Summer Breeze Open Air
Der große Festivalbericht 2019

Konzertbericht

Billing: Parkway Drive, Bullet For My Valentine, Avantasia, In Flames, Subway To Sally, King Diamond, Dimmu Borgir, Emperor, Airbourne, Hammerfall, Meshuggah, Testament, Kvelertak, Eluveitie, Cradle Of Filth, Hypocrisy und Lordi
Konzert vom 13.08.2019 | Flugplatz, Dinkelsbühl

Freitag, 16.08.2019

Galerie mit 46 Bildern: Summer Breeze 2019 – Autogrammstunden Freitag bis 18:00 Uhr Galerie mit 26 Bildern: Summer Breeze 2019 – Autogrammstunden Freitag ab 18:00 Uhr

11.30 Turbobier (T-Stage)

Galerie mit 19 Bildern: Turbobier - Summer Breeze Open Air 2019

Ach, irgendwie muss man die Jungs von TURBOBIER einfach gern haben. Nicht nur, weil sie bereits um halb zwölf mittags so viel gute Laune wie kaum sonst eine Band verströmen, sondern auch, weil die Simmeringer mit ihrem humorvollen Punk Rock und dem Wiener Schmäh für eine gelungene Abwechslung zwischen all den Black, Death und Power Metal Acts im diesjährigen Line-Up bieten. Frontmann Marco Pogo, seines Zeichens Vorsitzender sowie Gründervater der BPÖ (Bierpartei Österreich) und exzellenter Alleinunterhalter, ist ohnehin Experte darin, Lacher am Fließband zu liefern. Angesichts der angespannten politischen Lage in der Alpenrepublik ist den Jungs ein baldiger Wahlerfolg nur zu wünschen, auch wenn Versprechen wie die Null-Stunden-Woche oder das Verbot jeglicher Biermischgetränke (insbesondere Radler!) wohl nicht jedem schmecken dürften. Auch rein musikalisch betrachtet sind TURBOBIER eine wahre Stimmungskanone. Songs wie das polizeifeindliche Liebeslied „Verliebt in einen Kiwara“ oder das von Grund auf überarbeitete Helene-Fischer-Cover „Arbeitslos durch den Tag“ werden lautstark mitgesungen und frenetisch bejubelt. Dass bereits die erste Band einen derartigen Menschenstrom vor die T-Stage zieht, erlebt man auch nicht alle Tage (bzw. Jahre). Prost! (Jonas Erbaş)

Setlist

Mord Im Affekt
Verliebt in einen Kiwara
Feuerwehrfestl
I hoss olle Leit
Floschnpfand
King Of Simmering
Die Bierpartei
Insel muss Insel bleiben
A Mensch is a Mensch
Heut Farh Ma Polizei
VHS
Fuaßboiplotz
Arbeitslos

12.00 After The Burial (Main Stage)

Galerie mit 16 Bildern: After The Burial – Summer Breeze Open Air 2019

Wie bestellt und bestens abgesprochen knallt gegen die Mittagszeit die Sonne auf das Infield. AFTER THE BURIAL haben sich für ihren Gig schönstes Wetter bestellt. Die besten Bedingungen, um zu feinem Technical Death Metal die müden und, von der Nacht im Zelt, verspannten Nackenmuskulaturen einem soliden Training zu unterziehen. Anfangs auf der großen Bühne etwas verloren wirkend grooven sich AFTER THE BURIAL dann recht schnell ein. Ab dann heißt es: Es gibt nur ein Gas, Vollgas! Sänger Anthony Notarmaso freut sich hinter seinem Mikro sehr, dass sich trotz des frühen Showbeginns so viele Metaller vor der Bühne drängeln. Das schreit ja förmlich nach gemeinschaftlichem Sport am frühen Mittag, und so fordert der Fronter die Meute auf, zu “Behold The Crown“ doch mal ein bisschen mehr herumzujumpen. Sich selbst gönnt die Band aber auch keine Verschnaufpause und zimmert sich durch eine knackige Setlist, welche den Fokus nicht nur auf dem neuen Release “Evergreen“ legt. Die US-Amerikaner machen mit ihren technisch auf hohem Niveau gezockten Songs heute sehr viele Fanherzen glücklich. (Jeanette Grönecke-Preuss)

Setlist

Lost In The Static
Collapse
Behold The Crown
Cursing Akhenaten
Berzerker
Aspiration
Exit, Exist
Wolves

12.20 Harpyie (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 1 Bildern:

Mittelalter-Rock-Bands gibt es wie Sand am Meer. Und auch den Spin, die eigene Musik weg vom Sack-Gedudel zu drehen und um Electro- oder Industrial-Klänge anzureichern, haben Bands wie SUBWAY TO SALLY bereits vor mehr als fünfzehn Jahren vollzogen. HARPYIE kommen insofern wohl einfach zu spät zur Party und versäumen es, irgendwelche neuen Akzente zu setzen. Der Gesangsstil erinnert stark an SALTATIO MORTIS, musikalisch bedient man sich einmal quer bei den bekannten Szenegrößen und versäumt es dabei einen eigenständigen Charakter zu entwickeln. Handwerklich ist die Musik indessen gut gemacht und wird auch showtechnisch solide in Szene gesetzt. Kein Wunder also, dass hier die partywütige Menge vor der Bühne ordentlich steil gehen kann und das als Rausschmeißer zelebrierte EIFFEL-65-Cover „Blue (Da Ba Dee)“ aus bis zum Erbrechen vollem Halse mitsingt. (Florian Schörg)

Setlist

Blut & Spiele
Fauler Zauber
Schneeblind
Seemann Ahoi
Berserker
Löwenherz
Blue (Da Ba Dee)

12.55 Dust Bolt (T-Stage)

Galerie mit 23 Bildern: Dust Bolt - Summer Breeze Open Air 2019

Die Dose Bier wird direkt vor das Mikro gehalten, der Sänger bittet das wartende Publikum kurz um Ruhe. Dann ein “Knack Zisch“. Mit einer direkt über die Tonanlage geöffneten Dose Bier reißen DUST BOLT ihren Gig auf. Die Thrash Metaller sind nicht nur mit dem ein oder anderen Kaltgetränk gut bewaffnet, sondern sind auch sofort absolut angeknipst unterwegs. Die T-Stage steht unter Dampf und verursacht im Infield routierende Pits, die sich sehen lassen können. Sonne strahlt, Stimmung kocht. DUST BOLT sind aus Berlin angereist, um zu feiern. Basser Bene spielt kurzerhand einfach direkt in der Menge weiter. Wozu sind Absperrungen da? Genau, um darüber zu klettern. Die Party geht weiter, das Bier und der Schweiß fließen. Mit einem beherzten Sprung und einem finalen Stagedive, welchen Bassist Bene mit breiten Grinsen feiert, beenden DUST BOLT ihre Thrash-Bambule. (Jeanette Grönecke-Preuss)

Setlist

Mind The Gap
Dead Inside
Killing Time
Bloody Rain
SickxBrain
Rhythm To My Madness
Agent Thrash

