Summer Breeze Open Air
Der große Festivalbericht 2022

Konzertbericht

Billing: Heaven Shall Burn, Blind Guardian, Arch Enemy, Eisbrecher, Within Temptation, Electric Callboy, Alestorm, Feuerschwanz, Hämatom, Amorphis, Hypocrisy, Testament, Avatar, Jinjer und Cannibal Corpse
Konzert vom 16.08.2022 | Flugplatz, Dinkelsbühl

Freitag, 19.08.2022

Galerie mit 84 Bildern: Summer Breeze Open Air 2022 – Autogrammstunden Freitag bis 18 Uhr
Galerie mit 26 Bildern: Summer Breeze Open Air 2022 – Autogrammstunden Freitag ab 18 Uhr

DEBAUCHERY, 11:30 – 12:15, T-Stage

Galerie mit 15 Bildern: Debauchery - Summer Breeze Open Air 2022

BLOODYWOOD – Ein Geheimtipp auf großer Bühne

12:00 – 12:40 Main Stage

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Der heutige Opener auf der Main Stage sind BLOODYWOOD aus Neu Delhi. Gemessen an der Zuschauerdichte schon kurz vor dem Auftritt ist der „Geheimtipp“ wohl so geheim nicht mehr, und spätestens nach den ersten Trommelschlägen auf der traditionellen indischen Dhol wird es voll. Wie ihre Musik, in der sich traditionelle indische Klänge und Instrumente mit modernem Metal mischen, sind zum Teil auch die Outfits. So kombinieren BLOODYWOOD traditionell anmutende indische Kleidungsstücke wie weite Pluderhosen mit SUMMER BREEZE Shirt und Crocs, kommen barfuß zur traditionellen knielangen Kurta, in Flip-Flops, mit Boots oder Sneakern zu Jeans und Shirt.

Schon der erste Song kracht ordentlich und schnell ist klar, BLOODYWOOD sind keine Partyband, weder musikalisch noch textlich. Sie sind aber hervorragende Musiker, und obwohl die Musik nicht auf Party ausgelegt ist, reißen Rhythmus und Band uns sofort mit. Die Ansagen und die Songs handeln von ernsten Themen wie u.a. käuflichen Journalisten und Propaganda, sexuellem Missbrauch und Diversity. Am besten gefällt mir die Ansage zum Song „Jee Verey“, der von Depressionen und psychischen Erkrankungen handelt. In dieser ruft Rapper Raoul Kerr dazu auf, gegen seine inneren Dementoren zu kämpfen, und Sänger Jayant Bhadula brüllt in die Menge „raise your fists and cast your own patronus!“ Das Herz eines jeden eingefleischten Harry Potter Fans wird hier höher schlagen, aber auch alle anderen reißen die Fäuste hoch.

Als nach 40 Minuten die letzten Töne verklingen, sind wir verstimmt – wir hätten gerne nochmal `ne Runde! Beim nächsten Mal, wenn BLOODYWOOD wieder am Start sind, sind wir definitiv auch wieder dabei!

(Sonja Schreyer)

MISSION IN BLACK, 12:20 – 12:50, Wera Tool Rebel Stage

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LORNA SHORE – Seliges Grinsen nach 40 Minuten garantiert

12:55 – 13:35, Main Stage

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Also es gibt bestimmt für jeden die eine Band, die er auf einem Festival ganz unbedingt sehen will. Eine Band, deren Alben und Lieblingssongs man rauf und runter hört und bei denen man sich vielleicht sogar vorstellt, wie die Show sein wird. Und dann kommt der große Tag und man steht vor die Bühne, das Intro des ersten Songs ertönt und…

…und dann 40 Minuten später verlässt man selig grinsend die Main Stage. LORNA SHORE sind gerade fertig mit ihrer Show gegen Mittag. Man denkt noch „Zum Glück waren sie auf der Main Stage!“ Die Ohren fiepen, weil man Geschredder gehört hat, was das ganze Infield erschüttert und die das Trommelfell an seine Grenzen bringt. Der Mund steht offen, weil man Screams und Growls erlebt hat, die eigentlich wahrhaftig kein Mensch im echten Leben zustande bringen kann. Das Herz rast und die Maske ist tiefbraun, weil man sechs Songs im Circle Pit ganz vorn mit dabei war. Die Zeit ist viel zu schnell vorbei, das Handy ist voller Videos und man will unbedingt mehr, so schnell wie möglich, viel mehr! „You guys are gonna make me cry!“ Ich will mehr LORNA SHORE bitte! Jetzt!

(Tamara Deibler)

VENDED – Die Jungspunde des Nu Metal

12:55 – 13:40, T-Stage

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VENDED sind eine junge Band – sowohl hinsichtlich ihres Bestehens als auch des Alters der Musiker – aus Des Moines, Iowa. Wenn es beim Namen noch nicht geklingelt hat, dann spätestens jetzt: Iowa, da war doch etwas. Richtig, vor mehr als 20 Jahren veröffentlichten SLIPKNOT ihren nach dem Heimat-Bundesstaat benannten Nu-Metal-Wutbrocken. Und die Assoziation ist sogar korrekt, denn VENDED-Fronter Griffin Taylor ist der Sohn von Corey Taylor und Drummer Simon Crahan der Sohn von SLIPKNOT-Clown Shawn Crahan.

