Der große Festivalbericht 2018
Summer Breeze Open Air

Konzertbericht

Billing: Arch Enemy, Behemoth, W.A.S.P., Dirkschneider, Papa Roach, Trivium, Alestorm, Cannibal Corpse, Paradise Lost, Eisbrecher, Doro, Saltatio Mortis, Satyricon, Korpiklaani, Suicidal Tendencies, J.B.O., Bloodbath und Sick Of It All
Konzert vom 15.08.2018 | Flugplatz, Dinkelsbühl

Ein Jahr ist die große Sause zum 20-jährigen Jubiläum schon her. Die Zeit rast, und schon steht das 21. SUMMER BREEZE Open Air vor der Tür. Geblieben ist die wunderbare Drehbühne, und auch die T-Stage hat sich dieses Jahr nicht verändert. Dennoch ist einiges neu: Die Camel-Stage hat jetzt einen überdachten Bereich vor der Bühne und einen deutlich verbesserten Sound – endlich! Zudem wurde der Campside-Circus mit seinem Zelt abgebaut und durch die Open-Air-Bühne „Ficken Party Stage“ auf dem Campinggelände ersetzt. Eine Oase inmitten ausgiebiger Zeltlandschaften an denen sich die Besucher ebenfalls mit Essen und Getränken eindecken können, in welcher aber auch der ein oder andere musikalische Leckerbissen wartet. Nicht zuletzt erfreuten bereits am Mittwoch die Kollegen Eckart Maronde und Alex Klug über vier Stunden das hungrige Party-Volk mit ihrem DJ-Können.

Auch das Wetter zeigte sich in diesem Jahr von seiner Sonnenseite und führte uns vor Augen: Nicht nur Regen und Wind können zur Belastung werden, sondern auch Staub! Aber irgendwas ist ja immer, und abseits eines kurzen Starkregens, von Sturmböen und eines gefährlich aussehenden Himmels regierten Sonne und Hitze das Geschehen. Immerhin hatten wir nicht weniger als eintausend Stück Wassereis im Gepäck, die eine Wohltat für uns und euch darstellten. Aber wichtiger als das Drumherum ist natürlich das musikalische Geschehen, und deshalb tauchen wir direkt ein …

Oder halt! Wer noch mehr über unsere Erlebnisse vor Ort erfahren möchte, der kann in unserem Liveblog nahezu alles Wichtige nachlesen. Aber jetzt wirklich, Musik!

Dienstag, 14.08.2018

Galerie mit 37 Bildern: Summer Breeze 2018 - Gelände-Impressionen vom Dienstag Galerie mit 8 Bildern: Summer Breeze 2018 - Konzert-Impressionen vom Dienstag

Mittwoch, 15.08.2018

Galerie mit 54 Bildern: Summer Breeze 2018 - Konzert-Impressionen vom Mittwoch Galerie mit 34 Bildern: Summer Breeze 2018 - Infield-Impressionen vom Mittwoch Galerie mit 55 Bildern: Summer Breeze 2018 - Gelände-Impressionen vom Mittwoch

13.30 BLASMUSIK ILLENSCHWANG

Galerie mit 17 Bildern: Blasmusik Illenschwang - Summer Breeze Open Air 2018

Dass das Bandprogramm auf dem Summer Breeze mit einem Auftritt der BLASMUSIK ILLENSCHWANG seinen Anfang nimmt, hat seit vielen Jahren Tradition. Dementsprechend hat sich auch in diesem Jahr um kurz nach halb zwei Uhr schon so mancher Metalhead im Schatten der neu überdachten Camel Stage niedergelassen, um die Mähne halbironisch zu den folkloristischen Evergreens der Blasmusikanten zu schütteln. Wie immer ist der Witz trotz anhaltender Pit- und Crowdsurfing-Aktivitäten nach gut drei Songs auserzählt, und die latent sexistischen Heimattexte fangen an, an den Nerven zu zerren („Dem Land Tirol die Treue“ könnte zudem auch ein FREI.WILD-Album veredeln, was hier niemanden zu stören scheint). Aber was soll’s: Tradition verpflichtet, und die Nacken sind gelockert.

