Summer Breeze
der große Summer Breeze Festivalbericht 2006
Konzertbericht
Freitag, 17. August 2006
APOSTASY – Main Stage
Tja so kann es manchmal gehen. Meine langjährigen Campingplatzkollegen hatten mir schon des Öfteren von ihren musikalischen Aktivitäten erzählt und mir im letzten Jahr auch gleich ihre Scheibe zugesteckt. Und siehe da: in diesem Jahr durften die sympathischen Schweden die Metal-Gemeinde in Dinkelsbühl aus dem Schlaf rocken. Und diese Aufgabe hat man mit Bravour erledigt. Jeder, der es geschafft hatte, zu dieser frühen Stunde den Weg zum Gelände zu finden, wurde von einer wilden Truppe begrüßt, die alles andere als müde in den Knochen war und die ihre Chance nutzte, zum ersten Mal ihren melodischen Death Metal auf deutschem Boden zu präsentieren. Demzufolge lag der Bekanntheitsgrad der Schweden eher am unteren Ende der Skala, was die Jungs aber nicht davon abhielt, ordentlich Stimmung zu machen. Und irgendwie hatte die Formation trotzdem die Wirkung eines Rattenfängers von Hameln, denn je länger man den tight gezockten Death Metal dem frostigen Morgenwind entgegensetzte, desto mehr Bieropfer der letzten Nacht folgten dem Ruf und versammelten sich vor der Mainstage. Hält man sich jetzt noch vor Augen, dass die Band erst seit Anfang August wieder komplett ist, war dies ein mehr als gelungenes Debüt einer hoffnungsvollen Truppe, die hoffentlich bald für Aufsehen sorgen wird. (Norman)
EXCREMENTORY GRINDFUCKERS – Pain Stage
Morgens halb zwölf in Dinkelsbühl – vier auf den ersten Blick harmlos wirkende junge Männer betreten die Bühne. Doch der Eindruck täuscht: Die Spaßkombo EXCREMENTORY GRINDFUCKERS machte schnell deutlich, dass sie mit vollem Ernst ihre Mission verfolgen: Den „Grindcore Out Of Hell“ verbreiten und auch die letzten Festivalbesucher im wahrsten Sinne des Wortes mit „Karambo Karacho ein Grindcore“ aus dem Schlaf zu reißen. Und so mancher, der zu dieser frühen Stunde an der Bühne vorbei kam, fragte sich, ob er da eben wirklich „I’ve Been Looking For Grindcore“ gehört hat. Aber es handelte sich nicht um eine „Vater Morgana“ – die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS waren wirklich da und spielten sich, wenn auch ein wenig chaotisch, trotz der Kälte die Seele aus dem Leib. Leider war der Wind teilweise recht stark, sodass Rufus’ Stimme bei „Im Graben vor mir“ etwas im Soundbrei unterging. Trotzdem waren sich die früh aufgestandenen Fans einig: „Ein bisschen Grind muss sein“. (Kiki)
LENG T’CHE – Main Stage
Grind-Frühstück am Freitag Morgen, Teil zwo: Es leerte sich deutlich nach den GRINDFUCKERS, nur die harten Grinder waren geblieben. Und was soll man sagen: Es wurde ein harter zweiter Teil, ganz ohne Honig. Belgischer Hochgeschwindigkeitsgrind, dafür aber mit viel Cerealien. Ein HipHop-Intro läutete den Start der äußerst kurzweiligen Show ein. LENG T’CHE präsentierten sich am frühen Freitag sowohl als eine der brutalsten, als auch als die buntest gekleideten und bewegungsfreudigsten Band des Tages. Der Gitarrist konnte mit einem MASTODON-Shirt punkten, dazu Baggys. Der wilde Haufen, die alle bis auf den Drummer kurzhaarig sind, sprangen, sprinteten, hüpften und posten was das Zeug hielt. Der goldbekettete, Muscle-Shirt tragende Sänger sprang genauso wild im Kreis und kam mit seinen dreisprachigen Ansagen zudem sympathisch rüber. Der richtige Muntermacher für den Start in den zweiten Festivaltag! (Raphi)
THE OCEAN – Pain Stage
