Summer Breeze 2017
der ausführliche Bericht
Konzertbericht
Donnerstag, 17.08.2017
Impressionen
Galerie mit 57 Bildern: Summer Breeze Open Air 2017 - Gelände-Impressionen vom Donnerstag
Galerie mit 118 Bildern: Summer Breeze Open Air 2017 - Infield-Impressionen vom Donnerstag
11.00 Firkin
Galerie mit 17 Bildern: Firkin auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Entspannt und fast zu ruhig startet der Festival-Donnerstag mit FIRKIN und der „Game of Thrones“-Titelmusik als Intro. Doch das Set geht gleich in die Vollen. Roh und ungeschliffen geben FIRKIN mit ihrer Interpretation von Irish Folk ordentlich Gas. Tracks wie „Galway Races“ oder old but gold „Drunken Sailor“ bringen Schwung ins Feld. Es darf getanzt werden, und das wird es auch. Mit der spontanen Einlage von „We Will Rock You“ stoßen die Ungarn allerdings auf weniger Engagement seitens des dann doch noch etwas müden Publikums. Da löst Sänger Andy mit der Aufforderung mehr Begeisterungsstürme aus, es mögen sich doch bitte alle ausziehen. „I wish i had my finger in the pie“ wird voller Elan geschmettert, und Andy freut sich grinsend über jede Lady, die den doppeldeutigen Refrain freudig mitträllert.
11.55 The New Roses
Galerie mit 17 Bildern: The New Roses auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Dieses Jahr neu auf dem Summer Breeze: die frisch entwickelte Hauptbühne mit mittig eingelassenem Drehteller. Dieser dreht sich nun und führt uns direkt die Bandmitglieder THE NEW ROSES vor die Nase. Magie, pure Zauberkraft oder einfach nur geile Technik. Egal. Zeit, den Menschen aus Wiesbaden zu lauschen. Als Krankheitsvertretung für XANDRIA eingesprungen, geben die Jungs alles, um ihren Classic Rock zu verbreiten. Trotz der noch etwas verhaltenen Zuschauerdichte zeigen sich THE NEW ROSES von ihrer besten Seite und rocken so spielfreudig drauflos, dass man gut und gerne ruhig mal Vergleiche mit den ehrwürdigen AC/DC ziehen kann. Diejenigen, die sich zu früherer Stunde schon aus dem Zelt und vor die Stage bemüht haben, machen jedenfalls keinen enttäuschten Eindruck.
12.00 Fit For An Autopsy
Galerie mit 17 Bildern: Fit For An Autopsy auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Jetzt ist keine Zeit für Schwächen. Fit sein heißt es gegen Mittag. Fit für FIT FOR AN AUTOPSY. Diese betreten nämlich am heutigen Tag als erste Band die T-Stage. Schwere Kost dank atmosphärischen Metalcores. Vielleich für den einen oder anderen zu schwere Kost, denn trotz wilder Interaktion von Sänger Nate Johnson kommt das Ganze in der Mittagssonne nur schwer aus den Puschen. Selbst ein Song wie „Saltwound“ gleich zu Beginn des Sets zündet irgendwie nicht richtig. Hinzu kommt ein zu schwach eingestellter Sound, der es gerade mal schafft, ein paar kleine Circle Pits müde zu bewegen. Aber irgendwann bessert sich auch die Technik, und die Power überträgt sich endlich. So kommt zu „The Jackal“ dann auch endlich eine amtliche Wall of Death zustande. „Absolute Hope Absolute Hell“ bringt nochmals absoluten Druck. Zum Ende geht Nathan Jonson auf Pluspunkte-Jagd und agiert vom Bühnengraben aus. FIT FOR AN AUTOPSY auf Kuschelkurs und mit einer leider im Gesamten viel zu kleinen Setlist.