14.30 ANY GIVEN DAY

Galerie mit 22 Bildern: Any Given Day - Summer Breeze Open Air 2018

Die Frage nach dem allgemeinen Befinden erübrigt sich zur Mittagszeit, als ANY GIVEN DAY die ausgelassene Open-Air-Fête vor der T-Stage mit Bassoverload und Metalcore anstacheln. Das Breeze ist wach und gut drauf. Hüpfende Fans soweit das Auge blickt – der Beat steckt an.
Die Muskelmänner aus Gelsenkirchen ziehen die versammelte Menge mit Leichtigkeit mit und müssen sich um eine fehlende Bühnenshow keine Sorgen machen. Nachdem Frontmann Dennis Diehl sich eine halbe Stunde lang die Seele aus dem Leib geshoutet hat, salbt er seine Stimmbänder zum Schluss mit einem kühlen Bier und beglückt seine Fans mit einem “Diamonds“-Cover von Rihanna.

15.15 MONUMENT

Galerie mit 30 Bildern: Monument - Summer Breeze Open Air 2018

Wenn IRON MAIDEN gerade keine Zeit haben, dann bucht man eben MONUMENT. Das in London ansässige Quartett mit dem deutschen Gitarristen klingt zu 100 Prozent nach den eisernen Jungfrauen. In Sachen Stage-Acting erinnert Gitarrist Dan Baune an Janick Gers. Sein Spiel wiederum klingt wie das von Dave Murray. Peter Ellis gibt mit seiner hohen Stimme den jungen Bruce Dickinson.

Den Fans gefällt’s, was durch lautstarke „MONUMENT“-Chöre schon nach dem zweiten Song untermauert wird. Der Großteil des Sets konzentriert sich auf das aktuelle Album „Hellhound“, welches in Deutschland die Top-50 der Albumcharts erreicht hat. Mit „Lionheart“ gibt es zum Abschluss aber noch einen echten Band-Klassiker zu hören. Ein rundum gelungener Auftritt.

16.00 THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA

Galerie mit 19 Bildern: The Night Flight Orchestra - Summer Breeze Open Air 2018

Schon das Backdrop suggeriert die Reise in den cheesy Weltraum der Achtziger, und THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA sollten damit nicht enttäuschen. Björn Strid und Co. betreten die Bühne in legeren Anzügen und machen sich sofort daran, die Herzen der Zuschauer angemessen zu erobern mit ihrem sahnigen Eighties-AOR, der wie für nächtliche Auftritte gemacht zu sein scheint. Warum ihr Auftritt beim diesjährigen Summer Breeze also auf den Mittwoch Nachmittag bei Tageslicht gelegt worden ist, bleibt insofern ein Rätsel.

Doch davon lassen sich THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA nicht beirren. Begleitet von den adretten Flugbegleiterinnen Anna-Mia Bonde und Anna Brygård hebt die Band zum nicht ganz so nächtlichen Flug ab und nimmt das Publikum konsequent mit. Dieses bedankt sich mit Pollonaisen und Ringeltänzchen, was Strid dankend zur Kenntnis nimmt. Doch egal ob auf dem Backdrop SOILWORK oder eben THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA drauf steht, ein Björn Strid gibt sich nicht damit zufrieden und kitzelt zum Rausschmeißer „Paralyzed“ noch einmal alles aus der Crowd heraus, um diesen tageszeitlich ungeschickt platzierten Auftritt dennoch gebührend zum Ende zu führen.

16.45 DEATHRITE

Galerie mit 17 Bildern: Deathrite - Summer Breeze Open Air 2018

Der erste amtliche Krach des Tages geht auf die (Hass-)Kappe von DEATHRITE, und die sind sich auch nicht zu schade (will sagen: mutig) genug, ihr Set vorne und hinten mit bislang fast unbekannten Songs aufzuziehen. Das neue Album „Nightmares Reign“ erscheint zwar erst Ende des Jahres, rahmt aber trotzdem die Dreiviertelstunde crustigen Deaths vorne wie hinten ein: nebst Intro gibt es satte vier neue Songs, von denen „Where Evil Arises“ von der gleichnamigen EP mit maximaler Variabilität am heftigsten regiert. Heftiger könnte dagegen der Gitarrensound ausfallen, der vom übersteuerten Bass fast niedergedrückt wird. Schade, denn die in diesem Jahr größer aufgezogene Camel Stage bietet eigentlich gerade für solche soundgewaltigen Bands beste Voraussetzungen. Dennoch können DEATHRITE gerade bei den Genre-Fans die ein oder andere Staubwolke im Moshpit aufsteigen lassen.