Das Berliner Künstler- und Krachkollektiv THE OCEAN. Sechs Mann und vierzig ausgelebte Minuten an gepflegtem Wahnsinn. Was bei anderen Combos Maximalbesetzung bedeutet, ist bei THE OCEAN das Gegenteil. Ein Sänger verließ die Band, ein Gitarrist hatte keine Zeit, ebenso wie die drei Headbanger. Übrig blieben zwei Gitarren, ein Bass, ein Sänger und zwei Schlagzeuger. Und die sorgten für mächtigen Alarm vor der Pain Stage. Alle Beteiligten (bis auf einen Drummer) waren ständig in Bewegung und dominierten die Kategorie „Meiste Bewegung auf der Bühne“ ganz klar. Die Musik der Hauptstädter bewegt sich zwischen nervösem Mathcore der Marke DILLINGER und krachigen Lärmorgien. Musikalisch geil umgesetzt mit jeder Menge Feuer unterm Hintern schrumpfte die gefühlte Spielzeit auf ein Minimum. Geil! Mehr davon! (Raphi)
TRAIL OF TEARS – Main Stage
Eigentlich sind die Norweger ein Garant für hochklassige Shows, zumindest in kleineren Clubs. An diesem Freitag hatte man allerdings nicht den besten Tag erwischt. Hinzu kam, dass der Funke nicht so richtig überspringen wollte und das Publikum nur verhaltene Reaktionen auf die Gothic Metal Nummern zeigte. Eigentlich schade, denn gerade die cleanen Parts, inszeniert von Kjetil Nordhus waren eine feste Bank und eine angenehmer Kontrast inmitten tiefer Growls, melodischen Synths und wuchtigen todesmetallischen Einlagen. Erst gegen Mitte des Sets schienen sich die restlichen Musiker an Nordhus anzunähern und siehe da, das Publikum honorierte diesen Umstand mit versöhnlichen Jubelrufen, die die Show schlussendlich doch noch zu einem Erfolg werden ließen. Dies ändert allerdings wenig daran, dass ich die Band bisher nur wirklich stark in heimeligen Clubs bewundern durfte. (Norman)
FRAGMENTS OF UNBECOMING – Pain Stage
Nach drei veröffentlichten Alben von einem Newcomer zu sprechen ist irreführend, also kann man bei FRAGMENTS OF UNBECOMING ohne Zweifel von einer der besten Death Metal Acts in Deutschland sprechen. Mit dieser Meinung stand ich nicht allein vor der Pain Stage und sah freudig dem Auftritt entgegen. Und der Fünfer enttäuschte auf keiner Linie. Floridanisch angehauchte Schweden Death-Perlen wie „The Seventh Sunray“ oder „Sterling Black Icon“ sind Killersongs und funktionieren live prächtig. Erstaunlich ist auch wie Shouter Sam bei doch geringer Körpergröße derart geile Vocals herauspresst. Respekt! „A Faint Illumination“ vom aktuellen Silberling und „Bloodred Tales“ vom Debüt beendeten einen souveränen Gig von FRAGEMNTS OF UNBECOMING. Applaus! (Raphi)
POTENTIA ANIMI – Main Stage
Die Berliner Mönchscombo und das neueste Signing des Metal Blade Sublabels „Staupa Musica“ war eine der insgesamt drei Gruppen, die auf dem Summer Breeze 2006 dem Mittelalter-Genre frönten. Gewohnt maskiert, doch anzahltechnisch unvollständig präsentierte sich das zum Quintett zusammengeschrumpfte Sextett sehr souverän und mit einer ordentlichen Portion Spaß dem geneigten Auditorium. Die Mönche schienen recht gut beim Publikum anzukommen, denn sie waren bis dato die ersten, von denen lautstark Zugabe verlangt wurde (Headliner ausgenommen)! Ein beachtlicher Erfolg, wenn man bedenkt, dass sie gerade mal zwei Alben auf dem Markt haben. Beigesteuert wurden hauptsächlich Lieder vom aktuellen Album „Psalm II“. Dabei gingen zum Beispiel Songs wie „Ave Maria“, „Qui Per Mundum“ und vom Debüt das Überlied „Gaudete“ ab wie ein Zäpfchen. Live stehen die Jungs ihrer Studioqualität in nichts nach und beweisen sogar gutes Geschick, die Menge mit sich reimenden Zwischenkommentaren bei Laune zu halten. So gab es einen fröhlichen Schlagabtausch innerhalb der Bruderschaft, was dem Publikum augen- und ohrenscheinlich gefiel, denn Standing Ovations waren die Folge. Auf jeden Fall eine frischere und bessere Vorstellung als die von ihren Genre- und Labelkollegen CORVUS CORAX und den recht schrottigen SALTATIO MORTIS! (SirG)
