Summer Breeze Open Air
Der große Festivalbericht 2022

Konzertbericht

Billing: Heaven Shall Burn, Blind Guardian, Arch Enemy, Eisbrecher, Within Temptation, Electric Callboy, Alestorm, Feuerschwanz, Hämatom, Amorphis, Hypocrisy, Testament, Avatar, Jinjer und Cannibal Corpse
Konzert vom 16.08.2022 | Flugplatz, Dinkelsbühl

 

Donnerstag, 18.08.2022

Galerie mit 101 Bildern: Summer Breeze Open Air 2022 – Autogrammstunden Donnerstag bis 18:30 Uhr
Galerie mit 94 Bildern: Summer Breeze Open Air 2022 – Autogrammstunden Donnerstag ab 18:30 Uhr

WARKINGS – Eine Extraportion Pathos gefällig?

11:30 – 12:15, T-Stage

Galerie mit 31 Bildern: Warkings - Summer Breeze Open Air 2022

Das Wetter kann sich noch nicht recht entscheiden, ob es uns mit Regenschauern oder Sonnenschein beglücken soll. Dagegen wissen die WARKINGS ganz genau, wofür sie stehen, für mitsingtaugliche Schlachtenhymnen nämlich. Die an historische Vorbilder aus der jeweiligen Epoche angelehnte Kampfmontur der vier Jungs treibt ihnen die eine oder andere Schweißperle auf die Stirn, setzt aber den mit einer Extraportion Pathos aufgeladenen Power-Metal effektiv in Szene. Den Sängerposten füllt der römische „Tribun“ aus, der unter seinem schweren Brustpanzer nur ein neckisches Röckchen und Sandalen trägt. Unweigerlich möchte man da von den Hardcore-Fans in der ersten Reihe wissen: Trägt der Herr denn etwas drunter? Ich frage für einen Freund …

Vielleicht kann hier ja der „Banana Warrior“ Auskunft geben, der besonders ausdauernd sein gelbes Köpfchen im Takt der Musik schüttelt. Wo seine Geheimidentität jedoch ungeklärt bleiben soll, lässt sich der „Tribun“ anhand seiner charakteristischen Stimme mühelos identifizieren. Kein geringerer als SERENITY-Bandkopf Georg Neuhauser steckt unter der Maske. Dem Tiroler steht ein langer Tag bevor, denn gute dreizehn Stunden nach dem Ende der WARKINGS-Show darf er mit seiner Hauptband die Wera Tool Rebel Stage entern und somit gleich zwei Summer-Breeze-Premieren an einem Tag feiern. Ein wirklich respektables Arbeitspensum, angesichts dessen wir ihm auch die wiederholt skurrilen Anfeuerungsrufe an die „guys back there at the Dixie-Scheißhaus“ gerne verzeihen.

(Florian Schörg)

EVILE, 12:00 – 12:40, Main Stage

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DANGERFACE, 12:20 – 12:50, Wera Tool Rebel Stage

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DARKEST HOUR, 12:55 – 13:35, Main Stage

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MASS HYSTERIA, 12:55 – 13:40, T-Stage

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CONJURER – Ein Wechselbad im Schatten

13:45 – 14:15, Wera Tool Rebel Stage

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Wer ist tatsächlich wegen CONJURER da? So genau lässt sich das im kalt ersehnten Schatten der runden Wera Tool Rebel Stage-Dächer nicht so genau sagen. Den Briten ist’s egal, so straight und schnörkellos wie das Quartett mit „It Dwells“ in das Set startet. Und holy Crêpe ist das heiß und fettig, was da von Sekunde Eins aus der PA tönt. Kudos an die Soundtechnik, die wirklich nichts einpendeln muss.

Es folgt ein Wechselbad aus Melodie, Dissonanz, Sludgig-Doomigen Passagen und so bösen Nackenbrecher-Grooves, dass die Haare unweigerlich den staubigen Boden fegen. So wie Sänger, Gitarrist und derzeitige Glatze Brady Deeprose sein Mikro beschreit, will man ihm nicht Nachts nach einem Fußball-Match in Birmingham begegnen. Die Hool-Optik weicht zwischenzeitlich nur, als Brady sich verzockt und darüber ins Lachen gerät.

Ansonsten lassen sich CONJURER durch nichts vom Treffen der Saiten abhalten. Weder Bassist Conor Marshall, der es aus unerfindlichen Gründen schafft, parallel zu headbangen und sich zu drehen, ohne irgendwann mit der Bassdrum von Schlagwerker Noah See eine innige Beziehung einzugehen – noch Sänger und Gitarrist Dan Nightingale, der nach Bedienung des Pedalboards fast sein Mikro umreißt. Sogar das Flageolett, der Zakk Wylde’sche Hochton auf der Gitarre, sitzt so perfekt, dass Dan zufrieden lacht und sich Kollege Brady euphorisch mitfreut.

Den Anfang vom Ende der viel zu kurzen 30 Minuten läutet schließlich das mächtige “Hadal” ein. Plötzlich ist da so ein glänzendes blaues Ding mitten im Moshpit. Und irgendwie sind die Jungs nur noch zu dritt auf der Bühne? Der Bassist steht oder vielmehr mosht mitten im Pit einfach mal mit. Natürlich mit Arbeitsgerät. Die Staubwolke nimmt beachtlich an Volumen zu und ich male mir aus, wie Conor in den nächsten zwei Stunden mit Wattestäbchen die Erde aus den letzten Eckchen seines Viersaiters pult, während ich mich schon auf die frühabendliche Dusche freue.

