Summer Breeze 2017
der ausführliche Bericht
Konzertbericht
Samstag, 19.08.2017
Impressionen
Galerie mit 41 Bildern: Summer Breeze Open Air 2017 - Gelände-Impressionen vom Samstag
Galerie mit 153 Bildern: Summer Breeze Open Air 2017 - Infield-Impressionen vom Samstag
11.00 Mr. Hurley & Die Pulveraffen
Galerie mit 22 Bildern: Mr. Hurley & Die Pulveraffen auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Von der karibischen Insel Osnabrück kamen MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN direkt auf die Main Stage gesegelt und ließen mit ihrem Aggro-Shanty so manch ein Tanzbein im Publikum schwingen. Nicht nur kam dieses in beeindruckender Anzahl vor die SUMMER BREEZE Stage, es feierte eine rauschende Party zu den akustischen Klängen und ließ dabei nicht nur im übertragenden Sinne so manch eine Sonne aufgehen. Tatsächlich lachte diese über dem vom Wetter des vorangegangenen Tages gezeichnete Infield und hob so die ohnehin ausgelassene Stimmung in ungeahnte Höhen. Das Publikum zeigte eine für die Uhrzeit beispielhafte Dynamik, inklusive Polonaise, Ringelpietz und obligatorischem Crowdsurfing mit gezücktem Plastiksäbel im Anschlag. Der „Plankentanz“ animierte zur allgemeinen Morgengymnastik, welche die werte Pegleg Peggy auf der Bühne vortanzte. Und auch sonst herrschte eine rege Beteiligung beim textsicheren Publikum, das einen Großteil des Sets im Schlaf mitbeten konnte. Höhepunkt des Auftrittes war, wie üblich bei MR. HURLEY & DIE PULVERAFFEN, das Pöbel-Solo von Buckteeth Bannock bei „Ach ja!?“ Auch ließ sich das Publikum die Bitte abnehmen, die Veröffentlichung des kommenden Albums mit dem Hashtag #HurleyindieCharts zu unterstützen, währenddessen die Band auch zur großen Danksagung an alle Beteiligten auf, vor und hinter der Bühne ausholte. Entsprechend euphorisch und laut waren die „Zugabe“-Rufe, die dem Rausschmeißer „Blau wie das Meer“ folgten, die jedoch leider unerfüllt bleiben mussten.
11.55 Excrementory Grindfuckers
Galerie mit 24 Bildern: Excrementory Grindfuckers auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Beim Blick ins Publikum konnte man meinen, dass zur Mittagszeit schon der nächste Headliner auf dem Programm steht. Tatsächlich waren es aber die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS, die kaum weniger Zuschauer zogen als KREATOR am Vorabend. Optisch präsentierten sie sich mit Trainingsanzügen und goldfarbenen Turnschuhen als die Könige des schlechten Geschmacks. Das Publikum schloss sich dem gleich an, denn eine Menge Leute erschien in den abstrusesten Verkleidungen. Trotz der frühen Stunde waren die Fans bereit für eine amtliche Party. Vom ersten Song an war mächtig Bewegung in der Menge. Und die Band bedankte sich artig dafür: „Oh ja, das wird ein richtig schöner Tag. Vielen Dank für den geilen Empfang, SUMMER BREEZE!“ Neben den von der Band geforderten Circle Pits, bildete das Publikum auch die ein oder andere spontane Polonaise. Da am Ende noch etwas Zeit blieb, erweiterten die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS ihre Setlist spontan noch um „The Final Grinddown“. Die „Zugabe“-Rufe blieben im Anschluss trotzdem nicht aus.
12.00 The New Black
Galerie mit 16 Bildern: The New Black auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Neben dem SUMMER BREEZE selbst feierten auch THE NEW BLACK in diesem Jahr ein Jubiläum. Anlässlich ihres zehnjährigen Bestehens hatte die Band sich für ihren T-Stage-Auftritt am Samstag eine Reihe von Gimmicks überlegt. Im Verlaufe des Sets betraten Freunde und Weggefährten wie Vito von den Mitfranken J.B.O. die Bühne – dieser passenderweise zum Song „Clowns“ – und halfen vorübergehend an der Gitarre aus. Zu „Buddha“ schob sich ein goldfarben bepinselter BEMBERS auf die Bretter und übte sich im beeindruckenden Ausdruckstanz. Nach vollendetem Einsatz nahmen die Gäste auf einer Couch am Bühnenrand Platz und verfolgten mit einem Bier im Anschlag den Rest der Show. Abgesehen von der spaßigen Bühnenshow überzeugten THE NEW BLACK aber auch musikalisch mit ihrem groovigen Hard Rock und versammelten in kurzer Zeit eine größer werdende Menge vor der Bühne. Die Mähnen flogen, auf der Bühne wurde gegrinst und sich zugeprostet. Auf die nächsten zehn Jahre mit THE NEW BLACK!
