Summer Breeze 2016
Teil 5: Samstag - Der ausführliche Bericht
Konzertbericht
18.20 (MS) SUBWAY TO SALLY
Während des Auftritts der Berliner Mittelalter-Rocker beginnen die ersten Regentropfen dieses Festivalabends zu fallen. Doch was bereits Tage zuvor bei SABATON geklappt hat, taugt auch für SUBWAY TO SALLY: die Hitze, die von den großzügig eingesetzten Flammensäulen abstrahlt, hilft dabei, die Klamotten rasch wieder trocken werden zu lassen. Und für den Rest hilft ein wenig sportliche Betätigung in Form von Hüpfen, Klatschen oder dem von Sänger Eric Fish geforderten Circle-Pit. Die Band spielt ihre Routine gekonnt aus und erntet entsprechend großen Beifall. So schlagen sich Stücke jüngeren Datums wie „Grausame Schwester“ oder „Arme Ellen Schmitt“ vom jüngsten SUBWAY-TO-SALLY-Silberling „Mitgift“ nur unwesentlich schlechter als die großen Klassiker, die sich in der zweiten Set-Hälfte nahtlos aneinander reihen. Die Frage, wer von den Anwesenden tätowiert sei, spaltet die Menge zur Überraschung von Eric Fish ziemlich genau hälftig. Das sich anschließende „Kleid Aus Rosen“ vereinigt beide Parteien jedoch sofort wieder, um den Text des Evergreens gemeinsam aus voller Kehle mitzusingen. Den Lautstärkerekord bricht das Publikum aber natürlich am Ende, als die „Räuber saufen Blut!“-Chöre noch lange übers Festivalgelände hallen, als die Band die Bühne schon längst wieder in Richtung Artist Bereich verlassen hat.
Setlist
Intro
Alle Psallite Cum Luya
Mephisto
Mitgift
Grausame Schwester
Arme Ellen Schmitt
Ad Mortem Festinamus
Henkersbraut
Kleid Aus Rosen
Bett Aus Brennnesseln
Falscher Heiland
Sieben
Tanz Auf Dem Vulkan
Veitstanz
Julia Und Die Räuber
Galerie mit 12 Bildern: Nim Vind auf dem Summer Breeze Open Air 2016
18.45 (CS) NIM VIND
Über schlechtes Wetter freut sich auf einem Festival niemand so richtig, aber wenn es auf dem diesjährigen SUMMER BREEZE eine Band gibt, der düstere Wolkenteppiche und Nieselregen irgendwie stehen, dann sind es vermutlich die Horrorpunkrocker von NIM VIND. Der Bandname ist gleichzeitig auch das Pseudonym von Frontmann Chris Kirkham, der dem Projekt seit 2005 seinen herrlich schrägen Stempel aufsetzt. Am heutigen Abend freuen sich über die eklektische Formation einige tapfere Fans, die dem heraufziehenden Unwetter zum Trotz ein Näschen Horror schnüffeln wollen. Dabei spielt das Trio zwar düster-übersteuerten Rock, umschifft gängige Klischees des „Horror“-Genres aber weiträumig. Stattdessen präsentieren NIM VIND eingängige Songs mit schräger Finesse, Partyfaktor und mehrstimmigem Gesang, während vom Balkon eine Gummipuppe wedelt. Bevor sich die sympathischen Kanadier vom Publikum verabschieden, weisen sie noch darauf hin, dass sie zu fortgeschrittener Stunde mit den aktuellen Tourpartnern von ARGYLE GOOLSBY erneut auf der Bühne stehen werden. Man darf gespannt sein!