Vom ersten Ton an stehen die Energieregler auf Höchstleistung. Was die Jungs hier auf die Bühne bringen, trifft Fans der in den 90ern etablierten Nu-Metal-Ära mitten ins Herz. Allgemeiner Spirit, musikalische Aggressivität und jugendliche Power – alles erinnert an alte Zeiten. Und somit auch unweigerlich an die damalige SLIPKNOT-Mucke. Problem damit? Dann geht’s zu einer der anderen Bühnen. VENDED sind weit von einer Kopie der weltberühmten Maskenmänner entfernt.

Trotzdem: Wer die Augen schließt, hört vereinzelt Corey Taylor; so außergewöhnlich ist das nicht, immerhin sind die beiden verwandt. Nur das „crazy motherfuckers“ wirkt direkt übernommen – macht aber nichts, denn insgesamt hat Griffin Taylor seine ganz eigene Dynamik. Der Frontmann bangt kniend, ist beweglicher als die Stage-Scheinwerfer, stampft, hüpft, rennt und stellt seine Hair-Metal-Mähne immer wieder auf Haarpropeller.

Kurz hat es geregnet, doch VENDED scheinen das schlechte Wetter einfach wegzuballern. So bleibt der Publikumsbereich vor der T-Stage gut gefüllt und vorn entstehen immer wieder Pits, die die Agilität der Band gut widerspiegeln. Es wäre auch eine Schande, Songs wie „Overall“ im Ruhezustand zu erleben. Ernsthaft: Danke für diese Energie zur Mittagszeit!

Am Ende verspricht Taylor, dass sie wiederkommen werden und bedankt sich „from the bottom of my heart.“ Nach der Show umarmt er seinen Drummer und all die Worte und Gesten wirken wunderbar ehrlich und authentisch. Am Ende des Tages sind VENDED einfach eine junge Metal-Band, für die es noch sehr besonders ist, live zu spielen.

(André Gabriel)

SLOPE – Eine funk-tionierende Party

13:45 – 14:15, Wera Tool Rebel Stage

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“It´s Tricky” von RUN- D.M.C. ertönt auf der Stage. Besser kann man das Set nicht starten, denn es jetzt gibt es ine Packung 90s-Hardcore Vibes mit einer ordentlichen Portion Funk aus dem Hause SLOPE. Die Band wabert so zwischen Funk, Beatdown und rotzigem Punk. Klingt komisch, ist es anfangs auch, funktioniert aber erstaunlich gut.

Zu Songs der aktuellen Scheibe „Street Heat“ wie “Fluid” und “I`m Fine” wird sich im Pit ordentlich von rechts nach links geschoben. SLOPE haben Laune und die Menschen, die Hardcore -Kicks in die Luft treten ebenfalls. Das ziemlich vollgepackte Set von straffen 30 Minuten fordert einiges. Am Ende verabschieden sich die Duisburger mit einem Grinsen im Gesicht. Saubere Nummer, SLOPE. Funk funktioniert und wir entschuldigen uns für den schlechten Wortwitz hier am Ende.

(Jeanette Grönecke-Preuss)

COMEBACK KID, 13:50 – 14:35, Main Stage

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NANOWAR OF STEEL, 14:00 – 15:00, Ficken Party Stage

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LANDMVRKS, 14:20 – 15:05, T-Stage

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ORDEN OGAN – Regen wäscht die Seele rein

15:00 – 15:45, Main Stage

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Willkommen in der Seelenwaschmaschine. Das Spülprogramm? ORDEN OGAN. Heute mit Wasser-Plus. Wer sich die Shit’n’Shower Flat sparen möchte, hat jetzt also die Möglichkeit dazu. Die Frage Seebs, ob wir denn schon alle sauber seien, kann also ganz klar mit … Jein beantwortet werden. Und wieso Seelenwaschmaschine? Weil durchnässter Fan einfach auch gerne mal ein Dankeschön hört, wenn er sich aus dem klammen, wenn nicht gar pfützigen Zelt schält, er Kilometer durch zunehmend Matsch und Regen watet, um diese eine Band zu sehen – komme was(ser) da wolle. Und sei es auch, dass er sich nach Aufforderung des Sängers einfach mal selbst für diese Willensstärke beklatscht.

ORDEN OGAN geben ihr Bestes, die klamme und für das Wetter beachtliche Menge auf Betriebstemperatur zu bringen. „Inferno“ ist sogar Aufwärmprogramm fürs Hirn. „Burn!“ nur rufen, nachdem Bassist Steven „Burn it down!“ ruft. Aber nicht nach Seebs „Burn it down!“. Obs schon am Pegel oder am chronischen Schlafmangel liegt: Der Sänger mit der beachtlichen Schulterzierde gibt irgendwann amüsiert den Versuch auf, uns alle auf Linie zu bringen.