12.55 Beast In Black (Main Stage)

Galerie mit 21 Bildern: Beast in Black - Summer Breeze Open Air 2019

Für die einen sind BEAST IN BLACK die Power-Metal-Nachwuchshoffnung schlechthin, andere kreiden den Finnen ihren Hang zum Kitsch an und können über das MODERN TALKING des Metals bestenfalls schmunzeln. Egal, Fakt ist: Bandgründer Anton Kabanen, der schon mit seinen Ex-Kollegen BATTLE BEAST beachtliche Erfolge erzielen konnte, weiß genau, wie seine Musik klingen soll. So sehr das finnische Biest auch polarisieren mag, genug Zuhörer finden sie an diesem Freitagmittag vor der Main Stage allemal. Stimmung und Wetter könnten kaum besser sein und so wird zu Hits wie dem selbstbetitelten „Beast In Black“ oder dem eingängig-poppigen „Blind And Frozen“ ausgiebig gefeiert. Besonders Sänger Yannis Papadopoulos macht an diesem Tag eine außerordentlich gute Figur. Jeder Ton sitzt, und seine kraftvolle, vielseitige Stimme hallt beinahe über das komplette Infield. Dass die Finnen an diesem Tag ihre letzte Festivalshow des Sommers spielen, ist ihnen jedoch gegen Ende des Sets schon ein wenig anzumerken. Nichtsdestotrotz liefern die Jungs ab und verabschieden sich vor ihrer anstehenden Tour in ein paar wohlverdiente freie Tage. (Jonas Erbaş)

Setlist

Cry Out For A Hero
Unlimited Sin
Beast In Black
Eternal Fire
No Surrender
Born Again
Die By The Blade
True Believer
Sweet True Lies
From Hell With Love
Blind And Frozen
End Of The World

13.50 Kissin‘ Dynamite (Main Stage)

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Sie sind schon sympathisch, die Schwabenmetaller KISSIN‘ DYNAMITE: Fünf Jungs, die vor elf Jahren begannen, das Motto „Bring back stadium rock!“ in die Tat umzusetzen. Mit eingängigen Songs, Spielfreude, großen Posen und der nötigen Portion Animation für das Publikum. Und das funktioniert auch an diesem sonnigen Mittag auf und vor der Main Stage ganz hervorragend. Da wird der eingängige Opener „I’ve Got The Fire“ von einer ganzen Batterie Pyros unterfüttert und mit vier Böllern abgeschlossen. Die ganze Band macht aber auch abseits von Effekten ordentlich Stimmung und dirigiert die Menge durch die Songs: Hier ein Singalong-Refrain, dort rhythmisches Klatschen oder konzertiertes Winken im Takt – und die bereits zahlreich erschienenen Fans fressen der Band aus der Hand.

Zum Pflichtteil eines KISSIN‘ DYNAMITE-Konzerts gehört derzeit, dass Sänger Hannes Braun bei „Waging War“ eine Flagge schwenkt und vor „I Will Be King“ mit rotsamtener Schleppe und Lakai auf die Bühne stolziert und auf einem hinter dem Drumkit platzierten Thron Platz nimmt. Wenn schon Stadionrock, dann schon richtig. Das sehen auch die Fans so, die ordentlich Stimmung machen und von denen einige nicht erst beim abschließenden „Flying Colours“ als Crowdsurfer in Richtung Bühne entschweben. Noch was? Niemand kann so schön „Danke schön“ singen wie der blondierte Sänger. Wie gesagt: Sie sind schon sympathisch, die Jungs. (Eckart Maronde)

Setlist

I’ve Got The Fire
Somebody’s Gotta Do It
Love Me, Hate Me
Sex Is War
Waging War
I Will Be King
You’re Not Alone
Flying Colours

14.00 Heavysaurus (Unzucht Party Stage)

Galerie mit 18 Bildern: Heavysaurus - Summer Breeze Open Air 2019

Vorab ein paar Eckdaten für alle Nicht-Anwesenden oder -Wissenden: HEAVYSAURUS wurde vor zwei Jahren gegründet und basiert auf einer Franchise-Idee, welche aus Finnland stammt und sowohl in Deutschland als auch Spanien adaptiert wurde. Ziel ist kindgerechter Metal und eine große Portion Show und Spaß – was mit fünf hierzulande bekannten Musikergesichtern versteckt in großen Dinokostümen schon mal gute Vorraussetzungen bietet.

Die Show selbst ist witzig, spritzig, und man reagiert neben toller musikalischer Umsetzung sehr spontan auf die Ereignisse vor der Bühne. Drei Dinge sind hierbei jedoch noch anzusprechen, die der Band jedoch nicht angelastet werden sollten: Die Ficken Stage ist auf dem Campground, bietet aber leider keinerlei Sonnenschutz. Die durch die Wolkendecke scheinende Sonne brutzelt uns Erwachsenen um 14.00 Uhr die Schädel weich, man möchte eher nicht darüber nachdenken, was ohne die paar Wolken besonders von den Kindern ausgehalten hätte werden müssen. Dazu ist die Stunde Spielzeit für viele der Kids einfach zu lange – wo anfangs noch geklatscht und mitgesungen wird, ist nach einer halben Stunde einfach die Luft raus, aber das ist natürlich auch eine Frage des Typs und Alters.

Dass zu HEAVYSAURUS wesentlich mehr erwachsene Festivalbesucher kommen, als man aufgrund der musikalischen Ausrichtung im Vorfeld annehmen würde, ist abzusehen. Dass es letztendlich aber so viele sein würden, dass es stellenweise schon gefährlich für die Kleinen vor der Bühne ist, für welche die Show ja eigentlich gedacht ist, lässt schon vorsichtig aufschauen und die Augen offen halten. Natürlich spielt auch hier der Promillepegel der Besucher mit rein, aber besonderes Lob geht hier einerseits an die Helfer vor der Bühne, die schnell auf die Situation reagieren, die Kinder in den abgesperrten Raum vor die Stage lassen und mit Getränken und Ohropax versorgen, und andererseits auch an Mr. Heavysaurus, der sehr schnell darum bittet, dass Crowdsurfen unterlassen werden und allgemein besser aufgepasst werden sollte. Auf jeden Fall aber bieten HEAVYSAURUS ein tolles Programm für den Familientag des Festivals! (Tamara Deibler)

Setlist

Yeah, Heavysaurus!
Schatzsuche
Monsterkrass
Kaugummi ist mega!
Rupuliina
Heavy Twister
Ugala Bugala
Rarrr
Raumschiff Juranoid
Heavysaurus Tag
Dino-Metalheads

14.20 Deserted Fear (T-Stage)

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Todesmetallische Klänge auf der T-Stage: Thüringens Death-Metal-Monster DESERTED FEAR lässt sich nicht lumpen und trumpft auch ohne Frontmann Manuel Glatter an der Gitarre, der aufgrund eines Sägeunfalls sich heute mit dem Posten am Mikro begnügen muss, mächtig auf. Das ostdeutsche Quartett kann auch an diesem frühen Freitagnachmittag seine Live-Qualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellen und punktet mit Nackenbrechern wie „The Final Chapter“. Dass sich auch das Publikum mit vollem Körpereinsatz an der Show beteiligt, versteht sich angesichts der geballten Ladung an fetten Riffs und Drum-Gebolze fast von allein. Letztendlich bekommen die Anwesenden an diesem Tag genau das, weswegen die meisten wohl auch aufs Infield gekommen sind: eine Dreiviertelstunde feinster Abriss! (Jonas Erbaş)

Setlist

Battalion of Insanities
Mortal Reign
Kingdom of Worms
Wrath on Your Wound
Welcome to Reality
Face Our Destiny
The Final Chapter
Field of Death
My Empire
The Carnage
All Will Fall
Bury Your Dead
Nocturnal Frags

14.45 Izegrim (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 20 Bildern: Izegrim – Summer Breeze Open Air 2019

Das Klischee vom niederländischen Panzer, der einen todesbleiern überrollt, bekommt bei IZEGRIM zumindest mal ein neues Gesicht. Fronterin Marloes Voskuil strahlt über beide Ohren und bringt die Sonne praktisch mit auf die Wera Tool Rebel Stage, während sie wie der Teufel alles niederbrüllt und beim Bangen ihre zuvor noch schön glatt gefönte Matte ordentlich durcheinander wirbelt. Fette Grooves walzen sich unbarmherzig durch die moshende Menge, die durch vereinzelte Thrash-Attacken immer wieder zackig in Wallung gebracht wird. Obligatorische Circle Pits und Crowdsurfer lassen sich bei einer derart charmant lächelnden Panzerpilotin natürlich gerne und bereitwillig überrollen. Und spätestens beim „Celebratory Gunfire“ erreicht die Stimmung vor der Bühne ihren Siedepunkt. Mission erfüllt. (Michael Klaas)