17.30 FARMER BOYS

Galerie mit 17 Bildern: Farmer Boys - Summer Breeze Open Air 2018

Seit ihrer letzten Stippvisite hat sich bei den FARMER BOYS einiges verändert. Gleich drei neue Mitglieder stehen heute auf der T-Stage. Das merkt man den Schwaben aber keineswegs an. Stattdessen gibt es wieder Ohrwurm-Melodien und den mitreißenden Gesang von Matze Sayer. Es ist heiß, aber die Band nutzt ihr quasi-Heimspiel zu einer großen Party. Das Publikum nimmt es danken an und macht sich schweißgebadet an die Arbeit – nämlich mitsingen, abgehen und eben einfach ausgelassen Feier. Songs wie „When Pigs Fly“ oder „Here Comes The Pain“ werden bestens angenommen und so bleibt eigentlich nur die Frage nach einem neuen FAMER BOYS-Album. Achja, das kommt ja im November und heißt „Born Again“!

18.15 AUÐN

Galerie mit 22 Bildern: Auðn – Summer Breeze Open Air 2018

Als eine der angesagtesten Bands der insgesamt schwer angesagten isländischen Musikszene bringen AUÐN bereits einiges an Vorschusslorbeeren mit. Angesichts dessen, dass die Jungs ebenfalls atmosphärischen Black Metal spielen, sind Vergleiche mit SÓLSTAFIR natürlich unvermeidlich. Die härtere Gangart und das heisere Gebell von Sänger Hjalti Sveinsson sorgen jedoch für einen ganz eigenständigen Sound. Das reduzierte Stageacting und die fast durchgängig auf Isländisch gehaltenen Ansagen machen unmissverständlich klar, dass es hier nicht um Image, sondern um Emotionen geht. Und dieses Rezept geht auf, wenngleich es mit der allzu hell vom Himmel bratenden Sonne einen mächtigen Gegenspieler hat. Die ohnehin bereits dichte Atmosphäre wäre zu späterer Stunde zweifelsohne wesentlich besser zur Geltung gekommen. Da dies jedoch der einzige echte Kritikpunkt bleibt, können AUÐN ihren Auftritt als vollen Erfolg verbuchen.

19.00 KATAKLYSM

Galerie mit 17 Bildern: Kataklysm - Summer Breeze Open Air 2018

Auch wenn Maurizio Iacono den Vergleich anführt, hat ein Konzert von KATAKLYSM mit dem von Justin Bieber wohl wenig gemeinsam. Während die Sicherheitskräfte beim Amerikanischen Popstar kreischende Teenies in Schach halten, hören sie bei KATAKLYSM auf, die vielen Crowdsurfer zu zählen, die sie über die Absperrung vor die Bühne tragen. Der “Security-Stress-Test“ zehrt auch auf dem Summer Breeze an sämtlichen Kräften.

Die Kanadier sind müde – behaupten sie zumindest. Davon merkt bei deren energiegeladenen Darbietung allerdings niemand etwas. Im Nu gewinnen sie die Circle Pits vor der Bühne für sich und spielen Instrumente wie Fans brutal zu Boden. Die hinteren Reihen rudern währenddessen über die Köpfe der Meute direkt in die Arme der Grabenschlampen und jagen anschließend mit strahlenden Gesichtern zurück in die Crowd.

Nach einer Stunde sind alle Ohren im Umkreis so heiß gelaufen, dass verhältnismäßig sanfte Gitarrensoli Abhilfe schaffen, bevor KATAKLYSM wortwörtlich zurück in den Mittelfingermodus schalten. Ihren Auftritt krönen sie mit “The World Is A Dying Insect“ und grimmigen “Fuck you all!“-Rufen.