(Saskia Zillekens)

GHOSTKID – Ein Videogruß an Mutti

13:50 – 14:35, Main Stage

(Keine Galerie)

Eieiei, ein gesetzter Schwarz- und Doom-Metaller wird eingeteilt, sich mit dem Auftritt der Modern-Metaller GHOSTKID zu beschäftigen. Zugegeben: Ich musste erstmal ein bisschen Recherche betreiben, um dahinter zu kommen, wer das eigentlich ist und was die denn so machen, die Jungs, die sich auch GHØSTKID nennen. Aber das Internet ist ja ein auskunftsfreudiger Geselle: Gelsenkirchen, ELECTRIC CALLBOY, Gastauftritte von Mille und Marcus Bischoff. Aha.

Auf einen derart energiegeladenen Auftritt war ich dann aber doch nicht vorbereitet. Frontmann Sebastian „Sushi“ Biesler fetzt wie das Duracell-Häschen im Trenchcoat über die Bühne, ständig ist irgendwas oder irgendwer in Bewegung. Auch das Publikum wird eingebunden: Hinsetzen, hüpfen, im Kreis laufen. O-Ton: „Zeigt mal Bewegung“! Die Leute tanzen und schwenken die Arme in Wellenbewegungen.

Sogar musikalisch ist GHOSTKID eine gelungene Überraschung, das ist alles durchaus eigenständig. Da ist zwar viel Vertrautes drin: Aggressiver Nu-Metal, bisschen Core, viel Melodie. Aber die untergründige Industrial-Note, die punkige Rotzigkeit machen den Sound speziell. „Start A Fight“, „Crown“, „You And I“, alles mit düsterem Grundton und einem schlanken Gruß an MARILYN MANSON und die NINE INCH NAILS. Besonders sympathisch: Dass die Band nach dem halben Set schließlich eine Pause fordert, man ist ja Ü-30. I Feel You, „Sushi“, I feel you.

Aber dann geht’s weiter: „Zero“, „Drty“, wieder Action. Bassist Czywill lässt sich beim Spielen über die Menge tragen, Frontmann Biesler steigt in den Graben runter zum Publikum, macht sogar noch ein Handy-Video für die Mama und ruft zum Besuch von Club-Shows für den finanziellen Support auf. Scheinen auch noch bodenständige Typen zu sein, diese GHOSTKIDs.

Bleibt die Erkenntnis: Vielleicht passt das bisher einzige Album der Band nicht in den heimischen Plattenschrank, aber live sind GHOSTKID zumindest heute eine Bank. Gerne wieder!

(Sven Lattemann)

BEMBERS, 14:00 – 15:00, Ficken Party Stage

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GUTALAX – Die Klobürste in aller Munde

14:20 – 15:05, T-Stage

Galerie mit 15 Bildern: Gutalax - Summer Breeze Open Air 2022

Weiter geht es auf der T-Stage, wo die tschechische Goregrind-Kapelle GUTALAX für ordentlich Stimmung sorgen soll. 2019 ist das Quartett ja noch auf der kleineren Wera Tool Rebel Stage aufgetreten (und hat das Infield in ein Tollhaus verwandelt). Ziemlich schnell füllt sich auch der Bereich vor der Bühne, und scharenweise tauchen GUTALAX-Ultrafans auf (zu erkennen an den weißen Ganzkörperanzügen, den Klobürsten, Gummitieren, Schwimmnudeln und Pömpeln (beispielsweise auf der Glatze)). Das Ganze wird also zu einem weiteren Heimspiel für die Jungs, und bereits beim Intro („Celebration“ von KOOL & THE GANG) kommt ordentlich Bewegung in die Hüften.

Die Bandmitglieder betreten in ihrer Rolle als „Shitbusters“ die Bühne, schlagen die ersten Akkorde an, und der Rest wird zu einem Selbstläufer. Wer die Band nicht kennt: Musikalisch ist das Goregrind, nur mit Texten, die sich ausschließlich ums Stille Örtchen drehen: „Popcorn“ wird dazu „Poopcorn“ und aus der „Toy Story“ eine „Toi Toi Story“. Wobei… Texte gibt es eigentlich nicht. Sänger Maty macht in unterschiedlichen Phrasierungen Geräusche, die er mit unterschiedlichen Gesten unterlegt. Der Mann hat wirklich was zu erzählen und tänzelt dabei gerne über die Bühnenbretter.

Vor der Bühne ist Party. Ständig fliegen Klopapierrollen hin und her, die Schwimmnudeln, Gummitiere und Klobürsten werden nach oben gereckt und eine Wall Of Death zelebriert. Die Menge feiert GUTALAX, sich selbst und den „Diarrhero“. In diesem Gewusel ist es schon ein Wunder, dass es Crowdsurfer bis ganz nach vorne schaffen. Dass aber sogar ein Rollifahrer mit durchgereicht wird, hinterlässt anerkennendes Kopfnicken. Wer also auf Goregrind, den Gesang und ein klitzekleines bisschen Comedy kann, erlebt hier das Konzert des Festivals.

