Summer Breeze
der große Summer Breeze Festivalbericht 2004
Konzertbericht
Vintersorg
Überraschend viele Leute zog es zu Vintersorg, die davon angestachelt eine für ihre Verhältnisse ziemlich gute Show abzogen. Aber ein Kreuz wird diese Band wohl auf ewig zu tragen haben: Für einen ist ihre Musik die progressive Viking-Folk-Black-Erfüllung, während sich die anderen ob des verkopften Gedudels ziemlich langweilen. Trotz des komplexen Materials sah man ordentlich viele Matten fliegen, was auf eine große Anzahl langjähriger Fans vor der Bühne schließen ließ. Doch auch ihnen wird nicht entgangen sein, dass Vintersorg himself stimmlich auch schon bessere Tage erlebt haben dürfte. Einzig der Wechsel zwischen harschem Gesang und seinen epischen Gesangslinien wusste zu gefallen. Trotz dieses durchwachsenen Eindrucks ging die Menge beim abschließenden „Till Fjalls“ noch mal mächtig steil. (metalgreg)
Sodom
Manche Leute mögen zwar nicht verstehen, was Sodom zu einer Kultband macht (gell, Heiko? 😉 ), aber was sie am heutigen Abend ablieferten, hatte einmal mehr absolutes Headlinerniveau. Musste es aber auch haben, denn Herr Angelripper kündigte schon zu Beginn an, dass die folgende Stunde DVD-technisch mitgeschnitten werden sollte. Logisch also, dass man sich auf ein astreines Best Of-Set freuen durfte. Gassenhauer wie „Outbreak Of Evil“, „Blasphemer“, „Napalm In The Morning“, „Wachturm“, „Remember The Fallen“ oder „Sodomy And Lust“ sorgten für bis hinters Mischpult gereckte Teufelshörner und sogar ein neuer Song namens „Nothing Til Regret“ wurde präsentiert. Gewohnt gute Sodom-Qualität eben. Genauso wie die Zugabe, bestehend aus „Die stumme Ursel“ (diesmal als schwarze Plastikpuppe anwesend), „Aber bitte mit Sahne“ (Onkel Tom ließ grüßen!) und dem obligatorischen „Bombenhagel“. In punkto Publikumsreaktionen hatte das Thrash-Urgestein an diesem Tage auf jeden Fall die Nase vorn. Zurecht, wie ich finde. Langjährige, stete Arbeit muss eben belohnt werden. (metalgreg)
Tankard
War der Bierkonsum auf dem Gelände während der vorangegangenen Sodom schon rapide nach oben geschnellt, erreichte er nun während Tankard bestimmt seinen Höhepunkt. Zwar muckte anfangs die Technik ein wenig auf, aber als diese Probleme behoben waren, lieferten Gerre (in Eintracht Frankfurt-Shorts) und seine Saufkumpanen die volle Alk-Metal-Party-Breitseite, bezeichneten Sodom als „die Gothic-Band Nr. 1“ und bezichtigten Die Happy, die danach auf die Bretter mussten, ihren Namen vom Tankard-Song „Die With A Beer In Your Hand“ geklaut zu haben. Natürlich war Gerre auch mit deren Sängerin Marta kurz liiert gewesen. Logisch, oder? Spaß und gute Laune pur! Oder sagt eine Setlist, die u.a. „The Morning After“, „Zombie Attack“, „Slipping From Reality“, „Maniac Forces“ und natürlich „Freibier“ enthielt, etwas anderes aus. Erstaunlich war übrigens, wie beweglich Gerre trotz seiner immensen Plauze über die Bühne fegte. Das würden manche Chefredakteure nicht hinbekommen … ähem. (metalgreg)
Die Happy
Wohl selten waren die Meinungen dermaßen kontrovers, was den Auftritt einer Band auf einem „Metal-Festival“ angeht, wie es bei Die Happy der Fall war. So ganz kann ich das allerdings nicht nachvollziehen, da auch Kapellen wie Xandria oder Leaves Eyes ohne großartige Diskussionen von den Fans angenommen wurden. Der einzige Grund war wohl der, dass es einfach für einen beinharten Metaler nicht State Of The Art ist, ein Konzert von Die Happy gut zu finden. Wen man allerdings die Menschenmasse betrachtet, die sich kurz vor neun vor der Main Stage lauerte, sollte man eigentlich anders denken. Aber so ist eben, Pornofilme schaut ja angeblich auch keiner an und dennoch ist es wohl das einzige Business, das nie über rückläufige Verkaufszahlen klagen kann. Hm unglaublich, wie mir ausgerecht bei Die Happy mit ihrer „charismatischen“ Frontfrau, ein Vergleich zu diesen Filmen einfallen konnte. Vielleicht lag es daran, dass viele der beinharten Knochen in den ersten Reihen standen und lechzend auf die Oberweite von Sängerin Marta starrten und dies mit lautstarken „Ausziehen“ Rufen vertonten. Sängerin Marta ließ sich davon allerdings wenig beirren und kommentierte das pubertäre Gegröle nur mit ihrem trockenen Humor. Ich für meinen Teil muss sagen, dass sich auch keineswegs ein Anhnänger der Mucke der Schwaben bin, wer die Herren, aber vor allem die Dame