Suicidal Tendencies
Suicidal Tendencies und 47 Million Dollars live in Darmstadt
Konzertbericht
Die Menge ist somit optimal eingestimmt und angeschwitzt, als „Cyco Miko“ & Co. die Bühne entern und gleich mit einem ihrer großen Hits loslegen: „You Can’t Bring Me Down“ heißt der Opener, und der Funke springt mit den ersten Takten über: Viele stagediven, in der Mitte bildet sich ein Circle Pit, selbst hinten im Saal kaum Zuseher, sondern vor allem Mitmacher – von der Empore der Centralstation aus erscheint die Masse wie ein wild durcheinander wabernder Ameisenhaufen.
Obwohl Mike Muir mittlerweile einiges an Füllmasse unter seinem Shirt verbirgt und die Haarmenge unter der Bandana schon etwas Licht geworden ist, wütet er noch immer wie ein Gorilla auf Koks über die Bretter, steht keine zwei Sekunden still auf einem Platz. „War Inside My Head“ wird aus hunderten Kehlen lauthals mitgegröhlt, auch „I Saw Your Mommy“ gerät zur Sternstunde. Natürlich kann er es nicht lassen, wie üblich nachzufragen, ob Surfer hier im Raum sind, und maximal fünf Hände gehen in die Höhe. Junge, in Darmstadt gibt es nicht mal einen Fluss, wo sollen die denn surfen?
Der schwergewichtige Eric Moore zeigt nach „We Are Family“ mit einem längeren Schlagzeugsolo, bei dem er immer wieder die Stöcke zwischen den Fingern dreht, hochwirft und wieder fängt, dass er sowohl schnell und heftig als auch funkig groovend auf höchstem Niveau beherrscht. Es sind vor allem die alten Songs aus den Achtzigern, die zu Klassikern avancierten und hier den Stimmungspegel konstant oben halten, die „Art Of Rebellion“-Phase wird ganz ausgeklammert. Obwohl die Band seit fast 30 Jahren aktiv ist, ist ihr Skate-Core immer noch eigenständig und unverwechselbar, keine andere Band verbindet die Energie des Hardcore mit dem Mitteilungsbedürfnis des Rap und schnelle Gitarrensoli mit fluffigen Funk-Einlagen zu solch einem stilbildenden Soundmix. Von der Energie, die sie live vermitteln, können sich die meisten anderen immer noch Anschauungsunterricht nehmen, und erst nach zahlreichen Zugaben, darunter „Pledge Your Allegiance“, verabschieden sie ihre ausgepowerte, aber zufriedene Fan schar bis auf später mal wieder. CU soon.
Bericht: Heiko Weigelt
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