Summer Breeze
der große Summer Breeze Festivalbericht 2002

Konzertbericht

Billing: Summer Breeze 2002
Konzert vom 2002-08-22 | Innenstadt, Abtsgmünd

Ich denke, man kann mit gutem Gewissen behaupten, dass das Summer Breeze 2002 eines der heiß erwartetsten Festivals dieser Saison war. Während auf den etablierten Festivals – zumindest in Sachen Ankündigungen – business as usual angesagt war, nahmen Achim und das Organisationsteam des diesjährigen Summer Breeze 2002 sich Großes vor. Vom Überraschungserfolg des letzten Jahres beflügelt machte man sich daran, dem – meines Erachtens – eher monotonen Programm einiger anderer Festivals mit einer Mixtur aus Rock, Gothic, Alternative und Metal in seinen schönsten Stilrichtungen die Stirn zu bieten.
Wie ihr im Interview nachlesen könnt, hat man sich vorgenommen, die Kritikpunkte des letztjährigen Events anzugehen – im Nachhinein gesehen mit einigem Erfolg. Kritikpunkt Nummer 1 zum Summer Breeze 2001 war die miese Lage der Campingplätze. Zwar kündigte man für dieses Jahr Besserung an – der Campingground sollte direkt am Festivalgelände sein – doch konnte man dieses Versprechen nicht halten. Offensichtlich war der Platz einfach zu knapp bemessen, so dass man sich aufgrund des erwarteten Besucherzustroms gezwungen sah, von den ursprünglichen Plänen abzurücken und die offiziellen Campingplätze doch wieder auf den angrenzenden Berg zu verlagern. Gerne gehört hat das wohl niemand, doch klappte der Transfer zwischen Festivalgelände und den Campinggrounds dieses Jahr wohl erheblich besser als noch 2001. Besonders erwähnenswert scheint mir die Hilfsbereitschaft der Anwohner/Autofahrer; etliche vorbeifahrende Autos hielten an, um ein paar Metaller die Strecke bis zum Campingplatz mitzunehmen. Aber auch an der Bushaltestelle waren nur zu Stoßzeiten längere Schlangen zu sehen. Wobei hier ganz klar gesagt werden muss, dass die Campingplatzsituation vor allem den Bands schadet, die bereits früh am Tag ihre Spielzeit abzuleisten hatten. Viele Festivalbesucher verzichteten darauf, sich frühzeitig auf den Weg zum Festivalgelände zu machen, weil der Weg für ein oder zwei Bands meist nicht lohnt und auf dem Gelände einfach zu wenig geboten wurde, um den ganzen Tag dort zu verbringen.

Summer Breeze

Wobei wir schon beim zweiten Versprechen wären – nämlich die Grundversorgung auf dem Festivalgelände. Wie bereits angekündigt wurde, hat man sich darum gekümmert, dass das Nahrungsangebot dieses Jahr ansprechender gestaltet wurde. Wo letztes Jahr noch überteuerte und geschmacklose Pizza oder Pommes die biergeschwängerten Mägen plagten, bot sich 2002 ein ganz anderes Bild. Mit dem Alberto Pizza (Link) Stand, bei dem man in minutenschnelle mit ´frisch´ aufgebackener Tiefkühlpizza versorgt wurde, hat man einen eindeutigen Glückstreffer gelandet. Schließlich weiß jeder, was ihn bei diesem Mahl erwartet, und nur die wenigsten können der reichhaltigen Auswahl an Tiefkühlpizza wiederstehen. Einzig der Preis (afair 3,-€ pro halbe Pizza) schien mir etwas hoch. Doch auch andere – recht genießbare – Spezialitäten wie Waffeln, Crepes, Laugengebäck, Döner uvm. verwöhnte den Gaumen der zumeist dankbaren Festivalbesucher. Getränketechnisch hat sich nicht viel bewegt; nungut, man hat dieses Jahr davon abgesehen, den Ausschank selbst zu übernehmen, aber das macht sich für den Festivalbesucher kaum bemerkbar. Erfreulich war die ausreichende Anzahl an Biertresen, die moderaten Preise und die Auswahl an Getränken. Während die Biersorte sicher im höchsten Masse Geschmacksache ist (und im Laufe des Abends immer unwichtiger wird), ist eine gesunde Auswahl an Alternativen immer gerne gesehen. Zwar gab es keinen der beliebten Met Stände finanziell zu sanieren, aber die Caipirinha Bar, der Mixery Stand, der Red Bull Unterstand und der bereits hinreichend bekannte Jack Daniels White Rabbit Saloon boten für jeden Gaumen etwas passendes.

