Summer Breeze
der große Summer Breeze Festivalbericht 2002
Konzertbericht
Samstag, den 24.08.2002
Wie so oft auf Festivals geht die Zeit viel zu schnell vorbei. Kaum hat man sich versehen ist es bereits Samstag vormittag und man muss nach weniger als 4 Stunden Schlaf bereits wieder aufstehen, um nicht alle Bands der Frühschicht zu verpassen. Als ich mit Metalgreg auf dem Festivalgelände eingetroffen bin, war der Auftritt der Siegener Furbished Face eigentlich schon fast vorbei. Zur früher Stunde hatten sich eher wenige Fans vor der Pain Stage eingefunden, doch die Anwesenden schienen die dargebotene Mischung aus Heavy und Rock sichtlich zu genießen.
The Blue Season
Wenige Augenblicke nach dem Furbished Face Gig machte sich auf der Main Stage der erste Gothic Act daran das Publikum ein wenig aufzuwecken. Doch nicht nur das Publikum hatte es nötig auf den Tage eingestellt zu werden – auch das Personal der meisten Verpflegungsstände war noch nicht anwesen, so daß man nur sehnsüchtig auf den geschlossenen Crepes Stand oder Alberto Pizza blicken konnte, in der Hoffnung, das bald was passiert. Auf der Bühne ging es inzwischen zur Sache; The Blue Season, allen vorran Sängerin Natalie Pereira und Co Vocalist Oliver Zillich, gaben dem Gothic interessierten Publikum eine solide Vorstellung. Vor allem die klare Stimme Natalies konnte nicht nur musikalisch, sondern auch soundtechnisch überzeugen. Etwas weniger Glück in Sachen Sound hatte der Herr an den Bongos, wessen Instrument eher schwer zu vernehmen war. Insgesamt kam die junge Band bei den Fans recht gut an; wobei ich etwas überrascht war, das die Reaktionen bereits um dieses Uhrzeit so aufbrausend waren. Immerhin konnten sich The Blue Season nach ihrem Auftritt in lauten „Zugabe“ Aufforderungen sonnen.
My Darkest Hate
Als Kontrastprogramm zu den gerade erst verflogenen Gothic Klängen der Main Stage donnerten My Darkest Hate zum High Noon auf der Pain Stage. Angelockt von der imposanten Mischung aus Death Metal und Melodie hat sich eine beachtliche Menschenmenge vor der Bühne gebildet, die auch fleißig mit den Köpfen wippten. Songs wie „Eye for an Eye“, „Massive Brutality“ oder der Abschlussong „My Darkest Hate“ machten mächtig Lust auf mehr, doch war der Gig urplötzlich vorbei. Offenbar hat man der Band die Entscheidung den Auftritt jetzt zu beenden durch beherztes abklemmen der Stromversorgung erleichtert. Nicht nur das Publikum war wenig begeistert von der kurzen Vorstellung, auch die Band selbst wollte sich das nicht ganz wortlos bieten lassen. Ein kurzer Hinweise, das man gerne noch ein wenig gespielt hätte und ein freundlicher Gruß an den Veranstalter klärte schnell die Fronten.
Während Metalgreg nun endlich zu seiner Alberto Pizza gekommen ist lungerten wir ein wenig vor der Main Stage rum, wo sich The Nerves mit modischen glattleder Fliegerkappen nächst passender Jacke bei strahlendem Sonnenschein ihre Songs darboten. Das sich kaum Publikum vor der Bühne tummelte machte ihnen offensichtlich nichts aus – auch das das vorhandene Publikum zusehends abwanderte störte die Band nicht weiter. Unbeirrt zogen Tim Vic ihren Auftritt durch. Das sie wenige Zuschauer hatten lag meiner Meinung nach nicht an ihrer Musik – schließlich machte ihre Mischung aus Rock und Punk ordentlich Spaß. Es lag wohl eher an der unglücklichen Positionierung ihres Gigs. Die Jungs am frühen Samstag Mittag zwischen lauter Gothic und Metal Combos spielen zu lassen ist aber auch wirklich eine ziemlich dämliche Idee.
