Summer Breeze Open Air
Der große Festivalbericht 2022
Konzertbericht
Rahmenprogramm: Metal-Yoga
Das SUMMER BREEZE bietet dem Metalhead mit über 130 Bands nicht nur die musikalische Vollbedienung, sondern auch ein feines Rahmenprogramm. Abwechslung tut gut, und das nicht erst nach fünf Festivaltagen. Meister der ruhigen Hand sind beim Bogenschießen gut aufgehoben, und wer’s sportlich mag, kann sich im Axtwerfen versuchen. Da sich bei mir ohne meinen Kollegen Alex und ohne DJ-Set auf der “Ficken Party Stage” ein Zeitfenster aufgetan hat, nehme ich kurzerhand das “Metal-Yoga” näher unter die Lupe. Für Euch – metal.de vor Ort.
Autsch! Die ersten beiden Tage haben mit Hitze, Headbangen und dem einen oder anderen Herrengedeck bei mir schon ihren Tribut gezollt. Ich fühle mich latent unwohl, und im Nacken zieht eine fiese Verspannung. Das muss dieses Alter sein, vor dem immer gewarnt wird. „Geh doch zum Yoga“, ist ein gut gemeinter Ratschlag aus meiner Zeltgruppe. Ich will gerade abwinken wegen der säuseligen Musik, als mich ein durchdringendes Ziehen im Rücken ermahnt, doch etwas zu tun. Okay, okay, ich gehe ja schon zum Yoga. Um genauer zu sein: zum „Metal-Yoga“ vor der Ficken Party Stage.
Als ich dort ankomme und in Richtung Bühne schiele, spielen SLAYER gerade „South Of Heaven“. Also klar, das kommt natürlich nur vom Band. Voll ist es hier, kaum ein freier Platz: Das werden mehrere Hundert Metalheads sein, die dort ein Handtuch vor sich ausgebreitet haben, ihre Yogamatte oder direkt eine faltbare Sonnenliege. Ich schleiche nach hinten und schaue erst einmal aus sicherer Entfernung dem Treiben zu. Der Sonnengruß. Die Origami-Faltung für den menschlichen Körper. Wie soll ich den bloß schaffen?
„Kannst du nicht mehr?“, raunt mich ein Typ an, der neben mir steht. „Hä? Du machst doch auch nicht mit“, gebe ich zurück. „Na ja, ich bin nicht so sportlich“, sagt er kleinlaut. Sportlich, so so. Aus dem Boxen tönen mittlerweile DIMMU BORGIR, und Yoganette gibt über das Mikrofon weitere Anweisungen. Säuselig klingt das mal nicht, eher etwas herrisch. Was soll’s, wir sind hier auch auf einer Metal-Veranstaltung. Da braucht es schon mal klare Ansagen.
„Jetzt das linke Bein anheben!“ Ich ertappe mich, wie ich selbst mitmache. Jeder macht hier mit, sogar der Typ im Dinosaurier-Kostüm vor mir. Ich vergleiche meine Bewegungen mit seinen, das sieht plump aus. Jedenfalls bei mir. Durchatmen, ich bin ja nicht ohne Grund hier: Egal wie es aussieht, ich will hinterher wieder entspannter durch das Festival kommen. Mein Blick schweift über das Infield. Ein Fan hat einen riesigen Teddybären auf seinen Schultern sitzen. Ein anderer reckt sein Gesäß in die Höhe, verdeckt lediglich von einem Stringtanga. Da wäre sogar ein Borat-Schwimmanzug noch ein Upgrade gewesen.
Der „Hund“. Ich erinnere mich noch daran, wie mir jemand erklärte, dass der „Kranich“ nichts, aber wirklich nichts mit Yoga zu tun hat. Ich muss grinsen. Aus den Boxen schallt mittlerweile „Down With The Sickness“, während aus ein paar Schweißperlen auf meiner Stirn ein ganzer Sturzbach geworden ist. Sonne und Hitze sind wirklich gnadenlos, und es ist anstrengend. Dennoch: Das hat schon Spaß gemacht, und irgendwie fühlt sich mein vom Festival geschundener Körper auch wieder etwas geschmeidiger an. Dann mal weiter, am besten bei CANNIBAL CORPSE. Namaste, liebe Metalheads.
(Eckart Maronde)
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An sich hat es mir als erstes Festival meines Lebens sehr gut gefallen. Ich fand jedoch, dass es zu wenige Toiletten gab. Außerdem haben die Bildschirme ziemlich von der eigentlichen Bühne abgelenkt. Auch die Lage des Haupteingangs zur Mainstage direkt hinter einer Senke war nicht unbedingt schlau, weil sich darin der ganze Schlamm gesammelt hat. Aus Geldgründen ohne Stiefel, sondern nur mit Vans da war da für mich kein Hochkommen mehr möglich. Vielleicht sollte man sich da mal eine gescheite Lösung ausdenken. Ebenso bei der Abreise, wo wir im Endeffekt drei Stunden lang standen. Vielleicht wären an der Stelle Einweiser sinnvoll gewesen. Etwas aufdringlich waren teils auch die Bierverkäufer. Ein weiteres Problem sehe ich in den 4-5 Gruppen auf dem Platz, die die ganze Zeit auf maximaler Lautstärke EDM und Saufschlager gespielt haben. Natürlich ist es ok, wenn man mal ein zwei Songs aus der Richtung abspielt, aber mir auf einem Metal Festival zwanzig Mal ein Lied über die Größe des Glieds von Finch Asozial anhören zu müssen ist dann doch zu viel. Vielleicht könnte man da über die Platzordnung was regeln. Ansonsten fand ich es aber trotzdem sehr schön.
Willkommen in einer Zeit, in der jedes größere Metal Festival mit Ballermannsauftourismus konfrontiert wird. Der Schritt hin zu immer mehr Volksfestcharakter ist allerdings ein hausgemachtes Problem. Schlammcatchen etc pp. Es tut mir leid, dass dein erstes Festival dann doch mit einigen Problemen aufwarten konnte, die einfach mal nerven. Womöglich sind kleinere Veranstaltungen inklusive intimerer Atmosphäre eher etwas für dich. Dort wollen die Leute nämlich in erster Linie Musik hören und mit ihresgleichen feiern.