Summer Breeze Open Air
Der große Festivalbericht 2022
Konzertbericht
Mittwoch, 17.08.2022
Galerie mit 48 Bildern: Summer Breeze Open Air 2022 – Autogrammstunden MittwochBLASMUSIK ILLENSCHWANG, 15:00 – 16:00, T-Stage
Galerie mit 19 Bildern: Blasmusik Illenschwang - Summer Breeze Open Air 2022SIAMESE, 16:05 – 16:45, Wera Tool Rebel Stage
Galerie mit 16 Bildern: Siamese - Summer Breeze Open Air 2022RAISED FIST, 16:10 – 17:10, Main Stage
Galerie mit 16 Bildern: Raised Fist - Summer Breeze Open Air 2022PALLBEARER – Schwermut im Sonnenstein
16:50 – 17:35, T-Stage
Galerie mit 21 Bildern: Pallbearer - Summer Breeze Open Air 2022PALLBEARER sind echte Melancholie-Profis. So schön schwermütig und dennoch mitreißend wie das auf der aktuellen Tour in Gänze dargebotene „Sorrow And Extinction“ klingen nur wenige Alben. Die ideale Musik für Kopfhörer und das Glas Rotwein neben dem Plattenspieler, vielleicht noch dargeboten im kleinen Club.
Aber die große T-Stage? Und dann noch bei strahlendem Sonnenschein? Kann das funktionieren? Ja, es kann – wenn auch anders als erwartet. Denn gute Musiker sind die Amerikaner bewiesenermaßen und das spielt PALLBEARER voll aus. So gelingt es, „Sorrow And Extinction“ einen leicht sommerlichen Touch zu verpassen, die Schwere ein wenig aufzulösen, etwas Leichtigkeit hinzuzufügen. Frontmann Brett Campbell bleibt dennoch ganz bei sich, spendiert dem Publikum nur wenige Ansagen, aber PALLBEARER nutzt die Bühne, interagiert miteinander, zeigt Freude am Musikmachen. Mit ungewohnt lockerer Grundstimmung spielen die Vier, es gibt „Foreigner“, „Devoid Of Redemption“, „The Legend“, „An Offering Of Grief“.
Fast jammend und ausufernd beendet das Quartett schließlich den Auftritt. Und „Given To The Grave“ auf einem Sommerfestival nach der Blasmusik-Kapelle stimmungsvoll, aber dennoch emotional und nicht deplatziert darzubieten, ist schon eine echte Meisterleistung.
(Sven Lattemann)
MORBID ALCOHOLICA, 17:00 – 17:40, Ficken Party Stage
Galerie mit 25 Bildern: Morbid Alcoholica - Summer Breeze Open Air 2022CALIBAN – Staub, Schweiß und Spucke
17:40 – 18:40, Main Stage
Galerie mit 20 Bildern: Caliban - Summer Breeze Open Air 2022Sind wir hier am Set des bisher ungeplanten Action-Krachers “Mad Max: Fire Breeze”? Hitze, tief stehende Sonne und Staub, Staub, Staub. Die dystopische Atmosphäre schreckt uns und die restliche Meute jedoch nicht davon ab, in Masse vor der Main Stage aufzulaufen. Schließlich gibts CALIBAN und ganz sicher auch den einen oder anderen Happen aus dem neuen Album “Dystopia” auf die Zwölf. Passt doch. Auch wenn der Metalcore-Fünfer an diesem Tag ohne Bassist Marco auskommen muss, der einen Tag vorher wohl mit üblem Magen-Darm-Spaß ein Krankenhaus bezogen hat und Andreas’ Bewegungsapparat etwas zickt, gibts ordentlich Alarm. Action auf der Bühne ist auch relativ zu betrachten, das beweist der Sangesmann, als dieser in die Luft spuckt und den Rotz gekonnt rücklings mit der Hand wieder auffängt. Respuckt! Gute Hand-Auge-Koordination brauchen auch die Grabenschlampen, denn der Aufforderung diese gehörig zu beschäftigen, wird ohne Wenn und Aber Folge geleistet. Zumindest bis der dieses Jahr frisch gebackenen Song “VirUS” den ersten ausgewachsene Circlepit losbrechen lässt und ein schwarzes – oder viel mehr hellbraunes – Loch für Crowdsurfer aufreißt, dass sogar ein Riverdance-Auftritt in der Kalahari Wüste einpacken kann.