einmal live gesehen hat weiß, wie energiegeladen eine Show von Die Happy sein kann. Vor allem Sängerin Marta wetzt dabei von einer Seite der Bühne auf die andere und ist dabei stimmlich trotzdem besser als die Meisten der trällernden Hupfdohlen, die vor lauter Samt und Brokat keinen Meter vom Mikro tun können. Marta hat mit einem toughen und engagierten Auftritt den Gaffern in ersten Reihen bewiesen, dass sie mehr Arsch in der Hose hat, als die ganzen Lästermäuler zusammen. Da ich, wie bereits erwähnt musikalisch nichts mit Die Happy anfangen kann, hängt auch meine Erinnerung an die gespielten Songs etwas zurück. Ich wage mich allerdings an Supersonic Speed und Big Boy zu erinnern. Ob jetzt Die Happy auf so einem Festival spielen sollen oder nicht, darüber werden sich noch lange die Geister scheiden. Ich kann nur sagen, Die Happy haben sicher zur Bereicherung beigetragen, was auch die Massen vor der Main Stage bewiesen haben. Aber sorry stimmt ja – es war ja niemand da. (Norman)
Six Feet Under
Für einen Hauptact zogen Six Feet Under erstaunlich wenige Leute vor die Bühne. Dafür wurden diese von einem Death Metal-Brett überrollt, das sich gewaschen hatte. Dabei trafen genau die Attribute auf die vier Amis zu, die auch ihren Alben anhängen: Stumpf, aber gleichzeitig heftig, kurzweilig und geil. Besonders Frontsau Chris Barnes wusste mit seinem Wechsel aus Kreischen und Grunzen zu begeistern. Einzig die schon oft erwähnte Tatsache, dass bei nur einem Gitarristen während der Soli böse Soundlöcher entstehen, schmälerte die Durchschlagskraft dieses Gigs ein wenig. Egal ob „Victim Of The Paranoid“, „Revenge Of The Zombies“ oder „War Is Coming“, alles krachte ordentlich ins Gebälk und wurde nur noch von der Zugabe getoppt. Drei „Haunted“-Songs, nämlich „The Enemy Inside“, „Human Target“ und „Beneath A Black Sky“, plus das frenetisch abgefeierte „TNT“ beendeten einen starken Gig, der jedoch leider ca. 10 Minuten zu früh zu Ende war. Ist den Jungs die Kondition ausgegangen oder hatten sie keinen Bock mehr? An fehlendem Songmaterial kann es wohl nicht gelegen haben. Schade! (metalgreg)
Katatonia
Nachdem Katatonia im letzten Jahr kurzfristig zum Ärger vieler Fans absagen mussten, standen sie dieses Jahr erneut auf dem Programm, um Entgangenes nachzuliefern. Oft zu sehen gibt es die Schweden hierzulande ja nicht und so war der Gig eigentlich der Hauptgrund, warum ich dieses Jahr nach Abtsgmünd gepilgert war. Bisher war es mir nur einmal vergönnt gewesen, diese Götterband live zu sehen. Damals war die Performance allerdings nicht wirklich der Reißer gewesen, weshalb ich bei diesem mal umso gespannter darauf wartete. Eröffnet wurde das Set mit dem Opener des aktuellen Albums „Ghost Of The Sun“, gefolgt von „Criminals“, welches auch auf „Viva Emptiness“ zu finden ist. Recht schnell wurde klar, dass Jonas und seine Mitstreiter ihren Auftritt schon im Voraus kräftig begossen haben mussten, denn besonders ihm konnte man eine gewisse Unpässlichkeit recht deutlich anmerken. Dementsprechend durchwachsen war demnach auch die Performance, denn Herr Renkse war stimmlich wirklich nicht auf der Höhe. Passend dazu präsentierte sich das dargebotene Repertoire, welches ziemlich einseitig war und hauptsächlich aus Songs der letzten beiden Veröffentlichungen „Viva Emptiness“ und „Last Fair Deal Gone Down“ bestand. Namentlich handelte es sich dabei um „Teargas“, „Wealth“, „Evidence“, „Tonight’s Music“, „Sleeper“ und „Future Of Speech“. Lediglich „Cold Ways“ vom Discouraged Ones Album und „For My Demons“ von „Tonight’s Decision“ reichten ins vergangene Jahrhundert zurück. Zwar ist selbstverständlich klar, dass man kaum ein „Endtime“ oder „For Funerals To Come“ erwarten durfte, doch hätte ich mir auf jeden Fall zumindest „Nerve“ oder „Last Resort“ gewünscht, um der Songauswahl ein wenig mehr Balance zu verleihen. Denn nicht nur die neuen Alben bieten Perlen! Zum Abschluss dieses eher ernüchternden Konzerts gab es dann noch „Murder“ vom mächtigen „Brave Murder Day“, bei dem sich Jonas sogar zum Grunzen durchrang, was jedoch aufgrund seines Zustandes auch besser hätte ausfallen können. Gerettet wurde der Gig allenfalls durch seinen Seltenheitswert und die eigene Trunkenheit, die vieles schnell verziehen machte, fürs nächste mal erwarte ich aber einiges mehr! (Thomas)
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