Setlist

White Walls
Endless Desire
Reclaim My Destiny
Insanity Is Freedom
Retraumatized
Celebratory Gunfire
Endless Strife

14.45 Queensryche (Main Stage)

Galerie mit 13 Bildern: Queensrÿche - Summer Breeze Open Air 2019

Die legendären Prog Metaller QUEENSRŸCHE verbuchen auf dem diesjährigen Summer Breeze etwas, was sich mehr wie ein Anstandsbesuch anfühlt denn wie eine beherzte Vorstellung. Abgesehen davon, dass Todd LaTorre die üblichen Sprüche aus dem Phrasenschwein kloppt, die einem durchschnittlichen Sänger üblicherweise mehr aus der Verlegenheit heraus über die Lippen fahren, sind es allein die ikonischen Songs, die vor allem die jünger geblienen Semester im Publikum bei Stange und Laune halten. Tracks wie „Operation: Mindcrime“, „Queen Of The Reich“ oder „Eyes Of A Stranger“ werden von denen praktisch mit Kusshand in Empfang genommen und mitgebetet, für Außenstehende und Neuankömmlinge im Reich von QUEENSRŸCHE gibt es bei diesem Auftritt jedoch nicht viel zu holen. Dafür existiert die Chemie zwischen Sender und Empfänger praktisch gar nicht, was für eine Band von diesem Kaliber schon eine gewisse, desillusionierende Wirkung hinsichtlich ihres Kultstatus‘ hat. (Michael Klaas)

Setlist

Laundry Intro
Blood Of The Levant
I Am I
NM156
Operation: Mindcrime
Walk In The Shadows
Queen Of The Reich
Screaming In Digital
Take Hold Of The Flame
Jet City Woman
Empire
Eyes Of A Stranger

15.10 The Lazys (Wera Tool Rebel Stage)

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Dass THE LAZYS ihrem Bandnamen ganz und gar nicht treu sind, beweisen sie spätestens mit ihrem Auftritt beim diesjährigen Summer Breeze Open Air, als sie ihr Set sogar zwei Minuten früher als angekündigt starten und von Sekunde eins an das Publikum im sprichwörtlichen Sack haben. Die Wera Tool Rebel Stage erfährt einen amtlichen Abriss der fünf australischen Hard-Rocker, die die davor versammelte Menschenmasse mit Stadion Rock im Stile von AC/DC zum Kochen bringen. Mit Krachern wie „Nothing But Trouble“ und „Little Miss Crazy“ und den wiederholten, sowohl sehr hörens- wie auch sehenswerten Soloeinlagen von Lead-Gitarrist Matt Morris, der mit seiner fröhlichen Gesichtskirmes die Zuschauer zu Höchstleistungen und vom Klatschen rauchenden Handflächen anspornt, transportieren THE LAZYS das ganze Konzert über gute Laune und Energie. Nach leider viel zu schnell verflogenen dreißig Minuten ist nicht auszumachen, wer wen glücklicher gemacht hat – die Band das Publikum oder das Publikum die Band. (Sonja Schreyer)

Setlist

Picture Thieves
Little Miss Crazy
Nothing But Trouble
All Fired Up
Half Mast Blues
Louder Than Youth
Can’t Kill The Truth

15.30 Teethgrinder (Ficken Party Stage)

Galerie mit 19 Bildern: Teethgrinder - Summer Breeze Open Air 2019

Am Nachmittag haben Grind-Jünger dann die Wahl zwischen Dreck oder Tech. Denn die Holländer TEETHGRINDER und die Belgier ABORTED spielen dummerweise fast zeitgleich und graben sich wahrscheinlich gegenseitig potentielle Zuschauer ab. Die meisten scheinen sich für die technischere Variante dieser Spielart entschieden zu haben und warten vor der T-Stage auf ABORTED. Aber auch die Crowd vor der Ficken Party Stage ist ordentlich und hat offenbar richtig Bock mitgebracht. Kaum ballern die Niederländer los, wird ein Pit eröffnet. In Sachen Bewegungsdrang stehen auch TEETHGRINDER dem in nichts nach. Besonders Sänger Jonathan Edwards macht ganz schön Randale und kloppt sich immer wieder, auch zwischen den Songs, das Mikro gegen die Birne. Das Stageacting passt auf jeden Fall absolut perfekt zum wilden Gebolze aus Grind, Sludge und Doom. Eine durchaus launige und intensive Show. (Radu Todoran)

Setlist

Rites Of Sorrow
Hellbound
Hope In Death
Death Of The Individual
187
Force Fed Ideologies
Isolation
Sicarius
Desolation
The Pain Exceeds The Fear

15.45 Aborted (T-Stage)

Galerie mit 1 Bildern:

Ein ordentlicher Schwall Wasser über den Kopf, ein paar Schläge vor die Stirn – ABORTED-Sänger Sven „Svencho“ de Caluwé weiß, wie er sich in aggressive Stimmung bringen muss, um seine Death-Metal-Hassbatzen angemessen zu performen. „Hallo Summer Breeeeeze, seid ihr bereit durchzudrehen?“, ruft er nach dem Opener „Terrorvision“ ins gut gefüllte Infield vor der T-Stage. Klar, der Mob vor der Bühne hat da bereits einen Circle Pit gebildet, der bis zum Ende des Auftritts nicht versiegen wird und der Musik angemessen ist. Die ist technisch versiert, brutal und oftmals irre schnell – und so scheint Bassist Stefano Franceschini mit seinem Rotorbangen das Tempo für den Pit vorzugeben. „Are you ready for some more fucking blastbeats?“ Aber sicher doch. Vor der Bühne ist also ordentlich Bewegung, auf der Bühne auch, wobei Svencho immer wieder wie ein Klappmesser im Takt der Musik mitgeht. Bei aller Bewegung ist es aber auch faszinierend zu sehen, wie perfekt die Musiker die mit technischen Finessen gespickten Stücke zocken. Dabei hat Drummer Ken Bedene neben den irre schnellen Blastbeats noch eine weitere Aufgabe: mit einzelnen Subwoofer-Bässen das Infield erbeben zu lassen. Das Ergebnis: Erstauntes Grinsen in den Gesichtern der vom Auftritt absolut geplätteten Fans. (Eckart Maronde)

Setlist

Cymatic (Intro)
Terrorvision
Deep Red
Necrotic Manifesto
Hecatomb
Termination Redux
Cadaverous Banquet
Enumeration Of Cadavers
Holocaust Incarnate
Coffin Upon Coffin
Origin Of Disesase
Exquisite Covenous Drama
Whore D’Oeuvre Macabre
Sanguine Verses
Threading/Saw

15.55 Dragonforce (Main Stage)

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Die Meister des Power Metal der Marke „Flitzefinger“ sind auf den 80er-Zug aufgesprungen. Schon beim Anblick des Sets, das für DRAGONFORCE aufgebaut worden ist, dürfte sämtlichen Kindern aus dieser Zeit das nostalgische Freudenwasser ins Auge geschossen sein. Arcade-Maschinen frisch aus den Spielhallen der Achtziger und ein riesiger Drachenkopf zieren das Bühnenbild und lassen mindestens mal auf eine herrlich bekloppte Over-The-Top-Darbietung hoffen. Was die Fans bekommen, ist angesichts des aufwendigen Sets eine erstaunlich trockene und humorlose DRAGONFORCE-Vorstellung. Nun ja, so trocken das bei den Herren eben geht.