12.45 Erdling
Galerie mit 17 Bildern: Erdling auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Die Sonne brennt auf die Camel-Stage nieder, und doch wird es düster. ERDLING bringen den darken Dark Wave auf die Bühne und liefern trotz der Hitze ein energiegelandes Set – vollgepackt mit lauten Samples und inklusive einer druckvoller Rhythmusfraktion. Man mag sich ein bisschen an Eisbrecher erinnert fühlen, aber das ist nicht schlimm,zeigt es doch, wie stark sich ERDLING auf der Bühne präsentieren und es schaffen, in den Bann zu ziehen. Das verdankt die Band vor allem Frontmann Neill Davin, der ab Beginn des Gigs immer im Kontakt mit der Crowd ist. Der Opener „Mein Element“ wird somit bereits in klatschender und springender Weise vom Publikum gefeiert. Das Mitmachen mit der Menge vor der Bühne funktioniert,zeigt sich deutlich durch die Mitsingerei bei „Phönix“. Neill ist dafür mehr als dankbar: „Wir dachten, wir würden hier nur vor so zehn Leuten spielen. Jetzt habt ihr für eine unserer besten Shows überhaupt gesorgt!“ Mit „Blitz und Donner“, dem Titeltrack der Debüt-EP, beenden ERDLING höchst angemessen eskalierend ihren mehr als runden Auftritt.
12.50 While She Sleeps
Galerie mit 18 Bildern: While She Sleeps auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Sehr aufgeweckt und überhaupt nicht verschlafen geht es bei WHILE SHE SLEEPS zu. Die Engländer sind mit ihrer neueste Platte „You Are We“ aktuell in aller Ohren, und somit ist es auch nicht verwunderlich, dass es vor der Bühne voll wird. Ab Sekunde eins des Titeltracks finden sich erste Pits. Lawrence Loz Taylor grölt sich die Stimmbänder warm, während vor ihm die Fanbase ausflippt,tanzt und mitsingt. Über eine Länge von fast einer Stunde brettern sich WHILE SHE SLEEPS in Höchstleitung durch den Gig und rotzen dabei ein Highlight nach dem anderen („Brainwashed“, „Seven Hils“ oder „Silence Speaks“) ins Publikum. Der Dank: nicht überhörbare WHILE SHE SLEEPS -Sprechchöre. Glücklich und extrem ausgepowert verlässt Taylor die Stage. Alles abgeliefert. Ohne Frage.
13.15 Oceans Ate Alaska
Galerie mit 17 Bildern: Oceans Ate Alaska auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Mit minimaler Verspätung lassen sich OCEANS ATE ALASKA auf der Bühne der T-Stage blicken. Mit ihrem brachialen Metalcore bringen die Briten die Meute zum exzessiven Herumgewusel. Da wird mitgebangt, wenn der Breakdown kommt, da wird im Kreis gerannt wie ein Bekloppter. OCEANS ATE ALASKA sind progressiv, machen Druck und übertragen diese Stimmung in die Menge. James Noakes hat alles unter Kontrolle und lässt es toben. Die Frage „You want us to play another one?“, kann sich Noakes fast sparen. Natürlich wird nach mehr verlangt. Mit „Escapist“ beenden OCEANS ATE ALASKA die wilde Raserei und verabschieden sich mit Danksagungen an die nassgeschwitzten Fans. Ab unter die Dusche.
13.45 Miss May I
Galerie mit 21 Bildern: Miss May I auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Die US-Amerikaner mussten auf dem Weg zum Summer Breeze einiges durchmachen. Offensichtlich wurde der Band das gesamte Equipment gestohlen. Das wünscht man niemanden, und so hält die Metal-Gemeinde mal wieder vorbildlich zusammen, damit MISS MAY I ihren Auftritt beim Summer Breeze wahrmachen konnen. Diverse Bands helfen mit Ersatzintrumenten aus. Und so kann das Ding mit MISS MAY I doch noch steigen. Der typische Metalcore zieht zwar weniger Menschen vor die Bühne als eine Band wie WHILE SHE SLEEPS, dennoch sollte man sich die Jungs merken und auf den sprichwörtlichen Zettel schreiben. Fronter Levi Benton animiert überzeugend das Publikum zum Mitmachen. Von Klatschen und Springen bis hin zum Violent Dancing wird alles angefordert und vor der Bühne begeistert abgeliefert. Dabei spurtet er selber wie ein Duracell-Hase hin und her und macht sich die gesamte Stage zu eigen. Diese Energie gepaart mit klaren Clean-Vocals und deepen Growls runden den Gig sauber ab und rücken das Drama um die verlorenen Instrumente für eine Setlänge etwas in Vergessenheit.
