Subway To Sally
Himmelfahrt Tour 2023

Konzertbericht

Billing: Subway To Sally und Blitz Union
Konzert vom 21.10.2023 | Huxleys Neue Welt, Berlin

Die Folk-Rock-/Metal-Pioniere von SUBWAY TO SALLY sind mit ihrer neuen Platte „Himmelfahrt“ über das Jahr verteilt fleißig unterwegs gewesen. Am heutigen Abend feiern sie den großen Abschluss ihrer erfolgreichen Tour – standesgemäß findet der Abend in der (Fast-)Heimat Berlin statt. Und, wie sollte es anders sein, entschied sich die Band erneut für das schöne Huxleys im Herzen Neuköllns. Zur feierlichen Eröffnung des Abends dürfen BLITZ UNION aus Tschechien einheizen.

Baby-RAMMSTEIN in Berlin

Musikalisch könnten BLITZ UNION nicht weiter von SUBWAY TO SALLY entfernt sein, auch wenn man sich gewiss einen Teil der Szene teilt. Die vier jungen Tschechen spielen eine Mischung aus 80er-Jahre-EDM, RAMMSTEIN und (wie sie selbst auf ihrer Website angeben) der Sängerin P!NK. Das klingt wild und es dauert auch einige Zeit, bis der Funke beim hiesigen Publikum ankommt. Berliner sind ja bekannt dafür, kritisch zu sein.

BLITZ UNION bieten ihre Musik aber professionell dar. Und man merkt, dass die Band ein ausgefeiltes Konzept gefunden hat, dass sie konsequent durchzieht – auch wenn es nichts ist, das wir im Gothic und Dark Rock zuvor nicht schon gesehen oder gehört haben. Man sieht den vier Musikern an, dass sie Spaß an dem Ganzen haben. Und vielleicht erhalten BLITZ UNIO deshalb vor allem aus den vorderen Reihen zunehmend mehr Zuspruch.

Galerie mit 16 Bildern: Blitz Union - Himmelfahrt Tour 2023

„Was ihr wollt“? SUBWAY TO SALLY natürlich!

Nachdem BLITZ UNION für gute Stimmung gesorgt haben, ist es Zeit für die Stars des Abends. Pünktlich auf die Minute betreten SUBWAY TO SALLY die Bühne – und wissen routiniert, was das Publikum begehrt. Mit „Was Ihr Wollt“ von ihrem aktuellen Album „Himmelfahrt“ beginnen die sieben ihr Set und haben sofort den ganzen Saal auf ihrer Seite. Doch mit „Leinen Los“ bringen die Potsdamer alle so richtig in Fahrt.

Nachdem sie mit dem stimmungsvollen „Alles Was Das Herz Will“ ordentlich eingeheizt haben, präsentieren uns SUBWAY TO SALLY ein erstes Highlight: Mit „Eisblumen“ spielen sie DIE Hymne auf ihre Fans und die Szene insgesamt. Und natürlich ist das Publikum jetzt besonders laut: Bis zur letzten Reihe im Oberrang ertönt der Text wie aus einer Kehle.

Überraschung!

Bevor Sänger Eric Fish den Refrain ein letztes Mal anstimmt, gibt es eine kleine Überraschung für Band und Publikum, als sich die vier Jungs von BLITZ UNION oberkörperfrei auf die Bühne schleichen. Sie haben den Songtitel auf ihre Bäuche geschrieben und verharren still im Hintergrund. Während Ally und Bodenski schon schelmisch lächeln, sich aber nichts anmerken lassen, bleibt Eric noch im Ungewissen.

Zum Ende des Stücks folgt auch für ihn die große Überraschung und vor lauter Verwunderung vergisst er die letzten Zeilen von „Eisblumen“. Er nimmt das aber gelassen und klärt auf, dass es bei längeren Touren den einen oder anderen Streich gibt. Damit das Publikum in den vollen Genuss kommen kann, stimmt er den Refrain noch einmal ohne Band an. Und jetzt merken wir, wie laut die Berliner sein können.

Von weiten Meeren und fallenden Blättern

Es geht routiniert weiter. Mit „Weit Ist Das Meer“ folgt eine der schönsten Hymnen von „Himmelfahrt“, die gerade in ihrer Liveversion überzeugen kann. Das sehen die Anwesenden genauso: Sie unterstützen den Refrain mit Handbewegungen, die an ein wogendes Meer erinnern. Ein Fest für alle Sinne! „Auf Dem Hügel“ ist es ebenso schunkelig, bevor SUBWAY TO SALLY den stampfenden, gitarrenlastigen Klassiker „Böses Erwachen“ auspacken.

Danach wird es dunkel auf der Bühne und alle sieben Mitglieder verschwinden zunächst. Leichte Verwunderung macht sich breit. Kommt jetzt schon die Zugabe? Weit gefehlt. Denn die Scheinwerfer richten sich auf einen Spot mitten in der Menge: auf das Mischpult.

Dort haben SUBWAY TO SALLY eine B-Stage aufbauen lassen, auf der Violinistin Ally the Fiddle auftaucht. Umringt von allen Zuschauern stimmt sie „Autumn“ an. Eine betörende Melodie, passend für die Jahreszeit. Plötzlich ist es ganz still im Saal. Alle lauschen gebannt, wie sich Ally immer weiter in ihr Solo hineinsteigert. Magie können die Potsdamer.

