Summer Breeze 2017
der ausführliche Bericht
Konzertbericht
19.00 Most Metal Tattoo
Schon eine harte Nuss, wenn ein Körperkunst-Contest mit den Tages-Headlinern konkurrieren muss. Eigentlich sollte der MOST METAL TATTOO CONTEST um 19:00 Uhr beginnen, aufgrund der unwetterbedingten Unterbrechung des Festivals ist der Start aber auf 22:00 Uhr gerutscht. Der Wettbewerb findet im Campsite Circus statt und wie zu erwarten, finden sich nicht allzu viele ein. Kate Kaputto gibt alles, um 20 Teilnehmer ranzuholen, die für den MOST METAL TATTOO CONTEST nötig sind. Doch was gibt es eigentlich zu gewinnen? Und wer sitzt neben dem obligatorischen Dieter Bohlen in der Jury? Spaß beiseite, heute sind es die aus Norwegen stammende Tätowiererin Liné Hammett, der DOUBLE-CRUSH-SYNDROME-Fronter Andy Brings, TätowierMagazin-Chefredakteur Dirk-Boris Rödel und Festival-Booker Jagger. Drei Ausgewählte gewinnen – und zwar jeweils einen Pokal (yeah, braucht man) und ein Jahresabo des TätowierMagazins. Nummer eins kann sich zudem (jetzt wird es richtig interessant) über ein VIP-Ticket fürs Summer Breeze 2018 freuen, während der oder die Zweitplatzierte immerhin noch ein normales Ticket erhält. Egal ob kleines oder großflächiges Tattoo, im Hauptteil des MOST METAL TATTOO CONTEST nimmt die Jury jedes der 20 Stechwerke genau unter die Lupe, während die Moderatorin – zum Teil etwas übermotiviert – durch die Show führt. Schließlich gewinnt Maurizio aus Italien beziehungsweise sein komplexes Kunstwerk, das die ersten fünf Alben von METALLICA zeigt. Markus 1 wird mit seinem auf dem Oberkörper platzierten SLIPKNOT-Tattoo zweiter und Markus 2 belegt (erneut mit METALLICA-Motiv) den dritten Rang.
19.00 Nothgard
Galerie mit 14 Bildern: Nothgard auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Der Anfahrtsweg ist für die aus Deggendorf in Niederbayern kommenden NOTHGARD recht entspannt, das Wetter entzieht dem Auftritt die Entspannung aber phasenweise wieder. Auch wenn die Menschen Lust auf Live-Musik haben, starker Regen sorgt halt dafür, dass nicht alle vor der Bühne erscheinen, die es eigentlich vorhatten. Kann man nur sagen: selbst schuld. Schon der Opener „Draining Veins“ verdeutlicht, wie eingespielt das Quartett ist. NOTHGARD präsentieren sich voller Energie und Spiellaune. Hinzu kommt ein einwandfreier Sound, der vor allem die vielen doppelläufigen Leads prächtig ins Rund befördert. Klar sind Parallelen zu CHILDREN OF BODOM zu sehen und zu hören – macht aber nichts, denn die Lieder haben inzwischen auch so viel eigenes Potenzial, dass sich NOTHGARD mit jedem messerscharfen Riff und all den Melodien automatisch von ihren Vorbildern entfernen. Und siehe da: Bei „The Sinner’s Sake“ hört der Regen auf und es wird noch der eine oder andere Crowdsurfer gesichtet.