14.00 Fight The Fight
Galerie mit 16 Bildern: Fight The Fight auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Überraschendes aus Norwegen gibt es auf dem diesjährigen Summer Breeze zu bestaunen: FIGHT THE FIGHT aus Oslo können mit ihrer eigenwilligen, aber keinesfalls sperrigen Mixtur aus Modern, Core und Post Metal überzeugen. Dennoch müssen sich die Jungs wohl erst noch aus der Ecke der Geheimtipps heraus arbeiten, ist doch vor der Bühne mehr freier Platz vorhanden, als der Auftritt der Norweger eigentlich verdient hätte. Umso begeisterter reagieren die Anwesenden dann auf die ansteckende Spielfreunde von FIGHT THE FIGHT, die direkt zum Start mit „Fight The Fight“ gleich mal einen richtigen Kracher vom Stapel lassen. Sofort herrscht rege Beteiligung vor der Bühne, die bis zum Ende des halbstündigen Gigs auch nicht mehr abebbt. Und spätestens zum vierten Titel „My Emeperor“ hat sich dann auch ein amtlicher Moshpit formiert, in dem sich die Core-Fans so richtig austoben. Zum Crowdsurfen reicht das Engagement der Masse allerdings nicht ganz, was ein paar besonders engagierte Herren dazu bewegt, eine Anhängerin der Band einfach gleich mal direkt nach vorne zu tragen, anstatt diese Aufgabe wie sonst üblich die Masse übernehmen zu lassen. Vielleicht ist genau das der Ansporn für Frontmann Lars Vegas, beim letzten Titel „The Edge“ spontan ein Bad in der Menge zu nehmen – auch wenn er dabei nicht besonders weit kommt. Mit diesem Auftritt können FIGHT THE FIGHT bestimmt einige neue Fans hinzugewinnen und haben sich nachdrücklich für zukünftige Aufgaben empfohlen.
14.30 Within The Ruins
Galerie mit 16 Bildern: Within The Ruins auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Freunde der gepflegten Metalcore-Unterhaltung stehen pünktlich zu WITHIN THE RUINS vor der Bühne. Und der amerikanische Vierer lässt sich auch gar nicht lange bitten und steigt passend mit „Gods Amongst Men“ und hochmotiviert in das Set ein. Dabei beeindruckt besonders das filigrane Spiel von Gitarrist Joe Cochhi von der ersten Sekunde an. Bassist Andrew Tate hingegen kann nicht nur an seinem eigentlichen Arbeitsgerät, sondern auch mit seinem Clean-Gesang überzeugen. Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht allerdings stets Schreihals Tim Goergen. Er sucht nicht nur im Fotograben immer wieder die Nähe der Fans, sondern fordert diese auch auf, mit der Band ein Bier bei der anstehenden Autogrammstunde zu trinken. Diese volksnahe Art kommt beim Publikum dermaßen gut an, dass die Meute über seine Aufforderung „Push your friends around“ gar nicht weiter nachdenken, sondern einfach umgehend einen brachialen Moshpit starten. Gelegentliche kurze Samples lockern den Auftritt zwar immer wieder gekonnt auf, aber ansonsten gönnen WITHIN THE RUINS weder sich noch ihren Anhängern größere Ruhepausen und dürfen daher am Ende des Autritts in viele glückliche Gesichter blicken.
14.40 Whitechapel
Galerie mit 20 Bildern: Whitechapel auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Mit sieben Studio- und einem Live-Album auf der Habenseite gehören WHITESHAPLE auf der Bühne schon zu den alten Hasen. Außerdem weiß der geneigte Fan, dass auch am frühen Nachmittag unter hartnäckig brutzelnder Sonne umgehend ein Circle Pit gestartet wird, wenn Phil Bozeman das Mikro bearbeitet. Bei ihrem zweiten Besuch in Dinkelsbühl präsentieren die Jungs aus Knoxville einen gelungenen Querschnitt ihres Schaffens, also vom Highspeed-Deathcore der Anfangstage bis hin zum aktuellen melodischeren midtempolastigen Groove. Und nicht nur die Meute vor der Bühne, sondern auch die sechs Herren darauf geben ordentlich Gas. Daher gönnt man sich und den Fans zwischendurch auch mal kleinere Pausen. Sicher keine schlechte Idee für die zahlreichen erschöpft an den Wellenbrecher lehnenden Besucher. Zeit für ausschweifende Ansagen gibt es trotzdem, denn Leadgitarrist Ben Savage treibt Band und Fans unbarmherzig durch den einstündigen Breakdown-Hagel. Das sorgt für durchgeschwitze Band-Handtücher und sacknasse Zuschauer, die vor allem auch von den neueren Stücken wie „Elitist Ones“ oder „Tremors“ ziemlich begeistert sind.