SCAR SYMMETRY – Pain Stage
Es war kurz nach 15 Uhr und die Schweden von SCAR SYMMETRY betraten die Bühne. Die bisherigen Alben der Newcomerhoffnung wurden ja von der Fachpresse regelrecht mit Lobeshymnen überschüttet. Da war man natürlich gespannt, wie die Mucke live tönt. Allen voran machte Frontmann Christian Älvestam eine gute Figur und wechselte stets zwischen mächtigem Brüllen und melodischen Passagen, während seine Mitstreiter an den Instrumenten ebenfalls qualitativ überzeugen konnten. Ihr melodischer Death Metal kam gut zur Geltung und wurde vom Publikum wohlwollend aufgenommen. Stets zwischen melodischen und catchy Passagen sowie brutaler Härte wechselnd hinterließ man einen mehr als nur ordentlichen Eindruck. (Endres)
ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET – Pain Stage
Die Armee suchte neue Rekruten und sie kamen zahlreich. ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET markierten die Halbzeit am zweiten Tag des diesjährigen Summer Breeze und zogen zwischen den schlecht besuchten REBELLION und den auf dem Summer Breeze eigentlich nicht zu vermutenden EXILIA eine ganze Menge Publikum. Bester Beleg dafür, dass die Band um ex-THE CROWN Fronter Johan Lindstrand endlich aus dem langen Schatten der legendären Vorgängerband getreten ist und sich für höhere Weihen empfiehlt. Und auch wenn die „21st Century Killing Machine“ kaum mit einer vergleichbaren Brachialität wie noch THE CROWN über die Bühne rollt, wurde die Mischung aus mächtig groovendem Metal, klassischem Rock n’ Roll und einer ordentlichen Portion 60er Jahre-Coolness standesgemäß abgefeiert. „Killing Machine“ mit seinem abgebrühten Intro-Riff machte den Anfang, bevor man sich über „Branded By Iron“, „No Apparent Motive“ und „Hell Is For Heroes“ durch das Debut hangelte, natürlich nicht ohne den Hit und METALLICA-Tribut „So Grim, So True, So Real“ zum Besten zu geben. Die Fans dankten es ONE MAN ARMY mit Textsicherheit, Bewegungsfreude und viel, viel Beifall. Ein gelungener Auftritt, nachdem die Reihen der Armee wohl noch dichter zusammenstehen. (Imperium)
EXILIA – Main Stage
Das Summer Breeze, ein reines Metal Festival? Nein – natürlich nicht. Auch dieses Jahr haben sich die Macher fest vorgenommen, Metal-untypische Bands auf die Bretter zu schicken. Und anscheinend zu Recht. Denn bereits um kurz nach 17.00 Uhr füllte sich die Main Stage beachtlich. Anscheinend war einigen die Video-Rotation von EXILIA bei MTVIVA noch bestens in Erinnerung. Besonders dieses „Stop Playing God“ veranlasste Masha, die Frontzwergin mit den auffälligen Rastahaaren auf Bodenlänge, immer wieder ihr williges Publikum aus voller Kraft mitbrüllen zu lassen. Sogar zum wechseln des Kostüms war Zeit, während die Italiener ihr Publikum mit Crossover/New Metal Songs malträtierten. Die orangefarbenen Overalls wurden jedoch nicht aus Jux und Dollerei angezogen, sondern untermalten eine klare politische Aussage in Richtung Weltpolizei, die in gewissen illegalen Gefängnissen ihre Insassen so anzuziehen pflegt. Showtechnisch gelungen, musikalisch eher anspruchslos, verließen EXILIA nach einer Dreiviertelstunde unter Beifall die Bühne. (David)
