Summer Breeze 2016
Teil 4: Freitag - Der ausführliche Bericht
Konzertbericht
20.30 (MS) CARCASS
Gerade erst zwei Jahre ist es her, dass CARCASS zuletzt auf der Main Stage des SUMMER BREEZE bewundert werden konnten. Die Grindcore/Death-Veteranen Jeff Walker und Bill Steer zeigen aber glücklicherweise keinerlei Anzeichen von Altersschwäche. Stilecht reißt das Quartett ohne Umschweife ein Set herunter, das die Wurzeln im Punk und Grindcore ebenso zelebriert, wie das Meilensteinalbum „Heartwork“ und den aktuellen Longplayer „Surgical Steel“ aus dem Jahr 2013. Die Nähe zu ihrem ehemaligen Gitarristen Michael Ammot halten die Briten zumindest raum-zeitlich, schließlich hat er mit ARCH ENEMY gerade erst die Main-Stage geräumt. In Sachen Dynamik und Humor zeigen sich CARCASS indes eher „very British“: Jeff Walker fragt zwar gelegentlich nett nach, ob man denn unten wohl noch ein weiteres Lied hören wolle und ob sich irgendwer auf Slayer freue. Davon abgesehen prügeln die Herren ihr Set aber ohne viel Regung und Brimborium durch. Den spektakulärsten Gefühlsausbruch bei Walker erleben wir, als ein aufgepustetes Kondom über der Menge schwebt. („Oh! A condom.“) Der Rest ist einfach nur Death Metal vom Feinsten. Well done, Gentlemen!
Setlist
Unfit For Consumption
Buried Dreams
Incarnated Solvent Abuse
Congealed Clot Of Blood
Captive Bolt Pistol
Edge Of Darkness
Reek Of Putrefaction
Black Star / Keep On Rotting In The Free World
Corporal Jigsore Quandary / The Sanguine Article
Ruptured In Purulence
Heartwork
Galerie mit 11 Bildern: Moonsorrow auf dem Summer Breeze Open Air 2016
20.30 (TS) MOONSORROW
Die im Jahr 1995 von den Sorvalli-Brüdern gegründete Pagan Metal Band MOONSORROW steht mit ihren finnischen Texten vor allem für epische Songlängen. Wer es schafft, ein 70-minütiges Album mit gerade mal zwei Songtiteln zu produzieren, hat vermutlich Schwierigkeiten, ein ausgewogenes Liveset über 45 Minuten zusammen zu stellen. MOONSORROW nehmen die Hürde allerdings bravurös: Live sind die Finnen inzwischen leider ohne Keyboarder Henry Sorvali (aka Trollhorn von FINNTROLL) unterwegs, aber wie man an den Songs „Ihmisen Aika“ und „Jumalten Aika“ unschwer anhört, ist er am Songwriting noch maßgeblich beteiligt. Diese beiden Titel vom aktuellen Album „Jumalten Aika“ ummanteln heute zwei klassische Ohrwürmer der frühen Alben „Voimasta Ja Kunniasta“ und „Suden Uni“. Mit vier Titeln ist die Setlist fett gefüllt und wie gewohnt errichten MOONSORROW eine so dicke Soundwand, dass die ca. 3000 hier anwesenden Headbanger nur vergebens versuchen können dieses Konstrukt einzureißen. Die Finnen überzeugen ganz klar und zwar mit Klasse, statt Masse.
Setlist
Jumalten Aika
Suden Tunti
Sankaritarina
Ihmisen Aika
Galerie mit 11 Bildern: Winterstorm auf dem Summer Breeze Open Air 2016
21.15 (CS) WINTERSTORM
Von einem Geheimtipp kann im Falle von WINTERSTORM längst keine Rede mehr sein. Der Platz vor der Camel Stage reicht kaum aus, um alle an der Band interessierten Fans aufzunehmen. Die Menge kommt der Eintrittsschleuse gefährlich nahe und lässt sich auch in Sachen Mitklatschen und Mitsingen nicht lumpen. Leichtes Spiel also für die Franken, die just heute ihr neues Album „Cube Of Infinity“ veröffentlichen. Den Titeltrack nutzt man direkt als Opener und mit „Timeshift“ gibt es später noch einen weiteren neuen Song zu hören. Bleibt noch Platz für drei weitere Songs auf der Setlist, die paritätisch aus den früheren Alben der Band ausgewählt werden. WINTERSTORM würzen ihren Power Metal-Sound mit einer gesunden Prise Folk und leben von den hymnischen Refrain-Melodien, bei denen Sänger Alexander Schirmer einen gewaltigen Fan-Chor anführen kann. Auch die Menge an Crowdsurfern, die vom bärtigen Ordner im Graben mit breitem Grinsen in Empfang genommen werden, ist immens hoch. Wie es aussieht, könnten WINTERSTORM bei einem eventuellen zukünftigen Engagement auch auf einer der größeren Bühnen mühelos bestehen.
