Summer Breeze
der große Summer Breeze Festivalbericht 2002
Konzertbericht
Freitag, den 23.08.2002
Wieder einmal war es Metalgreg, der am Freitag Mittag den Weg zum Festivalgelände nicht scheute und sich mit mir auf den Weg zu den Bühnen machte. Auch wenn wir (leider!) zu spät waren, um noch genügend des Mourning Caress Auftrittes zu sehen, um uns eine Meinung bilden zu können, liessen die zwei Songs, die wir noch hörten, auf einen fetten Auftritt schließen. Einige der folgenden Bands konnten wir uns hingegen genauer ansehen.
Mirror of Deception
Doom Metal haben sich die fünf Jungs von MIRROR OF DECEPTION auf ihre Fahnen geschrieben, was ich ja eigentlich für gewöhnlich ganz gerne höre. Nur war an diesem Morgen… ähm… Mittag diese schwermütige Musik wohl nicht das richtige, um mir die verstrahlte Trägheit aus dem Körper zu pusten. Dabei ließ sich der Gig bei in Ordnung gehendem Sound insgesamt recht gut an. Sogar das Wetter reagierte auf die depressive Schwere der Klänge und schob ein paar Wolken vor die einmal mehr gnadenlos vom Himmel brezelnde Sonne, was nicht nur ich dankend zur Kenntnis nahm, denn es war auch so schon im Schatten neben dem Red Bull-Zelt heiß genug. Nur mit der Musik wurde ich trotzdem nicht warm, weil mich mit laufender Spielzeit noch dazu der alles übertönende Sänger immer wieder schmerzhaft an meinen Kater erinnern musste. Den Leuten vor der Bühne hat es aber durchweg gefallen, denn es gab ausschließlich positive Resonanzen und sogar anhaltende Rufe nach einer Zugabe. Es muss wohl wirklich an meinem Hangover gelegen haben, dass mir MIRROR OF DECEPTION nicht so zugesagt haben. (metalgreg)
Charon
In den letzten Wochen drang einem der Name CHARON immer öfters ans Ohr. „DER neue Senkrechtstarter“, „typisch finnisch“ oder „HIM-Klon“ waren so in etwa die Hauptschlagwörter, die einem begegneten. Dementsprechend neugierig war ich dann auch auf das musikalische Auftreten der Männer aus dem hohen Norden. Nun, man muss zugeben, dass genau das, was man von vornherein hörte, auch zutrifft. Ordentlicher Goth-Rock, der ganz klar im Fahrwasser der Landsleute von HIM oder SENTENCED schwimmt, dröhnte in guter Soundqualität an meine Ohren. Dabei gab sich vor allem Sänger Juha-Pekka Leppäluoto alle Mühe, jegliche Klischees zu erfüllen. Sein Stageacting (oder soll ich lieber Posing sagen?) lief nur auf eine einzige Message hinaus: „Girls, schaut´s her! Soooo lang isser!“ Musikalisch gab es jedoch nicht viel an den kurzweiligen 25 Minuten auszusetzen. Ob man den Jungs jetzt vorhält, auf einen schon fahrenden Zug aufzuspringen, um somit möglichst viel abzugreifen, bleibt jedem selbst überlassen. Handwerklich gab es keine Kritikpunkte auszumachen. Das fand auch die Sonne und schob ihr Gesicht wieder hinter den Wolken hervor, um diesem vertonten Herzschmerz zu lauschen. Bei der Ansage des letzten Songs konnte ich mir aber doch ein Schmunzeln nicht verkneifen. Hieß das Stück jetzt „Come Tonight“ und war ohne Hintergedanken gewählt, oder „Cum Tonight“ und war vom Frontmann ganz klar an die zahlreich vor der Bühne dahinschmachtenden Mädels adressiert?!? (metalgreg)
The More I See
Heute hatte ich wieder das gleiche Problem wie am Tage zuvor, obgleich man organisatorisch die Pendelbusse an diesem zweiten Festivaltag doch etwas besser in den Griff bekommen hat. Dennoch habe ich AFTER FOREVER, die ich eigentlich recht gern gesehen hätte, komplett verpasst und kam direkt zum Auftakt von THE MORE I SEEs Auftritt am Festivalgelände an. Überraschenderweise hat mir der Auftritt der vier Briten recht gut gefallen, und das obwohl ich dieser Art von Musik, eine Mischung aus Hardcore und Metal, für gewöhnlich nicht viel abgewinnen kann. Der Sound war richtig genial, das Stageacting dafür aber etwas verhalten. Gewundert hat´s mich aber ehrlich gesagt nicht, die vor der Bühne versammelte Menge war nämlich kaum begeistert, richtig lahm will ich fast sagen. So gab es nach dem letzten Song auch kaum Applaus – unverdient, wie ich meine. (mf_Greg)
Mystic Circle