12.45 Randale (All Ages Show)
Galerie mit 14 Bildern: Randale All Ages Show auf dem Summer Breeze Open Air 2017
RANDALE haben laut eigener Aussage einen Bildungsauftrag, den sie sehr ernst nehmen: sie bringen Kindern den Rock nahe. Da aber bekanntermaßen in uns allen irgendwo noch ein Kind steckt, hatten die Bielefelder ihre Camel-Stage-Show am Samstagmittag (vor allem in Sachen Lautstärke) ein wenig angepasst und für alle Altersklassen geöffnet. Und siehe da: „Der Kuckuck und der Esel“ und Co. wurden im Punk- bzw. Rock-Gewand von so manchem Kuttenträger abgefeiert. Eine gut aufgelegte Meute trug den plüschigen „Punkpanda Peter“ auf Händen und folgte den Anweisungen zum Fingerspiel „Rutsch Ping Ping“ bereitwillig. Am Ende gab es noch eine Polonaise mit „Omma und Oppa“ und den Hinweis auf die später am Tag stattfindende „Kids Show“ von RANDALE im Campsite Circus. Und das alles nur, damit der Nachwuchs später nicht auf den Gedanken kommt, „Helene Fischer zu hören“.
12.50 Primal Fear
Galerie mit 22 Bildern: Primal Fear auf dem Summer Breeze Open Air 2017
„Metal Is Forever!“ wie ein weiser Mann einst zu sagen pflegte. Oder zu kreischen? Egal, dieser weise Mann enterte jedenfalls zur Freude aller Beteiligten die Bühne, um als Frontmann der schwäbischen Power-Metal-Brigade PRIMAL FEAR gute Laune zu verbreiten. Passend zur Best-Of-Reise durch die Bandgeschichte war das Backdrop mit dem Adler-Maskottchen im Retro-Stil gehalten und wachte über neun amtliche Hits aus inzwischen satten zwanzig Jahren Bandgeschichte. Schon beim Opener „Final Embrace“ forderte Frontmann Ralf Scheepers (der oben erwähnte weise Mann) die Zuschauer zum Mitsingen auf und hatte damit trotz der frühen Stunde auch direkt einigen Erfolg. Ihm und seinen Bandkollegen kam dabei die langjährige Bühnenerfahrung zupass, die sie genau an den richtigen Stellen die Muskeln spielen und sich in Pose werfen ließen. Darüber hinaus feuerten sie auch die Riffs ihrer Mega-Hits „Angel In Black“, „Nuclear Fire“ und „Chainbreaker“ zielsicher in die Menge. Und natürlich durfte der weise Mann den Fans zum Abschied einmal mehr seine berühmteste Lebensweisheit in Gestalt des gleichnamigen Songs mit auf den Weg geben.
13.15 Unzucht
Galerie mit 16 Bildern: Unzucht auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Guten Morgen SUMMER BREEZE! UNZUCHT aus Hannover waren für diesen Tag als Wecktrupp für die T-Stage gebucht. Während die meisten Zuschauer offensichtlich noch recht verpennt und müde vor der T-Stage standen, hatten UNZUCHT sich, trotz angenehmen Temperaturen, auf einen einheitlichen schwarzen Dresscode festgelegt und ganz offensichtlich so richtig Lust, die müden Geister wiederzubeleben. Die Band erfüllte ihren Auftrag hervorragend. Sänger „Der Schulz“ sprang schon beim zweiten Song „Lava“ nach vorne zur Menge und mobilisierte die Besucher höchstpersönlich. Das Publikum ließ sich nicht lange bitten und demonstrierte eindrucksvoll, wie man mit Headbangen, Tanzen, Gothic-Moves und EBM-Gymnastik wach werden kann – UNZUCHT boten musikalische Untermalung, passend für jedes dieser Rituale. „Geile Scheiße, hier kann man es aushalten!“ rief „Der Schulz“ sichtlich erfreut in die Menge. Zum emotionalen Song „Zeit“ gab es dann ein beispielloses schwingendes Händemeer. Die obligatorische Frage „Habt ihr Bock auf UNZUCHT?“ durfte also mit einem eindeutigen „Ja“ beantwortet werden. Eine Band, die richtig Bock hatte und genau im richtigen Moment kam, um mit ihrer guten Laune anzustecken.