(Eckart Maronde)

MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN, 15:00 – 15:45, Main Stage

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SEASONS IN BLACK, 15:10 – 15:40, Wera Tool Rebel Stage

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ELWOOD STRAY, 15:30 – 16:00, Ficken Party Stage

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MISERY INDEX, 15:45 – 16:30, T-Stage

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BEAST IN BLACK – Crowdsurfende Grabenschlampen

16:10 – 17:10 – Main Stage

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Im Gegensatz zu seinen beiden Kollegen an Lead-Gitarre und Bass hat sich Bandkopf Anton Kabanen für ein dezentes Instrument entschieden, eine rote Flying V. Und so retro wie das Instrument ist auch die Musik von BEAST IN BLACK. Passend dazu greifen die Finnen auf die ganz großen Achtziger-Jahre-Rockstar-Posen zurück und sind auch musikalisch so nahe an den Achtzigern dran, wie man nur sein kann, ohne dabei vollkommen altmodisch zu wirken. Die Band spielt routiniert auf, doch will der Funke lange Zeit nicht vollends überspringen. Das Publikum klatscht zwar in den Refrains artig mit, macht dabei aber so wenig Alarm, dass die sichtlich unterforderten Grabenschlampen irgendwann selbst das Crowdsurfing für sich entdecken.

Vielleicht liegt es auch daran, dass Sänger Yannis Papadopoulos heute nicht die gewohnte Leistung abrufen kann und gerade in den höheren Passagen auffallend schwach bei Stimme ist. Doch was man nicht in der Kehle hat, hat man halt in den Beinen, weshalb der Frontmann immer wieder auf der weitläufigen Bühne auf und ab rennt und die Fans aus der Reserve zu locken versucht. Richtig gut klappt dies erst mit dem treibenden Disco-Metal-Kracher „One Night In Tokyo“, der dafür nur umso heftiger abgefeiert wird. Ab hier ist es ein Triumphzug, der mit „Blind And Frozen“ und „End Of The World“ immerhin noch zwei weitere Kracher umfasst.

(Florian Schörg)

CONSVMER, 16:30 – 17:00, Ficken Party Stage

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HAGGEFUGG – Süßer Met und ernste Gedanken

16:35 – 17:05, Wera Tool Rebel Stage

Galerie mit 16 Bildern: Haggefugg - Summer Breeze Open Air 2022

Wodurch zeichnet sich das SUMMER BREEZE aus? Genau: Vielfalt! Und wer allzu festgefahren in der Genrewahl ist, der mag das eine oder andere Klein- oder Großod womöglich verpassen. Oder mit anderen Worten: Als würzige Vorspeise Sludge-Doom-Post-Metal à la CONJURER, als Hauptgang eine erfrischende Saladbowl, und als süße Nachspeise Mittelalter Rock nach Art von HAGGEFUGG. Ob das mundet? Oh ja, überraschend gut!

Die Kölner debütieren auf dem Festival und man sollte meinen, dass sich in der brütenden Hitze die meisten möglichst wenig bewegen wollen. HAGGEFUGG strafen diesen Gedanken lügen. Wir starten mit ordentlich Speed in „Katzenjammer“ und schon mit dem folgenden hymnischen „Sternenjäger“, ist Stillstehen endgültig ein unmögliches Unterfangen. Es wird getanzt und geklatscht, da müssen Yannick aka „Gregor Krähenkehle“ und seine Mitstreiter gar nicht groß animieren. Zack, Song Nummer Drei. „Sang, Weib und Wein“ und schon bricht der Moshpit los. Leute, wir ham’ ja keine Zeit! In der endgültig losgetretenen Staubhölle bitten HAGGEFUGG zum „Tanz mit dem Teufel“.

Trotz des knapp bemessenen Slots lässt es sich Yannick nicht nehmen, auch kurz das ernste Thema Depression anzusprechen. Keiner steht alleine. Gemeinschaftsgefühl, Applaus. „Brennende Welt“ ist melancholisch und doch vor allem hoffnungsvoll. Und es wird weitergefeiert! Alle Hände sind oben, Crowdsurfer werden zur Bühne geschaufelt – und die hier üblicherweise etwas spärlicher vertretenen Grabenschlampen sind tatsächlich gezwungen, noch schnell Verstärkung ranzuholen. Respekt.

„Met. Wirt. Bestellt!“ finalisiert die schweißtreibende halbe Stunde, die nicht nur die Leute vor, sondern auch die sechs Musiker auf der Bühne sichtlich glücklich zurücklässt. Und das aus gutem Grund, denn es ist schon beachtlich, wie HAGGEFUGG es schaffen, innerhalb von kürzester Zeit wie Fliegenfänger diese beachtliche Masse an Menschen anzuziehen – und in der Durchgangsschneise zwischen Main- und T-Stage auch zu halten. Da kommt man doch gerne der Bitte nach, #haggefugg auf Fotos und Videos zu taggen, um den Jungs den Weg zu den großen Bühnen zu ebnen!