Als Andreas ein kurzes Bad in der Menge nimmt, ist plötzlich das Mikro futsch. If found, please return to singer. Glücklicherweise muss nicht für Ersatz gesorgt werden, denn der Finder – oder Langfinger – gibt die Technik kurzfristig wieder in die Hände des Benutzers zurück. Ob Andreas’ anschließend geäußerte Vermutung stimmt, dass er für diese Aktion am nächsten Tag Schelte von seiner Frau bekommt, werden wir wohl nie erfahren. Egal, denn “Dystopia” ist hier! „Ich will euch nicht mehr sehen. Gebt mir Staub!“. Der titelgebende Track des neuen Albums erledigt den Rest und die Meute vor der Bühne paniert sich endgültig selbst. CALIBAN sorgen mit Songs wie „Ich blute für dich“, dem Rammstein-Cover “Sonne” und “Memorial” final und nachhaltig dafür, dass nicht nur die Fans, sondern auch unsere Kruste aus Staub, Schweiß und Sonnencreme springt. Da scheint einem nicht nur die Sonne frontal ins Gesicht, sondern nach so einer langen Durststrecke auch allen – sowohl vor als auch auf der Bühne – vor allem aus dem Arsch.
(Saskia Zillekens)
URNE, 17:40 – 18:20, Wera Tool Rebel Stage
Galerie mit 18 Bildern: Urne - Summer Breeze Open Air 2022EXODUS, 18:25 – 19:10, T-Stage
Galerie mit 15 Bildern: Exodus - Summer Breeze Open Air 2022GUTRECTOMY, 18:10 – 18:50, Ficken Party Stage
Galerie mit 24 Bildern: Gutrectomy - Summer Breeze Open Air 2022FEUERSCHWANZ – “Bitte nicht schubsen. Ich habe Met im Rucksack.”
19:10 – 20:30, Main Stage
Galerie mit 15 Bildern: Feuerschwanz - Summer Breeze Open Air 2022Stockholmsyndrom? Besonders üble Corona-Spätfolgen? Ich würde an dieser Stelle gerne eine besonders billige Ausrede für die schlichte Tatsache ins Feld führen, dass ich in den vergangenen Jahren ernsthaft Gefallen an FEUERSCHWANZ gefunden habe. Doch scheiß‘ drauf – die Wahrheit ist, dass ich mich nach langem Zögern doch noch ernsthaft mit den jüngsten Alben der Franken beschäftigt habe und deren überraschend hohes Niveau schlichtweg nicht mehr leugnen kann. Nachdem die Scham nun also besiegt ist, gebe ich mich dem wilden Treiben hin, das schon längst die Grenzen des seichten Klamauks überschritten und seinen festen Platz in den Gefilden des ernstzunehmenden Mittelalter-Rocks erobert hat.
Über mangelndes Interesse können sich FEUERSCHWANZ jedenfalls nicht beschweren. Bis in die hintersten Reihen füllt sich der Battleground und alle machen brav beim Animationsprogramm der beiden FEUERSCHWANZ-Vorturner mit. Ein mächtiger Heldenchor verschafft sich mit lautem „Hu! Ha!“ Gehör und vertreibt jeden Anflug von Langeweile. Und während die Sonne hinter dem Horizont versinkt, sorgen großzügig zum Einsatz gebrachte Feuereffekte (nimm das, Putin!) für die Aufrechterhaltung der Betriebstemperatur. Der Hauptmann muss schon ein mächtig cooler Typ sein, um in seiner Metallrüstung nicht den Hitzetod zu sterben.
Als FEUERSCHWANZ dann die Devise „Schubsetanz ist Rittersport!“ ausgeben, nehmen die unvermeidlichen Staubwolken so massiv überhand, dass sich Hodi zu einer ernährungswissenschaftlich gewagten These hinreißen lässt: „Ich habe heute so viel SUMMER BREEZE gegessen, ich bestehe inzwischen zu 90% aus SUMMER BREEZE!“ Nachempfinden kann diesen Unsinn inzwischen wohl jeder einzelne Besucher, wen interessieren da schon die Fakten? Grüße an dieser Stelle auch an den Zeitgeist! Der ist ja zur Zeit ohnehin auf „retro“ gepolt, weshalb es kaum verwundern mag, dass der unsterbliche Sommerhit „Dragostea Din Tei“ der moldawischen Pop-Gruppe O-ZONE besonders frenetisch von der Menge abgefeiert wird.
