefordert, geben sie jenen, wonach sie verlangen – und das sind hauptsächlich Songs der letzten drei Alben.
SOULFLY (22:45 – 00:05, Mainstage)
Nimmt man den Publikumsandrang beim SOULFLY-Happening als Gradmesser für Qualität, dürfte von dem bunt zusammen gewürfelten Haufen auf der Bühne einiges zu erwarten sein. Die Headlinerposition auf der Mainstage gehört eindeutig Senor Max Cavalera und seiner mitgereisten US-amerikanischen Latino-Anhängerschaft, das wird unmittelbar nach den ersten Takten des Openers „Prophecy“ mehr als deutlich. Überschwänglich, ausgelassen und stürmisch: Im bunten Scheinwerferlicht, umgeben von brasilianischen Fahnen reichen einige wenige kurze Thrasher aus, um die anwesenden Fans aus der Reserve zu locken und zum Ausrasten zu animieren.
Auch wenn SOULFLY mit ihren bisherigen Alben nicht unbedingt Musikgeschichte geschrieben haben, kann man nicht leugnen, dass die Songs unbestritten ihre Qualitäten haben und insbesondere live ihre volle Wirkung entfalten. Besonders diese old-school-lastige Atmosphäre der letzten Platte „Dark Ages“ verleiht dem durchaus sehenswerten Gig viel Schwung. Während „Back To The Primitive“ frenetische Mosh-Pits entfacht, sorgen „Tree Of Pain“ und die schon obligaten Tribal-Einlagen zur Mitte des Sets hin für ein entspanntes Fiesta-Feeling, eine wohlverdiente Pause zu den schweißtreibenden, temperamentvollen Ausrastern.
Gleich zu Beginn wird mit „Roots Bloody Roots“ ein erster Höhepunkt markiert, welcher mit weiteren SEPULTURA-Klassikern wie „Refuse/Resist“, „Orgasmatron“ und dem unumgänglichen „Inner Self“ weiter ausgebaut werden kann. Stimmlich ist Max Cavalera nicht mehr auf der Höhe und holt sich mit Stiefsohn Ritchie, der wie angestochen umher steuert, Unterstützung an den Vocals. Zottel-Maxe hat man in der Vergangenheit schon agiler zu Werke gehen sehen, teilweise stolpert er etwas unbeholfen über die Bühne und verschwindet nach fast jedem Song hinter der Bühne (zum Gitarre und Shirt wechseln), doch kann das nicht darüber hinweg täuschen, dass am heutigen Abend die Gunst eindeutig auf seiner Seite liegt. (Rattenjunge)
PAIN (00:10 – 01:00, Painstage)
Kann man etwas falsch machen, wenn man Peter Tägtgren die Jubiläumsausgabe eines rundum gelungen Festivals beschließen lässt? Nein, definitiv nicht! Zum insgesamt dritten Mal ist Peter mit PAIN auf dem Summer Breeze zu Gast und wie bereits 2005 wird ihm die Ehre zuteil, mit dem finalen Gig des Wochenendes die Massen ein letztes Mal zu mobilisieren.
Mit „Same Old Song“, dem Opener und zugleich Pflichtbestandteil eines jeden PAIN-Gigs, machen Peter und seine drei Mitstreiter auch unmissverständlich klar, dass die kommenden 50 Minuten noch einmal richtig Alarm in Dinkelsbühl herrschen wird. Mit „End Of The Line“, „It’s Only Them“, „Just Hate Me“, „On And On”, „Dancing With The Dead” bis hin zu „Nailed To The Ground” vom aktuellen, für mich enttäuschenden, fünften Album „Psalms of Extinction”, wird dann auch ein gewohnt energiegeladener Querschnitt durch die gesamte Historie geboten, der kaum einen der zahlreichen, mitreißenden Industrial-Stampfer auslässt.
Den Abschluss einer abermals erstklassigen Tägtgren-Show bildet dann die zum Mitgrölen geradezu auffordernde Hymne „Shut Your Mouth“, bevor ein wirklich sehenswertes Feuerwerk die Massen noch ein paar Minuten staunend gen Nachthimmel starren lässt und einen eindrucksvollen Schlusspunkt unter das diesjährige Summer Breeze setzt. (Azazel)
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