(Saskia Zillekens)

OMNIUM GATHERUM, 17:10 – 17:55, T-Stage

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BALANCE BREACH, 17:30 – 18:00, Ficken Party Stage

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FINNTROLL – Unverständliche Singalongs in bester Qualität

17:40 – 18:40, Main Stage

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Später Nachmittag des Festivaldonnerstages. Es ist Zeit für Harry Potter. Ach, nee. Es sind FINNTROLL, die gerade bemalt und mit aufgesetzten Trollohren die Main Stage betreten. Während die Stagekamera hinter Schlagzeuger MörkÖ Erinnerungen an den Filmelf Dobby weckt, stakst Frontmann Vreth in kurzen Hosen und hohen Stiefeln vor den vielen Fans herum. Die Humppa-Metaller sind schon ein witziger Trupp, dessen musikalische Qualität allerdings viele Zuschauer erkannt haben und sich daher zahlreich vor der Hauptbühne einfinden. Nicht als die körperlich Allergrößten, aber dafür mindestens doppelt so energiegeladen, startet der Fünfer, der nur noch im Studio Keyboards verwendet, in das heutige Set und eröffnet mit schwarzmetallischem Blastbeat-Gewitter.

Im Anschluss zeigen FINNTROLL ihre Vielschichtigkeit im Rahmen ihrer mittlerweile doch immerhin schon sieben Alben zählenden Bandgeschichte. So schleudert das Sextett tanzbare Rhythmen, selten verstandene aber nach allen Regeln der Kunst mitgegrölte Singalongs oder eben auch mal schwarzmetallisch anmutende Rasereien ins Publikum. Zum Ende hin wird es dann noch einmal klassisch, etwa mit dem Titeltrack des 2001er-Werkes „Jaktens Tid“, welches die Zuschauer erfreut mit ankündigen. Zwischendurch erklärt Vreth, dass man nun endlich das aktuelle Album „Vredesvävd“ bewerben könne. Dies hatte man eigentlich schon im Jahr 2020 schon auf dem Summer Breeze vorgehabt. But you know…

(Patrick Olbrich)

NECROTTED – Endlich wieder Blastbeat-Zeit

18:00 – 18:30, Wera Tool Rebel Stage

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Ein bisschen Malle-Urlaubsfeeling mit weißen Tennissocken und Breeze-Badelatschen kommt beim diesjährigen NECROTTED-Auftritt auf, denn man schwitzt, tanzt, trinkt Bier, macht sich Heiratsanträge und es stinkt ein wenig nach einer Mischung aus Schweiß und Pups. Wie haben wir es nur so lange ohne ausgehalten?!

Die Corona’sche Live-Pause haben die fünf Herren aus Abtsgmünd allerdings redlich genutzt: Sie haben ein neues Album geschrieben, aufgenommen und mit dem Titel „Operation: Mental Castration“ veröffentlicht – Grund genug für eine Darbietung eben jener neuen Songs wie „Compulsory Consumption“ und „Asocial Media Whore“ – leider ohne Julien von BENIGHTED. Toppen können das gemeinsame Treiben eigentlich nur noch die von den Fans mit Liebe gebastelten Papp-Schilder, welche einem öfter um die Ohren sausen. Wir haben es vermisst!

(Tamara Deibler)

TEN56, 18:30 – 19:00, Ficken Party Stage

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DEATH ANGEL – Frustabbau im Pit

18:35 – 19:35, T-Stage

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Kaum sind DEATH ANGEL auf der Bühne, schaltet das Publikum in den Derwisch-Modus. „Lasst nach zweieinhalb Jahren Pandemie eure ganze Frustration im Pit raus!“, schreit Sänger Mark Osegueda den Fans zu, die dieser Empfehlung sofort folgen. Mit Klassikern wie „The Ultra-Violence“ aber auch neuen Songs wie „Humancide“ liefern die Bay-Area-Thrasher die passende Beschallung zum freundlich gemeinten Aggressionsabbau vor der Bühne.

Der Bereich vor der T-Stage ist weitflächig, aber locker gefüllt. Entsprechend entspannt kann man nach vorne hüpfen und den Gitarristen Rob Cavestany und Ted Aguilar auf die Flitzefinger gucken. Routiniert, aber auch lässig spielen die Musiker ihr Set.
DEATH ANGEL wirken immer noch frisch und geben einem selbst vor der großen Festivalbühne das Gefühl, gerade im kleinen Jugendzentrum vor einer überraschend guten jungen Metal-Band zu stehen. Rundum sympathisch, musikalisch unterhaltsam und energievoll stimmen die Thrasher auf den weiteren Abend ein, vorausgesetzt, dass man die kollektive Frustbewältigung im Pit überstanden hat.

(Marc Thorbrügge)

ELECTRIC CALLBOY – Ein Bums mit ordentlich Konfetti

19:10 – 20:30 Main Stage

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Um kurz nach 19 Uhr schmeißen sich die ELECTRIC CALLBOYs in ihre Trainingsanzüge und die Menge tobt und bebt. Mit “Pump It” heißt es Konfetti-Kanone und Party mit der heiteren Callboys-Truppe. Und ab geht das auf der Bühne. Und davor.