15.15 Carnation
Galerie mit 13 Bildern: Carnation auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Mit einem dank roter Gesichtsbemalung und vor der Brust gekreuzter Kette etwas an Hellboy erinnernden Sänger entern CARNATION die Bühne. Und da servieren die Belgier passend zum Outfit Old-School-Death-Metal, quasi frisch aus der Hölle. Dies wird zunächst nur von einigen wenigen Hartgesottenen vor der Bühne gewürdigt, doch der Publikumsandrang wächst rasch. Und CARNATION haben keine Mühe, das Publikum mit gnadenlosen Riffs, krachenden Tempowechseln und dem einen oder anderen schwindelerregenden Solo in den Bann zu ziehen. Da fliegen vor der Bühne nicht nur die Haare, sondern sogar ganze Körper im sich rasch formenden Moshpit. Und mit ihrem krachenden Sound und reichlich Bühnennebel versuchen CARNATION, der Sonne zu trotzen. Das gelingt und wird vom Publikum mit kräftigen Applaus und zahlreichen hochgereckten Pommesgabeln belohnt. Und da das Debütalbum der Jungs demnächst ansteht, präsentieren sie natürlich auch eine Kostprobe davon. Keine Frage, CARNATION bringen die Camel Stage zum Wackeln.
15.45 TesseracT
Galerie mit 16 Bildern: Tesseract auf dem Summer Breeze Open Air 2017
TESSERACT gelten ja einigen als Meister der Atmosphäre, und diesem Ruf werden die Briten am Donnerstagnachmittag absolut gerecht. Im dichten Bühnennebel gelingt es der Band meisterhaft, melancholische Gemälde in die Gehörgänge des Publikums zu zeichnen. TESSERACT sind ja definitiv keine Band, die man mal eben so nebenbei hört, dementsprechend lauschen die Fans auch dem Quintett. Zu dieser Art von Progressive Metal passen eigentlich weder die brennende Sonne noch der über den Köpfen des Publikums reisende Wasserball. Dennoch singen vor allem die ersten Reihen textsicher mit und bedenken die Band immer wieder mit tosendem Beifall. Die dankt es der Menge mit vollem Körpereinsatz, allen voran Sänger Daniel Tompkins und der barfüßige Bassist Amos Williams. Diesen Auftritt von TESSERACT kann man getrost als Gesamtkunstwerk bezeichnen, bei dem jeder einzelne Song mit eigenen Ideen und einprägsamer Melodik glänzt. Was für ein Klangteppich, ein Hochgenuss!
15.50 Obituary
Galerie mit 17 Bildern: Obituary auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Anschließend bitten OBITUARY zum Stelldichein der Untoten auf die Summer-Breeze-Stage. Die im dichten Nebel bangende Haarpracht von Mr. Tardy zeigt eindrucksvoll, warum man OBITUARY auch nach so vielen Jahren ganz einfach lieben muss. Während auf der Bühne obersympathisch über allerlei Blut und Innereien doziert wird, lassen die vorderen zehn Zuschauerreihen einfach nur ihre Matten dauerkreisen. Dazu feiern die Herren auf der Bühne einfach eine große Party, allerdings stets professionell zockend und schlicht und einfach umwerfend. Die Setlist wird spontan an die Stimmung des Publikums angepasst, was allerdings so manchen Schreiberling später vor einige Probleme stellen soll. Was kam denn nun zuerst, „Turned Inside Out“ oder „Chopped In Half“? Selbst die Band weiß das anschließend nicht genau zu sagen. Aber ist ja auch egal, schön wars, und außerdem haben OBITUARY eh die längsten… Haare – keine Diskussion!
16.30 Black Inhale
Galerie mit 16 Bildern: Black Inhale auf dem Summer Breeze Open Air 2017
In den letzten Jahren haben ja Acts wie Bilderbuch oder Wanda bereits gezeigt, dass es auch jenseits der Alpen frische Bands gibt, die durchaus Hörenswertes abliefern. Und nun zeigen uns die Österreicher BLACK INHALE, dass es auch in Sachen Metal bemerkenswerte Bands in unserem Nachbarland gibt. Schaut man sich Fronter Raffael Trimmal so an, dann hätte der sicher auch als Basketballer durchstarten können. Doch wenn man ihn dann singen hört und dabei irgendwie an den jungen Phil Anselmo erinnert wird, freut man sich natürlich darüber, dass er doch Musiker geworden ist. Das Quartett nutzt die ihm zugestandene halbe Stunde spielfreudig voll aus und begeistert mit massivem Druck. So kann man schon mal eine Visitenkarte hinterlegen.