Setlist
Killing Saturday Night
Blue Movies
ESP
In The Night
Jackknife
The Philistine Beat
Fashion Of Fear
Blood Clots
War Of The Worlds
19.15 (TS) NOCTE OBDUCTA
Wenn Headbangen eine Tanzart ist, dann ist die Musik NOCTE OBDUCTAs definitiv tanzbar. Beim SUMMER BREEZE weiß man das schon, schließlich waren die altgedienten Black Metaller zuletzt 2013 zu Besuch. Sie bringen souverän ihre altgedienten Songs wie den Klassiker „Und Pan spielt die Flöte“ auf den Punkt. Aber auch Material vom überzeugenden, neuen Album wird diverses vorgetragen. Beides kommt bei den zahlreich erschienenen Fans bestens an. Insgesamt herrscht eine sehr familiäre, geradezu intime Stimmung im Zelt, die Ausdruck der engen Bindung zwischen Fans und Band ist. Mit geschlossenen Augen wird versucht die dichte Atmosphäre aufzusaugen und zu verinnerlichen. Kurios ist der Bassist, der mit weißem Ananas-T-Shirt vor dem Schlagzeug steht und sich sichtlich zurückhält, um nicht die sonst eher schlichte, zurückhaltende Präsentation zu stören. Die Bühnenshow wird bestimmt von Sänger Torsten Hirsch, dessen Performance dynamisch und bodenständig wirkt. Er beendet den Auftritt mit folgenden Worten: „Ihr seid unfassbar! Vielen, vielen herzlichen Dank!“
Setlist
Glückliche Kinder
Es fließe Blut
So lange euer Fleisch noch warm ist
Töchter des Mondes
Am Waldrand
Fick die Muse
Niemals gelebt
Die Pfähler/ Und Pan spielt die Flöte
20.00 (CS) HARAKIRI FOR THE SKY
So wollten HARAKIRI FOR THE SKY ihren Opener „Calling The Rain“ sicherlich nicht verstanden wissen. Kurz vor dem Auftritt der Österreicher wird es auf dem SUMMER BREEZE richtig ungemütlich, die schon den ganzen Tag über dem Gelände hängende Wolkendecke macht ernst und lässt den ersten Schauer ab. Davon lassen sich die in ordentlicher Zahl angetretenen Fans aber nicht verscheuchen, auch wenn sie einen nicht in jeder Hinsicht optimalen Auftritt der Post-Rocker erleben. Die ersten paar Sekunden vergisst der Tonmeister schlicht, die Regler aufzudrehen und lässt HARAKIRI FOR THE SKY somit A capella moshen – was zugegebenermaßen schon recht witzig aussieht. Auch in der Folge ist der Sound nicht optimal austariert, die Gitarren sind beispielsweise etwas leise und verwaschen. Trotzdem bieten die vier gebotenen Songs aus melancholischem Post Rock und deutlichen Black Metal-Anleihen die perfekte Untermalung für den trüben Abendhimmel. Die fünf Salzburger haben keinerlei Probleme, die Pommesgabeln in die Luft schnellen und vereinzelte Crowdsurfer über die Köpfe fliegen zu lassen. Zum Ende von „Funeral Dreams“ meint es dann auch das Wetter gut mit HARAKIRI FOR THE SKY und legt für den Rest der Show eine Regenpause ein.
Setlist
Calling The Rain
Funeral Dreams
Lungs Filled With Water
Burning From Both Ends
Galerie mit 25 Bildern: Steel Panther auf dem Summer Breeze Open Air 2016
20:30 (MS) STEEL PANTHER
Als mit dem Einbruch der Dunkelheit die Zeit für den Auftritt von STEEL PANTHER gekommen war, deutete nichts darauf hin, was in den folgenden 75 Minuten passieren sollte. Wer sich im Vorfeld mit der Band beschäftigt hatte, wusste von ihrer ironischen Spiegelung der 80er-Hair Metal-Bands wie POISON oder auch MÖTLEY CRÜE. Auch ihre fast kultische Verehrung der weiblichen Brust war im Vorfeld wohl kaum jemandem verborgen geblieben und abseits davon wusste man von Perücken, Lippenstift und mächtigen Mengen an Haarspray. Auch die fast schon spartanische Bühnendeko – ein den Bühnenhintergrund flächig füllendes Backdrop mit dem Schriftzug der Band – lässt nicht erahnen was folgen würde. Dicht gedrängt harren die Massen vor der Bühne aus und auch der einsetzende Regen veranlasst kaum jemanden zum Gehen. Unter tosendem Applaus preschen die vier stählernen Panther an ihre Positionen und legen mit „Eyes Of A Panther“ und „Tomorrow Night“ los. Viel vom Inhalt der Texte geht im Sound und dem Regen unter, dafür geraten die ausufernden Ansagen zwischen den Songs umso schlüpfriger. Gitarrist Satchel und Sänger Michael Starr preisen das deutsche Publikum im Allgemeinen und die Frauen im Besonderen bevor schon bald die überschaubaren und thematisch limitierten Deutschkenntnisse präsentiert werden. „Bitte zeig mir deine Titten!