Auf „Rohirrim“ und „Das Elfte Gebot“ folgt im Zugabenblock dann prompt noch eine weitere Coverversion – und wo die Grenze zwischen ironischem Abfeiern und ehrlicher Begeisterung verschwimmt, sind MANOWAR freilich nicht weit. Deren epischer Megahit „Warriors Of The World United“ wird von FEUERSCHWANZ mit mehr Herzblut zelebriert als Joey de Maio und seine Gesellen in den vergangenen zwanzig Jahren insgesamt vergossen haben. Das findet auch das Publikum und erreicht im getragenen Zwischenspiel bislang unerreichte Pathos-Sphären. Umso krasser fällt dann die Rückkehr zum bier- und metseligen Sauflied-Rausschmeißer „Die Hörner Hoch“ aus, bei dem zum Abschluss noch einmal alle verfügbaren Trinkgefäße in die Luft gereckt werden. Da bleibt kein Auge trocken und erst recht keine Kehle.
(Florian Schörg)
PALEFACE, 19:15 – 19:55, Wera Tool Rebel Stage
Galerie mit 20 Bildern: Paleface - Summer Breeze Open Air 2022HAWXX, 19:20 – 20:00, Ficken Party Stage
Galerie mit 24 Bildern: Hawxx - Summer Breeze Open Air 2022TESTAMENT – 60 Minuten echte Gefühle
20:00 – 21:00, T-Stage
Galerie mit 20 Bildern: Testament - Summer Breeze Open Air 2022Zu bester Tagesschau-Zeit übernehmen die Thrash-Metal-Legenden TESTAMENT die T-Stage. Mit trocken-kommentarlosem Antritt und betont locker werden die ersten Titel „Rise Up“ und „New World Order“ runtergezockt. Wer nach dieser Eröffnung noch nicht in ausgelassener Party-Laune ist, der ist entweder Grummel Griesgram oder notorischer Spaß-Verweigerer. Schaut einfach nur kurz Frontmann Chuck Billy bei der Arbeit zu, der Mann ist eine echte Stimmungskanone. Und wie wir heute Abend außerdem über ihn lernen dürfen: „The Formation Of Damnation“ ist einer seiner Lieblingssongs. Gute Sache.
Aber zur Show: Nachdem die Klänge von „Practice What You Preach“ verklungen sind, geht es mit Vollgas in Richtung des 1999er-Meisterwerks „The Gathering“. Mr. Billy erläutert kurz, dass der nun folgende Song eher zufällig aus einer Jam-Session entstanden ist – und dann ist der Zeitpunkt gekommen, ab dem auch der Großmeister der Trommelstöcke, Mr. Dave Lombardo persönlich, sein Käppi umgedreht trägt. Und spätestens seit dem 1987er-Trucker-Movie OVER THE TOP wissen wir: Das ist wie das Starten eines Motors, dann geht’s ab und zwar in diesem Fall mit „D.N.R.“.
Der Mittelteil des Sets mit den 1980er-Thrash-Klassikern „Over The Wall“, „First Strike Is Deadly“ und „Into The Pit“ – selbstredend bringt der Song eine entsprechenden Pit mit sich – leitet auf den eigentlichen Höhepunkt des Auftritts ein: Ex-Sänger Steve Souza wird auf die Bühne geholt, um den von ihm geschriebenen Song „Alone In The Dark“ gemeinsam mit Chuck Billy darzubieten. Tolle Idee! Mit diesem herzlichen Gastspiel klingt der Auftritt wie ein fröhliches Klassentreffen aus, Umarmungen inklusive, und TESTAMENT gewinnen nochmal ein paar Sympathie-Punkte extra dazu.
Zünftiger Old-School-Thrash gepaart mit einem coolen Entertainer am Mikrofon und spielerischer Klasse ist nach wie vor ein unschlagbares Mittel eine Crowd richtig in Bewegung zu versetzen. TESTAMENT auf dem SUMMER BREEZE sind der krachende Beweis.