Die Ludwigshafener MYSTIC CIRCLE hatten es indes etwas einfacher, die Menge für sich zu gewinnen, da auf dem Summer Breeze nun mal einfach mehr Leute da waren, die dieser Art von Musik zugetan sind. Etwas erstaunt war ich dann aber doch, als plötzlich lediglich drei Mann auf der Bühne standen, die Band hat es also offensichtlich noch nicht geschafft, ihren Musikermangel zu überbrücken. So kam das Keyboard diesmal vom Band, wurde aber recht leise in den sonst sehr guten Konzert-Sound eingesponnen. Dies hatte einerseits zum Effekt, dass der Härtegrad des Materials um einiges gesteigert werden konnte, andererseits verloren die Songs so leider etwas an Wiedererkennungscharakter. Auftrittstechnisch hat man uns auf der Bühne eigentlich auch kaum was geboten, im Endeffekt war es einzig der Sänger Beelzebub, der sich halbwegs verausgabt hat. Um aber dennoch gut Stimmung in die brütende Nachmittagshitze zu bekommen, hat man sich für kurz vor Schluss eine kurze Interpretation des Slayer-Klassikers „Raining Blood“ aufgehoben – überflüssig zu sagen, dass es der Garant für gute Stimmung schlechthin ist, so dass die Menge nun wirklich begeistert war und schön im Takt die Hälse räkelte. Für das Ende hat man sich wieder einen hauseigenen Song ausgesucht und erfreute zweifelsfrei die jetzt wirklich zufriedene Meute mit „The Dragonslayer“ vom 98er Album „Drachenblut“. Die Leute waren sichtlich begeistert, konnten die Ludwigshafener mit vielen Zugaberufen dennoch nicht wieder zurück auf die Bühne holen. (mf_Greg)
Soilwork
Ganz besonders gespannt war ich bei diesem Summer Breeze auf die schwedischen Durchstarter von SOILWORK. Anfang des Jahres haben sie mit „Natural Born Chaos“ ein immens starkes Album rausgehauen, weswegen ich ausgesprochen neugierig war, wie die Mannen um Frontpsycho „Speed“ Strid ihr musikalisch anspruchsvolles Material live präsentieren würden. Eins vorweg: Enttäuscht dürfte wohl niemand gewesen sein. Kein Wunder, denn wenn man direkt mit zwei Melodic Death/Thrash-Knallern wie „Follow The Hollow“ und „Needlefeast“ loslegt, kann nicht viel schief gehen. Der Sound war in Ordnung, wenngleich die Gitarren einen Tick fetter hätten sein können. Dieses Minus machte aber einmal mehr ein überaus agiler Frontmann wett, der wie ein frisch von der Leine gelassenes Raubtier auf der Suche nach Beute über die Bühne tigerte. Das einzige, was mich wirklich verwunderte, war, dass sich viel weniger Leute vor der Bühne versammelt hatten, als ich es vorher erwartet hatte. Muss wohl an der immer noch unbarmherzig vom Himmel brennenden Sonne gelegen haben, die nicht nur mir diverse Schweißtropfen auf die Stirn trieb, sondern auch für die ersten Alkoholopfer an den Rändern des Geländes sorgte. Von alledem ließen sich die sechs äußerst spielfreudigen Schweden aber nicht verunsichern und fingen jetzt erst an, die absoluten Highlights ihres leider viel zu kurzen Sets (wegen der knapp bemessenen Spielzeit kamen z.B. Perlen wie „Neurotica Rampage“ oder „Millionflame“ nicht zum Zuge) auszupacken. Pünktlich zu einem sehr fett runtergezockten „Chainheart Machine“ war dann auch der Gitarrensound 100%ig zufriedenstellend, so dass das folgende „Like The Average Stalker“ und das diesen sehr guten Gig beschließende, geniale „Flameout“ mehr als nur den einen oder anderen Nacken knacken ließen. Ich freue mich jetzt schon auf die im Herbst anstehende Tour mit IN FLAMES und PAIN, bei der sich die SOILWORK-Landsmänner extrem warm anziehen müssen. Strid und Co. haben das Überholmanöver bereits begonnen. (metalgreg)
Disbelief
Nach dem wirklich genialem Auftritt von SOILWORK dachte ich, bei den mir bis dato unbekannten DISBELIEF eine kleine Verschnaufpause zu bekommen. Aber weit gefehlt, der Auftritt war für mich persönlich die Überraschung Nr. 1 auf dem diesjährigem Summer Breeze! Gleich zu Anfang wurde die Marschrichtung klar definiert, unendlich schwere Riffs gepaart mit der durchdringenden, wehleidig wütenden Stimme des Sängers erfroren die hitzige Abendluft und legten einen undurchdringlichen Schleier tiefster Melancholie über die versammelte Menge. Die perfekte Einzigartigkeit der Band kam live absolut genial zum Tragen, sehr schwermütige