“ war wohl die Hauptforderung und schlecken wollten sie auch noch irgendwas… Nun ist das ja ein allseits gern gespieltes Spielchen im Livezirkus, das Publikum in der just besuchten Stadt ist natürlich immer das allerbeste, nie hat man ein tolleres Publikum erlebt usw. und so fort. Aber hier und heute springt wohl nicht nur ein Funke von der tight agierenden Band aufs Publikum über, es kommt in der Folge zu einer langanhaltenden wechselseitigen Mega-Stromstoß-Entladung und mit jedem Song eskaliert die Show zusehends. Die breit grinsenden Musiker stimmen spontan eine „Summer Breeze“-Coverversion an, die sie dann sogar mehrfach variieren; vom Original, über eine Rock- bis zu einer Metalversion. Bei „Party Like Tomorrow“ feiert und grölt der ganze Platz bevor Satchel nach „Turn Out The Lights“ tatsächlich zum Gitarrensolo ansetzt. So etwas wird ja gerne mal zum Bierholen genutzt, aber Satchel schafft es selbst diesem Klischee eine neue Dimension zu verpassen indem er nämlich parallel zum imposanten Fingergeflitze auch noch mit den Füßen die Bassdrum des Schlagzeugs bedient und das Publikum begeistert die so angespielten ewigen Metalhits wie z.B. „Smoke On The Water“, „Master Of Puppets“, „Sweet Child Of Mine“ und natürlich „Iron Man“ abfeiert. Zuerst reißen sich nur vereinzelte Mädels ihre Oberbekleidung vom Leib, später dann immer mehr und ein sichtlich strahlender Sänger weist irgendwann dann die Security im Graben an einfach alle Mädels auf die Bühne zu lassen – so lange sie riesige Brüste haben. Ob er selbst damit gerechnet hat, dass dann später tatsächlich ca. 30 wenig oder auch gar nicht mehr bekleidete Mädels mit ihm auf der Bühne ausflippen? Das ist so eine Show, von der man noch seinen Enkeln erzählen wird – und die müssen das dann sogar glauben, denn dieses Internet vergisst nichts! Ach ja, ein riesiger aufblasbarer Penis aus dem Publikum spielte dann auch noch eine Rolle, aber lassen wir das. Episches Ding das – also die Show natürlich!
Setlist
Eyes Of A Panther
Tomorrow Night
Fat Girl (Thar She Blows)
Party Like Tomorrow Is The End Of The World
Asian Hooker
Turn Out The Lights
Ten Strikes You’re Out
Girl From Oklahoma
17 Girls In A Row
Glory Hole
Community Property
Party All Day (Fuck All Night)
Death To All But Metal
20.30 (TS) ILLDISPOSED
ILLDISPOSED sind auf dem SUMMER BREEZE seit jeher ein Garant für einen brachialen Abriss. Schade nur, dass die swuulen Nutten aus Dänemark dieses Mal die ersten fünf Minuten ihrer dreiviertelstündigen Spielzeit erstmal für zwei Intros verschwenden, bevor ein sichtlich verkaterter Bo Summer in einem „Je suis Illdisposed“-Shirt auf die Bühne wankt und sich zu „I Believe In Me“ guttural auskotzt. Im Vergleich zum Auftritt vor drei Jahren ist vor der T-Stage zwar nicht ganz so viel los aber damals spielten ILLDISPOSED ja auch an einem sonnigen ersten und nicht an einem verregneten letzten Tag. Nichtsdestotrotz zeigen die altgedienten Skandinavier, wieso sie live immer noch eine sichere Nummer sind. Abgesehen von der eh exzellenten Songauswahl, die beinahe jede Schaffensphase abdeckt, bekommen ILLDISPOSED einen standesgemäß fetten Sound auf den Leib geschneidert, mit dem vor allem die Drums alles niederwalzen, was im ersten Drittel des Sets noch nicht die Haare fliegen lässt. Im Verlauf taut dann auch Bo ein wenig auf, legt seine Hüftsteifigkeit ab und macht das, was er neben übelst tief growlen am besten kann: pöbeln und Gott und die Welt inklusive Publikum beleidigen. Dieses Mal gibt es u.a. Stories über homosexuelle Wikinger aus dem schwedischen Nachbarland, Angela Merkel, wie Bo auf dem Weg zum SUMMER BREEZE an der A7 in den Wald geköttelt hat und dass es ihm ganz recht ist, nur 45 Minuten zu spielen, weil er dann nämlich mehr Zeit zum Saufen und an sich rumspielen im Drei-Mann-Zelt hat. Bis dahin gibt es aber noch Gassenhauer wie „Dark“ oder die übermächtige BOLT THROWER-Hommage „Throw Your Bolts“, die auch dieses Mal keinen Stein auf dem anderen lassen.
