Summer Breeze
der große Summer Breeze Festivalbericht 2003
Konzertbericht
Freitag, 22.08.2003
Thunderstorm
Hmm…der THUNDERSTORM-Gig war eine recht zwiespältige Sache, in etwa vergleichbar mit dem letztjährigen Auftritt von Mirror Of Deception. Geboten wurde ein saftiges Doom-Brett, bei dem sich vor allem Sänger Fabio Thunder als Meister seines Faches hervortat. Nun zur zweiten Gemeinsamkeit: Es war verdammt wenig los vor der Bühne. Bis auf ein paar unentwegte Doom-Lunatics lag noch jeder in seinem Zelt oder lümmelte irgendwo im spärlich gesäten Schatten auf dem Gelände herum, ohne von der Band wirklich Notiz zu nehmen. Und jetzt die dritte Gemeinsamkeit: Der Rezensent war, wie letztes Jahr auch, ziemlich verkatert, weswegen er lieber etwas gehört hätte, was wieder Leben in seine müden Glieder gehaucht hätte. Dafür ist zähflüssige Doom-Lava nämlich nicht geeignet. Also, liebe SB-Veranstalter, wenn ihr pro Jahr immer nur eine wirkliche Doom-Band auftreten lasst, dann bitte doch zu etwas späterer Uhrzeit, wenn Körper du Geist auch voll und ganz auf diese Art von Mucke eingestellt sind! Danke! (metalgreg)
Justice
Die Jungs von JUSTICE sind mir immer wieder ein Rätsel. Ständig spielen sie vor vollen Häusern oder, wie in diesem Fall, vor einer für diese Uhrzeit unerwartet große Zuschauermenge. Aber was hat diese (Cover-)Band, was die Leute so zieht? Ok, sie haben ordentlich Party gemacht. Der Sound war auch, von ein paar kleinen Gitarrenaussetzern mal abgesehen, erste Sahne. Aber was mir eindeutig gefehlt hat, waren gute Songs. Denn egal, ob die bereits seit 15 Jahren bestehende Band nun covert oder eine Eigenkomposition vorstellt, ich werde damit einfach nicht warm. Naja, es gibt ja auch Leute, die darüber anders denken, weswegen ich Justice jetzt mal Justice sein lasse, um niemandem den Spaß, den er vielleicht bei diesem Gig hatte, zu vermiesen. Für mich (und ein paar andere) war’s halt einfach nix. (metalgreg)
Graveworm
Auf GRAVEWORM war ich im Vorfeld sehr gespannt, da ihr neues Album „Engraved In Black“ das erste war, das mich komplett überzeugen konnte. Vollkommen zufrieden stellen sollten mich die Tiroler zwar nicht, aber einen gelungenen Gig muss man ihnen trotzdem attestieren, was die trotz der Hitze unglaublich zahlreich erschienenen Besucher wohl ähnlich sahen. Das Gros des Sets lag mit Songs wie „Dreaming Into Reality“ oder „Legions Unleashed“ natürlich auf dem neuen Werk, aber hier und da wurde auch immer wieder ein gleichermaßen gefeierter, älterer Song eingestreut. Auf der Menge ließen sich sogar vereinzelte Crowdsurfer sichten, was für diese Uhrzeit und diese Temperaturen durchaus als Lob für die Jungs (und das Mädel) um Sänger Stefan Fiori verstanden werden. Zu kritteln gab es eigentlich nur, dass alles gegen Ende etwas langatmig wurde und dass sie keines ihrer gelungenen Cover gespielt haben. Schade! Aber sonst ein durchaus guter Gig. (metalgreg)
Farmer Boys
Kein neues Album am Start, aber trotzdem zu einer annehmbaren Zeit auf der Main Stage des Summer Breeze – ein Zeichen dafür, dass die FARMER BOYS mittlerweile überall ein gern gesehener Gast sind. Aber vielleicht lag es eben am fehlenden Album, dass überraschend wenige Leute den Weg vor die Bühne fanden. Egal, denn die, die da waren wurden gut bedient. Waren die fetten Riffs von Alexander Scholpp anfangs noch etwas leise und drucklos, so änderte sich dies spätestens beim dritten Song und man wurde einmal mehr vom heftigen Groove der Schwaben umgemäht. Sogar das niedlich kleine Schlagzeug (Änfänger-Kit?) überraschte mit seinem enormen Wumms. Aber was will man bei Brechern wie „The Other Side“, dem Depeche Mode-Cover „Never Let me Down Again“ oder dem finalen „Here Comes The Pain“ auch anderes erwarten. Nur das Feiern des Schwaben-Seins könnte Herr Sayer in Zukunft etwas herunterfahren, denn das Summer Breeze ist mittlerweile kein regionales Festival mehr, sondern ein nationales, wenn nicht sogar internationales geworden. (metalgreg)