13.45 Delain
Galerie mit 18 Bildern: Delain auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Zeit für das mittägliche Aerobic-Programm! Ihre Animateurin ist heute Charlotte Wessels! Die DELAIN-Frontlady motivierte die Menge praktisch ununterbrochen zum Klatschen, Hüpfen und zu lauten Anfeuerungsrufen. Dass ihre Fans dabei so willig mitspielten, zauberte der in der Mittagssonne zwar mit einer buntgescheckten Fellweste, dafür aber bauchfrei auftretenden Holländerin ihr strahlendstes Lächeln ins Gesicht. Und auch die Bandkollegen verliehen ihrer sichtlichen Freude mit großen Posen Ausdruck, wenngleich die zierliche Gitarristin Merel Bechtold beim Versuch böse Metal-Grimassen zu ziehen, eher niedlich wirkte. Ohne Keyboarder Martijn Westerholt wurden dessen Parts, wie bereits bei DELAINs letztem SUMMER BREEZE-Besuch vor drei Jahren, aus der Konserve eingespielt. Dies tat glücklicherweise weder dem Ohrwurm-Potential von Zuckermelodien wie in „Pristine“ noch den groovigen Electro-Beats von „Don’t Let Go“ einen Abbruch, denn die spielfreudige Truppe auf der Bühne ließ einen leicht darüber hinwegsehen, in welch feste Bahnen die Stücke dadurch gegossen wurden. Zum Abschluss gab es natürlich einmal mehr die Gänsehaut-Hymne „We Are The Others“ zu hören, deren wichtige Kernaussage von einem Crowdsurfer im Penis-Kostüm geradezu perfekt unterstrichen wurde. Kein Wunder, dass insbesondere Sängerin Charlotte und Gitarristin Merel bei diesem skurrilen Anblick für einen winzigen Moment zu stutzen und sich mühsam ein Lachen zu verkneifen schienen.
14.00 Crisix
Galerie mit 18 Bildern: Crisix auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Für eine kompromisslose Thrashwalze sorgten CRISIX auf der Camel Stage. Die fünf Spanier ließen sich auch vom leicht matschigen Sound nicht beirren und lieferten eine Show ab, die in Sachen Intensität die Auftritte so mancher Genre-Größe locker in die Tasche steckte. Und da ließ sich auch die große Anzahl der erschienenen Fans nicht lumpen. „Okay friends, it’s time to break your fucking neck!“, forderte Sänger Julián Baz. Danach flogen allüberall Haare durch die Luft. In der Mitte des Sets nahm er sich zudem Zeit für eine klare Ansagen gegen den Terrorismus, der vor kurzem Barcelona, die Heimatstadt der Band, heimgesucht hat. Dafür erntete er großen Applaus. Bei „G.M.M. – The Great Metal Motherfucker“ flogen dann auch noch so einige Fäuste durch die Luft. Anschließend forderten CRISIX noch eine Football Of Death, was nichts anderes war als eine Wall Of Death, bei der einige Luftballons in die Mitte geworfen wurden. Dass Baz und seine Mannen nicht nur fordern, sondern auch liefern, bewiesen sie beim abschließenden „Ultra Thrash“. Zu Beginn des Songs verließ die Band die Bühne und spielte ihn im Circle Pit. So viel Fannähe wurde mit lauten „Zugabe“-Forderungen belohnt.
14.30 The New Black (Akustikshow)
Galerie mit 20 Bildern: The New Black Acoustic auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Weil ja nicht nur das Festival etwas zu feiern hatte, sondern auch THE NEW BLACK einen runden Geburtstag (den zehnten!) begingen, gabs zu der ersten Show um 12 Uhr auf der T-Stage später noch ein akustisches Sahnehäubchen. Und für derartige Anlässe drängt sich der Campsite Circus ja geradezu auf. Nach der schweißtreibenden Open Air-Show gings bei der Akustiksause wesentlich entspannter zu und so nahm die Band – mal abgesehen vom Schlagzeuger – auf den obligatorischen Barhockern an der vorderen Bühnenkante Platz. Und trotz der Bienenstock-artigen Hektik eines derart großen Festivals gelang es der Band in kürzester Zeit die Anwesenden in eine Art Paralleluniversum zu entführen. Die Musik berührte in dieser akustischen Version derart, dass man immer wieder Leute dabei beobachten konnte, die dem Nebenmann den von Gänsehaut überzogenen Unterarm unter die Nase hielten! Mit „Wound“ präsentierte die Band einen selten gespielten Track ihres Debutalbums von 2009 der es doch tatsächlich schaffte an die Referenzmarke schlechthin in Sachen Unplugged-Alben zu erinnern: das „MTV Unplugged“-Album von Alice in Chains. Vor dem letzten Song überraschte die Band viele Fans in den ersten Reihen mit liebevoll verpackten Shirt-Geschenken und sorgte somit für noch mehr glückliche Gesichter bevor sie das abschließende „Long Time“ spielten. Und obwohl die Geschenke ja schon vor dem letzten Song verteilt worden waren, forderte das Publikum trotzdem derart vehement nach einer Zugabe, dass sich die Band nachdem sie bereits abgegangen war tatsächlich wieder setzte und „Dead In The Water“ nachreichte – wohlgemerkt ohne den Song für das Format vorbereitet zu haben – Vollprofis halt!
