Summer Breeze 2016
Teil 3: Donnerstag - Der ausführliche Bericht
Konzertbericht
Galerie mit 24 Bildern: The New Roses auf dem Summer Breeze Open Air 2016
20.00 (CS) THE NEW ROSES
Ein gleißendes Gute-Laune-Feuerwerk prasselt auf die Zuschauer, die sich trotz des heraufziehenden Unwetters vor der Camel Stage eingefunden haben: Die Wiesbadener 80-ies/Glam Rock-Kapelle THE NEW ROSES betritt die Bühne und bietet Ohrwürmer und Tanzbeinfutter am laufenden Band. Auch wenn das Quartett wirkt, als könnte es direkt aus dem 80-er Jahre-Vorprogramm von GUNS‘N‘ROSES auf das SUMMER BREEZE teleportiert worden sein, liefern THE NEW ROSES weiß Gott keinen Sound von gestern. Es ist folglich auch kein Wunder, dass die Menge vor der Camel Stage langsam anschwillt und bereitwillig die Hände in die Luft reckt. Titel wie “Gimme Your Love“ oder „Devil‘s Toys“ entpuppen sich schnell zu absoluten Gassenhauern, die auch vorbeistreunende Black Metaller unwillkürlich wippen lassen. Nach einer guten halben Stunde ist das deutlich erstarkte Publikum ordentlich aufgewärmt und geklatscht, muss die sympathischen Wiesbadener jedoch wieder ziehen lassen. Zum Abschluss gibt es noch ein Foto fürs Bandalbum vor der begeisterten Menge – die strahlenden Gesichter haben sich THE NEW ROSES redlich verdient!
Setlist
Thirsty
Gimme Your Love
Whiskey Nightmare
My Hate Survives
Devil‘s Toys
Without A Trace
Galerie mit 33 Bildern: Airbourne auf dem Summer Breeze Open Air 2016
20.30 (MS) AIRBOURNE
Eigentlich dürfte bei einer Band wie AIRBOURNE ganz ordentlich Kohle hängenbleiben, doch offensichtlich reicht es nicht einmal, um die Löcher in Joel O’Keeffes Hose zu stopfen. Vielleicht verschleißen die Dinger aber auch einfach nur verdammt schnell angesichts der Agilität mit der der Australier auf der Bühne hin und her wetzt. Und nicht nur deren gesamte Breite wird ausgenutzt, auch in die Höhe zieht es den Frontmann. So spielt er an der Traverse des Boxenturms hängend das vermutlich höchste Gitarrensolo des Festivals. Derlei Sperenzchen und die zugehörigen Gitarrenwechsel halten nicht nur die Crew ordentlich auf Trab, sie unterstreichen auch AIRBOURNES herausragende Entertainment-Qualitäten. Da kann schon mal mitten im Song eine streikende Gitarre gewechselt werden, ohne dass die Band auch nur mit der Wimper zuckt. Ansonsten gerät der Auftritt zu einer großen Werbeveranstaltung für kühlen Gerstensaft. Alleine trinken wollen AIRBOURNE nicht, so dass sie dutzendfach geöffnete Bierdosen in die Menge schleudern. Und wenn Joel O’Keeffe sich eines der Aluminiumbehältnisse mit Wucht gegen die Schädeldecke donnert, bis sie schließlich kleinbeigibt und ihren Inhalt in einer großen Fontäne preisgibt, kommen auch die Fotografen im Bühnengraben voll und ganz auf ihre Kosten. Bezüglich der Schauwerte legen AIRBOURNE die Messlatte für SABATON somit bereits ordentlich hoch. Und auch musikalisch überzeugt der gutlaunige Stadion-Rock der Australier auf ganzer Linie. Wenn die Landsleute und großen Vorbilder AC/DC in absehbarer Zeit den Weg alles Irdischen gegangen sein werden, könnten diese Jungspunde problemlos in die entstehende Lücke stoßen. Dementsprechend euphorisch fallen auch die Fanreaktionen aus. Nicht einmal für eine Wall Of Death oder einen gepflegten Circle-Pit ist sich die Menge zu schade – da sag noch einer, dass diese Formen des Ausdruckstanzes nur in Metalcore-Kreisen gepflegt werden. Nur den kurzen Platzregen, der während des Rausschmeißers „Runnin‘ Wild“ auf das Gelände niedergeht, hätte man sich echt sparen können.