19.20 Hatebreed
Galerie mit 20 Bildern: Hatebreed auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Brave Jungs sind HATEBREED vielleicht nicht, zumindest nicht musikalisch, sympathisch aber allemal. Trotzdem hören wir „Bad Boys“ von Bob Marley aus der Konserve, bevor es losgeht. Charisma in Person ist erneut Fronter Jamey Jasta, der wie gewohnt motivierende Ansprachen ans Publikum richtet, die großen Gesten auspackt und den Zuschauern eine besondere Freude macht, als er nach den zwei ersten Songs verkündet, dass nun ein spezielles Set folgt. Fans von HATEBREED können es sich schon denken: Das Debüt „Satisfaction Is The Death Of Desire“ befindet sich im 20. Jubiläumsjahr – ein mehr als guter Grund, um mal alle Songs am Stück zu zocken. Und trotzdem viele weitere Hits auszupacken, denn Dauerbrenner wie „I Will Be Heard“ und „Live For This“ werden zusätzlich gespielt. Wer schon mal eine HATEBREED-Show gesehen hat, weiß, wie energiereich die Performance der Truppe ist. Auffällig ist heute aber das Organ von Jasta, denn die Vocals klingen deutlich heiserer. Gar kein Problem, da diese rotzige Note extrem gut zu den Hardcore-Nummern passt. „Last Breath“ vom Erstling widmet der Frontmann den verstorbenen Chester Bennington und Chris Cornell – noch ein Sympathieplus mehr. Auch bei anderen Ansagen, die eher in die Kategorie „typisch“ fallen („I don’t wanna go to Hamburg yet because it’s so great here in Dinkelsbühl“), bleibt der Sänger authentisch. Den krönenden Abschluss liefert „Destroy Everything“ – Band und Fans nehmen den Titel ernst und zelebrieren einen standesgemäßen Abriss.
19.30 Possessed
Galerie mit 15 Bildern: Possessed auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Ob ihr 1984er-Demo „Death Metal“ nun titelgebend für ein ganzes Genre war oder nicht, auf POSSESSED warten einige Zuschauer im langsam schwindenden Tageslicht. Und mit der natürlichen Beleuchtung verdüstert sich auch die Stimmung um die Bühne. Diese ist Epizentrum eines tüchtigen Gewitters – ungeachtet des versiegenden Regens. Becerra geifert, brüllt und röhrt über Hölle, Tod und Teufel. In ähnlicher Manier malträtiert Marquez derweil sein Drumkit. Dazu durchdringen schneidende Gitarren den rot-grünen Nebel. Die Setlist umfasst Dauerbrenner wie „Shadowcult“ und „The Exocist“ – letzterer wird mit der Intromelodie des gleichnamigen Hollywood-Streifens am Synthie versehen. Morbides Gesamtpaket – Eins, setzen, POSSESSED! Wer bei diesem Auftritt nicht zumindest zeitweilig ganzkörpererpelkostümiert auf dem Dinkelsbühler Boden steht, dem ist wohl nicht mehr zu helfen.
20.15 Spitfire
SPITFIRE aus München haben wohl das größte Pech in Dinkelsbühl: Ihr Auftritt auf der Camel Stage zur besten Sendezeit wird leider dem Starkregen geopfert.
20.30 Children Of Bodom
Galerie mit 16 Bildern: Children Of Bodom auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Mehr Glück als ihre bayrischen Kollegen haben da CHILDREN OF BODOM: Ihr Auftritt verschiebt sich nur um einige Minuten, da aufgrund des Regens das Infield bis zum ersten Wellenbrecher geräumt wird. Die inoffiziellen BREEZEschen Lieblingsfinnen legen auch ohne Aufwärmung gut los und wer diesem Programmpunkt als Abend-Highlight entgegengesehen hat, wird nicht enttäuscht. Blitze am Himmel, Blitze auf der Bühne, und ein Publikum, das nach wenigen Sekunden auf Hochtouren läuft. Mit hohem Tempo, heiteren Ansagen und guter Laune vor der Bühne geht es durch die stattliche Setlist. Daran hindert auch der Wind nicht, der auch die Crew um den trinkspielverdächtigen „Fuck“-Counter Alexis mit Wasser von oben versorgt. „Needled 24/7“, „Downfall“ und „Dead End“ funzen wie am ersten Tag. Einziger Wermutstropfen: Die eingangs nötige Verzögerung kickt „Bam“ und „Dead End“ von der Setlist, nach knapp 70 Minuten ist Schluss mit der flotten Zockerei. Dennoch lassen CHILDREN OF BODOM ihre Fans hochzufrieden zurück.