Es heißt “Hypa Hypa” von der Stage und die Menge zeigt sich in besten Outfits. Von Giraffen hin bis zum eng anliegenden Spandex-Einteiler ist alles dabei. Und zeigt auch deutlich mehr, als man vielleicht möchte. Hab’ ich da einen Penis gesehen? Nein, oder??!!

Mit “Fuckboi” und “Spaceman” machen die CALLBOYs den Sack mehr als zu. “TV-Total” -Moderator Sebastian Pufpaff lässt sich kurz auf der Bühne blicken und darf sein Debüt als Grabenschlampe geben. Praktikum im Pit. Blaue Flecke inklusive. “We Got The Moves” zieht nochmal alle Falten im Gesicht glatt. Natürlich gibt es nochmal ordentlich Konfetti obendrauf und etwas Feuergebrizzel, dann ist der Bums zu Ende. Mit ca. 1.600 Crowdsurfern, die während der Show in die Arme der Grabenschlampen geschoben wurden, kann man echt nur sagen: Hut ab, Kapelle Callboy! Steile Party!

(Jeanette Grönecke-Preuss)

KVAEN – Kein Bock auf schwarzmetallische Zurückhaltung

19:40 – 20:25, Wera Tool Rebel Stage

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Mit KVAEN gibt eine Band auf der Wera Tool Rebel Stage ihr Stelldichein, die ein wenig Düsternis nach Dinkelsbühl bringt: Das bleich geschminkte Quartett spielt melodischen Black-/Death Metal ganz in der Tradition von DISSECTION und NAGLFAR und kommt aus Kalix im hohen Norden Schwedens, wo es im Winter kaum hell wird. Nach den ersten Takten wird aber klar: Sänger und Frontmann Jacob Björnfot hält gar nichts von schwarzmetallischer Zurückhaltung, sondern feuert die Meute unentwegt an. Egal, ob es um Mitklatschen geht, darum, die Faust in die Höhe zu recken oder ein anfeuerndes „Hey, hey, hey“ zu intonieren. Damit entfacht der Schwede ein fröhliches Wechselspiel zwischen Band und Publikum. Klar, er macht es dem Publikum auch leicht, wenn er ihm ein wenig Honig ums Maul schmiert und nach jedem Song deren ungeheure Energie lobt.

Aber jede Interaktion wäre nur halb so viel wert, wenn die Musik nicht stimmen würde – und das tut sie. Egal ob in epischeren Momenten oder bei den ganz schnellen Songs: KVAEN überzeugen mit der richtigen Mischung aus schwarzmetallischer Raserei, todesbleierner Schwere und Melodie. Tolle Musik gepaart mit einer tollen Liveshow – an diesem Spätnachmittag ist das eindeutig eine Win-Win-Situation. Da sieht man am Ende unter der Schminkschicht sogar ein Grinsen. Insofern: Ja, auch Black Metal darf engagiert sein.

Zum Abschluss noch die Anwort auf eine Frage, die sich vielleicht niemand gestellt hat: Den Bandnamen spricht Herr Bärenfuß ‚Kvään‘ aus. Jetzt wisst Ihr es trotzdem.

(Eckart Maronde)

CANNIBAL CORPSE – Willkommen im Schlachthaus

20:30 – 21:30, T-Stage

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Optisch, inhaltlich und musikalisch gehören CANNIBAL CORPSE zu den heftigsten Bands im renommierten Death Metal. Doch das war es schon, denn auf und neben den Bühnen wirkt die Band grundsympathisch. So lassen sich hunderte Fans und Neugierige von den brutalen Nummern nur allzu gern die Eingeweide verdrehen. Anders formuliert: Die T-Stage avanciert zum gut gefüllten musikalischen Schlachthaus – hereinspaziert!

CANNIBAL CORPSE lassen die Konzert-Downtime gern hinter sich und starten umwegfrei in ein fettes Set aus Klassikern und Diskografie-Neulingen. Ein frühes Highlight ist das alles zermalmende Midtempo-Riff von „Scourge Of Iron“. Mittendrin statt nur dabei: der Stahlnacken von George Fisher. Der „Corpsegrinder“ nickt sogar zu den „Hey“-Rufen aus dem Zuschauerrund und betont beim späteren Headbang-Contest, dass ihm dahingehend niemand das Wasser respektive den Nackenmuskel reichen kann – er hat recht. Ein Wunder, dass sein Haarpropeller den Regenschirm im Publikum nicht wegweht.

Staubaufwirbelnde Pits, crowdsurfende Pommesgabeln und rotierende Haare? Alles selbstverständlich bei einem Gig von CANNIBAL CORPSE. Weniger typisch ist die Mülltonne, die auf den Händen der Crowd zum Bühnenrand wandert. Wir fragen uns noch heute, ob jemand da drin war. Du fühlst dich angesprochen? Dann schreib uns gern einen Kommentar!

Der Sound ist insgesamt ordentlich, klingt weiter hinten aber leider verwaschen. Wie gut todesbleierne Meisterstücke wie „Evisceration Plague“, „Fucked With A Knife“, „The Wretched Spawn“, „I Cum Blood“ und „Unleashing The Bloodthirsty“ am heutigen Tag ankommen, liegt also auch am Standort.