Setlist
Ready To Rock
Too Much, Too Young, Too Fast
Chewin‘ The Fat
Diamond In The Rough
Girls In Black
Cheap Wine & Cheaper Women
Breakin‘ Outta Hell
No Way But The Hard Way
Stand Up For Rock’n’Roll
Live It Up
Runnin‘ Wild
20.30 (TS) STICK TO YOUR GUNS
Wenn man sich das Billing der T-Stage am Donnerstag anschaut, wirken STICK TO YOUR GUNS eingerahmt von Black und Death Metal so ein bisschen wie ein Fremdkörper. Doch das interessiert zur Prime Time nicht die Bohne: die US-Amerikaner und ihr Melodic Hardcore zünden wie kein anderer ihrer ebenfalls auf dem SUMMER BREEZE spielenden Genre-Kollegen. Sowohl auf als auch vor der Bühne geht der Punk, wobei das eine natürlich das andere bedingt. Shouter Jesse Barnett und das Gitarren-/Bass-Triplett haben wohl eine Duracell-Packung inhaliert, so unermüdlich beackern sie die Bretter von links nach rechts und wieder zurück. Und hätte man unters Drumkit von George Schmitz Rollen geschraubt, er hätte an diesem Abend wohl auch keinen Flecken der Bühne zwei Mal gesehen. Auch davor wird Stillstand heute ganz klein geschrieben. Insgesamt wirbeln drei fette Circle-Pits Staub auf, dazu wird inbrünstig und lauthals mitgesungen und der ein oder andere Crowdsurfer gen Bühnenrand transportiert. Dieses allseitige Energielevel ist auch kein Wunder, denn egal ob schneller D-Beat, fette Slams oder vibrierende Breakdowns: STICK TO YOUR GUNS beherrschen ihr Metier und zerlegen heute nach allen Regeln der Kunst. Im Überschwang der Gefühle pfeffert Jesse Barnett zum Ende des Sets gar aus Versehen sein Mikro unter den Drumriser. Fetter Auftritt!
Setlist
Bringing You Down
Empty Heads
Nobody
Such Pain
What Choice Did You Give Us?
We Still Believe
Universal Language
I Choose Nothing
Nothing You Can Do To Me
Amber
Against The All
21.15 (CS) STEAK NUMBER EIGHT
Gerade erst von ihrem ersten Supportkonzert mit den mächtigen MASTODON zurück, versuchen die Belgier von STEAK NUMBER EIGHT auch auf dem SUMMERBREEZE ihren Fankreis zu erweitern. Hierzu haben die Sludge-Post-Metaller nicht nur ein gut gemischtes Set ihrer inzwischen vier veröffentlichten Alben dabei. Als besonderes Schmankerl bringen sie auch, passend zur düsteren Atmosphäre, schlechtes Wetter mit. Die angetretenen Fans kann der aufkommende Regen allerdings nicht verjagen, denn STEAK NUMBER EIGHT ziehen alles im direkten Umkreis der Camel Stage in ihren Bann und die Festivalbesucher lassen nahezu kataton den wilden Genremix auf sich nieder regnen, während die Saitenfront wild zappelnd über die Bühne springt und Frontmann Joris sich die Seele aus dem Leib keift. Zum Ende des Auftritts kündigt das junge Quartett nochmals ihre kommende Tour im September an und überlässt die Menge nicht nur der drückenden Schwere ihrer Songs, sondern auch dem Regen.
Setlist
Black Eyed
Your Soul Deserves To Die
Gravity Giants
Dickhead
Pyromaniac
Galerie mit 14 Bildern: Entombed A.D. auf dem Summer Breeze Open Air 2016
21.45 (TS) ENTOMBED A.D.