Dabei brauchte es doch nur „Gunmen“, um den Schleudergang mit Weckmodus zu starten. Im feuchtfröhlichen Mosh- und Circlepit weicht die Nässe dem Matsch, während Crowdsurfer die zusätzliche Schlammstiefeldusche von oben gewährleisten. Mit „The Things we Believe In“ fühle ich mich endgültig verstanden. Und der Lautstärke nach zu urteilen, mit der „Cold, Dead and Gone“ aus den Kehlen ertönt, offenbar nicht nur mein fröstelndes, nasses ich.

(Saskia Zillekens)

VULTURE, 15:10 – 15:40, Wera Tool Rebel Stage

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THE OKLAHOMA KID, 15:30 – 16:00, Ficken Party Stage

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BENIGHTED, 15:45 – 16:30, T-Stage

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EMIL BULLS, 16:10 – 17:10, Main Stage

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RESOLVE, 16:30 – 17:00, Ficken Party Stage

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DISTANT, 16:35 – 17:05, Wera Tool Rebel Stage

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PARASITE INC. – Start-Up sucht aufstrebende Schlammcatcher

17:10 – 17:55, T-Stage

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Als Lokalpatrioten sowie Weggefährten des Festivals dürfen PARASITE INC. auf dem SUMMER BREEZE Open Air prinzipiell nicht fehlen. Dennoch sorgt der Freitagnachmittag aus anderen Gründen nicht unbedingt für Euphorie, wofür allerdings einmal mehr der Wettergott sorgt. So gießt es seit circa 13 Uhr mittags aus allen Rohren, sodass sich die Bands auf den Bühnen immer wieder wundern, wie viele Zuschauer es dennoch bis vor die Stages schaffen. Mit im Gepäck haben die Aalener unter anderem das am heutigen Tag erscheinende neue Album „Cyan Night Dreams“, von denen auch einige Kostproben abgefeuert werden.

Man mag nun von PARASITE INC. auf Platte halten was man möchte, aber der häufig geradlinig gestrickte Melodic Death Metal läuft unheimlich gut in Mark und Bein, sorgt gleichsam für Headbanger als auch für Mitgröler. Dabei nimmt sich auch das neue dritte Album der Truppe nicht aus. Dass trotz widrigem Wetter anwesende Publikum beweist einmal mehr, dass sich PARASITE INC. inzwischen eine nicht zu verachtende Fanbase aufgebaut haben und sich diese auch stets erweitert. Auch die mittlerweile in Lohn und Brot gegangenen Schlammcatcher scheint es zu freuen.

(Patrick Olbrich)

AVIANA, 17:30 – 18:00, Ficken Party Stage

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HÄMATOM – Arschlecken für Fortgeschrittene

17:40 – 18:40, Main Stage

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HÄMATOM sehen sich einer völlig durchnässten Menge gegenüber, als sie die Main Stage betreten. Mit Songs über Trotz und Aufstand motiviert die Band aber insbesondere ihre eingefleischten Fans zum Weiterfeiern. „Es regnet Bier“ heißt der passende Song im Repertoire der Münchener, deren Frontmann Nord in bewährt prolliger Art durch das Set führt. Zur Auflockerung der Stimmung werden Songs von MARTERIA und TRAILERPARK gecovert, aber auch die eigenen Hits der Band wie „Alte Liebe rostet nicht“, „Ficken unsren Kopf“ oder „Wir sind Gott“ animieren die Fans zu mitsingen.

Wer jedoch kein Fan von HÄMATOM ist, steht eher ratlos im Schlamm. Die Musiker sind kostümiert wie clowneske Steampunk-Gruftis und bieten stumpfeste NDH-Riffs sowie pöbelnde Texte, die so auch in einer nicht jugendfreien Kalenderspruchsammlung auftauchen könnten. Das scheint aber genau das Ding einer gewissen Zielgruppe zu sein, die sichtbare Freude an der Band hat und keine Hemmungen hat, zu der Retorten-Mucke abzugehen.

Insgesamt fahren die Münchener einiges an Show auf. Vom regenbogenbunten Backdrop starren grimmige Einhörner von der Bühne, Bassist West lässt Funken aus seinem Kopf wirbeln und Sänger Nord wird auf dem elektrischen Stuhl hingerichtet. Liebe, Hass, Toleranz, Saufen, Schmollen und Ficken; all das pressen HÄMATOM in eine Show, die arm an musikalischen Highlights ist (diese sind einfach nicht existent) und von plumper Schamlosigkeit zehrt.