14.30 Benighted
Galerie mit 16 Bildern: Benighted auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Wer jetzt immernoch nicht wach war, konnte mit den französischen Knüpplern von BENIGHTED einen zweiten Versuch wagen. Das Intro „Hush Little Baby“ ließ schon erahnen, dass es jetzt sehr sehr derbe werden würde. Sänger Julian Truchan schien zumindest äußerst wach und stürmte barfuß die T-Stage. Mit der Wucht eines Überfallkommandos legten die Herren amtlich mit „Reptilian“ los. Einige Anwesende schienen erst überfordert und aufgrund der ungebremsten Brutalität irritiert, allerdings bildet sich ziemlich schnell ein harter Kern, der BENIGHTED bedingungslos mit Pits abfeierte. Die hatten einen stolzen Anfahrtsweg von 12 Stunden hinter sich gebracht, was ganz offensichtlich nicht auf Kosten ihrer Energie gegangen war. Bei „Let The Blood Spill Between My Broken Teeth“ und „Noise“ wurde der Menge eindrucksvoll demonstriert, wie man tadellos zwischen Growls und Pig Squeals wechseln kann. Zu „Necrobreed“ wünschte sich die Band für die Dauer von 1:24 einen großen und heftigen Circlepit. Das Publikum ließ sich nicht lange bitten und tat, wie ihm befohlen wurde. „Dieser Auftritt ist für alle geeignet, die etwas Probleme mit dem wach werden haben“ fasste Sänger Julien passend zusammen. Wir legen noch einen obendrauf: wer danach immer noch nicht wach war, ist tot!
14.40 Mono Inc.
Galerie mit 18 Bildern: Mono Inc. auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Vor der Hauptbühne hatte sich bereits vor Konzertbeginn eine große Menge an Fans eingefunden, um mit MONO INC. in die Finsternis zu reisen. Die Dark-Rocker traten für die Darbietung ihres Sets in konsequent düsteren Outfits an. Sänger Martin Engler wechselte seine Kleidung zudem mehrfach während des Konzerts, passend zu den gespielten Songs. Auf seine Forderung „Zeigt eure Hände! Ich will alle Hände sehen!“ reagierte das Publikum ohne Umschweife. Genauso euphorisch sprangen die Zuschauer auch mit der Band mit. Eine Überraschung hatten MONO INC. ebenfalls parat: Für die Songs „Potter’s Field“ und ein Cover von „Wonderful Life“ übernahm Major Voice den Lead-Gesang. Einen weiteren Gastsänger hätte derweil auch das Publikum abgeben können, denn die Fans waren verdammt textsicher, insbesondere bei „Children Of The Dark“. In Sachen Showeffekten hielten sich MONO INC. auch nicht zurück. Neben einschlägigen Pyros, die im Takt eingesetzt wurden, holte Martin Engler zum Abschluss auch noch die hauseigene Band-Flagge raus.
15.15 Imminence
Galerie mit 16 Bildern: Imminence auf dem Summer Breeze Open Air 2017
IMMINENCE aus Schweden haben den Dreh offenbar raus: nachdem zu Beginn des Auftritts auf der Camel Stage nur ein harter Kern direkt vor der Bühne aufmarschierte und der Rest eher punktuell und verloren herumstand, zogen die Jungs ihr Publikum stetig und selbstbewusst in ihren Bann. Der eingängige Mix aus Metalcore und poppigen Melodien erwies sich dabei als smartes Erfolgsrezept. Auch der volle Körpereinsatz des Quartetts tat sicher ein Übriges um die Menge auf Betriebstemperatur zu bringen. Zur Belohnung gab es trotz der kurzen halben Stunde Spielzeit genug Action für eine Wall of Death, einen Circle Pit und überhaupt jede Menge Tanzbereitschaft vor der Bühne. Zudem fand sich auch der eine oder andere Fan, der die Texte der eingängigen Melodien mitschmettern konnte – ein Zeichen, dass wir von dieser Band wohl auch in Zukunft noch hören werden. Sänger Eddie Berg lobte sein Publikum dafür charmant mit ein paar Bröckchen Deutsch, ehe wieder ordentlich ins Mikro gekreischt wurde und die Mähnen und Fäuste flogen.