Nach Sonnenuntergang ziehen Gewitterwolken über das Festivalgelände und Platzregen geht auf die Feierenden nieder. Ein naheliegender Fluchtort: das große Zelt der T-Stage. Dass man hier aber nicht zur Ruhe kommen kann, wird spätestens klar, als LG Petrov und seine Bandkollegen zum Dienst antreten. Ist die Meute vor der Bühne wegen des Regens nass, fließt auf ihr der Schweiß. Petrov scheint immer in Bewegung zu sein, beugt sich mal am rechten Rand der Bühne über die Monitorboxen, nur um im nächsten Moment zielstrebig zur entgegengesetzten Seite zu marschieren oder ein kurzes Video mit seinem Handy zu drehen. Dabei strahlt die gesamte Band eine Gelassenheit aus, die nur einem Urgestein der Szene zuzutrauen ist. Gleiches gilt für die Entertainer-Qualitäten Petrovs: „Noch eins? Noch zwei?“ fragt er die Menge, der er in regelmäßigen Abständen Tetrapacks mit Wasser zuwirft. Angesichts der enthusiastischen ersten Reihen, die fröhlich moshend und headbangend ihren Idolen huldigen, wirkt der Rest des rappelvollen Zelts eher verhalten. Die Begeisterung auf der Bühne steckt jedoch spätestens bei dem Klassiker „Left Hand Path“ auch diejenigen im Publikum an, die eigentlich nur Schutz vor dem Regen gesucht haben.
Setlist
Midas In Reverse
Stranger Aeons
Second To None
Emenmaster
Dead Dawn
Living Dead
The Winner Has Lost
Chief Rebel Angel
Revel In Flesh
Wolverine Blues
Left Hand Path
Supposed To Rot
Galerie mit 7 Bildern: Fear Factory auf dem Summer Breeze Open Air 2016
21.50 (PS) FEAR FACTORY
Die Wolken hängen tief über dem Sinbronner Flugplatzgelände und ein heftiger Regenschauer ergießt sich über den Festivalbesuchern. Die denken jedoch nicht im Traum daran, sich von ein bisschen (oder eher: ganz schön viel) Wasser daran hindern zu lassen, die legendären Industrial-Thrasher FEAR FACTORY aus Los Angeles endlich wieder auf dem SUMMER BREEZE zu begrüßen. Vom Bühnendach stürzt eine Wasserwand und landet unmittelbar vor den Monitorboxen, als die Truppe um das kreative Duo Burton C. Bell und Dino Cazares die Bühne entert und mit „Demanufacture“ direkt einen Klassiker vom gleichnamigen Album aus dem Jahr 1995 raushaut. Damit werden die Goldstücke der früheren Dekaden aber keinesfalls wieder weggepackt! FEAR FACTORY lassen es krachen und schieben direkt den Nackenbrecher „What Will Become“ von „Digimortal“ hinterher und spätestens nach „Shock“ und „Edgecrusher“ von „Obsolete“ überlegt sich auch der Regen, ob er nicht doch besser vor FEAR FACTORY fliehen sollte. Trotz durchnässter Kleidung und kühlem Wind, schafft es keiner sich von der Pain Stage zu entfernen. Nach all den Klassikern soll auch das aktuelle Album „Genexus“ nicht zu kurz kommen und so feuern die Amis „Soul Hacker“ und „Regenerate“ in die tobende Fanmenge, die die „Angstfabrik“ zu Tausenden bis hin zum Technikturm feiert. Mit „Martyr“ wird dem Debüt „Soul Of A New Machine“ nochmals gehuldigt und nach „Replica“ von „Demanufacture“ verschwinden die Industrial-Death-Thrash-Virtuosen in die inzwischen wieder trockene Sommernacht. Ein absolut fulminanter Auftritt, der wirklich keinen Fan unbefriedigt vom Gelände entlässt, denn FEAR FACTORY hatten mit ihrem Set pures Gold aus jeder Epoche ihres Bandbestehens im Gepäck.
