Summer Breeze Open Air
Der große Festivalbericht 2022
Konzertbericht
Wie erleben Bands, Fans und Mitarbeiter das Festival?
Endlich wieder Festival, endlich wieder bierschwangeres Zusammensein in Begleitung von guter Musik, endlich wieder gemeinsam leiden, wenn der gefühlt deutschlandweit einzigartige Starkregen an diesem Wochenende einmal mehr über dem Summer Breeze hinabsaust. Wir haben es vermisst. Auch die Stimmen von Bands und offiziellen vermitteln überwiegend Erleichterung, dass die Umstände ein zumindest vergleichbares Gefühl von 2019 zulassen. Doch es gibt auch kritische Worte und eben nicht nur Friede, Freude, Eierkuchen.
„Es waren definitiv zwei wirklich harte Jahre für uns als Band, doch ich glaube das richtig lange Ende kommt erst noch. Die Herausforderungen durch Preissteigerungen, mangelnde Logistik und Personalmangel sind und werden wohl noch ungleich größer als der Stillstand in den letzten zwei Jahren“, zeichnet Nikita Kamprad, Frontmann von DER WEG EINER FREIHEIT, nicht unbedingt das bunteste Bild mit Blick auf die kommende Zeit. Preistechnisch sind die Auswirkungen bei den Besuchen von Essens- oder Merchständen bereits unübersehbar. Dass die ganze Thematik durchaus eine Komplexität höheren Ausmaßes mitbringt, zeigt nicht allein die viel diskutierte Tourabsage von MANTAR, die derzeit symbolisch für die schweren Zeiten im Veranstaltungs- und Konzertsektor steht.
Veranstalter Achim Ostertag sieht die beschriebenen Schwierigkeiten ebenfalls, ist aber überzeugt, die Aufgaben auch in Zukunft meistern zu können. Das liegt womöglich mitunter daran, dass man auf dem Festival, das bei einigen inzwischen auch als „Wacken des Südens“ bekannt ist, keinesfalls die Ambitionen hat, mit dem Schwergewicht aus dem Norden in Konkurrenz zu treten. „2019 war für uns eigentlich ein herausragend positives Jahr. Wenn wir da wieder hinkommen, dann können wir richtig zufrieden sein. Das SUMMER BREEZE wird seinen Reiz auch immer dadurch haben, dass wir hier nicht die ultragroßen Namen haben, sondern als Zuschauer jedes Jahr nach neuen, kleineren Perlen tauchen kann“, resümiert Ostertag.
Dennoch: Im Großen und Ganzen bleiben die Auffassungen optimistisch, teilweise einfach euphorisch, dass Dinge, die man plötzlich ganz anders zu schätzen lernt, wieder stattfinden. Für jeden Beteiligten fordert 2022 ein wenig mehr ab. Die Produkte sind (etwas) teurer, die Organisation aufgrund kurzfristiger Änderungen etwas aufwendiger und das Wetter etwas schlechter. Die gute Stimmung macht diese Probleme aber nicht zu unüberwindbaren Hindernissen und man hat nicht das Gefühl, dass man an zukünftigen Herausforderungen scheitern könnte.
(Sonja Schreyer, Patrick Olbrich & Sven Lattemann)
Summer Breeze 2022 – Grenzenlos unbeschwert?
Endlich wieder Festival: Leute treffen, Bands schauen, vielleicht ein paar Bier trinken, unbeschwert Spaß haben – das Summer Breeze ist genau die Bubble, die wir alle mal brauchen.
Und dennoch: Es ist kein einfaches zurück in die Vor-Corona-Zeit. Das zeigt schon das eindringliche Statement des Veranstalters, Corona doch auch weiterhin ernst zu nehmen.
Denn abseits aller persönlichen gesundheitlichen Risiken, die jeder für sich selbst bewerten muss, ist Corona etwas, das alle Festivalbesucher angeht. Zitat: „Die Crew, die Künstler, die Fans – eigentlich niemand kann sich Ausfälle durch eine Corona-Infektion erlauben.“ Denn mal ehrlich: Natürlich birgt eine Massenveranstaltung wie das Summer Breeze mit 40.000 Besuchenden ein Ansteckungsrisiko. So verzichten einige Bands, für die die aktuellen Sommer-Festivalauftritte beruflich und finanziell schlicht notwendig sind und die sich einen Corona-Ausfall nicht leisten können, auf Autogrammstunden, um das Ansteckungsrisiko möglichst zu minimieren. Von möglichen Problemen bei der Rückreise in die Heimat und Quarantäne bei laufender Tour mal ganz zu schweigen, ist das eine nachvollziehbare Maßnahme.