Setlist
In Believe In Me
In Light Of The Moon
The Way We Choose
Weak Is Your God
Dark
Throw Your Bolts
A Child Is Missing
Psychic Cyclus I – III
Submit
Now We’re History
21.45 (TS) NAPALM DEATH
Können NAPALM DEATH überhaupt eine schlechte Show spielen? Die Antwort ist ein ganz klares Nein! Es ist immer wieder erstaunlich, wie die UK-Legenden in das scheinbare Chaos ihrer Live-Auftritte Ordnung bringen und die umherschwirrenden Grind-, Death- und Hardcore-Versatzstücke zu einem perfekt eingespielten, mächtig durchschlagenden Ganzen zusammenfügen. Seit dem letzten SUMMER BREEZE-Auftritt 2012 hat sich in Punkto Qualität, Unterhaltungsfaktor und Ehrlichkeit bei NAPALM DEATH nicht das Geringste verändert, ergo weiß man, was man kriegt: einen unermüdlich über die Bühne flitzenden Barney Greenway, den Präzisionstacker Danny Herrera hinter den Kesseln sowie Kult-Basser Shane Embury, bei dessen Spielstil es an ein Wunder grenzt, dass er nicht bei jeder Show mit seiner Greifhand den Basshals zerquetscht. Ersatzgitarrist John Cooke mag als Brüllwürfel am Mikro zwar weniger als der seit zwei Jahren pausierende Mitch Harris beschäftigt sein, steht ihm spieltechnisch aber in nichts nach. Als kleine Verschnaufpause zwischen all dem Highspeed-Geballer gönnen sich NAPALM DEATH sogar das vergleichsweise doomige „Dear Slum Landlord…“, was nur ein weiteres Qualitätsmerkmal verdeutlicht: bei dem schier unerschöpflichen Fundus an Songs aus 35 Jahren Bandgeschichte können es sich NAPALM DEATH erlauben, die Setlist im Vergleich zum letzten Gig in Dinkelsbühl fast komplett umzustellen. Wobei natürlich die obligatorischen Klassiker wie „Suffer The Children“, „Scum“, „Nazi Punks Fuck Off“ (von Sprechchören begleitet) oder „You Suffer“ (natürlich hart abgefeiert) nicht fehlen dürfen. Zusammen mit den eindringlichen Ansagen Barney Greenways, die jegliche Missstände politischer, religiöser und gesellschaftlicher Art anprangern und viel Zuspruch vom Publikum bekommen, addieren NAPALM DEATH einen weiteren glorreichen Auftritt zu ihrer beeindrucken Karriere.
Setlist
Apex Predator – Easy Meat
Silence Is Deafening
When All Is Said And Done
Smash A Single Digit
Timeless Flogging
Continuing War On Stupidity
Dear Slum Landlord…
Scum
Social Sterility
Deceiver
Suffer The Children
Breed To Breathe
Mentally Murdered
Hierarchies
The World Keeps Turning
Conform (SIEGE-Cover)
Lucid Fairytales
How The Years Condemn
You Suffer
Nazi Punks Fuck Off
Adversarial / Copulating Snakes
21.50 (PS) BLUES PILLS
Vor der Pain Stage ist auch noch das letzte Stückchen Platz belegt. Das Publikum steht sich trotz des Regens bis weit in den Main Stage-Bereich die Beine in den Bauch. Alle warten auf den Auftritt der Senkrechtstarter BLUES PILLS. Die haben mit ihrem neuen Album „Lady In Gold“ gerade Platz eins der deutschen Charts erreicht. Umso größer ist die Spannung wie sich das neue Material der Band in der Livedarbietung schlägt. Ohne jegliches Intro betreten BLUES PILLS die Bühne. Sängerin Elin trägt einen hautengen, dunklen Catsuit und ist wie immer barfuß. Überraschend ist, dass das Quartett von einem zusätzlichen Live-Musiker unterstützt wird. Der wechselt im Laufe des Auftritts je nach Bedarf zwischen Keyboard und Gitarre. Als Einstieg gibt es das soulige Titelstück der neuen Platte. Schnell zeigt sich, dass die neuen Songs auch in der reduzierteren Live-Darbietung ihre volle Wirkung entfalten. Denn BLUES PILLS agieren mit einer unglaublichen Spielfreude wie sie nur die allerwenigsten Bands auf die Bühne bringen. Auch die fehlenden Chöre fallen gar nicht weiter ins Gewicht. Warum? Weil Elin Larsson einfach eine so herausragende und einzigartige Sängerin ist. Mit ihrer kraftvollen Stimme sorgt sie ein ums andere Mal für Gänsehaut, bis manch einem gar die Freudentränen in die Augen schießen. Noch dazu zeigt sie sich extrem leidenschaftlich und bewegungsfreudig. Da ist sogar ein Abstecher in den anhaltenden Regenschauer drin. Vor dem Coversong „Elements And Things“ bittet sie das Publikum doch mit ihr zu tanzen und dem kommen die Fans ohne Umschweife nach. Gitarrenwunder Dorian Sorriaux versinkt derweil voll und ganz in seinem Gitarrenspiel. Immer wieder nutzt er die ausgiebigen Instrumentalpassagen für gefühlvolle und über weite Strecken improvisierte Soli. Vom „Höher, Schneller, Weiter“-Wahn anderer Gitarristen ist er meilenweit entfernt, hier ist ein Virtuose am Werk. Offensichtlich haben BLUES PILLS in den Monaten seit ihrer letzten Tour ordentlich Energie getankt, denn mit dem neuen Album im Gepäck hat sich diese ohnehin schon grandiose Live-Band erneut gesteigert und liefert ein Weltklasse Konzert ohne gleichen ab!