15.45 Der Weg einer Freiheit
Galerie mit 15 Bildern: Der Weg Einer Freiheit auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Wer ob des fehlenden Logos auf dem Backdrop ratlos war, wer da eigentlich am Samstagnachmittag den melodischen Black Metal-Reigen auf den Platz vor der T-Stage herniederregnen ließ, dem wurde von einem vorausschauenden Fan geholfen. „Der Weg Vong 1 Freiheit“ prangte da in Eddinglettern geschrieben auf einem aus der Menge gereckten Pilskarton in Anlehnung an die berühmten Memes. Verständlicher und grammatikalisch korrekter ging es dagegen auf der Bühne zu, als DER WEG EINER FREIHEIT in die offizielle Releaseshow ihres neues Albums „Finisterre“ einstiegen. Bei drückendem Sound mit vielen herrlich trümmernden Double-Bass-Passagen, perlenden Leadbögen und schön atmosphärisch schrammelnden Riffs standen die Würzburger trotz Licht-und-Schatten-Show des Wetters definitiv auf der Sonnenseite. Auf Stage Acting legten die vier Herren dabei nicht besonders viel wert, die Ansagen kamen sogar fast ein wenig mürrisch daher. Aber solcher Art Ablenkung brauchte es auch gar nicht, der variantenreiche Black Metal hielt mit häufigen Wechseln zwischen verträumten Clean- und feisten Blast-Passagen schon genügend bei der Stange. Das in ordentlicher Stärke angetretene Publikum schien mit mittlerweile drei Tagen Festival in den Knochen und den erneut warmen Temperaturen ein wenig gelähmt aber wer sagt denn, dass das zwischen den Songs aufbrandende Meer aus emporgereckten Hörnern kein guter Zuspruch ist. Vor dem letzten Song „Zeichen“ sprach Fronter Nikita Kamprad noch den bereits erfolgten Wechsel am Bass von Sascha zu Nico an, natürlich nicht ohne sich unter dem Jubel der Fans bei Sascha, der mittlerweile hinter den Kulissen für die Band tätig ist, für die bisherige Zeit zu bedanken. Nach diesem Auftritt kann auch für die neue Besetzung nur gelten: auf die nächsten mindestens acht Jahre DER WEG EINER FREIHEIT! So vong Erfolg her.
15.50 Emil Bulls
Galerie mit 16 Bildern: Emil Bulls auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Die Münchner sind eine der Bands die das Festival seit Jahren begleiten und auch mit ihm gewachsen sind. Im Gegensatz zu so manch anderer Band sind sie mit den Jahren eben nicht poppiger geworden, sondern haben nach und nach sogar das ein oder andere Schippchen Metall zusätzlich in den Bandmotor geschaufelt. Gestartet wurde mit dem gewohnten Manowar-Intro und dem heftigen „Hearteater“. Und obwohl Mono Inc. wirklich schon sehr ordentlich vorgelegt hatten, schafften es die BULLS tatsächlich das innerhalb kürzester Zeit zu toppen. Die Grabensecurity sollte an diesem Tag bei kaum einem anderen Act nochmal derartig viel zu tun haben. Teilweise waren mehr als zehn Crowdsurfer gleichzeitig (!!!) über den Köpfen der Meute. Es wurde aus tausenden Kehlen mitgeschmettert und selbst Fortgeschrittenen-Spielchen wie „alle setzen sich hin und springen erst auf Ansage wieder gemeinsam auf“ klappten wie am Schnürchen. Die Mischung aus tightem Riffing und den charakteristischen, poppig-melodischen Refrains bringt sonst keine Band derart auf den Punkt. Die zigfach in die Meute geworfenen Wasserbälle kursierten das ganze Set über und zum krönenden Abschluss überwand Sänger Christ den Bühnengraben und sang auf der Absperrung stehend im Vollkontakt mit den Fans. Demnächst im Lexikon ihres Vertrauens unter „Leidenschaft meets Spielfreude: EMIL BULLS“, und im Herzen sind sie doch Hippies: „We come in peace, this ain’t no war, this is passion, this is love, oh, this is how we do it, in the age of revolution we’re a unit!“