Disbelief
Da freu ich mich doch mehrere Wochen lang auf VINTERSORG… und dann heißt’s auf einmal, dass der Gig abgesagt ist. Ärgerlich. Sehr ärgerlich. Statt VINTERSORG schmeißt sich eine andere Band dafür ins Rennen des diesjährigen Summer Breeze, eine Band mit Namen DISBELIEF. Die Freude über den Gig der Death-Metaller stellt dann auch schon nach ein paar Minuten Spielzeit den Ärger über die Absage von VINTERSORG komplett in den Schatten, denn DISBELIEF räumen ab was das Zeugs hält. Schon nach den ersten Stücken hat die Band sämtliche Seelen, die sich recht zahlreich vor der Bühne eingefunden haben, vollkommen in der Hand und beweisen damit einmal mehr, wie überzeugend sie doch sein können. Sämtliche Musiker befinden sich zudem in bester Spiellaune und so trübt nur die nicht ganz perfekte Soundqualität die Freude, was dem Auftritt aber überhaupt keinen Abbruch tut. Stücke wie das einfach nur noch geniale „Misery“ oder „No Control“ heizen die Stimmung im Publikum ordentlich an und so feiern nicht wenige in der prallen Sonne die Band und ihre Musik. Lediglich hier und da wird das eine oder andere Stück vermisst, aber sicherlich ist jeder von dem wirklich genialen Gig darüber hinweggetröstet worden. Applaus für DISBELIEF!(KB)
Naglfar
Acht lange Jahre sollte es dauern, bis NAGLFAR, deren Debüt „Vittra“ mir 1995 nicht nur eine Freudenträne aus dem Auge hat laufen lassen, endlich mal livehaftig zu Gesicht bekam. Dementsprechend hoch war meine Erwartungshaltung an die fünf Schweden. Und sie sollten nicht enttäuschen. Mit einem kraftvollen Killersound ausgestattet, fuhren Knochensammler Kristoffer W. Olivius und seine Mitstreiter ein Melodic Death/Black Metal-Brett allererster Güte auf. Dabei tat sich besonders die Monsterröhre von Jens Ryden hervor, der wirklich alles in Grund und Boden kreischte. Der Junge ist doch sonst so schüchtern!? Zwar konnte das Todesschiff die Klasse des Debüts auf Platte nie wieder erreichen, aber on stage standen neue Stücke wie „I Am Vengeance“ oder „Wrath Of The Fallen“ einträchtig neben alten Klassikern der Marke „As The Twilight Gave Birth To The Night“ und „Emerging From Her Weepings“. Logisch, dass den Jungs bei den allerorts euphorischen Reaktionen eine Zugabe zugestanden wurde. So knüppelten Naglfar mit „Horncrowned Majesty“ noch einmal alles kurz und klein, bevor einer der besten Gigs des diesjährigen Summer Breeze zu Ende ging. Hoffentlich dauert es nicht wieder acht Jahre, bis ich diesen Schwedenfünfer wieder zu Gesicht bekomme. (metalgreg)
Primal Fear
PRIMAL FEAR haben sich in den letzten Jahren zu einer absoluten Institution in der Szene gemausert, was sie heute einmal mehr unmissverständlich untermauerten. Los ging es mit „Angel In Black“, „Battalions Of Hate“ und „Nuclear Fire“, ein Dreierpack, das sich sehen lassen kann und von ordentlicher Pyroshow bombastisch in Szene gesetzt worden ist. Die gesanglichen Fähigkeiten von Ralf Scheepers sind hinlänglich bekannt (ich wette, mit ihm als Halford-Nachfolger bei Priest hätte es jetzt keine Reunion gegeben) und auch die übrigen Mitglieder Mat Sinner (b), Stefan Leibing (g) und der wieder zurückgekehrte Bandmitbegründer Tom Naumann (g) sind absolut gestandene Persönlichkeiten der Szene. Überraschenderweise saß aber nicht Klaus