Zwischen allen Fick-dichs und Leck-michs vermitteln HÄMATOM aber auch halbwegs positive Botschaften. Ein zwangloses Miteinander schimmert durch, weniger eine fatalistische Bunkermentalität, wie sie andere Der-Rest-der-Welt-kann-sich-ficken-Bands ausstrahlen. Dennoch sei sich an dieser Stelle Frontmann Nord angeschlossen, der am Ende des Auftritts die Gedanken vieler Anwesenden perfekt auf den Punkt bringt: „Leckt mich doch alle am Arsch! Ich gehe jetzt zu NAPALM DEATH!“

(Marc Thorbrügge)

DJERV, 18:00 – 18:30, Wera Tool Rebel Stage

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VENUES, 18:30 – 19:00, Ficken Party Stage

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NAPALM DEATH – Aufrüttelnde Ansagen mit Wuselfaktor

18:35 – 19:35, T-Stage

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Nicht Neues bei NAPALM DEATH – wie immer zelebriert die Band um Sänger Barney eine Show, die als Mischung aus Abrissparty, Happening und politischem Statement durchgeht. Da sind einmal die Songs, die wie eine Naturgewalt zwischen Vulkaneruption und Schlammlawine wechseln. Und die Band macht ordentlich Alarm und den Gig zu einer sportlichen Angelegenheit: Wenn Sänger Barney Greenway nicht gerade seine Ansagenmonologe zwischen Klassenkampf und Antifaschismus hält, wuselt er zappelnd und immer in Bewegung über die Bühne. Die Augen geschlossen und den Zeigefinger mahnend erhoben, brüllt er gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt an.

Shane Embury hat heute eine Art buntes Hawaiihemd mit mexikanischen Totenköpfen an und lässt seine Finger gekonnt über die tiefen Saiten tänzeln, während seine krause Lockenpracht durch die Luft schwirrt. Gitarrist John Cooke muss seine schweren, durch die Luft wirbelnden Dreadlocks mittlerweile mit einem Stirntuch bändigen und wirkt immer etwas angestrengt. Dagegen schüttelt sich Drummer Danny Herrera stoisch wahlweise D-Beats oder Blastbeat aus dem Handgelenk. Der Bandklassiker „You Suffer“ wird eher beiläufig eingestreut, während das DEAD KENNEDYS-Cover „Nazi-Punks Fuck Off“ gebührend zelebriert wird. Nichts Neues also – aber das ist auch völlig okay, und alle sind damit zufrieden.

(Eckart Maronde)

ALESTORM – Ein Quietscheentchen zum Verlieben

19:10 – 20:30, Main Stage

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Wo das Wetter keine Gnade mit den SUMMER BREEZE-Besuchern kennt, schaffen es ALESTORM mit ihren schunkeligen Piratenhymnen wenigstens für einen kurzen Augenblick die Regenwolken zu vertreiben. Der Boden ist inzwischen freilich bereits so durchnässt, dass nur die hartgesottensten Freibeuter der Aufforderung von Frontmann Christopher Bowes nachkommen, sich lustvoll im Schlamm niederzulassen. Der Großteil des Publikums bleibt lieber stehen und schunkelt zu Gassenhauern wie „The Sunk’n Norwegian“, „Captain Morgan’s Revenge“ oder dem Cover des 2011er Taio-Cruz-Chartstürmers „Hangover“. Über diese offensichtliche Befehlsverweigerung mag Kapitän Christopher Bowes jedoch angesichts der umso besseren Vokalperformance großzügig hinwegsehen. Die eingängigen ALESTORM-Partyhymnen lassen sich halt auch bei einem mittleren Promillepegel noch halbwegs manierlich mitgröhlen, wie die vor der Bühne versammelte Menge eindrucksvoll unter Beweis stellt.

Wo die musikalische Performance der schottischen Möchtegern-Piraten wie aus einem Guss wirkt, fahren ALESTORM mit comicbuntem Backdrop, einer gigantischen Gummiente und ihren absichtsvoll geschmacklosen Bühnenoutfits visuell ein hartes Kontrastprogramm auf. Als eine von vielen Comedy-Einlagen wird dann auch ein rappender Haifisch auf die Bühne geholt, der sich wenig später unter dem Gejohle des Publikums über den Käpt’n her macht. Kaum dessen Fängen entronnen stellt die Band dann mit „Nance The Tavern Wench“ unter Beweis, dass sie auch über eine melancholisch-romantische Seite verfügen. Bevor diese den Fans aber auf den Magen schlagen kann, springen ALESTORM schnell wieder zurück in den „P.A.R.T.Y.“-Modus und lassen den Gig mit dem Rausschmeißer „Fucked With An Anchor“ in der ultimativen Publikumsbeschimpfung gipfeln. Das Publikum nimmt’s mit Humor und schickt die liebevollen Beschimpfungen in vielstimmiger Weise postwendend zurück an den Absender.

(Florian Schörg)