20.00 RAM

Galerie mit 15 Bildern: Ram - Summer Breeze Open Air 2018

Ihr könnt nicht ohne Kutte leben? Nieten und Leder gehören zu eurem täglichen Outfit dazu? Dann sind RAM genau euer Ding! Die Schweden zelebrieren den klassischen Heavy Metal im Stil von JUDAS PRIEST so authentisch wie kaum eine andere aktuelle Band. Unumstrittener Mittelpunkt ihrer Show ist Frontmann Oscar Carlquist. Er beeindruckt nicht nur mit markerschütternden Schreien, sondern hat das Publikum dank seines charismatischen Auftretens schnell in der Hand.

„It’s good to see so many old school headbangers“, lässt Carlquist die Fans wissen. Die wiederum lassen ihre Köpfe zu Speed-Krachern wie „Incinerating Storm“ ordentlich kreisen und strecken beim epischen „Gulag“ die Fäuste in die Luft. Nach einer Dreiviertelstunde ist die Sause bereits vorbei. RAM verlassen die Bühne unter lautstarken „Zugabe“-Forderungen.

20.00 MORBID ALCOHOLICA

Galerie mit 20 Bildern: Morbid Alcoholica - Summer Breeze Open Air 2018

Sicher, wer durch exzessiven Alkoholkonsum dem geistigen Delirium so nah ist, dass er sich den Sachverstand eines Einzellers angetrunken hatte, der kommt bei MORBID ALCOHOLICA voll und ganz auf seine Kosten. Für ihre unerträgliche „Musik“ sollten sich die fünf Oberschwaben eigentlich vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte verantworten müssen. Verglichen mit ihren stumpfsinnigen Texten wirken zudem sogar die eigentlich unerträglichen Dialoge aus TV-Formaten wie Frauentausch wie Werke von Goethe, Schiller & Co. Absolutes Highlight einiger grölender Fans sind wohl fraglos die eigens von der Band für diesen Anlass gebuchten Stripperinnen, die sich zu dem frauenverachtenden Song „Besoffene Fotze“ entblößen dürfen. Wer extra auf ein Festival fahren muss, um einmal nackte Brüste live zu sehen, sollte sich ohnehin selbst einmal fragen, wann er im Leben die falsche Abzweigung genommen hat.

20.45 SEPULTURA

Galerie mit 20 Bildern: Sepultura – Summer Breeze Open Air 2018

Alle Jahre wieder würde die Überschrift lauten, müsste man SEPULTURAs Auftritt auf der T-Stage knackig zusammenfassen. Die Brasilianer statten dem Summer Breeze nicht nur in schöner Regelmäßigkeit jedes dritte Jahr einen Besuch ab (nach 2012 und 2015 nun also schon zum dritten Mal), sondern liefern auch jedes Mal das, was man von einer Band ihres Ranges erwarten kann. Heißt: natürlich gibt es an der Performance des Vierers mal wieder nichts zu meckern. Sowohl die älteren Semester Kisser, Junior und Green als auch die zwanzig Jahre jüngere Präzisionmaschine Eloy Casagrande an den Drums (unfassbar tight: „Desperate Cry“!) legen sich mächtig ins Zeug und halten, was der Name SEPULTURA verspricht. Für Green ist es zudem eine ganz besondere Show, stand er doch genau heute vor zwanzig Jahren das erste Mal als Nachfolger von Max Cavalera mit seinen Bandkollegen auf der Bühne. Und wo wir gerade bei Cavalera sind: der Schatten des einstigen Bandleaders scheint immer noch übermächtig groß zu sein, denn natürlich werden die in seiner Ägide entstandenen Songs heftiger abgefeiert als neueres Material. Insbesondere die „Machine Messiah“-Songs können ob ihrer mit Samples ausgestatten, komplexeren Natur nicht gegen die reduzierten Auf-die-Fresse-Thrashkeulen der alten Schule anstinken. Das dürfte auch der aktuellen Band-Besetzung gewahr sein, weswegen ganze fünf bis 1996 geschriebene Songs inklusive dem unvermeidlichen „Roots“ das Set beschließen.