Setlist
Cube Of Infinity
Windkeepers
Winterheart
Timeshift
Into The Light
Galerie mit 15 Bildern: Coheed And Cambria auf dem Summer Breeze Open Air 2016
21.45 (TS) COHEED AND CAMBRIA
Mehr als zwanzig Jahre Bandgeschichte, teilweise noch unter anderen Namen, können COHEED AND CAMBRIA mittlerweile vorweisen. Inhaltich befassen sich die Texte der Amerikaner jedoch bekanntlich mit „The Amory Wars“, einer von Frontmann Claudio Sanchez erdachten Comic-Serie um das Ehepaar Coheed und Cambria Kilgannon, ihrem Sohn Claudio und dem Machtkampf in Heaven‘s Fence – der Planetenkonstellation, die durch das Logo der Band dargestellt wird. Von den acht Studioalben der Prog-Rocker geht es lediglich auf der aktuellsten Platte „The Color Before The Sun“ (2015) nicht um die Coheed-Saga. Den Zuschauern vor der Bühne kann das alles egal sein, denn bei den Konzerten stand schon immer die Musik im Vordergrund und nicht die Story dahinter. Und das reicht auch völlig: das Zelt ist am heutigen Abend zugut zwei Dritteln gefüllt und vor dem Auftritt tönen bereits lautstarke „Coheed“-Rufe, die klar machen: es sind Fans anwesend. Da sind sie richtig, denn auf Set-Startposition Nr. 1 gibt es direkt einen heftigen Nostalgie-Einschuss: „In Keeping Secrets Of Silent Earth 3“ war zu Beginn des Jahrtausends eine Universalhymne, die auch 2016 noch ihre ganze Suchtfaktor-Gewalt entfacht und das gute alte „Man Your Own Jackhammer!“ tönt in dieser Nacht aus tausenden, seligen Kehlen. Dass die vorderen Reihen überwiegend von Menschen bevölkert werden, die ihre CD-Sammlungen in den 90-ern gegründet haben, erstaunt nicht. Lockenmonster Claudio Sanchez sieht die meiste Zeit aus wie Vetter It von der Addams Family, wenn er sich das Mikro in eine Wand aus Haaren drückt. Den Rest der Zeit hüpft er wie ein Flummi über die Bühne und präsentiert sich mit seinen Bandkollegen leidenschaftlich, geschmeidig und energiegeladen. Dabei bieten sie einen guten Mix aus Altbekanntem, allem voran die Klassiker „No World For Tomorrow“ und „A Favor House Atlantic“. Mit „Island“ und „Eraser“ sind jedoch auch zwei echte Kracher vom aktuellen Album vertreten. Als kleines Bonbon schmuggeln die New Yorker eine Coverversion von NIRVANAs „Drain You“ dazwischen, die sich nahtlos ins Set fügt, bevor Sanchez die doppelhälsige Gitarre auspackt und zum Abschluss das unvermeidliche „Welcome Home“ anstimmt. Sichtlich erfreut über den großen Zuspruch der Menge, winken COHEED AND CAMBRIA noch einmal und hinterlassen eine selige Horde im Zelt zurück.
