Summer Breeze Open Air
Der große Festivalbericht 2023
Konzertbericht
Was geht abseits der Bühnen?
Ein Festival, das sich von Dienstag bis Sonntag erstreckt, kann heutzutage ohne „Drumherum“ kaum bestehen. Denn auch der klassische Heavy-Metal-Fan lebt nicht von Nahrungsaufnahme und Headbanging allein. Das SUMMER BREEZE zeigt sich auch in diesem Jahr vielseitig, ohne dabei zum Rummelplatz zu verkommen. Wer keine Lust auf Mitgröl-Alarm an den Camping-Pavillons, Flunkyball oder „Free Hugs“ hat, der kann sich sowohl vor dem Einlass als auch dahinter vielseitig die Wartezeit auf die nächste Wunschband vertreiben. Neben der üblichen Shopping-Meile gibt es Möglichkeiten zur Entspannung, aber auch Besuchern, die ihre grauen Zellen bemühen wollen, stehen diverse Optionen zur Wahl. Neben den Aktivitäten, die bereits in der „Was gibt es Neues?“-Rubrik betrachtet werden, gibt es auch einige wiederkehrende Stände.
Wenn man von Haupteingang kommt, fällt direkt der Truck der Bundeswehr ins Auge. Kein Bühnenrequisit von SABATON, sie wollen einfach nur reden. Über Karrieremöglichkeiten. So geht es auch nicht darum, Leute zu verpflichten, sondern Fragen zu klären und Broschüren rauszugeben. Tatsächlich sei das Publikum respektvoll und es ließen sich kritische konstruktive Gespräche mit einer Zielgruppe führen, die bei gängigen Recruitment-Veranstaltungen nicht präsent ist, wobei es auch einen geringen Anteil ablehnender Haltungen gibt.
Schon zum zweiten Mal dabei ist das Awareness-Zelt direkt neben dem Eingang zum Infield. Rund um die Uhr haben Besucher:innen die Möglichkeit, das Zelt für ganz verschiedene Zwecke zu nutzen. Sei es für das Ausdrücken einer Zigarette, der Erholung oder der Unterhaltung mit einer Person. Die betreuenden Leute haben verschiedenste Berührungspunkte im Bereich der sozialen Arbeit und können demzufolge auf unterschiedlichste Fragen und Situationen reagieren. Gerade bei belastenden Situationen stellt dieser Ort einen Zwischenschritt dar, bei dem sich Gedanken sortieren lassen, bevor man sich an Sicherheitskräfte wendet. Auf jeden Fall ist es sehr begrüßenswert, dass es auf dem Breeze ernsthafte Bemühungen gibt, Awareness in die Festival-Infrastruktur integrieren.
Eine etwas andere Organisation ist „Metalheads Against Bullying“. Die norwegische Organisation verkauft auf dem Breeze vor allem Merch. In ihrem Heimatland führt sie aber weitere Projekte durch. Neben Vorträgen sticht dort, im wahrsten Wortsinn, „Prettier Scars“ hervor. Damit werden Tätowierungen finanziert, die Narben von Selbstverletzungen überdecken sollen. Schon zum dritten Mal sind sie dabei und es hat sich eine kleine Community entwickelt. So fahren Leute extra wegen der Organisation auf bestimmte Festivals und bedanken sich auch oft für Ratschläge.
Im Infield selbst finden sich ebenfalls mannigfaltige Möglichkeiten des Zeitvertreibs, auch abseits der bereits bekannten Heimwerkerstände. So gibt es für die Mitglieder des EMP-Backstage-Clubs seit Jahren eine exklusive VIP-Area. Der Andrang bei Sonnenschein ist gewaltig und die Schlange am Einlass schier endlos: Aber es locken Schattenplätze, eine Bar und diverse exklusive Programmpunkte wie zum Beispiel Interviews mit IN EXTREMO oder EPICA.
Wer viel auf dem Gelände unterwegs ist, wird auch mal mit Überraschungen belohnt: So gibt es ohne große Ankündigung beim Label-Stand von Nuclear Blast mittwochs u.a. eine kleine Autogrammstunde mit SEPULTURA, die auch mit den Fans für Selfies posieren. Anschließend wird die Ecke wieder fürs Dart-Spielen freigemacht.
Somit finden sich auch abseits der Bühnen vielfältige und abwechslungsreiche Beschäftigungs- und Informationsmöglichkeiten. Inwieweit es sich dabei um witzige, nützliche oder kritische Angebote handelt, liegt im Auge der Betrachtenden.
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