16.00 Randale (Kids Show)
Galerie mit 15 Bildern: Randale Kids Show auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Warum halten wir auf Konzerten eigentlich die Pommesgabel hoch und was muss man Wichtiges über Metal und Punk wissen? Das und noch viel mehr gab es von RANDALE im Campsite Circus bei der Kids‘ Show zu lernen. Dazu eingeladen waren nicht nur junge FestivalbesucherInnen mit ihren Eltern, sondern auch Kinder aus Dinkelsbühl und Umgebung mit ihren Familien, die hierfür ein eigenes Bändchen erhalten konnten und ausnahmsweise kein SUMMER BREEZE-Ticket für den Zutritt zum Zelt benötigten. Für alle gab es zudem am Einlass kostenlose Ohrstöpsel, denn RANDALE spielen eine laut-knackige Mischung aus Rock, Punk, Metal und Reggae mit herrlich direkten Texten. Mit vollem Einsatz verkündeten also RANDALE die Wahrheit über Rock‘n‘Roll vor einem eher ungewöhnlichen Publikum. Dabei gab es für die Kids einiges zu tun: Zum Anti-Krankenhaus-Song „Superdoppeldoof“ wurde beim Wort „doof“ jedesmal eine eigens dafür ausgeteilte Postkarte (Aufschrift: „Doof!“) geschwenkt. Bei „Rutsch-Ping-Ping“ galt es, ein Fingerspiel zu meistern, an dem nicht wenige Eltern krachend scheiterten. Und schließlich tanzten die Kinder noch mit Sänger Jochen eine Polonaise und flüchteten vor dem (Kitzel-)“Killer“. Aber auch die Eltern, Großeltern, Patenonkel und Tagesmütter im Saal wurden bestens unterhalten. Neben zahlreichen Anspielungen auf bekannte Bands aus der Rock- und Metalwelt wissen wir nun beispielsweise: Wenn eine Band sagt, dass sie bald geht, sagt man „Menno“. Danach haben sich auch Manowar benannt. „Das sind nämlich sehr unzufriedene Männer im Schlüpfer mit kurzen Schwertern.“, weiß Jochen. Als hätten wir es uns nicht schon gedacht! Übrigens: Die Pommesgabel machen wir, um uns die Nummer der Feuerwehr besser merken zu können. Und über Metal und Punk muss man wissen, dass immer alle gut aufeinander aufpassen. Und dass man auf keinen Fall einen Auftritt von RANDALE verpassen darf!
16.30 Motorjesus
Galerie mit 24 Bildern: Motorjesus auf dem Summer Breeze Open Air 2017
MOTORJESUS sind immer wieder gern gesehene Gäste auf dem SUMMER BREEZE und durften nach 2011 und zuletzt 2014 auch in diesem Jahr wieder andocken. Da verwundert es nicht, dass der Platz davor bestens gefüllt war, als die Band mit “Motor Discipline“ die erste Salve rotzigen Dicke-Eier-Rock abfeuerte. Und offenbar hatten die Mönchengladbacher viele Fans mitgebracht – denn in den ersten Reihen sangen einige Headbanger sofort inbrünstig mit. Das Bud Spencer, Terrence Hill und Bruce Lee gewidmete „Fist Of The Dragon“ folgte der ausgegebenen Vollgas-Vorgabe und Frontröhre Chris Birx sammelte Sympathie-Punkte, indem er Jägermeister an das Publikum verteilte. Zudem sollte man MOTORJESUS für den Einsatz der guten alten Cowbell einen Lässigkeitspreis verleihen. Natürlich durfte auch „King Of The Dead End Road“ nicht fehlen, schließlich kann dieser Song mit Fug und Recht als bandeigener Evergreen bezeichnet werden. Übrigens: Als Aushilfe an der Gitarre für die diesjährige Show hatten die Gladbacher Christof Leim von The New Black engagiert, der sichtlich Spaß an der Sache hatte. Und Spaß ist es auch was die Band immer zu vermitteln weiß. Und so wurde die halbe Stunde bollernder Rotzrock zu einer richtig unterhaltsamen Sache.