(Sven Lattemann)
THE PROPHECY 23, 20:30 – 21:10, Ficken Party Stage
Galerie mit 16 Bildern: The Prophecy 23 - Summer Breeze Open Air 2022OUR PROMISE, 21:05 – 21:45, Wera Tool Rebel Stage
Galerie mit 19 Bildern: Our Promise - Summer Breeze Open Air 2022EISBRECHER – Ganz glattes Eis
21:15 – 22:45 Main Stage
Galerie mit 18 Bildern: Eisbrecher - Summer Breeze Open Air 2022„Heute nehmen wir mal alle von euch mit modernster Technik auf“ – sprach’s und zückt eine uralte Polaroid-Kamera. Mit dieser Aktion von Eisbrecher-Frontmann Alexander Wesselsky hat wohl auch niemand gerechnet, die Lacher hat er von Anfang an auf seiner Seite. Er weiß aber auch auf den ernsteren Saiten zu spielen, denn als er sich vor den Zuschauern verneigt und sich für den Applaus bedankt, weil sowohl das Publikum als auch der Applaus sehr vermisst worden seien, sind wir fast schon ein bisschen gerührt. Und applaudieren natürlich ein kräftiges „geht uns auch so!“ zurück.
Das Polaroid-Foto bietet eine gute Überleitung zum Song „ein frommer Mann“ und läutet die anderthalbstündige Show von EISBRECHER auf dem diesjährigen SUMMER BREEZE ein. Die Beats und Bässe gehen mir durch und durch, die Lightshow ist passend zur Stimmung düster – oder sind EISBRECHER am Ende schon in Vorbildfunktion unterwegs und sparen Energie? Kleidungstechnisch jedenfalls sind sie für den kommenden Winter gut gerüstet, denn allen „ich zieh mich für euch aus“ Witzeleien zum Trotz springt Alexx bis zum Ende korrekt gekleidet in Hose, Hemd und Weste über die Bühne und ergänzt dieses Outfit sogar immer wieder für verschiedene Songs durch neue Requisiten wie Pelzmütze, Kapitänsmantel aus schwerer Wolle, oder für „This is Deutsch“ eine grüne Trachtenweste samt Lodenhut.
Der Auftritt ist klanglich und optisch nahezu perfekt – fast ein bisschen glatt. Nach einer Stunde wandere ich über das Infield und vertrete mir die Beine, weil ich das Geschehen auf der Bühne zwar gut finde, aber mich nicht so richtig abgeholt fühle. Ich bleibe dennoch bis zum Schluss und werde mit einer kraftvollen Coverversion von FALCOSs „Out of the Dark“ als Rausschmeißer belohnt. Man kann seine Abende auch weniger schön verbringen.
(Sonja Schreyer)
THE OTHER, 21:40 – 22:20, Ficken Party Stage
Galerie mit 16 Bildern: The Other - Summer Breeze Open Air 2022PARADISE LOST – Eine Sommernachtsparty
21:50 – 22:50, T-Stage
Galerie mit 19 Bildern: Paradise Lost - Summer Breeze Open Air 2022Die Halifax-Gothic-Metal-Legenden sind regelmäßiger und stets gern gesehener Gast auf dem SUMMER BREEZE, Auftritte in Dinkelsbühl sind quasi ein Heimspiel für PARADISE LOST. So auch auf der diesjährigen Ausgabe des Festivals, wo die Mannen um Gitarrist Greg Mackintosh und Sänger Nick Holmes nach vier Jahren Abstinenz wieder am Start sind. Frontmann Holmes kommentiert in trocken-britischer und selbstironischer Art dazu, dass man seitdem ja ein paar Haare verloren und ein paar Pfund zugelegt hat. Jaja, Home-Office und geschlossene Fitness-Studios hinterlassen ihre Spuren.
Dass sich Nick Holmes zwischendurch auch noch Bier von der Security besorgt und scherzt, dass er auch gern bereit ist, dieses per PayPal zu bezahlen, zeigt die gelöste und absolut entspannte Stimmung der Band an diesem Abend. So hat man PARADISE LOST auch nicht immer erleben dürfen.
Das Set der Briten ist jedenfalls keine sonderlich große Überraschung. Routiniert arbeitet sich die Band durch ihren umfangreichen Song-Katalog der letzten dreißig Jahre, wobei der Schwerpunkt auf die bekannteren Titel gelegt wird – genug ordentliche Hits haben PARADISE LOST ja im Angebot. „Eternal“ und „As I Die“ gibt es von der Old-School-Front, die poppigen „One Second“ und „Say Just Words“ werden vom 1997er-Werk „One Second“ gegeben. Auch neuere Titel schaffen es in die Setlist, wo auch das aktuelle Werk „Obsidian“ mit „Forsaken“ und „Ghosts“ angemessen vertreten ist.
