Summer Breeze
der große Summer Breeze Festivalbericht 2004
Konzertbericht
Samstag, 21.08.2004
Und schon war es auch wieder der letzte Tag des diesjährigen Summer Breeze. Ehrlich gesagt war ich nicht wirklich traurig darüber; die Bands waren soweit in Ordnung, aber das schlechte Wetter mit dem ständigen Regen, der vor allem an diesem Samstag gar nicht mehr aufhören wollte, drückte etwas auf die Stimmung. Doch betrachtet man das Desaster auf dem MetalCamp, von dem einige Rückkehrern später am Tag auf dem Summer Breeze zu berichten wussen, ging es uns in Abtsgmünd gar nicht so übel. Tatsächlich hob sich die Stimmung im Laufe des Tages auch wieder etwas.
Immortal Rites
Die Geschichte zu den Schwaben von Immortal Rites ist schnell erzählt, denn sie ist an allen Ecken und Enden ausbaufähig. Musikalisch wirkte der Knüppel-Death mit vereinzelten Melodien etwas dröge, während sich die Ansagen von Fronter Philipp Frick nur auf die Songtitel beschränkten. Auf Platte mögen Tracks wie“ Dressed In Amazing Red“ oder „Digital God“ einigermaßen funktionieren, live muss ihnen jedoch auch wegen leichten Schwierigkeiten beim Timing die Tauglichkeit noch abgesprochen werden. Bezeichnend, dass es kurz vor Ende des Gigs unangenehm anfing zu schütten. (metalgreg)
Equilibrium
War das eine Überraschung, das Equilibrium trotz des frühen Slots und des einsetzenden Regens auf ein Meer von Zuschauern blicken konnten, als sie die Bühne betraten? Nach den geradezu grandiosen Erfolgen der letzten Gigs hätten sie es eigentlich besser wissen müssen, doch als die Band die Bühne betrat war ihnen deutlich von den Gesichtern abzulesen wie verblüfft sie waren – und gleichzeitig auch verdammt erfreut. Mit einer fantastischen Spielfreude gingen sie zu Werke und wurden verdientermaßen bis in die letzten Reihen abgefeiert; mit Begeisterungsstürmen wurden Songs wie „Unter der Eiche“ oder der Gassenhauer „Met“ aufgenommen und mitgesungen. Selbstverständlich war es der Stimmung mehr als zuträglich, als man bei „Met“ selbigen in der Menge verteilt hat – auch wenn das strikte Glasverbot die Jungs zur Improvisation gezwungen hat. Man bekommt anhand der Demo bzw. CD zwar einen guten Eindruck der Qualitäten dieser Band, doch live sind Equilibrium einfach nochmal zwei Ligen besser. Einziger Wehmutstropfen dieses Tages – es war der letzte Gig für Drummer Julius, der die Band verlässt. Aber er hat sich mit Sicherheit nicht den schlechtesten Abschiedsgig ausgesucht, schließlich war dies einer der meistgefeiertsten Gigs des Summer Breeze 2004 – klasse Leistung!
Hatesphere
Eine der besten Livebands, die es in der näheren Vergangenheit zu erleben gab, gab sich nun die Ehre. Aber würden Hatesphere es auch schaffen, die Intensität ihrer Clubgigs auf ein größeres Festival zu übertragen? Ja, lautet die Antwort. Bestes Argument dafür: Während des Openers „Release The Pain“ sahen die Reihen vor der Pain Stage noch relativ gelichtet aus. In der Mitte des Gigs hatte sich der Platz jedoch ordentlich gefüllt und vor der Bühne entwickelte sich ein mittelgroßer Pit. Kein Wunder, denn Abrissbirnen der Marke „Bloodsoil“, „Vermin“, „Only The Strongest“, „Downward To Nothing“, „Low Life Vendette“ (von Sänger JB fälschlicherweise statt „Disbeliever“ angekündigt) oder „Insanity Arise“ kamen genauso fett rüber wie in einem kleinen Club. Dies lag u.a. auch an Frontderwisch JB, der über die Bühne tobte wie ein von der Leine gelassener Pit Bull oder im Graben die Fans direkt anheizte. Wie energetisch er seine Musik auslebte, zeigte sich darin, dass er sich kurz vor Ende des Gigs sein Mikro aus Versehen gegen die Nase knallte und den Rest der Zeit nur noch Blut rotzte. „Bloodsoil“ eben. Der finale Genickschlag „Deathtrip“ machte dieser halben Stunde wahrlich alle Ehre. Absolutes Festival-Highlight! (metalgreg)
Mnemic