20.45 Chelsea Grin
Galerie mit 16 Bildern: Chelsea Grin auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Das Wetter zwingt auch CHELSEA GRIN zum späteren Start. Als es dann aber mit „Skindeep“ vom aktuellen Album „Self-Infected“ losgeht, kommt sofort Bewegung in den Platz vor der T-Stage. Die Fans der Deathcore-Combo trotzen dem Regen und damit einhergehendem Matsch, quasi der Wall Of Rain, und feiern, fuchteln, springen und singen in und mit bunten Regencapes. Sänger Alex Köhlers charmantes „Danke, dass ihr trotz Regen hier seid. Ihr seht dreckig aus, das gefällt mir“ im Ohr motiviert zusätzlich. „CHELSEA GRIN!“-Rufe zwischen den Songs und ordentliche Circlepits zu „My Damnation“ und „Recreant“ sind die Folge. Mit der Zusicherung, mit Abstand das beste Publikum der diesjährigen Festivalsaison zu sein, endet das Regendate.
21.00 Darkness, Blacksmith & Kerker
Das Campsite Circus beherbergt ein spezielles Debüt: DARKNESS, BLACKSMITH & KERKER spielten zwar vorab bei kleineren Gelegenheiten wie Partys, aber ihr Auftritt beim Summer Breeze dürfte einer der ersten Live-Meilensteine sein. Diesen verpassen einige interessierte Hörer aufgrund widersprüchlicher Informationen zu wetterbedingten Programmänderungen leider. DARKNESS und KERKER sind sonst bei den Dark-Rockern END OF GREEN zuhause, BLACKSMITH zupft bei UNDERPAID. Unverzerrt geben sie verschiedene Cover zum Besten: Von BOB SEGER über JOHN LENNON bis hin zu JOHNNY CASH kommt einem hier einiges zu Ohren. Etwa zur Halbzeit wird das Trio durch UNDERPAID-Sänger Tom Csapak verstärkt – sehr gute zweistimmige Versionen sind die Folge. Auch unabhängig davon beeindruckt DARKNESS mit seiner Kellerstimme und BLACKSMITH mit erstaunlicher Fingerfertigkeit. So gab sich das Publikum – Surprise! – nach „Good Night Insomnia“ nicht zufrieden und wurde mit „Behind Blue Eyes“ von THE WHO belohnt. Zum Rausschmiss griff DARKNESS die Gitarre und bot noch „Schifoan“ von WOLFGANG AMBROS dar. Kannste dir nicht ausdenken… fetzt aber!
21.30 Shiraz Lane
Galerie mit 15 Bildern: Shiraz Lane auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Weder Nieselregen noch Matsch noch überhaupt etwas scheint SHIRAZ LANE die Laune verderben zu können: Die finnischen Hard Rocker haben Bock und lassen dies das Publikum deutlich spüren. Mit dem musikalischen Charme der 80er im Gepäck wirbeln sie über die Camel Stage. Der Opener „Wake Up“ verfehlt seine Wirkung nicht, ebenso wie die energetische, headlinergleiche Bühnenpräsenz: Lufttritte, mitsingtaugliche Hooks und Abklatschen mit den ersten Reihen, alles dabei. GUNS N‘ ROSES & Co. lassen grüßen. Die Zuschauer danken es ihrerseits, Fäuste werden gereckt und Köpfe geschwungen. SHIRAZ LANE beeindrucken durch ein euphorisches Set und gewinnen sicher neue Hörer.