PARADISE LOST geben ein nahezu perfektes „Best-Of“-Set. Und mal ehrlich: Schwermütig die „Gothic“ zu zelebrieren, passt auch nur bedingt zu so einem lauen Sommerabend.
(Sven Lattemann)
1914 – Im Osten nichts Neues
22:50 – 23.30, Ficken Party Stage
Galerie mit 17 Bildern: 1914 - Summer Breeze Open Air 20221914 haben im Auftrag der ukrainischen Regierung eine Sondergenehmigung erhalten, obwohl es sich um eine Band aus fünf Männern handelt, ihr Land unter der Prämisse zu verlassen, über ihre musikalische Darbietung auf den Krieg im Heimatland aufmerksam zu machen. Wer könnte wohl derzeit glaubhafter und erschütternder vom Krieg singen, als der Fünfer aus Lwiw? Schließlich sind es nicht nur die Rahmenbedingungen, sondern auch der eindringliche Blackened Death/Doom Metal, der die Geschehnisse hier intoniert. Das denkt sich offenbar auch die Mehrzahl der Interessenten vor der prall gefüllten Ficken Party Stage, denn im Laufe des Auftritts der Osteuropäer ist hier kaum mehr ein freies Plätzchen zu ergattern. Dann folgt mit dem Sound leider der erste Wermutstropfen, denn mit wirklich äußerst überschaubarer Lautstärke dringen die Darbietungen von 1914 zunächst nicht richtig in Mark und Bein.
Die Ukrainer agieren hingegen glaubhaft, intensiv und vor dem Hintergrund tatsächlicher Ereignisse dieser Tage auch erschütternd. Irgendwann kann sich Fronter Ditmar Kumarberg nicht mehr zurückhalten und verdeutlicht in einer klaren Ansage, dass die russischen Invasoren zurückgedrängt werden. Hierbei gilt es eindeutig festzuhalten, dass keinerlei Worte fallen, die – ohne es mit böser Absicht zu wollen – missverständlich im Sinne eines generell antirussischen Rassismus gedeutet werden könnten. Die Fans reagieren mit eindeutigen Sprechchören oder Mittelfingern, die sicherlich nicht gegen die Protagonisten auf der Bühne gerichtet sind. Im weiteren Verlauf setzen 1914 ihre Show nicht einfach nur fort, sondern haben mit Noise von KANONENFIEBER noch tatkräftige Unterstützung bei einem weiteren Song. Die Menge dankt der Truppe mit frenetischem Applaus und das phasenweise etwas schmale Soundkonstrukt ist beinahe vergessen.
(Patrick Olbrich)
SVALBARD, 22:55 – 23:35, Wera Tool Rebel Stage
Galerie mit 16 Bildern: Svalbard - Summer Breeze Open Air 2022KORPIKLAANI – Hintergründbeschallüng
23:25 – 00:35, Main Stage
Galerie mit 21 Bildern: Korpiklaani - Summer Breeze Open Air 2022Ist das Finnisch oder kann das weg? Tatsächlich kann der trinkfeste Waldschrat-Klan für sich verbuchen, über ein glückliches Händchen für absolut brillante Melodien zu verfügen. Dabei fühlt man sich ein ums andere Mal an die ganz großen Hits der Rock- und Pop-Geschichte erinnert und fragt sich unweigerlich, ob KORPIKLAANI ihr Handwerk von den Besten gelernt haben oder einfach nur brillante Diebe sind. Wie dem auch sei, in jedem Fall bin ich heute eindeutig zu nüchtern für diese Musik. Weder will ich mich in die ausgelassen schunkelnde und tanzende Menge vor der Bühne einreihen, noch mich zu den sichtlich mitgenommenen Gestalten im hinteren Bereich des Infields gesellen, die sich dort nur noch schwer bis gar nicht mehr auf den Beinen halten können.
So fachsimple ich mit den Kollegen am metal.de-Stand darüber, dass Jonathan Davis ganz schön alt geworden ist (ach nee, das ist ja KORPIKLAANI-Sänger Jonne Järvelä), wie viele Umlaute wohl in einen durchschnittlichen finnischen Songtitel passen und warum offensichtlich niemand hier den famosen Ankie-Baggers-Hit „Where Were You Last Night“ oder wenigstens das ebenso hörenswerte NIGHTWISH-Cover des Stücks kennt. So verkommen KORPIKLAANI immer mehr zum Hintergrundgeräusch für einen dennoch recht unterhaltsamen Abend.