Am Ende veräppelt der Hüne die Leute mehrfach: Erst kündigt er den letzten Song an, fragt dann, ob wir noch einen wollen, nur um kurz darauf lachend zu verkündigen, dass es wirklich der letzte sein wird. Spoiler für die nächste Show: Es kommt trotzdem noch „Hammer Smashed Face“ als Zugabe – alles andere wäre auch frech.

(André Gabriel)

ARCH ENEMY – Laut fällt der Regen in der Nacht

21:15 – 22:45, Main Stage

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Keine Woche ist es her dass ARCH ENEMY, inzwischen zu 60% schwedisch, 20 % amerikanisch und 20% kanadisch, inmitten der ganzen Festivals ihr neues Langeisen „Deceivers“ veröffentlicht haben und seitdem gab es keine Minute Zeit zum Durchatmen – auch nicht auf dem SUMMER BREEZE. Zwischen diversen Interviews und einer Signing Session gab es die Möglichkeit ein exklusives CD/LP-Bundle des neuen Albums zu erwerben, nur um dann abends rechtzeitig zum Showbeginn einen Regenschauer einzuläuten. Ein Zuschauer beschreibt passend: „Erst Electric Schweiß, dann Rain Enemy.“ Aber auch ohne den fallenden Regen bleibt keine Achselhöhle trocken. Selbstverständlich spielt das neue Material bei der Songauswahl eine große Rolle, aber dank fünf Single-Releases bis zur Veröffentlichung des Album selbst, kann selbst der letzte Zuschauer schon textsicher mitgröhlen. Und das ist bei 15 Songs in 90 Minuten Spielzeit auch wirklich nötig. Neue Stücke wie „Deceiver, Deceiver“, „The Watcher“, „Handshake With Hell“ und „House of Mirrors“ kommen mindestens so gut an wie die alten Kamellen „Ravenous“, „Dead Eyes See No Future“ und „No Gods, No Masters“ und man hat das Gefühl, dass die Schreie von Fronterin Alissa White-Gluz noch tiefer und voller sind als bei den vor Corona besuchten Konzerten.

ARCH ENEMY selbst sind aber nach wie vor absolute Profis und funktionieren wie ein Uhrwerk, als hätten sie gar keine Pause gemacht, was aber vielleicht auch der vorangegangenen Tour und den Festival-Auftritten zuzurechnen ist. Liveshows sind zurück und ARCH ENEMY haben richtig Lust! Man fängt rechtzeitig an, man haut die Menge mit einer astreinen Licht-Show und ausgeglichenen Performance um, lässt sich nach einem „Good Night“ nochmal zur Zugabe bitten und verlässt pünktlich zum Glockenschlag die Bühne, nur um dann nochmal kurz zu kommen, das obligatorische Instagram-Selfie zu machen und Setlists und Drumsticks zu verteilen. Es ist ein Bisschen wie mit dem Album: Es ist überzeugend, solide, mitreißend, es funktioniert, die Performance ist tadellos. Aber besondere Abwechslung oder Überraschung braucht man nicht zu erwarten…

(Tamara Deibler)

HUMANITY’S LAST BREATH, 21:35 – 22:20, Wera Tool Rebel Stage

Galerie mit 16 Bildern: Humanity's Last Breath - Summer Breeze Open Air 2022

ENSIFERUM – Flennen im Mittsommerregen

22:25 – 23:25, T-Stage

Galerie mit 22 Bildern: Ensiferum - Summer Breeze Open Air 2022

Irgendwie will es mir das Wetter nicht recht machen. Ich bin dankbar, dass Hitze und Sonne passé sind, aber muss sich das jetzt dermaßen einregnen? Während ich ‘wetterflenne’, fühlt sich der hartgesottene Finne wahrscheinlich klimatisch pudelwohl. Ein Abstecher zu ENSIFERUM müsste der Stimmung also zuträglich sein. Und ich werde nicht enttäuscht. Nachdem die Wikinger mit „Thalassic“ ein Album abgeliefert haben, das in den Schädel geht, wie Axt durch Butter, ist die Stimmung ordentlich stabil trotz Schietwedda. Kein Wunder, konnte das neue Material doch seit 2020 lange nicht anständig zelebriert werden. Das wird hier und heute Abend nachgeholt, angefangen bei „Rum, Women, Victory“, traben wir durch eine bunte Setlist-Mischung, natürlich auch aus „From Afar“ und „Iron“.

Vielleicht ist es auch meine eigene Unzufriedenheit unter dem klätschigen Regenponcho, die mich mehr als nur an einer Sache stören lässt. Ja, ENSIFERUM liefern solide und routiniert ab, mehr aber auch nicht. Und ja, sie sind nicht bekannt für ausufernde Ansprachen, aber ein „Danke, dass ihr trotz Kackwetter so zahlreich hier seid“, wäre trotzdem nett gewesen. Na gut, „Midsummer Magic“ – hey!! – und das grandiose „Andromeda“ versöhnen mich wieder etwas mit den finnischen, wortkargen Männers.