16.30 Eisbrecher (Listening/Signing Session)
Eine Möglichkeit, der brandheißen Mittagssonne zu entfliehen, bieten am Donnerstagnachmittag EISBRECHER an. Im Campsite Circus laden Alexander Wesselsky und seine Mannen zur Listening Session ihres neuen Albums „Sturmfahrt“. Im Vorbeigehen signieren sie dabei nahezu alles, was ihnen unter die Nase gehalten wird. Einzig Ausnahme: „Untrainierte Männerärsche“. Zahlreiche Anhänger kommen der Einladung gerne nach. Gut aufgelegt führt Frontmann Wesselsky durch die Veranstaltung. Es dauert auch nicht lange, bis die ersten Töne der neuen Platte aus den Boxen kommen. Die versammelten Fans nehmen das neue Songmaterial euphorisch auf, sind aber natürlich auch alles andere als unvoreingenommen. Abgesehen von den obligatorischen Unterschriften ist die Band auch für das eine oder andere Pläuschchen sowie jede Menge Fotos zu haben. Ein wirklich nettes Intermezzo für alle, die mal etwas Pause zwischen dem festivaltypischen Hetzen von Bühne zu Bühne brauchen.
17.00 August Burns Red
Galerie mit 18 Bildern: August Burns Red auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Äußerst entspannt (die Flipflops von Gitarrist JB sind ein klares Statement) und auch äußerst motiviert betreten AUGUST BURNS RED um 17 Uhr die Bühne. Ein Pflichttermin für alle Extrem-Metalcore-Sportler. Nach dem vorangegangen Death-Metal-Geknüppel aus dem Hause OBITUARY, das bereits für einige Begeisterung sorgte, bieten AUGUST BURNS RED ein technisches und hochmodernes Kontrastprogramm. Das jung-dynamische Publikum macht sich schnell an den ersten Circlepit. Staubaufwirbeln ist hier durchaus wörtlich zu nehmen. Der zwischenzeitlich gut getrocknete Boden liefert das richtige Material dafür. Zurzeit touren AUGUST BURNS RED in Europa anlässlich des zehnten Geburtstags ihres Albums „Messengers“. Dementsprechend wimmelt es in der Setlist von alten Bandklassikern. Die gute Stimmung ist ungebrochen, denn die Fans feiern das Gebotene mit allen Ausdrucksformen der Modern-Metal-Kultur ab. Frontmann Jake Luhrs verabschiedet das glückliche Publikum nach punktgenau einer Stunde mit einem aufrichtigen „God Bless You“.
17.00 Long Distance Calling
Galerie mit 17 Bildern: Long Distance Calling auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Auf der T-Stage herrscht am Donnerstag das Geknüppel vor. LONG DISTANCE CALLING werfen mit ihrem atmosphärischen Post-Rock ein ordentliches Gegengewicht in die Waagschale. Das Münsteraner Quartett zeigt sich wie immer von seiner Schokoladenseite. Neben einer tighten Performance sammelt die Band vor allem mit ihrem bodenständigen Auftreten so einige Pluspunkte. Bei einer so perfekt eingespielten Truppe bleibt dann auch Zeit für die ganz großen Rock-Posen. Für die sind vor allem Rhythmusklampfer Florian Füntmann und Bassist Jan Hoffmann zuständig. In Trance verfällt hingegen Saitenhexer David Jordan, der ganz in seine Soli versunken scheint. Das Publikum hingegen ist in Feierlaune. Ein „ihr seid einfach geile Leute“ aus der ersten Reihe ist der beste Beweis dafür. Diese Euphorie treibt LONG DISTANCE CALLING zu weiteren Höchstleistungen an. Das Set bietet derweil einen guten Mix aus rockigen und getragenen Stücken, sodass jeder Fan sein Glück findet. Besondere Begeisterung erntet allerdings die Ansage von „Black Paper Planes“ vom „Avoid The Light“-Album. Den lautstarken Zugaberufen können LONG DISTANCE CALLING aufgrund begrenzter Zeit leider nicht mehr folgen.