(Florian Schörg)
FLESHGOD APOCALYPSE, 23:40 – 00:25, T-Stage
Galerie mit 18 Bildern: Fleshgod Apocalypse - Summer Breeze Open Air 2022NYRST, 00:30 – 01:10, Wera Tool Rebel Stage
Galerie mit 10 Bildern: Nyrst - Summer Breeze Open Air 2022DIE APOKALYPTISCHEN REITER – Reiter im Regen
01.00 – 02.00, Main Stage
Galerie mit 14 Bildern: Die Apokalyptischen Reiter - Summer Breeze Open Air 2022Als Boten der nahenden Apokalypse, des jüngsten Gerichts, sind DIE APOKALYPTISCHEN REITER in der Bibel im 6. Kapitel der Offenbarung des Johannes genannt. Pünktlich um 1 Uhr, als die Thüringer die Main Stage auf dem Summer Breeze Open Air entern sollen, liefert der Himmel seine Strafe und schickt immer stärker werdenden Regen hinab. Doch als der Vierer zu Beginn “von Freiheit singen will”, dem Opener des aktuellen Albums “Wilde Kinder”, hat die noch stattlich bis zum ersten Wellenbrecher anwesende Meute alle Rahmenbedingungen vergessen. Ohnehin ist der Vierer weithin als Band bekannt, die gerne und oft live auftritt und demnach neben offensichtlicher Frische von Sänger Fuchs eben auch eine große Routine ausstrahlt. Daher verwundert es auch kaum, dass der Fronter zwar darauf hinweist, dass es sich hierbei um die erste Show seit zwei Jahren handelt, dieses aber inhaltlich kaum wahrgenommen wird.
DIE APOKALYPTISCHEN REITER haben eben nichts verlernt. Auch ältere Stücke wie “Auf und Nieder“ von “Der Rote Reiter” oder „Es wird schlimmer“ der 2008er-Platte “Licht” haben die Jungs im Gepäck und liefern zu später Stunde einen energiegeladenen Auftritt mit Blick auf die bunte Bandgeschichte. Als gegen zwei Uhr schließlich der Schlussakkord ertönt, hinterlässt die Truppe eben nicht nur bis auf die Knochen durchnässte Zuschauer, sondern auch Glückliche.
(Patrick Olbrich)
TURBOBIER, 01:15 – 02:15, T-Stage
Galerie mit 20 Bildern: Turbobier - Summer Breeze Open Air 2022Interessante Alben finden
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An sich hat es mir als erstes Festival meines Lebens sehr gut gefallen. Ich fand jedoch, dass es zu wenige Toiletten gab. Außerdem haben die Bildschirme ziemlich von der eigentlichen Bühne abgelenkt. Auch die Lage des Haupteingangs zur Mainstage direkt hinter einer Senke war nicht unbedingt schlau, weil sich darin der ganze Schlamm gesammelt hat. Aus Geldgründen ohne Stiefel, sondern nur mit Vans da war da für mich kein Hochkommen mehr möglich. Vielleicht sollte man sich da mal eine gescheite Lösung ausdenken. Ebenso bei der Abreise, wo wir im Endeffekt drei Stunden lang standen. Vielleicht wären an der Stelle Einweiser sinnvoll gewesen. Etwas aufdringlich waren teils auch die Bierverkäufer. Ein weiteres Problem sehe ich in den 4-5 Gruppen auf dem Platz, die die ganze Zeit auf maximaler Lautstärke EDM und Saufschlager gespielt haben. Natürlich ist es ok, wenn man mal ein zwei Songs aus der Richtung abspielt, aber mir auf einem Metal Festival zwanzig Mal ein Lied über die Größe des Glieds von Finch Asozial anhören zu müssen ist dann doch zu viel. Vielleicht könnte man da über die Platzordnung was regeln. Ansonsten fand ich es aber trotzdem sehr schön.
Willkommen in einer Zeit, in der jedes größere Metal Festival mit Ballermannsauftourismus konfrontiert wird. Der Schritt hin zu immer mehr Volksfestcharakter ist allerdings ein hausgemachtes Problem. Schlammcatchen etc pp. Es tut mir leid, dass dein erstes Festival dann doch mit einigen Problemen aufwarten konnte, die einfach mal nerven. Womöglich sind kleinere Veranstaltungen inklusive intimerer Atmosphäre eher etwas für dich. Dort wollen die Leute nämlich in erster Linie Musik hören und mit ihresgleichen feiern.