22.00 Insomnium
Galerie mit 16 Bildern: Insomnium auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Der Sturm geht, INSOMNIUM kommen. Auch wenn das Unwetter einige vom Gelände vertrieben hat, finden sich zahlreiche, oft tropfnasse Zuschauer vor der T-Stage ein. Und wer einen weiteren Regenguss riskiert, wird mit dem Kombi-Opener aus „The Primeval Dark“ und „While We Sleep“ sowie einer erlesenen Setlist belohnt. Mit glasklarem Sound, aber dennoch atmosphärisch, und mit technischer Perfektion vergeht eine Stunde wie im Flug. Auch wenn die größten Reaktionen auf das melancholische Material vorrangig im Inneren stattfinden, kann sich Frontmann Niilo Sevänen immer wieder leicht von der Begeisterung des Publikums überzeugen. Diese verhindert dann auch, dass INSOMNIUM die Bühne vorzeitig verlassen. „Mortal Share“ und „Weighed Down With Sorrow“ trösten über diesen Versuch mehr als hinweg und beenden das stimmungsvolle Set.
22.10 Kreator
Galerie mit 41 Bildern: Kreator auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Mit Knall und Puff und Feuer beginnt endlich, was viele Festivalbesucher lange ersehnt haben: KREATOR hauen ordentlich auf den Schlamm. Begleitet vom „Choir Of The Damned“ eröffnet sich eine düstere Kulisse: Ein Kirchenszenario, um ein zerstörtes Kreuz sind Kirchenfenster skizziert. In diese sakrale Ödnis und Verwüstung ballern die Essener neben Konfetti, Lametta und Flammen jede Menge ihrer Klassiker: „Hordes Of Chaos“, „Violent Revolution“, „Hail To The Hordes“ und „Satan Is Real“ stehen unter anderem auf der Setlist. Mille treibt, seinem Ruf als Anheizer Folge leistend, das Publikum ordentlich an, Schweigen und Stillstehen sind für anderthalb Stunden fehl am Platz. Eine starke, bildreiche Show liefern KREATOR da ab, die den Zuschauern einiges nimmt, aber mindestens ebenso viel gibt: Nach „Pleasure To Kill“ ist man kaputt, aber glücklich.
23.00 Gloryful
Galerie mit 25 Bildern: Gloryful auf dem Summer Breeze Open Air 2017
GLORYFUL aus Nordrhein-Westfalen setzten auf Mannstärke und Optik. Zusätzlich zu den fünf Musikern wurde die Bühne noch mit zwei Aufstellern aufgepeppt – das Auge hört ja schließlich auch mit. Während der Rest der Band ihre Outfits angepasst hatten, kam Sänger Johnny la Bomba mit Cap und Karohemd auf die Bühne gestürmt. Bei dem kräftigen Gesang waren die Klamotten allerdings auch vollkommen egal, den verfehlten Dresscode machte er mit doppeltem Einsatz wieder wett. Das Publikum ließ sich nicht lumpen und schon der zweite Song „Hail To The King“ zog massig vorbeilaufende Besucher an. GLORYFUL bemühten sich erfolgreich um Publikumsbeteiligung und erarbeiteten sich im Laufe des Auftritts immer mehr Zuspruch. Der Sänger hielt sich knapp mit seinen Ansagen: „Ich sag’s euch ganz ehrlich, ich habe heute von meinen Jungs Redeverbot bekommen“, gab er zu. Letztendlich sprachen die treibenden Drums und die hochwertigen Gitarrensoli aber auch für sich und Singen war ihm ja gestattet worden. Mit „The Glorriors“ vom aktuellen Album „End Of Night“ beendeten GLORYFUL ihr gelungenes Set und konnten einigen ursprünglich leicht fröstelnden Leuten zu etwas Wärme verhelfen.