17.00 Knorkator
Galerie mit 16 Bildern: Knorkator auf dem Summer Breeze Open Air 2017
KNORKATOR sind live immer ein Fest und der diesjährige Auftritt auf der SUMMER BREEZE Stage machte da natürlich keine Ausnahme. Sänger Stumpen kam im Ghillie Suit auf die Bühne, aus dem er sich nach und nach bis auf die Unterhose schälte. Er gab sich exzentrisch wie immer, während seine Mitmusiker die Ruhe selbst waren. Von Ruhe auf der Bühne konnte aber keine Rede sein, denn spätestens als Stumpen die Kameraleute aus dem Fotograben für kurze Zeit auf die Bühne hoch orderte, war dort mächtig was los. Vor der Bühne ging es ohnehin ab, zumal die Band als erstes „Alter Mann“ in die dicht gedrängte Menge schickte und diese so im Sturm eroberte. Stumpen ließ es sich natürlich nicht nehmen, den Applaus immer durch Ausrufe wie „Jubel!“ einzufordern. Die eigentliche Überraschung war jedoch die Damenkapelle aus Berlin, die für „Der ultimative Mann“, „Geld“ und „Ich hasse Musik“ die Bühne enterte und das instrumentale Ruder übernahmen, was Stumpen gewohnt subtil mit „Viele Brüste auf der Bühne“ kommentierte. Sängerin Doro und Stumpen agierten sodann im Duett und sorgten für einige Gänsehautmomente. Und ja, tatsächlich haben die Damen dem Sound ein ordentliches Maß an Glamour und Klasse verliehen. Nicht, dass KNORKATOR nicht auch so klasse gewesen wären, aber wo sonst erlebt man einen Song namens „Ich hasse Musik“ glaubhaft in eine sexy Salsa umgewandelt? Oder „Der ultimative Mann“, der ein heißes Tango-Makeover erhalten hat. Für den Rest des Sets agierten die Damen weiterhin im Hintergrund, gaben Alf Ator und Co. jedoch wieder ihre Instrumente zurück und ließen sie einige der Bandklassiker wie „Buchstabe“, „Du nicht“, „Böse“ und „Wir werden alle sterben“ spielen. Und erwartungsgemäß entließ das Publikum die Band unter enormen Beifall vorerst in die Pause, bevor es später an anderer Stelle mit der Akustik-Show weitergehen sollte. Jubel!
17.00 Havok
Galerie mit 16 Bildern: Havok auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Schon während des von den Bandmitgliedern selbst durchgeführten Soundchecks scherzten HAVOK mit den ersten Reihen ihrer zeitig angerückten Anhängerschaft. Die Thrash-Durchstarter aus Denver, Colorado waren spürbar gut aufgelegt – ein Eindruck der sich prompt bestätigte, als das Quartett pünktlich um 17 Uhr die Bühne stürmte. Zu komplexen Thrash-Riffs in Hochgeschwindigkeit, unterbrochen von Headbang-Passagen und funkigen Instrumental-Einschüben, bildete sich schon sehr bald der erste Circle-Pit. Der Platz vor der Bühne war schnell gut gefüllt und vor allem in den ersten Reihen konnte man so manches HAVOK-Shirt erblicken. Besonders beeindruckend war das im Soundmix sehr präsente Bassspiel von Nick Schendzielos, der zwischendurch immer wieder mit kleinen Soloausflügen glänzte. Aber auch der Rest der Band machte einen starken Job bei gleichzeitig hoher Mobilität. Die Songansagen von David Sanchez wirkten dabei durch und durch authentisch. Am Ende des Sets gab es noch das obligatorische Bandselfie mit dem Publikum und einen Appell an alle, sich in Zeiten, in denen ein verdrehtes Wahrheitsverständnis an Boden gewinnt, konsequent des eigenen Verstandes zu bedienen. Progressiver Thrash mit Message – dafür stehen HAVOK mit ihrem guten Namen.
17.45 Kitty In A Casket
Galerie mit 18 Bildern: Kitty In A Casket auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Als nächste Band durften Kitty Casket, Billy Bat, Todd Flash, Marc Maniac und Max Van Angst, alias KITTY IN A CASKET (genau, richtig gelesen, zu Deutsch: Kätzchen im Sarg) die Camel Stage besteigen. Was nach der schweißtreibenden Show von Motorjesus zuvor sich keine leichte Aufgabe war. Und so hatten es die Wiener zu Anfang etwas schwerer, das Publikum mit ihrem locker flockigen Punk-Rock auf Touren zu bringen. Doch in der durchaus ansehnlichen Menge auf dem Platz vor der Bühne fanden sich mit der Zeit immer mehr Mosh-Willige. Sängerin Kitty Casket konnte man ohnehin nicht die Aufforderungen zu mehr Bewegung abschlagen, wurden diese doch in ihrem sympathischen Wiener Schmäh vorgetragen. Also rückte das Publikum mit fortschreitender Spielzeit eben immer mehr zusammen, bis sogar ein ansehnlicher Pit zustande kam. Am Ende wurde sogar noch eine Wall Of Death angezettelt. Mit dem Party-Kracher „Bride Of The Monster“ beschlossen KITTY IN A CASKET dann ihr äußerst kurzweiliges Set.