Die Frage ist aber: Wie gehen wir alle als Festival-Besuchende gemeinsam mit diesem Risiko um, wenn wir tagelang zusammen campen und vor den Bühnen rumhängen?
Erstmal ganz pragmatisch: so werden dem üblichen Wasch- und Duschzeug auch noch drei Corona-Tests beigefügt, um für alle Fälle gewappnet zu sein. Und natürlich auch vor der Heimreise nochmal zu testen, schließlich soll das Risiko auch für die Liebsten daheim möglichst reduziert werden. Bringt aufgrund der Inkubationszeiten natürlich keine 100%ige Sicherheit, aber ist unter den gegebenen Umständen schonmal eine gute Maßnahme. Ein paar Tage Isolation im Anschluss an das Festival wären dann das Optimum, sind aber praktisch oft schwer umzusetzen, schließlich wollen Familie und Job-Alltag uns auch gern wiederhaben.
Die Maske ist schon aus Gewohnheit stets dabei – für den Fall der Fälle – aber bleibt im täglichen Festivalbesuch doch eher in der Tasche. Ohnehin sind auf dem Summer Breeze 2022 nur wenige Maskentragende zu erspähen – und auch hier an den ersten Festivaltagen oft eher zum Staubschutz, denn als Corona-Schutzmaßnahme. Als Schutzmaßnahme Abstände einzuhalten ist zwar theoretisch denkbar, aber praktisch nicht möglich. Das Summer Breeze-Gelände ist zwar ausreichend groß, so dass man Auftritte auch mal abseitig verfolgen kann, aber es gibt natürliche Engpässe in den Laufwegen, die menschliche Nähe unvermeidlich machen: Der Einlass, die Händlermeile, die Sanitäranlagen. Und irgendwie sind Abstände ja auch genau das, was viele an diesem Wochenende nicht haben möchten: Dabei sein, feiern, ausgelassen sein, geht mit Abstand und Maske kaum übereinander. Vom häufig zelebrierten Circle-Pit oder dem Crowd-Surfing mal gar nicht zu reden.
Und hier sind wir wieder am Anfang. „Dann krieg‘ ichs halt jetzt“ ist ein diesen Festivalsommer (und auch auf dem Summer Breeze) oft gehörter Satz. Diese individuelle Einschätzung steht natürlich jedem frei und, naja, den allermeisten Menschen in Mitteleuropa steht eine Corona-Infektion früher oder später ohnehin bevor. Aber genau hier gezielt rücksichtsvoll zu sein gegenüber den anderen Besuchenden, ja sogar das geliebte Festival abzubrechen, wenn man sich krank fühlt, heimzureisen um weitere Infektionen möglichst zu vermeiden und nicht nur abzureisen, weil man sich vielleicht hundeelend fühlt, das ist eine neue Erfahrung.
Aber genau dieses angepasste Verantwortungsbewusstsein ist notwendig, damit das, was wir vor einigen Jahren noch als selbstverständlich erachtet haben, auch in Zukunft funktioniert und wir das Summer Breeze 2023 dann auch entspannt erleben dürfen. Das Summer Breeze 2022 ist hierfür die Feuerprobe.
Das erste Summer Breeze nach der Corona-Pause ist auch eine besondere Herausforderung an die eigene physische und psychische Belastbarkeit. Physisch durch die üblichen Festivalerscheinungen: Wenig Schlaf, Alkohol und nicht zuletzt das dieses Jahr stark wechselnde Wetter. Aber auch für die psychische Belastbarkeit ist dieses Summer Breeze in einigen Fällen eine Grenzerfahrung: Allein der Eindruck dieser riesigen Menschenmengen, wenn man von der Mainstage in Richtung Einlass schaut, ist nach zwei Jahren Corona beeindruckend. Und vielleicht auch etwas beängstigend, denn gerade große Menschenmengen und die Nähe zu anderen Menschen können nach zwei Jahren Social-Distancing ganz neue Herausforderungen darstellen. Dazu fühlt man sich vielleicht dieses Jahr verpflichtet, besonders hart zu feiern und noch ein wenig mehr ungezwungen zu sein, es gilt ja auch einiges, corona-bedingt Verpasstes nachzuholen.
Für die physischen Beeinträchtigungen steht das Bayerische Rote Kreuz an verschiedenen Stationen (und auf Patrouille auf dem Gelände) bereit, bei Bedarf psychischer Unterstützung hilft das Team im Awareness-Zelt. Hier stehen qualifizierte Ansprechpartner:innen rund um die Uhr bereit, um bei allen Belangen zu unterstützen, an dem jede:r einzelne nicht weiterkommt oder einfach mal reden muss. Das Zelt ist direkt am Haupteingang gut zu erreichen, was der Präsenz des Angebots zu Gute kommt. Rein geräuschetechnisch ist das natürlich herausfordernd, von der T-Stage schallt es unüberhörbar herüber. Zum ersten Mal ist das Team in dieser personellen Zusammensetzung vor Ort, die Mitarbeitenden sind konfessionsübergreifend (und konfessionslos) aufgestellt, um so möglichst viele Besucher:innen ansprechen zu können. Die Auswahl des jeweiligen Gesprächspendants liegt dabei aber bei der aufsuchenden Person. Das ist dann wie so oft im Leben: Auch hier hilft es, wenn es menschlich passt.