23.30 Eisregen
Galerie mit 18 Bildern: Eisregen auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Nasskalt und matschig gestaltete sich das Infield vor der T-Stage, die EISREGEN pünktlich um 23:30 entern sollten. In Sachen Backdrop hing die Band noch zwei Jahre hinterher, denn dieses zeigte das Cover ihres Albums „Marschmusik“ von 2015. Aber EISREGEN waren sich dessen bewusst. Michael „Blutkehle“ Roth kommentierte humorvoll, das neue Album sei zu früh erschienen. Das hielt die Band natürlich nicht davon ab, auch einige Songs von der aktuellen Platte „Fleischfilm“ zu spielen. Diese, wie auch andere der neueren Stücke, wurden vom Publikum begeistert aufgenommen. Das zeigte sich bereits nach dem ersten Song „Gott der Panzer“, dem laute „EISREGEN“-Rufe aus dem Publikum folgten. Sichtlich angetan forderte die Band diese im weiteren Verlauf ihres Auftrittes zusätzlich ein und war auch nicht gerade bescheiden diesbezüglich, sondern trieb das Publikum immer wieder an. Doch es waren natürlich die Bandklassiker, die das Publikum so richtig in Wallung brachten. Begeistert grölte die Menge Songs wie „Scharlachrotes Kleid“ oder „Eisenkreuzkrieger“ mit. Bei „1000 tote Nutten“ setzte leichter Regen ein, der tatsächlich gut zum Song passte. Mit „Elektro-Hexe“ verabschiedeten sich EISREGEN dann auch von der Bühne, allerdings nicht, ohne dass Michael Roth vorher denn neuen Gitarristen und den neuen Bassisten vorgestellt hat.
23.50 Wintersun
Galerie mit 17 Bildern: Wintersun auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Summerfun mit WINTERSUN – oder so ähnlich. Sommerlich war es am Freitagabend zwar längst nicht mehr, Spaß gemacht haben die Finnen aber trotzdem. Neben den Temperaturen hatten die Wetterkapriolen auch die Spielpläne kräftig durcheinandergewirbelt aber da Kreator mit ihren Pyro-Einlagen kurz zuvor die Luft vor der Hauptbühne ordentlich aufgeheizt hatten, machte eine Viertelstunde Wartezeit mehr auch nichts aus. Mit dieser leichten Verspätung eröffneten WINTERSUN um kurz nach Mitternacht vor einer immer noch beachtlichen Menge an Fans ihr Set, welches sich hauptsächlich auf Songs des selbstbetitelten Debuts sowie von „The Forest Seasons“ konzentrierte. Passend dazu wurde die Lichtshow gestaltet: eisblaues Licht für Titel von „Wintersun“, grasgrüne Beleuchtung bei Vertretern des aktuellen Albums. Auch in ihrer Gesamtwirkung passten die Stroboskop-Effekte genau zu dem, was in Punkto Bombast und Prunk musikalisch auf der Bühne geboten wurde: überlange, mit irre vielen Wendungen, Abzweigungen, orchestralen Arrangements und Keyboard- wie Gitarrensoli gespickte Kompositionen aus der Feder Jari Mäenpääs. Bei so vielen Tonspuren fast unmöglich vollständig in eine Live-Situation zu übertragen, geriet die Akustik dann leider auch etwas amorph. Dafür konnte man sich davon überzeugen lassen, dass sich das Mastermind hinter WINTERSUN auch nur als Sänger ohne seine Sechssaitige sicher auf der Bühne bewegen kann: die Gitarren-Parts werden nämlich seit einiger Zeit komplett vom Duo Teemu Mäntysaari und Jukka Koskinen übernommen. Egal, wieso Mäenpää sein unbeschreibliches Gitarren-Talent nicht auch auf der Bühne nutzt oder wie man selbst zu der ganzen Aufregung um die kürzlich heiß diskutierte Crowdfunding-Kampagne steht, eines kann man WINTERSUN sicher nicht absprechen: dass sie genau wissen, wie man symphonischen Metal wirkungsvoll auf die Bühne bringt.