Hermann Li und Sam Totman brennen natürlich ihr übliches Feuerwerk an den Gitarren ab, aber kein Chiptune-Gepiepe weit und breit. Nicht mal zocken kann man an den Maschinen, die letzten Endes nur als glorifizierte Podeste für die Gitarristen dienen. Immerhin stimmt die Songauswahl, und als das Publikum den Rausschmeißer „Through The Fire And Flames“ richtig voraussagt, dürfte klar sein, dass das Trauma, am Song bei „Guitar Hero“ gescheitert zu sein, mittlerweile flächendeckend überwunden ist. (Michael Klaas)

Setlist

Ashes Of The Dawn
Heroes Of Our Time
Seasons
Judgement Day
Cry Thunder
Fury Of The Storm
Through The Fire And The Flames

16.30 King Apathy (Ficken Party Stage)

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Nach TEETHGRINDER wird es vor der Ficken Party Stage dann spürbar voller. Schließlich steht ein ganz besonderes Konzert auf dem Plan: das allerletzte von KING APATHY, ehemals THRÄNENKIND. Diese hatten nämlich im Juni angekündigt, dass die Show auf dem Summer Breeze tatsächlich die allerletzte der Band werden sollte, da die ganze Band mittlerweile über ganz Deutschland verteilt und es damit immer schwieriger sei, regelmäßig zu proben. Damit ist eigentlich klar, dass die Show keine gewöhnliche werden würde. Und über die ganze Länge des Sets liegt auch eine besondere Atmosphäre in der Luft. Die Band genießt den Auftritt, meist vertieft in ihre Musik, einer Kombination aus Black Metal, Doom und crustigem Hardcore Punk. Dann ist das Ende wirklich da: Sänger Nils kündigt das abschließende „Desperation“ an. Und als die letzten Töne verklungen sind, geht der Sänger direkt in den Bühnengraben, um sich persönlich bei den Fans zu verabschieden – wobei sogar die eine oder andere Träne fließt. (Radu Todoran)

Setlist

The Scars Of The Land
King Apathy
This Story Of Permanence
He Missed The Stars
Cleansing
Desperation

16.35 Unprocessed (Wera Tool Rebel Stage)

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Für alle Freunde moderner Progressive-Sounds sind UNPROCESSED eine echte Offenbarung. Die Hessen zelebrieren kompakt arrangierte und durchgängig spannende Djent-Kompositionen, deren technische Finesse vielen der Zuschauer die Kinnladen nach unten klappen lässt, wo sie noch Stunden später tiefe Furchen in den Festivalstaub ziehen werden. Das aktuelle Album „Artificial Void“ wurde erst vor einer Woche veröffentlicht und macht einen Großteil der heutigen Setlist aus. Das ist auch gut so, denn die Songs fetzen mächtig und verfügen bei aller Frickelei über eine Menge eingängiger Melodien und fetter Grooves, die schon beim ersten Hördurchgang zünden. Damit locken UNPROCESSED eine Menge Laufkundschaft vor die Wera Tool Rebel Stage und präsentieren sich als vielversprechenden Newcomer, den man definitiv in Auge und Ohr behalten sollte. (Florian Schörg)

Setlist

Unprocessed
Artificial Void
Haven
Fear
Abandoned
The Movements, Their Echoes

17.05 Skindred (Main Stage)

Galerie mit 13 Bildern: Skindred - Summer Breeze Open Air 2019

Hat nicht jeder irgendwann einmal SKINDRED gehört? Wenn schon nicht letztes Jahr bei Veröffentlichung des neuen Albums „Big Tings“ oder der zwei Albem davor, dann aber zumindest früher mal, oder?! Wie dem auch sei, seit dem letzten Dinkelsbühl’schen Besuch sind schon 14 Jahre übers Land gezogen, und der Platz vor der Bühne wird zu Beginn des Auftritts ziemlich kuschlig, weil doch noch viele Zuschauer hinzuströmen, um mitzufeiern. Nachdem die letzten Töne von AC/DCs „Thunderstruck“ und einer „Imperial March“-Anleihe verhallt sind und die fünf Briten endlich auf die Bühne stürmen, gibt es für die große Raggae-Metal-Pop-Punk-Hip-Hop-was-auch-immer-Party kein Halten mehr.

Aber warum eigentlich? In Sachen musikalischer Vielfalt und Überraschungsmoment sind SKINDRED so gesehen schon fast als „Banausen“ zu bezeichnen, aber das stört zumindest vor der Bühne irgendwie niemanden. Das liegt aber vielmehr an der (gut einstudierten, aber nun mal ambitionierten) Animation von Benji Webbes und der schlichten Coolness der anderen vier Mitspieler, die einen Song nach dem anderen herunterzocken, als wäre das gar nichts Besonderes, und die mit Live-Sahnehäubchen wie „Pressure“, „Kill The Power“ und „That’s My Jam“ ohnehin keine Wünsche für den spaßbereiten Festivalbesucher offen lassen. Man startet ein paar Minuten später und hört ein paar Minuten früher auf. Aber es ist eben spaßig, praktisch gut – SKINDRED halt. (Tamara Deibler)

Setlist

Sound The Siren
Pressure
Rat Race
Machine
Ninja
California Love
That’s My Jam
Kill The Power
Nobody
Boom
Warning

17.10 Legion Of The Damned (T-Stage)

Galerie mit 20 Bildern: Legion Of The Damned – Summer Breeze Open Air 2019

Die niederländischen Death-Thrasher LEGION OF THE DAMNED müssen sich nach dem Abriss von ABORTED eine Dreiviertelstunde zuvor schon mächtig strecken, um das Publikum vor der T-Stage ähnlich zu animieren. „I wanna see some serious headbanging from you guys!“, ist denn auch die Ansage von Sänger Maurice Swinkels. Allein: Die Meute geht einfach nicht so steil auf die eigentlich passend im brutalen Midtempo und flotten Uptempo gehaltenen Stücke. Vielleicht liegt es daran, dass zwischen den Songs häufig Intros aus der Konserve laufen und sich der blonde Sänger mit Ansagen ansonsten zurückhält. Vielleicht ist die Menge einfach schon platt nach den Auftritten zuvor. Da gibt es zwar Headbanging und bei den Stücken ist rhythmisches Wippen garantiert, aber die ganz große Begeisterung mit Moshpit und Co. will nicht aufkommen. Trotzdem: Ältere Geschosse vom Schlage „Son Of The Jackal“ und vor allem der unwiderstehliche Rausschmeißer „Legion Of The Damned“ lassen die Begeisterungskurve noch einmal steil nach oben schnellen. (Eckart Maronde)

Setlist

Warhounds Of Hades
Son Of The Jackal
Palace Of Sin
Bleed For Me
Slaves Of The Southern Cross
The Widow’s Breed
Pray And Suffer
Doom Priest
Dark Coronation
Legion Of The Damned

17.30 Décembre Noir (Ficken Party Stage)

Galerie mit 18 Bildern: Décembre Noir - Summer Breeze Open Air 2019

DÉCEMBRE NOIR verlässt kurzeitig das Glück und der Ton, was die Band während des ersten Songs dazu zwingt, ihr Set auf der Ficken Party Stage einfach nochmal zu starten. Aller guten Dinge sind zwei, und so klappt der zweite Start einwandfrei. Eine fast schon hypnotische Wirkung macht sich breit, wenn Lars Dotzauer mit seiner tiefen Stimme emotional ins Mikro röhrt. Ein kalter Wind Emo-Düsternis huscht über das Gelände. Die Band, die für ihre melancholischen Melodien bekannt ist, sorgt zwar nicht für Moshpit-Eskalationen, dafür wird aber aufmerksam beobachtet, zugehört, zugeschaut und der Kopf im Takt hin- und hergewippt. Der ebenfalls für DÉCEMBRE NOIR typische Double Bass-Einsatz zieht zwar immer wieder die Geschwindgkeit etwas an, aber heute heißt es im Zuschauerraum wirklich nur Zuhören statt Ausrasten. Der schwermütge Death Doom der Band legt einen bittersüßen Klangmantel über die Menge und löst damit am Ende damit sogar Zugaberufe aus. (Jeanette Grönecke-Preuss)