Setlist
In Keeping Secrets Of Silent Earth 3
Everything Evil
The Hard Sell
No World For Tomorrow
Key Entity Extraction V: Sentry The Defiant
A Favor House Atlantic
Island
Eraser
Drain You
The Crowing
Welcome Home
Galerie mit 14 Bildern: Eisbrecher auf dem Summer Breeze Open Air 2016
21.50 (PS) EISBRECHER
EISBRECHER sind mit ihren elektrolastigen Neue Deutsche Härte-Sounds eher Exoten auf dem SUMMER BREEZE. Über Publikumsmangel können Alexander Wesselsky und seine Mannen sich nun allerdings überhaupt nicht beschweren. Vor der Pain Stage drängen sich die Fans dicht an dicht und direkt beim treibenden Eröffnungssong „Verrückt“ tobt die Menge. EISBRECHER ernten in der Folge nach ausnahmslos jedem Song frenetischen Applaus. Was der ehemalige DMAX-Checker zwischen den Songs so von sich gibt, scheint vollkommen egal zu sein, denn die Meute frisst ihm so oder so aus der Hand. Wesselsky regiert die Bühne während der Rest der Band sich eher im Hintergrund hält. Nach dem dritten Song macht er eine klare Ansagen gegen den massiven Gebrauch von Handys auf Konzerten. „Wie wäre es damit: Wir machen jetzt ein paar Posen, damit ihr Fotos machen könnt und dann packt ihr die Dinger weg. Okay?“, bietet er an. Danach wird noch kurz der Pokérap zitiert. „Ich halte es ja für einen Fehler auf son‘ Quatsch zu stehen, aber Fehler machen Leute“, gibt Alexx sein Statement zu Pokémon-Go ab und leitet damit zum nächsten Song über. Dank einer perfekt eingespielten Band tanzt mittlerweile das gesamte Publikum. Die „Noch ein Bier!“-Rufe haben sich die EISBRECHER-Fans wohl beim gestrigen SABATON-Auftritt abgeguckt. Und auch wenn hier nicht so viel Bier geext wird wie bei den Schweden, bekommen die Fans, was sie verlangen. Bei „Eiszeit“ regnet es später dann Konfetti auf der Bühne. „This Is Deutsch“ wird von großen Schildern begleitet auf den allseits bekannte Dummsprüche wie „Das wird man wohl noch!!!“ oder „Ich bin ja nicht, aber!“ prangen. Und schließlich wird natürlich auch dem Wunsch nach „Miststück“ nachgegeben. Eine XXL-Version des Klassikers von Wesselskys Ex-Band MEGAHERZ beschließt ein durchweg mitreißendes Konzert.
Setlist
Intro
Verrückt
Willkommen Im Nichts
So Oder So
Fehler Machen Leute
Prototyp
Himmel, Arsch und Zwirn
Eiszeit
1000 Narben
This Is Deutsch
Miststück (MEGAHERZ-Cover)
22.45 (CS) BURNING DOWN ALASKA
Es ist schon ein schweres Los, das BURNING DOWN ALASKA da gezogen haben: ein halbstündiges Set, während aus Richtung der Main Stage eine gewisse Thrash-Metal-Band namens SLAYER lärmt – vielleicht hat schon jemand von ihnen gehört? Ein schweres Los? Mitnichten! Die Band spielt selbstbewusst und völlig unbeeindruckt vom Geschehen nebenan ihren poppigen, emotionalen Post-Hardcore mit harten Grooves und vielen Melodien, während das zweiköpfige Sängergespann Kassim Auale und Tobias Rische keine Gelegenheit auslässt, mit der Crowd zu interagieren. Apropos: vor der Camel Stage-Bühne ist die Hölle los. Das Publikum scheint geradezu hypnotisiert zu sein und macht so ziemlich alles mit, was die blutjunge Truppe aus Recklinghausen verlangt. Circle Pit, Wall Of Death, Stagediving, kollektives in die Hocke gehen und dann Springen? Kein Problem, die Fans hängen der Band förmlich an den Lippen. Unterdessen haben die Grabenschlampen mit den Crowdsurfern – vor allem gegen Ende des Sets – alle Hände voll zu tun und Rische lässt es sich nicht nehmen, auf das Gerüst der Bühne zu klettern. Es herrscht eine wahnsinnige Stimmung auf und vor der Bühne, sodass dieser Auftritt allen Beteiligten noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Setlist
Trophies
Monuments
Blossom
Clockwork
Interlude
Phantoms
Brighter Days
Saviour
Galerie mit 29 Bildern: Slayer auf dem Summer Breeze Open Air 2016
22.55 (MS) SLAYER