00.30 The Lurking Fear
Galerie mit 16 Bildern: The Lurking Fear auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Wie viel Death Metal kann man in eine halbe Stunde Spielzeit zwängen? Diese Frage dürften sich wohl THE LURKING FEAR gestellt haben, denn die Schweden um Tompa Lindberg (At The Gates) hatten eine halbe Stunde Zeit, um ihren brachialen Old School Death Metal in die Menge hinein zu prügeln. Somit war auch keine Zeit für ausladende Ansprachen. Selbst beim Backdrop wählte man die effiziente Variante eines Zettels mit Aufschrift. Keine Zeit für Förmlichkeiten, das Intro sinnvoll genutzt um sich auf der Bühne zu sortieren und schon knallte „Vortex Spawn“ mit voller Wucht in die Menge vor der Camel Stage hinein. Tompa Lindberg war in stimmlicher Höchstform und brüllte wie am Spieß, während seine Streitgefährten den rotzigen Sound mit reichlich Druck in die Nacht hinein knüppelten. Denn, wie Lindberg ganz richtig konstatierte: „It is never too late for Death Metal.“ Nackenbruch garantiert. Selbst leichte technische Probleme mit der Snare Drum haben diesen Orkan nicht ausbremsen können.
01.00 Amorphis
Galerie mit 18 Bildern: Amorphis auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Die Nacht blieb finnisch und dunkel auf der SUMMER BREEZE Stage: Mit gut dreißigminütiger Verspätung traten AMORPHIS zum Freitagsfinale auf der Hauptbühne an. Dabei hatten sie neben dem neuen/alten Bassisten Olli-Pekka Laine auch eine Setlist aus lauter Fanlieblingen dabei, um der Ankündigung einer „Special Best Of Show“ zu entsprechen. Die ungeduldigen Rufe des verkühlten Publikums beendeten AMORPHIS mit einem Knall und eroberten die Bühne zum Titelsong des aktuellen Albums. Sänger Tomi Joutsen entschuldigte sich dann auch bald für die wetterbedingte Verzögerung und verschwendete weiter nicht viel Zeit auf lange Reden, um möglichst viel aus der verkürzten Spielzeit heraus zu holen. Die Finnen waren sichtlich bester Laune und lieferten einen dynamischen Auftritt mit glasklarem Sound. Lieblinge der Fans waren unbestritten „Silver Bride“ und „House of Sleep“, aber insbesondere die Ü30-Fraktion geriet zu „Hopeless Days“ und „Into Hiding“ aus dem Häuschen. Wer nach ein Uhr nachts eine sturmgebeutelte Menge zum Moshen, Klatschen und Mitsingen motivieren kann, hätte sicher deutlich mehr Spielzeit verdient. Aber irgendwer musste die Wetterverzögerung ausbaden und so beendeten AMORPHIS ihr Set nach nur gut 45 Minuten und acht Songs, sehr zum Missfallen des Publikums. „I will make you sleep!“ hatte Tomi Joutsen zum Abschluss versprochen – danach sah die im Matsch schlitternde Menge ganz festivalgetreu noch lange nicht aus…
01.00 Belphegor
Galerie mit 15 Bildern: Belphegor auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Umgedrehte Kreuze, Nonnengerippe und derlei blasphemische Unappetitlichkeiten zierten die Bühne der T-Stage, die BELPHEGOR pünktlich erklimmen sollten. Die Österreicher wissen einfach, wie man sich den Arbeitsplatz gemütlich und kommod für das satanische Wohlbefinden einrichten muss. Da darf natürlich auch nicht der allgegenwärtige Nebel fehlen, der die Bühne innerhalb kürzester Zeit in Beschlag genommen hat. Wobei das natürlich auch von BELPHEGOR selbst gestammt haben kann, denn Helmuth und Co. machten erwartungsgemäß richtig Dampf und ballerten ihren blasphemischen Death Metal ohne Rücksicht auf Verluste ins Publikum. Dazu kam noch ein Weihrauchschwenker, der bei „Conjuring The Dead“ zusätzlich Rauch verteilte. Große dramatische Gesten gab es zu bewundern, ein Spektakel, das das dicht gedrängte Publikum ausgiebig feierte. Helmuth nahm dies dankend zur Kenntnis: „Dankeschön, Deutschland!“ Bei dem infernalischen, pechschwarzen Gewitter, dass da ins Infield hinein donnerte, blieb der Meute aber auch nichts übrig, außer das angemessen zu feiern. Und so kam der Auftritt der Band, in dem auch einige der neuen Songs wie etwa „Baphomet“ Platz gefunden haben, zu einem mehr als nur zufriedenstellenden Ende.