Setlist
Lady In Gold
Little Boy Preacher
High Class Woman
Ain’t No Change
Little Sun
Astralplane
Black Smoke
Elements And Things (TONY JOE WHITE-Cover)
You Gotta Try
Somebody To Love (JEFFERSON AIRPLANE-Cover)
Devil Man
22.45 (CS) KNEIPENTERRORISTEN
Zum Abschluss der Camel Stage kreist nochmal die Asi-Keule. Songs über Bier, Brüste, Fußball und Rock ‘n‘ Roll sind scheinbar genau das, was nach vier langen, bierseligen Tagen bei einer Handvoll Kneipengängern nochmal richtig zündet. Wobei: das SUMMER BREEZE hat schon gewaltigere Rausschmeisser auf seiner kleinsten Bühne gesehen. Der mit geräucherter Reibeisenstimme gesegnete und Bierkrug schwingende Fronter Jörn Rüter macht noch den besten Eindruck und zeigt, dass sie bestens im Stande ist, selbst komplett ausgelaugte Fans noch einmal zu Höchstleistungen zu motivieren. Die Sechs- und Viersaiter stehen dagegen etwas passiv in der Gegend herum, so sie denn nicht die Backing-Vocals zu den zahlreichen Mitgröhlrefrains beisteuern. Sei’s drum, die Durchnässten vor der Bühne lassen sich nochmal den letzten Tropfen Party-Stimmung rausquetschen und einige sich sogar über die Köpfe hinwegtragen. So gesehen entfaltet der erdige Deutschrock genau seine gewollte Wirkung.
Setlist
Rotlicht Party Rock ’n‘ Roll
Holstenfetischisten
Euer Liebstes Sorgenkind
Mein Letztes Bier
In Die Hölle Und Zurück
Laut, Lauter, Lemmy
Pornostar
Sie Kam Zu Mir Am Morgen
Ass In Pink
Galerie mit 53 Bildern: Parkway Drive auf dem Summer Breeze Open Air 2016
22.55 (MS) PARKWAY DRIVE
Die Metalcore-Fans dieser Erde oder zumindest des diesjährigen SUMMER BREEZE haben wohl nichts sehnlicher erwartet als den Auftritt von PARKWAY DRIVE. Das Quintett beschließt das Programm auf der Main Stage. Und damit es ein würdiger Abschluss wird, haben die Australier weder Kosten noch Mühen gescheut. Schon beim eröffnenden „Destroyer“ werden auf der Bühne die ersten Knaller gezündet. Im weiteren Verlauf des Konzerts beeindruckt vor allem die spektakuläre Lichtshow, in deren Schatten die Band oft beinahe winzig wirkt. Nach dem zweiten Song erkundigt sich Frontmann Winston McCall, ob im Publikum alles in Ordnung ist. Der frenetische Applaus spricht eine deutliche Sprache. Anschließend fordert er die Fans dazu auf im Takt mitzuhüpfen – wobei er sich die Aufforderung getrost hätte sparen können, denn die Crowd ist von der ersten Sekunde an derart bewegungsfreudig, wie man es sich als Band nur wünschen kann. Jeder Breakdown wird zum Moshen genutzt, bei jedem melodischen Refrain wird lauthals mitgesungen und es wird immer wieder eifrig im Kreis gerannt. Trotzdem ruft McCall die Fans immer wieder zu noch mehr Action auf. Vor „Dedicated“ heißt es: „We wrote this song for you to move. We wrote this song for you to bang your heads!“ Dem kommt das Publikum auch gnadenlos nach. Ein weiteres Highlight ist „Karma“. Als schnellster Song des Abends angekündigt, fordern PARKWAY DRIVE auch den größten Circle Pit ein, der prompt geliefert wird. Aufgrund einer kleinen Technikpanne muss der Song ein zweites Mal gestartet werden, der Stimmung tut die kurze Unterbrechung allerdings keinen Abbruch. Die Fans feiern bis zum Schluss eine riesige Party und zwar sowohl bei den derberen, älteren Song, als auch bei den fast schon poppigen Songs jüngeren Datums. Für ihren durchgehend hohen Energiepegel werden alle am Ende noch mit einem schicken Feuerwerk belohnt.