17.45 Turbobier
Galerie mit 18 Bildern: Turbobier auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Mit „Feuerwehrfestl“ aus der aktuellen Platte „Das neue Festament“ beginnen Turbobier ihr Set. Die Wiener Band aus dem Bezirk Simmering fackelt also nicht lange. Dementsprechend entzünden sie vor der Camel Stage eine riesige Party. Überall machen sich Einhörner, grölende Menschen und Konfetti breit. Frontmann Dr. Marco Pogo bringt sein Erstaunen in unmissverständliche Worte: „Summer Breeze, bist du deppert? Ja, servus!“ Die Stimmung sinkt auch nicht beim vermeintlichen Antisong „I hosse olle Leit“, eher das Gegenteil ist der Fall. Pogo bedankt sich dafür mit erotischem Popogewackel, seine Kollegen Baz Promüü, Doci Doppler und Fredi Füzpappn schließen sich mit großem körperlichen Einsatz an. Beinahe kann man auch davon ausgehen, dass ein Großteil der Fans von der Donauinsel in Wien stammt, so ekstatisch wird „Insel muss Insel bleiben“ abgefeiert. Zum Abschluss gibt es noch eine Wall Of Death zwischen Fußballfreunden und Biertrinkern. Keine leichte Fraktionswahl, aber trotzdem ein totaler Abriss. Alles in allem also ein ‚leiwander‘ Auftritt!
18.10 Life Of Agony
Galerie mit 20 Bildern: Life Of Agony auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Vor der Hauptbühne hat sich nur eine recht überschaubare Menge zu LIFE OF AGONY eingefunden. Offenbar brauchen einige Zuschauer nach den brachialen AUGUST BURNS RED eine kleine Pause. Anders lässt sich der Zuschauerschwund nicht erklären, denn die Gang rund um Mina Caputo hat eine ganze Menge Goodies im Gepäck. Mit „River Runs Red“ schickt die Band einen ihrer größten Hits direkt zu Beginn ins Feld. Das ist mutig, aber LIFE OF AGONY können es sich leisten! Der nächste Schlag folgt sogleich in Form des Klassikers „This Time“. Abseits einiger Die-Hard-Fans sorgt dieser allerdings für wenig Resonanz. Selbst beim nächsten Megahit „Weeds“ kommt keine richtige Stimmung auf. Daraufhin fragt Mina Caputo in die Runde, ob alle vielleicht ein wenig müde seien. Trotzdem zeigt sich die Band sehr motiviert, der Sound stimmt ebenfalls, und an der Songauswahl gibt es sowieso nichts zu meckern. Zum Abschluss legt die Band mit „Underground“ und „Through And Through“ noch mal eine groovige Schippe Nostalgie obendrauf. Einziger Wermutstropfen: Das Set wird um gut eine Viertelstunde gekürzt. Technische Probleme sind wohl der Grund.
18.15 Decapitated
Galerie mit 15 Bildern: Decapitated auf dem Summer Breeze Open Air 2017
Halten wir fest: Beim Technical Death Metal von DECAPITATED bekommt die Security jede Menge zu tun. Zur aggressiven Nackengymnastik bläst die Band mit „Deathvaluation“ aus der aktuellen Scheibe „Anticult“. Von Beginn an machen sich eine große Menge Stagediver auf den Weg in Richtung Graben. Die wehenden Haare führen zu einem organischen Sturm, der Frontmann Rafał Piotrowski und seinen Bandkompagnons sichtliche Freude ins Gesicht treibt. Mit ihrem gnadenlosen Geballer geben sie den Fans genau das, was sie von der Extreme-Metal-Institution erwarten. 20 Jahre Bandgeschichte spiegeln sich bei DECAPITATED in einer präzisen und brutalen Show wider, die einmal quer durch die gesamte Diskografie der Band führt. Das klare Motto der Show: Wer hat, der kann. Trotz rotem Kopf speit Rafał seine Growls punktgenau ins Publikum und lässt seine beeindruckend langen Dreadlocks dazu kreisen. Wie anständige Jungs das eben machen, bedanken sich DECAPITATED ausgiebig bei den Fans für den über zwei Jahrzehnte anhaltenden Support. Die Belohnung ist eine Menge „richtig alter Scheiß“. Ihren Höhepunkt erreicht die Show mit dem abschließenden Doppel aus „Spheres Of Madness“ und „Homo Sum“, amtlicher Circlepit inklusive.
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