18.10 Overkill
Galerie mit 24 Bildern: Overkill auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Für die nächste Stunde stand auf der Hautbühne eine veritable Lehrstunde in Sachen Thrash Metal auf dem Plan. OVERKILL gaben ihr SUMMER BREEZE-Debut. Den Einstieg lieferte die „Mean Green Killing Machine“ vom aktuellen Album „The Grinding Wheel“. Wobei die Band auf das ausufernde Intro der Studioversion verzichtete und direkt in die Vollen ging. Bereits als zweiten Song bescherten sie ihren Fans die Mitgröl-Nummer „Rotten To The Core“. Einen der größten Hits so früh zu verbraten, zeugte von gesundem Selbstbewusstsein. Die restliche Setlist brauchte sich aber nicht zu verstecken. OVERKILL kredenzten ihren Fans einen gelungenen Mix aus Klassikern und Stücken neueren Datums. Und das Publikum ging mit. Egal ob es „In Union We Stand“ oder „Together! Forever! Ironbound!“ hieß, jeder einzelne Song wurde mit großem Applaus belohnt. Auf „We Don’t Care What You Say!“ antworteten die Fans ohne Aufforderung mit dem obligatorischen „Fuck You!“. Das The-Subhumans-Cover bildete den traditionellen Abschluss einer – wie immer – fantastischen OVERKILL-Show.
18.15 End Of Green
Galerie mit 16 Bildern: End Of Green auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Für END OF GREEN gab es dieses Jahr einiges zu feiern. Nicht nur absolvierten sie ihren zehnten (!) Auftritt auf dem SUMMER BREEZE, die Stuttgarter zelebrierten gleichzeitig auch die Veröffentlichung ihres neuen Albums „Void Estate“. Doch zunächst fiel auf, dass nicht der etatmäßige Schlagzeuger Matthias Siffermann hinter den Kesseln saß, sondern ein für END OF GREEN-Fans unbekanntes Gesicht. Wie Sänger Michelle Darkness offenbarte, hatte sich Siffermann „während seiner Hochzeitsnacht ganz schlimm verletzt“ – später nahm er dann immerhin für zwei Songs noch seinen gewohnten Platz ein. Dieser kurzfristige Tausch wirkte sich aber in keinster Weise negativ auf das Set der Haus-und-Hof-Band des BREEZE aus. Gewohnt sympathisch führte Darkness durch eine mit alten und neuen Hits gespickte Songauswahl. Highlights gab es viele, zum Beispiel „Dead City Lights“, den Evergreen „Killhoney“ vom 2008er Album „The Sick’s Sense“ oder das ausladende „Death In Veins“. Selbst kleinere technische Probleme wurden von Darkness mit einem lockeren Spruch davon-gewitzelt. END OF GREEN sind und bleiben ein Phänomen und obendrein auch optisch eine Band mit hohem Wiedererkennungswert. Man sehe sich nur einmal die immer länger werdenden Dreadlocks von Gitarrist Sad Sir an. Erneut ein großartiger Auftritt der Düsterrocker bei dem sie das abschließende „Death In Veins“ ganz lässig in „Hurt“ von Johnny Cash bzw. Nine Inch Nails münden ließen.
18.30 Corvus Corax (Unplugged)
Galerie mit 17 Bildern: Corvus Corax Unplugged auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Viel erdiger und ursprünglicher geht es nicht! CORVUS CORAX spielten unplugged im brechend vollen Campsite Circus und lösten auch unverstärkt ein Klanggewitter aus, das Hände in die Luft und Beine in Bewegung brachte. Unter Ausschluss der Nachmittagssonne, beim Klang von Dudelsack, Schlagwerk, Schalmeien und Hörnern konnte man sich tatsächlich vorkommen, wie bei einem mittelalterlichen Gelage zum Auftritt der Spielleute. Dieser Funke sprang auf die Menge über, die ohnehin unverkennbar aus Fans der Mittelalter-Formation bestand. Instrumentalstücke wurden laut mitgesummt und beklatscht, Texte waren bestens bekannt – insbesondere zu „Havfru“ lieferten sich Band und Publikum einen regelrechten Schlagabtausch. Als besonderes Bonbon zum Abschluss spielten CORVUS CORAX ihre ganz eigene Version des „Game Of Thrones“- Titelsongs, mit dem Hinweis auf die Beteiligung der Gruppe am ursprünglichen (und dann verworfenen) Pilotfilm der Serie. Die Herausforderung ans Publikum lautete, beim Mitsummen besser abzuschneiden, als die Besucher des Hellfests. Ob das gelungen ist, wurde leider nicht verraten – aber wir dürfen gewiss davon ausgehen, dass das SUMMER BREEZE hier den Vogel abgeschossen hat! Wer dennoch nicht genug von CORVUS CORAX bekommen hat, oder nicht dabei sein konnte, durfte sich auf eine zweite Chance beim Auftritt von CANTUS BURANUS am Abend freuen.
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