Setlist

Escape To The Sun
Small Town Depression
The Forsaken Earth
Autumn King

18.00 Une Misère (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 20 Bildern: Une Misère – Summer Breeze Open Air 2019

Den mit Abstand geilsten Groove des gesamten Festivals bringen UNE MISÈRE auf die Bretter der Wera Tool Rebel Stage und sorgen damit für einen amtlichen Totalabriss. Ein wenig Angst kann einem das manische Stageacting von Jón Már Ásbjörnsson schon machen, das jedoch keineswegs in Verbindung mit irgendwelchen bewusstseinserweiternden Substanzen steht – der Sänger verkündet stolz, inzwischen seit nunmehr Tausend Tagen clean zu sein und mahnt die Zuschauer eindringlich vor den Gefahren von Sucht und Depressionen. „Passt gut aufeinander auf!“ Werden wir machen, großes Indianerehrenwort! Abseits dieses (auf einen Gutteil der bierseligen Festivalmeute wohl ohnehin verschwendeten) moralischen Zeigefingers sorgt die energiegeladene Show der Isländer jedoch allerorten für beste Laune. Immer mehr Leute finden sich im mächtigen Circle-Pit vor der Bühne ein und feiern die gleichermaßen vielschichtigen wie tiefsinnigen Stücke der Band nach allen Regeln der Kunst ab. So gerät der Auftritt zum Triumphzug und weckt die Neugier auf das neue Album „Sermon“, das am 1. November via Nuclear Blast erscheinen soll. (Florian Schörg)

Setlist

Grave
Condescend
Overlooked – Disregarded
Sermon
Beaten
Fallen Eyes
Failures
Damages

18.30 Promethee (Ficken Party Stage)

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PROMETHEE spielen vor deutlich weniger Menschen als HEAVYSAURUS, dafür sind weniger Kinder anwesend. Nach einem langen Soundcheck (über die eigentliche Startzeit hinaus) legen die Schweizer mit fettem Sound vor einem Backdrop los, der Band-Nichtkenner aufgrund der okkulten Anmut überrascht. Schon bei den ersten Tönen wird klar, dass PROMETHEE den Melodien und Riffs ihres Metalcores einen schwarzen Anstrich verleihen. Die Melange aus Blastbeats, sphärischen Passagen und Breakdowns passt richtig gut und lenkt mehr und mehr Ohren in Richtung Bühne. Die Vermutung liegt nahe, dass die kleine Ficken-Stage nur eine Übergangsbühne für den Fünfer ist. Auch wenn die Platzierung verwundert, immerhin gibt es PROMETHEE seit 2008, sie haben drei Studioalben draußen und über 60.000 Likes auf ihrer Facebook-Seite. So oder so: Die Musik hat etwas Frisches, und die Live-Darbietung ist klasse. (André Gabriel)

Setlist

Convalescence
While You Stood Still
Endless
Banner Of Lies
Buried
Merchants
Demons

18.35 Rotting Christ (T-Stage)

Galerie mit 20 Bildern: Rotting Christ – Summer Breeze Open Air 2019

ROTTING CHRIST gehören schon seit jeher zu den heimlichen Tipps, die es unbedingt und mit aller Dinglichkeit anzuschauen gilt, wenn sie auf irgendeinem Line-up auftauchen – egal, welches Genre man eigentlich bevorzugt. Ausschlaggebend dafür ist eine der krassesten Atmosphären, welche die unorthodoxen Griechen verlässlich und ab der ersten Spielminute erzeugen, ohne dabei auch nur im Entferntesten aufgesetzt oder übertrieben zu wirken, wie es sonst schnell bei schwarzmetallischen oder gar elitär blasphemischen Ansätzen passiert.

Grund genug für die schier unüberaschaubare Menschenmasse, welche sich am Freitagnachmittag der schwarzen Messe bei der T-Stage anschließt, die mit dem erdrückenden „Hallowed Be Thy Name“ eröffnet wird und sich trotz strahlend schönem Wetter sofort in einen dunklen und hypnotischen Kanon verwandelt. Mit jedem weiteren Stück des unglaublich komplexen Sets schafft es Sakis „Necromayhem“ Tolis mit seinen Beschwörungen, den Druck auf’s Gemüt, die rhythmische Gitarrenarbeit weiter und die Menge zu Höchstleistungen voranzutreiben – auf und vor der Stage, was durch Themis „Necrosauron“ Tolis – was für eine Leistung an den Drums! – noch verstärkt wird. Es bedarf kaum weiterer Erklärungen, ROTTING CHRIST liefern eine eindrucksvolle Show mit Gänsehautfaktor, welche mit „Grandis Spiritus Diavolos“ beendet wird und noch lange im Gedächtnis der Anwesenden bleiben dürfte. (Tamara Deibler)

Setlist

Hallowed By Thy Name
Kata Ton Demona Eautou
Fire, God and Fear
Elthe Kyrie
Apage Satana
Dies Irae
Societas Satanas
King Of A Stellar War
In Yumen-Xialba
Grandis Spiritus Diavolos

18.35 Airbourne (Main Stage)

Galerie mit 21 Bildern: Airbourne - Summer Breeze Open Air 2019

Wenn man AIRBOURNE bestellt, sollte man nicht überrascht sein, wenn man auch AIRBOURNE aufgetischt bekommt. Glücklicherweise gestaltet sich das Menü der Australier als ausgesprochen schmackhaft und stilsicher, auch 2019. Wer irgendeine revolutionäre Darbietung sucht, ist hier natürlich falsch. Wer dagegen energiegeladenen, quirligen Aussie-Rock sucht, ist bei den Brüdern O’Keefe goldrichtig. Joel O’Keefe beweist erneut, dass er massivst Hummeln im Hintern hat, und macht die Bühne zu seinem Spielplatz. Huckepackritt auf den Schultern einer der Grabenschlampen? Klar, und da rifft der Kerl noch munter weiter. Seine berüchtigte Bierdosenroutine sitzt auch, ebenso wie seine zum Markenzeichen gewordene, löchrige Hose. Eine Widmung an Lemmy darf natürlich auch nicht fehlen, also wird eben mal andächtig zusammen auf der Bühne Jacky Cola getrunken, und dann geht’s weiter mit kernigen Riffs und kernigen Hooks, die letzten Endes auch anno 2019 Spaß machen. (Michael Klaas)

Setlist

Ready To Rock
Too Much, Too Young, Too Fast
Boneshaker
Girls In Black
Heartbreaker
Bottom Of The Well
Breakin‘ Outta Hell
All For Rock And Roll
Stand Up For Rock And Roll
Live It Up
Raise The Flag
Runnin‘ Wild