21.45 WARBRINGER

Galerie mit 10 Bildern: Warbringer - Summer Breeze Open Air 2018

Die Los-Angeles-Thrasher um den charismatischen Fronter John Kevill geben, wie es ihrem Genre gebührt, bereits zu Anfang ihres Sets Vollgas. Die ersten vier Stücke stammen vom aktuellen Album „Woe To The Vanquished“ und sind dementsprechend frisch in der Erinnerung des Publikums. Das hat sich zahlreich vor der Camel Stage versammelt und singt nicht nur fröhlich mit, sondern schwingt natürlich auch ausgiebig die Haare und reckt die Fäuste in die Höhe. Letztere Geste wird auch vom WARBRINGER-Sänger gerne verwendet. Mit „Power Unsurpassed“ spielen die Kalifornier auch einen neuen Song, der erst in der Folgewoche veröffentlicht wird. Gegen Ende wird es noch mal richtig hart und schnell. Eine Wall of Death bringt das Publikum fast flächendeckend in Bewegung. Erst als sich WARBRINGER dann abgekämpft, aber mit einem breiten Grinsen im Gesicht verabschieden, kommt langsam wieder Ruhe in die Menge. Ein Besucher kommt zwischenzeitlich sogar aus dem Mund blutend herausgestolpert. Alles richtig gemacht.

22.30 PARADISE LOST

Galerie mit 14 Bildern: Paradise Lost - Summer Breeze Open Air 2018

Es ist bekannt, dass PARADISE LOST keine optimale Live-Band sind. Vor allem im Gesangsbereich sitzt nicht immer alles so erhaben und gut wie auf Platte. Dieser Eindruck bestätigt sich erneut, als die Briten an diesem Mittwoch als erster kleiner Headliner beim diesjährigen Summer Breeze die T-Stage entern. Sicherlich auch bedingt durch seine aktuellen BLOODBATH-Aktivitäten klingen vor allem die Growls bei Nick Holmes gut geölt, während mancher klarer Refrain im Angesicht von Gregor Mackintoshs Riff-Wänden unterzugehen droht. Dennoch gelingt es den Gothic-Metal-Wegbereitern, im Verlaufe ihres einstündigen Sets alle Schaffensphasen ihrer abwechslungsreichen Karriere unterzubringen und damit alle Versammelten zufriedenzustellen. In britisch reservierter Manier versteckt Holmes seine Zufriedenheit hinter lakonischen Ansagen über die Vergänglichkeit des Lebens („As I Day“) und Mundhygiene („Mouth“). Insgesamt ein unaufgeregter und zufriedenstellender Gig einer Legende zum Breeze-Auftakt.

23.30 Pillorian

Galerie mit 14 Bildern: Pillorian - Summer Breeze Open Air 2018

Für eine erst 2016 gegründete Band haben PILLORIAN ein bereits fein ausgearbeitetes Konzept. Anfänger sind sie aber natürlich nicht. Mit dem Ex-AGALLOCH-Sänger John Haughm haben sie mindestens einen alten Hasen in der Band. Sie starten mit einem düsteren Intro und halten dem Publikum dabei den Rücken zugedreht. Der erste Song klingt zu Anfang eher nach Death-Doom als nach Black Metal, doch das Tempo steigert sich und artet letztendlich – wie zu erwarten war – in Geballer aus. Musikalisch liefern PILLORIAN Präzision. Jedes Riff sitzt, ganz egal, wie intrikat es auch sein mag. Häufige Gitarrenwechsel begleiten das Set. Allerdings vernachlässigt die Band die Interaktion mit dem Publikum gehörig. Nicht eine einzige Ansage gibt es. Kein Augenkontakt, keine Geste. Zwischen den Songs laufen Samples, die eine verbale Interaktion sowieso fast unmöglich machen. So ist die Show am Ende zwar definitiv hörenswert, doch wirklich abgeholt fühlt man sich nicht.