Eigene emotionale und psychische Grenzüberschreitungen sind dabei ein Thema des Awareness-Teams. Alkoholkonsum, gemeinsames Camping, Party-Laune: All dies kann dazu führen, dass man sich selbst und die eigene psychische Belastungsgrenze unbewusst überschreitet. Und ein Festival ist eben auch ein enthemmter und enthemmender Raum. So werden ansonsten tabuisierte Themen hier im Awareness-Zelt offen angesprochen – natürlich sind alle Gespräche absolut anonym und die Umgebung geschützt.
Aber auch Situationen, die auf den ersten Blick vielleicht eher alltäglich wirken, aber für die betroffene Person in einer fremden Umgebung angsteinflößend und nicht bewältigbar sind, gehören zur Arbeit des Teams. Wenn man das eigene Zelt mitten in der Nacht nicht wiederfindet. Oder sämtliche Wertsachen verschwunden sind. Oder eben jemand mit der großen Menge an Menschen nicht mehr so gut zurechtkommt. Im Awareness-Zelt gibt es Unterstützung.
Das Awareness-Team jedenfalls zieht eine positive Bilanz der eigenen Arbeit. Das Angebot werde angenommen, die Sinnhaftigkeit der Arbeit stehe außer Frage. Dass das Angebot noch vergrößert und nach den gesammelten Erfahrungen dieses Jahres auch noch Verbesserungsmöglichkeiten erkannt worden sind, gibt das Team auch gern zu. So möchte man beispielsweise auch aktiver zu den Besuchenden gehen, anstatt das Angebot nur stationär gestalten zu können und sich auch ansonsten breiter aufstellen.
Wie wichtig diese Arbeit ist zeigen auch andere prominente Beispiele aus der Festival-Landschaft: Vom Wacken bis zum Deichbrand wird der Bedarf an Unterstützung auf Festivals sichtbar. Es ist jedenfalls gut zu wissen, dass es auch auf dem Summer Breeze ein Angebot gibt, das bei allen nicht-sichtbaren Problemen Unterstützung anbieten kann. Danke an dieser Stelle an das Awareness-Team für den kurzen Einblick in die Arbeit.
(Sven Lattemann)
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An sich hat es mir als erstes Festival meines Lebens sehr gut gefallen. Ich fand jedoch, dass es zu wenige Toiletten gab. Außerdem haben die Bildschirme ziemlich von der eigentlichen Bühne abgelenkt. Auch die Lage des Haupteingangs zur Mainstage direkt hinter einer Senke war nicht unbedingt schlau, weil sich darin der ganze Schlamm gesammelt hat. Aus Geldgründen ohne Stiefel, sondern nur mit Vans da war da für mich kein Hochkommen mehr möglich. Vielleicht sollte man sich da mal eine gescheite Lösung ausdenken. Ebenso bei der Abreise, wo wir im Endeffekt drei Stunden lang standen. Vielleicht wären an der Stelle Einweiser sinnvoll gewesen. Etwas aufdringlich waren teils auch die Bierverkäufer. Ein weiteres Problem sehe ich in den 4-5 Gruppen auf dem Platz, die die ganze Zeit auf maximaler Lautstärke EDM und Saufschlager gespielt haben. Natürlich ist es ok, wenn man mal ein zwei Songs aus der Richtung abspielt, aber mir auf einem Metal Festival zwanzig Mal ein Lied über die Größe des Glieds von Finch Asozial anhören zu müssen ist dann doch zu viel. Vielleicht könnte man da über die Platzordnung was regeln. Ansonsten fand ich es aber trotzdem sehr schön.
Willkommen in einer Zeit, in der jedes größere Metal Festival mit Ballermannsauftourismus konfrontiert wird. Der Schritt hin zu immer mehr Volksfestcharakter ist allerdings ein hausgemachtes Problem. Schlammcatchen etc pp. Es tut mir leid, dass dein erstes Festival dann doch mit einigen Problemen aufwarten konnte, die einfach mal nerven. Womöglich sind kleinere Veranstaltungen inklusive intimerer Atmosphäre eher etwas für dich. Dort wollen die Leute nämlich in erster Linie Musik hören und mit ihresgleichen feiern.