CYTOTOXIN,19:40 – 20:25, Wera Tool Rebel Stage

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JINJER – Der Fachdialog

20:30 – 21:30, T-Stage

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Ein Gespräch unter drei Anwesenden:
„Na, wo kommt ihr gerade her?“
„JINJER.“
„Und wie war’s?“
„Großartig! Richtig gut, die Stimmung war einfach total entspannt!“
„Gut?! Ich fand, die waren heute voll lasch!“
„Bitte wie?“
„Na, als die 2018 auf der Wera Tool Stage waren, hatten die viel mehr Dampf! Ich konnte kaum glauben, dass das ein und dieselbe Band ist!“
„Nee, fand ich jetzt gar nicht. Die Sängerin (Tatiana Shmayluk) hat doch krass abgeliefert. Tänzelt da zwischendurch herum und dann – BÄM! – voll in die Fresse!“
„Ja, aber die Jungs, die Band, die haben gar nicht gezeigt, was sie technisch drauf haben. Das Gefrickel hat mir total gefehlt. Und dann hat sie so viel gesungen…“
„Okay, wir reden jetzt aber beide über die gleiche Show, ne? Der Bass (Eugene Abdukhanov) hat die ganze Stage zum Vibrieren gebracht und hallo?! Sie haben ja wohl ‚Vortex‘ gespielt. Noch mehr Gefrickel (Roman Ibramkhalilov) geht ja wohl kaum!“
Stille und Schulterzucken.
„Also ich fand die Mischung der Songs wirklich gut, waren glaub auch nur drei der neueren Songs dabei…“
„Ja, aber das ist es ja, das Alte ist einfach härter! Beim Neuen, das hat ja sogar Reggae-Moves…“
„Ja, aber der Flow ist gigantisch! Das Publikum hat’s gefeiert! Hast du gesehen, wie alle miteinander gegroovt haben? Und wie dieses kleine Persönchen da hochkommt, erst engelsgleich singt und dann diese Growls raushaut, als wäre es das Einfachste auf der Welt? Das ist doch der Hammer!“
„Ja, ihre Ausstrahlung ist echt krass, das stimmt. Und den Drummer (Vlad Ulasevich) fand ich auch top! Die sind ja aber eh gerade wirklich überall unterwegs, keine Ahnung, wie die so viele Shows spielen können.“
„Ja, das stimmt. Und hast du gesehen wie viel Leute da waren?“
„Ja, es war wirklich sehr viel los. Für die T-Stage war’s schon wirklich proppenvoll!“
„Ich glaube ja, die sollten das nächste Mal auf die Main Stage.“
„Ja, klare Sache.“
„Hochgearbeitet quasi.“
„Ja zurecht“
„Und was schaust du jetzt?“
Ende.

(Tamara Deibler)

WITHIN TEMPTATION – Erinnerungen an Abtsgmünd

21:15 – 22:45, Main Stage

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Während sich ihr Management bei den Kollegen am metal.de-Stand im Rahmen der Autogrammstunde nachhaltig unbeliebt gemacht hat, gibt es am Headliner-Auftritt von WITHIN TEMPTATION überhaupt nichts zu meckern. Die Holländer legen sowohl musikalisch als auch showtechnisch die Messlatte extrem hoch und nehmen das Publikum so sehr gefangen, dass es für anderthalb Stunden sogar den strömenden Regen und den sich im Laufe des Tages von einer Steppenlandschaft zum Morast gewandelten Untergrund ignoriert. Unter den Regenschutz bietenden Kapuzen-Scheuklappen ihrer Jacken und Regenponchos hervorlugend blick die Menge auf ein aufwendig gestaltetes Bühnenbild, bei dessen Gestaltung nicht gekleckert, sondern geklotzt wurde. Dennoch wirkt das Gesamtbild stets wie aus einem Guss, unterstreicht die Stimmung der jeweiligen Songs und verkommt nie zur bloßen Effekthascherei.

Über die große Leinwand im Bühnenhintergrund werde Video-Sequenzen eingespielt und jene Gastsänger*innen in die Show mit einbezogen, die heute nicht persönlich anwesend sein können. Als einziger leibhaftig anwesender Gast kommt Christoph Wieczorek von ANNISOKAY auf die Bühne, um gemeinsam mit den Holländern den neuen Song „Shed My Skin“ zu spielen. Das Stück wird voraussichtlich im kommenden Jahr gemeinsam mit den heute ebenfalls gespielten „The Purge“ und „Entertain You“ auf dem neuen WITHIN TEMPTATION-Album enthalten sein. In den Genuss des Titeltracks „Don’t Pray For Me“ kommt die Menge heute hingegen nicht – die Technik streikt. Hier kommt es kurz zu einiger Verwirrung auf der Bühne, die von Powerfrau Sharon den Adel jedoch charmant wegmoderiert wird.

Zu unterhalten verstehen WITHIN TEMPTATION in jedem Fall. Dass sie aber auch etwas zu sagen haben, beweisen sie, indem sie „Raise Your Banner“ dem andauernden Freiheitskampf der Ukraine gegen die russischen Invasoren widmen. Das Thema liegt Sharon den Adel offensichtlich so am Herzen, dass sie es gar nicht erwarten kann und den Song versehentlich schon etwas früher als von der Setlist vorgesehen ankündigt. Als es dann soweit ist, schwingt die Sängerin begeistert eine riesige blau-gelbe Fahne, was vermutlich auch JINJER freuen dürfte, die erst wenige Minuten zuvor ihre Show auf der T-Stage beendet haben.

