Summer Breeze
der große Summer Breeze Festivalbericht 2005
Konzertbericht
Bereits eine dreiviertel Stunde vor Auftrittsbeginn, also während der Show von NORTHER, hatten sich unzählige Fans vor der Main Stage einen Platz gesichert, um die Weimarer DIE APOKALYPTISCHEN REITER livehaftig zu erleben. Kurz vor dem Auftritt waren die ersten „Reiter, Reiter“- Rufe zu vernehmen. Zum Intro lief ein Mönch auf die Bühne und öffnete einen Sarg, und heraus sprang Dr. Pest himself mit S/M-Gesichtsmaske und Peitsche bewaffnet. Das Publikum klatschte sogleich stark mit. Volk-Man lief auf der Bühne viel herum und poste ununterbrochen, während Sänger Fuchs wie ein Derwisch über die Bretter fegte. Während „Reitermania“ wurde eine riesige Luft-Hüpfburg aufgeblasen, die angekündigten „Wichte“ waren dann ca. 10 Fans, die wild zur Musik der Reiter in der Hüpfburg rumsprangen und bangten. Auch das Publikum feierte die Band ab, es bildeten sich zig Moshpits, ein Crowdsurfer nach dem anderen wurde Richtung Bühne befördert. Bei „Die Sonne scheint“ sollte erneut wieder ein Fan ausgesucht werden, welcher uns von der Bühne herunter seinen Allerwertesten zeigt. Als sich Fuchs ausgerechnet die einzige Frau der hüpfenden „Wichte“ aussuchte, war die Begeisterung zumindest der männlichen Fans sichtbar groß. Leider zeigte diese nicht soviel Engagement wie der geniale Mann auf den With Full Force Open Air, so dass uns der Blick auf den sicherlich hübschen Hintern verwehrt blieb. Weitere Höhepunkte des Auftrittes waren „Iron Fist“, „Sehnsucht“, das vom Publikum lauthals mitgesungene „We Will Never Die“, „Dschinghis Khan“ und „Vier Reiter stehen bereit“. (Endres)
BEHEMOTH Pain Stage, 18:20 – 19:05
Nach den Reitern ging es gleich weiter mit Polens Finest neben VADER, den mächtigen BEHEMOTH. Auf die Diskussion, ob die Band nun eher dem Death oder Black Metal Lager zuzuordnen sind, möchte ich mich nicht einlassen. Denn was zählt, ist einzig die Musik. Und die ist extrem in jeglicher Hinsicht. Geschmückt im „Demigod“-Artwork zeigte sich die Pain Stage. In Corpsepaint betrat die Band die Bühne und legte gleich mit einem ungeheuren Brett massiv und sehr tight los. Passend dazu zogen just in diesem Moment dicke Gewitterwolken mit einer kalten Brise auf und beendeten damit die bisher warme Wetterlage am diesjährigen Summer Breeze Open Air. Der Gitarrist und der Bassist übten sich gekonnt im synchronen Stageacting. Gespielt wurde unter anderem „Demigod“, „Antichristian Phenomenon“, „Conquer All“ und „Christians To The Lions“. BEHEMOTH bewiesen erneut, dass sie eine überaus talentierte Live-Band sind und mittlerweile technisch gesehen zur Elite gezählt werden dürfen. Der während des Auftrittes einsetzende Dauerregen hinderte die Fans nicht daran, Ihre Helden weiterhin abzufeiern. (Endres)
DARK TRANQUILLITY Main Stage, 19:10 – 20:00
Glück muss man haben! Gerade bei den Konzerten, die ich sehen wollte, hielt sich der Regen in Grenzen. Den seinen gibt’s der Herr im Schlaf, hehe. Und so ließ der Niederschlag beim Gig von DARK TRANQUILLITY nach und hörte bald auch ganz auf. Vor der Main Stage war’s gut voll und Lockenköpfle Stanne gab sich alle Mühe, den Leuten bei diesen frostigen Temperaturen einzuheizen. Er selber lief, im Gegensatz zu seinen Bandkollegen, von Anfang an auf Betriebstemperatur und legte auf der Bühne einige Meter zurück. Die Herren an den Instrumenten übten sich dagegen in vorsichtiger Zurückhaltung und passten lediglich auf, dass sie dem herumtobenden Mikael nicht im Weg standen. Womit ich bei dieser Show ganz und gar nicht einig war, war die Setlist, die die Schweden zum Besten haben. Natürlich ist es verständlich, wenn man sich auf die aktuelleren Titel konzentriert. Aber wenn der Standardklassiker „Punish My Heaven“ die einzige Rückschau dieses knapp einstündigen Gigs sein sollte, muss man das schon fast als Beschwichtigungsversuch werten. Ansonsten bestand das Set nämlich zu 80% aus Songs der letzten beiden Releases. Einzig das erwähnte „Punish My