Das „Battlefield“ ist bis zum Horizont gefüllt und die neu eingeführten Boxen an den Towern garantieren, dass auch wirklich jeder hier anwesende Fan ordentlich auf die Ohren bekommen kann. Legenden-Glanz im Headliner-Slot sollte dem SUMMER BREEZE dieses Jahr eigentlich durch MOTÖRHEAD beschert werden – als Hommage an diesen edlen Plan sind auf dem Gelände daher „SÜMMER BREEZE“-Shirt im MOTÖRHEAD-Stil erhältlich. Aber wer SLAYER kennt, weiß dass auch diese „Louder Than Everything Else“ sein können. Den gesamten Tag konnten bereits Aufbauarbeiten für einen garantiert gigantischen SLAYER-Auftritt im Backstagebereich um die Main Stage herum beobachtet werden. Die Spannung steigt, das Intro läuft an und sorgt erst mal für irritierte Blicke: „Thunderstruck“ von AC/DC beginnt, die Fans verstehen aber sofort, was von ihnen erwartet wird und so erschallt statt dem gewohnten „Thunder!“ ein zigtausendfach gebrülltes „SLAYER!“, das man wohl auch noch im „benachbarten“ München gehört hat. Dann betreten die lebenden Thrash-Legenden die Bühne und starten ihr Set routiniert mit „Repentless“ vom aktuellen Album. Kaum eine Band hat so viele Klassiker in der Hinterhand, wie die Kalifornier und so ist die Zusammenstellung der Setlist ziemlich naheliegend. Ohne Songs wie „War Ensemble“, „Mandatory Suicide“ oder „Seasons In The Abyss“ gilt ein SLAYER-Set nunmal nicht als gelungen. Das „Thrash-Pack“ um Fronter Tom Araya wird im Verlauf ihrer inzwischen über einjährigen „Repentless“-Tour souverän den Ansprüchen der Fans gerecht und feuert mit absoluter Professionalität einen Hit nach dem anderen in die Menge. Unterbrochen wird diese Monstershow lediglich durch das sympathische Lächeln von Sänger Araya, der vor jeder Ansage erstmal abwartet und die „SLAYER“-Rufe der Fans auf sich wirken lässt. Nach dem All-Time-Favourite „South Of Heaven“ wird das Backdrop gewechselt und somit dem 2013 verstorbenen Gründungsmitglied Jeff Hannemann gehuldigt. Auch wenn dieser inzwischen von EXODUS-Mastermind Gary Holt vertreten wird, ist sein Erbe mit einem legendären Finale in Form von „Raining Blood“, „Black Magic“ und dem unverkennbaren „Angel Of Death“ präsent. SLAYER kamen, zerstörten und gingen! Diesen Auftritt wird das SUMMER BREEZE so schnell nicht vergessen.
Setlist
Repentless
Disciple
Post Mortem
Hate Worldwide
War Ensemble
When The Stillness Comes
You Against You
Mandatory Suicide
Fight Till Death
Dead Skin Mask
The Antichrist
Die By The Sword
Born Of Fire
Seasons In The Abyss
Hell Awaits
South Of Heaven
Raining Blood
Black Magic
Angel Of Death
23.15 (TS) UNLEASHED
Während SLAYER auf der Mainstage performen, feiert vor der Tentstage eine zwar von mehreren Tagen Festivalaction gezeichnete, aber mannstarke Menge zur schwedischen Death Metal-Legende UNLEASHED. Die Fans singen zur schwerfällig-niederwalzender Brachialität der langsamen Stücke genauso textsicher mit, wie bei den schnell hämmernden, brutalen Parts. Die Sicherheit, mit der UNLEASHED beide Varianten beherrscht und zu kombinieren weiß, macht ihre Qualität als Live-Band aus. Sänger und Bassist Johnny Hedlund schafft es aber auch, die trägen Fans zu motivieren. Wird anfangs auf der Bühne noch mehr geheadbangt als davor, schafft er es durch seine Ansagen die beharrlichen Kopfnicker zum Headbangen zu bringen. Als nach einer halben Stunde für längere Zeit Stille auf der Bühne herrscht, scheint es erst, als sei einer der Bierpausen ein wenig ausgeartet. Es gibt aber wohl handfeste Probleme am Schlagzeug, die zum Glück nach kurzer Zeit behoben werden können. Danach scheint Drummer Anders Schultz noch heftiger und schneller zu spielen. Vor Ende der Show wird Hedlund sein obligatorisches Trinkhorn gereicht. Ohne das, ist eine UNLEASHED-Show einfach nicht komplett.
Setlist
The Final Silence
This Is Our World Now
If They Had Eyes
Where Is Your God Now?