Insgesamt präsentieren WITHIN TEMPTATION einen bunten Querschnitt, in dem alle Schaffensperioden der Band zu etwa gleichen Teilen vertreten sind. Neben weniger offensichtlichen Fan-Lieblingen wie „Angels“ oder „Stairway To The Skies“ dürfen dabei natürlich auch die ganz alten Klassiker „Ice Queen“ und „Mother Earth“ nicht fehlen, welche die Holländer schon vor zwanzig Jahren auf dem SUMMER BREEZE zum Besten gegeben haben – damals noch im beschaulichen Abtsgmünd. „Mother Earth“ ist dann auch die finale Zugabe und holt eine begeisterte Zuschauermenge zurück in die Realität, wo es noch immer regnet und sich das Festival seinem neuen Spitznamen „Schlammer Breeze“ inzwischen leider mehr als gerecht wird.

(Florian Schörg)

SPACE CHASER – Headbangen für Hartgesottene

21:35 – 22:20, Wera Tool Rebel Stage

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Der überdachte Bereich vor der Wera Tool Rebel Stage ist bei Regen ein sehr beliebter Ort, was SPACE CHASER ein noch größeres Publikum, aber auch einige verpeilte Bierleichen und niedergeschlagene Schlammopfer beschert. Perfekte Gegebenheiten also für ein tolles Thrash-Metal-Konzert!
Trotz anfänglicher technischer Schwierigkeiten gibt die Band von Beginn an Vollgas. Davon beeindruckt gesellen sich einige JINJER-Fans, die gerade von der T-Stage kommen, zur Meute. „Ihr seid die härtesten!“, stellt Sänger Siegfried Rudzynski angesichts des Wetters fest.
Überhaupt ist der Frontmann um keinen lockeren Spruch verlegen, moderiert jeden Song sympathisch an und neckt auch mal die Mitmusiker. „Habt ihr Bock auf richtig geilen Thrash Metal?“, fragt Gitarrist Leo das Publikum. „Na, dann spiel uns doch mal richtig geilen Thrash Metal, Leo“, kommt es vom Sänger zwinkernd zurück.

Die Berliner lassen ein Best-Of ihrer drei bisherigen Alben aus den Boxen knallen, haben also allein mit Hits wie „Remnants of Technology“, „Metro Massacre“ und „Skate Metal Punks“ erstklassigen Headbang-Stoff im Angebot. Die Spielzeit vergeht wie im Fluge, doch der verregnete Tag ist in vielen Knochen zu spüren. Die Reaktionen des Publikums werden verhaltener, der Pit beschaulicher, bis schließlich der „Atom Crusher“ die Lichter ausbläst.

INSOMNIUM – Eine lohnende Kraftanstrengung

22:25 – 23:25, T-Stage

Galerie mit 21 Bildern: Insomnium - Summer Breeze Open Air 2022

22:15 Uhr. Wir veranschlagen 10 Minuten, um von der Main- zur T-Stage zu laufen. Ein büschen knapp bemessen, wie sich herausstellt. Denn ein Schritt vorwärts bedeutet gleichzeitig auch zwei Schritte seitwärts. Das eine Bein nach links, das anderen nach rechts. Schliddernd. Besonders die schneisigen Tal-Passagen zwischen den Arealen beanspruchen Muskeln, von denen ich gar nicht wusste, dass sie in meinem Körper existieren. Egal. Wir. Müssen. INSOMNIUM.

Auch wenn ich die zahlreichen Köppe vor der Bühne nur von hinten sehe, ist klar, unter den Regencapes stecken ebenso wetter gebeutelte Mit-Festivalisten. Nur die hartgesottenen Die-Hard-Fans in den vordersten Reihen zeigen wirklich Einsatz. Unsereins hat sich unter dem triefigen Poncho eingerollt und lässt auf sich wirken, was bei Melo-Death nach INSOMNIUM-Rezeptur ja auch durchaus nicht fehl am Platze ist. Insbesondere da wir uns trittsicher und ohne Zwischenfälle – mit leicht dominantem „Heart like a Grave“-Einschlag – quer durch die Diskografie bewegen.

Das einzige, was mich an dem wohlig-soliden Gig nachhaltig irritiert: Wo ist Niilos obligatorisches „Bitteschön! Dankeschön!“ nach jedem zweiten Song hin? Tatsächlich hat der Finne sein Deutsch-Repertoire erweitert. Für ein in Gänze neues Wort hat es zwar nicht gereicht, aber immerhin ist nun alles „Wunderschön!“. Finde ich auch. Nach dem wunderschönen Betthupferl, sage ich dem pissigen Tag Sterbewohl, schäle mich aus den schlammigen Klamotten und in den klammen Schlafsack hinein.

(Saskia Zillekens)

AMORPHIS – Der Mitternachtshappen

23:25 – 00:35, Main Stage

Galerie mit 30 Bildern: Amorphis - Summer Breeze Open Air 2022

AMORPHIS sind wie … was isst jede*r?! AMORPHIS sind wie Brot. Viele mögen Brot – viele mögen AMORPHIS. Und bei vielen gehört es zum täglichen Einkauf und Essen dazu – es stehen auch wirklich sehr viele Menschen trotz Regen und Wassersäule bis unters Kinn vor der Main Stage. AMORPHIS sind jetzt also einfach mal die Art Brot, die du sehr gerne magst und immer wieder kaufst. Du weißt absolut, was auf dich zukommt, wenn es um die Qualität geht –- manchmal hat es die perfekte Kruste (das Set), aber selbst wenn es mal länger im Ofen war ist es immer noch ein überaus gutes Brot (die Show), auf welches du einfach immer wieder zurück greifst, einfach weil es dich noch nie hängen gelassen hat.