Setlist
Demanufacture
What Will Become
Shock
Edgecrusher
Powershifter
Soul Hacker
Regenerate
Hunter Killer
Archetype
Resurrection
Martyr
Replica
22.45 (CS) SAILLE
Gerade als der Vollmond durch die dichten Regenwolken bricht, entzünden die belgischen Symphonic Black Metaller von SAILLE ihr Räucherwerk und beginnen vor gut gefülltem Platz ihre Show. Auf der Bühne trägt man konsequent schwarz, aber auf umgedrehte Kreuze und Corpsepaint wird verzichtet. SAILLE will sich abheben und etwas Eigenständiges jenseits von Satanismus und anderen Black Metal-Stereotypen schaffen. Das dichte Klangbild und vor allem die Riffs in Songs wie „Maere“ und „Haunter Of The Dark“ können auch vollends überzeugen. Das, was SAILLE allerdings ausmacht, nämlich die epische, orchestrale Untermalung, weist während des Auftritts ein ums andere Mal Schwächen auf. Vor allem dann, wenn sich weder die vielen Samples noch die Keyboard-Melodien in das Gesamtbild einpassen wollen. Sänger Dennie Grondelaers weiß seine Stimme variabel einzusetzen und versinkt am Mikro vollends in seiner eigenen, okkult-nihilistischen Welt. Fast immer schafft er es, die Zuschauer in diese Welt zu entführen.
Setlist
Walpurgis
Tremendous
Fhtagn
Maere
Haunter Of The Dark
Galerie mit 36 Bildern: Sabaton auf dem Summer Breeze Open Air 2016
22.55 (MS) SABATON
SABATON haben sich endlich von ihrem „Final Countdown“-Intro verabschiedet. Stattdessen stimmt die bandeigene Cover-Version von STATUS QUOs „In The Army Now“ als Tonkonserve auf den bevorstehenden Schlachtzug ein. Mit dem „March To War“ entern die Schweden dann die Bühne, in deren Mitte ein als Drumpodest zweckentfremdeter Panzer thront. Die Mannen um Front-Sympath Joakim Brodén geben sich also gewohnt martialisch und setzen dabei doch auf zuckersüße Ohrwurm-Melodien und epische Mitsing-Hymnen. Traditionsgemäß rennt „Swedish Pagans“ beim deutschen Publikum offene Türen ein, tausende von Kehlen stimmen in die „Ohohoh“-Chöre mit ein. Doch da der Veröffentlichungstermin ihres neuen Albums unmittelbar bevorsteht – beziehungsweise zum Ende der Show bereits erreicht ist – präsentiert die Band auch direkt zwei neue Stücke. Kurzzeitig täuscht Gitarrist Chris Röhrland mit der Akustik-Gitarre ein drittes an, das sich jedoch als „Wind Of Change“-Cover entpuppt. Der charakteristische Pfeif-Part des SCORPIONS-Klassikers wird sogleich als perfekte Überleitung zum ebenfalls mit einer gepfiffenen Intro-Melodie ausgestatteten „To Hell And Back“ genutzt. Wenn es darum geht, ihren Auftritten einen tragfähigen Spannungsbogen zu verpassen und sich mit gezielten Pyro-Effekten in Szene zu setzen, macht SABATON eben so schnell keiner etwas vor. Und obwohl die meisten Showeinlagen genau geplant und streng durchchoreographiert sind, hat sich die Band ihre Spontanität und Bodenständigkeit bewahrt. An die lautstarken „Noch ein Bier!“-Rufe mögen sie sich inzwischen gewöhnt haben, die Dankbarkeit über das begeisterte Zuschauerinteresse wirkt dennoch authentisch und zu keinem Zeitpunkt gekünstelt. Es spricht eben doch Überzeugung aus Joakim Brodén, wenn er verkündet, den besten Job auf der Welt zu haben. Auf das Publikum hört man auch bei der Wahl für ein schwedisch-sprachiges Stück bei der sich „En Listid I Krig“ gegen „Karolinens Bön“ durchsetzt. Und während der Frontmann mit dem Full-Metal-Sixpack bei „Resist And Bite“ noch seinen Gitarristen ihren Job streitig macht, überlässt er ihnen bei „Gott Mit Uns“ (beziehungsweise „Noch Ein Bier“) komplett das Feld, damit diese sich den kompletten Gesang und damit auch die Zeit im Rampenlicht teilen können. Für den scheidenden Thobbe Englund ist es eine der letzten Gelegenheiten, seine Sangeskünste vor einem solch großen Publikum zu demonstrieren. Immerhin dürfte er den umjubelten Auftritt vor einem rappelvollen Infield ebenso in guter Erinnerung behalten wie alle anderen Anwesenden.