Galerie mit 24 Bildern: Subway To Sally - Himmelfahrt Tour 2023

Sprechende Götter und falsche Heilande

Nach dem Magischen folgt das Sakrale. Denn während Ally durch das Publikum zur Bühne schleicht, stehen plötzlich Eric, Bodenski und Simon in schwarze Mönchskutten gehüllt um ein Mikrofon und singen den betörenden Choral „Sanctus“ von der 1997er-„Bannkreis„. Damit läuten sie den Übergang zum zeitkritischen „Gott Spricht“ ein. Nach so einem niederdrückenden Thema sollte laut Eric eigentlich eine fröhlichere Geschichte folgen.

Stattdessen stimmen SUBWAY TO SALLY die Klassiker „Grausame Schwester“ und „Henkersbraut“ an, auf die schon viele gewartet haben. Bodenski richtet sich an das Publikum und meint, dass das kommende Stück zwar schon einige Jahre auf dem Buckel hat, aber sehr aktuell sei. Er fordert die Fans auf, beim Refrain mit den Händen zu winken. Jedoch nicht, um die Band zu verabschieden, sondern um den falschen Heiland in die Wüste zu schicken. Das Publikum folgt dem Aufruf.

Ein erster Abschied mit Pfeffer

Nach dem beschaulichen „Das Rätsel II“ nimmt ein ohnehin schon feuriges Konzert richtig an Fahrt auf. Denn nach einer Aufforderung von Eric Fish bildet sich bei „Ihr Kriegt Uns Nie“ ein erster Circlepit. Und der kann sich wirklich sehen lassen – es wirkt fast so, als hätte der halbe Saal nur darauf gewartet. Von allen Seiten strömen Fans heran, um gemeinsam zu rennen. SUBWAY TO SALLY und Fans haben Blut geleckt und so folgt prompt das fast schon punkige „Besser Du Rennst“.

Zum Abschluss des schweißtreibenden Abends muss die Band natürlich ihren Megahit „Kleid Aus Rosen“ spielen – heute in der 2015er-Version mit deutlich mehr Gitarrenarbeit. Statt Circlepit bildet sich hier eine Wall of Death, die in einem nicht enden wollenden Moshpit mündet. Das sieht man bei einem Folk-Metal-Konzert auch selten.

Danach ringt manch einer in der warmen Halle sichtlich nach Luft und Abkühlung. Doch der Abend ist noch lange nicht vorbei: SUBWAY TO SALLY verabschieden sich erneut von der Bühne und die ersten „Julia Und Die Räuber“-Rufe werden laut.

Inseltänze

Ein weiteres Mal richtet sich der Scheinwerfer auf die B-Stage, wo nun Gitarrist Ingo Hampf und Sänger Eric stehen. Nach einem kleinen Gitarrensolo steigt Ingo direkt in jene Ballade ein, die eingefleischte Fans aus dem Effeff können. Wenn 1.000 Menschen gleichzeitig „Maria“ anstimmen, ist Gänsehaut natürlich vorprogrammiert.

Man merkt förmlich, wie danach alle kurz in sich gehen. Eric und Ingo nutzen die Ruhephase, um zur Bühne zu hechten. Kaum sind die beiden angekommen, startet (und ohne dem armen Eric eine Verschnaufpause zu gönnen) das mitreißende „Island“ von ihrem Album „Hey!“. Als SUBWAY TO SALLY mitten im Song wollen, dass die Fans das von der Fußballweltmeisterschaft 2018 bekannte „HU“ der isländischen Nationalmannschaft anstimmen, gelingt das nicht sofort.

Es ist an der Zeit, die Zuschauer bis sieben zählen zu lassen. Das funktioniert beim „Nord Nord Ost“-Klassiker „Sieben“ sehr gut. Doch SUBWAY TO SALLY wissen, dass die Leute nicht nur zur Animation hier sind. Die Menge möchte ausgelassen tanzen. Und so folgen „Tanz Auf Dem Vulkan“ und der „Veitstanz“ direkt hintereinander. Wir blicken in schweißgebadete, aber zufriedene Gesichter. Und auch die Bandmitglieder können nur glücklich grinsen, während sie sich vom Publikum verabschieden.

Obwohl viele außer Atem sind, schallt es erneut lautstark „Julia Und Die Räuber“ – bis Eric Fish mit Irish Pipe auf der B-Stage erscheint. Jeder weiß, dass endlich das finale Highlight bevorsteht. Eric stimmt das Intro an und die Menge grölt die Zeilen „Blut, Blut, Räuber saufen Blut“ ohrenbetäubend.

Kurz darauf stimmt die Band auf der Hauptbühne ein, während Eric erneut zurücksprinten muss. Immer wieder wird die Textzeile des kurzen Songs wiederholt – sowohl SUBWAY TO SALLY als auch die Fans geben ein letztes Mal alles. Doch auch dieser Abend ist irgendwann vorbei: Nach zwei Stunden und 24 gespielten Songs geht nicht nur das Konzert, sondern auch eine monatelange Tour zu Ende.

Lange müssen die Fans aber nicht auf weitere Live-Erlebnisse warten, denn schon im Dezember kehren SUBWAY TO SALLY mit ihrer „Eisheiligen Nacht 2023“ zurück. Mit dabei sind in diesem Jahr MANNTRA, LETZTE INSTANZ und FIDDLER’S GREEN. Alle Tourdaten findet ihr hier.

01.11.2023

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