Es war die Zeit gekommen für Mnemic, die direkt nach ihren Landsleuten von Hatesphere ran mussten. Mnemic hatten dabei die Aufgabe, die zu diesem Zeitpunkt recht schwach besuchte Main Stage zu rocken, was bei dem energischen Material, das die Dänen im Repertoire haben eigentlich kein Problem sein sollte. Aber man merkte den Jungs an, dass sie keineswegs auf der Höhe waren und eher damit beschäftigt waren, eigene körperliche Defizite auszugleichen, als dem etwas lahmen Publikum Feuer unter dem Hintern zu machen. Wenn man dabei allerdings berücksichtigt, dass die Jungs eben erste eine 22 sündige Autofahrt hinter sich hatten und den geraden Weg vom Metal Camp in Slowenien in das schwäbische Abtsgmünd genommen hatten, wundert es nicht, dass man an manchen Stellen etwas kraftlos wirkte und auch Sänger Michael nicht in Top-Form war. Trotzdem boten die dänischen Newcomer eine respektable Vorstellung, bei der bekannte Stücke wie Blood Stained, Liquid oder Ghost vom Debüt Mechanical Spin Phenomena nicht fehlen durften. Aus dem Ende September erscheinenden Album The Audio Injected Soul wurde dann noch mit Deathbox ein vielversprechender neuer Kracher obendrauf gesetzt. Angesichts der Umstände boten die Jungs eine mehr als respektable Leistung, die vielleicht nicht ganz an sonstigen Liveauftritten der Band gemessen werden kann, aber dennoch genug Energie hatte, dass ein Großteil des anfangs verschlafenen Publikums, die Matten zu Fear Factory ähnlichen Klängen kreisen ließen. (Norman)
Disillusion
Auf Disillusion hatte ich mich neben Katatonia am meisten gefreut, hatte mich ihr Debütalbum „Back To Times Of Splendor“ doch derart umgehauen, wie es sonst noch selten eine Platte geschafft hat. Die Ankündigung, dass die Band auf dem Summer Breeze dazu noch in erweiterter Besetzung auftreten würde, drehte bei mir die Spannungsfeder auf Anschlag. Als Verstärkung für dieses Konzert brachte das Trio aus Leipzig seine Freunde von den Dark Suns mit, die an der Akustikgitarre, den Keyboards und als Backgroundsänger aushalfen und so das Bühnenensemble auf stolze acht Personen anwachsen ließen. Einzig die Tatsache, dass Disillusion auf der Main Stage spielen sollten, machte mir ein wenig Bauchschmerzen, da in diesem Jahr die einfache aber ungünstige Rechnung Main Stage + Nachmittagsspot = Scheiss Sound bisher mit schöner Regelmäßigkeit aufgegangen war. Und gerade bei Disillusions brillanten filigranen Melodien wäre ein Sound, wie er bei Mörk Gryning geherrscht hatte, das letzte was man brauchen könnte. Ganz so schlimm war es dann zum Glück nicht, aber von optimalen Verhältnissen war man trotzdem weit entfernt. Man musste das Album schon recht gut kennen, um alles mitzukriegen, denn oft gingen die melodietragenden Instrumente im heftigen Soundbrei einfach unter, sodass man als Zuhörer ganz schön ins Schwimmen geriet. Der Gig an sich war jedoch spitze! Die Songauswahl belegte noch einmal die Wichtigkeit des zugrundeliegenden Konzepts des Albums, denn die Lieder wurden genau in der Reihenfolge gespielt, wie sie auch auf dem Album stehen, sodass das Konzert praktisch die ganze Geschichte noch einmal nacherzählt hat. Und auch die musikalische Darbietung war „wie auf Platte“, was nicht zuletzt dem Einsatz der Dark Suns zu verdanken ist, die dem ganzen gekonnt zu Volumen verhalfen. Im Nachhinein war die sonnige Atmosphäre des Nachmittagsspots gar nicht einmal so fehl am Platze, da der Grundtenor der Songs ja durchaus ein positiver ist, was auch durch fünf stilvolle orange-rote Tücher, die als Backdrop dienten, passend untermalt wurde. Wäre jetzt noch der Sound besser gewesen, hätten Disillusion leicht die beste Band des Festivals werden können. Um sich davon vollends zu überzeugen ist ein Besuch auf der Tour mit Amon Amarth jetzt unbedingt Pflicht! (Thomas)
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