Setlist
The March To War
Ghost Division
Far From The Fame
Carolus Rex
Swedish Pagans
Resist And Bite
Cliffs Of Gallipoli
Shiroyama
The Art Of War
Soldier Of 3 Armies
En Livstid I Krig
Gott Mit Uns
Attero Dominatus
The Lost Battalion
To Hell And Back
Night Witches
Primo Victoria
Metal Crüe
Galerie mit 15 Bildern: Abbath auf dem Summer Breeze Open Air 2016
23.15 (TS) ABBATH
Gestern noch mit den BÖMBERS ungeschminkt auf der T-Stage, zeigt sich der Norweger Abbath heute wieder im Corpsepaint mit seinem neuesten Projekt vor einem erneut stattlichen Publikum auf der Zeltbühne. Um es einfach zu halten, nennt Abbath besagtes Projekt ABBATH und veröffentlichte unlängst das gleicnamige Debütalbum. Dennoch handelt es sich keinesfalls um ein Solounterfangen, denn der Ex-IMMORTAL-Sänger bringt drei weitere Musiker, darunter durchaus Prominenz mit: den Bass bedient niemand Geringeres als King Ov Hell, der sich bereits mit Bands wie GORGOROTH und SAHG einen Namen machen konnte. Umringt von gleich fünf Monitorboxen tritt ein gut gelaunter und buchstäblich flammender Abbath auf die Bühne und startet thematisch mit „To War!“ sehr passend ins Set. Grob die Zeit überschlagen und schon dürfte klar sein, dass das Material vom Album-Debüt alleine nicht ausreichen wird, um das Set zu füllen. So hofft das gut gefüllte Zelt natürlich auf Glanzstücke von IMMORTAL. Und tatsächlich, Abbath lässt sich nicht lang bitten und serviert mit „In My Kingdom Cold“ und „Tyrants“ nicht nur IMMORTAL-Klassiker, sondern legt mit „Warriors“ auch noch einen kleinen Ausflug in eines seiner weiteren Nebenprojekte „I“ oben drauf. Die Fans vor der T-Stage feiern die Show konstant ab und recken ausdauern ihre Pommesgabeln und Fäusten in die Luft. Nach einem ausgewogenen 1-stündigen Set, entlassen die Black Metaller ihre Fans mit „All Shall Fall“ aus dem IMMORTAL-Repertoire stilecht in die Nacht.
Setlist
Intro
To War!
Winterbane
In My Kingdom Cold
Nebular Ravens Winter
Warriors
Ashes Of The Damned
Tyrants
One By One
Count The Dead
All Shall Fall
00.15 (CS) GYZE
Noch nie etwas von GYZE gehört? Solltest man aber, wenn z.B. CHILDREN OF BODOM und barocke Klassik täglich auf dem heimischen Plattenteller rotieren. Die Japaner gehören zum Exotischsten, was das SUMMER BREEZE dieses Jahr zu bieten hat, und obwohl das Trio hierzulande beileibe nicht an jeder Steckdose spielt, konnte es scheinbar schon ein beachtliches Following hinter sich versammeln. Diesen Eindruck erweckt zumindest das Feedback der paar hundert Leute vor der Camel Stage, als GYZE sichtlich beflügelt von der Gelegenheit, ihr Standing außerhalb Nippons auszubauen, eine energiegeladene Show auf die Minibühne zimmern. Vor allem Drummer Shuji wütet wie ein Derwisch, behält dabei aber stets die Oberhand über seine komplizierten Drumfills. GYZE sind sowieso eine Augen- und Ohrenweide für alle jene, die ihren melodischen Death Metal vorzugsweise mit vielen Leads, Soli und komplexem, von mächtig viel Klassik inspiriertem Gitarrengegniedel konsumieren. Fronter Ryoji hält anscheinend sowieso nicht viel von Rhythmusgitarren und lässt seine Flitzefinger selbst während der Strophen über die hohen Lagen seines Griffbretts fliegen. Überfrachtet für die einen, genau richtig für die anderen, die GYZE zu später Stunde die Aufwartung machen.