Don’t Want To Be Born
Winterland
The Avenger
Fimbulwinter
Defender Of Midgard
Legal Rapes
To Asgaard We Fly
To Miklagard
Hammer Battalion
Galerie mit 15 Bildern: Gorod auf dem Summer Breeze Open Air 2016
00.15 (CS) GOROD
Die Technical Death Metal-Virtuosen GOROD treten nach Mitternacht auf die Camelstage. Die fortgeschrittene Stunde kann aber die Fans nicht davon abhalten in Scharen vor die Bühne zu strömen. Dementsprechend gut aufgelegt sind die Franzosen. Sänger Julien Deyres sorgt am Mikro für Abwechslung und variiert seine Vocals. Shouts, Growls, Grunts und Screams gehören wie selbstverständlich zu seinem Repertoire. Das Mikro fest in der Faust, gibt er alles, um die Menge zu unterhalten: Er steckt sich das Mikro sogar in den Mund und sammelt durch deutsche Ansprachen zusätzliche Sympathiepunkte. Dabei ist eins immer klar: Der Auftritt auf dem SUMMER BREEZE ist eine Herzensangelegenheit der gesamten Band. Allein die dynamische Performance des Bassisten Benoit Claus würde genügen, um die Bühne in Schutt und Asche zu legen. Diese positive Grundhaltung überträgt sich auch auf das Publikum. GOROD spielen das erste Mal auf diesem Festival, aber sie lassen keinen Zweifel daran, dass sie hier genau richtig sind.
Setlist
Here Die Your Gods
Celestial Nature
Harmony In Torture
The Axe Of God
Birds Of Suffer
Disavow Your God
Galerie mit 14 Bildern: Satyricon auf dem Summer Breeze Open Air 2016
00.30 (PS) SATYRICON
Jubiläumsshows zu genre-definierenden Alben, die schon ein paar Dekaden auf dem Buckel haben, liegen ja gerade voll im Trend. Kaum eine große Metal-Band, die sich nicht dazu bewegt, einen Meilenstein ihrer Diskografie live in Albumlänge Revue passieren zu lassen. Da lassen sich SATYRICON nicht lumpen und tun es den Kollegen von AMORPHIS gleich, die vor zwei Jahren ihr „Tales From The Thousand Lakes“ auf der Pain Stage aufführten. „Nemesis Divina“ heißt ihr Durchbruch, den Satyr, Frost und Begleitband darbieten und der vor Festivalpublikum in dieser Form nicht 100%ig funktioniert. Vielleicht ist es auch dem Umstand geschuldet, dass SATYRICON erst durch ihre aktuelleren, im Vergleich zu den Anfangstagen deutlich rockigeren Alben, zu einer Metal-Größe gewachsen sind: die harsche, hässliche Black Metal-Breitseite, die „Nemesis Divina“ nun mal ist, entpuppt sich für Teile der Anwesenden als recht schwer verdaulich und nicht das, was erwartet wurde. Die Resonanz ist trotz fast vollem Platz verhalten, was der Leistung SATYRICONs an diesem Abend jedoch nicht gerecht wird. Sie untermauern ein weiteres Mal ihren Ruf als souveräne Live-Band mit einer astrein einstudierten und fehlerfreien Show, bei der es sich selbst Satyr, trotz seines angeschlagenen gesundheitlichen Zustandes, nicht nehmen lässt, zu Moshen und zu Bangen, was das Zeug hält. Klar, „Mother North“, das aus dramaturgischen Gründen ans Ende des „Nemesis Divina“-Teils gestellt wird, ist ein Muss und funktioniert immer, aber man sollte „Nemesis Divina“ eben nicht auf diesen Hit reduzieren. Zum versöhnlichen Abschluss gibt es am Ende des Sets mit „Black Crow On A Tombstone“, „Fuel For Hatred“ und „K.I.N.G.“ noch drei Hits neueren Datums, die dann auch entsprechend abgefeiert werden.
Setlist
Intro
The Dawn Of A New Age
Forhekset
Du Som Hater Gud
Transcendental Requiem Of Slaves
Immortality Passion
Nemesis Divina
Mother North
Black Crow On A Tombstone
Fuel For Hatred
K.I.N.G.