Heaven“, „Therein“ vom 1999er „Projector“ und „The Wonders At Your Feet“ befinden sich da auf anderen Scheiben. Wo bleibt da die Ausgewogenheit? Zwar sind „Damage Done“ und „Character“ beileibe keine schlechten Alben, aber die Abwechslung bleibt einfach auf der Strecke, zumal sich „Character“ eh kaum von seinem Vorgänger unterscheidet. Auch wenn die Sache musikalisch sauber vorgetragen wurde und auch der Sound gestimmt hat, war der Gig stellenweise einfach nur zum Gähnen. Gespielt wurden: „Monochromatic Stains“, „Punish My Heaven”, „The New Build”, „Lost To Apathy”, „Therein”, „Through Smudged Lenses”, „My Negation”, „White Noise/Black Silence” und ”The Wonders At Your Feet”. (Thomas)
ATROCITY Pain Stage, 20:05 – 20:50
Das war wohl nicht der beste Tag, den man bei den Schwaben erwischt hatte. Denn zumindest aus technischer Sicht ging einiges daneben. Zuerst wollte das Intro aus der Konserve nicht so richtig und dann kamen auch noch Probleme bei Alex hinzu, den man zu Beginn des Openers „Phenomena“ nicht wirklich hören konnte. Aber dafür sind die Jungs ja Profi genug, diese kleinen Zwischenfälle wegzustecken, und das tat man dann auch routiniert und bot einen soliden Gig der hauptsächlich Material des letzten Albums und des Cover-Klassikers „Werk 80“ enthielt. Einen weiteren Glanzpunkt bekam das Set durch eine schillernde Liv Kristine, die ihrem Ehemann vor allem bei den neuen Stücken gesanglich kräftig den Rücken stärkte. Trotz des Regens, der mit dem Summer Breeze ein weiteres Festival der Saison heimsuchte, waren die Publikumsreaktionen mehr als überschwänglich und man spürte, dass die Band mehr denn je ihre Position festigen und endlich die alten Death Metal Fesseln sprengen konnte. Was die Performance anging, so gab’s rein gar nix zu meckern und man konnte das Vertrauen des Publikums vollends bestätigen, auch wenn Herr Krull doch den einen oder anderen stimmlichen Aussetzer zu verbuchen hatte. Aber was soll’s, ATROCITY lieferten einen sehr unterhaltsamen und kurzweiligen Gig. (Norman)
OPETH Main Stage, 20:55 – 21:55
Über OPETH noch irgendwas zu schreiben ist Eulen nach Athen getragen. Diese Band ist gottgleich. Und wenn es eine Band gab, wegen der es sich dieses Jahr gelohnt hat, das Summer Breeze aufzusuchen, dann wegen OPETH from Stockholm, Sweden. Diese Band kann einfach nichts falsch machen. Egal welche Songs sie spielen, es werden immer die richtigen sein. Egal wie lange sie spielen, es wird immer zu kurz sein. Es sei mir verziehen, wenn ich große Teile des Konzerts wie in Trance erlebt habe. Denn auch wenn OPETH eindeutig keine Festivalband sind, hat der Gig allemal dazu getaugt, einen ins Dreamland Nirwana zu schießen. Eröffnet wurde das Fest mit „Deliverance“. Hart, sauber, schön, in lupenreinem Sound. Eine perfekte Darbietung. Diese Band hat eine Ausstrahlung, der man sich einfach nicht entziehen kann, sondern der man wie zur Salzsäule erstarrt einfach ausgeliefert ist. Mit „The Drapery Falls” folgte einer meiner persönlichen Lieblingssongs, der bereits etwas leisere Töne anstimmte. Auch er perfekt umgesetzt, wie auf Platte. Einfach zum Niederknien. Dass die Schweden danach allerdings mit dem fantastischen „To Rid The Disease” vom „Damnation”-Album den absoluten emotionalen Overkill des gesamten Festivals folgen lassen sollten, hätte wohl niemand gedacht! Unpassend? Mitnichten. Das gesamte Publikum lauschte andächtig den zierlichen Klängen! Wahnsinn! Einfach nur Wahnsinn! Dass die Band äußerst guter Spiellaune war, merkte man nicht nur der blitzsauberen Performance an, sondern auch Mikaels Ansagen, die er gern dazu nutzte, ein wenig mit dem Publikum zu spielen und kleine Scherze zu machen. Die Zeiten der introvertierten OPETH scheinen vorbei. Die Band weiß mittlerweile um ihren Status und gibt sich deutlich selbstsicherer als noch vor ein paar Jahren. Damals wäre es wohl kaum vorgekommen, dass Mikael mit dem Publikum ein Metalquiz veranstaltet und mal eben JUDAS PRIEST oder „Metal Warriors“ anspielt („Heavy Metal – or no Metal at all!