Galerie mit 17 Bildern: Testament auf dem Summer Breeze Open Air 2016
00.30 (PS) TESTAMENT
Ein martialisches Bühnenbild ziert die Pain Stage, auf dem Infield ist es rappelvoll und TESTAMENT ziehen auch nach 33 Jahren bewegter Bandgeschichte Alt- und Jung-Thrasher magisch an. Auf Chuck Billys Ansage „Are you ready? Let’s take it over the Wall!“ reagiert das Publikum mit ohrenbetäubendem Jubel und auch das folgende Mitsingspielchen bei „Rise Up“ klappt einwandfrei. Egal ob 80er-Jahre-Klassiker oder Hits neueren Datums: die Fans zeigen sich textsicher und grölen jeden Song aus voller Kehle mit. Auf der Bühne wiederum werden ausnahmslos Höchstleistungen geboten. Chuck Billy versemmelt nicht einen Ton; die Stimmgewalt dieses Mannes ist immer wieder beeindruckend – da können sich so einige Alterskollegen eine Scheibe von abschneiden. Das Gebiet der agilen Bühnenperformance überlässt er aber lieber seiner Gitarrenfraktion. Vor allem Alex Skolnick hechtet über die Bühne als ginge es um sein Leben. Wie er dabei noch ein Weltklassesolo nach dem anderen aus dem Ärmel schüttelt, ohne sich auch nur einmal zu verspielen, weiß wohl nur er selbst. Schön auch, dass hier nicht nur die Soli der Studioaufnahmen eins zu eins nachgespielt werden. Skolnick improvisiert immer wieder neue Licks, wodurch sein Spiel selbst für Die-Hard-Fans spannend bleibt. Und dank glasklarem Sound macht das Zuhören gleich doppelt Spaß. In der Mitte des Sets gibt es mit der Halb-Ballade „Dark Roots Of Earth“ eine kurze Verschnaufpause. Ansonsten geben TESTAMENT von Anfang bis Ende Vollgas. Nach dem abschließenden „The Formation Of Damnation“ werden fleißig Gitarren-Plecs ins Publikum geworfen und die Band verneigt sich vor ihren Fans.
Setlist
Over The Wall
Rise Up
The Preacher
More Than Meets The Eye
Practice What You Preach
The New Order
Dark Roots Of Earth
Into The Pit
D.N.R. (Do Not Resuscitate)
3 Days In Darkness
Disciples Of The Watch
The Formation Of Damnation
00.45 (TS) THE BLACK DAHLIA MURDER
Während die Massen vor der Pain Stage eben noch kollektiv ihr TESTAMENT machen, geht’s auf und vor der T-Stage deutlich heftiger zur Sache. Und damit auch jeder weiß, dass die Jungs aus Detroit im Haus sind, haben sie die Bühne entsprechend ausstaffiert; ein den Bühnenhintergrund komplett füllendes, dreiteiliges Backdrop im Design des aktuellen „Abysmal“-Albums mit dazu passenden Aufstellern vor der Backline. Und der Opener des genannten Albums ist auch der Eröffnungssong der einstündigen Vollbedienung die folgt. Fronter Trevor Strnad trägt souverän Kutte zu seinen Shorts, flitzt nonstop wild gestikulierend über die Bühne und ist auch immer wieder für eine smarte Ansage gut („Beim nächsten Song will ich die Unterseite eurer Schuhe sehen, Zeit zu springen, auf geht’s!“). Er animiert die Fans unermüdlich zum Mitmachen und hat mit seinen Bandkollegen sichtlich Spaß bei der „Arbeit“. Mit ihrem letzten Song sprechen sie das aus, was sich wohl die Mehrheit der Anwesenden erhofft: „I Will Return“.