19.40 Dyscarnate (Wera Tool Rebel Stage)

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Auf der Wera Tool Rebel Stage ist nun solider Death Metal an der Reihe. Das britische Trio DYSCARNATE beginnt sein Set mit einem Intro aus Trommeln und Posaunen, das ein wenig an den monumentalen Soundtrack zum Film „Alien“ erinnert. Als die Show dann richtig losgeht, wird vorne vom ersten Takt an synchron gebangt, was der Band aber wohl noch nicht ausreicht. „I wanna see some fucking violence”, proklamiert Fronter Tom Whitty. Das Summer-Breeze-Publikum wird dem auch nachkommen, wenn auch etwas später. Mal ballernd und mal eher schleppend spielen sich DYSCARNATE für eine Band mit nur einer Gitarre überraschend dicht und druckvoll durch ihr Set und gewinnen dabei mehr und mehr Zuschauer für sich. Ihr Death Metal ist zwar recht generisch, handwerklich aber einwandfrei umgesetzt. Auch Songwriting und Vocals können sich sehen lassen. So bieten DYSCARNATE nicht viele interessante Highlights, aber eine durchaus runde Live-Erfahrung, die von den Zuschauern dankbar angenommen wird. (Angela Infernale)

Setlist

Of Mice And Mountains
Cain Enable
Backbreaker
Traitors In The Palace
In The Face Of Armageddon
Iron Strengthens Iron
The Promethean

20.10 King Diamond (Main Stage)

Galerie mit 19 Bildern: King Diamond - Summer Breeze Open Air 2019

Den King in Fleisch und Blut zu erleben erweist sich erschreckenderweise als Acquired Taste und nicht als Kultveranstaltung, zu der mindestens mal der halbe Zeltplatz gepilgert kommt. Zugegeben gruselt es sich in der Abendsonne noch nicht so schön, aber trotzdem! Mal ehrlich: Der König zu Gast in Dinkelsbühl – und ihr kommt nicht aus dem Quark? Oh, the humanity…

Doch KING DIAMOND zieht seine opulent inszenierte, in Rock gegossene Theatervorstellung auch vor leicht ausgedünntem Publikum durch, das sich erst nach und nach füllt. Ob das daran liegt, dass die Festivalbesucher sich schon Plätze in den vorderen Reihen für die folgenden PARKWAY DRIVE sichern wollen, sei mal dahin gestellt. Falls ja, kann man sich zumindest die Blicke in den Gesichtern dieser Leute hervorragend vorstellen, gerade wenn der Meister des Falsettgesangs mal richtig ausholt. Und beim Auftritt von KING DIAMOND sitzt auch wirklich alles, über die Schauspielerin hin zu den in Kutten gehüllten Bühnenhelfern, die zum Beispiel Abigails Sarg zu rechten Zeit auf die Bühne karren.

Gänsehaut ob des Dargebotenen garantiert für all jene, die sich das nicht entgehen lassen wollen – und vielleicht doch noch für diejenigen, die grad zufällig vorbeigekommen sind. (Michael Klaas)

Setlist

St. Lucifer’s Hospital (Intro)
The Candle
Voodoo
Funeral (Intro)
Arrival
A Mansion In Darkness
Let It Be Done (Intro)
Behind These Walls
Halloween
Masquerade Of Madness
Out From The Asylum (Intro)
Welcome Home
Invisible Guests
Sleepless Nights
The Lake
Burn
Black Horsemen
Something Weird (Outro)

20.30 Napalm Death (T-Stage)

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Also abgesehen davon, dass man beim Anblick der Setlist (24 Songs, davon zwei gestrichen) schier einen Herzinfarkt beim Gedanken daran bekommt, dass man das Ganze gleich noch abtippen muss, ist der Konzertbericht hierzu – wie jedes andere Mal bei NAPALM DEATH auch – wirklich schnell geschrieben: Wie ein sozialkritischer prügelnder Hamster auf Speed! Mark „Barney“ Greenway ist in Bestform, und den Reihen des Publikums bis zum FOH hinten dürfte nach dem Gig von den ganzen Circle Pits kotzübel gewesen sein. Die Songauswahl ist abwechslungsreich und sehr unvorhersehbar – was aber mit so vielen Alben und demzufolge auch Songs im Repertoire die nächsten fünfhundert Shows noch so bleiben dürfte. Einen besonders schönen Kontrast bildet das vergleichsweise ruhige „Self Betrayal“ bei der Hälfte der Spielzeit, und natürlich zünden alte Schinken wie „Scum“, „You Suffer“ und „Nazi Punks Fuck Off“ wie eh und je. Der nächste bitte! (Tamara Deibler)

Setlist

Unchallenged Hate
Instinct of Survival
Continuing War On Stupidity
When All Is Said And Done
Smash A Single Digit
Everyday Pox
Standardisation
Suffer The Children
Breed To Breathe
Self Betrayal
Scum
Life?
Control
Deceiver
The Kill
You Suffer
Dead
Cesspits
Silence Is Deafening
How The Years Condemn
Nazi Punks Fuck Off
Siege Of Power

21.35 Dornenreich (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 19 Bildern: Dornenreich - Summer Breeze Open Air 2019

DORNENREICH haben ein „Heavy-Set“ angekündigt, da passen die einleitenden Worte „Wolf schläft in mir. Wolf schleicht in mir. Wolf scharrt in mir. Denn jetzt bin ich. Jagd“ sehr gut. Wobei es bei den Österreichern immer emotional zugeht, egal welche Stücke sie live darbieten. Das liegt an der gesamten Performance, der Energie, der Symbiose aus harten Riffs und schönem Violinespiel von Inve und nicht zuletzt an der exzentrischen, aber immer authentischen Mimik und den Stimmfarben von Eviga. Konzerte von DORNENREICH sind mitreißend, träumerisch und auch bei schnellem Schlagzeugspiel, keifenden Vocals und tiefen Gitarrenklängen äußerst anmutig. Leider hinkt der Sound etwas hinterher, pendelt sich dann aber ein. David Conrad aka Eklatanz von HERETOIR spielt bei DORNENREICH live den Bass und steuert einen wunderbar passenden Klargesang bei. Alles in allem gibt es nur einen Kritikpunkt, der fällt aber groß aus und richtet sich nicht an die Band: die viel zu kurze Spielzeit. (André Gabriel)

Setlist

Jagd
Schwarz Schaut Tiefsten Lichterglanz
Eigenwach
Der Hexe Flammend‘ Blick (+ Wolf)
Erst Deine Träne löscht den Brand
Trauerbrandung

21.45 Parkway Drive (Main Stage)

Galerie mit 22 Bildern: Parkway Drive – Summer Breeze Open Air 2019

Mit ihren aktuellen beiden Alben „Ire“ und „Reverence“ haben PARKWAY DRIVE eine glaubhafte Entwicklung von der Metalcore-Hoffnung zum massenkompatiblen Metal-Konsens hingelegt. Der laufende Tourzyklus der Australier ist der visuell und technisch aufwendigste der Bandgeschichte, und so verwundert es kaum, dass die Band auch zum diesjährigen Headliner-Slot auf dem SUMMER BREEZE in die Vollen geht.

Gelten fünfzehn Minuten Verspätung schon als Rockstar-Allüren? Egal, denn als sich PARKWAY DRIVE, flankiert von fackeltragenden Vermummten, ihren Weg zur Bühne ziemlich untypisch durch das Publikum bahnen, ist die Stimmung auf dem brechend vollen Battlefield am Siedepunkt angelangt.

„Wishing Wells“, der Opener des aktuellen Albums „Reverence“, erweist sich mit seinem akustischen Intro und den bedrohlich gesprochenen Worten von Fronter Winston McCall als der perfekte Einstieg ins Set. Für den weiteren Fortgang der Show findet die Band eine gelungene Mischung aus neuen Songs und Klassikern, Midtempo und Raserei. Zur Bandhymne „Carrion“ wird mehrstöckig und sogar mit Fahrgestell gecrowdsurft. Apropos Rollstuhl: Dank eines lädierten Beines muss Bassist Jia O’Connor den Gig im Sitzen absolvieren und wird erst nach zwei hinter dem Vorhang performten Songs dem Publikum präsentiert. Seinen Moment im Mittelpunkt hat er später beim basslastig groovenden „Absolute Power“, das er über den Köpfen der Band auf einer Hebebühne performt.