Setlist
Destroyer
Dying To Believe
Carrion
Vice Grip
Idols And Anchors
Dedicated
Devil’s Calling
Dark Days
Karma
Writings On The Wall
Wild Eyes
Bottom Feeder
Crushed
Home Is For The Heartless
Galerie mit 39 Bildern: My Dying Bride auf dem Summer Breeze Open Air 2016
23.15 (TS) MY DYING BRIDE
Draußen ist es bereits lange dunkel, und im Zelt wird es jetzt gefühlt sogar noch dunkler: MY DYING BRIDE ziehen mit versteinerten Mienen auf die Bühne und saugen den letzten Rest Hoffnung aus der Festivalwelt der Zuschauer. Wie kaum eine andere Band können die Briten die Verdammnis vertonen. Zum Auftakt packen sie mit „Your River“ daher stilecht einen rund 23-jährigen Klassiker aus. Die tieftraurige Klangwand versiegelt das Zelt und MY DYING BRIDE bringen es fertig, auf einem Sommerfestival einen Auftritt zu absolvieren, der wirkt wie ein Clubkonzert im tiefsten Winter: Vergessen sind Einhornkostüme und Flunky-Ball-Turniere. Stattdessen regiert der Doom, trefflich inszeniert mit dem Titel „Feel The Misery“ vom gleichnamigen Album-Meisterwerk von 2016. Damit fesseln sie ihr Publikum, dessen Durchschnittsalter deutlich über dem der Besuchergesamtmasse liegen dürfte, bis zur letzten Bassvibration. Besonders viel Beifall kassieren MY DYING BRIDE für „My Father Left Forever“, ebenfalls von „Feel The Misery“, das deutlich zügiger vorgetragen wird, als die Albumversion. Zum Abschluss schaltet die Band hingegen einen Gang runter: Zu „She Is The Dark“ empfiehlt Sänger Aaron Stainthorpe den Zuschauern, sich seinen Liebhaber oder die Person, die es werden soll, zu schnappen. Wer knapp zehn Minuten später das Zelt nicht händchenhaltend und totunglüklich verlässt, hat den Schuss nicht gehört. Da hilft dann wohl nur Flunky-Ball im Einhornkostüm.
Setlist
Your River
From Darkest Skies
And My Father Left Forever
Feel The Misery
The Cry Of Mankind
To Shiver In Empty Halls
She Is The Dark
Galerie mit 13 Bildern: Zodiac auf dem Summer Breeze Open Air 2016
00.15 (CS) ZODIAC
ZODIAC betreten die Camel-Stage als PARKWAY DRIVE auf der Hauptbühne gerade die letzten Takte anstimmen. Also alles andere als ein leichter Slot, um mit hypnotischem Hardrock die Massen zu begeistern. Entsprechend krallen sich nicht gar so viele Fans und Neugierige an die Absperrung vor der ambitionierten Band aus Münster. ZODIAC lassen sich davon nicht beirren und klampfen sich mit ihrem basslastigen Psychedelic-Sound in die Herzen der Anwesenden. Von dem Besucherstrom, der inzwischen die Main Stage in Richtung Zeltplatz verlässt, gibt es mit gutem Grund manchen Überläufer, der vor der Camel Stage verharrt. Köpfe nicken und Füße wippen, während sich Ohrwürmer wie „Rebirth By Fire“ und „Follow You“ in die Nacht bohren. Den letzten Song „Coming Home“ präsentiert das charismatische Quartett alsso vor deutlich mehr Zuschauern als zu Beginn ihres Sets und erntet verdient einen enthusiastischen Applaus, bevor alle in die nass-kalte Dunkelheit entlassen werden.