(Saskia Zillekens)

AVATAR – Kindliche Begeisterung

23:25 – 00:35, Main Stage

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Da steht nun also AVATAR auf dem Programm, aber auf der Bühne hüpfen dennoch keine großäugigen Blauhäute mit langen Steckverbindungszöpfen herum. Wobei: Zumindest blau dürften die Schweden durchaus sein, anders lässt sich die kindliche Begeisterung angesichts der spärlichen, dafür umso fäkallastiger zum Besten gegebenen Deutschkenntnisse von Frontmann Johannes Eckerström kaum erklären. Die Show an sich ist ebenso speziell und entzieht sich gekonnt einer stilistischen Einordnung. Ein bisschen Horrorpunk und Gruselrock, dazu eine Portion melodischer Death Metal und das ganze garniert mit psychedelischen Siebziger-Jahre-Vibes. Klar, dass AVATAR mit dieser unkonventionellen Mischung eine vergleichsweise spitze Zielgruppe bedienen. Der Kontrast zur proppenvollen ARCH ENEMY-Show ist daher überdeutlich – die AVATAR-Crowd findet bequem in der vorderen Hälfte des Infields Platz.

Viel Liebe zum Detail steckt in den Outfits und dem Bühnendesign, das nach dem bewusst minimalistisch gehaltenen Opener „Colossus“ mit pathosschwangerer Opulenz nicht geizt. Die theatralische Show sorgt für einen hohen Unterhaltungswert und erleichtert den Zugang zu den verspielten Over-The-Top-Kompositionen. Leichte Kost bieten AVATAR dennoch definitiv nicht, kein Wunder also, dass viele bierschwangere Seelen irgendwann die Segel streichen und sukzessive durch nachrückende DARK TRANQUILLITY-Fans ersetzt werden. So füllt sich das Infield zum Ende der Show hin wieder deutlich – und da die Neuankömmlinge mehrheitlich das Dargebotene mit anerkennendem Nicken quittieren, können AVATAR offensichtlich nicht allzu viel falsch gemacht haben.

(Florian Schörg)

DAGOBA, 23:30 – 00:15, Wera Tool Rebel Stage

Galerie mit 20 Bildern: Dagoba - Summer Breeze Open Air 2022

DER WEG EINER FREIHEIT – Mit dem Fahrrad durch Franken

00:20 – 01:20, T-Stage

Galerie mit 13 Bildern: Der Weg Einer Freiheit - Summer Breeze Open Air 2022

Am Nachmittag ihrer Show hatte Bandkopf Nikita Kamprad noch versichert, wie sehr er sich darauf freut, im Gegensatz zum Auftritt aus dem Jahr 2017, endlich mit Unterstützung durch Nacht und Nebel auftreten zu dürfen. Mittags wäre dies im Übrigen auch gar nicht möglich gewesen, denn Schlagwerker Tobias Schuler hatte die spontane Idee, aus dem immerhin gut 100 km entfernten Würzburg mit dem Fahrrad anzureisen. Nun fügt sich vor der gut gefüllten T-Stage ein deutlich passenderes Bild für den vielschichtigen Black Metal aus sphärischen Gitarrenriffs, melancholischen Momenten und dichter Atmosphäre. Leider dauert es eine ganze Weile, bis die Techniker den Gesamtsound, vor allen Dingen den Bass, besser im Griff haben und sich das Ganze von Soundbrei zu komplexem Extrem-Metal entwickelt.

Der Sound von DER WEG EINER FREIHEIT fügt sich in der Folge besser zusammen und vor der Bühne schwingen immer mehr Fans ihr Haupthaar. Auch das 2021-Werk “Noktvrn”, welches noch nicht den Weg in eine größere Meute gefunden hat, wird dabei entsprechend berücksichtigt. Ein Ohrenschmaus ist es dabei einfach immer wieder dem ultratighten Schlagzeugspiel von Schuler zuzusehen, dessen Spiel fast schon kindisch einfach und dabei hochmusikalisch wirkt. Wäre der Sound noch etwas mehr on point gewesen, hätte hier so ziemlich alles gestimmt – der Slot war in jedem Fall schon mal perfekt.

(Patrick Olbrich)

DARK TRANQUILLITY – Wer noch wach ist, wird belohnt

01:00 – 02:00, Main Stage

Galerie mit 25 Bildern: Dark Tranquillity - Summer Breeze Open Air 2022

Als die Schweden DARK TRANQUILLITY um 1:00 Uhr die Main Stage betreten, dürfte so manchem Zuschauer ein Fragezeichen über das Gesicht gehuscht sein: Lauter neue Gesichter. Wer steht da neben Sänger Mikael Stanne und Keyboarder Martin Brändström eigentlich noch auf der Bühne? Allerdings legt sich die anfängliche Irritation ziemlich schnell, denn der Sound ist klar, die Songs bekannt, und die Gitarrensoli sitzen messerscharf. Das neue Gitarristenduo Johan Reinholdz und Joey Concepcion (nur live) hat also alles im Griff. Und so klingen Songs vom Schlage „Monochromatic Stains“, „Where Death Is Most Alive“ oder „Lost To Apathy“ ganz vertraut.

Sänger Mikael Stanne wiederum hat stark mit seinen Gefühlen zu kämpfen: Der Mann versprüht ja sowieso eine positive Energie, aber heute Abend ist er so überwältigt, nach zwei „elenden Jahren“ vor einer solchen Menge endlich wieder live zu spielen, dass da die eine oder andere Träne in seinen Augenwinkeln auftaucht. Der Mann ist einfach grundsympathisch und ehrlich.