Flowing Tears
„Flowing Tears“ genießen bei mir eine absolute Sonderstellung. Setzen sie sich doch durch ihre individuelle, phantasievolle und dabei ziemlich rockender Musik von dem typischen „Gothic-Rock/Metal-mit-süßlichem-Frauengesang-Einheitsbrei“ ab. Dieser Meinung waren wohl auch ziemlich viele Leute am SBOA – trotzten diese doch dem um 15:00 Uhr in Abtsgmünd vorherrschenden kräftezehrenden Sonnenschein um die Saarbrückener aus nächster Nähe zu sehen. Die „Flowing Tears“ lieferten ihren Fans dann auch – wie erwartet – ein äußerst begnadetes Konzert. Die in natürlicher Art und Weise anmutig agierende Stéphanie Duchène absolvierte ihren Gesangspart mit Bravour. Die restliche Band überzeugte durch eine spielerisch einwandfreie Performance, welche noch von druckvollem Stageacting unterstrichen wurde. Erwähnenswert hier Gitarrist Benjamin, der auch bei „Red Aim“ mitwirkt. Selbst am Sound gab es bei diesem Konzert nicht viel zu mäkeln. Einziger Kritikpunkt: es wurden ausschließlich Songs der letzten zwei Alben „Jade“ und „Serpentine“ dargeboten. Die Ära, in der sich die Band noch mit dem Zusatz „& Withered Flowers“ schmückte wurde leider komplett außen vor gelassen. Schmacht – was hätte ich dafür gegeben um das geniale „Joy Divison“ Cover „LWTUA“ zu hören. Trotzdem – ein grandioser Auftritt.(RR)
Gurd
Besser ins Programm passen da schon die schweizer Gurd. Eigentlich hatte ich keine besonderen Erwartungen in den Gig der Wortspieler gesetzt, aber was ich dann zu sehen bekam war sehr beeindruckend. Nicht nur, das sie es schafften das Interesse fast des gesamten Festivalgeländes mit der Zeit auf sich zu ziehen, sie waren auch alles andere als just another New Metal Band. Wo ich eigentlich mit schlaffem Hüpf Metal gerechnet hatte, waren überraschenderweise fette Riffs, eine ordentliche Portion Brutalität und Spielfreude, die man fast greifen konnte. Waren zu Anfang noch eher wenig Leute vor der Bühne, zogen Stücke wie „What do you for live for“, „We will resist“, „Down the Drain“ oder das heftige „A new War“ immer mehr Liebhaber des gepflegten MetalCore vor die Stage – auch wenn die Reaktionen aus dem Publikum nicht so überragend waren, wie ich es der Band wünschen würde. Im Nachhinein gesehen machten die Schweizer wirklich alles richtig – tolle Songauswahl, die zwischen „Mitten in die Fresse“ und „Cool & relaxt“ liegt, ordentlicher Sound und eine sich stetig steigernde positive Spiellaune. Definitiv ein must see des diesjährigen Summer Breeze 2002.