Setlist
Animal
Rebith By Fire
Follow You
Ain’t Coming Back
Coming Home
00.30 (PS) KATATONIA
Vor dunklem Firmament lassen sich die Regenwolken erahnen, die ihren kalten Guss auf das Heer von Zuschauern entleeren, das sich mitten in der Geisterstunde vor der Pain Stage aufgestellt hat, um den schwedischen Großmeistern von KATATONIA trotz aller Wetterwidrigkeiten zu lauschen. Der erschlankte Frontmann Jonas Renkse lässt wie gewohnt sein Gesicht hinter einem Vorhang aus Haaren verschwinden. Dass ihn der Anblick der Massen vor der Bühne nicht unberührt lässt, ist dennoch deutlich zu spüren, als er sich beim Publikum für das zahlreiche Erscheinen trotz Regenwetters bedankt. Für eine ordentliche Gänsehaut sorgen heute Abend dann auch nicht Wind und Nässe, sondern die ersten Akkorde von „July“, mit dem KATATONIA ihren Teil des Abends eröffnen. Bereits zum fünften Mal kann den melancholischen Klängen der Genrekreuzer auf dem SUMMER BREEZE gehuldigt werden. Wie kaum eine andere Band haben die Schweden um Jonas Renkse und Anders Nyström ihren Sound stetig weiter entwickelt und dennoch nie einem Klischee nachgegeben. Der große Andrang zu später Stunde ist somit keine Überraschung, auch wenn der Sänger verrät: „Wir waren nicht sicher, dass überhaupt Leute kommen…“ Dennoch haben sich die Fünf ordentlich Mühe gegeben, ein spektakuläres Klangsüppchen zu kochen, das wie immer durch atmosphärische Dichte glänzt. Die Auswahl wird von Titeln des 2006-er Albums „The Great Cold Distance“ dominiert, gespickt mit einigen Songs von „Dead End Kings“ (2012) und dem im Mai erschienenen „The Fall Of Hearts“. Dass die Band ihr Meilensteinalbum „Last Fair Deal Gone Done“ zu Gunsten einer runden Zusammenstellung heute gänzlich ausspart, zeugt von der Größe ihres Gesamtwerks. Dafür servieren KATATONIA ihren Fans mit „Onward Into Battle“ von „Night Is The New Day“ ein besonders feines Häppchen, das schon länger nicht mehr live zum Besten gegeben wurde. Renkse gesteht im Anschluss: „Ich war ein bisschen nervös.“ Angemerkt hat man ihm das sicher nicht. KATATONIA kraulen kurz vor Ende des SUMMER BREEZE 2016 die Seelen ihrer Anhänger mit Ruhe und Weltschmerz – mit karitativem Anspruch. Schließlich seien nach drei Tagen Festival doch sicher alle ein wenig verkatert, befindet der Sänger. Man selbst habe jedenfalls ordentlich Party gemacht. Mit ihrem Auftritt sind sie heute wohl für viele Anwesenden der wichtigste Headliner und Höhepunkt der Veranstaltung. Weitere Worte sind da nur Verschwendung: Großartig!
Setlist
July
Deliberation
Serein
My Twin
Lethean
Old Heart Falls
Soil’s Song
Onward Into Battle
Building
00.45 (TS) PRIMORDIAL
Dunkel, feucht und kalt ist es draußen, ideale Bedingungen also für ein Konzert der irischen Pagan Metal-Epiker PRIMORDIAL, die in Begleitung eines epischen Intros auch die Bühne erklimmen und mit „Where Greater Men Have Fallen“ den Opener ihres Sets auf die Meute loslassen. Gewohnt agil flitzt A.A. Nemtheanga über die Bühne, gestikuliert wild und unterzieht das Publikum regelmäßig einem Stimmungstest, das diesen jederzeit mit Bravour meistert. PRIMORDIAL sind eben nach wie vor gern gesehene und gehörte Gäste beim Summer Breeze und sorgen auch dieses Mal für reichlich Gänsehaut, allen voran mit Klassikern wie „The Coffin Ships“ und „Empire Falls“, die unter großem Beifall entgegen genommen werden. Auch fragt A.A. Nemtheanga scherzend in die Runde, ob das Publikum, welches das Zelt der T-Stage zur Hälfte ausfüllt, denn vom KATATONIA-Konzert auf der Pain Stage wisse, das parallel zum nächtlichen Gig der Iren stattfindet – sehr zur Belustigung des Publikums. Das zeigt, dass auch zu dieser späten Stunde von eingeschlafener Stimmung keine Rede sein kann, sowohl Band als auch Publikum sind hellwach, gut aufgelegt und bestens aufeinander abgestimmt.