00.45 (TS) H2O
Nach dem ja immer wieder gern genommenen Carmina Burana-Intro gibt es zur späteren Stunde endlich mal wieder Futter für die Fans von Hardcore & Co.. Vier Leute stürmen auf die Bühne und es geht ohne Ansage direkt mit „Black Sheep“ in die Vollen. Ursprünglich waren für diese Position ja TERROR geplant, die dann wegen der Rücken-OP ihres Fronters passen mussten. Im direkten Vergleich gehen H2O viel melodiöser ans Werk und so wurde im Publikum auch mehr selig mitgegröhlt und gepogt als Violent Dancing trainiert. Fans der Band fällt im zweiten Satz bereits ein vermeintlicher Fehler auf, denn an sich sind H2O zu fünft, einer ihrer Gitarristen musste aber kurzfristig aus familiären Gründen zurück in die Staaten fliegen. Die Band stand im Vorfeld also vor der Entscheidung: absagen oder improvisieren und hat sich glücklicherweise für die zweite Alternative entschieden. Um 19 Uhr fand ihre Quartett-Premiere auf einem anderen Festival statt und hier auf der T-Stage gabs dann die zweite Vorstellung. Außenstehenden ist die Anspannung gerade von Sänger Toby Morse wohl gar nicht aufgefallen, denn die Band tritt durchaus tight auf und lässt sich die ungewohnte Situation kaum anmerken. Gegen Ende der Show sucht Morse den direkten Kontakt zu den Fans, begibt sich in den Graben und dann auf die Absperrung und singt dort zwei Song. 10 Minuten vor dem Verstreichen ihrer Spielzeit ging die Band unter lauten Zugabe-Rufen von der Bühne, mehr war heute einfach nicht drin. Sympathische Band und großen Respekt für die Leistung!
Setlist
Black Sheep
1995
Everready
Family Tree
One Life, One Chance
Fairweather Friend
Father Figure
Sunday
LYD
5 Year Plan
Still Here
Use Your Voice
Guilty By Association
What Happened
01.45 (CS) ACCU§ER
Eine überraschend große Schar Nimmersatter hat selbst nach SLAYERs Abriss auf der Main Stage immer noch nicht genug Thrash Metal bekommen und findet sich trotz einsetzendem leichten Regen vor der Camel Stage ein, um sich die Vollbedienung bei ACCU§ER zu holen. Zwar sind auf der Bühne nur schemenhafte Gestalten zu erkennen, denn der Nebelmann macht heute Nacht einen außergewöhnlich engagierten Job und flutet die Camel Stage den gesamt Gig über komplett. Klanglich haben die altgedienten Recken aus Nordrhein-Westfalen aber den vollen Durchblick und zimmern ein mächtiges und vor allem präzises Brett ins begeisterte Publikum. Die Setlist konzentriert sich dabei erfreulicherweise vornehmlich auf die alten Gassenhauer und bringt zusammen mit den auf den Punkt gezockten, sägenden Riffs tatsächlich ein wenig Bewegung ins Publikum – die großen Thrash-Götter aus L.A. haben vorher dann vielleicht doch schon ein wenig zu viel Energie gezogen. Thrash aus deutschen Landen at it’s best!
Setlist
Rotting From Within
Repent
Unreal Perception
Symbol Of Hate
Impending Doom
Cannibal Insanity
Unite Divide
Galerie mit 15 Bildern: In The Woods auf dem Summer Breeze Open Air 2016
02.15 (TS) IN THE WOODS…
Die letzte Band des Abends auf der T-Stage ist etwas für wahre Feinschmecker: IN THE WOODS…, eine der innovativsten und einflussreichsten Bands norwegischen, progressiven Black Metals und erst kürzlich von den Toten wiederauferstanden, geben sich für einen ihrer ganz seltenen Gigs die Ehre. Dass sie ob ihrer langen Auszeit von 14 Jahren kein Publikumsmagnet sondern eher eine Randerscheinung sein würden, war zwar von vornherein klar. Aber es ist dennoch schade, dass eine solch großartige Band relativ unbeachtet vom Großteil der SUMMER BREEZE-Besucher auftritt. IN THE WOODS…, nach dem Ausstieg des langjährigen Originalsängers Jan Kenneth Transeth nun mit James „Mr. Fog“ Fogarty am Mikro, können sich zu später Stunde jedoch auf eine Abordnung Hardcore-Fans verlassen und begeistern mit einer atmosphärisch sehr dichten Show, die sich gleichzeitig als Fluch und Segen entpuppt. So perfekt die fünf Norweger auch ihren Kultstatus vertonen: IN THE WOODS… stellen sich als eher schwierige Festivalband heraus und dürften mit ihrem breitgefächerten, manchmal kauzigen Progressive Black Metal besser in intimer Club-Atmosphäre funktionieren. Nichtsdestotrotz werden die Fans Zeugen einer wunderbaren Setlist, die vom frühen Meilenstein „Heart Of The Ages“ über den Bestseller „Omnio“ bis hin zum aktuellen Album „Pure“ alle Schaffensphasen dieser Ausnahmeband abdeckt.
Setlist
Yearning The Seeds Of A New Dimension
Heart Of The Ages
Blue Oceans Rise (Like A War)
Cult Of Shining Stars
299 796 km/s
Towards The Black Surreal
In The Woods…
The Divinity Of Wisdom
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