Vier weitere solcher Bühnen erheben später vier Streicherinnen hoch über Band und Publikum. „Writings On The Wall“ und „Shadow Boxing“ erhalten durch die orchestrale Live-Unterstützung einen sehr gelungenen neuen Anstrich.

Von Anfang bis Ende des Sets ist das Battlefield eine einzige Party. Auch die teilweise doch sehr auf Eingängigkeit gebürsteten neuen Songs fügen sich live hervorragend ein. Zum großen Finale stecken PARKWAY DRIVE die Bühne dann zu „Crushed“ und „Bottom Feeder“ komplett an. Eine Machtdemonstration einer Band, der eine Zukunft als das nächste richtig große Ding im Metal kaum mehr zu nehmen sein dürfte. (Tobias Kreutzer)

Setlist

Wishing Wells
Prey
Carrion
Vice Grip
Karma
Cemetery Bloom
The Void
Idols and Anchors
Dedicated
Absolute Power
Writings on the Wall
Shadow Boxing
Wild Eyes
Chronos
Crushed
Bottom Feeder

22.25 Zeal & Ardor (T-Stage)

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Heiß erwartet werden auf der T-Stage ZEAL & ARDOR, die sich zwar gegen PARKWAY DRIVE auf der Main Stage durchsetzen müssen, damit aber zumindest bei den Anhängern spezieller und weniger leicht zugänglicher Musik kein Problem haben. Ihr Intro „Sacrilegium I“ lässt erstmal Dubstep über den Acker schallen, bevor es mit einem durch Mark und Bein gehenden Bass richtig losgeht. Fronter Manuel Gagneux sowie die beiden Co-Sänger Denis Wagner und Marc Obrist starten im Chor und flashen damit all jene, die zuvor noch nicht in den Genuss gekommen sind, ZEAL & ARDOR live zu sehen. Alle anderen haben schon auf diesen Moment gewartet, in dem der Gesang auf die Untiefen ihrer Seele trifft, und geben sich dem Zustand von Verträumtheit und Melancholie hin, den die Band hiermit auslöst.

Die ruhigen, von afroamerikanischen Spirituals inspirierten Stellen werden immer wieder von Post-Black-Metal-Geballer unterbrochen, das bei Publikum und Band für wilde Ausbrüche sorgt. Ansagen gibt es fast keine, was Manuel Gagneux gleich zu Anfang mit „wir reden nicht viel, ich hoffe, das ist okay“ ankündigt. Es gibt aber sowieso nichts zu sagen, was die Musik und die Texte nicht schon zu Genüge zum Ausdruck bringen. Im positivsten Sinne geplättet und fassungslos bleibt das Summer-Breeze-Publikum nach ZEAL & ARDOR zurück, und ein jeder wird noch lange an dieses Erlebnis zurückdenken. (Angela)

Setlist

Sacrilegium I (Intro)
In Ashes
Servants
Come On Down
Row Row
Blood In The River
Waste
You Ain’t Coming Back
Fire Of Motions
We Never Fall
Gravedigger’s Chant
Ship On Fire
Built On Ashes
We Can’t Be Found
Don’t You Dare
Devil Is Fine
Baphomet

23.30 Hammerfall (Main Stage)

Mit einer knappen halben Stunde Verspätung, verursacht durch die bereits vor ihnen verspätet aufgetretenen PARKWAY DRIVE, beginnen HAMMERFALL einen soliden, routinierten Auftritt, der von Band und hartgesottenen Fans gleichermaßen begeistert gefeiert wird. Fehlerfrei ist er leider nicht, so versingt sich Frontmann Joacim Cans zum Beispiel gleich zu Beginn des Klassikers „Renegade“ und zieht die zweite Strophe halb vor die erste. Dies stört niemanden großartig, vielmehr fällt jedoch auf, dass die Zeit auch an gestandenen Hammerwerfern nicht spurlos vorbeigeht. Man gewinnt im Laufe des Konzerts zunehmend den Eindruck, dass der HAMMERFALL-Frontmann konsequent auf zu intensiven Einsatz der Kopfstimme verzichtet. Das scheint dem Publikum die Laune zwar nicht zu verderben, sorgt aber dennoch für den einen oder anderen komischen Moment in altvertrauten Songs, wenn die Gesangskurve nicht wie gewohnt nach oben sondern nach unten zeigt, oder ganze Passagen ins Publikum gesprochen oder gar gerufen werden. Da hilft dann auch nicht, dass Mastermind Oscar Dronjak zwischendurch den großen Hammer rausholt (seine hammerförmige Gitarre), um auf diesem seine Soli abzureißen.

Für die anwesenden Fans aber überwiegt das Nostalgie-Feeling deutlich. HAMMERFALL schicken ihre Zuschauer am Release-Tag ihres neuen Albums „Dominion“ mit einer cleveren Auswahl alter sowie neuer und gar brandneuer Songs auf eine Reise quer durch alle Emotionen, die sich ein Fan bei so einem Auftritt nur wünschen kann. Am Ende dieses denkwürdigen Abends mit durchgehender Mitsing- und Klatschgarantie reicht ein Blick in die strahlenden Gesichter rundum, um zu wissen, dass dieser Auftritt dem Publikum trotz heiser gegrölter Kehlen noch lange in äußerst positiver Erinnerung bleiben wird. (Sonja Schreyer)

Setlist

Legion
Hammer High
Renegade
Riders Of The Storm
Hero’s Return
Blood Bound
Any Means Necessary
Hector’s Hymn
One Agains The World
Last Man Standing
Let The Hammer Fall
Templars Of Steel
(We Make) Sweden Rock
Hearts On Fire

23.30 Crippled Black Phoenix (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 16 Bildern: Crippled Black Phoenix – Summer Breeze Open Air 2019

Neben ZEAL AND ARDOR und SOEN komplettieren CRIPPLED BLACK PHOENIX das Triumvirat derjenigen Bands des diesjährigen Summer Breeze, die eher die Open-Minded-Fraktion anspricht. Immerhin subsummieren die Briten unter der selbst gewählten Bezeichnung “Endtime Ballads” so mannigfaltige Genres und Einflüsse wie diverse Rock-Spielarten (Classic, Prog, Art Rock, Post, Psychedelic), Dark Wave, Electronica, Alternative und gar einer Prise Black Metal und treten mit sage und schreibe insgesamt drei Gitarren und zwei Keyboards auf, was insgesamt zu acht Mitgliedern auf einer relativ eng bemessenen Wera Tool Rebel Stage führt (übrigens inklusive der beiden Gitarristen Nikita Kamprad von DER WEG EINER FREIHEIT und Jonas Stålhammar von AT THE GATES).