02.00 Waldgeflüster
WALDGEFLÜSTER stehen von jeher für Melancholie und Emotionen. Eigentlich stellt sich hier natürlich die Frage, ob ein Festival und die Spieldauer von 30 Minuten für Folk Black Metal und diese Art von Erlebnis überhaupt die richtigen Voraussetzungen bieten. Aber nicht nur der erste Auftritt in 2014, sondern auch der an diesem Tag zeigten deutlich, dass die Österreicher die wartenden Fans und die zufällig vorbeilaufenden Festivalbesucher auf beeindruckende Weise problemlos um den Finger wickeln und somit die Zuschauermenge innerhalb der kurzen Zeit problemlos verdoppeln konnten. Die Songs überschritten fast alle die Acht-Minuten-Grenze, weswegen die Songanzahl folglich sehr überschaubar war. Aber das Zusammenspiel des klaren Gesangs, der krächzenden Stimme, dem vorwiegend mittleren Tempo und der eindringlichen Lichtshow wirkte fast schon organisch. Tatsächlich standen mehrere Münder sichtbar offen, das facettenreiche Hörerlebnis, mit welchem man zusammen mit der Band poetisch der Natur und ihrer Lebewesen gedachte, fand viel zu schnell sein Ende.
02.30 1349
Galerie mit 17 Bildern: 1349 auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Die All-Star-Truppe 1349 war immer ein gern gesehener Gast auf dem SUMMER BREEZE – und auch in diesem Jahr gab sich die Band um Über-Drummer Frost (Satyricon) die Ehre die T-Stage in der Nacht von Freitag auf Samstag zu beschließen. Wie gewöhnlich betraten zunächst zwei finstere Gestalten die Bühne, spuckten Feuer und machten dann Platz für 1349, die mit „Sculptor of Flesh“ los blasteten. Was die Gitarren zu Beginn noch an Überpräsenz hatten, fehlte dafür zunächst bei den Vocals. Denn es dauerte scheinbar ein wenig bis der Soundtechniker beim Mikro von Sänger Ravn den Ein-Schalter fand. Nachdem dieses kleine Problem gelöst wurde, war der Sound aber sehr klar und druckvoll und auch die Show ließ nichts zu wünschen übrig. Immer wieder dirigierte Ravn Feuer-Fontänen, die in den kühlen Nachthimmel schossen und so wenigstens den ersten paar Reihen, bei doch merklich frostigen Temperaturen, etwas Wärme spendeten. Die feierten ihre Helden ohne Unterlass und wurden mit einer hervorragend aufgelegten Band belohnt, die einen Hit nach dem anderen aus dem Hut zauberte. Dass Frost hinter seinen Kesseln wie üblich Übermenschliches leistete, braucht da eigentlich nicht extra erwähnt werden. Wie so häufig bildete der Doppelpack „Golem“ und „Cauldron“ den Abschluss, bei dem sich Ravn in den Bühnengraben begab, sich dankbar zeigte und viele der Anwesenden abklatschte. Wer also schon im Bett bzw. Schlafsack lag, hatte wirklich etwas verpasst.
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