Summer Breeze

Die Sanitärsituation würde ich als recht entspannt einschätzen. Man erhob keine Gebühr für die Benutzung der Nasszellen, dafür gab es auch keine Toilettenwägen oder sonstige Annehmlichkeiten. Die geliebt/gehassten Dixies waren in ausreichender Zahl vorhanden und sollen hygienisch akzeptabel gewesen sein. Lediglich an der Positionierung der Dixies und der Urinierkreuze müsste man noch etwas arbeiten – links und rechts entlang des Zuganges zu beiden Bühnen und Großteil des Festivalareals ist definitiv nicht der beste Platz… obwohl das Uringrabenhüpfen von manchen unter Alkoholeinfluss als willkommenes Unterhaltungsangebot gerne angenommen wurde. Womit ich auch schon bei meinem Hauptkritikpunkt angelangt bin. Zwar war das Festivalgelände dieses Jahr etwas großzügiger ausgelegt und konnte in Sachen Grundversorgung punkten, aber es wurde einfach zu wenig Ablenkung geboten. Nicht nur, dass die Merchandise Stände nicht gerade dicht gesäht waren, es gab keine Gelegenheit, ein wenig Zeit und Geld in Ruhe zu verschwenden. Beispielsweise hatte man lediglich Backstage die Möglichkeit, sich in einem Bierzelt auf Bänken niederzulassen, um geruhsam ein Bier zu stülpen. Ausserdem empfand ich es als extrem störend, auf dem recht begrenzten Festivalgeländen den ganzen Tag unter Dauerbeschallung zu stehen. Kaum fünf Minuten vergingen, in denen man sich zu entspannender Hintergrundmusik unterhalten konnte – die zwei Bühnen und der pralle Zeitplan erlaubten kaum Pausen. Da war die Verschiebung des Belphegor Gigs mit ausfüllenden Metallica vom Band eine willkommene Abwechslung. Da man nächstes Jahr wohl kaum mit weniger Bands in der begrenzten Zeit rechnen kann, hilft hier wohl nur eine räumliche Entzerrung des Festivals, was bei dem momentanen Gelände äusserst schwierig sein dürfte – aber da scheint sich 2003 etwas zu tun. Insgesamt lief das Festival erstaunlich glatt, worauf die Organisatoren, aber auch die Festivalbesucher, zu Recht stolz sein können. Wie Achim bereits angekündigt hatte, herrschte auf dem Summer Breeze 2002 eine überwiegend familiäre Stimmung vor. Abgesehen von den üblichen Aussetzern wie angetrunkene Dorfproleten, deplatzierte Rechtsradikale und überhebliche Lack&Leder Schicksen war das Festival mit sich selbst und der Welt zufrieden. Mit dafür verantwortlich war wohl auch die lockere Security, die nicht den Hauch von Aggression verspüren ließ – bis vielleicht auf die Herren am Einlass, die ihrem Job manchmal etwas übereifrig nachgekommen sind. Etwas mehr Routine und Integrität würde der Security im Gesamten sicher gut zu Gesicht stehen, aber da sie das Festival stets im Griff hatten, haben sie ihren Job wohl richtig gemacht.

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30.09.2002

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