TURISAS – Pain Stage
Um 18.10 Uhr stürmten TURISAS im wahrsten Sinne des Wortes die Bühne und riefen zum Battle Metal auf. Wer sich darunter noch nichts vorstellen konnte, sollte es während der folgenden 40 Minuten erfahren. In Fell und mit Kriegsbemalung schafften es die Männer um Frontmann Mathias „Warlord“ Nygård mit „As Torches Rise“ schnell, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Ihre Songs sind eine Mischung aus epischen Melodien, Humppa und kraftvollen Metalsalven, und dürften nicht nur Fans von FINNTROLL begeistert haben. Der Song „Ale“ wurde dem ehmaligen Gitarristen Georg Laakso gewidmet. Ruhigere Songs wie „Land Of Hope And Glory“ oder der Einsatz von Akkordeon und Geige oder Humppa dienten lediglich dazu, den Kriegern einige Minuten Pause zu gönnen, bevor es dann wieder um so kraftvoller mit Songs wie „Rex Regi Rebels“ vorwärts gegen den Feind ging. Auch war das freundliche Angebot: „Do you like Solos? Wollen Sie ein Geigensolo hören?“ nur die Ankündigung der Ruhe vor dem nächsten Sturm. Nach dem Solo kam die Frage, ob die Lehrstunde in Sachen Battle Metal erfolgreich war: „Are you a Battle Metal crowd?“ Die Antwort des Publikums war ein eindeutiger Schlachtruf und wurde mit „Battle Metal“ belohnt. Da kann man nur froh sein, dass man im Kampf mit den energiegeladenen Finnen auf der richtigen Seite stand. (Kiki)
AMORPHIS – Main Stage
Neuer Sänger, neues Album, neue Lebensgeister. AMORPHIS waren und sind dieses Jahr erfreulicherweise so präsent wie schon lange nicht mehr. Pasi Koskinen muss vor seinem Ausstieg doch ein ganz schöner Bremsklotz gewesen sein. Zwar habe zumindest ich das live nie so mitbekommen; Tomi Joutsen, der neue Mann am Mikro, macht Pasis Abgang aber schnell vergessen. Auch wenn er rein optisch ein wenig an Bob Marley erinnert, mit Schunkelstimmung ist hier nix! Im Gegenteil: wie schon auf dem With Full Force und eigentlich bei allen Auftritten in diesem Jahr, die ich miterleben durfte, waren AMORPHIS ein Jungbrunnen an Tightness und Spielfreude. Und der hat sich nicht nur in der Darbietung, sondern auch in der Setlist manifestiert. Stets reichte man bis zum Erstling „The Karelian Isthmus“ zurück, und spielte mit „Into Hiding“, „Against Widows“, „On Rich And Poor“ und „Divinity“ einen ziemlich repräsentativen Querschnitt durch das eigene Schaffen, in das sich neue Songs, wie „The Smoke“ oder „House Of Sleep“ nahtlos einfügen. Und für Überraschungen sind sie gut, diese AMORPHIS! Bei den bisherigen Gigs in diesem Jahr hat man „Black Winter Day“ immer wohl wissentlich ausgespart, und sich so vom sonst unvermeidlichen Standard gelöst. Angesichts der leiser werdenden Forderungen nach dem Song aus dem Publikum schienen die Fans sein Fehlen mittlerweile akzeptiert zu haben. Umso überraschender war es dann, als ihn die Finnen auf dem Breeze zum Besten gaben. A Black Winter Day, no darker than that… gloomier than an autumn night… rrrrooooaaarrr! (Thomas)
HEAVEN SHALL BURN – Pain Stage