Sperling hinter dem Drumkit, sondern Annihilator-Drummer Randy Black, der von nun an etatmäßig die Felle des German Metal Commandos gerbt. Sein Einstand hätte nicht besser sein können. Genauso wie der Sound (FÄÄÄTT!) und die Songauswahl („Armageddon“, Chainbreaker“, „Fear“, „Eye Of An Eagle“, „Metal Gods“, „Silver And Gold“ und als Zugabe „Final Embrace“). Einzig das Drumsolo und die elend langen Yeah-Yeah-Parts hätte man sich sparen können. Stattdessen wären sicher zwei Stücke mehr drin gewesen. Aber an diesem Gig rumzumeckern, fällt mir im Traum nicht ein, denn Primal Fear haben ihren Fans in Hülle und Fülle das gegeben, was sie von ihnen erwarten: eine teutonische Power Metal-Vollbedienung! (metalgreg)
Children of Bodom
Irgendwie war bei den Finnen der Wurm drin. Und damit meine ich nicht den Ohrwurm (haha, Witz…). Nicht nur zu meinem Ärger fangen CHILDREN OF BODOM erst mit 30 Minuten Verspätung an (gut, sie konnten ja nix dafür, kann passieren), aber das dann ein derart routinierter und emotionsloser Auftritt folgt, hätte ich nicht erwartet. Die Band wirkt gestresst und zeigt keine wirkliche Spielfreude, der neue Gitarrist in der Reihe der Musiker wird mit knappen Worten vorgestellt, die Ansagen von Frontmann Alexi Lahio sind ausgelutscht und wenig spannend, wenn man sie denn überhaupt versteht. Wenigstens glänzt die gut gewählte Setlist, auch wenn es wirklich schade ist, dass kein einziges Stück des Albums „Something wild“ zum Zuge kommt. Was nicht nur mich dann jedoch gewaltig enttäuscht ist die lieblose Darbietung von klasse Stücken wie „Everytime I die“ oder auch „Towards Dead End“: immer wieder verspielt sich irgend jemand von der Band, allen voran Mr. Lahio mit seiner weißen Flying V. Des weiteren sind einige unschöne Dissonanzen zwischen den beiden Gitarren zu hören… so was kann natürlich passieren, sollte wohl aber nicht in der Häufigkeit. Den meisten Menschen vor der Bühne macht das alles aber wenig aus und so werden die Finnen trotz allem heftig abgefeiert. Aufgrund des verspäteten Konzertbeginns müssen CHILDREN OF BODOM recht bald wieder aufhören und verabschieden sich kurz und knapp. Zugabe gibt’s wegen der Verspätung auch keine und so stehen einige Fans nach dem abrupten Ende dann doch etwas verwirrt, teils auch verärgert, vor der Bühne. Ich persönlich hatte mich wie ein Schnitzel auf diesen Gig gefreut und war recht enttäuscht, denn das, was die Band an dem Abend geboten hat, reicht in keinster Weise an die absolut genialen Konzerte im Rahmen ihrer letzten Tour heran. CHILDREN OF BODOM sind eine klasse Band die auf einem gewaltigen Potenzial an geilen Songs sitzt, aber der Auftritt am Summer Breeze war einfach nix. Schade. (KB)
Amorphis
Kaum eine Band hat in den letzten Jahren wohl so einschlägig an Ihrem Stil gefeilt, wie es Amorphis getan haben. Man vollzog einen astreinen Wandel vom nordischen Death-Metal zu einer Mischung aus psychedelischen Rockklängen, die noch von einer Briese Metal geschwängert sind. Auf genau so ein Konzert hab ich mich dann auch eingestellt. Diese Vermutung wurde dann auch noch bekräftigt, als ich kurz vor dem Konzert einen fröhlich vor sich hin schlemmenden Pasi Koskinen (Vox) sah, der anschließend ganz gemächlich davon trottete. Als die Mannen dann gegen 22:30 die Pain-Stage enterten und mit In The Beginning das Set eröffneten, war klar, dass es alles andere als eine Meditationsstunde für die wirklich zahlreich erschienene Fangemeinde werden sollte. Und wenn ich so in die Reihen blickte, war keiner wirklich traurig über das, was er zu hören bekam. Amorphis wandelten gekonnt zwischen zwei Welten, die ganz