Amon Amarth
Soundmässig war der Gig vor drei Wochen auf dem W:O:A 2002 ja einigermaßen in die Hose gegangen. So hoffte ich auf eine Besserung und wurde auch nicht enttäuscht. Der Opener „Masters Of War“ nahm mir sofort jegliche Angst, denn diesmal waren alle Instrumente klar und deutlich erkannbar und wurden nicht von der wuchtigen Double Bass in Grund und Boden geprügelt. Das war dann aber auch schon der einzige Unterschied zu oben genanntem Gig. Beide Setlists waren sich mit Knallern wie „The Last With Pagan Blood“, „Ride For Vengeance“, „Annihilation Of Hammerfest“ und „Bleed For Ancient Gods“ sehr ähnlich. Auch das schon in Norddeutschland vorgestellte, neue Stück „Death In Fire“, das auf dem kommenden Album „Versus The World“ enthalten sein wird, war wieder am Start und wußte durchweg zu gefallen. Einzig die elend langen Pausen zwischen den Songs blieben für mich nach wie vor ein Rätsel. Sind Fronthüne Johan Hegg und seine Kollegen konditionell so schlecht drauf, dass sie nach vier Minuten Arbeit immer eine bis zwei Minuten Pause brauchen, oder wollen sie sich einfach feiern lassen? Stattdessen hätte man lieber noch einen weiteren Song (z.B. meinen Favoriten „The Sound Of Eight Hooves“) in der Setlist verankern können. Nichtsdestotrotz wurde der Gig am Ende einmal mehr zu einem „Victorious March“. Daran konnten auch vereinzelte Rückkopplungen nichts mehr ändern, denn die Resonanzen waren durchweg gut. Jetzt bleibt nur noch das Warten auf das neue Album der Vorzeigewikinger. (metalgreg)
Agathodaimon
Gut gelaunt und bestens aufgeheizt durch die Performance der Hünen von AMON AMARTH freute ich mich schon riesig auf den Auftritt der Mainzer AGATHODAIMON. Meine Vorfreude war nicht unbegründet, denn das was die Jungs bei der Releaseparty zu ihrem neuen Album „Chapter III“ vor ca. einem dreiviertel Jahr abgeliefert haben, blieb mir bis jetzt als eines der besten Konzerte in Erinnerung, denen ich in meinem bisherigen Metallerdasein je beiwohnen durfte. Was diesmal aber direkt auffiel, als die Band die Bühne betrat, war, dass Sänger Akaias neben dem Micro jetzt auch die Gitarre in der Hand hielt, um somit den Weggang des ehemaligen Gitarristen Hyperion zu kompensieren. Einen Ersatz für Christine, die bis dato für den Einsatz am Tasteninstrument verantwortlich zeichnete, konnte man aber nicht finden, so dass dieser Teil der Musik vom Band kommen musste. Das Konzert begann dann eigentlich auch recht segensreich, die Spielfreude der Bandmembers, ein akzeptabler Sound und eine ordentlich gewählte Setlist, die alle bisherigen Alben abdeckte, liessen gut Stimmung aufkommen. Ja, es war ein echt guter Auftritt, bis… ja, bis aufgrund eines technischen Fehlers das besagte Keyboard anfing zu spinnen und letztendlich komplett ausfiel. Und wer die Musik von AGATHODAIMON kennt, der weiss, dass durch diesen unglücklichen Schicksalsschlag dem exzellenten Material der Band viel genommen wurde. Von da an merkte man dem Publikum auch an, dass die Stimmung deutliche Einbussen erlitten hatte, und das schon allein wegen der unfreiwilligen Unterbrechungen, während denen man erfolglos versuchte, den Fehler zu beheben. Die vier Jungs machten dennoch das beste aus der Situation und führten das Konzert so gut es mit diesen veränderten Bedingungen nun mal ging zu Ende. Vor allem der ungemein powervolle Auftritt von Sänger Akaias konnte mich begeistern, dem Kerl schien die Kraft trotz absoluter Verausgabung auf der Bühne einfach nicht auszugehen. Als Azrael, seines Zeichens Gitarrist der Black Metal Band ASARU, während eines Songs einen Gastauftritt hatte und Akaias dadurch kurz die Gitarre aus der Hand legen konnte, hechtete er gar wild ins Publikum und verweilte dort noch kurz. Ich will gar nicht wissen, wie viel Bier sich der Herr anschliessend in den Hals schütten musste, um die so verloren gegangenen Kalorien wieder aufzufrischen 😉 Für den Schluss hat man sich den absoluten Klassiker AGATHODAIMONs, „Banner Of Blasphemy“, aufgehoben und konnte so einige Pluspunkte bei den Leuten ernten. In Anbetracht des wirklich grossen Pechs also dennoch ein guter Auftritt. (mf_Greg)