Und die Show ist toll. Eine gute Mischung aus alten Krachern und neuem Stoff, zusätzlich eine optische Komponente: Während der Songs laufen ständig Animationen und Videos im Hintergrund, den Fans soll schließlich zu so später und finsterer Stunde etwas geboten werden. Wie gesagt, das klappt gut, und so werden die Fans glücklich und zufrieden entweder zur T-Stage oder auf direktem Weg zum Matratzenhorchdienst geschickt.

(Eckart Maronde)

SERENITY – Extra hohe Zuckerstücke

01:25 – 02:10, Wera Tool Rebel Stage

Galerie mit 20 Bildern: Serenity - Summer Breeze Open Air 2022

Nicht nur für die Fans, auch für SERENITY-Sänger Georg Neuhauser geht ein langer Tag zu Ende. Doch während erstere schon merkliche Abnutzungserscheinungen zeigen, strotzt letzterer vor Energie und schafft es mit charmanter Penetranz, die Menge noch einmal aus der Reserve zu locken. Spätestens mit dem als dritter Song auf der Setlist platzierten „Velatum“ werden die müden Krieger wieder wach, recken Fäuste und Pommesgabeln gen Bühne und singen den Refrain von SERENITYs Hymne an ihre Tiroler Heimat lautstark mit. Strategisch ungünstig zwischen T-Stage und Main Stage platziert, kann die Wera Tool Rebel Stage einiges an Durchgangsverkehr verzeichnen. Da die Leute aber zwischen DER WEG EINER FREIHEIT, DARK TRANQUILLITY und EISREGEN hin und her pilgern, ist irritiertes Stirnrunzeln über die Symphonic-Metal-Zuckerstücke der Österreicher die häufigste Reaktion, dicht gefolgt von beschleunigten Schritten.

Macht aber nix, Reisende soll man nicht aufhalten und SERENITY haben noch immer genügend eigene Fans am Start, welche hochmelodiöse Ohrwürmer wie „Set The World On Fire“ oder „Legacy Of Tudors“ zu schätzen wissen und für beste Stimmung sorgen. Natürlich ist auch der „Banana Warrior“ in der ersten Reihe wieder mit am Start, den Georg Neuhauser noch von seiner mittäglichen Show mit den WARKINGS kennt und breit grinsend begrüßt. Bei „Spirit In The Flesh“ darf dann einmal mehr Bassist Fabio D’Amore die extra hohen Gesangsparts übernehmen und legt dabei die Messlatte so hoch, dass nur die wenigsten der anwesenden Fans hier mithalten können. Der Versuch klingelt mir trotzdem noch eine ganze Weile in den Ohren nach. Mit „Lionheart“ verabschieden sich SERENITY dann von einer begeisterten Menge, die im Anschluss überwiegend die Flucht vor den auf der T-Stage die längst überfällige Nachtruhe störenden EISREGEN ergreift.

(Florian Schörg)

EISREGEN, 02:15 – 03:00, T-Stage

Galerie mit 25 Bildern: Eisregen - Summer Breeze Open Air 2022

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30.08.2022

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2 Kommentare zu Summer Breeze Open Air - Der große Festivalbericht 2022

  1. Schraxt sagt:

    An sich hat es mir als erstes Festival meines Lebens sehr gut gefallen. Ich fand jedoch, dass es zu wenige Toiletten gab. Außerdem haben die Bildschirme ziemlich von der eigentlichen Bühne abgelenkt. Auch die Lage des Haupteingangs zur Mainstage direkt hinter einer Senke war nicht unbedingt schlau, weil sich darin der ganze Schlamm gesammelt hat. Aus Geldgründen ohne Stiefel, sondern nur mit Vans da war da für mich kein Hochkommen mehr möglich. Vielleicht sollte man sich da mal eine gescheite Lösung ausdenken. Ebenso bei der Abreise, wo wir im Endeffekt drei Stunden lang standen. Vielleicht wären an der Stelle Einweiser sinnvoll gewesen. Etwas aufdringlich waren teils auch die Bierverkäufer. Ein weiteres Problem sehe ich in den 4-5 Gruppen auf dem Platz, die die ganze Zeit auf maximaler Lautstärke EDM und Saufschlager gespielt haben. Natürlich ist es ok, wenn man mal ein zwei Songs aus der Richtung abspielt, aber mir auf einem Metal Festival zwanzig Mal ein Lied über die Größe des Glieds von Finch Asozial anhören zu müssen ist dann doch zu viel. Vielleicht könnte man da über die Platzordnung was regeln. Ansonsten fand ich es aber trotzdem sehr schön.

  2. ClutchNixon sagt:

    Willkommen in einer Zeit, in der jedes größere Metal Festival mit Ballermannsauftourismus konfrontiert wird. Der Schritt hin zu immer mehr Volksfestcharakter ist allerdings ein hausgemachtes Problem. Schlammcatchen etc pp. Es tut mir leid, dass dein erstes Festival dann doch mit einigen Problemen aufwarten konnte, die einfach mal nerven. Womöglich sind kleinere Veranstaltungen inklusive intimerer Atmosphäre eher etwas für dich. Dort wollen die Leute nämlich in erster Linie Musik hören und mit ihresgleichen feiern.