zweifellos seit dem Debut The Karleian Isthmus und dem heutigen Schaffen entstanden sind. Sicher bekam vor allem Grails Mysteries einen neuen Anstrich und klang wesentlich moderner, passte aber hervorragend in die Setlist, da vor allem die neuen und ruhigeren Stücke wie Alone vom Album Am Universum eine Ecke schneller gespielt wurden. Mit dem, meiner Ansicht nach, denkwürdigen Auftritt auf dem Summer Breeze 2003 boten Amorphis einen vortrefflich arrangierten Überblick ihres Schaffens, der keinen der, mittlerweile mit offenem Mund auf die Bühne starrenden, Hörerschaft enttäuscht haben dürfte. Über die nervenden Metalkids, die auf dem diesjährigen Summer Breeze zahlreich vertreten waren und schon am Anfang nach Black Winter Day schrien, will ich keine weiteren Worte verlieren. Die Art und Weise wie Amorphis die Songs zum Besten gaben war eben so bemerkenswert wie die doch sehr überraschende Songauswahl. Besonders Sänger Pasi Koskinen schaffte es trotz minimalen Bewegungen, vereinzelten und knappen Ansagen dieses Gewisse etwas zu vermitteln, welches ich nicht wirklich beschreiben kann, aber ich denke jeder, der schon mal ein besonders Konzert miterlebt hat, weiß wovon ich spreche. Alleine schon die Art wie sich Koskinen immer wieder auf den Mikroständer stütze und dabei zugleich fragil und erhaben wirkte war etwas ganz Besonderes. Den Abschluss machten die Finnen dann wie zu erwarten mit Black Winter Day und entließen die Metalgemeinde mit einem Grinsen und der Gewissheit einen außergewöhnlichen Gig gesehen zuhaben in die Nacht. (Norman)
In Extremo
Man sollte eigentlich meinen, dass während eine Band auf einer Bühne spielt vor der anderen nix los ist, aber denkste! Noch während AMORPHIS auf der Pain-Stage spielen tut sich vor der Main-Stage unheimliches: obwohl auf der Bühne noch aufgebaut wird sammeln sich mehr und mehr Menschen vor ihr an und so muss man nach Ende des AMORPHIS Gigs und bei dem eiligen Gang von der Neben- zur Hauptbühne ernstlich aufpassen, auf niemanden zu treten. Den Menschenmassen vor der Bühne entsprechend bricht dann auch ein kleines Chaos los, als nach dem Intro die Band erscheint, zu ihren Instrumenten greift und den Opener „Stetit Puella“ zum Besten gibt. IN EXTREMO spielen an diesem Abend nicht in der üblichen Besetzung, denn der fehlende Gitarrist wurde Vater und der Bassist saß noch, warum auch immer, am Flughafen von Malaysia und so mussten diese beiden ersetzt werden… aber wer jetzt denkt, dass hat die Qualität des Auftritts irgendwie vermindert, der liegt total falsch, denn die Mittelalterrocker bieten einen astreinen Gig, der fast nichts mehr zu wünschen übrig gelassen hat. Die Band freut sich, spielen zu dürfen und geht mit Begeisterung an die Musik, was sich auch recht schnell auf das riesige Publikum überträgt und noch bist in die hinteren Reihen zu spüren ist. Die nicht eben spärlich eingesetzte Pyrotechnik unterstreicht die flotten Stücke, bei denen einfach kein Fuß still stehen und keine Kehle verschlossen bleiben kann. Die Setlist ist recht bunt aus den Alben der Band zusammengemischt und so fehlt kein einziger musikalischer Höhepunkt. Lieder wie „In Extremo“, „Herr Mannelig“, „Der Spielmannsfluch“ oder auch „Vollmond“ werden vom Publikum fast fanatisch gefeiert und auch die ruhigeren Stücke sowie die des neuen Albums finden Anklang. Nicht verwunderlich, dass der Auftritt nach den eineinhalb Stunden, die die Band spielen darf, viel zu kurz erscheint. Super Gig und wie auch nicht anders zu erwarten gewesen ist, einer der großen Stimmungsmacher des Festivals! (KB)
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