Brotlos und um nun noch auf die Setlist einzugehen: Tatsächlich sind überraschende Klassiker mit von der Partie. „Into Hiding“ (vom Album „Tales from the Thousand Lakes) und „My Kantele“ (von „Elegy“) werden mindestens so gut angenommen wie Dauerbrenner „Amongst Stars“ (diesmal leider ohne Anneke van Giersbergen), „On the Dark Waters“ und – wie könnte es anders sein – „The Bee“. Alle jubeln, man steht dicht an dicht, kann nicht nach vorn oder hinten und bewegt sich nur noch mit dem Rest der Zuschauer, während die Gedanken auch dank eindrucksvoller Licht- und Bühnenshow mit Video im Hintergrund auf Reisen gehen.
Um zurück zum Brot zu kommen: Vielleicht waren AMORPHIS jetzt einfach „das eine Brot“, was du dir nach einem langen anstrengenden Tag auf dem SUMMER BREEZE in Regen, Stinkematsch (wie sehr kann es stinken? SUMME RBREEZE so: „Ja!“) und viel Draußen mit einer dicken Portion Nutella beschmierst, dich aufs Sofa flackst und einfach nur genießt. Du stehst nun also wieder mal beim Bäcker an und bist an der Reihe? „Was darf’s denn sein?“ AMORPHIS! „Wie hat’s denn geschmeckt?“ Einfach gut. Guten Hunger!

(Tamara Deibler)

ANGELUS APATRIDA, 23:30 – 00:15, Wera Tool Rebel Stage

Galerie mit 14 Bildern: Angelus Apatrida - Summer Breeze Open Air 2022

ANY GIVEN DAY, 00:20 – 01:20, T-Stage

Galerie mit 18 Bildern: Any Given Day - Summer Breeze Open Air 2022

LORD OF THE LOST – Nächtliche Turnstunde für eingefleischte Fans

01:00 – 02:00 Main Stage

Galerie mit 14 Bildern: Lord Of The Lost - Summer Breeze Open Air 2022

Der Auftritt von LORD OF THE LOST startet nicht wie erwartet mit einem Song vom aktuellen Langspieler „Judas“, sondern mit „Drag Me To Hell“ von der 2016 erschienenen „Empyrean“. Da dies einer meiner Lieblingssongs von LOTL ist, ist das ein perfekter Anfang. Wie es sich für den Auftritt eines Lords gehört, hört nach dem ersten Track des Sets sogar der heute alles überschattende Dauerregen auf, was die Sache sogar noch besser macht. Die eingefleischten Fans, die sich zu dieser späten Stunde trotz des Matschwetters zahlreich vor der Main Stage tummeln, gehen vom ersten Augenblick an begeistert mit, aber man merkt ihnen den langen, zähen Regentag schon an. Nicht allein dadurch, dass die Menge durch die unterschiedlichsten Regenmäntel, -ponchos und dem Regenschutz dienenden Eigenkreationen ungewohnt farbenfroh daherkommt. Es gibt nur sehr vereinzelte Crowdsurfer, und bis auf den harten Kern in den ersten Reihen und zentral vor der Bühne scheint die Menge zwar voll dabei, aber ein bisschen feiermüde zu sein. Das ändert sich schlagartig gegen Ende des Sets, als Multi-Instrumentalist Gared Dirge in die Tasten einer verschrammten Keytar haut und ihr die ersten Töne von „Blood For Blood“ entlockt. Dies läutet die nächtliche Turnstunde à la LORD OF THE LOST ein, für die das Publikum noch einmal alles aus sich heraus holt. Zum Rausschmeißer „La Bomba“ hüpft und jubelt alles, was Arme und Beine hat. Als sich die fünf Hamburger zu den Klängen von „LOTL“ vom Band verabschieden, ist einmal mehr bewiesen, diese Band hat nicht nur eimerweise Talent, sondern auch ordentlich Humor.

(Sonja Schreyer)

HANGMAN´S CHAIR – Eine Klangwelt zum Träumen

01:25 – 02:10 Uhr Wera Tool Stage

Galerie mit 19 Bildern: Hangman's Chair - Summer Breeze Open Air 2022

Was zur Hölle passiert denn hier, bitte? Der sludgige Stoner-Doom der Kapelle HANGMAN´s CHAIR lässt ein Publikum mit geschlossenen Augen in der Nacht vor sich hin träumen. Die Franzosen setzen ihre deepe Melancholie frei und irgendwie lässt man sich direkt ab Sekunde eins in diese Klangwelt ziehen. Eine Faszination, die sich nur schwer erklären lässt. Dabei setzen HANGMAN´s CHAIR selber auf eine eher reduzierte Show. Sprechen und fühlen läuft hier über die Musik. Und wir fühlen es. 100%! Unfassbar gut. Als die Show vorbei ist, fast schon etwas Wehmut. Denn echt mal, wir hätten hier noch ewig so stehen können, den Kopf freipusten lassen und weiter träumen können.