“)… mit dem verschmitzten Kommentar „We love Manowar“. Stellenweise mag er etwas zu selbstsicher gewirkt haben, böse Zungen sprechen sogar von „arrogant“, aber vielleicht haben sich einige einfach einen Song mehr gewünscht anstatt dieser langen Ansagenpausen. Aber mal ehrlich, noch ein Zehn-Minuten-Monster hätte niemals ins Set gepasst! Mit „The Grand Conjuration” gaben OPETH dann einen Track vom neuen Album „Ghost Reveries” zum Besten, der vom Publikum genauso frenetisch aufgenommen wurde, wie bereits der gesamte Gig davor. Den Abschluss dieses viel, viel zu kurzen Auftritts bildete, wie sollte es anders sein, das mächtige „Demon Of The Fall”, mit dem OPETH einen zunächst wie paralysiert zurück-, dann jedoch mehr als selig ins Dunkel der Nacht entließen. Auch wenn OPETH in einem intimen Club mit Sicherheit besser aufgehoben sind als auf einer Festivalbühne, war dieser Gig eine wahre Offenbarung! Und jeder, der auch nur daran gedacht hat, auch nur ein einziges mal „Slayer” dazwischenzubrüllen gehört von allen Mittelalterbands zusammen zu Tode sodomiert! Man sollte Euch an Euren winzigen Eiern aufhängen, Ihr taktlosen halbstarken Pimmelspieler. (Thomas)
IN EXTREMO Main Stage, 22:55 – 00:10
Charterfolg und schon fast Boygroup-artige Lobeshymnen der Fans stehen wohl für die letzten Jahre der Mittelalter-Band. Wirklich erwärmen konnte ich mich nie dafür, vielleicht auch gerade wegen der Akzeptanz der breiten Masse außerhalb des Metalbereichs. Aber obwohl die Mannen nicht zu meinen persönlichen Favoriten zählen, kann man ihnen erstklassige Live-Fähigkeiten nicht absprechen und das wollte man auch an diesem Abend unter Beweis stellen und zeigen, dass sich der mächtige Bühnenaufbau für die diversen Instrumente auch lohnen sollte. Die Fans hatten auf jeden Fall keine Zweifel, waren lautstark vor der Bühne präsent und ließen sich von mächtigen Feuerfontänen, die zu Beginn den Nachthimmel erhellten, inspirieren. Schon bei den ersten Songs, namentlich „Krummavísur“ und „’Omnia Sol Temperat“ geriet das Publikum in Wallung und honorierte die engagierte Performance mit wildem Applaus. Kaum zu bremsen waren die Massen dann, als Sänger Michael die Bühne enterte und seine Ähnlichkeit zu Campino immer weniger verbergen konnte. Das liegt nicht nur am optischen Eindruck sondern vor allem am Acting des Blondschopfs, der ähnliche akrobatische Turnübungen am Bühnengerüst vornahm, wie auch der Fronter der TOTEN HOSEN. Alle Zeichen standen also auf Grün für einen fetten Auftritt. Und den bot man dem Volk in Form aller Hits und dem einen oder anderen Gimmick wie etwa Goldregen oder diverser Feuereffekte. Auch denen, die von der Omnipräsenz der Mittelalter-Kombos genervt waren, wurde zumindest das Warten optisch erleichtert. All den Fans wurde eine zündende Show geboten. (Norman)
WINTERSUN Pain Stage, 00:15 – 01:00
Den zweiten Tag des diesjährigen Summer Breeze beschlossen die Viking-/Folk-Metaller WINTERSUN um Ex-ENSIFERUM-Klampfer Jari Mäenpää und feierten zugleich feuchte Premiere. Zu begießen gab es nämlich, neben den vom Regenwasser durchnässten Köpfe der Fans, den ersten Deutschland-Gig der finnischen Formation überhaupt. Etwa 1000 Fans wollten sich zu später Stunde überzeugen lassen, ob denn das High-Speed-Gebollere der Finnen live ebenso akkurat wie auf Platte rüberkommt. Und wahrlich, sie wurden nicht enttäuscht! Was Jari innerhalb eines Jahres an Musikern um sich geschart hat, verdient das Prädikat Weltspitze. Zwar gab WINTERSUNs selbstbetiteltes Debüt mit acht Songs keinen reichen Fundus an Auswahlmöglichkeiten her, diese wurden jedoch bestmöglich ausgenutzt. Begünstigt von einem glasklaren Sound wirkten „Beyond The Dark Sun“, „Winter Madness“, „Death And Healing“ und vor allem „Battle Against Time“ wie aus einem Guss und ließen etliche Fans, mich eingeschlossen, begeistert die Haarpracht kreisen. Zweifellos einer der besten Gigs dieses Festivals! (Imperium)
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