Wer „The Weapon They Fear“ im Repertoire hat, braucht sich um seinen Einstieg ins Konzert keine Sorgen zu machen. Schalter umlegen, auf die Bühne gehen, loslegen und schon zerlegen sich die Menschen vor der Bühne. So einfach kann Fußball sein. Die kampferprobten Metalcorer mit der steifen Brise Death Metal legten eine geschlossene und energische Performance hin, die so manche Band auf dem Summer Breeze alt aussehen und unbelehrbare Metalcore-Hasser dumm aus der Wäsche schauen ließ [DAS wage ich zu bestreiten! – Thomas]. Geradezu sympathisch sächselte Frontmann Marcus Bischoff eine Ansage nach der anderen ([bereits übersetzt – Anm. d. Verf.] „viel Spaß noch auf dem Festival und trinkt noch ein paar Bierchen – aber alkoholfrei!“), um im nächsten Moment ein „Voice Of The Voiceless“ in die moshende Masse zu feuern, während die Band sich auf den Brettern synchron die Rübe abriss. Einzig der teilweise sehr laute, aber undifferenzierte Sound trübte in der Dreiviertelstunde ein klein wenig den Spaß, den das zahlreich vor der Pain Stage erschienene Publikum hatte. Die Bitte, die Security vor der Bühne doch etwas mehr durch Crowd Surfing zu beschäftigen, mussten sich die Fans jedoch nicht zweimal sagen lassen. (David)
MORBID ANGEL – Main Stage
Eine der größten Sensationen des Metal-Universums in den letzten Jahren dürfte die Bekanntmachung über die Rückkehr des mittlerweile schwarzhaarigen und in der Vergangenheit nicht gerade unumstrittenen David Vincent zur satanischen Death Metal Institution MORBID ANGEL gewesen sein. Dies wäre eigentlich allein schon Grund genug gewesen, den Todesblei-Vorreitern zahlreich die Ehre zu erweisen, doch seltsamerweise war vor der Bühne nicht so viel los, wie man hätte annehmen können. Sei’s drum, da konzentriert man sich doch sowieso lieber auf die spielerischen Fertigkeiten der seit über 20 Jahren werkelnden Floridianer. Sicherlich hat es nicht nur mich erfreut, dass die Band einen Klassiker nach dem anderen in die Menge feuerte und alles nieder knüppelte. Die Fans drehten jedenfalls kollektiv durch. So wurden „Rapture“, „Pain Divine“, „Maze Of Torment“, „Sworn To The Black“, „Lord Of All Fevers & Plague“ und „Immortal Rites“, bei welchem David erhaben die Lead-Gitarren Melodie mitsang, gefeiert wie nichts Gutes. In dieses Klassikerfeuerwerk par excellence reihten sich noch „Fall From Grace“, der mit extrem viel Griffbrettgewichse des Gitarrengotts Trey Azagthoth veredelte Hit „Chapel Of Ghouls“ sowie dem alles niederwalzenden „Where The Slime Live“ [Liv? Die spielt gleich auf der Pain Stage, harharhar – Thomas] ein. Leider machte der ansonsten recht gute Sound ausgerechnet bei dieser Ausnahmeformation manchmal nicht so recht mit und war teilweise etwas verwaschen, sodass die Lava-Riffs teilweise etwas im Soundbrei untergingen. Mit dem wirklich mächtigen, beklemmenden und mit viel Druck dargebrachten Übersong „God Of Emptiness“ endete der auf die ersten vier Alben reduzierte Auftritt des wilden, unbezähmbaren Tieres MORBID ANGEL. (Endres)
LIV KRISTINE – Pain Stage
Nach dieser einstündigen Vollbedienung waren erst einmal ruhigere Klänge angesagt, also nichts wie die paar Meter rüber zur Pain Stage und die ehemalige Norwegerin LIV KRISTINE mit ihrer internationalen Begleitband angeschaut. So war auch ein vierköpfiges Streicherensemble zugegen, dessen Instrumente man allerdings nur richtig vernehmen konnte, wenn die Gitarre mal nicht spielte. Bedauerlicherweise waren bei Alex Krulls Ehefrau nicht wirklich viele Leute vor der Bühne, es herrschten sogar recht lichte Reihen, und diese waren nicht unbedingt nur mit Fans gefüllt. Denn so einige Störenfriede fanden es mal wieder superlustig, ihren