Atmosphäre ritt auf verdammt groovigen Death Metal Riffs und packte das Genick fast jeden Anwesenden. Es gab kaum jemanden, der nicht mitbangte, kaum einen Körper, der in Stille verharrte. Das Stageacting der fünf Deutschen war dem Material ebenfalls sehr angemessen, so dass es wirklich nichts zu Meckern gab und man uneingeschränkt diesen fast perfekten Auftritt geniessen konnte. Dass ich nicht der einzige war, der von der Darbietung wirklich begeistert war, zeigten die nicht aufhören wollenden Zugaberufe, nachdem die Bühne geräumt wurde. Wie so oft auf diesem Festival konnten diese aufgrund des strengen Zeitplanes aber leider nicht erhört werden, und so richtete ich mit vor Zufriedenheit pochendem Herzen meinen Blick gen Main Stage. (mf_Greg)
Emil Bulls
Dort war die sechsköpfige Crew von EMIL BULLS nämlich längst am Start, um ihre Art des New Metals zu präsentieren und den Anwesenden zu beweisen, dass diese Art von Musik keineswegs lasche Kiddi-Mukke sein muss. Der wirklich fette Sound war diesem Vorhaben sehr nützlich, die Gitarren kamen richtig bretthart, und durch die Bewegung auf der Bühne sprang direkt ein Funke, ja fast schon ein kleines Stromstoss, auf die längst tobende Menge über. Kein Wunder also, dass jeder abgeschlossene Song mit frenetischem Beifall belohnt wurde. Kurz vor Ende des Auftritts nötigte mich mein leerer Magen aber dennoch, endlich eine Mahzeit zu mir zu nehmen, so dass ich die letzten Minuten der Performance verpasst habe. Insgesamt gesehen aber ein wirklich guter Gig, den die sechs Bullen uns da vorgelegt haben. (mf_Greg)
Bloodflowerz
Jetzt war es an den Süddeutschen BLOODFLOWERS, die aufgebaute Stimmung aufrecht zu erhalten. Da die Jungs und die charismatische Sängerin aber quasi schon Summer Breeze Veteranen waren, die bereits letztes Jahr ihr Können auf diesem grossen Festival unter Beweis stellen konnten, fiel ihnen das nicht wirklich schwer. Absolut locker, als wären sie schon tausendmal so aufgetreten, präsentierten sie uns eine Art Crossover mit genügend Härte, aber auch einem Schuss Melancholie und untermalten das ganze mit sehr energiegeladenem und ungemein aktivem Stageacting, wofür sie verdient durchgehend grossen Beifall ernten konnten. Unabhängig von der musikalischen Darbietung beigeisterte mich aber auch die sehr geile, cleane Stimme der Sängerin, die man zwischen den tatsächlichen Songs zu hören bekam – sehr sehr geil, und so herrlich erotisch :). Ein durchwegs gelungener Auftritt, an dem es nichts zu meckern gab. (mf_Greg)
The Gathering
Die 2000er Clubtour zusammen mit MDB empfand ich eigentlich nicht so begeisternd aber als überzeugter Freund der „Mandylion“ LP gehörte dieser Gig für mich einfach zum Pflichtprogramm. Mit einem lecker Bier in der Hand stand ich dann gut gerüstet vor der Bühne und benötigte erst mal einige Sekunden bevor ich realisierte, dass „The Gathering“ gerade spielen. Das lag zum einen daran, dass einer der neuen Songs „Even the Spirits are Afraid“ gespielt wurde und zum anderen hatte ich ernsthafte Probleme damit die blauberockte Anneke van Giersbergen zu identifizieren. Anstelle des mir bekannten Kurzhaarschnitts oder der rötlichen Dreadlocks trug sie nun halblange, blonde Haare. Na ja, egal – die Gesangsqualität ändert sich durch einen Style Wechsel der Sängerin glücklicherweise nicht und so konnte Anneke nicht nur mich mit Ihrer variantenreiche Stimme überzeugen. Erstaunlicherweise lag der Schwerpunkt bei der Songauswahl nicht wie sonst üblich auf dem letzten Output der Band. Obwohl auch von der noch aktuellsten Veröffentlichung „If_then_else“ zwei Songs gespielt wurden lag der Fokus an diesem Abend doch mehr den älteren Platten, was offensichtlich viele Zuschauer erfreute. Insgesamt wussten „The Gathering“ am SBOA durch Ihre Spielfreude und die Atmosphäre, welche ihre Songs entwickeln können zu gefallen. Allerdings hätte sich der chillige Grundtenor ihrer Songs um einiges besser entwickeln könne, hätte man der Band einen Platz an einem späteren, nicht mehr ganz so taghellem, Zeitpunkt eingeräumt. (RR)
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