Die Magie ihrer pompös angelegten, aber nie prätentiös überbordenden Alben können CRIPPLED BLACK PHOENIX dagegen heute nicht reproduzieren. Mehr noch, der Auftritt bietet teils skurrile Szenen, bei denen Sängerin Belinda Kordic gehüllt in etwas Teppich-artiges beim zweiten Song auf die Bühne kommt, ihr Handtäschchen abstellt, ihren Part singt, ihr Handtäschchen hochnimmt und wieder abdampft. Aber vielleicht muss man für solch eigentlich intensive Musik ein bisschen verquer sein, denn ansonsten laden CRIPPLED BLACK PHOENIX ihre weiten Instrumental-Passagen mit apokalyptischer Schönheit auf und legen dringend nahe, diese Band einmal auf einer Clubshow zu erleben. Denn nur im intimen Rahmen scheinen CRIPPLED BLACK PHOENIX wirklich zu funktionieren. (Peter Mildner)

Setlist

Champions Of Disturbance, Parts 1 & 2
To You I Give
No Fun
Nebulas
We Forgotten Who We Are

00.20 Thy Art Is Murder (T-Stage)

Galerie mit 20 Bildern: Thy Art Is Murder – Summer Breeze Open Air 2019

THY ART IS MURDER haben sich über die Jahre zu einer echten Größe im Deathcore-Geschäft entwickelt. Gefühlt sind die Australier ständig auf Tour oder bringen gerade eine neue Platte raus. Kein Wunder also, dass der Andrang vor der T-Stage kurz nach der Geisterstunde ziemlich groß ist. Die Band geht mit „Death Squad Anthem“ von ihrem neuen Album „Human Target“ direkt in die Vollen und präsentiert sich in bester Spiellaune. Das erste feurige Highlight ist „Holy Wars“: Sänger C. J. McMahon dirigiert gestenreich diverse Feuerfontänen, während das Publikum lautstark jedes Wort mitgrölt. Auch der vor vier Jahren angezettelte riesige Circle-Pit – um den ersten Wellenbrecher und das FOH – kann 2019 bei „Slaves Beyond Death“ wieder ins Leben gerufen werden. McMahon quittiert das Treiben mit einem trockenen „Dange fucking scheeeen“. Weitere Höhepunkte sind „Light Bearer“ und der Klassiker „Reign Of Darkness“, bevor ein wahrer Abriss zwei Songs später zu Ende geht. (Radu Todoran)

Setlist

Death Squad Anthem
Make America Hate Again
The Purest Strain Of Hate
Holy War
Dear Desolation
Slaves Beyond Death
The Son Of Misery
New Gods
Fur And Claw
Coffin Dragger
Light Bearer
Reign Of Darkness
Puppet Master
Human Target

01.00 Emperor (Main Stage)

Galerie mit 14 Bildern: Emperor - Summer Breeze Open Air 2019

Was EMPEROR 2005 und 2006 mit den damals als Sensation geltenden Reunion-Gigs unter anderem auf dem Wacken begannen, ist heute vielleicht nicht zur Routine, aber doch schon zu etwas Murmeltierartigem verkommen. Die ursprünglich als One-Off angekündigten, mittlerweile legendären Ereignisse der Nuller Jahre wiederholten sich seitdem weitaus häufiger, als man an zwei Händen abzählen kann, auch wenn EMPEROR bei weitem nicht nicht an jeder Steckdose spielen. Und trotz aller Vorhersehbarkeit kriegen die Traditionalisten immer noch ein zumindest partiell feuchtes Höschen, wenn Ihsahn, Samoth und Band für ein Festival bestätigt werden. Immerhin sprechen wir hier nach wie vor von EMPEROR. Dem Summer Breeze gelang sogar die Verpflichtung der Band für eine deutsche Exklusivshow in 2019, die die letzten zwei Jahre komplettierte: 2017 spielten EMPEROR exklusiv auf dem Wacken die “Anthems To The Welkin At Dusk” in Gänze, 2018 taten sie dies auf dem Party.San Open Air und, auch wenn es seltsamerweise nicht auf dem Plakat angekündigt war, 2019 eben auf dem Summer Breeze.

Mit „Curse You All Men!“, „I Am The Black Wizards“ und „Inno A Satana“ mogeln sich drei albumfremde Songs in die Setlist, die erst 35 Minuten später als geplant von den ersten Klängen von „Alsvartr (The Oath)“ eröffnet wird – PARKWAY DRIVE und HAMMERFALL brauchten einfach zu lange. Dafür bekommt die nicht mehr ganz so dichte Schar vor der Main Stage ein von sattem Grün und Blau unterlegtes Konzert, das von einem stoisch tiefenentspannten Ihsahn sowohl krächzend als auch clean singend in exzellenter Verfassung geleitet wird. Abgesehen vom etwas gehemmten Spielfluss aufgrund einiger technischer Probleme und der Tatsache, dass symphonischer Black Metal live nun mal keine Übung im Auseinanderhalten jeglicher Feinheiten ist, bieten EMPEROR heute allemal etwas für das persönliche Erinnerungsstübchen. Immerhin werden die Norweger wohl so schnell nicht wiederkommen. (Peter Mildner)

Setlist

Alsvartr (The Oath)
Ye Entrancemperium
Thus Spake The Nightspirit
Ensorcelled By Khaos
The Loss And Curse Of Reverence
The Acclamation Of Bonds
With Strength I Burn
Curse You All Men!
I Am The Black Wizards
Inno A Satana
The Wanderer

01.25 Hamferð (Wera Tool Rebel Stage)

Galerie mit 20 Bildern: Hamferð - Summer Breeze Open Air 2019

Bei HAMFERÐ auf der Wera Tool Rebel Stage hält derweil der Doom Einzug. Die Färöer um Fronter Jón Aldará legen mit einem dröhnenden Intro los, das direkt in die Magengrube geht. In spärliches blaues Licht und Nebel gehüllt verbreiten die Musiker auch optisch ein Gefühl von Kälte. Sie tragen ihre besten Sonntagsanzüge und erinnern damit an eine Trauerfeier oder eine Beerdigung. Schleppend und mit Growls geht es los, bevor Jón Aldará seinen sehr charakteristischen Klargesang auspackt, der den Löwenanteil des Sets ausmachen wird. Die Schwere der Musik legt sich einem wie ein physisches Gewicht auf Körper und Geist, und obwohl die Band alles andere als langweilig ist, machen sich die späte Stunde und die Strapazen des Tages bemerkbar. Doch vom HAMFERÐ-Set sollte eine Sekunde verpasst werden, also ist Durchhalten angesagt. In der zweiten Hälfte legt die Band auch einen Zahn zu, und es wird vermehrt death-doomig und auch schwarz angehaucht. Die Growls werden ebenfalls wieder ausgepackt, und so setzen HAMFERÐ zum Abschluss noch einen kleinen Höhepunkt des Tages. (Angela Infernale)

Setlist

Evst
Deyðir varðar
Stygd
Tvístevndur meldur
Hon syndrast
Ódn

02.15 Cypecore (T-Stage)

Galerie mit 16 Bildern: Cypecore - Summer Breeze Open Air 2019

Bei CYPECORE hat man hinter der Bühne und auch im Bühnengraben Probleme, sich an der ganzen Feuerwehrpräsenz vorbeizudrücken. Die Melodic Deather scheinen für diesen Freitagabend also einiges geplant zu haben. In der Tat fackeln sie schon zu Beginn ihres Sets zum Titeltrack des aktuellen Albums „The Alliance“ eine ordentliche Portion Pyros ab. Das Publikum zeigt sich sowohl hiervon als auch von der Darbietung an sich begeistert und singt von der ersten Textzeile an mit. Vor allem der Schlachtruf „cause we are one!“ wird mit Pathos intoniert. CYPECORE bieten mit ihrem schnellen, druckvollen Death eine ideale Plattform, um die letzten Energiereserven des Tages loszuwerden. Neben einem soliden Pit und einer Wall of Death gibt es auch reichlich Arbeit für die Grabenschlampen, denn Crowdsurfer sind alles andere als spärlich gesät. Nicht nur musikalisch bieten CYPECORE ihrem Publikum einiges. Ihre Performance steht ihrer Musik in nichts nach, und sie haben sich als besonderen Hingucker zwei vermummte Gestalten organisiert, die mit Leuchtfackeln und Nebelkanonen für einen angemessen apokalyptischen Charme sorgen. Diese denkwürdige Erfahrung sollte den Fans nicht nur lange im Gedächtnis bleiben, sondern auch noch einige Tage in den Knochen stecken. (Angela Infernale)

Setlist

The Alliance
Dissatisfactory
Identity
My Confession
Dreamsmasher
The Hills Have Eyes
Values Of Death
Saint Of Zion

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25.08.2019

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