Auf den unglücklich verlaufenen Auftritt angesprochen lies uns Sathonys wissen:
|
Within Temptation
Gespannt richtete ich meinen Blick jetzt aber doch gen Main Stage, auf der man als Dekoration riesige, grellgrüne Luftkakteen aufgebaut hatte. Ein merkwürdiger Anblick, der eher kitschig und billig wirkte, anstatt die beabsichtigte Atmosphäre zu transportieren. Der Auftritt der Holländer von WITHIN TEMPTATION war dennoch exzellent. Einen besseren Sound hätte man wahrscheinlich kaum zaubern können, glasklar und absolut bombastisch fand jedes einzelne Instrument wie auch die süssliche Stimme von Sängerin Sharon ihren Weg in den Gehörgang eines jeden Anwesenden. Und so explosiv einige Feuerstösse vom Bühnenrand immer wieder gen Himmel flammten so explosiv war auch der Auftritt Sharons, welche sich durchgehend vollkommen verausgabte und so nicht mal eine Sekunde lang Langeweile aufkommen liess. Lediglich während der wunderschönen Ballade „Restless“ kehrte auf der Bühne ein wenig Ruhe ein und eine ungemein melancholische Atmosphäre liess die heisse Sommerluft spielend entweichen. Die nun wirklich in Massen versammelten Leute dankten der Band mit stürmischen Beifall zwischen den Songs und in die Luft gestreckten Händen und brennenden Feuerzeugen während des Auftritts. Zufrieden wird auch der Freund eines jeden Tonträgers der Band gewesen sein, denn man präsentierte Songmaterial sowohl von den beiden Alben als auch von der Mini-CD „The Dance“.
Während des letzten Lieds, „Ice Queen“, gab´s sogar noch ein richtiges Schmankerl, eine Kanone stiess eine riesige Konfettifontäne vor die Bühne, was erstaunlicherweise ein außerordentlich beindruckender Anblick herbeiführte. Ein wirklich schöner Abschluss für eins der besten Konzerte auf dem 2002er Summer Breeze! (mf_Greg)
Die Apokalyptischen Reiter
Nun war es aber endlich an der Zeit, ein wenig Spass zu haben, und für ein solches Unterfangen sind DIE APOKALYPTISCHEN REITER in extremen Metallerkreisen bekanntlich ein sicherer Kandidat. Zeit hat man keine verschwendet und blies den Anwesenden von erster Sekunde an Songs der Güteklasse A, wie den Hammer „Unter der Asche“, das ein wenig melancholische „Erhelle Meine Seele“ oder auch die neuste Bandhymne „Reitermania“, um die Ohren. Und es war wahrlich die absolute Reitermania, die sich unter der späten Abendsonne auf und vor der Bühne ereignete! Der Sänger legte eine abartige, kraftraubende und schweisstreibende Powerperformance hin, wie man sie nur selten sieht, es ist schier unglaublich, wie viel Energie während dieses Auftritts explodiert ist! Und dieses Feuer, was auf der Bühne entflammte, zündelte unaufhörlich auf das gesamte Reitergefolge hernieder, denn so viel Bewegung an den Instrumenten und am Micro auszumachen war, so viel Bewegung konnte man auch vor der kompletten Pain Stage erblicken, erfühlen und erhören! Es gab kaum einen Kopf, der nicht wild umherwirbelte, kaum ein Haar, das regungslos herniederhing und kaum eine Kehle, die nicht lauthals versuchte, das in fettem Soundgewand präsentierte Songmaterial durch mitsingen zu übertönen. Ja, im Endeffekt war es eine unglaubliche Metalparty, die die Reiter da veranstalteten, und nicht nur ich war froh, eingeladen gewesen zu sein! Einen würdigen Abschluss für dieses Metalfest haben die vier Herren natürlich auch gefunden und liessen es mit der Hymne „Metal Will Never Die“ angemessen ausklingen. DIE APOKALYPTISCHEN REITER haben mit diesem Auftritt also ein weiteres mal bewiesen, dass sie sowohl musikalisch als auch live-technisch kaum Konkurrenz haben, denn so viel Spass und akustischen Genuss kann einem kaum eine andere Band bieten! (mf_Greg)
Interessante Alben finden
Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 37188 Reviews und lass Dich inspirieren!
Kommentare
Sag Deine Meinung!