Setlist
Receipt
What A Horrible Night To Have A Curse
Statutory Ape
Malenchantments Of The Necrosphere
Threat Level No. 3
Contaigon
Funeral Thirst
Abysmal
Everything Went Black
On Stirring Seas Of Salted Blood
Miasma
Deathmask Divine
I Will Return
01:45 (CS) VIRTUE CONCEPT
Bands, die sich irgendwo zwischen Metalcore und Post-Hardcore bewegen, gibt es viele. Umso schwieriger ist es da, aus dieser Masse hervorzustechen. VIRTUE CONCEPT gelingt dies auf eine unfassbar sympathische und effektive Art: Ausstrahlung und bayrischer Dialekt des Sängers Christian Priol kommen so gut an, dass er das Publikum zu jedem Zeitpunkt auf seiner Seite hat. Immer wieder schafft er es, die Distanz zwischen Bühne und Publikum auf ein Minimum zu schrumpfen: „Hey Partypeople, kommts an Schritt nach vorn. Das macht’s familiärer.“ Insgesamt ist den Regensburgern viel an der Interaktion mit den Fans gelegen. Als der vordere Teil, der für diese Uhrzeit stattlich angewachsenen Menschenmenge, durch die exzessiv tanzenden Violent Dancer auseinanderzudriften droht, springt Priol kurzerhand vor die Bühne, wodurch Fans zu ihm hin stürmen. Aber nicht nur Priol trägt zu einem rundum gelungenen Auftritt bei. Auch seine Bandkollegen liefern jederzeit 100 Prozent ab, weshalb nach einem sehr persönlichen Abschied, auch noch eine Zusage gespielt wird.
Setlist
The Raging Bear
Farewell
Soul Eater
Never Ending Loneliness
Moral Conduct
Tyrant
Kala Azar
Wild Wild Web
Galerie mit 14 Bildern: Swallow The Sun auf dem Summer Breeze Open Air 2016
02.15 (TS) SWALLOW THE SUN
Die Sonne ist schon lange untergegangen, als SWALLOW THE SUN um viertel nach zwei die T-Stage betreten. Trotz der späten Stunde ist das Zelt zu gut einem Drittel gefüllt und die Zuschauer haben offensichtlich den festen Willen mitgebracht, von den Finnen die letzte Erinnerung an das Tageslicht verschlucken zu lassen. Die Meister des Death Doom zelebrieren den akustischen Einzug der Nacht mit Genuss und Entschleunigung: Während die Klangwand des Intros vom Band langsam anschwillt, harren die sechs Musiker scheinbar regungslos auf der Bühne aus, um dann mit „Ten Silver Bullets“ fulminant zu starten. Die letzte Band des Festivaltages schafft es mühelos, die Mähnen der Fans noch einmal in Bewegung zu versetzen, was neben dem glasklaren Sound vor allem ihrem atmosphärischen Können geschuldet ist. SWALLOW THE SUN erheben Introvertiertheit zur Kunstform und verschwinden regelrecht hinter der schweren Präsenz ihrer Musik. Dass sich die Band dennoch amüsiert, zeigt Keyboarder Aleksi Munter, der immer wieder mit seinen Bandkollegen herumalbert und vor Schlagzeuger Juuso Raatikainen Grimassen schneidet. Der ist übrigens ein würdiger Ersatz für Kai Hahto, welcher als Dauerersatzmann zu NIGHTWISH gewechselt hat. Trotz des getragenen Sounds vergeht die Dreiviertelstunde mit SWALLOW THE SUN wie im Flug. Zum abschließenden „Swallow“ lassen die Finnen noch einmal die Weinflasche kreisen und entlassen die letzten Festivalgäste des Abends mit einem knappen, aber warmen „Thank You“ endgültig in die Nacht.
Setlist
Ten Silver Bullets
Rooms And Shadows
Hate Lead The Way
Cathedral Walls
New Moon
Silence Of The Womb
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