Unmut über die dargebotene Musik lauthals zu verkünden. Weshalb manche „Musikliebhaber“ dann nicht lieber einfach gemütlich ein Bier trinken und anderweitig feiern gehen, wird für mich wohl immer ein wohlbehütetes Geheimnis bleiben. Glücklicherweise wurden nicht nur Stücke mit riesigem Pop-Appeal gespielt, unter anderem wurde das BRUCE SPRINGSTEEN-Cover „Streets Of Philadelphia“ oder das etwas härtere und mitreißende „Deus Ex Machina“ sowie „This Is Us“, in dessen Verlauf die Streicher ein wenig lauter eingemischt wurden, mit glasklarer Stimme dargebracht. Später kam noch Devin Graves von DEAD SOUL TRIBE als Gast auf die Bühne und sang im Duett mit Liv den Song „3 am“, ehe mit „A Distance There Is“ der Auftritt endete. (Endres)
LACRIMOSA – Main Stage
Dass LACRIMOSA in Metallerkreisen natürlich polarisieren, war mir schon immer klar. Dass ich mit meiner (mehr als nur positiven) Meinung aber auch in unserer Redaktion allerdings fast alleine dastehe, wunderte mich schon ein wenig. Auch seitens des Publikums merkte man schnell, dass die Meinungen sehr gespalten waren. Die Fans standen vorne und genossen einen der besten Auftritte des Summer Breeze Festivals, während viele andere sich an den Ständen oder sonst wo rumtrieben und die Zeit totschlugen. Meiner Meinung nach waren LACRIMOSA zu Recht auf der Headliner-Position des Freitag Abends, schließlich gibt es nur wenige Bands, welche derart professionell zu Werke gehen. 22.45 Uhr war Startschuss für eine der führenden Gothic Rock-Bands um den charismatischen Frontmann Tilo Wolff. In glasklarem, druckvollem Sound gab die Kultgruppe eine Perle nach der anderen ihrer langen Bandgeschichte zum Besten und zog mit diesen ihre Fans gleich in den Bann. Allen voran natürlich der emotionsgeladene Meister selbst, welcher nicht einfach nur sang, sondern die Stücke regelrecht durchlebte. Er gestikulierte, betonte, litt, dirigierte, brauste auf, um danach wieder zu verstummen, eben ein perfekter Entertainer. Unter anderem wurden folgende Songs gespielt: „Ich bin der brennende Komet“, „Letzte Ausfahrt: Leben“, „Kelch der Liebe“, „Lichtgestalt“, „Kabinett der Sinne“ und „Stolzes Herz“. Licht, Sound und Darbietung waren schlicht perfekt. Die Musiker spielten topfit, sehr dynamisch und tight auf, vor allem die gefühlvollen Gitarrensoli waren wieder einmal einfach nur genial. LACRIMOSA verzauberten die Fans mit ihrer bestechenden Musik, mehrmals verspürte ich ordentlich Gänsehaut. Unter lautem Applaus und Zugabe-Rufen wurde die Gruppe nochmals auf die Bühne gebeten, woraufhin noch „Der Morgen danach“, „Road To Pain“ und „Copycat“ gespielt wurden. Ganz große Klasse! (Endres)
DEATHSTARS – Pain Stage
Ein herber Schicksalsschlag traf den Sänger der DEATHSTARS nur wenige Stunden vor dem Auftritt der Band auf dem Festival, denn sein Bruder und DISSECTION Mastermind Jon Nödtveidt hatte Selbstmord begangen. Doch er und die Band waren professionell genug, um ihre Fans dies nicht spüren zu lassen. Weder eine Ansage zu seiner Verfassung, noch qualitative Einbrüche in der Performance waren zu vernehmen. Geboten wurde eine einem Headliner entsprechende Show, die wohl keine Wünsche offen ließ. Der Sound war gut, die Umsetzung der Mucke präzise und die Songauswahl gelungen. Da feuchtfröhlich gefeiert wurde, ist der größte Teil der Erinnerungen an die DEATHSTARS leider dem Black Out gewichen! (SirG)
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