Setlist
Where Greater Men Have Fallen
No Grave Deep Enough
Babel’s Tower
As Rome Burns
Wield Lightning To Split The Sun
The Coffin Ships
Empire Falls
01.45 (CS) ARGYLE GOOLSBY AND THE ROVING MIDNIGHT
Wer stellt sich denn bitteschön um viertel vor zwei vor die Camel-Stage? Nachdem KATATONIA auch den ganz harten Festivalgängern Bettschwere in die Beine gezaubert haben? Bei Regen?! Nur ein paar Handvoll Leute können diese, eher rethorischen, Fragen kurz vorm Schlussakkord des SUMMER BREEZE 2016 mit „Ich!“ beantworten. ARGYLE GOOLSBY aus den USA stört sich daran kein bisschen. Als THE ROVING MIDNIGHT hat er die kanadischen NIM VIND im Gepäck, die sich früher am Abend bereits die Ehre auf der Bühne gegeben haben, sowie deutschen Support an der Gitarre durch Jackal von THE CRIMSON GHOSTS. Trotz der späten Stunde, hüpft GOOLSBY wie ein junges Häschen über die Bühne, krabbelt auf Boxentowern herum oder lehnt sich tief in den Graben, während er mit seinem eingängigen Horror-Rock ordentlich Scooby-Doo-Atmosphäre versprüht und einen Tanzbeinkitzler nach dem nächsten raushaut. Dazu verzaubert er das Publikum mit ein paar Bröckchen Deutsch und ordentlich Selbstironie. Noch eine rethorische Frage: Wer schafft es bitteschön, um 2:45 Uhr (in Worten: Viertel vor drei!) als vorletzter Act auf einem dreitägigen Festival im strömenden Regen, seine Zuschauerzahl von anfänglich ca. 20 auf schlussendlich über hundert zu steigern und um drei (DREI! Kein Witz!) Zugaben angebettelt zu werden? ARGYLE GOOLSBY AND THE ROVING MIDNIGHT. Heimliche Headliner finden sich oft unverhofft. Und spät. GOOSLBY findet schließlich sogar die perfekten Schlussworte: „You got church in the morning. Go to bed!“
Galerie mit 11 Bildern: Batushka auf dem Summer Breeze Open Air 2016
02.15 (TS) BATUSHKA
Es ist lange nach Mitternacht, als die Vorbereitungen für den Auftritt der letzten Band beginnen und sich eine erstaunlich große Anzahl hartgesottener Black Metal-Jünger vor der T-Stage einfindet. Rot-goldene Deckchen werden unter die Verstärker gelegt, Kerzen entzündet, ein Altar aufgebaut, Räucherwerk in Position gebracht und rituelle Gegenstände auf der Bühne verteilt. Mehrere orthodoxe, gesichtslose Ikonen-Darstellungen von Maria mit Kind überschatten die Szenerie und geben ihr eine feierliche Stimmung. Bis BATUHSKA weihrauchschwenkend die Bühne betreten, vergehen weitere Minuten. Die acht polnischen Musiker laufen schließlich barfuß ein. Jeder trägt die gleiche tiefschwarze Kutte mit spitzer Kapuze und weißen Bemalungen. Die umgedrehten Kreuze und Totenköpfe sind deutlich zu erkennen. Zusätzlich hüten graue Gesichtsmasken das Geheimnis um die Identität der Musiker. Statuenhaft, fast regungslos stehen Gitarristen und Background-Sänger auf der Bühne, während der Frontmann die blasphemische Andacht leitet. Allein sein Bauchumfang lässt ihn wie ein Mönch wirken. BATHUSKA wissen ganz genau, wie man durch die Verbindung sakraler Choräle mit religiöser Symbolik und doomigem Black Metal eine unfassbar dichte Atmosphäre kreiert und eine bis ins Detail stimmige Bühnenshow präsentiert. Die treibende Dramaturgie des Albums „Litourgiya“ adaptieren BATUHSKA eins zu eins, indem sie das gesamte Album von vorne bis hinten spielen. Insgesamt ein sehr kluger Schachzug, aber nicht die einzige wohlüberlegte Entscheidung, denn die Polen heben Black Metal-Performances durch ihre konsequente Konzeption und fulminante Inszenierung auf ein ganz neues Level. Auf diese Weise erlebt das SUMMER BREEZE ganz zum Schluss nochmal ein echtes Highlight.
Setlist
Yekteniya 1
Yekteniya 2
Yekteniya 3
Yekteniya 4
Yekteniya 5
Yekteniya 6
Yekteniya 7
Yekteniya 8
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Parkway Drive, Steel Panther, Subway To Sally, Blues Pills, Primordial, Katatonia, Napalm Death und Batushka auf Tour
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