(Jeanette Grönecke-Preuss)

VOLA – Ein Chihuahua auf LSD

02:15 – 03:00, T-Stage

Galerie mit 24 Bildern: Vola - Summer Breeze Open Air 2022

Alles andere ist ja ganz nett, aber da ist diese eine Band. Diese eine Band, auf die ich mich schon Wochen vor dem Breeze freue, wie ein Chihuahua auf LSD. Und dann ist dieser Abend da – was sage ich – diese Nacht, und ich bin schoßhundemüde. Zum Glück halten mich Freunde mit wunderbar depperten, ergo festival würdigen Gesprächen wach, bis die Uhr zwei schlägt.

VOLA spielen Progressive Metal, also ein Genre, das im Billing des SUMMER BREEZE zu meinem Leidwesen etwas stiefmütterlich behandelt wird. Umso schneller schlittere ich auf die T-Stage zu, vor der sich zwar locker, aber gemessen an Wetter, Schlamm und Uhrzeit doch beachtlich viele Leute einfinden. Then the magic happens. Die Dänen zocken sich in (gewohntem) Perfektionismus durch das Set, dass meine Synapsen frohlocken. Angefangen beim atmosphärischen „24 Light-Years“, pendeln wir uns von nun an auf härterem Niveau ein. „Alien Shivers“ und wir schweben durchs All – bis der Refrain mit Macht zuschlägt und unweigerlich Bewegung in die schlammige Masse kommt. VOLA wissen, was sie tun. Das Set strotzt von sich immer wieder entladenden, djentigen Nackenbrechern wie „These Black Claws“, „Head Mounted Sideways“ oder „Stray the Skies“ und trotzdem ist die Stimmungsvielfalt alleine schon innerhalb dieser Songs beachtlich und wabert immer wieder zwischen entspannt treibenden Sphären und wahren Meteorstürmen.

In einer Pause schüttelt jemand vor mir ungläubig und ganz offensichtlich geflasht den Kopf: „Das hier wird ihnen sowas von nicht gerecht!“. Du sprichst mir aus der Seele, Kollege. Ein bisschen werde auch ich das Gefühl nicht los, dass eine grandiose Band um diese Un-Uhrzeit verbraten wird. Oder aber passt der Slot doch? Denn welche, wenn nicht eine Band wie VOLA zieht, egal unter welchen Bedingungen, noch genug Publikum an? Das sind übrigens alles Gedanken, die mir erst nach dem Gig kommen. Während der 45 Minuten bin ich irgendwo anders. Dann ein überragendes Finale mit “Straight Lines” und das Adrenalin schießt auch in die letzte Faser meines Körpers. Und was machen wir jetzt??! Da ist er wieder, der Chihuahua auf LSD.

(Saskia Zillekens)

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30.08.2022

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2 Kommentare zu Summer Breeze Open Air - Der große Festivalbericht 2022

  1. Schraxt sagt:

    An sich hat es mir als erstes Festival meines Lebens sehr gut gefallen. Ich fand jedoch, dass es zu wenige Toiletten gab. Außerdem haben die Bildschirme ziemlich von der eigentlichen Bühne abgelenkt. Auch die Lage des Haupteingangs zur Mainstage direkt hinter einer Senke war nicht unbedingt schlau, weil sich darin der ganze Schlamm gesammelt hat. Aus Geldgründen ohne Stiefel, sondern nur mit Vans da war da für mich kein Hochkommen mehr möglich. Vielleicht sollte man sich da mal eine gescheite Lösung ausdenken. Ebenso bei der Abreise, wo wir im Endeffekt drei Stunden lang standen. Vielleicht wären an der Stelle Einweiser sinnvoll gewesen. Etwas aufdringlich waren teils auch die Bierverkäufer. Ein weiteres Problem sehe ich in den 4-5 Gruppen auf dem Platz, die die ganze Zeit auf maximaler Lautstärke EDM und Saufschlager gespielt haben. Natürlich ist es ok, wenn man mal ein zwei Songs aus der Richtung abspielt, aber mir auf einem Metal Festival zwanzig Mal ein Lied über die Größe des Glieds von Finch Asozial anhören zu müssen ist dann doch zu viel. Vielleicht könnte man da über die Platzordnung was regeln. Ansonsten fand ich es aber trotzdem sehr schön.

  2. ClutchNixon sagt:

    Willkommen in einer Zeit, in der jedes größere Metal Festival mit Ballermannsauftourismus konfrontiert wird. Der Schritt hin zu immer mehr Volksfestcharakter ist allerdings ein hausgemachtes Problem. Schlammcatchen etc pp. Es tut mir leid, dass dein erstes Festival dann doch mit einigen Problemen aufwarten konnte, die einfach mal nerven. Womöglich sind kleinere Veranstaltungen inklusive intimerer Atmosphäre eher etwas für dich. Dort wollen die Leute nämlich in erster Linie Musik hören und mit ihresgleichen feiern.