00.15 Graveyard

Galerie mit 21 Bildern: Graveyard – Summer Breeze Open Air 2018

Schon allein outfittechnisch überzeugten GRAVEYARD an diesem Abend alle. Mit ihren ausgefallen gemusterten Hemden, den engen Hosen und den extravaganten Stiefeln passten die Schweden auch optisch perfekt zu dem nostalgischen Hard Rock-Sound, dem die vier Göteborger ihren europaweiten Erfolg zu verdanken haben. Das Quartett griff dabei auf sein beachtliches Repertoire aus fünf unglaublich starken Studioalben zurück und ließ wirklich keinen Wunsch offen. Sowohl eingefleischte Anhänger als auch neue Fans der Band kamen voll und ganz auf ihre Kosten, da sich die Skandinavier nicht nur auf gestandene Klassiker wie dem wilden „Hisingen Blues“ oder dem gefühlvollen „Uncomfortably Numb“ verließen, sondern sich mit schön-schmutzigen Hits wie „Please Don’t“ auch ihrer neuen Platte „Peace“ zuwandten. Das große Finale „The Siren“ sorgte bei allen Anwesenden nicht nur für eine wohlige Mischung aus Stauen, Gänsehaut und Begeisterung, sondern bewies, dass die vier Jungs in Sachen Performance inzwischen ganz oben mitspielen.

01.15 Evil Scarecrow

Galerie mit 20 Bildern: Evil Scarecrow - Summer Breeze Open Air 2018

Zu später Stunde und bei merklich geschrumpftem Zuschauerandrang ist eine zünftige Prise Klamauk sicherlich nicht die schlechteste Idee, um die müden Knochen noch einmal zu mobilisieren. So setzen EVIL SCARECROW auch vornehmlich auf opulente Kostüme und launige Show-Effekte. Angesichts von liebevoll geastalteten Roboter-Kostümen mit rot-blinkenden Zylonen-Gedächtnis-Augen, Ufo-Modellen und Alien-Puppen lässt sich ein hoher Unterhaltungswert nicht verleugnen. Natürlich täuschen die ausgefeilten Show-Elemente eher schlecht als recht darüber hinweg, dass die musikalische Essenz bestenfalls als durchschnittlich zu bezeichnen ist. Doch da der klassische Heavy-Metal-Sound auf der anderen Seite auch nicht wirklich weh tut, kann man diesen als eher nebensächliche Klangkulisse für eine Comedy-Show voll von anarchischem Humor und Skurrilität betrachten, der man die britische Herkunft von EVIL SCARECROW überdeutlich anmerkt. Klar, von Monty-Python-Niveau ist man hier meilenweit entfernt, dass man beim die dreiviertelstündige Nonsense-Show zu einem würdigen Ende bringenden „Crabulon“ das crabwalkende Publikum einer Animierdame im Raumschiff-Kostüm gegenüberstellt, entpuppt sich als wahrer Geniestreich. Eine schönere Reminiszenz an den Videospiel-Klassiker „Space Invaders“ dürfte sich innerhalb der Metal-Szene kaum finden lassen.

02.00 Ross The Boss

Galerie mit 19 Bildern: Ross The Boss - Summer Breeze Open Air 2018

Nein, selbst am späten Abend gibt es noch einmal zünftigen Metal auf die Ohren. Nachtruhe gibt es beim Summer Breeze Open Air nicht. Daher versammeln sich die letzten, wenn auch abgekämpften Seelen des Festivalmittwochs noch einmal vor der T-Stage, um sich von ROSS THE BOSS nebst Band noch einma ein MANOWAR-Fest servieren zu lassen. Dafür steht man natürlich gerne noch einmal zu nachtschlafender Zeit im Infield, um zu Klassikern wie „Blood Of The Kings“ oder „Battle Hymn“ abzugehen.

Und das tat das Publikum auch, wobei Sänger Marc Lopes, wohl gewahr der kulturellen Bedeutung des dargebotenen Liedgutes, immer wieder Salz in die ermüdeten Wunden streut. Die Devise lautet sinngemäß: „Wer nicht im Schlaf mitsingen kann, braucht gar nicht als Metaller weiter zu machen“. Zum Glück erweist sich das Publikum als textsicher, sodass es erst gar nicht zum Schlimmstfall kommen muss. Immerhin haben ROSS THE BOSS den bis zu diesem Zeitpunkt besten, kantigsten Sound vorzuweisen, weder übersteuert noch zu leise. Kann man nicht von jedem Act behaupten.

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02.09.2018

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